Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 12.05.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Der Wohnortwechsel von Steinweiler nach Wörth hat den Weg zu unserer „Lieblingsstubb“ in Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) doch um einiges verlängert und dadurch die kulinarischen „Heimspiele“ bei der sympathischen Familie Wendel deutlich weniger werden lassen.
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich im Ortskern von Kapellen auch ausgezeichnet nächtigen lässt, weiß man selbst im schönen Bergischen Land zu schätzen.
Kurz vor dem 35-jährigen Betriebsjubiläum kreuzte ich an einem angenehm warmen Sonntagabend Mitte Mai nach getaner Kletterei an den Schafsfelsen bei Erfweiler ganz spontan dort auf und wurde von Manuela Wendel, der Mutter des Küchenchefs, mal wieder wie ein guter Freund der Familie empfangen.
Stolz berichtete mir die Servicechefin von den Planungen, denn am 28. und 29. Juni sollte der 35.Hopfestubb-Geburtstag gebührend gefeiert werden. Das besondere Geburtstagsmenü hatte Marc Wendel an meinem Besuchsabend schon im Kopf, wie er mir später beim lockeren Plausch augenzwinkernd verriet.
Ein paar Wochen später wurde dann u.a. mit in Aperol gebeiztem Lachs, hausgemachten Pfifferlingsravioli und rosa gebratenem Rinderfilet das Jubiläum in Form eines 5-Gang-Menüs zelebriert. Ach wäre ich da gerne dabei gewesen. Na vielleicht klappt’s ja zum Vierzigsten…
Zurück zu meiner Soloeinkehr im Wonnemonat Mai. Man wies mir einen Platz im hinteren Gastraum, den man passiert, wenn man zur lauschigen Terrasse gelangen möchte, zu. Dieses mit bequemen Polsterstühlen und wertigem Holzmobiliar ausgestattete, sonnendurchflutete „Nebenzimmer“ füllte sich nach meiner Ankunft recht schnell.
Mit einem Pärchen aus dem Badischen kam ich schnell ins Gespräch. Es waren – wie sich schnell herausstellen sollte – langjährige Stammgäste, die es sich bei Familie Wendel regelmäßig schmecken lassen, wenn sie in der Nähe oder auf Durchreise sind. Natürlich war auch der Fußball ein Thema, hatte doch der KSC an jenem Sonntag zu Hause gegen Hannover 96 verloren. Mein Trost für den Herren vom Nachbartisch hielt sich jedoch in Grenzen.
Ein Aufsteller auf dem Tisch lockte mit kühlen Aperos für warme Tage. Gerne hätte ich mir die ein oder andere „Jubiläums-Schorle“ – eine mit Bitter Lemon, Limette und Eiswürfel aufgefrischte Weißweinschorle – gegönnt, was jedoch zu Lasten meiner Fahrtauglichkeit gegangen wäre. Dann halt eben einen alkoholfreien Traubenbitzler (4 Euro) mit geeisten Weintrauben wie ihn meine Frau hier gerne zu trinken pflegt. Ein kleines Mineralwasser (Bellaris Classic, 0,25l für 2,80 Euro) gesellte sich prickelnd dazu.
Aus der überschaubaren Auswahl saisonaler Empfehlungen lachte mich das Spargelsüppchen (6,80 Euro) am meisten an. Es sollte die Erste ihrer Art in diesem Jahr für mich werden und natürlich durfte auf die Stangenterrine noch ein ordentlicher Hauptgang folgen. Nur wegen einem Süppchen besuche ich doch kein Speiselokal („Geh‘ mer fort!“ würde man wohl im Saarland sagen…).
Schließlich befand ich mich in der heimischen Pfalz, wo handfeste Hausmannsköstlichkeiten auf den Tellern keine Seltenheit sind. Ach ja, und satt werden wollte ich natürlich auch. Also warum nicht mal wieder die Schweinemedaillons an pikanter Pfeffersauce mit selbstgemachten Spätzle und gemischtem Beilagensalat (19,80 Euro) probieren?
Klar, wären auch ein wunschgerecht gebratenes, 250 Gramm schweres Rumpsteak oder die legendären Saumagen-Ravioli an Regentjus eine Option gewesen, aber irgendwie stand mir an diesem Sonntagabend der Sinn nach einer besserbürgerlichen, unter feiner Sauce schlummernden „Schweinerei“ samt schwäbischer Teigwarenbeilage wie ich sie früher bei meiner Mutter nur allzu gerne genoss. Auch die Chance auf den dazu servierten, immer sehr schmackhaft angemachten Beilagensalat wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Noch bevor mir die Suppe vom Königsgemüse kulinarische Frühlingsgefühle entlocken sollte, begrüßte mich der Küchenchef mit einer Nocke hervorragend abgeschmecktem Hummus, zu dem ich mir sogar das hausgebackene Olivenbrot – wer mich kennt, weiß, wie sehr ich diese Steinfrucht normalerweise meide – gefallen ließ. Die Küche grüßte diesmal orientalisch
Ich habe die orientalische Kichererbsenpaste selten so stimmig gewürzt vorgesetzt bekommen. Nicht übertrieben „kreuzkümmelig“, aber doch mit wahrnehmbarer Cumin-Note und der richtigen Menge an Knoblauch und Zitronensaft ausgestattet, war das ein fein ausbalancierter Aufstrich nach Maß. Davon hätte ich locker noch eine Nocke verputzen können, aber es sollte ja noch einiges folgen.
Die leicht aufgeschäumte Suppe kam mit weißer und grüner Spargeleinlage - nicht zu heiß (!) - in die Tasse, was an einem ohnehin schon warmen Abend im Mai absolut kein Fehler war. Knackige Suppeneinlage in weiß und grün
Die Spargelschnipsel waren tadellos auf Biss gegart und in ausreichender Menge vorhanden. Aber auch das flüssige Weiß überzeugte am Gaumen. Fachmännisch abgeschmeckt und keinesfalls „totgesahnt“ war dies ein gelungenes Beispiel für saisonale „Suppkultur“ mit Anspruch. Kurz gesagt: die Stangen der Erde – veredelt am Herde! Das leicht aufgeschäumte Spargelglück
Aber diese Qualität bin ich von Suppenmeister Wendel ja gewohnt. Ob kalte, andalusische Gazpacho im Sommer, getrüffelte Schwarzwurzelsuppe in der kalten Jahreszeit oder pikante Currysuppe am mehrmals im Jahr stattfindenden Genussausflug nach Thailand, der Mann am Herd weiß genau, wie er die Liebhaber aromatischer Löffelspeisen glücklich und zufrieden in Richtung Hauptgang schickt. Auch bei meiner Spargelsuppe gelang ihm dies - mal wieder - auf eindrucksvolle Art und Weise.
Mein mit köstlichem Essig-Öl-Dressing angemachter Beilagensalat folgte zeitnah und geizte nicht mit frischem Blattwerk. Tadelloser Beilagensalat
Immer wieder beeindruckend, wie eine gut austarierte, feinsäuerliche Salatsoße die ansonsten doch recht faden Blätter geschmacklich auf Kurs bringen kann. Aber auch der hausgemachte Karottensalat war ein kleingeraspeltes Vergnügen der knackigen Art.
Der erste Hunger war gerade ein wenig gezähmt, da folgten nach einer kleinen Verschnaufpause die mit reichlich Rahmsoße nappierten Medaillons vom Schweinefilet. Saftige Schweinemedaillons mit reichlich Beiguss
Außen knusprig gebraten und innen noch herrlich saftig. Da hatte ich aber mal so richtig Schwein gehabt! Auch die Spätzle gerieten so fluffig wie bei Muttern. Sie glänzten leicht gebuttert aus einem separat gelieferten Schälchen und erfüllten spätestens beim ersten Saucenkontakt ihre Beilagenfunktion „summa cum laude“. Spätzle wie bei Muttern
Wie viel Mühe und Arbeit in dieser einfachen Rahmsauce steckte, verriet bereits der erste, mit ihr benetzte Schweinehappen.
Da wurde gewiss kein Helferlein in Pulverform verwendet. Marc Wendel zieht seine Saucen aus ehrlich angesetzter Jus. Ein Aufwand, den man schmeckt. Und den ich mit Hilfe meiner Spätzle durchaus zu würdigen versuchte. Kein Tröpfchen dieser vollmundig-sämigen Genusstunke sollte auf dem Teller zurückbleiben.
Leider musste ich danach schweren Herzens auf einen süßen Abschluss – die Sorbets von Marc Wendel gehören hier normalerweise zum Pflichtprogramm! – verzichten. Die fortgeschrittene Sättigung ließ im Grunde keine weitere Nahrungsaufnahme mehr zu.
Doch da hatte ich die Rechnung ohne die freundliche Wirtin gemacht. Manuela Wendel nahm sich gerne etwas Zeit, um mit ihrem nur noch selten erscheinenden Stammgast ein wenig zu plaudern. Und wenn der Pfälzer gemütlich sitzt und es ihm gut gefällt, vergisst er gerne auch mal die Zeit. Oder wie in meinem Falle, das Vorhaben, nicht allzu spät aufzubrechen.
Irgendwann war ich dann der letzte Gast im Hause. Da gesellte sich dann auch der sympathische Küchenchef dazu und bestand darauf, dass ich unbedingt sein Schokoladensorbet probieren müsse. Schoko-Dessert (Schoko-Sorbet und weiße Schokomousse)
Was tut man nicht alles in bester Gesellschaft? Dass dann aber neben dem zarten Schoko-Eis-Traum (in dunkel) noch eine genauso große Nocke Schokomousse (in weiß) auf der rechteckigen Keramik gelandet war, machte die ungeplante Nachtischportion zu einer echten Aufgabe. Aber bei einem Dessert dieser Güteklasse „quält“ man sich doch gerne.
Meine Frau kam – keinesfalls überraschend – bei der Betrachtung der Fotos zu diesem Bericht auf die durchaus nachvollziehbare Idee, in nicht allzu ferner Zukunft der Hopfestubb endlich mal wieder einen Besuch abzustatten. Auch sie ist ein großer Fan der Wendel’schen Küche und zählt diese liebenswerte Einkehradresse seit Jahren zu ihren Favoriten. Wäre schön, wenn wir es in diesem Jahr noch hinkriegen würden.
Der Familie Wendel wünsche ich für die Zukunft alles Gute und hoffe auf noch viele weitere Jahre. Wer seit so langer Zeit die berühmte Pfälzer Gastlichkeit auf solch ehrlich sympathische Art und Weise praktiziert und dabei dem eigenen, hohen Qualitätsanspruch über Jahre hinweg gerecht wird, der weiß eben, wie man seine Gäste glücklich macht. Und dazu braucht es kein Chi-Chi und auch keine teuren Produkte auf dem Teller. Bleibt euch treu, ihr Wendels! Ihr macht das genau richtig.
Der Wohnortwechsel von Steinweiler nach Wörth hat den Weg zu unserer „Lieblingsstubb“ in Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) doch um einiges verlängert und dadurch die kulinarischen „Heimspiele“ bei der sympathischen Familie Wendel deutlich weniger werden lassen.
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich... mehr lesen
4.5 stars -
"Seit nunmehr 35 Jahren ein Garant für Pfälzer Gast- und Herzlichkeit" marcO74Der Wohnortwechsel von Steinweiler nach Wörth hat den Weg zu unserer „Lieblingsstubb“ in Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) doch um einiges verlängert und dadurch die kulinarischen „Heimspiele“ bei der sympathischen Familie Wendel deutlich weniger werden lassen.
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich
Geschrieben am 02.11.2024 2024-11-02| Aktualisiert am
02.11.2024
Besucht am 10.05.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Ach wie summt es doch am Rhein so schön! Daran dachte ich Mitte Mai, als ich abends aufs Fahrrad stieg und den rechtrheinischen Radweg vorbei am Hofgut Maxau und dem Rheinhafen Dampfkraftwerk bis nach Daxlanden, dem mit viel Altrheinanteil gesegneten, südwestlich an den Stadtteil Mühlburg angrenzenden Außenbezirk von Karlsruhe, radelte, nicht im Geringsten.
Die Regenfälle im April und die warme Witterung hatten für diese recht frühe Mückenplage im Jahr gesorgt, was in unmittelbarer (Alt-)Rheinnähe besonders unangenehm war. Auf dem Rad war das kein großes Problem. Aber wehe, wenn man kurz anhielt…
Das ehemalige Fischerdorf Daxlanden, das bereits im Jahr 1260 urkundlich erwähnt und im Jahr 1910 zur Stadt Karlsruhe eingemeindet wurde, hat für die Einwohner der Fächerstadt eine wichtige Naherholungsfunktion.
Diverse Kleingartenvereine, das beliebte Rheinstrandbad und ein ausgedehntes Wander- und Radwegenetz rund um das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört und im Landschaftsschutzgebiet Fritschlach unterstreichen seine Bedeutung für Erholungssuchende.
Dass hier auch die ein oder andere gastronomische Einrichtung beheimatet ist, macht Karlsruhes grünen Südwesten für einkehrfreudige Ausflügler, Spaziergänger und Radfahrer gleichermaßen attraktiv.
Mit dem griechischen Lokal „An den Saumseen“, dem urigen Ausflugsrestaurant „Appenmühle“, dem gutbürgerlichen Wirtshaus im Jagdgrund und nicht zu vergessen der bei Fleischessern hoch geschätzten Dammwegklause ist man hier in Sachen deftiger Hausmannskost mit Sättigungsgarantie gut aufgestellt.
Aber auch Freunde bodenständiger Pizza- und Pastagerichte werden in dieser Gegend fündig. In der Osteria Carlin Contrario, die ich unbedingt mal besuchen möchte, gibt es sogar ausgefallenere italienische Spezialitäten zu entdecken.
Mich verschlug es an jenem warmen Freitagabend erstmalig in die von Renato Cusin geführte Casa Rustica. Ihr Standort direkt am Radweg neben der Hermann-Schneider-Allee animierte mich zu diesem spontanen Stopp. Auch von außen machte das Ristorante jedenfalls einen einladenden Eindruck. Renatos Casa wirkte von außen zwar wenig rustikal, aber dennoch einladend
Wo frische Seezunge und Seeteufel von der Empfehlungstafel grüßen, wird wohl auch Pizza und Pasta gelingen, so mein Gedanke beim Betreten des im Inneren gepflegt wirkenden Lokals. Die meisten Gäste saßen draußen und kämpften mit Autan & Co. gegen die Stechmücken. Mir war das zu nervig und ich bat um einen Platz im hell beleuchteten Gastraum.
Dort summten zwar auch einige der kleinen Blutsauger um mich herum, bezahlten dafür aber meist mit ihrem Leben. Ich schaute auf diverse Fotos aus der Heimat der Betreiber, die die Wände zierten. Der Gastraum wirkte auf liebevolle Art kitschig. Der heimatverbundene Gastraum
Ein überdimensioniertes Wandbild von der Rialtobrücke (Venedig) lasse ich mir ja noch gefallen. Aber ob eine Fototapete in Maueroptik das Interieur behaglicher macht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zumal das Mobiliar eher funktional-bistronomischen Charakter hatte und dadurch die Gemütlichkeit schon rein optisch massiv eingeschränkt wurde. Auch die zu helle Beleuchtung ließ jegliche Assoziationen zu einem rot-weiß-karierten Pizza-und-Pasta-Idyll im „Bahnhofslicht“ ersticken.
Gut, ich wollte hier ja auch keine Wurzeln schlagen, sondern mich in erster Linie für den Rückweg nach Wörth auf dem Fahrrad stärken. Die Jungs vom Service versorgten mich zeitnah mit der Speisenliteratur. Auch das frisch gezapfte, naturtrübe Kräusen-Bier von der heimischen Hoepfner-Brauerei (4,50 Euro) ließ nicht lange auf sich warten. Der schwer erradelte Durst wurde schnell und süffig gelöscht. Ein frisch gezapftes Kräusen von Hoepfner kann eine Wohltat sein...
Manch einem dient bereits ein Tomatensalat mit Zwiebeln und Parmesan als Gradmesser um die Qualität eines italienischen Speiselokals zu erfassen und wortgewaltig zu beschreiben. Mein kulinarischer Indikator entstammt demselben, roten Nachtschattengewächs, nur eben in flüssiger und deutlich wärmerer Form. Die Rede ist von einer frisch pürierten (Idealfall!) Tomatensuppe (5,90 Euro), die hier mit ein paar Buttercroutons on Top serviert wurde. Tomatensuppe mit viel Geschmack!
Jene war hervorragend abgeschmeckt (Gin?), leicht sämig und – auch dank ihrer knusprigen, in Butter gebratenen Weißbrotwürfel – ein rundum schmackiges, auch texturell gelungenes Terrinenerlebnis der fruchtig-reifen Art. Ohne zu Übertreiben, war das sicherlich mit das beste Tomatensüppchen, das ich in den letzten Jahren auslöffeln durfte.
Schöne Säure, zupackend am Gaumen, mit genau der richtigen Dosis an Würze ausgestattet. Ich sparte nicht mit Lob, was der umsichtig agierenden Servicemannschaft um den routinierten Padrone Renato sichtlich gefiel.
Aus einer Reihe verlockend klingender Fisch- und Meeresfrüchte-Empfehlungen wählte ich die Spaghetti „Vongole“ (19,90 Euro), die auch einen kleinen Beilagensalat beinhalteten. Diesen schickte die Küche zeitgleich mit der Tomatensuppe, um die ich mich zuerst kümmerte.
Der Beilagensalat bestand aus frischem Blattwerk, zu dem sich noch Cocktailtomaten (Sommer-Edition!), Gurken (braucht keiner!) und Ringe von der roten Zwiebel (overhyped!) gesellten. Das etwas zu dick aufgetragene Dressing auf Mayo-Basis erschlug dann sämtliche Zutaten in cremig-saurer Manier. Beilagensalat mit zu mächtigem Dressing
Mir schien, dass ich den Kalorienausgleich noch vor dem Hauptgang vollzogen hatte.
Auf diesen freute ich mich trotzdem. Da ließ ich mir vom übersoßten Grünzeug nicht die Laune verderben. Warum auch? Bald duftete mir ein üppig portionierter, von geöffneten Venusmuscheln durchsetzter Nudelteller entgegen. Spaghetti "Vongole" mit ordentlich Knobi
Mit Knoblauch hatte man nicht gespart, was dem auf fruchtiger Tomatenbasis geköchelten Sugo richtig guttat. So mag ich Pasta mit Venusmuscheln am liebsten
Die Verwendung von Stangensellerie verlieh der mit einem Schuss Weißwein veredelten Muschelsauce zusätzlichen Schmackes. Dass dabei die Pasta noch leicht bissfest auf dem Teller landete, zeugte ebenfalls von tadellosem Küchenhandwerk. Pfeffer- und Salzstreuer konnten geflissentlich ignoriert werden. Für diesen Teller brauchte es kein zusätzliches Nachwürzen, um glücklich die Spaghetti auf die Gabel zu drehen. Tolle Meerespasta!
Wenn ich ein italienisches Ristorante, das sich gerne auch Pizzeria „schimpfen“ darf, besuche, dann möchte ich mich gar nicht auf geschmackliche Experimente einlassen, sondern auf Altbewährtes zurückgreifen. Meistens sind ja auch meine beiden Mädels mit an Bord und die sehen das ganz genauso (mal schauen wie lange noch…). Deshalb schlagen wir auch in den allermeisten Fällen bei unseren Lieblingsadressen in Kandel, Wörth und Impflingen auf.
Dort lässt sich gewohnt leckere Italo-Kost in anständiger Qualität bei freundlichen Gastgebern genießen und das ist mir mittlerweile einfach deutlich lieber als jegliche kulinarische Abwechslung „auf Teufel komm raus“. Die kriege ich ja im besternten Gourmetlokal in Baden, Elsass oder der Pfalz – falls mir oder einem meiner Gaumenbuddies mal der Sinn danach steht – zur Genüge.
Solche sympathischen Einkehradressen wie die Casa Rustica von Renato Cusin, in denen man als Neuling genauso herzlich empfangen und professionell umwirtet wird, als würde man seit Jahren zur Stammklientel zählen, sind mir allemal eine Empfehlung wert. Wenn dann auch noch die Preise zu den handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachten Speisen passen, wird es sicher nicht bei einer einmaligen Einkehr bleiben.
Komisch, seit ich in Wörth wohne, wird mir die rechtsrheinische Nachbarstadt mit dem ungeliebten Zweitligaverein zumindest aus kulinarischer Sicht immer sympathischer. Und da gibt es gerade in Daxlanden noch so einiges zu entdecken…
Ach wie summt es doch am Rhein so schön! Daran dachte ich Mitte Mai, als ich abends aufs Fahrrad stieg und den rechtrheinischen Radweg vorbei am Hofgut Maxau und dem Rheinhafen Dampfkraftwerk bis nach Daxlanden, dem mit viel Altrheinanteil gesegneten, südwestlich an den Stadtteil Mühlburg angrenzenden Außenbezirk von Karlsruhe, radelte, nicht im Geringsten.
Die Regenfälle im April und die warme Witterung hatten für diese recht frühe Mückenplage im Jahr gesorgt, was in unmittelbarer (Alt-)Rheinnähe besonders unangenehm war. Auf dem Rad... mehr lesen
Casa Rustika
Casa Rustika€-€€€Restaurant0721575429Hermann-Schneider-Allee 3, 76189 Karlsruhe
4.0 stars -
"In Renatos gar nicht mal so rustikaler Casa regiert die alte italienische Kochschule – gut so!" marcO74Ach wie summt es doch am Rhein so schön! Daran dachte ich Mitte Mai, als ich abends aufs Fahrrad stieg und den rechtrheinischen Radweg vorbei am Hofgut Maxau und dem Rheinhafen Dampfkraftwerk bis nach Daxlanden, dem mit viel Altrheinanteil gesegneten, südwestlich an den Stadtteil Mühlburg angrenzenden Außenbezirk von Karlsruhe, radelte, nicht im Geringsten.
Die Regenfälle im April und die warme Witterung hatten für diese recht frühe Mückenplage im Jahr gesorgt, was in unmittelbarer (Alt-)Rheinnähe besonders unangenehm war. Auf dem Rad
Geschrieben am 29.10.2024 2024-10-29| Aktualisiert am
29.10.2024
Besucht am 03.05.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 106 EUR
Es ist Anfang Mai und endlich wieder angenehm warm. Ich besaß noch eine alte GG-Gutscheinkarte – ja es gibt sie wirklich – vom Noche Mediterranea, das früher im nun schon seit längerer Zeit leerstehenden Binshof-Hotel (& Spa) nordöstlich von Speyer beheimatet war.
Ein kurzer Anruf genügte und Inhaberin Nicole Weigold versicherte mir, dass dieser auch an ihrem neuen Standort, dem nostalgischen Gasthaus Zum Halbmond, Gültigkeit besäße. Das altehrwürdige Gasthaus Zum Halbmond (Außenansicht)
Und so machte ich mich zusammen mit einem Kollegen von der Wörther Gaumen-Gang auf, um mit den „Öffentlichen“ in die Domstadt zu gelangen.
Unser aus Klima- und Führerscheinschutzgründen durchaus berechtigtes Verkehrsvorhaben wurde jedoch wegen Verspätung und Zugausfall am Wörther Bahnhof jäh beendet noch bevor es so richtig begonnen hatte. Also doch im Wagen des Volkes nach Speyer, dem Ort, an dem große Kaiser und Kanzler begraben liegen. Und an dem sich auch so mancher Oberprimat bzw. -primaner seine humanistische Bildung ergaunert haben soll…
Das altehrwürdige Fachwerkhaus aus dem Jahr 1702, in dem einem seit Anfang März dieses Jahres das Speisenangebot ziemlich spanisch vorkommt, befindet sich in der Nikolausgasse und damit in unmittelbarer Nähe zum prächtigen Kaiserdom. Spanische Küche würde man hier nicht vermuten...
Wir hatten Glück, dass wir einen der wenigen freien Parkplätze am vorgelagerten Edith-Stein-Platz ergattern konnten.
Im Noche Mediterranea war mächtig viel los und ohne Reservierung hätten wir an diesem sonnigen Freitagabend sicherlich unverrichteter Dinge weiterziehen müssen. So aber wies uns der spanische Oberkellner einen Tisch in der Ecke des vorderen Gastraumes zu. Ein guter Platz, saßen wir doch nicht ganz so mittendrin im Getümmel.
Die Speisenkarten wurden uns umgehend gereicht. Wir informierten Juan, unseren Servicematador, der auch locker Carlos hätte heißen können, dass wir im Besitz dreier GG-Gutscheine à 25 Euro wären. Dieser versicherte sich bei seiner Chefin, ob die ausgedruckten Zettel denn wirklich gegen Ess- und Trinkbares eingetauscht werden könnten. Sie taten es.
Und wir taten es auch, nämlich den Abend mit einem gut gekühlten Bier eröffnen. Mein Kollege gönnte sich zum Einstieg ein Heidelberger Helles (0,5l für 4,90 Euro), während ich das Estrella de Galicia aus der Flasche (0,33l für 3,90 Euro) bevorzugte.
Wenn schon Tapas, dann doch bitte mit authentischer Flüssigware zum Eingrooven, so mein auf Ganzheitlichkeit ausgerichteter kulinarischer Ansatz für diese Einkehr. Bezüglich unseres Gerstensaftkonsums sei an dieser Stelle erwähnt, dass es nicht die einzigen Biere des Abends bleiben sollten.
Dann orderten wir munter drauflos. Aus dem reichhaltigen Tapas-Angebot wählten wir altbekannte Klassiker aus dem Topf, dem Grill oder der Fritteuse. Albondigas (Hackfleischbällchen in Tomatensauce, 9 Euro) gehen ja bekanntlich immer. Und Bacalao (Kabeljau, 9 Euro) vom Grill hat auch noch keinem so wirklich geschadet.
Auch die kleinen, über offenem Feuer gebrutzelten Tintenfische (Chipirones, 9 Euro) wurden in den auf Vielfalt bedachten Bestellkanon mitaufgenommen. Genau wie die Gambas à la plancha (12 Euro), auf die wir nicht verzichten wollten/konnten.
Klar, mussten es auch noch ein paar Stockfischkroketten (8 Euro) sein. Genau wie sie gehörten auch die panierten Calamares à la Romana (9 Euro) zum Pflichtprogramm für den mediterran angehauchten Redundanzesser. Wer will schon frittatenlos zusehen, wenn am Nachbartisch vorsätzlicher Meeresfrüchtemissbrauch betrieben wird.
Ach so ja, die Frittierkartoffeln mit zerstörten Spiegeleiern (Huevos Rotos con Patatas, 7 Euro) wurden angeblich auch von uns beiden bestellt. Genau wie die knusprigen Lagrimas de Pollo (panierte Hähnchenbruststreifen, 9 Euro), die nun wahrlich nicht auf dieser Speyerer „Tapa-Ware-Party“ fehlen durften.
Da ja 75 Euro freundlicherweise von Gastroguide übernommen wurden, schöpften wir bei den spanischen Vorspeisenportionen kräftig aus dem Vollen. Das war auch ratsam, denn die einzelnen Appetithäppchen machten ihrem Namen alle Ehre und waren demzufolge recht übersichtlich portioniert. Mit ca. vier Tapas pro Person sollte man im Noche Mediterranea schon kalkulieren, um danach nicht hungrig den nächsten Dönergrill anzusteuern.
Das kostet in der Summe dann doch deutlich mehr als ein zweigängiges, aus Vor- und Hauptspeise bestehendes Essen im gutbürgerlichen Lokal um die Ecke, bietet aber auch eine wesentlich größere Vielfalt auf den Tellern bzw. in den Schälchen. Dennoch kann ich hier nicht von einem guten Preis-Genuss-Verhältnis sprechen. Dafür waren die Spanien-Schmankerl dann doch zu knapp bemessen für die aufgerufenen Preise.
Bevor ich mich über die einzelnen Leckerbissen spanischer Provenienz auslasse noch ein paar Worte zu den Räumlichkeiten. Diese machten auf uns einen sehr gepflegten Eindruck. Warum manche Tische mit weißem Leinen überzogen waren und bei anderen auf hüllenlose, blanke Holzoptik gesetzt wurde, erschloss sich mir nicht.
Ich gehe davon aus, dass man das einfache, aber durchaus wertige Bistromobiliar vom Vorbesitzer bzw. -pächter übernommen hat. Außer dem Essen, deutete nämlich nichts im Gastraum auf die hier servierten spanischen Kleinigkeiten hin. Einen hübsch gekachelten Barbereich mit kalten Preziosen hinter Glas suchten wir vergeblich. Echtes Taperia-Feeling konnte da kaum aufkommen. Eine Taperia stelle ich mir innen drin anders vor...
Zum adrett wirkenden Interieur – gefliester Terrakottaboden, strahlend weiße Wände – hätte wohl eher gutbürgerliche Regionalkost in Form von Pfälzer Saumagen auf Weinsauerkraut gepasst. Gutbürgerliche Gasthaus-Atmosphäre
Aber egal, auch ohne mediterranes Flair um uns herum verwandelte sich die aus hellem Holz gezimmerte Tischplatte schon bald in eine pittoreske Landschaft herzhafter Kleinspeisen wie man sie mittlerweile nicht nur im Südwesten Europas zu schätzen weiß.
Vorweg grüßte uns die Küche mit einem gut abgeschmeckten Paprikadip und ein paar Scheiben Weißbrot. Paprika-Dip und Brot vorweg
Die einfache Aufbackware ließ sich mit Hilfe der schmackigen Crème deutlich aufwerten. Da hatte ich mir schon deutlich schlechtere Aufstriche auf die Stulle geschmiert.
Die knusprig frittierten Hühnerstreifen eröffneten nach etwas längerer Wartezeit – kein Wunder bei der hohen Auslastung des Lokals – den bunten Tapas-Reigen. Lagrimas de Pollo - Hühnertränen aus der Fritteuse
Zusammen mit ein paar Spritzern Zitrone waren die krossen Panierfinger vom Huhn durchaus essbar. Wobei bei diesem Snack aus der Fritteuse die rösche Textur dem kaum wahrnehmbaren Fleischgeschmack deutlich den Rang ablief. Chicken Nuggets auf spanische Art
Mit den in Tomatensauce schwimmenden Albondigas wurden dann ein paar kulinarische Kindheitserinnerungen auf süffige Art und Weise zum Leben erweckt. Hackbällchen in Tomatensauce
Die Hackbällchen hatten – wie in Spanien so üblich – eine ganz feine Zimtnote, die sich wiederum mit dem würzigen Tomatensugo gut vertrug. Kein Wunder also, dass die vier kleinen Ibero-Bulletten so schnell verputzt waren.
Von den gerade mal fünf frisch dem Grill entnommenen Garnelen gewöhnlicher Sortierung war ich dann aber doch etwas enttäuscht. Garnelen vom Grill
Für den Preis von 12 Euronen hätte ich da entweder etwas größere Exemplare oder ein paar mehr auf dem Teller erwartet. Geschmacklich ließen sie zwar keine Wünsche offen, aber dieses mickrige Schalentierensemble stimmte einen fast schon melancholisch.
Nur mit etwas Salz und Pfeffer gewürzt sowie mit ein paar Tropfen Zitrone aufgefrischt, war das ein recht puristisches (und auch sehr kurzes) Meeresfrüchtevergnügen, bei dem das süßlich-jodige Krustentieraroma nach seiner Befreiung aus dem Panzer zwar voll zur Geltung kam, aber leider auch viel zu schnell wieder vorbei war.
Zeitgleich wurden die Stockfischkroketten Niedliche Stockfischkroketten
und der gegrillte Kabeljau „angespült“. Bacalao der saftigen Art
Beides absolut würdige Vertreter ihrer Art. Das Fischfilet lag keineswegs totgebraten, sondern noch schön saftig auf der dunklen Keramik, auf der es sich auch ein mit gutem Essig angemachtes, gemischtes Salatbouquet bequem gemacht hatte. Bei diesem Gericht kamen mir die aufgerufenen 9 Euro ausnahmsweise wie ein echter Schnapper vor.
Merke: auch bei der Tapas-Verkostung wird gerne mit gemischten Kalkulationen operiert, wenn auch wie hier am oberen Limit. Nach den spärlichen, aber soliden Fischkroketten wurden uns vier in Tuben und Füßchen zerteilte Kleinkalmare serviert. Chipirones à la plancha
Die handwerklich top gegrillten Kopffüßer dufteten herrlich nach Kräutern und waren von angenehm weicher Konsistenz. Auch bei ihnen sorgte ein wenig Zitronensaft für eine noch intensivere Meeresbrise am Gaumen.
Von diesen frischen Squids hätte ich mir noch den ein oder anderen Burschen einverleiben können, zumal sie auch in Sachen Produktqualität komplett überzeugen konnten. Leider aber in der Menge nicht. Nun gut, kulinarisch betrachtet befand sich Speyer zumindest für die Zeit des Verzehrs unserer vier zu klein geratenen Kopffüßer direkt an der Mittelmeerküste. Für Sättigung waren dann halt eben andere Teller zuständig. Darauf doch bitte ein weiteres Estrella de Galicia, por favor! Der Stern Galiziens erstrahlte hell im Glas....
Wie gut sich zerhackte Spiegeleier auf frittierten Kartoffeln machen, weiß auf der iberischen Halbinsel auch jeder, der gerne deftig frühstückt. Auch sie wurden in einer gebogenen Dachziegelkeramik serviert und gerieten dank dem noch flüssigen Dotter zu einer süffig-knusprigen Angelegenheit. Zerstört die Eier, aber lasst ja die Kartoffeln in Ruhe!
Ob man für diesen Wareneinsatz jedoch stolze 7 Euro verlangen muss, wage ich zu bezweifeln (auch wenn ich keinerlei Kenntnis von der Höhe der Pacht habe…).
Mit einem kärglichen Häuflein panierter Tintenfischringe endete unsere illustre Tapas-Degustation zwar auf recht banale, aber dank dem Einsatz frischer Ware auf durchaus zufriedenstellende Art und Weise. Calamares à la Romana
Klar, war da fast alles Fett, was glänzte. Aber mit ein wenig Zitrone…na, ihr wisst schon.
Irgendwie passte danach noch eine Crema Catalana (7,50 Euro) zu unserem auf Komplettsättigung ausgerichteten Mindset. Jene ließen wir uns aber mit zwei Löffeln liefern und teilten sie wie wahre Gaumenbrüder das tun.
Der in der typischen Tonschale servierte Katalanenpudding hatte eine äußerst stabile Karamellschicht vorzuweisen. Bei ihr hatte es man es mit dem Einsatz des Gasbrenners zur Karamellisierung ein wenig übertrieben, was uns die bitter-süßen, dunklen Flecken an der Zuckerdecke verrieten. Crema Catalana mit Brandflecken
Die darunter befindliche, lockere Vanillecrème glich die herben Noten nur mit Mühe wieder aus. Das geht besser, liebe Freunde der mediterranen Nacht!
Auf der Heimfahrt waren sich mein Kollege und ich ziemlich schnell einig, dass man für solche Allerwelts-Tapas – den gegrillten Kabeljau und die kleinen Tintenfische mal ausgenommen – nun wirklich nicht extra nach Speyer fahren müsse. Zumal die dafür aufgerufenen Preise – selbst mit Kaiserdom-Zuschlag – als recht sportlich zu bezeichnen sind.
Da hätte es schon eines außergewöhnlichen Ambientes und/oder eines deutlich präsenteren Servicechefs bedurft, um geflissentlich über die stramm bepreisten, aber doch ziemlich überschaubaren Portionen hinwegzurezensieren. Für knapp über 100 Euro zu zweit erwarte ich dann doch mehr – und das meine ich nicht in Bezug auf die gebotene Vielfalt, sondern tatsächlich mal in Bezug auf die Menge.
Wer hier zwischen 25 und 30 Euro für drei gewöhnliche Tapas ausgibt, muss definitiv noch was nachschieben, um einigermaßen gesättigt den Halbmond zu verlassen. Und das kann es ja auch nicht sein. Dass es beim Tapas-Genuss auch deutlich preiswerter (und auch wesentlich kreativer) geht, hat mir der Urlaub in Valencia vor rund einer Woche drastisch vor Augen geführt.
Gut, Speyer liegt jetzt nicht in Spanien und die allgemeinen Kosten und Ausgaben sind bei uns deutlich höher als auf der iberischen Halbinsel, was sich selbstverständlich auch in einem höheren Preisniveau widerspiegelt. Aber auch hierzulande möchte der zahlende Gast für sein gutes Geld neben einer ordentlichen Qualität zumindest auch eine Chance auf Sättigung haben, wenn er ein Speiselokal betritt.
Im „Tapas & Meer“, meinem leider nicht mehr existenten „Lieblingsspanier“ im südpfälzischen Zeiskam, schloss sich Genuss und Saturierung ja auch nicht aus. In diesem Sinne sollte das „Noche Mediterranea“ noch ein wenig nachsteuern, um für zufriedenere Gäste zu sorgen.
Es ist Anfang Mai und endlich wieder angenehm warm. Ich besaß noch eine alte GG-Gutscheinkarte – ja es gibt sie wirklich – vom Noche Mediterranea, das früher im nun schon seit längerer Zeit leerstehenden Binshof-Hotel (& Spa) nordöstlich von Speyer beheimatet war.
Ein kurzer Anruf genügte und Inhaberin Nicole Weigold versicherte mir, dass dieser auch an ihrem neuen Standort, dem nostalgischen Gasthaus Zum Halbmond, Gültigkeit besäße.
Und so machte ich mich zusammen mit einem Kollegen von der Wörther Gaumen-Gang auf, um... mehr lesen
Noche Mediterranea im Gasthaus Zum Halbmond
Noche Mediterranea im Gasthaus Zum Halbmond€-€€€Restaurant0173 6987572Nikolausgasse 4, 67346 Speyer
3.0 stars -
"Durchschnittliche Tapa-Ware zu recht sportlichen Preisen" marcO74Es ist Anfang Mai und endlich wieder angenehm warm. Ich besaß noch eine alte GG-Gutscheinkarte – ja es gibt sie wirklich – vom Noche Mediterranea, das früher im nun schon seit längerer Zeit leerstehenden Binshof-Hotel (& Spa) nordöstlich von Speyer beheimatet war.
Ein kurzer Anruf genügte und Inhaberin Nicole Weigold versicherte mir, dass dieser auch an ihrem neuen Standort, dem nostalgischen Gasthaus Zum Halbmond, Gültigkeit besäße.
Und so machte ich mich zusammen mit einem Kollegen von der Wörther Gaumen-Gang auf, um
Geschrieben am 11.10.2024 2024-10-11| Aktualisiert am
11.10.2024
Besucht am 10.04.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 299 EUR
Spätestens im Frühjahr fallen sie für gewöhnlich ein: die Weinstraßentouristen aus dem hohen Norden. Den Federweißen vom letzten Herbst noch nicht recht verdaut, dürstet es sie – kaum hat das Thermometer wieder auf zweistellig geschaltet – nach dem weißen „Rebenselixir“ aus Pfälzer Landen.
Die meisten verdünnen jenes in frevelhafter Weise mit Wasser, da sie sich einbilden, es würde sich dabei um ein Erfrischungsgetränk handeln. Der kundige Bremer tut das prinzipiell nicht. Das macht ihn zwar sympathisch, aber leider auch deutlich rauschanfälliger.
Gern ist der reiselustige Best-Ager aus der Hansestadt in dieser Weingegend, die geographisch dem mittleren Pfälzer „Haardtland“ zugerechnet wird. Denn hier in der Toskana Deutschlands – oder wie andere sagen: der schönsten Weinbauregion unseres geliebten Bundeslandes (sorry, Nolux…) – findet er seit Jahren verlässlich sein Glück im Glas und einen einheimischen Partner in Wine (& Dine).
Auch ich freue mich jedes Mal, wenn Häuptling „Schluckender Specht“ einen Pfalzbesuch in Aussicht stellt. Die Wahl eines geeigneten Etablissements, um auf einen gemeinsamen kulinarischen Nenner zu kommen, gestaltet sich meist leichter als gedacht. Und das obwohl ihm ein zweifelhafter Ruf als kujonierender „Serviceschinder“ (= Felix Magath der Gastrokritik) nicht ganz ohne Grund anhaftet.
Da wählt man bevorzugt Läden, in denen man keinen Stammgaststatus zu verlieren hat oder zu deren Inhabern man kein besonders inniges Verhältnis pflegt. Grundsätzlich gilt: Je weiter weg sie vom eigenen Heimatort liegen, desto besser. Also warum nicht mal wieder zusammen in Neustadt einkehren?
Die Zwockelsbrück, seit Mai 2022 wieder mehr oder weniger fest in (Nieder-)Bremer Händen, gehört nämlich zu den wenigen (Pfälzer) Lokalitäten, die der wortgewaltige Schreiberling vom Weserstrand immer wieder gerne besucht (hat). Hier kennt er die verdauungsfördernden Maßnahmen. Hier mundet ihm nicht nur der korrespondierende Wein. Und auch mit den sympathischen Inhabern hat er es sich noch nicht komplett verscherzt. Dafür kennt man sich auch schon viel zu lange.
Da reservierte ich in entspannter Vorfreude einen Tisch für drei Personen an einem Mittwochabend im April (es müsste im Jahr 2024 gewesen sein…). Denn auch wenn Borgi gerne für zwei am Tisch säuft, stieß doch noch ein weiterer Gaumenfreund zu unserem zweikehligen Flaschenweinvernichtungskommando hinzu. Dieser kam aus dem (fernen) nördlichen Schwarzwald, hielt nach dem Passieren der Rheinbrücke kurz in Wörth an, um mich aufzugabeln und kutschierte mich nüchtern nach Neustadt und angetrunken wieder zurück.
Das habe ich jetzt vielleicht etwas unglücklich formuliert. Er, der mich chauffierende Oparazzo, blieb selbstverständlich den ganzen Abend über nahezu alkoholfrei, was ihm bei dem hohen Maß an vinophiler Geselligkeit bestimmt nicht ganz leichtfiel. Sein Beifahrer jedoch – nach Jahren der Vaterschaft in Sachen Trinkfestigkeit nur noch ein Schorle-Schatten seiner selbst – versuchte mit dem Bremer Senkkasten mitzuhalten und hatte später auf dem Heimweg mit den Auswirkungen der flüssigen Volksdroge zu kämpfen.
Herzlichen Dank, mein lieber Felix, für diese astreine Chauffeurleistung, der auch ein alkoholisierter Beifahrer nicht viel anhaben konnte! Und ein dreifach Hoch auf die fahrerunterstützenden Navigationsgeräte der neueren Generation.
Was sich während unseres leider viel zu kurzen Aufenthalts – die Zeit verging wie im „Trinkflug“ – in der altehrwürdigen Zwockelsbrück ereignete, kann ohne Umschweife als gelungener Gaumendreier inklusive Steuermann bezeichnet werden.
Nachdem wir den Boliden direkt vor der Treppe, die hinauf ins „Zwockelsglück“ führt, abgestellt hatten, stürmten wir das aus massivem Sandstein erbaute, mit Rundbogenfenstern ausgestattete Anwesen, das jede Menge Geschichte (und Geschichten) in sich trägt. In der Brück da gibt's koa Sünd!
Einer der größten Geschichtenerzähler im kulinarischen Mikrokosmos dieses Portals (wenn nicht sogar der „Grögaz“ höchstselbst) war zu diesem Zeitpunkt bereits mit der freundlichen Wirtin zugange. Bald ließ er von ihr ab und begrüßte seine beiden gerade angekommenen Kaukumpanen in herzlich-nordischer Manier (ganz ohne „Moin“).
Es war noch nicht viel los in der „Brück“ und wir durften an einem strategisch gut gelegenen Tisch unweit des Durchgangs zur Küche unsere leidlich bequemen Plätze einnehmen. Besonders den beiden älteren Herrschaften verlangte die harte Holzbank so einiges ab. Dafür hatten wir aber ein paar schöne Blicke durchs Fenster auf das abendliche Neustadt.
Die Chefin des Hauses, Frau Priscilla Niederbremer, schmiss an diesem Abend in gewohnt souveräner Manier den Service. Auch mit dem schwierigen Gast aus dem Norden kam die nicht gerade auf den Mund gefallene Frau von Küchenchef Sven – wobei sie an jenem Mittwoch die Mutter des Küchenchefs war, da ihr Mann nicht zugegen war und der Sohnemann den Herd besetzte – wunderbar klar und erfüllte ihm sämtliche (Schaum-)Weinwünsche.
Los ging es mit einem Aperitif aus dem fernen Südafrika, wo Sven Niederbremer acht Jahre lang als Koch tätig war (Johannesburg). „Rock Shandy“ nannte sich der aus aromatischem Angostura-Bitter, Mineralwasser, Zitronenlimo und ein paar Spritzern Zitrone gemixte Drink, den uns die Chefin zum Auftakt spendierte. Ein angenehm frischer Start in den noch jungen Abend.
Irgendwann hatte sich dann auch der Letzte am Tisch entschieden und wir konnten bei Frau Niederbremer unsere Bestellungen vortragen. Suppe – Zwischengang – Hauptgericht und bei Bedarf noch etwas Süßes zum Schluss. Darüber bestand weitestgehend Konsens. Beim ersten Wein des Abends verließen wir uns auf den Geschmack des von weit her angereisten Weißweinpropheten.
Seine Wahl fiel nach eingehender Beratung mit unserer Sommelière auf das südlichste Land Afrikas. Die aus den Rebsorten Chenin Blanc, Viognier und Sauvignon Blanc bestehende Cuvée namens „Saluez le Saboteur“ (65 Euro) war uns an jenem Abend definitiv nicht zu „schwör“. In der Karte wurde ihr Geschmack mit Litschi, weißem Pfirsich, grüner Feige und Zitronenbonbon verglichen. Könnte gepasst haben. Dieser Saboteur war uns nicht zu "schwöör"
Mit geschmeidigen 12,5 % Alkohol im Glas, machte der vom bekannten südafrikanischen Weingut „Luddite“ vinifizierte Weißwein auch zu den herzhafteren Gerichten eine richtig gute Figur. Ja, Duft und Geschmack des „Saboteurs“ ließen sogar den ein oder anderen Rhône-Vergleich zu. Dass er mit einem Kronkorken – wie er für die zweite Gärung bei der Champagner-Produktion verwendet wird – verschlossen war, nahmen wir als lustigen Wine-Fact gelassen zur Kenntnis.
Vorweg wurden uns zum „Beißvertreib“ frisch aufgeschnittenes Weißbrot zusammen mit Frühlingsquark, Kresse und Radieschenscheiben auf einem kleinen Holztablett gereicht. Ein einfacher, aber gut abgeschmeckter Küchengruß zum Selberschmieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Kräuterquark und Brot zum "Beißvertreib"
Danach wurde aber so richtig aus dem Vollen gelöffelt. Frau Niederbremer hatte die drei ausgehungerten Terrinenterrier auf unschuldige, aber äußerst gehaltvolle Suppen rund um des Pfälzers Lieblingsknolle losgelassen. Zwei Drittel unseres Tisches wollten mit ihren sämigen, von angebratenen Blutwursträdle getoppten Kartoffelsuppen (6,50 Euro) handfeste Tatsachen schaffen. Kartoffelsuppe mit Blutwurst - funktioniert immer!
Da ich die sättigende Pfalztunke noch von meinem letzten Besuch her kannte, zog ich das mit zupackender Säure und reichlich Einlage ausgestattete Spargel-Kartoffel-Bärlauch-Süppchen (6,50 Euro) von der Empfehlungskarte vor. Kartoffel + Bärlauch + Spargel = tolle Frühlingsterrine!
Die Schnipsel vom weißen Stangengemüse hatten noch ordentlich Knack und die feine Bärlauchwürze verlieh der ebenfalls auf Kartoffelbasis zubereiteten Frühlingsterrine ihren besonderen Gaumenkick. Kein Wunder, dass es uns schwerfiel, so früh am Abend die (Suppen-)Löffel abzugeben.
Aber es half ja alles nichts, denn auch die bestellten Zwischengänge wollten ja verputzt werden. Außerdem ging nicht nur das stille Wasser (0,75l für 5,40 Euro) neben mir – und damit meine ich nicht den netten Herren mit dem maroden Knie zu meiner Linken – so langsam zur Neige, sondern auch unser feines „Tröbbsche“ fiel einer rapiden „Verdunstung“ zum Opfer.
Doch bevor wir so richtig trocken (s)aßen, schob mir das vinophile Oberhaupt unseres Tisches den „weißen Peter“ zu und zwang mich, den Mann mit der tanningegerbten Rotweinzunge, zur Bestellung eines trinkbaren Vino Blanco. Der Herausforderung stellte ich mich gerne und warf ihm mit einer Flasche 2020er Chardonnay „Vom Kalkmergel“ (46 Euro) des Ausnahmewinzers Philipp Kuhn aus Laumersheim den Fehdehandschuh auf mineralisch-frische Art zurück. Mit Chardonnay isch's immer schää!
Das Bremer Flaschenputtel ließ sich indessen eine ansehnliche Portion Vitello Tonnato mit grünem Gestrüpp (14,90 Euro) schmecken, Vitello Tonnato
während sein Banknachbar mit dem kleinen Salat „Zwockelsbrück“ (6,90 Euro) versuchte, verloren geglaubte Vitamine wieder hereinzuholen. Sein mit Strauchtomaten, Feldgurke, gerösteten Kernen und Frühlingszwiebeln veredeltes Blattwerk schien ihn sichtlich zufriedenzustellen. Salat "Zwockelsbrück"
Mich hatte dagegen die Jakobsmuschel-Blutwurst-Kombi (12,90 Euro) an schaumig-straffer Muschel-Beurre-Blanc am meisten angesprochen. Zwei ausgesprochen hübsche Exemplare zierten in perfektem Röst- und Gargrad den aus angebratenen Apfel- und Blutwurstscheiben errichteten Unterbau. Gebratene Jakobsmuscheln auf Blutwurst und Apfel an Muschel-Beurre-Blanc
Die köstliche Mischung aus Säure, Erde und Würze harmonierte mit den beiden süßlich-nussigen Protagonisten ganz ausgezeichnet. Ein Zwischengang, der nicht nur optisch so richtig Laune machte und den auch meine beiden „Buddies“ argwöhnisch beäugten…
Dazu genoss ich das „flüssige Gold“ aus dem Hause Kuhn in vollen Zügen. Dieser elegante weiße Tropfen bestach durch seinen zarten Schmelz auf der Zunge. Nicht nur deshalb war er für mein mit einer guten Portion Rustikalität versehenen Muschelgericht eine sehr gut korrespondierende, flüssige Begleiterscheinung.
Pünktlich zu den ersten, langsam heraufziehenden Anzeichen leichter Sättigung wurde es dann so richtig fleischig. Der Schwarzwälder befürchtete mit seiner aus Saumagen, Blutwurst, Maultasche und Sauerkraut bestehenden Pfälzer „Schweinerei“ (17,90 Euro) eine gehörige Portion herzhafter Gaumenprügel, Lauter leckerer Schweinekram!
während Borgi und ich zum rabiaten Rumpsteak-Rundumschlag ausholten. Rumpsteak (sousvide) mit Pommes und gut gepfefferter Crème-Fraiche-Hollandaise
Jenes kam bereits grob tranchiert und mit einer kräftigen Bratenjus nappiert auf bzw. in die dunkle Keramik. Die sagenhaft lecker gepfefferte, mit Crème Fraiche zubereitete „Hollandaise“ wartete in einem Extra-Schälchen auf dipwilliges Verzehrvolk. Die dazu servierten, tadellos frittierten Steakhouse-Pommes überzeugten als knusprige Tunkwerkzeuge.
Unsere Stücke aus dem Rinderrücken gerieten à la bonheur und waren von auffallend zarter Textur. Das weitgereiste Fleisch aus südamerikanischen Landen wurde zuerst bei niedriger Temperatur vakuumgegart und danach noch mal kurz durch die heiße Pfanne geschleust. Dieses Medium-Rare-Erlebnis konnte sich wirklich sehen bzw. schmecken lassen. Oh, wie wünschte ich mir dazu einen tanninreichen Roten mit deutlich schmeckbarer Holznote…
Stattdessen zog die Bremer Sektdrossel mit einer Flasche Pinot Meunier Rosé Brut (33 Euro) die letzten Blubberregister. Spätestens da wurde mir sein eindeutig auf Zecherei ausgerichtetes Credo in Sachen Flüssigkeitsaufnahme bewusst. Leider viel zu spät, wie mir mein dicker Schädel am nächsten Tag brummend mitteilte.
Nun gut, der Apfel sollte auch an diesem Abend nicht weit vom Stammtisch fallen und so orderte ich diesen in ausgebackener Form mit einer Kugel Vanilleeis (4 Euro) als süßen Abschluss. Ausgebackener Apfel mit Vanille-Eis
Die beiden Wonnemänner zu meiner Linken delektierten sich derweil an Zitronensorbet mit Sekt (5 Euro) bzw. ohne Blubber (für den Fahrer). Irgendeiner am Tisch mampfte noch ein paar sündhaft süße Macarons (3,90 Euro) wie ein gut trainiertes Petit-Four-Werk.
Aber irgendwann (muss so gegen 23 Uhr gewesen sein…) hatten wir mit der uns freundlich umwirtenden Gastgeberin schließlich ein Einsehen. Gesprächsstoff wäre noch für viele Stunden gewesen, aber der lange Weg zurück forderte seinen Tribut und ein für alle Beteiligten ratsames Ende. Draußen vor dem Wirtshaustor erklärte mir Borgi noch ein paar selbst ausgedachte „Stern“-Bilder. Zugegeben: „Hagel“ und „Voll“ kannte ich bisher noch nicht.
Dieser denkwürdige Abend im kleinen aber feinen GG-Freundeskreis ging viel zu früh seinem Ende entgegen. Der Bremer wurde in der Innenstadt rausgelassen, wo er die letzte offene Raucherkneipe mit Dart und Kicker anvisierte (kann aber auch sein Hotel gewesen sein…sorry, der Alkohol). Herr Oparazzo fuhr mich mit württembergischer Nonchalance zurück nach Wörth, um dann selbst zu später Stunde im heimischen Nordschwarzwald von Frau und Hund sehnsüchtig erwartet zu werden.
Für eine Wiederholung dieser humor- und genussvollen „Bagaasch à trois“ würde ich jederzeit wieder zur Verfügung stehen. Für exzessiven Weinkonsum – ganz im Sinne von „betreutem Trinken“ – selbstverständlich auch.
Die Zwockelsbrück ist und bleibt meine Neustadter Lieblingsadresse in Sachen tadellos auf den Teller gebrachter Hausmannskost mit klarem Regionalbezug. Einige behutsam eingestreute kulinarische Akzente aus dem hohen Norden unserer Republik verraten dann aber doch die Herkunft des Küchenchefs.
Die Preise sind moderat und die Auswahl an Flaschenweinen geht weit über das übliche Weinstubenangebot hinaus. Zudem tafelt es sich in dem altehrwürdigen Gemäuer mit Blick auf das Zentrum von Neustadt ganz vortrefflich. Mein Tipp: Hingehen, solange die Niederbremers hier noch am Start sind!
Spätestens im Frühjahr fallen sie für gewöhnlich ein: die Weinstraßentouristen aus dem hohen Norden. Den Federweißen vom letzten Herbst noch nicht recht verdaut, dürstet es sie – kaum hat das Thermometer wieder auf zweistellig geschaltet – nach dem weißen „Rebenselixir“ aus Pfälzer Landen.
Die meisten verdünnen jenes in frevelhafter Weise mit Wasser, da sie sich einbilden, es würde sich dabei um ein Erfrischungsgetränk handeln. Der kundige Bremer tut das prinzipiell nicht. Das macht ihn zwar sympathisch, aber leider auch deutlich... mehr lesen
Weinstube Zwockelsbrück
Weinstube Zwockelsbrück€-€€€Weinstube, Gourmet063216777491Bergstraße 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Freude schöner Gönnerfunken, Zecher im Delirium – zwei von ihnen angetrunken – na klar, bei so viel Weinkonsum!" marcO74Spätestens im Frühjahr fallen sie für gewöhnlich ein: die Weinstraßentouristen aus dem hohen Norden. Den Federweißen vom letzten Herbst noch nicht recht verdaut, dürstet es sie – kaum hat das Thermometer wieder auf zweistellig geschaltet – nach dem weißen „Rebenselixir“ aus Pfälzer Landen.
Die meisten verdünnen jenes in frevelhafter Weise mit Wasser, da sie sich einbilden, es würde sich dabei um ein Erfrischungsgetränk handeln. Der kundige Bremer tut das prinzipiell nicht. Das macht ihn zwar sympathisch, aber leider auch deutlich
Geschrieben am 01.09.2024 2024-09-01| Aktualisiert am
01.09.2024
Besucht am 29.02.2024Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 149 EUR
Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“ Küche im besserbürgerlichen Sinne. Von außen betrachtet, würde man wohl kaum vermuten, dass das im Sportzentrum der SG-Stupferich beheimatete Restaurant mit dem wohlklingenden Namen „Aubrac“ eine so ehrlich geköchelte und schmackhafte Heimatkost auf die Teller bringt. Hier waren wir richtig!
Der ehemalige Weltenbummler und Küchenchef Roger Nagler nutzt die famosen Produktqualitäten aus der näheren Umgebung – das Fleisch stammt z.B. von der renommierten Qualitätsmetzgerei Glasstetter aus Völkersbach – und setzt bei seiner saisonal geprägten Regionalküche auf viel Selbstgemachtes. Unterstützt wird er von seiner Frau, die sich mit freundlich zugewandter Art um die Gäste kümmert.
Da mich gastronomische Neuigkeiten in und um die badische Fächerstadt seit meinem Umzug nach Wörth deutlich mehr interessieren als früher, stieß ich im Februar auf einem Karlsruher Online-Stadtmagazin auf einen Bericht über dieses vielversprechende, neue Restaurant im von mir noch nie besuchten Außenbezirk Stupferich. Von einem täglich wechselnden Business-Lunch in drei Gängen, die aber auch einzeln bzw. auf zwei Gänge reduziert bestellt werden können, war da die Rede.
An einem Dienstagmittag bot sich ein spontaner Besuch zusammen mit meiner Gattin an. Unser Töchterlein war zu dieser Zeit noch in der KiTa aktiv und so nutzten wir die Chance, mal wieder einen entspannten Lunch zu zweit genießen zu können. Parkplätze waren am Sportzentrum mehr als genug vorhanden. Das Schild am Eingang sagte uns, dass wir hier richtig waren. Tipp für Ersttäter: nicht vom äußeren Erscheinungsbild des Eingangsbereichs abschrecken lassen. Don't judge this book by its cover!
Ein paar Stufen mussten noch erklommen werden und schon befanden wir uns im – für eine Sportvereinsgaststätte – sehr geschmackvoll eingerichteten Inneren des Aubrac. Die Frau von Patron Nagler – dem Aussehen nach hat er sie während seines 11jährigen Aufenthalts in Singapur kennengelernt – empfing uns sehr freundlich und führte uns zum kurz zuvor per Telefon reservierten Tisch, der, wie alle anderen auch, in weißes Leinen gehüllt war und bereits von polierten Wasser- und Weingläsern, Stoffserviette und Einmalbesteck bevölkert wurde.
Wir saßen auf bequem gepolsterten Stühlen direkt am Fenster. Das als dekorativer Raumteiler dienende Regal mit den vielen Einmachgläsern voller Obst und Gemüse hatte ich voll im Visier. Gastraum mit Einmach-Deko
Aber auch der Blick durchs Fenster hinüber zur markanten (da höher gelegenen) Pappelallee von Hohenwettersbach hatte durchaus was. Kurzum: hier fühlten uns gleich sehr wohl und waren erstaunt, wie viel Mühe man sich bei der Gestaltung des Gastraumes gegeben hatte.
Die im DIN-A3-Querformat gehaltene, sehr übersichtlich angelegte Speisenkarte informierte über das täglich wechselnde Business-Lunch-Angebot der gesamten Woche. Daneben waren eine knappe Handvoll Salate sowie ein paar deftige Aubrac-Klassiker, die auch auf der Abendkarte zu finden waren, gelistet. Wer die zwei- oder dreigängige Speisenfolge zur Mittagszeit noch um ein paar „side orders“ erweitern wollte, für den stand ein respektables Zusatzrepertoire an Beilagen und Saucen bereit.
Das Tagesessen las sich wirklich gut. Wiesentaler Feldsalat mit Buttercroutons und zerlassenen Speckwürfeln war als Vorspeise unseres Mittagstischs gleich gebongt. Auch mit dem Rindergulasch mit hausgemachten Spätzle und Rotkraut zum Hauptgang rannte Chefkoch Nagler bei mir und meiner Gattin offene Karnivorentüren ein. Das von mir nicht sonderlich geliebte Rotkraut wurde ohne Aufpreis gegen glasierte Sesam-Karotten eingetauscht. Für die herzlich agierende Servicechefin war dieser kleine Sonderwunsch gar nicht der Rede wert.
Wir orderten beide die auf zwei Gänge reduzierte Mittagsmahlzeit (17 Euro) und wunderten uns über ihren mehr als freundlich kalkulierten Preis. Die Option auf die Mango-Crème-Brulée zum Dessert ließen wir uns noch offen. Es sollte dann später für meine Frau ein Affogato al caffè (6,90 Euro) werden, da ich gut gesättigt auf einen „süßen Nachschlag“ verzichtete.
Der halbe Liter Mineralwasser aus dem Hause Teinacher schlug mit fairen 3,60 Euro zu Buche. Da legten wir später gerne noch eine nach. Beim Blick in die Weinkarte wusste ich wieder sofort in welcher Region wir uns befanden. Hier waren in erster Linie badische Gewächse offen oder in der Flasche gelistet. Und das zu äußerst vernünftigen Preisen.
Bevor es richtig los ging, spendierte uns die Küche ein paar Scheiben Roggenmischbrot, denen man einen beherzt gewürzten Kräuterdip an die Seite stellte. Gutes Brot und Kräuterdip vorweg
Eine einfache, aber grundsolide Aufmerksamkeit für den hungrigen Gast. Ein gutes Brot kann ja bekanntlich immer dienen. Wenn dann auch noch der Aufstrich schmeckt, lässt sich der erste Hunger gleich stullenweise aus- bzw. wegschmieren.
Bereits der mit Knusperspeck und Buttercroutons garnierte Feldsalat wusste dank schmackiger Vinaigrette vollends zu überzeugen. Da wurde aber mal ein richtig feiner Essig zum Anrühren des sehr gut abgeschmeckten Salatdressings verwendet. Mit zupackender Säure und subtiler Süße veredelte er das erntefrische, grüne Blattgold vom Feld auf köstliche Art und Weise. Der Feldsalat mit Weltklasse-Vinaigrette
Der herzhafte Rapunzelsalat schmeckte mir derart gut, dass ich ihn zwei Tage später bei der Wiederholungstat mit drei Genusskollegen vom Wörther Schlemmerclub an gleichet Stelle wieder als Vorspeise verputzte.
Doch zurück zum zweisamen Mittagslunch mit meiner Gattin. Auch sie lobte ihren kleinblättrigen Wintersalat über das grüne Beet und freute sich sichtlich auf ein deftiges Rahmgulasch. Dieses ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Rahmgulasch mit Spätzle
Allein die mit Butterbrösel bestreuten Spätzle aus der Hauspresse, die sich mit der stattlichen Portion fachmännisch geschmorter Rinderstückchen den Teller teilen durften, waren aller (dafür verwendeten) Eier wert.
Der saftige Schmorküchenoutput kam mit ordentlich Schmackes aufs Porzellan. Seine leichte Säurenote verortete die beliebte Fleischspeise mehr in Richtung Frankreich als an den Balaton. Da wurde anscheinend nicht mit Köchelwein gegeizt. Sein durchaus wahrnehmbarer Gemüseanteil ließ auf versiertes Saucenhandwerk schließen. Dem Küchenchef stand wohl der Sinn nach kräftig zupackenden Aromen. Da machten selbst der Schuss Sahne und die Cocktailtomate zur Papillenberuhigung Ende Februar durchaus Sinn. Ehrlich gekochter Hausmannsteller der deftigen Art
Die Beilagen zu diesem herzhaften Mahl wurden à part in kleinen Schüsseln serviert. Meine Frau war vom aromatisch duftenden Rotkraut nach bester Großmutter-Art ganz begeistert. Rotes Aromakraut wie bei Großmuttern
Aber auch meine sorgsam glasierten Sesammöhrchen konnten durchaus was. Ein Hauch von Asien wehte durch das gutbürgerliche Gebälk der liebenswürdigen Sportvereinsgaststätte. Ach wie schön, wenn sich solch unerwartete Leckereien mit bekannten Geschmacksbildern ins beste Benehmen setzen. Glasierte Sesammöhrchen für den Rotkrautverschmäher
Dass der zum Nachtisch georderte Affogato al caffè mit stolzen 6,90 Euro berechnet wurde, gehörte wohl zur Mischkalkulation dieses sehr preiswerten Mittagessens dazu. In Anbetracht der sehr freundlich kalkulierten zwei Gänge, fiel das überteuerte italienische Espresso-Vanilleeis-Dessert kaum ins Gewicht. Eiscafé mit Vanille für die Dame
Meine Begeisterung war sogar so groß, dass ich zwei Tage später mit drei Gaumenfreunden im Schlepptau noch einmal im „Aubrac“ aufschlug. Da allerdings zum Abendessen, da zu dieser Zeit die Auswahl an badischen Leib- und Seelengerichten etwas größer ist. Jedoch vom Umfang her immer noch so, dass ihre Zubereitung von Chefkoch Nagler ohne Frischeeinbußen alleine bewerkstelligt werden kann.
Diesmal waren wir sogar noch näher am stimmungsvoll beleuchteten Regal mit den Einmachgläsern dran. Unser Vierertisch befand sich quasi direkt davor, was uns vom übrigen Geschehen etwas abschirmte. Gastraumimpression am Abend
Das war gar nicht nötig, denn der Andrang hielt sich an diesem Abend in Grenzen. Nur im Nebenzimmer ging es etwas lebendiger zu. Da feierten ein paar ältere Semester Geburtstag. Die angenehme Beleuchtung des Gastraumes war dem gemütlichen Ambiente äußerst zuträglich. Einem entspannten Abend unter gleichgesinnten Genussspechten stand also nichts im Wege. Entspannte Atmosphäre im Sportzentrum
Für den Durst bestellte ich eine große Karaffe Tafelwasser mit frischer Minze und Zitrone (1 Liter für 5,20 Euro). Sehr wohltuend und erquickend zugleich. Mit Pfefferminz und Zitrone aufgefrischtes Tafelwasser
Meine Kollegen erfreuten sich unter anderem an Hoepfner Pils vom Fass (0,4l für 3,80 Euro), hausgemachter Zitronenlimo (0,25l für 3,20 Euro) und dem perlenden Nass aus dem Hause Teinacher (0,5l für 3,60 Euro). Der „Digestifstabler“ am Tisch benötigte nach dem Essen noch einen Obstbrand von Prinz (2cl für 3,50 Euro), während der koffeinresistente Tischgenosse wie immer auf seinen Kaffee Crème (2,60 Euro) bestand.
Bevor jedoch unsere georderten Speisen serviert wurden, begrüßte uns die Küche mit einem kleinen, fein abgeschmeckten Schmankerl aus Baden. Die lauwarmen, leicht säuerlichen Linsen mit Spätzle im Einmachgläschen kamen als Amuse bei allen gut an. Spätzle auf lauwarmen Linsen als Amuse
Beim Wiesentaler Feldsalat mit Speck und Croutons (9,90 Euro) ging ich auf Nummer sicher. Die Hausvinaigrette, die knusprigen Butterkracher und der nicht zu salzig ausfallende Brutzelspeck hatten es mir einfach angetan. Da kam ich an einer Wiederholungstat einfach nicht vorbei und war genauso zufrieden wie zwei Tage zuvor. Schmackiger Feldsalat für vinaigrette-affine Wiederholungstäter
Auch mein Tischnachbar setzte auf frisches Grün in Form eines vorweg gereichten Beilagensalates (4,90 Euro) und zeigte sich vom schmackigen Hausdressing nicht minder begeistert. Der kleine Beilagensalat
Beim Wörther Genießer schräg gegenüber basierte der Salat hingegen auf in Streifen geschnittener Fleischwurst. Sein herzhafter, aus Schinken-Lyoner, Zwiebel und Essiggurken bestehender „Worscht-Salat“ (7,90 Euro) machte nicht nur optisch einen guten Eindruck. Ein guter Worschtsalat geht auch im Februar
Der Vierte im Bunde hatte sich zu einer tadellos abgeschmeckten Maronensuppe mit Buttercroutons (5,90 Euro) hinreißen lassen und bereute keinen einzigen Löffel davon. Da hatte sich mein Kollege ein feines Maronensüppchen eingebrockt
Unsere vier Hauptgänge ließen auf einen zünftigen Herrenabend schließen. Zweimal wurde das Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes frites (18,90 Euro) ausgewählt. Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes
Mein Gegenüber durfte sich an einem köstlichen Hirsch-Rahm-Gulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeer-Marmelade (19,90 Euro) erfreuen. Hirsch-Rahmgulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeermarmelade
Und auch meine Wenigkeit ließ sich mal wieder nicht lumpen und verputzte den „Rumpen“ (= Rumpsteak, 23,90 Euro). Badisches Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Röstzwiebeln
Mein nicht allzu dick geschnittenes Steak aus dem Rinderrücken wurde im gewünschten Gargrad („medium rare“) geliefert und war – neben den obligatorischen Bratkartoffeln – mit knusprig angerösteten Vertretern der Gattung Lauchgewächse als Auflage gesegnet. Fleischgenuss auf badisch
Mit zusätzlich georderter Bratensoße (2,90 Euro) machte ich mich sofort daran, meinen Rumpsteakteller süffig zu unterfüttern. Ein Kännchen Bratensauce extra (zum Rumpsteak)
Bratkartoffeln und Bratensoße – zwei kulinarische Seelenverwandte, denen ich hin und wieder gerne nahestehe. Zumal der tiefgründige, aus einer ehrlich gekochten Jus gezogene Beiguss die Geschmacksknospen jubeln ließ. Dafür ein paar Euro extra zu verlangen, ist mehr als verständlich. Rumpsteakteller im Saucengewand
Aber auch das Fleisch vom Völkersbacher Kultmetzger Bernd Glasstetter war über alle karnivorischen Zweifel erhaben. Vom Cut her eher „biffdeck-like“ (also dünner geschnitten) erinnerte es mich an meine das ganze Haus in betörenden Zwiebel-Fleisch-Bratdunst hüllende Oma Elisabeth, die früher gerne ein gutes, aber leider immer viel zu lange gebratenes (und deshalb trockenes) „Biffdeck“ aus der Pfanne hob.
Das Rumpsteak aus Roger Naglers Küche überzeugte jedoch auf ganzer Linie. Keine Riesenportion. Da wäre wohl in Mannheim keine ganze Familie von satt geworden (darf man schon noch sagen, oder?). Aber saftig in seinem Kern und außen rösch gebraten war das ein echter Gaumenschmaus für Fleischgesinnte. Das mutete von der Optik her zwar nicht besonders spektakulär an, entpuppte sich aber vom ersten bis zum letzten Bissen als glücklich machendes Bravourstück deftiger Fleischeskost.
Vom schwelgerischen Hirschvernichter gegenüber vernahm ich eh nur noch „Hmmms“. Auch die Brüder des blauen Bandes schwiegen selig, als der geschmolzene Käse aus ihren klassischen Panadebeispielen troff und das weiße Rund benetzte. Ein äußerst saftiges Beispiel dafür, wie man mit gutem Käse und hochwertigem Kochschinken das gemeine Schnitzel „Wiener Art“ nicht nur füllen, sondern auch aufwerten kann. So muss das laufen beim Cordon Bleu
Nur der Wildbretfahrer gegenüber von mir zog einen süßen Abschluss in Betracht. Alle anderen am Tisch waren einfach viel zu vollgefuttert, um als echte Desserteure zu gelten. Er entschied sich für die mit feiner Zimtnote ausgestattete Lebkuchenmousse mit Stupfericher Zwetschgenkompott (7,90 Euro). Kein Fehler, wie er in nachweihnachtlicher Nachtischlaune rühmend reüssierte. Lebkuchenmousse mit Zwetschgenkompott
Die 150 Euro für uns vier waren in Anbetracht der genossenen Speisen und Getränke mehr als gut angelegt. Der nette Plausch mit Herrn Nagler, der sich nach getaner Arbeit zu uns gesellte und unsere Zufriedenheit erfragte, eine sympathische Zugabe, die uns zeigte, dass sich auch eine etwas ambitioniertere Clubhausgastronomie erst einmal etablieren muss und aller Anfang gar nicht so leicht ist. Dem sympathischen Koch vom Aubrac wünsche ich jedenfalls alles Gute und eine entsprechende Würdigung seines sehr lobenswerten Qualitätsdenkens durch treue Gäste.
Ehrliches Küchenhandwerk soll sich aber auch lohnen, weshalb ich durchaus nachvollziehen könnte, wenn man die Preise nach einer gewissen Eingewöhnungsphase noch etwas anhebt. Andere verlangen das ja auch. Und da wird deutlich mehr aus der Tiefkühltruhe geholt und aufgewärmt.
Das Restaurant Aubrac, dessen lauschige Außenterrasse wir im Februar leider noch nicht nutzen konnten (und dies deshalb dringend nachholen müssen), ist eine Empfehlung für Freunde souverän zu Porzellan gebrachter, badischer Hausmannskost. Selbst Vegetarier sind hier zwischen Walldorf-Salat, Käsespätzle und Auberginen-Cordon-Bleu gut aufgehoben. Besonders mit dem befreundeten Genießerpärchen (samt drolligem Anhang) aus Bad Herrenalb könnten wir uns eine Wiederholungstat in Bälde vorstellen, denn der Weg nach Stupferich wäre für beide Seiten etwa gleich lang…
Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“... mehr lesen
4.5 stars -
"Hausmannsköstliche Freuden im Sportzentrum von Stupferich" marcO74Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“
Geschrieben am 24.08.2024 2024-08-24| Aktualisiert am
24.08.2024
Besucht am 23.02.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der Sinn. Für ein ausgedehntes Abendessen war unsere Kleine schon zu müde. Also musste was Schnelleres her. Das „Gasthaus zum Schachtelwirt“ alias „Goldene Möwe“ kam nicht in Frage. Gleiches galt für seinen systemgastronomischen Erzfeind, den selbsternannten Bulletten-König.
Aufgrund der Nähe des blaugelben Möbelladens (Karlsruhe East-End) zum Stadtteil Durlach, scannte ich die kulinarische Lage im Osten der Fächerstadt nach einkehrwürdigen Schnellrestaurants ab und entdeckte das 33 Mersin Tantuni, das sich im Durlacher Industriegebiet direkt neben dem türkischen Dogus Supermarkt befindet.
Natürlich hätten wir auch ein paar Meter weiter beim beliebten American Diner halt machen können, aber die Aussicht auf einen uns bis dahin gänzlich unbekannten Fladenbrot-Snack aus der Provinz Mersin, ließ uns den Wagen in der Killisfeldstraße abstellen und das kleine, hell beleuchtete Imbiss-Restaurant betreten. Außenansicht am Abend
Die Zahl „33“ im Namen ist schnell erklärt, handelt es sich bei ihr ganz lapidar um die Provinznummer der direkt an der Mittelmeerküste zwischen Antalya und Adana befindlichen Region, aus welcher der mit Rind- oder Lammfleisch gefüllte Türkei-Wrap stammt.
Kebab-affine Karnivoren kennen möglicherweise die gleichnamige Provinzhauptstadt Mersin – sie zählt immerhin fast eine Million Einwohner – aufgrund ihrer großen Anzahl ausgezeichneter Tantuni-Tavernen. Zugegeben, mir war vor unserer Einkehr in Durlach weder die Region noch deren Fleischspezialität im Fladenbrot ein Begriff.
Man begrüßte uns sehr freundlich und bat uns an einem der wenigen niedrigen Tische Platz zu nehmen. Orientalisches Imbiss-Restaurant-Ambiente der eher nüchternen Art
Wir ließen uns auf dem orientalischen Sofa der tiefergelegten türkischen Sitzgruppe nieder und blätterten in der bereitliegenden Speisenkarte. Auf Sauberkeit bedachtes Imbiss-Interieur
Die Köfte waren an diesem Abend bereits aus. Ein echter Jammer, den ich mit der Bestellung der Hausspezialität zu kompensieren versuchte.
Auch meine Frau ließ sich auf das mit kleingeschnittener, zart gebrutzelter Rinderhüfte, Salat, Tomate und Glattpetersilie gefüllte Fladenbrot aus Mersin ein. Da begann der freundliche Mann hinter der Theke bereits mit der Zubereitung zweier Tantuni-Portionen, die man uns mit jeweils 7,50 Euro in Rechnung stellte. Er ließ mich diesen Vorgang freundlicherweise im Bild einfangen. Voranschreitende "Tantunisierung" am Tepsisi
Vorweg orderten wir noch zweimal die Linsensuppe (7 Euro pro Nase), die uns in dem nicht besonders gut beheizten Imbiss-Restaurant wenigstens von Innen etwas wärmte. Sie wurde zeitnah mit Zitrone, in Salzlake eingelegtem Gemüse und kurz angetoastetem Fladenbrot serviert. Sehr praktisch, da es sich bei den würzig-frischen Beigaben auch um die traditionellen Komplizen des Tantuni handelt. Mercimek Corbasi "mit allem"
Das Töchterchen durfte sich derweil an einer gut gewürzten Portion Pommes (4 Euro) mit Ketchup delektieren. Pommes für das Töchterchen (später dann Väterchen)
Ein Mineralwasser-Fläschchen (0,5l für 2 Euro) war genauso schnell dem Kühlschrank entnommen wie die Mutter aller Apfelschorlen mit dem Fahrstuhl im Namen (auch 2 Euro). Bestellt und bezahlt wird übrigens vorne an der Theke. Türkische Edelstahlromantik im Küchen-Abteil
Auf eine „ordentliche“ Rechnung wird - wie in Dönerläden allgemein üblich – auch hier verzichtet.
Die hauptsächlich aus pürierten roten Linsen zubereitete „Mercimek Corbasi“ kam heiß aus dem Wärmebehälter in die auf einem Tablett platzierte Schüssel. Ein angenehmer Duft von Kreuzkümmel stieg mir in die Nase. Ein paar Spritzer Zitrone frischten diesen Suppenklassiker der türkischen Landesküche noch etwas auf. Türkische Linsensuppe von Format!
Auch meiner Gattin schmeckte die orientalisch gewürzte Terrine hervorragend. Mit der tadellos abgeschmeckten, leicht sämigen Linsensuppe vom Bosporus hatten wir die richtige Vorspeisenwahl getroffen. So viel stand nach dem ersten Löffel bereits fest. Kein Wunder, dass das subtil aromatisierte Süppchen auch unserem Töchterchen mundete.
Sehr positiv überrascht ging es dann an die in Alufolie gewickelten Tantuni-Rollen. Der fertige Tantuni im Fladenbrot
Sie unterschieden sich von gewöhnlicher, türkischer Drehspießware durch ihren fein gewürzten (Sumach!), sehr zart ausfallenden Rindfleischkern. Hierzu wurde kleingehäckseltes Fleisch aus der Hüfte verwendet. Im Tantuni Tepsisi, so nennt man die eigens dafür verwendete Alu-Pfanne mit einer Vertiefung in der Mitte, wurde dies unter ständigem Schwenken und Rühren fachmännisch gegart.
Gewürze, Öl und Wasser ergaben zusammen mit dem Fleischsaft einen würzigen Sud, mit dem – und das ist beim Tantuni ein absolutes Muss – die Fladenbrothälften vorab benetzt werden. Zusammen mit dem Salat und der Tomate – Zwiebel ließ ich wie immer außen vor – ergab das einen saftig-frischen Abendsnack und war eine willkommene Abwechslung zum bekannten türkischen Streetfood vom Drehspieß.
Ob der Mann am Tepsisi auf die berühmte Baharat-Gewürzmischung zurückgriff, um sein Rindergeschnetzeltes zu veredeln, blieb sein Geheimnis. Um den dezenten Einsatz von Chiliflocken (pul biber) hatte ich bei der Bestellung („mit Scharf!“) ausdrücklich gebeten. Die leichte Schärfe stand der türkischen Tortilla übrigens gut zu Wrap. Aber über diese Art der „Pikantmachung“ herrscht ja bei den meisten Kebab-Konsumenten sowieso Konsens.
Extra nach Mersin reisen würde ich für dieses vorzügliche Rindfleisch-Sandwich zwar nicht, aber in dem sympathischen, kleinen Lokal im Industriegebiet von Karlsruhe-Durlach sehe ich mich zusammen mit meiner Family oder Freunden durchaus mal wieder sitzen. Im Netz schrieb einer über diese türkische Streetfood-Spezialität: „Wer Döner mag, wird Tantuni lieben!“. Dem kann ich nur ausdrücklich zustimmen.
Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer Döner mag, wird Tantuni lieben!" marcO74Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der
Geschrieben am 13.08.2024 2024-08-13| Aktualisiert am
14.08.2024
Besucht am 22.02.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut über die Wände zu bringen. Da lag ein Besuch in dem etwas skurril anmutenden Spencer-Hill-Schuppen praktisch auf dem Weg. Im früheren "Hoepfner Treff" haben heute Bud & Terence das Sagen Hier geht's rein
Rudine und Sayer Farik, die im August 2023 den früheren „Hoepfner-Treff“ in der Griesbachstraße 2 im Karlsruher Stadtteil Grünwinkel übernommen haben, sind anscheinend große Fans der beiden wort- und schlaggewaltigen Western-Komödianten, das lässt bereits der Name des Lokals vermuten. Im urig-rustikal eingerichteten Gastraum wird mit großformatigen Bildern, Blechschildern und Filmplakaten an die beiden Namensgeber erinnert. Viel Bud, viel Terence!
Zum gemütlichen Saloon-Ambiente passen auch die derben Holzmöbel, denen man ihr Alter tatsächlich auch ansieht. Aber auch das gehört wohl zum Konzept dieser auf deutsche und mediterrane Gerichte ausgelegten Gastro-Kneipe, in deren Räumlichkeiten seit Ende des Zweiten Weltkriegs der wohl am „beschden“ gebraute Gerstensaft der Fächerstadt, das selbst bei Pfälzern sehr hoch im Kurs stehende Hoepfner Bier, unters badische Volk gebracht wird.
Ich selbst war im „Hoepfner Treff“ bereits in den 80er Jahren ein paar Mal zur Mittagszeit zu Gast. Mein Vater leitete damals gleich nebenan das technische Außenbüro der Klöckner-Moeller GmbH in Karlsruhe, einem zu jener Zeit nicht nur deutschlandweit sehr bekannten Unternehmen im Bereich Schaltanlagen und Automatisierungstechnik. Hier durfte ich als 14-Jähriger im Lager und in der Werkstatt meine ersten Erfahrungen mit der anstrengenden Arbeitswelt sammeln. Und mich ab und zu in der Mittagspause mit den Kollegen im benachbarten Biergarten an einem Kaltgetränk erfreuen.
Zeitreise beendet. Ca. 35 Jahre später sitze ich beim gut besuchten Nachfolger und versuche das triste Februar-Grau mit einem zünftigen Mittagstisch wenigstens temporär zu verscheuchen. Die direkt neben dem Eingang angebrachte Tafel kündete von einem sagenhaft günstigen Mittagsbuffet für gerade mal 8,90 Euro. Das preisgünstige Mittagsangebot
Dennoch warf ich einen Blick in die aufklappbare Speisenkarte, die auf meinem etwas höher gelegenen Tisch auf mich wartete.
Von meiner hölzernen Empore aus hatte ich einen guten Blick auf das rege Treiben der den Gastraum nahezu komplett ausfüllenden Mittagstischler. Auch das auf dem Ausschanktresen in diversen Wärmebehältnissen versteckte Lunchangebot fiel mir gleich ins Auge. Irgendwie gefiel es mir trotz der Lautstärke in diesem liebevoll anachronistisch eingerichteten „Western von gestern“ ganz gut. Zur Mittagszeit ein voller Laden...
Bud hätte die geschäftige Atmosphäre des Ladens wahrscheinlich mit den Worten „Es ist mir hier zu laut, ich kann nicht richtig kauen!“ (Zitat aus „Zwei wie Pech und Schwefel“) quittiert. Mich störte das nicht weiter und das Mineralwasser für den Durst (0,5l für 3,20 Euro) wurde von der sehr freundlichen Servicechefin Rudine Farik zügig serviert. Außerdem leerte sich das Lokal recht schnell, da die meisten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz mussten. ...der sich jedoch zügig leerte
Die Standardkarte las sich wie ein auf Sättigung abzielender Italo-Western. Mit Pizza, Pasta, Flammkuchen und ein paar Fleischgerichten wurde an den gesunden Volkshunger appelliert. Auch eine kleine Mittagskarte mit deftigen Evergreens – Wurstsalat, Käsespätzle, Lasagne und Burger gehen halt immer – kündete vom herzhaften Leibspeisenrepertoire des Hauses, dessen Spezialität die legendäre Bohnenpfanne à la Bud Spencer war. Das Signature Dish...;-)
Vor der mit 46-prozentigem „Bud-Spencer-Legend-Whisky“ von den St. Kilian Distillers aus dem unterfränkischen Örtchen Rüdenau flambierten „Westerpfanne“ hatte ich dann doch zu viel Respekt. Obwohl mir die dadurch eventuell verliehenen „Aufwinde“ beim Hallenklettern durchaus hätten behilflich sein können…
Ich zog schließlich die Option „Mittagsbüfett“, um mich mehr oder weniger selbstverantwortlich durchzufuttern. Denn da war laut Schiefertafel einiges dabei, was mir zusagte. Mit einer kleinen Tasse Brokkolisuppe ging es los. Gut gewürzte Brokkolisuppe zum Auftakt
Diese war grundsätzlich nicht komplett daneben püriert (und auch sicherlich nicht aus der Tüte!), kam aber leider etwas überwürzt aus dem Suppenwärmer. Pfeffermühle und Salzstreuer wurden somit locker auf Distanz gehalten. Eines Nachschlags bedurfte es dennoch nicht.
Die mit schmackiger Käsefüllung ausgestatteten Tortellini „Quatro Formaggi“ erinnerten doch arg an gute Tütenware von Hilcona. 4-Käse-Tortellini mit Tomaten-Sahne-Sauce
Ich genoss einen Teller mit einer leichten Tomaten-Sahne-Sauce, der ich mit ein paar Tropfen aus der Tabasco-Magnumflasche (von der Theke) ein wenig auf die Sprünge half. Klar, ging das als erwartbare Kantinenkost der besseren Art durch. Der Pasta aus dem Warmhaltebehälter fehlte es aufgrund des Nachgarens natürlich an Biss. Aber wenigstens befeuerte die eigenmächtig verschärfte Tomatentunke wohltuend den Gaumen.
Bereits ein wenig „angesättigt“ wagte ich mich an meinen „secondo piatto“, der mir zwei kleine Scheiben in der Pfanne gebratenen Schwarzwälder Fleischkäse einbrachte. Knusprig gebräunter Pfannenfleischkäse (leider ohne Spiegelei)
Auf die Schmorzwiebeln verzichtete ich dankend, gönnte mir dazu jedoch zwei Salzkartoffeln als Sättigungsbeilage. Den Teller wechselte ich nicht. Die restliche Tomatensauce half dabei, die etwas zu kurz geköchelten Erdäpfel süffig zu unterfüttern.
Dem salzwürzigen „Leberkaas“ fehlte eindeutig ein mildes (Spiegel)-Eigelb on Top, um die kulinarische Reminiszens an diverse Mittagessen in der Landauer Uni-Mensa perfekt zu machen. Würde der dazu getrunkene, halbe Liter Mineralwasser den bald einsetzenden Nachdurst wenigstens etwas hinauszögern? Ich ließ es auf einen Versuch ankommen.
Wenn ich meinen Besuch ganz profan als Einkehr zur Sättigung betrachte, wurde das Primärziel mit diesem sehr günstigen Mittagsbüfett klar erreicht. Richtiger Genuss konnte und wollte sich da jedoch nicht so recht einstellen. Dennoch hat es mir hier gut gefallen und ich würde alleine wegen dem kultigen Ambiente und der Erinnerung an alte Zeiten bzw. Filme wieder in der sympathischen „Bud-Beiz“ (sorry Terence, da warst auch damals „nur“ das Krokodil und nicht das Nilpferd…) aufschlagen.
Dann aber lieber am Abend mit meinen beiden Mädels im Schlepptau. Denn meine Frau würde nach eigenem Bekunden die Shakshuka-Pfanne à la Terence Hill – den levantinischen Klassiker findet man schließlich nicht so oft auf Speisenkarten – gerne mal ausprobieren. Unsere Kleine wäre mit der hier offerierten Pasta-Auswahl sicherlich hochzufrieden und hätte auch ordentlich was zu gucken. Außerdem kann einem ein gut gekühltes Hoepfner vom Fass den Weg über den Rhein vergolden. In diesem Sinne, bis bald mal wieder, Bud & Terence!
…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut... mehr lesen
3.5 stars -
"Ohne Heu kann das beste Pferd nicht furzen!" marcO74…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut
Geschrieben am 07.08.2024 2024-08-07| Aktualisiert am
07.08.2024
Besucht am 17.02.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo – heute ist er dagegen die Ruhe selbst – mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist.
Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies („Piccolo Paradiso“) nach Landau-Mörzheim (seit Herbst vergangenen Jahres in Impflingen) verschlagen. Dort können nämlich qualitativ absolut gleichwertige Teigfladen in deutlich gemütlicherem Ambiente genossen werden.
Und auch wenn der frühere Herd- und Ofenmeister Serafino, der dritte Stefanizzi-Bruder im Bunde, mittlerweile wieder an die alte Wirkungsstätte nach Landau zurückgekehrt ist und der gute Marco nun alleine in seinem Impflinger Lokal die Küche schmeißt, zieht es mich nach wie vor eher zu den paradiesischen Pizzen meines liebenswerten Namensvetters. Die Sympathien sind da klar verteilt, auch wenn mich der gute Rocco in der Vergangenheit bei der Qualität seiner Speisen nie enttäuscht hat.
Wer sich den alten „Rezensionsschinken“ aus dem Jahre 2015 noch einmal antun möchte, der kennt danach alle wesentlichen Details zur Geschichte dieser alteingesessenen Landauer Trattoria, die seit 1987 bei Freunden italienischer Rundbackwaren in Landau und Umgebung hoch im Kurs steht. Mittlerweile ist auch Rocco’s Sohn Domenico fester Bestandteil des Familienbetriebs. Er unterstützt seinen Vater auf freundlich-zugewandte Art und Weise beim Service.
Seit dem Umzug nach Wörth hat sich unser gastronomisches Einzugsgebiet doch stark verändert. War es früher die Nähe zur Stadt Landau und seinem Umland, die uns so manche Südpfälzer Lokalität entdecken und meistens auch wertschätzen ließ, deutet heute der kulinarische Kompass häufig gen Osten über den Rhein hinweg zur nahegelegenen Fächerstadt Karlsruhe.
Keine Frage, spielt da auch die sehr gute ÖPNV-Anbindung von und nach Wörth eine große Rolle. Warum auch soweit mit dem Auto fahren, wenn sich mit der fast vor der eigenen Haustür haltenden Straßenbahn eine solch große Auswahl an neuen Speiselokalen auf badischer Seite problemlos ansteuern lässt? Ein glücklicher Umstand, der mich beim Genuss alkoholischer Essensbegleiter gerne mal ein Weinchen (oder Bierchen) mehr trinken lässt.
Mitte Februar machten wir samstagmittags einen Familienausflug zum Landauer Zoo. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich den hübsch angelegten Tierpark direkt neben dem Landauer Messplatz und dem angrenzenden Universitätsgelände zum letzten Mal betrat. Beim Blick auf die zum Teil neu errichteten Uni-Gebäude kamen Erinnerungen an meine wahrlich nicht besonders erfolgreiche Studentenzeit hoch. Tempi passati. Gott sei Dank…
Unser Töchterlein hatte nach der zoologischen Exkursion mit Spielplatzschwerpunkt wie so häufig Hunger auf Nudeln mit tomatisierter Hackfleischsoße. Die Pizzeria Paradiso da Marco zu Impflingen war aber leider schon komplett ausreserviert, weshalb mir spontan einfiel, bei seinem Bruder Rocco anzurufen und bei ihm einen Tisch für zwei Personen und ein Kleinkind zu erbeten.
Das klappte genauso problemlos wie der kurze Spaziergang vom Zoo in die nahegelegene Kramstraße. Den Kinderwagen stellten wir nebenan, im zur Trattoria dazugehörenden Hauseingang ab und betraten als erste Gäste des noch frühen Abends den mittlerweile wieder komplett in weiß gehaltenen Gastraum. Gastraumimpression
Keine Sorge, die Devotionalien aus der Heimat Apulien künden noch immer in der Glasvitrine gleich neben dem Eingang von der Herkunft und den Leidenschaften (Familia, Fußball, Ferrari, etc.) der Inhaber. Auch die rot-weiß-karierten Tischdecken mit dem Papierüberzug und die Bilder von James Dean und Elvis Presley an den Wänden halten nach wie vor wacker die Stellung.
Der stattliche Holzofen lief drinnen schon heiß. Ein emsiger Pizzaiolo wirbelte hinter der von einer Glasscheibe abgetrennten Pizzatheke mit viel Geschick den Teig durch die Luft, um ihn weiter auszubreiten. Das weckte natürlich das Interesse unserer Kleinen, die der Teigfladenshow aus nächster Nähe beiwohnte. Auch ich schaute dem illustren Treiben des Hefeteigakrobaten gerne zu, der mit sicherer Hand den richtigen Belagmix aus den sauber aneinander gereihten Zutatenschüsseln auf die dünnen Böden zauberte. Die übersichtlich arrangierte Pizzatheke Pizzaiolo at work
Ich wunderte mich ein wenig, dass am Pizzaofen schon Hochbetrieb herrschte, obwohl außer uns noch niemand im Lokal saß. Das klärte sich jedoch schnell auf, als diverse Abholer an der Theke vorstellig wurden und kurz darauf der hauseigene Lieferservice mit einer großen Menge in Karton gepackter Teigfladen seine Mission durch Landau und Umgebung startete. Der Bringdienst scheint sich zu lohnen, erfuhren doch die für den Außer-Haus-Verzehr etwas günstiger angebotenen Pizza- und Pastagerichte viel Zuspruch.
Im Lokal selbst ging es angenehm entspannt zu. Nach und nach verirrten sich noch ein paar weitere Gäste hierher. Da hatten wir aber längst unsere Bestellung getätigt. Eine kleine Apfelschorle (0,3l für 3 Euro) fürs Kind, eine große für meine Frau (0,4l für 4,50 Euro) und ein kleines Lord-Pils vom Fass aus dem Hause Bellheimer (0,3l für 3 Euro) stellten sich zeitnah in den Dienst der Durstlöschung.
Meine Frau setzte auf Altbewährtes und blieb ihren geliebten Rigatoni all‘Arrabiata (12 Euro) treu. Das Töchterlein durfte sich an einem gemischten Nudelsatz (Orecchiette und Casarecce) mit Hackfleischsauce (10 Euro) „bolognesieren“. Kinderpasta
Selbst für Landauer Verhältnisse empfand ich den Preis für die schmale Kinderportion ganz schön happig. Nun gut, die Pacht an der Kramstraße muss schließlich auch entrichtet werden.
Mich gelüstete es nach einer zusammengeklappten „Hand- und Hosentaschenpizza“, einer als Calzone bezeichneten Teigspezialität neapolitanischen Ursprungs, die angeblich nur erfunden wurde, um die Pizza ohne Besteck bzw. aus der Hand essen zu können. Häuptling "Gebackener Halbmond"
Mein aus Teig geformter Halbmond mit sorgsam verschlossener „Randerscheinung“ nannte sich „Pino Parisi“, kostete in der Large-Version geschmeidige 16 Euronen und zählte Tomatensauce, Mozzarella, Bolognese, Ei, Schinken, Salami und Champignons zu seinen inneren Werten. Eine mit Käse gratinierte, tadellos aufgeblähte Pizzatasche wurde mir serviert.
Gut, dass ich bei der üppigen Ration keine Vorspeise geordert hatte. Sonst wäre ihr Komplettverzehr wahrscheinlich zur Mammutaufgabe avanciert. Ansonsten erfüllte die schmackige Faltteigbackware bravourös meine kulinarischen Erwartungen. Sie überzeugte mit würzig-süffiger Füllung und einer knusprig gebackenen Hülle. Der geschmolzene Mozzarella-Käse umspielte sanft seine deftigen Gefährten. Saftig - deftig - gut!
Die gut abgeschmeckte, fruchtige Tomatensauce à la Rocco konterte die Würze von Bolo, Schinken und Salami mit angenehmer Säure. Zusammen mit dem in kleine Scheiben geschnittenen, hartgekochten Ei geriet die stramm „umami-sierte“ Einlage zur vollmundigen Angelegenheit, deren Verzehr die reinste Wohltat war. Ich fühlte mich kulinarisch in bester „geschlossener“ Gesellschaft.
Die Arrabiata-Pasta, die sich meine Gattin einverleibte, machte ihrem Namen alle Ehre und brachte ihre Papillen mächtig in Rage. Scharfe Sache!
Kritik gab es lediglich über die doch sehr übersichtlich angelegte Nudelportion. Da lagen früher deutlich mehr „al dente“ geköchelte Röhren im weißen Rund. Selbst mit den zusätzlich verzehrten Pastarelikten unserer Kleinen, die ihren Nudelteller nicht ganz schaffte, war das für meine Frau ein nicht besonders sättigendes Mahl.
Den auf der Speisenkarte abgedruckten Zusatz „Primi Piatti“ sollte man bei den Pastagerichten also eher als Aufforderung verstehen, um danach noch eine Piccata Milanese oder eine Scaloppina Gorgonzola nachzuschieben. Vielleicht beim nächsten Mal dann.
Die Trattoria gehört nach wie vor zu den helleren Sternen am Landauer Pizza- und Pastahimmel. Die Preise haben sich inflationsbedingt auf einem nachvollziehbaren Niveau eingependelt. Wer abholt oder liefern lässt, spart sich zwar ein paar Euro, muss aber auch auf die Tricks des Teigwurfprofis am Holzofen verzichten. Über das Ambiente scheiden sich hier seit vielen Jahren die Geister. Richtig gemütlich geht natürlich anders, aber das machen die Stefanizzis mit süditalienischer Gastfreundschaft wieder wett.
Als Alternative zu dem von Bruder Marco geführten Pizzaparadies in Impflingen geht das „Da Rocco“ allemal durch. Mit dem sympathischen Serafino Stefanizzi steht hier schließlich ein echter Profi am Herd. Und sein mit den Jahren etwas ruhiger gewordener Bruder Rocco gibt am Empfang den routinierten Padrone der alten apulischen Schule. Denn wer 36 Jahre lang erfolgreich in der Landauer Kramstraße am Holzofen die Stellung hält, der macht ganz viel richtig.
Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo – heute ist er dagegen die Ruhe selbst – mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist.
Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies („Piccolo Paradiso“) nach Landau-Mörzheim (seit Herbst... mehr lesen
Pizzeria-Trattoria Da Rocco
Pizzeria-Trattoria Da Rocco€-€€€Trattoria, Pizzeria0634185878Kramstr. 4, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Ordentliche Pasta und saftige Calzone bei alten Bekannten" marcO74Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo – heute ist er dagegen die Ruhe selbst – mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist.
Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies („Piccolo Paradiso“) nach Landau-Mörzheim (seit Herbst
Geschrieben am 22.07.2024 2024-07-22| Aktualisiert am
22.07.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Das Mittagessen beim Vietnamesen in der Karlsruher Oststadt war kaum verdaut, da stand abends bereits der nächste kulinarische Ausflug nach Fernost auf dem Programm. Diesmal hatte ich einen Tisch für zwei Personen in dem für seine authentisch zubereiteten Thaispezialitäten bekannten Restaurant Soong Hau in der Südstadt reserviert. Eine tolle Thaiküche würde man von außen nicht unbedingt vermuten...
Hier existiert seit 1929 (!) das kultige Programmkino „Schauburg“, in dem ich mir früher als Student die ein oder andere Double- bzw. Triple-Night – wer sich einmal drei Monty-Python-Filme hintereinander angeschaut hat, der gilt zumindest in Sachen englischem Humor als komplett schmerzbefreit – um die Ohren geschlagen habe.
An diesem Abend lief dort die amerikanische Tragikomödie „The Holdovers“, in der sich ein mürrischer Lehrer gezwungen sieht, seine Weihnachtsferien mit ein paar renitenten Schülern – den sogenannten „Holdovers“ (= „Überbleibsel“) – zu verbringen. Für meinen Lehrerkollegen und mich die perfekte Story, die da mit einem großartigen Paul Giamatti (bekannt aus dem humorvollen Schluckspecht-Roadmovie „Sideways“) verfilmt wurde.
Das Soong Hau liegt fußläufig knapp 5 Minuten von der „Schauburg“ entfernt. Optimal gelegen, um vor dem Film die im Netz sehr gut beleumundete Thaiküche von Choochan Duberny einmal auszuprobieren. Küchenchefin Duberny führt das Lokal zusammen mit ihrem Mann Hans-Jürgen, der sich als Serviceleiter „symbadisch“ um seine Gäste kümmert.
Kostenfreie Parkmöglichkeiten sind in der Karlsruher Südstadt ein seltenes Gut. Abhilfe schaffen da die nahegelegenen Parkhäuser des Badischen Staatstheaters und des Kongresszentrums. Wir waren mit der Straßenbahn unterwegs, was uns einen kleinen Spaziergang vom „Ettlinger Tor“ aus einbrachte.
Das Innere des Thairestaurants sah mal gar nicht asiatisch aus. Wirtshausatmo wie vor 40 Jahren
Die verklinkerten Wände, der in die Jahre gekommene Holzdielenboden und das einfache, aber keineswegs unbequeme Wirtshausmobiliar erinnerten eher an gutbürgerliche Zeiten. Die hatte der Laden wahrscheinlich vor dem Einzug der Dubernys in ausreichendem Maße erlebt.
Choohan Duberny und ihr Mann Hans-Jürgen haben den etwas aus der Zeit gefallenen Gastraum mit ein paar wenigen, auf den Fensterbänken und an den Wänden platzierten Accessoires so behutsam in Richtung Asien dekoriert, dass dies kaum auffällt.
Zum Kneipenflair passte dann auch die Wahl unserer Getränke. Mein Kollege unterstützte mit einer Flasche Rothaus Tannenzäpfle (0,5l für 4,50 Euro) die Badische Staatsbrauerei, während ich gerne zum gut gekühlten Hacker Pschorr Kellerbier aus der Bügelflasche (0,5l für 4,80 Euro) griff. Ein solch wohlgehopfter Auftakt verlangte nach ein paar deftigen Startern.
Um dieser Absicht nachzukommen, ließen wir uns zunächst eine aus dem überschaubaren Vorspeisenangebot zusammengestellte, gemischte Knusper-Platte liefern. Das in der Karte als „Soong Hau Vorspeise“ (16 Euro) bezeichnete Potpourri an gebrutzelten Asia-Snacks bestand aus einer großzügig bemessenen Portion altbekannter „Wokgefährten“. Gemischte Vorspeisenplatte für zwei hungrige Personen
Wir waren positiv überrascht. Das kross frittierte Fingerfood war anscheinend selbstgemacht und kam nicht wie leider so häufig aus dem ewigen Eis. Auch fiel es nicht besonders fettig aus, was auf sorgfältiges Entfetten (mit Gitter oder Küchenkrepp) schließen ließ. Die mit Hackfleisch gefüllten Wan Tans nannten sich hier „Giew Thod“ und krachten bei jedem Bissen. Das war nicht alles Fett, was glänzte...
Das knusprige Frittiervergnügen für zwei hungrige Cineasten wurde von zwei gängigen Saucen (süß-sauer und Erdnuss) adäquat begleitet. Dippen gehört ja schließlich zum Handwerk dazu. Die vorher mit Curry-Kokos-Marinade behandelten Satay-Spieße begeisterten mit ihrem tollen Zitronengrasaroma.
Bei den saftigen Frühlingsrollen wurden fein geschnittenes Gemüse, Mu-Err-Pilze, Hackfleisch, Glasnudeln und Sojasprossen in Filoteigblätter gepackt und dann im Wok frittiert. Das Ergebnis war zwar außen etwas bröselig, aber innen verdammt lecker.
Einziger Kritikpunkt an dieser handwerklich einwandfrei auf die Platte gebrachten Auswahl an „Knusperkeiten“ war ihre Portionsgröße. Da wären auch locker drei Personen gut vorgesättigt zu ihren Hauptgerichten übergegangen. Aber vielleicht würden diese ja etwas reduzierter ausfallen – so zumindest unsere Hoffnung nach getätigter Plattenputzaktion.
Doch das war wohl eher Wunschdenken unsererseits. Sowohl die gebratene Ente auf rotem Curry namens „Gäng Ped Nor Mai“ (20,90 Euro) meines Kollegen als auch mein gebratenes Hühnerfleisch mit Bohnen, Paprika, Pilzen, Chili und Thai-Basilikum (15,90 Euro) waren nicht gerade schüchtern portioniert. Ein echter Scharfmacher aus gebratenem Hühnerfleisch, Bohnen, Paprika, Pilzen, Chili und Thai-Basilikum
Keine Ahnung, warum ich bei der Bestellung meines „Gai Phat Gra-Pau“ leichtfertig Gaumenmut mit brennender Thaischärfe verwechselte. Eines stand bereits nach dem ersten Bissen fest: ich sollte meinen Wunsch nach Rachenfeuer übererfüllt bekommen. Aber wer sich im Soong Hau verschärfte Bedingungen wünscht, der muss auch mit den kulinarischen Konsequenzen umgehen können.
Mein Tischgenosse lobte unterdessen sein vortranchiertes, über dem roten Gemüsecurry thronendes Geflügel, das nicht nur durch seine kross gebratene Haut, sondern vor allem durch sein saftiges Fleisch überzeugte. Eine Chance auf Komplettverzehr des röschen Vogels hatte er dennoch nicht. Ente gut - alles gut!
Dafür lag einfach zu viel Entenbrust auf seiner rechteckigen Servierplatte. Außerdem war da ja auch noch das knackig gewokte Gemüse (Paprika, Bambussprossen und Thai-Basilikum), das unter dem „Asia-Adler“ in reichlich roter Currysauce badete, und zusammen mit dem separat gelieferten Duftreis auch verzehrt werden wollte.
Auch ich mühte mich nach bestem Gewissen, mein mit zupackender Sauce und diversen kleinen roten Teufelchen gewürztes Hühnerklein verputzt zu bekommen. Das "Gai Phat Gra-Pau" als Tellerportion mit Reis
Es schmeckte so viel besser als das mit angezogener Scharfbremse ein paar Stunden zuvor beim Vietnamesen servierte Curry. Bohnen, Pilze, Bambus und Paprika hatten genau den richtigen Biss. Den aromatischen Rest erledigten Knoblauch, Zwiebel, Chili und Thai-Basilikum in exakt austarierter Menge und Zusammensetzung.
Huhn und Reis traten angesichts des feurig-würzigen Arrangements eher im Hintergrund als Texturgeber mit Sättigungsfunktion auf, was nicht weiter schlimm war. Das kühle Kellerbier aus München musste die doch arg in Wallung geratenen Papillen von Zeit zu Zeit wieder etwas besänftigen. Auch der tadellos unter Dampf gekochte Duftreis sorgte für ein wenig gustatorische Entspannung am Gaumen. Keine Ahnung wie, aber ich schaffte es gerade so, diese „heiße“ Hühnerplatte gänzlich zu vertilgen.
In diesem authentischen Thailokal – durchaus vergleichbar mit dem ebenfalls auf aromatische Frische und mutige Würze setzenden Restaurant „Thai-Orchid“ aus der Adlerstraße – würde ich jederzeit wieder aufschlagen. Allerdings würde ich mich mit der „Standard-Ausführung“ bei den in der Karte als „scharf“ ausgewiesenen Speisen zufriedengeben. Allein schon um keine unnötigen Gaumenkriegsschauplätze zu eröffnen.
Auch den frisch frittierten Querschnitt durchs krosse Vorspeisenprogramm würde ich auf ein paar wenige knusprige Teigtaschen oder ein paar im Teigmantel ausgebackene Garnelen reduzieren. Denn überfuttern muss sich ja wirklich niemand.
Wer sich also vom etwas altbacken anmutenden Ambiente nicht abschrecken lässt und statt konfektionierter panasiatischer Massenware lieber ehrlich gewokte Thaiküche aus fachkundiger Frauenhand bevorzugt, dem sei das Soong Hau in der Südstadt schärfstens empfohlen.
Wie in unserem Fall lässt sich dieser anregende Abstecher nach Fernkost prima mit einem Besuch des Programmkinos „Schauburg“ kombinieren. Vielleicht schaffen es ja meine Frau und ich nach langer Abstinenz auch mal wieder, zu zweit einen Film in unserem Karlsruher Lieblingskino anzuschauen. Apropos schauen: schau’n mer mal…
Das Mittagessen beim Vietnamesen in der Karlsruher Oststadt war kaum verdaut, da stand abends bereits der nächste kulinarische Ausflug nach Fernost auf dem Programm. Diesmal hatte ich einen Tisch für zwei Personen in dem für seine authentisch zubereiteten Thaispezialitäten bekannten Restaurant Soong Hau in der Südstadt reserviert.
Hier existiert seit 1929 (!) das kultige Programmkino „Schauburg“, in dem ich mir früher als Student die ein oder andere Double- bzw. Triple-Night – wer sich einmal drei Monty-Python-Filme hintereinander angeschaut hat, der... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer auf ehrlich gewokte Thaiküche steht, dem sei dieses Lokal schärfstens empfohlen" marcO74Das Mittagessen beim Vietnamesen in der Karlsruher Oststadt war kaum verdaut, da stand abends bereits der nächste kulinarische Ausflug nach Fernost auf dem Programm. Diesmal hatte ich einen Tisch für zwei Personen in dem für seine authentisch zubereiteten Thaispezialitäten bekannten Restaurant Soong Hau in der Südstadt reserviert.
Hier existiert seit 1929 (!) das kultige Programmkino „Schauburg“, in dem ich mir früher als Student die ein oder andere Double- bzw. Triple-Night – wer sich einmal drei Monty-Python-Filme hintereinander angeschaut hat, der
Geschrieben am 18.07.2024 2024-07-18| Aktualisiert am
18.07.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und Schüler an ihren neuen Wirkungsstätten aufzusuchen bzw. zu erleben.
Es geschah an einem Freitag, an dem ich mein Tagesticket für den ÖPNV so richtig ausnutzte und mit der Straßenbahn (bzw. zu Fuß) die nahegelegene Fächerstadt unsicher machte. Mein Programm war straff, beinhaltete jedoch ein kleines Zeitfenster für ein Mittagessen. Nach dem Termin bei einem stadtbekannten Autohaus in der Gottesauer Straße, scannte ich die kulinarische Lage in der näheren Umgebung.
Gegen ein süffiges Helles im Vogelbräu sprachen meine Besuchstermine am Nachmittag, die ich selbstverständlich nicht in Bierlaune erledigen wollte. Auf Döner, Pizza & Co. hatte ich auch keine große Lust. „Die Zwiebel“, eine gemütliche Gastrokneipe um die Ecke, öffnete erst gegen Abend und das ebenfalls nicht weit entfernte Thai-Restaurant „Chiang Mai“ zog im direkten Google-Vergleich mit dem direkt an der Ecke Gottesauer-/Ostendstraße ansässigen Viet Aroma um drei Zehntel den Kürzeren. Von außen eher unscheinbar...
Warum nicht mal wieder zum Vietnamesen? So mein Gedanke als ich die paar Stufen zur Eingangstür nahm und mich sogleich in dem rustikal eingerichteten Gastraum des Lokals befand. Es war angenehm ruhig in dem stimmig beleuchteten Eckrestaurant. Genau das richtige Ambiente, um für eine knappe Stunde bei erwartbarer Asiakost ein wenig zu entspannen.
Eine junge Dame asiatischer Herkunft nahm mich freundlich in Empfang und hieß mich auf einer der unbequemen Holzbänke Platz zu nehmen. Auf Sitzkomfort schien man hier keinen besonderen Wert zu legen. Viel Holz, wenig Sitzkomfort
Nun denn, ich hatte ja auch nicht vor, allzu lange zu verweilen. Dennoch hatte ich genügend Zeit, um mir die Szenerie dieses mit moderner vietnamesischer Küche werbenden Restaurants etwas genauer anzuschauen.
Erster Blickfang war die von Lampions erleuchtete Theke zu meiner Linken. Darauf befanden sich flaschenweise Alkoholika, die für die in der Getränkekarte gelisteten Longdrinks gebraucht wurden. Blick zur alkoholbeladenen Theke
Das vielfältige Angebot an Hochprozentigem überraschte mich schon. Die von dunkel gestrichenen, groben Holzbalken durchzogene Decke kontrastierte farblich mit den beigefarbenen Wänden.
Das kantige Holzmobiliar passte zum nüchternen Ambiente des Gastraumes, dessen Schlichtheit anscheinend zum Konzept gehörte. Dankenswerter Weise wurde auf überflüssige Deko und Folklore weitgehend verzichtet und dennoch holte mich dieses karge Setting nicht so recht ab. Da ist mir eine bequeme Sitzgelegenheit dann doch lieber als die gelebte, vietnamesische Gastrofunktionalität.
Das zeitnah überbrachte Speisen- und Getränkeangebot steckte auf einem Klemmbrett. Drei Mittagsgerichte wurden zusätzlich zum banalen Pho-Bun-Bowl-Programm – kennste einen, kennste alle! – offeriert. Das mitgelieferte Körbchen mit den staubtrockenen Krabbenchips blieb wie immer unangetastet. Die dünnen, südostasiatischen Styropor-Cracker waren noch nie mein Ding. Styropor-Chips zum Klemmbrett
Ich war in regelrechter Vorspeisenlaune und orderte mit den Gyoza-Teigtaschen (5,50 Euro) und den hausgemachten Nem-Frühlingsrollen (5,50 Euro) gleich zwei Vorabgerichte aus der Fritteuse. Diesen sollte das Chicken Curry (11,90 Euro) von der Mittagskarte folgen. Ein frisch aufgegossener Ingwer-Tee (3,80 Euro) mit Limette, Kumquat, Minze und Zimt wurde dem Ganzen wärmend vorausgeschickt. Vor dem fettigen Fingerfood konnte ein flüssiger Gesundstart nicht schaden.
Die fünf frittierten, mit Hühnerfleisch und Gemüse gefüllten Gyoza wurden zeitgleich mit den drei Nem serviert. Zwei Vorspeisen aus dem Fettbad
Bei Letzteren hatte ich mich für die mit Schweinefleisch zubereitete Variante entschieden. Beide Starter wurden mit der gleichen süß-sauren Dipsauce geliefert. Und auch wurden sie beide mit dem „Teriyaki-Segen“ aus der Quetschflasche bedacht. Knusprige Nem mit Teriyaki-Verzierung
Im Inneren der kross frittierten Reispapierrollen tummelten sich neben dem kleingehäckselten Fleischanteil noch Glasnudeln, Morcheln, Mu-Err-Pilze und Karotten. Die Nem im Detail
Die knusprigen Nem bescherten mir einen durchaus schmackhaften Einstieg ins Mittagessen. Ihr Fettgehalt verstärkte diesen Eindruck nicht unerheblich. Die dazu gereichte, süße Chilisauce hätte ruhig noch etwas schärfer ausfallen dürfen. Diese begegnete meinem Gaumen mit zu viel asiatischer Zurückhaltung.
Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie man frittierte Teigtaschen ohne Verbrennungen am Gaumen verputzt bekommt. Vielleicht sollte ich sie beim nächsten Mal vor dem Verzehr mit dem Messer halbieren und auskühlen lassen. Ach diese Dumplings....
Die heiße Gyoza-Füllung sorgte nämlich einmal mehr für bleibenden Eindruck im Mundraum. Dennoch gehören diese kleinen Asia-Mauldäschle sowohl im gedämpften als auch im frittierten Zustand zu meinen absoluten Favoriten in Sachen Stäbchenkost. Frittierte Gyoza mit Huhn-Gemüse-Füllung
Gut vorgesättigt ging es dann ans „Eingewokte“. Das in der Mittagskarte als mariniert ausgewiesene Hühnerfleisch entpuppte sich als vortranchiertes „Panierstück“. Chicken Curry von der Mittagskarte
Nach den beiden Grüßen aus der Fritteuse tat ich mir mit dem ebenfalls in Fett gebratenen Huhn etwas schwer. Das war mir dann doch des Knusprigen zu viel an diesem Freitagmittag. Die Kokos-Curry-Sauce war gut abgeschmeckt, hätte aber durchaus etwas mehr „Wumms“ vertragen.
Warum man bei süffigen Currygerichten den Salat mit auf den Teller geben muss, wird wohl das Geheimnis der Südostasiaten bleiben. Salat in Currysauce...muss das sein?
Ich mag dieses „Gemansche“ nicht. Die angemachten Salatblätter und die stückig geschnittenen Tomaten vertrugen sich nicht wirklich mit der heißen Currysauce. Das darin badende Gemüse (Zucchini, Karotte, Brokkoli und Co.) ging soweit in Ordnung. Nur etwas knackiger hätte der vegetabile Anteil meines Chicken Currys ausfallen dürfen. Unter einem Chicken Curry stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor....
Aber da war ja noch das obligatorische Stroh vom Daikon-Rettich, der ein wenig Frische auf den Teller brachte. Was die großzügig über mein Hühnerschnitzel gequetschte Teriyaki-Sauce sollte, entzog sich dann wiederum meiner kulinarischen Kenntnis. Einen geschmacklichen Mehrwert stellte die süße Pampe jedenfalls nicht dar. Der zu einem Kegel geformte, gar nicht mal so pappige Duftreis stellte sich ohne nennenswerte Gaumeninformation in den Dienst der Sättigung, die infolge meiner reichen Vorspeisung dann auch ziemlich schnell erreicht war.
Gut gesättigt und halbzufrieden verließ ich den currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen und nutzte die Länge der Durlacher Allee zum Verdauungsspaziergang. Wer sich an den üblichen Verdächtigen panasiatischer Vietnamkost erfreut und Soßen aus der Quetschflasche nicht scheut, kann hier bedenkenlos einkehren. Nur sollte man sich bei länger geplanter Verweildauer ein Sitzkissen von daheim mitbringen, um seinen Allerwertesten zu schonen.
Dass ich mich ein paar Stunden später zusammen mit einem Kollegen in der Karlsruher Südstadt an scharfer Thaiküche erfreuen durfte, ging als panasiatische Gerechtigkeit vor dem Kinobesuch durch. Und auch von diesen verschärften Bedingungen in Sachen Asiakost werde ich selbstverständlich berichten.
Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und... mehr lesen
Viet Aroma Restaurant
Viet Aroma Restaurant€-€€€Restaurant072147002287Gottesauer Straße 19, 76131 Karlsruhe
3.0 stars -
"Gefällige Mittagsrast beim currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen" marcO74Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und
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Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich im Ortskern von Kapellen auch ausgezeichnet nächtigen lässt, weiß man selbst im schönen Bergischen Land zu schätzen.
Kurz vor dem 35-jährigen Betriebsjubiläum kreuzte ich an einem angenehm warmen Sonntagabend Mitte Mai nach getaner Kletterei an den Schafsfelsen bei Erfweiler ganz spontan dort auf und wurde von Manuela Wendel, der Mutter des Küchenchefs, mal wieder wie ein guter Freund der Familie empfangen.
Stolz berichtete mir die Servicechefin von den Planungen, denn am 28. und 29. Juni sollte der 35.Hopfestubb-Geburtstag gebührend gefeiert werden. Das besondere Geburtstagsmenü hatte Marc Wendel an meinem Besuchsabend schon im Kopf, wie er mir später beim lockeren Plausch augenzwinkernd verriet.
Ein paar Wochen später wurde dann u.a. mit in Aperol gebeiztem Lachs, hausgemachten Pfifferlingsravioli und rosa gebratenem Rinderfilet das Jubiläum in Form eines 5-Gang-Menüs zelebriert. Ach wäre ich da gerne dabei gewesen. Na vielleicht klappt’s ja zum Vierzigsten…
Zurück zu meiner Soloeinkehr im Wonnemonat Mai. Man wies mir einen Platz im hinteren Gastraum, den man passiert, wenn man zur lauschigen Terrasse gelangen möchte, zu. Dieses mit bequemen Polsterstühlen und wertigem Holzmobiliar ausgestattete, sonnendurchflutete „Nebenzimmer“ füllte sich nach meiner Ankunft recht schnell.
Mit einem Pärchen aus dem Badischen kam ich schnell ins Gespräch. Es waren – wie sich schnell herausstellen sollte – langjährige Stammgäste, die es sich bei Familie Wendel regelmäßig schmecken lassen, wenn sie in der Nähe oder auf Durchreise sind. Natürlich war auch der Fußball ein Thema, hatte doch der KSC an jenem Sonntag zu Hause gegen Hannover 96 verloren. Mein Trost für den Herren vom Nachbartisch hielt sich jedoch in Grenzen.
Ein Aufsteller auf dem Tisch lockte mit kühlen Aperos für warme Tage. Gerne hätte ich mir die ein oder andere „Jubiläums-Schorle“ – eine mit Bitter Lemon, Limette und Eiswürfel aufgefrischte Weißweinschorle – gegönnt, was jedoch zu Lasten meiner Fahrtauglichkeit gegangen wäre. Dann halt eben einen alkoholfreien Traubenbitzler (4 Euro) mit geeisten Weintrauben wie ihn meine Frau hier gerne zu trinken pflegt. Ein kleines Mineralwasser (Bellaris Classic, 0,25l für 2,80 Euro) gesellte sich prickelnd dazu.
Aus der überschaubaren Auswahl saisonaler Empfehlungen lachte mich das Spargelsüppchen (6,80 Euro) am meisten an. Es sollte die Erste ihrer Art in diesem Jahr für mich werden und natürlich durfte auf die Stangenterrine noch ein ordentlicher Hauptgang folgen. Nur wegen einem Süppchen besuche ich doch kein Speiselokal („Geh‘ mer fort!“ würde man wohl im Saarland sagen…).
Schließlich befand ich mich in der heimischen Pfalz, wo handfeste Hausmannsköstlichkeiten auf den Tellern keine Seltenheit sind. Ach ja, und satt werden wollte ich natürlich auch. Also warum nicht mal wieder die Schweinemedaillons an pikanter Pfeffersauce mit selbstgemachten Spätzle und gemischtem Beilagensalat (19,80 Euro) probieren?
Klar, wären auch ein wunschgerecht gebratenes, 250 Gramm schweres Rumpsteak oder die legendären Saumagen-Ravioli an Regentjus eine Option gewesen, aber irgendwie stand mir an diesem Sonntagabend der Sinn nach einer besserbürgerlichen, unter feiner Sauce schlummernden „Schweinerei“ samt schwäbischer Teigwarenbeilage wie ich sie früher bei meiner Mutter nur allzu gerne genoss. Auch die Chance auf den dazu servierten, immer sehr schmackhaft angemachten Beilagensalat wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Noch bevor mir die Suppe vom Königsgemüse kulinarische Frühlingsgefühle entlocken sollte, begrüßte mich der Küchenchef mit einer Nocke hervorragend abgeschmecktem Hummus, zu dem ich mir sogar das hausgebackene Olivenbrot – wer mich kennt, weiß, wie sehr ich diese Steinfrucht normalerweise meide – gefallen ließ.
Die Küche grüßte diesmal orientalisch
Ich habe die orientalische Kichererbsenpaste selten so stimmig gewürzt vorgesetzt bekommen. Nicht übertrieben „kreuzkümmelig“, aber doch mit wahrnehmbarer Cumin-Note und der richtigen Menge an Knoblauch und Zitronensaft ausgestattet, war das ein fein ausbalancierter Aufstrich nach Maß. Davon hätte ich locker noch eine Nocke verputzen können, aber es sollte ja noch einiges folgen.
Die leicht aufgeschäumte Suppe kam mit weißer und grüner Spargeleinlage - nicht zu heiß (!) - in die Tasse, was an einem ohnehin schon warmen Abend im Mai absolut kein Fehler war.
Knackige Suppeneinlage in weiß und grün
Die Spargelschnipsel waren tadellos auf Biss gegart und in ausreichender Menge vorhanden. Aber auch das flüssige Weiß überzeugte am Gaumen. Fachmännisch abgeschmeckt und keinesfalls „totgesahnt“ war dies ein gelungenes Beispiel für saisonale „Suppkultur“ mit Anspruch. Kurz gesagt: die Stangen der Erde – veredelt am Herde!
Das leicht aufgeschäumte Spargelglück
Aber diese Qualität bin ich von Suppenmeister Wendel ja gewohnt. Ob kalte, andalusische Gazpacho im Sommer, getrüffelte Schwarzwurzelsuppe in der kalten Jahreszeit oder pikante Currysuppe am mehrmals im Jahr stattfindenden Genussausflug nach Thailand, der Mann am Herd weiß genau, wie er die Liebhaber aromatischer Löffelspeisen glücklich und zufrieden in Richtung Hauptgang schickt. Auch bei meiner Spargelsuppe gelang ihm dies - mal wieder - auf eindrucksvolle Art und Weise.
Mein mit köstlichem Essig-Öl-Dressing angemachter Beilagensalat folgte zeitnah und geizte nicht mit frischem Blattwerk.
Tadelloser Beilagensalat
Immer wieder beeindruckend, wie eine gut austarierte, feinsäuerliche Salatsoße die ansonsten doch recht faden Blätter geschmacklich auf Kurs bringen kann. Aber auch der hausgemachte Karottensalat war ein kleingeraspeltes Vergnügen der knackigen Art.
Der erste Hunger war gerade ein wenig gezähmt, da folgten nach einer kleinen Verschnaufpause die mit reichlich Rahmsoße nappierten Medaillons vom Schweinefilet.
Saftige Schweinemedaillons mit reichlich Beiguss
Außen knusprig gebraten und innen noch herrlich saftig. Da hatte ich aber mal so richtig Schwein gehabt! Auch die Spätzle gerieten so fluffig wie bei Muttern. Sie glänzten leicht gebuttert aus einem separat gelieferten Schälchen und erfüllten spätestens beim ersten Saucenkontakt ihre Beilagenfunktion „summa cum laude“.
Spätzle wie bei Muttern
Wie viel Mühe und Arbeit in dieser einfachen Rahmsauce steckte, verriet bereits der erste, mit ihr benetzte Schweinehappen.
Da wurde gewiss kein Helferlein in Pulverform verwendet. Marc Wendel zieht seine Saucen aus ehrlich angesetzter Jus. Ein Aufwand, den man schmeckt. Und den ich mit Hilfe meiner Spätzle durchaus zu würdigen versuchte. Kein Tröpfchen dieser vollmundig-sämigen Genusstunke sollte auf dem Teller zurückbleiben.
Leider musste ich danach schweren Herzens auf einen süßen Abschluss – die Sorbets von Marc Wendel gehören hier normalerweise zum Pflichtprogramm! – verzichten. Die fortgeschrittene Sättigung ließ im Grunde keine weitere Nahrungsaufnahme mehr zu.
Doch da hatte ich die Rechnung ohne die freundliche Wirtin gemacht. Manuela Wendel nahm sich gerne etwas Zeit, um mit ihrem nur noch selten erscheinenden Stammgast ein wenig zu plaudern. Und wenn der Pfälzer gemütlich sitzt und es ihm gut gefällt, vergisst er gerne auch mal die Zeit. Oder wie in meinem Falle, das Vorhaben, nicht allzu spät aufzubrechen.
Irgendwann war ich dann der letzte Gast im Hause. Da gesellte sich dann auch der sympathische Küchenchef dazu und bestand darauf, dass ich unbedingt sein Schokoladensorbet probieren müsse.
Schoko-Dessert (Schoko-Sorbet und weiße Schokomousse)
Was tut man nicht alles in bester Gesellschaft? Dass dann aber neben dem zarten Schoko-Eis-Traum (in dunkel) noch eine genauso große Nocke Schokomousse (in weiß) auf der rechteckigen Keramik gelandet war, machte die ungeplante Nachtischportion zu einer echten Aufgabe. Aber bei einem Dessert dieser Güteklasse „quält“ man sich doch gerne.
Meine Frau kam – keinesfalls überraschend – bei der Betrachtung der Fotos zu diesem Bericht auf die durchaus nachvollziehbare Idee, in nicht allzu ferner Zukunft der Hopfestubb endlich mal wieder einen Besuch abzustatten. Auch sie ist ein großer Fan der Wendel’schen Küche und zählt diese liebenswerte Einkehradresse seit Jahren zu ihren Favoriten. Wäre schön, wenn wir es in diesem Jahr noch hinkriegen würden.
Der Familie Wendel wünsche ich für die Zukunft alles Gute und hoffe auf noch viele weitere Jahre. Wer seit so langer Zeit die berühmte Pfälzer Gastlichkeit auf solch ehrlich sympathische Art und Weise praktiziert und dabei dem eigenen, hohen Qualitätsanspruch über Jahre hinweg gerecht wird, der weiß eben, wie man seine Gäste glücklich macht. Und dazu braucht es kein Chi-Chi und auch keine teuren Produkte auf dem Teller. Bleibt euch treu, ihr Wendels! Ihr macht das genau richtig.