Geschrieben am 31.07.2024 2024-07-31| Aktualisiert am
01.08.2024
Besucht am 21.07.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 138 EUR
Mit ihrer letztjährigen Wiedereröffnung hatte die Klosterschänke die Herrenalber Maßstäbe für gehobene Landhausküche gewaltig nach oben verschoben (Näheres in meinem damaligen Bericht, einschließlich einer Kurzen Geschichte der Zeit seit A. D. 1148).
Ein Folgebesuch ließ länger auf sich warten als gedacht; am vorvergangenen Sonntagmittag war es dann aber so weit und wir drei machten uns auf den kurzen Weg in das ehrwürdige, aufwendig restaurierte Haus.
Wir wurden freundlichst empfangen und an unseren Tisch geführt. Der stand dank eines kurzen Raumteilers etwas separiert, allerdings mit guter Übersicht über das Geschehen, teilweise durch ein kleines Fensterchen.
Über uns sorgte ein Würdenträger dafür, dass von dem antiken Besteck nichts abhanden kam.
Durch den Raumteiler hatte Calvin seine Ruhe und konnte sich in den nächsten zwei Stunden nahezu mustergültig benehmen - gut für uns und für den Ruf des Pudels im Allgemeinen auch.
In diesem Haus hat er jedenfalls ein paar neue Fans. Was nur am Rande damit zu tun hat, dass sich am weiterhin makellosen Service seit unserem letzten Besuch nichts geändert hat.
TOP 1: Getränke. Eine Dreiviertelliter stilles Wasser ist stets gesetzt (8 € für Teinacher, wenn ich mich recht erinnere). Ich machte es mir einfach mit einem halben Liter Alpirsbacher Pils (5 €). Wenn ich zum Mittagessen Bier trinke, werde ich im Verlaufe des Nachmittags wieder wach, bei Wein ist das nicht gewährleistet.
Meine Frau, auf der Suche nach einem alkoholfreien Sekt, ließ sich gerne etwas Unbekanntes empfehlen: Die Cuvée Nr. 11 der schwäbischen Manufaktur Jörg Geiger, gekeltert aus unreifen Äpfeln und, man lese und staune, Eichenlaub (9,80 € für 0,2 L). Kein billiges Vergnügen, aber ein in jeder Hinsicht prickelndes: Sehr fruchtig, nicht zu süß und noch mal eine Nummer reizvoller als zum Beispiel die Erzeugnisse der Großkelterei Van Nahmen. Außerdem aus dem regionalen Großraum, worauf man hier großen Wert legt. Später kam noch ein Fläschchen Rosé dazu, aus Boskoop, Rose und Himbeere, mit etwas mehr Süße als die Cuvée und damit auch eine schöne Dessertbegleitung. Ein guter Tipp auch für die heimische Sammlung.
Mit den Getränken wurde hausgebackenes (mit ge!) Tomaten-Oliven-Brot serviert, zusammen mit drei verschiedenen Dips.
Von denen hatte es mir vor allem der geölte Knoblauch angetan, und ich musste mich zusammennehmen, um nicht bereits gesättigt zur Vorspeise anzutreten.
Und dann ging es richtig los. Meine Frau entschied sich, obwohl dies erst unser zweiter Besuch war, für das dreigängige Stammgast-Menü (55 €). Ich „begnügte“ mich mit Vorspeise und Hauptgericht; die Gänsefüßchen werden sich gleich erklären.
Erster Gang der Stammgäste war eine Doppelte Kraftbrühe vom Ochsenschwanz: Asiatische-Ochsenschwanz-Maultäschle | Flädle | Wurzelgemüse | Kräuter. Dieser Küchenklassiker meiner Jugend hat sich, gemeinsam mit meiner damals geliebten Bouillon mit Ei, von deutschen Speisekarten ja weitgehend verabschiedet, aber das, was hier geboten wird, hat mit der Fleischsuppe von damals nicht viel zu tun, und ein asiatischer Spin ist stets willkommen, nicht nur bei meiner Frau. Die Wantänle waren ohne Brühe angerichtet worden und wurden am Tisch angegossen; leider war ich nicht geistesgegenwärtig genug, um diesen Vorgang für die Nachwelt festzuhalten.
Auf meinem Vorspeisenteller ging es ziemlich extravagant zu, denn die Straßburger Terrine: Gänseleber | Steinpilze | Ganache de Foie Gras de Canard Rougié | Soße Cumberland | Zupfsalat | Radiesle-Vinaigrette | Brioche (31 €) war mir bereits beim heimischen Preview ins Auge gefallen und hatte mich danach nicht mehr losgelassen, schon der Überschrift zuliebe. Außerdem hatte ich schon seit Ewigkeiten keine Foie Gras mehr genossen. Von der sahnigen Ganache hätte es durchaus etwas mehr sein können, das hatte ich bei dem Preis eigentlich erhofft. Aber wer einmal Atika geraucht hat, der weiß solches hinzunehmen *duw*.
Die Cumberland-Sauce zur feinen Terrine war so konzentriert, dass man sie nur tröpfchenweise applizieren konnte. Ach, welch ein Segen, dass Küchenchef Sven König bei seiner Definition von Regionalität an der deutschen Außengrenze nicht halt macht…
Beim Abräumen wurden wir gefragt, ob wir ein Päuschen einlegen wollten. Wollten wir nicht, Calvin zuliebe.
Auf die Stammgästin warteten nun Steaks vom Milch-Kalbsrücken |Morchel-Rahmsößle | zweierlei-Möhren | Wilder-Broccoli | geschmelzte Spätzle (Binde-Striche nicht von mir). Meine Frau ist eigentlich der Meinung, dass sie für Kalbfleisch noch nicht alt genug ist, aber Spätzle mit Sößle liebt sie so sehr, dass sie den Gedanken an einen Gangtausch gleich wieder verwarf. Ein Glück, denn die drei Medaillons auf ihrem Teller waren der Beweis, dass auch Kalb nach was schmecken kann, wobei das leckere Sößle das Seinige dazu beitrug. Jedenfalls genoss meine Liebste die mächtige Portion so sehr, dass für mich nur noch ein paar Bissen übrig blieben...
...deren es natürlich nicht bedurft hätte, um mich satt zu kriegen. Ich hatte zuvor die Speisekarte im Geiste hin- und hergewälzt, welches Hauptgericht meine extravagante Vorspeise ergänzen könnte, und war beim Aufbruch noch bei keiner Entscheidung angekommen.
Die Rettung kam in Form eines Aufstellers neben der Eingangstür, auf dem unter anderem ein Cordon Bleu mit Kartoffel-Gurkensalat beworben wurde (24,50 €). Na wunderbar! Was könnte besser zu so einer Straßburger Terrine passen als das Gericht, dem das Blaue Band der hohen Kochkunst einst verliehen worden war, und so kalbte es denn auf unser beider Teller. Das hat es während der mehr als zwei Jahrzehnte unseres Zusammenseins auch noch nicht gegeben.
Die Pana... äh, Panierung war gründlich entfettet worden und gut, aber nicht aufdringlich gewürzt; das Interieur schmolz auf der Zunge, nicht nur dank des großzügig fließenden Gruyères. Schade, dass ich kein schmackiges Foto vom Anschnitt gemacht habe, das wäre dem Cordon-Blaumann MarcO nicht passiert.
Eine besondere Erwähnung verdient allerdings auch der Kartoffelsalat, der hinsichtlich Schlonzigkeit keine Wünsche offenließ. Und das sage ich als im Rheinland sozialisierter Mensch, der daheim sehr gerne zur Mayonnaiseflasche greift, um Ärpel- und andere Schlote schlüpfrig zu machen.
Vor dem Finale gab es dann doch ein kurzes Päuschen, auch wenn unser Begleiter inzwischen so guckte, als hätte er genug gedarbt. Die für Stammgäste vorgesehene Mousse au chocolat hatte meine Frau für 5 € Aufschlag gegen Dreierlei Sorbet | Heidelbeere | Mango | Limette getauscht, das ihr (und letztlich auch mir) viel Vergnügen bereitete.
Alle drei waren köstlich-cremig und voller Biss, dank Heidelbeeren | getrockneten Mangostückchen | Zitronat. „Einfach nur Eis können wir nicht“ meinte der Chef dazu. Das ist die hohe Kunst der Unvollkommenheit, und in solchen Momenten kann ich schon verstehen, warum meine Allerliebste so sorbetversessen ist.
Insgesamt ein großes, wenn auch etwas kostspieliges Vergnügen, dass wir uns da gegönnt haben, teilweise abgefedert durch einen Gutschein unseres Optikers als Dank dafür, dass einige Bilder meiner Frau bis vor kurzem sein Geschäft verschönert haben. Natürlich werden wir auch ohne finanziellen Support wieder in der Klosterschänke einkehren, schließlich gehört sie zu den Restaurants, die man gerne in seiner Nähe weiß, und das soll bitte auch so bleiben.
Mit ihrer letztjährigen Wiedereröffnung hatte die Klosterschänke die Herrenalber Maßstäbe für gehobene Landhausküche gewaltig nach oben verschoben (Näheres in meinem damaligen Bericht, einschließlich einer Kurzen Geschichte der Zeit seit A. D. 1148).
Ein Folgebesuch ließ länger auf sich warten als gedacht; am vorvergangenen Sonntagmittag war es dann aber so weit und wir drei machten uns auf den kurzen Weg in das ehrwürdige, aufwendig restaurierte Haus.
Wir wurden freundlichst empfangen und an unseren Tisch geführt. Der stand dank eines kurzen Raumteilers etwas separiert,... mehr lesen
Gasthaus Klosterschänke
Gasthaus Klosterschänke€-€€€Restaurant01626192947Dobler Str. 2, 76332 Bad Herrenalb
5.0 stars -
"Mit Genuss Ganache genascht" OparazzoMit ihrer letztjährigen Wiedereröffnung hatte die Klosterschänke die Herrenalber Maßstäbe für gehobene Landhausküche gewaltig nach oben verschoben (Näheres in meinem damaligen Bericht, einschließlich einer Kurzen Geschichte der Zeit seit A. D. 1148).
Ein Folgebesuch ließ länger auf sich warten als gedacht; am vorvergangenen Sonntagmittag war es dann aber so weit und wir drei machten uns auf den kurzen Weg in das ehrwürdige, aufwendig restaurierte Haus.
Wir wurden freundlichst empfangen und an unseren Tisch geführt. Der stand dank eines kurzen Raumteilers etwas separiert,
Geschrieben am 18.07.2024 2024-07-18| Aktualisiert am
18.07.2024
Besucht am 09.07.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 64 EUR
Groß war unsere Freude, als wir im April dieses Jahres im Gemeindeblättchen lasen, dass im Herrenalber Bahnhof ein neuer Bahnhofsrestaurantsvorsteher tätig werden würde. Natürlich nicht ohne eine leise Skepsis, steht doch die Bahnhofsgastronomie als solche nicht erst seit Wolfram Siebecks Selbstversuch in keinem guten Ruf, und das, was in diesem ehrwürdigen Gebäude bislang an spielautomatenkompatibler Küche geboten wurde, hatte schon gar nicht das Zeug dazu, daran etwas zu ändern.
Besonders interessant fand vor allem meine Frau, dass der neue Pächter, Erdal Dalkilinc, in der Region seit Jahrzehnten einen Fischgroßhandel betreibt und dass ebendieser Fisch der Schwerpunkt seines Speisenangebots sein würde. Einen Internetauftritt, auf dem man Genaueres erfahren könnte, gibt es leider nicht; in Zeiten, wo bald jede Wurstbude einen hat, ist das ein wenig verwunderlich und eher nicht gut fürs Geschäft.
Am Ende dauerte es dann doch noch ein Vierteljahr bis zu unserem Erstbesuch: Ich hatte Knie und lange Zeit das Haus nur dann verlassen, wenn es unbedingt nötig war. Erfreulicherweise ist das Problem, ebenso wie das Knie, jetzt ausgeräumt und das Leben geht, ebenso wie ich, wieder seinen gewohnten Gang.
Der Nova Grill verfügt über zwei große Gasträume, dazu Außenbereiche vor und hinter dem Haus. Auf der schienenwärts gelegenen Seite ist es mittags schön schattig, zweimal pro Stunde allerdings auch ziemlich laut, wenn jenseits der Hecke Busse mit laufendem Motor warten, um die Ankömmlinge weiter im Land zu verteilen.
Trotzdem suchten wir uns draußen einen freien Tisch, wurden kurz darauf vom Chef freundlich begrüßt und mit Speisekarten sowie Wasser für den Hund versorgt – ein kleines Extralob hierfür.
Die Küche ist, beim Namen des Chefs nicht überraschend, türkisch mit ein paar Anleihen. Auf den Grill kommt, ebenfalls nicht mehr überraschend, eine respektable Auswahl an Fischen, am Stück oder filetiert. Bei den Beilagen gibt es Zugeständnisse an die deutsche Kundschaft: Zu sämtlichen Gerichten kann man zwischen Salzkartoffeln, Pommes, Bratkartoffeln und sogar Kartoffelsalat wählen. Reis gibt es auch.
An Fleischgerichten ist die Auswahl deutlich kleiner; Vegetarier müssen sich bei den Vorspeisen umgucken, brauchen aber trotzdem keine Angst zu haben, nicht satt zu werden..
Schade, dass man Henkel und Logo nie gleichzeitig aufs Bild kriegt
Beim Bier wird das örtliche Duopol von Hoepfner und Alpirsbacher gebrochen: Gezapft wird das mir bislang unbekannte Meckatzer aus dem Allgäu. Dessen Weiß-Gold hat mir ausgesprochen gut geschmeckt, nicht zu bitter und angenehme 5,2% (4,80 € die Halbe). Meine Liebste trank Eistee mit Zitrone (4,50 € für 0,4 L).
Um die Wartezeit zu verkürzen, wurden nach alter deutscher Sitte erst mal die zu den Hauptgerichten gehörenden Beilagensalate serviert. Knackig und in hübschen Schalen mit reichlich hausgemachter Vinaigrette angerichtet, ließen sie bereits ahnen, dass wir unseren Besuch nicht bereuen würden.
I Love You Baby
Mehr Neugier als Hunger ließ uns als Vorspeise einen Teller Baby Calamari mit Olivenöl, Knoblauch, Petersilie und Zaziki teilen (11,90 €). Und siehe, unsere Neugier wurde belohnt: Die Tübchen zart, die Ärmchen knusprig, mit reichlich gutem Öl und einer ansprechenden Menge Knoblauch. Von Letzterem hätte das Zaziki durchaus mehr vertragen, ich bin aber zuversichtlich, dass sich beim nächsten Besuch da was machen lässt. In der Summe hat es uns an Knoblauch sowieso nicht gemangelt.
Wolf unter Bärschen
Wir waren noch nicht ganz fertig, da erschienen schon die Hauptgerichte. Und da meiner Liebsten Lieblingsfisch auf der Karte stand, war er natürlich auf ihrem Teller gelandet: Gegrillter Wolfsbarsch (17,90 €). Hätte sie nach den Calamari noch Zweifel gehabt, dass man in der Küche mit Fisch umzugehen weiß, wären diese jetzt ausgeräumt gewesen: Genauer auf den Punkt kriegt man ihn kaum hin, und wenn meine Frau das sagt, dann stimmt das.
Der Reis konnte da nicht mithalten, denn der war etwas matschig geraten. Dass er größtenteils übrig blieb, hing aber auch damit zusammen, dass meine Frau ihre begrenzte Kapazität lieber für den delikaten Fisch vorhalten wollte.
Was der Gattin der Wolfsbarsch, ist, was die Anziehungskraft betrifft, dem Gatten das Lamm. Da kann er nur selten nein sagen. Vier verführerische Koteletts eines zarten Zickleins (24,90 €) verbreiteten mit ihren wunderbaren Röst- und Knoblaucharomen großes Wohlbefinden und ließen vergessen, dass man in der Öffentlichkeit seine Finger eigentlich nicht ablecken tut. Die teils mürben, teils knusprigen Bratkartoffeln mit ihrem mediterranen Flair harmonierten gut; dem Zaziki hätte, wie gesagt, etwas mehr Power gut getan.
Fazit: Der Nova Grill ist eine echte Bereicherung für die Herrenalber Gastroszene. Möge er lange leben und prosperieren! An uns soll es jedenfalls nicht scheitern.
Groß war unsere Freude, als wir im April dieses Jahres im Gemeindeblättchen lasen, dass im Herrenalber Bahnhof ein neuer Bahnhofsrestaurantsvorsteher tätig werden würde. Natürlich nicht ohne eine leise Skepsis, steht doch die Bahnhofsgastronomie als solche nicht erst seit Wolfram Siebecks Selbstversuch in keinem guten Ruf, und das, was in diesem ehrwürdigen Gebäude bislang an spielautomatenkompatibler Küche geboten wurde, hatte schon gar nicht das Zeug dazu, daran etwas zu ändern.
Besonders interessant fand vor allem meine Frau, dass der neue Pächter, Erdal... mehr lesen
Nova Grill
Nova Grill€-€€€Restaurant07083 9278990Bahnhofsplatz 1, 76332 Bad Herrenalb
4.5 stars -
"Super, Nova!" Oparazzo
Groß war unsere Freude, als wir im April dieses Jahres im Gemeindeblättchen lasen, dass im Herrenalber Bahnhof ein neuer Bahnhofsrestaurantsvorsteher tätig werden würde. Natürlich nicht ohne eine leise Skepsis, steht doch die Bahnhofsgastronomie als solche nicht erst seit Wolfram Siebecks Selbstversuch in keinem guten Ruf, und das, was in diesem ehrwürdigen Gebäude bislang an spielautomatenkompatibler Küche geboten wurde, hatte schon gar nicht das Zeug dazu, daran etwas zu ändern.
Besonders interessant fand vor allem meine Frau, dass der neue Pächter, Erdal
Geschrieben am 17.04.2024 2024-04-17| Aktualisiert am
18.04.2024
Besucht am 10.04.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Der Borgfelder Kollege, der berufsbedingt weiter rumkommt als ein Staubsaugervertreter und es dabei wie kein anderer versteht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte kürzlich in der Pfalz zu tun. Und so gerne er alleine isst und trinkt und das Personal kujoniert, so tut er dies noch lieber in Gesellschaft Gleichgesinnter.
So kam es, dass ich mich vorige Woche ins Auto schwang und nach Neustadt düste. Dritter im Bunde war Kollege MarcO, der die Gunst der Stunde bzw. seines verkehrsgünstig gelegenen Heims nutzte und unterwegs zustieg.
Reserviert hatte der Lokalmatador, der bei einem weniger exclusiven Bewertungsportal auch unter dem nom de plume „Palatinator“ oder so schreibt, in der Zwockelsbrück, einer kleinen Weinstube mit bewegter und einer Betreiberfamilie mit noch bewegterer Vergangenheit, mit der schönen Konsequenz, dass Südafrika auf der Zwockelsbrücker Weinkarte für Pfälzer Verhältnisse erstaunlich gut vertreten ist. Wer mehr darüber wissen möchte, dem empfehle ich Marcos letzten Zwockelsbrück-Bericht, in dem er ein Gastronomenleben mit all seinen Höhen und Tiefen en detail geschildert hat.
Als wir eintrafen, fanden wir unseren Freund im Gespräch mit der Dame des Hauses. Wie mir erst später klar wurde, kennt man sich nämlich gut. Nach einiger Zeit ließ er von ihr ab und begrüßte uns Neuankömmlinge herzlich, einen davon (mich) zum ersten Mal. Und was soll ich sagen, ich fand den Mann von Angesicht zu Angesicht genauso sympathisch und anregend, wie es seine allen GGlern wohlbekannte Schriftform erhoffen lässt. Da bleibt kein Auge trocken und normalerweise auch keine Kehle. Eigentlich schade, dass die Tektonik es so gefügt hat, das Bremen nicht näher am Schwarzwald liegt, aber immerhin, bei Wörth hat’s ja geklappt.
Genug gesülzt. Der Gastraum ist nicht viel größer als ein gehobenes Ess- und Wohnzimmer und auch so eingerichtet.
Erst mal gemütlich, später meldet sich dann das Gesäß
Allerdings sitzt man auf dem Holzgestühl etwa so bequem wie in einer katholischen Kirche; die ausgelegten Pölsterchen können das nur teilweise abfedern. Für mich kam erschwerend dazu, dass es infolge einer Kette unglücklicher Umstände um meine Beinmuskulatur und das sich anschließende Sitzfleisch momentan nicht so gut bestellt ist.
Aber jetzt saßen wir erst mal da und freuten uns aneinander. Drängende Fragen bauten sich vor uns auf, zuallererst die nach einem passenden Aperitif. Antwort bzw. Empfehlung der Chefin: Rock Shandy, ein Cocktail aus – na klar! – Südafrika (6,50 €). Zitronenlimo, Angostura und ein Spritzer Zitrone waren ein erfrischender Auftakt zum Abendprogramm. Foto? Leider vergessen.
An der Menüfolge dokterten wir etwas länger herum. Angeboten wird eine schöne Auswahl regionaler und saisonaler Must-Eats – es war Bärlauch&Spargel-Saison – mit internationalen Touches. Schließlich einigten wir uns auf eine solide Menüfolge aus Suppe, Zwischengang und Hauptgericht, mit Option auf Süßes hinterher.
Zu trinken gab’s natürlich auch. Während ich mich nach dem Aperitif an stilles Teinacher hielt (bescheidene 5,40 €), machten die beiden Kollegen ausgiebigen Gebrauch von ihrem Status als Beifahrer. Ein südafrikanischer Luddite Saboteur (65 €) – wenn man dem Namen Glauben schenken kann, fußgekeltert und handgefüllt -, ein Pfälzer Chardonnay von Philipp Kuhn (46 €) und zum Schluss ein Pinot Meunier brut von Bernhard Koch (33 €) rannen durch die Kehlen meiner wackeren Kumpanen, natürlich flaschen- und nicht glasweise. Ich lobte die Auswahl auf Basis wönziger Probierschlöckchen, möchte aber die vinophile Einordnung den eigentlichen Konsumenten überlassen.
Zurück zum Essen, dessen erste Runde nicht lange auf sich warten ließ. Während Marco sich an einer bärlauchigen Spargelsuppe vom Tischaufsteller erfreute (6,40 €), hatten Borgi und ich uns für die Kartoffelsuppe entschieden, auf der zwei hübsche Rädchen Blutwurst schwammen (6,50 €).
Grumbeersupp mit Ufflaach
Ich bin ja sowieso ein hoffnungsloser Blutwurstfan, aber diese kam mit ihrer cremigen Konsistenz und dem dezenten Raucharoma dem Blutwurstideal schon sehr nahe. Es versteht sich fast von selbst, dass die würzige Suppe ihrer Einlage ebenbürtig war.
Feines Brot zur Suppe und überhaupt
Bei Gang zwei trennten sich unser aller Wege. Der Herr aus Bremen war extra in die Pfalz gereist, um zu prüfen, ob man sich auch hier mit Vitello Tonnato auskennt (14,90 €). Wenn nicht gescholten tatsächlich gelobt genug ist, dann tut man das wohl; Näheres in ca. 6 Monaten. Der Pfälzer Ureinwohner war mit seiner Wahl (Jakobsmuschel mit Blutwurst, 12,90 €) deutlich vernehmbarer zufrieden.
Ich wollte vor dem Hauptgang etwas kürzer treten und begnügte mich mit dem kleinen Salat „Zwockelsbrück“.
Aus deutschen Gärten frisch auf dem Tisch
Üblicherweise signieren Gastwirte nur die Gerichte mit dem Namen des Hauses, die es wirklich verdienen. Dieser Salat war genauso frisch und appetitlich, wie er aussah, und, meine Güte, Saucen kann man hier! Anfänglicher Neid angesichts der Jakobsmuscheln zu meiner Rechten verflog schnell.
Mittlerweile hatte der Saboteur fertig sabotiert und der Chardonnay wurde entkorkt bzw. aufgeschraubt. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil; angesichts der Hauptgerichte, die nun folgten, gab es aber auch Grund zur Freude. Meine zwei Begleiter hatten wieder zusammengefunden und bestellten sich jeder ein Rumpsteak (25,90 €). Ich bekam ein Stückelsche vom Marco seinem und sach nur: Ssuwiiiid! Verboten zart war‘s, das Rindlein. Und die Sauce dazu: Holländisch, aber annerschter… Die beiden Steakholder werden die passenden Worte zeitfern finden.
Schweinerei hoch drei
Auf meinem Teller ging es ländlicher zu. Wer mich kennt, weiß, dass Schweinkram jeder Art mein Ding ist, und so führte an der sog. Pfälzer „Schweinerei“ (17,90 €) kein Weg vorbei. Kunstvoll gestapelt wie die Bremer A-Capella-Combo machten Sauerkraut den Esel, Saumagen den Hund, Maultasche die Katz, und obenauf krähte wieder die Blutworschd. Sämtliche Fleischpräparationen waren wunderbar gewürzt (Saumagen und Maultasche in der Pfanne vielleicht ein wenig dehydratisiert), das Sauerkraut gründlich durchfermentiert und damit gefahrlos (ich hatte ja noch einen Fahrgast), die Röstkartöffelchen lecker, aber am Ende doch zu viele. Das gibt der Metzger seiner Familie.
Dann wurde noch dreimal die Option auf Süßes gezogen; zaghafter Protest meinerseits war sofort im Keime erstickt worden.
Sorbet mit Sekt - für Borgi mit (5 €), für mich ohne Alkohol (4,50 €) - passt halt immer rein, aber weil Marco noch richtig Hunger hatte, bestellte er sich frittierte Apfelringe mit Vanilleeis (4 €). Vor, zu und nach dem Dessert wurde vergnügt dem Pinoh Mönjeh brütt zugesprochen.
Am Schluss wurden sicherheitshalber noch einmal sämtliche Flaschen auf den Kopf gestellt – wer die Neige nicht ehrt, ist der Lage nicht wert –, die Reste gerecht verteilt und zum Aufbruch geblasen. Nach angemessener Verabschiedung von der Wirtin
Das muss er sein!
und einem vergeblichen Versuch, sich auf dem Weg nach unten am Polarstern zu orientieren, saßen alle schließlich heil im Auto - Borgi wollte seinen Koffer unbedingt durchs nächtliche Neustadt zum Hotel rollen, was aber weder ihm noch den Anwohnern gut bekommen wäre -, dann wurden die fröhlichen Zecher an ihren jeweiligen Schlafplätzen abgegeben und heim ging‘s zu Frau und Hund. Ein Abend zum nie Vergessen!
Der Borgfelder Kollege, der berufsbedingt weiter rumkommt als ein Staubsaugervertreter und es dabei wie kein anderer versteht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte kürzlich in der Pfalz zu tun. Und so gerne er alleine isst und trinkt und das Personal kujoniert, so tut er dies noch lieber in Gesellschaft Gleichgesinnter.
So kam es, dass ich mich vorige Woche ins Auto schwang und nach Neustadt düste. Dritter im Bunde war Kollege MarcO, der die Gunst der Stunde bzw. seines verkehrsgünstig... mehr lesen
Weinstube Zwockelsbrück
Weinstube Zwockelsbrück€-€€€Weinstube, Gourmet063216777491Bergstraße 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Die Zweieinhalb von der Tankstelle" OparazzoDer Borgfelder Kollege, der berufsbedingt weiter rumkommt als ein Staubsaugervertreter und es dabei wie kein anderer versteht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte kürzlich in der Pfalz zu tun. Und so gerne er alleine isst und trinkt und das Personal kujoniert, so tut er dies noch lieber in Gesellschaft Gleichgesinnter.
So kam es, dass ich mich vorige Woche ins Auto schwang und nach Neustadt düste. Dritter im Bunde war Kollege MarcO, der die Gunst der Stunde bzw. seines verkehrsgünstig
Geschrieben am 19.03.2024 2024-03-19| Aktualisiert am
19.03.2024
Besucht am 17.03.2024Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 88 EUR
Warum wir in den bald 15 Jahren, die wir Bad Herrenalb wohnen, noch nie im Waldschlösschen eingekehrt waren, kann ich im Nachhinein nicht sagen. Dass wir durchaus noch weitere 15 Jahre hätten warten können, allerdings schon.
Einige ausgedehntere Spaziergänge mit dem Hund hatten uns in letzter Zeit öfters in die Gegend geführt und uns an das prominent im Gaistal gelegene Haus erinnert. Und so beschlossen wir etwas, was man besser nicht tun sollte, nämlich seine Gäste – in diesem Fall unseren Neffen und seine Freundin – in ein Restaurant auszuführen, das man noch nicht kennt. Die etwas angestaubt wirkende Website samt Auszug aus der regional ausgerichteten Speisekarte ließ solide, gutbürgerliche Küche erwarten, und so reservierte ich für den Sonntagmittag einen Tisch. Mit einem leckeren Zwiebelrostbraten oder einem saftigen Rumpsteak macht man uns schließlich immer glücklich.
Swinging Sixties
Drinnen schien die Zeit stehen geblieben zu sein, und das schon vor einer ganzen Weile. Und als wir die Speisekarten in den Händen hielten, stellten wir fest, dass auch die Website seit langem nicht mehr aktualisiert worden war, denn das tatsächliche Speisenangebot hatte sich inzwischen stark geändert. Zwiebelrostbraten oder Rumpsteak suchten wir jedenfalls vergeblich, dafür gab es eine ganze Seite voller Schnitzel. Vermutlich eine Maßnahme zur Straffung der Vorratshaltung.
Dass bei den wenigen Überlappungen die Preise deutlich gestiegen waren, überraschte dann nicht mehr. Die ausgesprochen hunde- und auch sonst sehr freundliche Kellnerin pflichtete uns bei, dass in diesem Punkt Handlungsbedarf bestünde.
Zu trinken gab es 2x Apfelschorle für unsere Gäste, Johannisbeerschorle für meine Frau (alle 3,80 €) und für den Fahrer einen halben Liter Fürstenberg Pils vom Fass (4,60 €). Dazu zwei 0,5er Flaschen stilles Black Forest (je 3,50 €).
Dem Bier merkte man an, dass das Fass schon länger an der Leitung hing, für ein Krönchen hatte es aber noch gereicht. Hätten wir gewusst, dass wir bis auf einen solitären Herrn (ob der wohl auch reserviert hatte?) die einzigen Gäste bleiben würden, wohlgemerkt an einem Sonntagmittag, hätte ich vielleicht Verdacht geschöpft und Flaschenbier bestellt, aber noch ahnten wir ja nichts Böses. Dass die drei Schorlen dann ebenso kohlensäurefrei waren wie das stille Wasser, kam leider, vielleicht mit übertriebener Rücksicht auf die Stimmung am Tisch, erst so spät zur Sprache, dass sich ein Tausch dann auch nicht mehr lohnte. Puh.
Der Fisch will schwimmen, nicht der Salat!
Verglichen mit dem Fiasko auf den Tellern war das allerdings noch harmlos. Den Anfang machte ein kleiner Salat, der zu allen Gerichten dazugehörte. Das Grün- und Rotzeug war zwar frisch und knackig, aber die saure Sauce, in der es schwamm, war Flaschenware (eindeutig erkennbar am Verdicker und den schwarzen Dillspitzen), aufgespritzt mit viel Rotweinessig.
Tristesse auf dem Teller
Für unsere stets viel zu bescheidenen Gäste folgten zwei Portionen Seebarsch gebackenmit Salzkartoffeln, Remouladensauce und dem bereits erwähnten Salat (12,80 €). Schon das kantineske Tellerbild ließ nichts Gutes ahnen: Die Filets aus der Panierfabrik waren trocken und geschmacklos, die Panade unangenehm fettig - selbst ein Fast-Food-Laden wie Nordsee kriegt das besser hin.
Nach zwei Dritteln warfen beide das Handtuch, auch bei den totgekochten Kartoffeln, die schon beim Transfer auf den Teller auseinandergefallen waren. Gott, war uns das peinlich...
Feinschmecker ist bekanntlich kein geschützter Begriff
Aber uns ging es ja auch nicht besser. Meine Frau hatte sich auf die Feinschmecker-Schwarzwaldforelle nach Art des Waldschlösschen, in Mandelbutter gebraten, mit Salzkartoffeln und wiederum Salat gefreut (21,50 €). Die Freude währte allerdings nicht lange, denn die Forelle war so trocken und fad, als wäre sie schon vor Tagen gebraten und inzwischen ein paar Mal aufgewärmt worden. Die ungerösteten Mandelkrümel konnten da auch nichts retten; über die Kartoffeln ist schon alles gesagt. Meine Liebste bedauerte fast, dass sie ihren Geschmackssinn, der ihr in Folge einer Covid-Erkrankung für Monate abhanden war, inzwischen wiedererlangt hatte, und legte ebenfalls nach der Hälfte ihr Besteck zur Seite. Sie liebt Fisch, aber so weit geht die Liebe dann doch nicht.
Medaillenränge deutlich verpasst
Ich hatte mir Schweinelendchen-Medaillons auf Schweizer Art an einer Pfeffer-Rahm-Sauce mit frischen Champignon und Käse überbacken, im Pfännle serviert, dazu Pommes Frites und Salat bestellt (17,80 €).
Das Highlight
Im Vergleich zum Rest der Familie hatte ich etwas Glück: Die Pommes waren genau richtig frittiert und schmeckten mit den Pilzen und der sahnigen Käsesauce sehr ordentlich. Allerdings hatte es das Schicksal mit den armen Medaillons nicht gut gemeint: Ein Schweinefilet muss man schon arg misshandeln, dass es so zäh und faserig rauskommt wie hier. Ich hatte jedenfalls ganz schön was zu kauen und war am Ende sogar dankbar, dass ich nicht ein Rumpsteak ähnlicher Machart auf dem Teller hatte.
Insgesamt macht das Haus den Eindruck einer desinteressierten Führung; die veraltete Website hatte ich ja schon erwähnt. Die Salz- und Pfefferstreuer schienen seit vor der Pandemie nicht mehr abgewischt worden zu sein und waren so verfingert, dass man sie nicht in die Hand nehmen mochte, dabei hätten die Salzkartoffeln doch dringend Salz gebraucht. Der Reis im Salzstreuer war über die Jahre gelb geworden.
Pinkeln im Palmengarten
Dass die halbe Herrentoilette von überwinternden Pflanzen belegt war, fand ich eher kurios, ein Waschbecken, an dem kein Wasser fließt, sollte aber schon als „außer Betrieb“ gekennzeichnet sein.
Ob unser knappes, aber deutliches Feedback zum Essen etwas bewirken wird, kann ich nicht sagen; wenn die Küche besser könnte, dann täte sie wohl. Und hatten wir uns anfangs noch gewundert, dass wir praktisch die einzigen Gäste waren, am Ende war die Frage beantwortet. Wer hier zweimal einkehrt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
Warum wir in den bald 15 Jahren, die wir Bad Herrenalb wohnen, noch nie im Waldschlösschen eingekehrt waren, kann ich im Nachhinein nicht sagen. Dass wir durchaus noch weitere 15 Jahre hätten warten können, allerdings schon.
Einige ausgedehntere Spaziergänge mit dem Hund hatten uns in letzter Zeit öfters in die Gegend geführt und uns an das prominent im Gaistal gelegene Haus erinnert. Und so beschlossen wir etwas, was man besser nicht tun sollte, nämlich seine Gäste – in diesem Fall unseren... mehr lesen
Restaurant Waldschlößchen
Restaurant Waldschlößchen€-€€€Restaurant, Hotel070832396Im Wiesengrund 7, 76332 Bad Herrenalb
2.0 stars -
"Peinlich in jeder Hinsicht" Oparazzo
Warum wir in den bald 15 Jahren, die wir Bad Herrenalb wohnen, noch nie im Waldschlösschen eingekehrt waren, kann ich im Nachhinein nicht sagen. Dass wir durchaus noch weitere 15 Jahre hätten warten können, allerdings schon.
Einige ausgedehntere Spaziergänge mit dem Hund hatten uns in letzter Zeit öfters in die Gegend geführt und uns an das prominent im Gaistal gelegene Haus erinnert. Und so beschlossen wir etwas, was man besser nicht tun sollte, nämlich seine Gäste – in diesem Fall unseren
Geschrieben am 18.02.2024 2024-02-18| Aktualisiert am
18.02.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 507 EUR
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das Haus im letzten Sommer verlassen; neuer Küchenmeister ist der bisherige Vize Igor Yakushchenko. Am Konzept hat sich (bisher) nichts geändert, d. h. (noch) keine ukrainischen Elemente im Degustationsmenü. Den Stern hat Peter Fridén auch dagelassen, und es würde uns nicht wundern, wenn es im März dabei bliebe. Das möchte ich schon mal vorwegnehmen.
Zum Restaurant geht es eine Treppe hoch, es gibt aber auch einen Aufzug. Oben gelangt man zunächst ins Tawa Yama Easy, welches am Freitagabend rappelvoll war und wie ein Bienenstock summte. Als wir das Haus gut drei Stunden später verließen, waren mit der After-Work-Stimmung auch die Dezibel noch einmal kräftig gestiegen. Das konnte uns aber egal sein, denn wir wurden durch einen nahezu geheimen Gang ins Gourmetrestaurant geleitet, vorbei an der Küche, wo wir durch kleine Gucklöcher geschäftiges, aber nicht hektisches Treiben beobachten konnten.
Zu Hektik bestand auch kein Anlass, denn außer unserem waren nur zwei weitere Tische am anderen Ende des Gastraums belegt. Dessen Atmosphäre ist kühl, aber irgendwie auch cool, gemütlicher jedenfalls als der etwas metallische Charme des Easy. Uns hat es gefallen, und sowohl auf meinem Stuhl als auch auf dem Sofa meiner Frau saßen wir sehr bequem.
Dass sie dieses mit Calvin teilen und er damit wenigstens passiv am Geschehen teilhaben durfte, fanden wir drei äußerst charmant. So viel Hundefreundlichkeit erlebt man wirklich nicht oft, er hatte aber auch seine Decke dabei. Dass es ungefragt Wasser für den Kleinen gab, versteht sich dann von selbst. Überhaupt, der Service der beiden Damen – eine davon die Sommelière, deren Fachkenntnisse wir an diesem Abend kaum in Anspruch nahmen – war makellos: zugewandt, bei Rückfragen kompetent, immer aufmerksam und ausgesprochen freundlich.
Zusehen durfte Calvin uns beim Verzehr eines sechsgängigen Degustationsmenüs. Deren gibt es zwei, ein vegetarisches und für uns ein nichtvegetarisches, zu jeweils 169 €; à la carte kann man nicht essen. Fünf (käselose) Gänge gibt es für 10 € weniger; meine Frau tauschte ihren Käse lieber gegen das Vegetarierdessert. Übrigens, das volle Programm gibt es ausschließlich freitags und samstags, dienstags bis donnerstags werden nur vier Gänge angeboten.
Standesgemäß eingeläutet - wir feierten den Geburtstag meiner Liebsten - wurde der Abend mit je einem Gläschen 2016er Rosé von Louis Roederer pour madame (30 €) und einem Blanc de Noirs Extra Brut von Benoîte Lahaye für mich (28 €). Danach ging’s erst mal mit Wasser weiter (stilles Teinacher zu 7,90 € für eine der zahlreichen 0,75er Flaschen), denn ich musste auf meinen Führerschein Rücksicht nehmen und meine Frau auf ihre Gastritis. Nur zum Fleischgang gab’s noch mal was Anständiges zu trinken.
Und das war dann so edel, dass wir beim nächsten Besuch die An- und Abreise unbedingt so gestalten müssen, dass wir an den Segnungen teilhaben können, die der gutsortierte Wandschrank bereithält.
Mit dem Aperitif erschien ein multipler Gruß aus der Küche: In dem Gläschen eine lauwarme Ingwer-Karottensuppe,
neben einem knackigen Kürbisröllchen ein Tomatenmacaron
und schließlich Miniblinis mit Tonburi-Kaviar. Ein ein texturisch (texturell?) amüsantes Feuerwerk aus lauter Geschmacksexplosiönchen – eine Einstimmung, die Vorfreude auf das Kommende weckte.
Das Brot, das derweil gereicht worden war, bäckt Souschef Tim Bertelsbeck mit einer liebevoll gehegten Sauerteigkultur. Innen sündhaft flauschig und außen wunderbar knusprig, und ich konnte mich nur mit högschder Disziplin davor bewahren, mir den Bauch mit Brot vollzuschlagen, bevor der Abend richtig losging. Einen Außer-Haus-Verkauf gibt es leider nicht, die Leute sollen halt kommen, wenn sie das genießen wollen. Und ob wir den Rest mit nach Hause nehmen dürften, trauten wir uns dann doch nicht zu fragen…
Dazu gab es aufgeschlagene Butter (wo ist der Plural, wenn man einen braucht?) mit Sel de Normandie bzw. Limetten-Kosho-Paste. Die zurückhaltende Würze ließ das Aroma das Brotes schön zur Geltung kommen.
Weiter ging es mit einem knusprigen Amuse Bouche, dem man nicht ansah, dass es mit einem feinen Rote-Bete-Tatar gefüllt war. Genaueres zur Umhüllung habe ich leider vergessen - ein mit den Jahren nicht besser werdendes Phänomen, dessen man nur mit Hilfe detaillierter Tischnotizen Herr werden könnte, wenn die Gattin nicht etwas dagegen hätte. Ab jetzt hilft mir aber die Speisekarte weiter.
Nach ersten, eher vorsichtigen asiatischen Anklängen wurde es nun ernst. Lachsforelle mit N25-Kaviar, japanischer Vinaigrette und Kimchi. Die Lachsforelle war nach der Ikejime-Methode getötet worden (24 Stunden Wellness im Entspannungsbecken mit anschließendem Stich ins Hirn), wobei ich mir nicht zutrauen würde, derartige Unterschiede herauszuschmecken, schon wegen der kräftig zitrischen, wenn auch sehr schmackhaften Vinaigrette nicht. Gegen die kam auch der Kaviar nur schwer an. Ein dünner Streifen Kimchi war auf dem Fisch drapiert und ordnete sich ebenfalls der Sauce unter.
Der erste große Höhepunkt des Abends war die norwegische Jakobsmuschel, zart, fleischig und liebevoll angeröstet. Dazu feines Püree von der gemeinhin unterschätzten Schwarzwurzel auf einer Tamarilloscheibe. Eine erstaunliche, uns gänzlich neue Frucht, die in den Anden am Baum wächst und nicht nur wie eine Tomate aussieht, sondern auch so schmeckt, aber viel, viel intensiver. Unfassbar. Meine Liebste war so geistesgegenwärtig, ein Souvenir in Form von ein paar Samen für die heimische Zucht beiseitezulegen. Ich hatte natürlich alles schon gegessen…
Auch der sich anschließende Wolfsbarsch machte uns viel Freude. Mit seinem Leben abgeschlossen hatte er auf die gleiche nervenschonende Weise wie die Lachsforelle. Er ruhte auf einer Basis auf Basis Spinat, in der sich kleine - für uns Fans natürlich zu kleine! - Unagi-Partikel versteckten, und war umgeben von mildem Misoschaum mit knurpsigen Nashibirnen-Stückchen.
Weiter vorne hatte ich erwähnt, dass wir was zu feiern hatten. Das senkte die Hemmschwelle, gegen einen Aufpreis von 35 € die Entenbrust des Fleischgangs zu tauschen, und zwar gegen die zarteste Versuchung, seit es Rindfleisch gibt: Wagyu-Ribeye in A5-Marmorierung. Gesegnet sei die Provinz Kagoshima, auf deren satten Weiden dieses Tier grasen durfte, und gesegnet die Ställe, in denen seine Muskulatur durchgewalkt wurde. Es schmolz auf der Zunge dahin, und wir mit.
Fermentierter Kohl, eine mit Mandeln panierte, knackige lila Karotte und ein mit reichlich Trüffel belegter Streifen Brioche waren eine würdige Leibgarde für dieses royale Stück Fleisch.
Ebenso würdig auch der Corvina Veronese der Agricola Cà la Bionda (fair kalkulierte 18 € für 0,1 L): Seidig weich, intensiv und mit einem Schuss Cherry Brandy. Ich konnte nur probieren und beneidete meine Liebste sehr. (Sämtliche Etikettenfotos sind mir leider misslungen, vermutlich weil ich zu nüchtern war.)
Nach einer schokoladigen Erfrischung, die mit ihrer Kirschfüllung mehr Dessert als Erfrischung war,
gab es für uns beide einen sahnigen Ananaspudding, nennen wir ihn einfach Panana Cotta, begleitet von estragonisiertem Pistaziensorbet. Sehr amüsant dazu die schockgefrosteten Yoghurtkügelchen, die einen wirklich erfrischenden Säure- und Kälteakzent setzten.
Danach trennten sich kurz unsere Wege. Meine Frau hatte sich ja statt des Käses für das Dessert aus dem Vegetariermenü entschieden, zumal sämtliche Komponenten ihrem Geschmack sehr entgegenkamen: In einem weichen Biscuitring ein Gelee aus Passionsfrucht und Thai-Basilikum, dazu Kokoseis.
Für mich war Meister Anton zuständig, mit einem kleinen Sortiment von ganz mild – der Brillat Savarin hätte sogar meiner empfindlichen Gegenüberin geschmeckt! – bis ziemlich kräftig, mit allerlei fruchtigen Gegenparts.
Dazu Früchtebrot, ebenfalls aus der heimischen Backstube, etwas, das ich normalerweise nicht so mag, aber was war schon normal diesen Abend…
Und wie es immer so läuft, als wir schon richtig satt waren, kam der finale Knockout. Diesmal nicht nur in Form unwiderstehlicher Petit Fours,
sondern auch eines mit viel Hingabe gebackenen Schokocreme-Geburtstagsküchleins, als liebenswerte Geste zum Abschluss eines in jeder Hinsicht gelungenen Abends.
We’ll be back.
Und das, bevor der Tamarillobaum Früchte trägt.
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das... mehr lesen
4.5 stars -
"Sehr fein!" Oparazzo
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das
Geschrieben am 27.01.2024 2024-01-27| Aktualisiert am
27.01.2024
Besucht am 23.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Leicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird, dass ihn auch der Orientierungsloseste versteht. Zum Glück und einer zunächst übersehenen Beschilderung folgend fand ich schließlich doch hin und einen Parkplatz direkt am Eingang.
Natürlich kann man es auch so machen wie mein Futterbuddy Marco und sein Auto frecherweise auf dem Kundenparkplatz des nahegelegenen Nettos abstellen. DANN GEH DOCH ZU TAWA YAMA!
Mit dem Pfälzer Gastrosophen hatte ich mich nach anderthalb Jahre mal wieder verabredet. So lange war es her, dass wir uns zum Verzehr einer nur dem Namen nach beschden Pizza getroffen hatten. Allerlei Lebensumstände hatten uns gehindert, aber jetzt hatte es endlich geklappt. Und so herrschte auf beiden Seiten große Wiedersehensfreude, und ich will nicht ausschließen, dass man am Nebentisch einen falschen Eindruck bekam.
Das Tawa Yama besteht aus zwei Restaurants: Das Easy gibt es seit Juli 2020, bietet ein breites Küchenspektrum aus fast allen kulinarisch namhaften Ländern Asiens und ist mittags und abends geöffnet.
Ein paar Monate später öffnete das Tawa Yama Fine, dessen damaliger und inzwischen nach Andernach weitergezogener Küchenchef Peter Fridén – seinem Namen zum Trotz gebürtiger Koreaner – schon anderthalb Jahre später einen Stern erkochte. Das Fine ist nur abends geöffnet und wartet auf einen passenden Anlass unsererseits.
Blick auf Durlachs Fuji
Tawa Yama heißt Turm Berg, und aus den bodentiefen Fenstern und vorbei an mächtigen Stahlträgern hat man tatsächlich einen ansonsten unverbauten Blick auf den Durlacher Hausberg, nach der Devise: Mal anders auf den Turmberg schauen! (Kleiner Insider-Joke.)
Durch die Schrankwand geht's ins Sternerestaurant
Drinnen herrscht nüchterner Industriechic mit viel Grau und Schwarz und einem Touch Roller. Wie bequem die Stühle sind, kann ich nicht sagen; meine Bank war zum Glück gepolstert.
Die Tiefe des Raumes
Und selbst Gäste aus den umliegenden Großraumbüros können sich zu Hause fühlen. Hygge, wie man im Saarland sagt, ist es nicht, aber wir sind ja auch nicht in einem Dorfgasthof.
Mittags gibt es im Easy eine schlanke Bistrokarte, die sich bei genauerem Hinsehen als gut zusammengestellt erweist und außerdem in Teilen wöchentlich wechselt. Fusioniert wird, was das Zeug hält und bei drei nicht im obersten Regal ist. Für den kleinen Hunger zwischendurch findet man hier auf jeden Fall was, und für den mittleren bzw. großen muss man sich halt was Passendes zusammenstellen. Abends ist die Auswahl entschieden größer und hat einen deutlich japanischem Schwerpunkt (aber keine Sushi).
Wolodymyr-Selenskyj-Gedächtnis-T-Shirt
Das Bier wird schon an der Theke in Drittelliter-Krüglein umgefüllt, denn Bierflaschen auf dem Tisch passen nicht zum Stil des Hauses. Das des Pfälzer Modellathleten – wie meist so gekleidet, dass man ihm am liebsten ein paar Panzerhaubitzen rüberschicken würde - stammte vom Tegernsee (4,50 €), meines aus Rothaus und war sicherheitshalber alkoholfrei (4 €). Für drüber hinausgehende Dürste orderten wir noch eine Flasche stilles Teinacher (6,90 €).
Dracheneier
Mein Gegenüber begann mit Dragonballs (3,50 €), frittierten Reisbällchen, die passend zu ihrem Namen mit einer Chilischote gekennzeichnet waren. Arg gelitten scheint der seit ein paar Tagen nicht mehr so junge Wörther nicht zu haben; hoffentlich noch dieses Jahr werden wir Genaueres erfahren.
Sieht nur so aus wie ein Bonsai-Döner
Mein Einstieg war ein kleines, mit zart schmelzendem Teriyaki-Schweinebauch gefülltes Bao Bun (7 €). Für milde Würze sorgte Tsukemono-Gurke und für Cremigkeit Kewpie-Mayonnaise (die nächstbeste Wahl, wenn man seine Mayo nicht selber aufschlagen möchte). Das war schon mal ein schöner Anfang.
Hauptspeise meines Gegenübers war der Bento Box Burger (16,50 €). Ich war gespannt, wie es wohl gelingt, ein Burgermenü in eine Bentobox zu pferchen, und wie Marco es schaffen würde, dieses aus jener zu verzehren.
Burger Schranke
Diesen Challenges ging man aber aus dem Wege, indem Burger, Pommes, Ketchup und Mayo auf einem immerhin bentoboxig lackierten Holztablett serviert wurden.
Ein paar Tsukemono-Gurkenscheibchen wurden zur Seite gelegt - was dem einen die Tomate, ist dem anderen die Gurke -, der Rest schien keine Wünsche übrig zu lassen. Mehr kann und möchte ich nicht vorwegnehmen.
Phorher
Ich machte mich derweil über die Tawa Yama Pho her (mit Rind 17 €). Nudeln, Chinakohl, Sojasprossen und Pilze waren kurz vor dem Servieren zugegeben wurden und richtig knackig. Die dünnen Filetscheiben wurden à part und roh serviert und durften am Tisch kurz ziehen. Auch die anderen Zutaten konnten nach Geschmack dosiert werden, was gerade bei Chili sehr vernünftig ist, und Koriander mag bekanntlich auch nicht jeder. Nachdem ich Marco ein paar der moderat scharfen Chilischeibchen abgetreten hatte, landete alles bei mir in der Suppe.
Nachher
Die Brühe war fein, vielleicht ein bisschen zu fein, da hätte man durchaus noch ein, zwei Knochen mehr auskochen können. Trotzdem eine Pho der besseren Sorte, die bis zur Neige ausgelöffelt bzw. -gestäbelt wurde.
Vor lauter Palaver kam man kaum zum Essen, und plötzlich war es 14 Uhr und Nachmittagspause. Trotzdem servierte man Marco gerne noch zwei Mochibällchen (4 €) und mir einen kräftigen Doppio (3,50 €). Zum Abschluss gab es schließlich eine kleine Führung durch die Etage einschließlich eines kurzen Blicks in das Sternerestaurant.
Fazit und vermutlich nicht allzu gewagte Extrapolation: Dafür, dass man fast jede hierzulande bekannte Küche Asiens im Programm hat, beherrscht man diese wirklich gut.
Leicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird,... mehr lesen
4.5 stars -
"Tawa Yummy" OparazzoLeicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird,
Geschrieben am 06.10.2023 2023-10-06| Aktualisiert am
06.10.2023
Besucht am 30.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 72 EUR
Unsere Region ist voller durchnummerierter Toscanas. In Gaggenau das Toscana, vermutlich das erste seiner Art, in Bad Wildbad direkt nebeneinander ein Restaurant und ein Eiscafé, Toscana due e tre, und im Bad Herrenalber Golfclub seit April dieses Jahres nun die Nummer 4 auf der nach oben offenen Toscana-Scala.
In den Jahren zuvor gab es im Golfclub einige schnelle Wechsel. Als wir um die vorletzte Jahrzehntwende herzogen, kochte man noch kroatisch. Später gaben sich Italiener den Pizzaschieber in die Hand: 2018 Da Luna, 2021 das von uns sehr geschätzte Bella Vista, nun also Toscana IV.
Es ist ja auch keine ganz einfache Location. Ein hübsch eingerichtetes Restaurant mit großem Außenbereich und traumhaftem Blick über die Anlage ins Bernbachtal,
mit manch originellen Asservaten,
aber es ist zu abgelegen für Touristen und andere Laufkunden. Man muss also entweder Golf spielen oder sich aus anderen Gründen hungrig ins Auto setzen.
So wie zum Beispiel wir vier (Meine Frau, meine Schwester, Calvin und ich). Als wir vergangene Woche dort zu Mittag aßen, waren wir fast die einzigen Gäste. Dadurch hatten wir auf dem talwärts gelegen Balkon, von dem man die beste Aussicht hat, die freie Tischwahl.
Wir wurden von drinnen sofort entdeckt und mit Speisekarten ausgerüstet. Nach angemessener Bedenkzeit wurden die Getränke abgefragt:
Für meine Schwester ein alkoholfreies Weizen aus dem Hause Sanwald (4,50 €), für mich ein alkoholhaltiges Pils vom Fass aus dem Hause Dinkelacker (4,20 €), und für meine Frau einen Spritz aus dem Hause Aperol (6,50 €). Calvin wurde nichts angeboten, aber darauf sind wir immer vorbereitet.
Meine Liebste freute sich ganz arg über das Angebot der Woche: Frische Dorade mit gegrilltem Gemüse und Rosmarinkartoffeln (oder Nudeln) für 27,50 €.
Kein Schnäppchen, eher ein Häppchen, angesichts des dann ausgelieferten Dorädchens. Kleiner Scherz, musste sein. Die mittelkleine Dorade wurde über alle Maßen gelobt, ich lobe mit auf Basis eines mittelkleinen Probierhäppchens. Dass das Gemüse ebenfalls hervorragend gegrillt und gewürzt war, kann ich besser beurteilen, weil ich später wieder den Teller zur Endreinigung rübergeschoben bekam. So much about Häppchen ;-)
Die Dorade war das Highlight unseres Besuches; meine Schwester und ich waren weniger glücklich.
Sie hatte Tagliatelle Salmone – Bandnudeln in cremiger Sauce mit Lachs bestellt (15,50 €). Es war zwar reichlich Salmone drin, aber die Sahnesauce konnte nicht wirklich punkten. Heraus stachen allein die dicken Stücke roher Lauch, der in der Küche aus Gründen untergemischt worden war, über die meine Schwester nur rätselnd den Kopf schütteln konnte. Und die ist von Natur aus sehr zurückhaltend, wenn es um Kritik am Essen geht.
Apropos Sahne: In der Carbonara ist laut Karte auch welche drin.
Mein Auge war nach kurzem Umherschweifen bei der Pizza Toscana - Tomatensauce, Mozzarella, Carpaccio di Manzo, Rucola und Parmesan - ausgefallen lecker hängen geblieben (13,50 €). Ein Gericht, das den Namen des Hauses trägt, sollte etwas Besonderes sein, Carpaccio hatte ich auf einer Pizza noch nie gesehen, und für ausgefallen Leckeres ist wohl jeder zu haben.
Rucola esse ich gerne, jedenfalls in Maßen. Deshalb war ich von der Menge auf meiner Pizza anfänglich überwältigt, aber so schlimm war es dann doch nicht, denn der Rucola war eher von der milden Sorte und sorgte hauptsächlich für Knack. Weniger gefiel mir, dass die Pizza nicht geachtelt und zu groß für den Teller war, denn der Rand war nicht richtig aufgegangen und entsprechend hart zu schneiden. Das führte zu ständigem Hin-und Hergeschiebe, jedenfalls bis die Pizza zur Hälfte gegessen war.
Und dann hatte ich in meiner Naivität noch gedacht, dass das Carpaccio erst nach dem Backen aufgelegt werden würde, damit es seine Carpacciohaftigkeit nicht verliert. Aber das war mit im Ofen gewesen, und durchgegartes Carpaccio hat keine Chance, sich gegen die restlichen Aromaträger durchzusetzen. Da ist Prosciutto eindeutig die bessere Wahl, wenn man schieres Fleisch auf seiner Pizza möchte.
Also, ausgefallen ja, und lecker insofern, als nichts dabei war, was unangenehm geschmeckt hätte. Für das Pizzaflaggschiff ist das ein bisschen wenig.
Während sich also die Dorade durchaus an dem Schild orientierte, das am Eingang zur Anlage steht, konnten Pizza und Pasta nicht mithalten. Inwieweit Tagesform und/oder unglückliche Wahl eine Rolle spielten, muss sich bei künftigen Besuchen zeigen. Die wird es mit Sicherheit geben, nicht nur weil man da so schön sitzt.
Unsere Region ist voller durchnummerierter Toscanas. In Gaggenau das Toscana, vermutlich das erste seiner Art, in Bad Wildbad direkt nebeneinander ein Restaurant und ein Eiscafé, Toscana due e tre, und im Bad Herrenalber Golfclub seit April dieses Jahres nun die Nummer 4 auf der nach oben offenen Toscana-Scala.
In den Jahren zuvor gab es im Golfclub einige schnelle Wechsel. Als wir um die vorletzte Jahrzehntwende herzogen, kochte man noch kroatisch. Später gaben sich Italiener den Pizzaschieber in die Hand: 2018 Da... mehr lesen
Toscana IV | Restaurant · Pizzeria
Toscana IV | Restaurant · Pizzeria€-€€€Restaurant, Pizzeria07083 5749Bernbacher Str. 61 (am Golfplatz), 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Ein Hole-in-one und zwei Bogeys" OparazzoUnsere Region ist voller durchnummerierter Toscanas. In Gaggenau das Toscana, vermutlich das erste seiner Art, in Bad Wildbad direkt nebeneinander ein Restaurant und ein Eiscafé, Toscana due e tre, und im Bad Herrenalber Golfclub seit April dieses Jahres nun die Nummer 4 auf der nach oben offenen Toscana-Scala.
In den Jahren zuvor gab es im Golfclub einige schnelle Wechsel. Als wir um die vorletzte Jahrzehntwende herzogen, kochte man noch kroatisch. Später gaben sich Italiener den Pizzaschieber in die Hand: 2018 Da
Geschrieben am 02.10.2023 2023-10-02| Aktualisiert am
02.10.2023
Besucht am 28.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Unglaublich, aber wahr: Am Tag, als Kollege MarcO74 seinen appetitfördernden Bericht über seinen Besuch im Mai Garden veröffentlichte, meinte meine Liebste, dass sie doch gerne mal wieder dort essen würde. Zufall oder Fügung? Man weiß es nicht…
Wie auch immer, vergangene Woche hatten wir in Karlsruhe einiges erledigt und steuerten anschließend das nett zu Füßen von St. Stephan gelegene Restaurant an. Der ausklingende September zeigte sich von seiner besten Seite, und der gesamte Betrieb spielte sich draußen auf dem beschirmten Vorplatz ab.
Eine junge, fröhliche Kellnerin nahm uns in Empfang und versorgte uns sofort mit Speisekarten. Wenig später auch kam Wasser für unseren ständigen Begleiter. So schnell und aufmerksam ging es weiter, und die Dame hatte stets all ihre gar nicht so wenigen Schäflein im Auge.
Calvin hatte es heute nicht so gemütlich wie sonst, weil wir leider sein Liegepolster im Auto gelassen hatten, benahm sich aber trotz allem diesmal mustergültig.
Wir waren nicht übertrieben hungrig, und es genügte diesmal ein Blick in die Mittagskarte. Hier findet man unter der Rubrik Street Food Combo vier verschiedene kleine Menüs, bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Getränk. „Vorspeise“ für alle war ein Gemischter Salat mit Joghurt-Dressing (Gänsefüßchen deshalb, weil alles gleichzeitig serviert wurde). Als Hauptspeise entschied sich meine Frau für Gegrillter Lachs mit verschiedenen Gemüsesorten, Eier in Maracujasauce und als Beilage gekochter Reis. Dann durfte sie noch zwischen Royal Ice Tea und Summer in Hanoi wählen, nämlich letzteres. Dies alles gab es für 15,90 €.
Ich dachte mir, when in Vietnam (oder ersatzweise in einem vietnamesischen Restaurant), do as the Viets do, und bestellte eine Pho bo (13,50 €). Mit meiner Aussprache konnte ich dabei nicht punkten, aber jetzt weiß ich, dass die beiden o’s nicht wie in „wo“ klingen, sondern wie in „Wok“, nur langgezogen, und das fällt einer deutschen Zunge gar nicht so leicht. Alter Hut, werden die Vietologen unter uns sagen, weiß doch jeder, ich aber erst jetzt.
Bei mir kam dann noch ein alkoholfreies Tannenzäpfle für 3,90 € dazu.
Das Menü war eine runde Sache, wenn auch vielleicht nicht die ganz typisch vietnamesische Küche. Meine Frau war jedenfalls zufrieden. Der Lachs war nicht nur reichlich vorhanden, sondern auch schön angebraten und trotzdem nicht trocken. Das Gemüse, von dem man hier nicht viel sieht, war eine lustige Mischung, schmeckte angenehm nach Kokosmilch, war allerdings für unseren Geschmack deutlich zu kurz im Wok gewesen. Das begegnet uns zuletzt immer öfter, und mich beschleicht allmählich das Gefühl, dass das vielleicht mit den gestiegenen Energiepreisen zusammenhängt. Vielleicht ist es ja auch ein richtiger Trend, den würde ich aber lieber verschlafen. Auch der gemischte Salat hieß zu Recht so, ich glaube, da waren keine zwei Blättchen von der selben Sorte drin. Und die Joghurtsauce kam uns ausgesprochen selbstgemacht vor. (Dass ich immer von „uns“ rede, liegt daran, dass meine Frau mir nach etwa zwei Dritteln das Tablett rüberschob, um noch Platz für ein Dessert freizuhalten. So stellt sie immer sicher, dass unser BMI wenigstens im Mittel stimmt.) Die Tunke, in der die halben Eier lagen, schmeckte etwas mehr nach Limettenblättern als nach Maracuja, aber nichtsdestoweniger gut.
Meine Pho war richtig lecker, viel Fleisch, reichlich Zwiebeln und Koriander, und eine schöne, kräftige Brühe. Das dünne, kurz gegarte Rindfleisch war von einem großen Stück abgesäbelt worden und musste erst mal in löffelgerechte Stücke zerteilt werden. Aber die waren dann butterzart.
Zum Anpassen an den persönlichen Geschmack gab es Chilipaste, Limette und eine verführerisch üppige Menge an eingelegtem Knoblauch. Der hatte durch das Einlegen zum Glück viel von seiner vampir- und gattinnenabschreckenden Kraft verloren.
Die Nudeln wurden wie immer halb geschlürft, halb gelöffelt und halb aufgewickelt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man beim Schlürfen nicht abbeißen darf – das verkürzt das Leben! -, aber es gab nur eine einzige Papierserviette für das Kinn… Jedenfalls eine feine Suppe, die ich wärmstens empfehlen kann, und die auch an einem warmem Septembertag draußen auf der Terrasse Freude macht.
Für den größeren Hunger und kältere Jahreszeiten findet man auf der Hauptkarte zahlreiche weitere Phovariationen, zum Beispiel im Feuertopfstil. Es gibt noch viel zu entdecken.
Das bereits erwähnte Dessert nannte sich Southwind (5,50 €) und bestand aus zwei Kugeln Eis mit Obst aus eher nördlichen Regionen. Die Apfelschnitze hätten von einem etwas reiferen Apfel geschnitzt werden können; das Eis schmeckte zugekauft, aber immerhin nach Mövenpick, womit wir beide ganz gut leben konnten.
We’ll be back.
Unglaublich, aber wahr: Am Tag, als Kollege MarcO74 seinen appetitfördernden Bericht über seinen Besuch im Mai Garden veröffentlichte, meinte meine Liebste, dass sie doch gerne mal wieder dort essen würde. Zufall oder Fügung? Man weiß es nicht…
Wie auch immer, vergangene Woche hatten wir in Karlsruhe einiges erledigt und steuerten anschließend das nett zu Füßen von St. Stephan gelegene Restaurant an. Der ausklingende September zeigte sich von seiner besten Seite, und der gesamte Betrieb spielte sich draußen auf dem beschirmten Vorplatz... mehr lesen
Restaurant Mai Garden
Restaurant Mai Garden€-€€€Restaurant072195965378Herrenstr. 23, 76133 Karlsruhe
4.5 stars -
"Modern oder traditionell – hier findet jeder was" OparazzoUnglaublich, aber wahr: Am Tag, als Kollege MarcO74 seinen appetitfördernden Bericht über seinen Besuch im Mai Garden veröffentlichte, meinte meine Liebste, dass sie doch gerne mal wieder dort essen würde. Zufall oder Fügung? Man weiß es nicht…
Wie auch immer, vergangene Woche hatten wir in Karlsruhe einiges erledigt und steuerten anschließend das nett zu Füßen von St. Stephan gelegene Restaurant an. Der ausklingende September zeigte sich von seiner besten Seite, und der gesamte Betrieb spielte sich draußen auf dem beschirmten Vorplatz
Geschrieben am 28.09.2023 2023-09-28| Aktualisiert am
29.09.2023
Besucht am 21.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 117 EUR
Cédric Schwitzer ist in der Kurstadt Waldbronn gut verankert. In seinem Hotel am Park ist das Gourmet-Restaurant dieses Jahr mitsamt seinem Stern in die kleine Bar umgezogen und hat nur noch für maximal 15 Gäste Platz, die jetzt den Köchen bei der Arbeit zuschauen können. Wir kennen es noch aus der Zeit vor dem Umzug und stehen jetzt vor dem Problem, dass wegen der offenen Küche unser Hund nicht mehr mitdarf. Aaargh…
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das sich der mediterranen Küche verschrieben hat. Dort waren wir (noch) nicht, ebenso wenig wie in Schwitzer’s Bistro & Beach in der Albtherme, ungefähr einen Kilometer entfernt vom Hotel gelegen. Zur Zeit ist der Weg wegen einer einjährigen Straßengroßbaustelle um ein mehrfaches länger, wie wir jetzt feststellen mussten.
Unser Navi hatte uns etwa 4 Kilometer durch die Eingeweide der Stadt geschleust, als wir von einem Termin in der Nähe der Albtherme in Richtung Hotel fuhren. Dort nebenan liegt nämlich das Kurhaus, in welchem man Schwitzer’s Brasserie & Lounge findet, die wir auch noch nicht kannten. Das galt es jetzt mal zu ändern, und damit bin ich auch beim Thema.
Von der Straße aus geht es eine breite Treppe herunter, man erreicht die Brasserie aber auch ebenerdig (siehe ganz unten). Eine junge Dame, die, wie wir später erfuhren, noch relativ neu war, empfing uns am Eingang zum Gastraum. Wir hatten nicht reserviert, Platz nach Wahl war trotzdem, auch für Calvin. Wir suchten nicht lange rum und setzten uns an einen Zweiertisch am Fenster, gleich hinter dem Eingang.
Versuch's mal mit Gemütlichkeit!
Drinnen dominiert massiv aussehendes Holz. Wer will, kann auch auf ähnlich gebauten Bänken sitzen, muss dann allerdings auf eine Lehne verzichten. Das geht schon in Richtung Bierbank, was die Bequemlichkeit angeht, zu einem Essen auf diesem (Preis)niveau passt das nicht. Zum Glück gibt es aber vor allem an den Zweiertischen ausgesprochen bequeme Sessel, von denen man ungern wieder aufsteht.
Die Decke ist relativ niedrig mit Glas abgehängt, das erhöht den Lärmpegel beträchtlich, vor allem wenn, wie bei unserem Besuch, eine gut gelaunte Gruppe zugegen ist.
Auf der Terrasse sitzt man ausschließlich auf Holzbänken.
Die internationale Karte hat mediterrane und asiatische Schwerpunkte, von Bistroküche bis relatively fine dining ist alles vertreten. (Preislich kann man das „relatively“ dann streichen.)
Wir entschieden uns gegen das wöchentlich wechselnde, dreigängige „Azubi-Menü“ für 39 Euro und stellten uns selbst was zusammen. Meine Liebste blieb beim Fisch: Zur Vorspeise Drei im Panko-Tempura gebackene Riesengarnelen mit Safranmayonnaise, Paprika-Tomaten-Salsa und Salzzitrone (16,90 €), danach Gegrilltes Thunfischsteak „bleu“ mit asiatischem Gemüse, Wasabi, Ingwer & Soja (29,90 €). Über das Für und Wider eines Desserts wollten wir später nachdenken.
So konsistent sollte es bei mir nicht zugehen: Mich reizte Cédric Schwitzer’s Bouillabaisse mit Safran und gebratenen Edelfischen (15,90 €), gefolgt vom „Kulinariker“ Burger vom Nordschwarzwälder Weiderind im Brioche Bun, mit Cheddarkäse, Tomaten, Bacon, roten Schmorzwiebeln, Trüffelmayonnaise, gebackenem Kartoffelrösti, und jungem Blattspinat, Trüffelöl-Parmesan-Pommes Frites (19,90 € für 160 Pattygramm, 25,90 € für 320). Nackte Gier ließ mich Variante 2 wählen.
Zu trinken gab es eine zitronige Tonic-Essenz mit Chinarinde für meine liebe Frau (5,20 €) und ein großes alkfreies Hoepfner-Weizen für mich (5,50 €). Wasser für Calvin hatten wir dabei; angeboten wurde ihm keines.
Auch wenn wir schon riesigere Riesengarnelen gesehen haben, waren die drei Vertreterchen ihrer Gattung äußerst schmackhaft. Die Pankonade leicht, knusprig und würzig, die Garnelen auf den Punkt gegart und keine Sekunde drüber. Für die Salzzitronen konnte sich meine Frau nicht recht begeistern, für die fruchtig-süße Salsa dafür umso mehr.
Bouilla...was?
Schwitzer’s Bouillabaisse hingegen war, um es vorsichtig auszudrücken, etwas ungewöhnlich. Ich kenne diese Suppe eigentlich als buntes Spektakel, bei der saftige Fischstücke aus einer kräftig safranfarbenen Brühe herausschauen.
Beige is the new orange
Die Brühe war hier ziemlich blass, und den Fisch musste ich unter einer dicken Schaumschicht suchen. Dort fand ich dann Stücke von Seeteufel und Thunfisch sowie eine ganze Riesengarnele, die alle viel zu groß waren, um sie auf einmal in den Mund zu befördern. Wenn das schon so beabsichtigt ist, dann sollten sich die Brocken wenigstens mit dem Löffel zerteilen lassen. Das ging aber nicht, weil Seeteufel und Garnele ziemlich durch und deswegen hart geworden waren, und mit Messer und Gabel in der undurchsichtigen Brühe zu operieren, war keine einfache Aufgabe. Nur der Thunfisch, den man wegen seines Hangs zum Bröseln in einer Bouillabaisse eher selten findet, war so durch, dass er dem Löffel nichts entgegenzusetzen hatte.
Die Brühe schmeckte ok mit einer leichten Tendenz zur Fischigkeit. Das Safranaroma war recht dezent, was angesichts der Farbe nicht überrascht. Die Rouille, die auf eine hauchdünne, getoastete Scheibe deutschen Graubrots gesetzt war, hinterließ aber einen schönen, knofligen Akzent. Trotzdem insgesamt beaucoup de l‘air vers le haut, wie man in Marseille sagt, und Werbung für die Restaurants im Haupthaus macht man hiermit nicht.
Bevor ich’s vergesse, es gab auch Brot dazu, was aber so schmeckte, wie es aussah, und deshalb weitgehend übrigblieb.
Calvin war unterdessen etwas aufmüpfig geworden und interessierte sich sehr für das, was auf dem Tisch so ablief. Auch wenn er sich vergeblich bemühte, beschlich uns doch das Gefühl, dass wir seine Erziehung in der letzten Zeit etwas hatten schleifen lassen.
Dem Thunfisch im Hauptgericht meiner Frau war es bedeutend besser ergangen als dem in der Suppe. Wir finden beide, dass man ihn sowieso am besten roh essen sollte, oder allenfalls, wie hier, als Tataki („bleu“ musste ich – Asche auf mein gräuliches Haupt – erst mal googeln). Ein wahrhaft schönes, großzügiges Stück ruhte auf einem Bett, das auf den ersten Blick nach Ratatouille aussah, sich aber als Paprikagemüse herausstellte, das in Teriyakisauce geschmort war. Stand ja auch sinngemäß so in der Speisekarte.
Als Beigabe die Dreifaltigkeit aus Sojasauce, Ingwer und Wasabi, die der Sashimiliebhaber kennt und schätzt, und die auch hier gut passte, denn wie jeder weiß, ist das Tataki dem Sashimi sein Cousin, und das Wasabi war ein echter Stirnhöhlenputzer.
And now for something completely different. Very different, indeed. Der Burger, eigens kreiert für den Kulinariker, lachte mich von der Speisekarte derart unverschämt an, dass jeglicher Widerstand zwecklos war. Das Arrangement, das mir auf einem Holzbrett kredenzt wurde, hatte es aber auch in sich.
Allem voran natürlich der Hauptdarsteller selbst – sieht der nicht einfach zum Reinbeißen aus? Das versuchte ich allerdings gar nicht erst, sondern griff gleich zu Messer und Gabel. Das ist bei Burgern nie ein einfaches Unterfangen und wurde hier durch die tiefe und, wie ich finde, überflüssige Riffelung des Holzbretts noch erschwert. Doch der Mühe ward Lohn: Allein das grob gewolfte Fleisch von Nordschwarzwälder Weiden, auf Wunsch medium, hob dieses lukullisch belegte Brötchen auf das erhoffte Niveau. Und ein Bett aus Babyspinat statt Eisbergsalat hat auch nicht jeder Burger. Über den Röstitaler kann ich nichts mehr sagen, der fiel irgendwie nicht auf. Umso mehr dafür die Trüffelmayonnaise, die man oben unter dem Deckel hervorlugen sieht.
Die Parmesanpommes waren perfekt, allerdings einzeln nicht leicht zu essen, dank der adhäsiven Kraft des Käses. Und einzeln musste man sie zu fassen kriegen, um sie in die von mir zusätzlich georderte Trüffelmayo (0,90 €) zu stippen. Trüffelölmayo, um genau zu sein, aber alles andere wäre bei dem Preis auch zu viel verlangt gewesen.
Um der Fleischlastigkeit entgegenzuwirken, hatte ich mir noch einen Krautsalat dazugewünscht (erstaunliche 0,70 €), der allerdings so cremig war, dass er den Gesundheitsaspekt beinahe konterkarierte. Aber trotzdem verdammt lecker…
Mittlerweile waren Chinarinden-Tonic und Bier ausgetrunken, aber Durst war noch reichlich vorhanden. Eine große Flasche stillen Teinachers (6,50 €) wurde geordert und alsbald geliefert. Öffnen und Eingießen wurde zu unserem Erstaunen allerdings uns überlassen; vor allem das Öffnen war mit Käsepommesfingern keine leichte Aufgabe, denn der Schraubverschluss saß ganz schön fest. Ich denke, auch in einer Brasserie sollte man das nicht selber müssen. Ansonsten hatte die junge Kellnerin ihren Job aber sehr aufmerksam und schnell gemacht.
Jeder wird verstehen, dass ich nach dieser Gourmandise die Frage nach einem Dessert energisch verneinte.
Meine Frau dagegen, die mit ihrer vergleichsweise leichten Speisefolge noch einen freien Regalplatz in ihrem Kalorienlager hatte, verspürte Lust auf Crêpes apricot mit marinierten Aprikosen und Schwitzer’s Vanilleeis (9,90 €). Bewaffnet mit einem zweiten Löffel eilte ich ihr heroisch zu Hilfe; allein die aromatischen, leicht angedünsteten Aprikosen waren den Einsatz wert.
Das sehr reichlich bemessene Vanilleeis schmeckte ebenfalls hervorragend, allerdings wurde es so kalt serviert, dass man mit dem Löffel erst mal nicht reinkam. Aber wir hatten ja Zeit.
Irgendwann war auch der Nachtisch geschafft und wir verließen die Brasserie in Richtung der talwärts gelegenen Terrasse, um in der heimischen Lounge dieses am Ende ziemlich gewaltige Mittagsmahl mit einer längeren Siesta angemessen ausklingen zu lassen.
Cédric Schwitzer ist in der Kurstadt Waldbronn gut verankert. In seinem Hotel am Park ist das Gourmet-Restaurant dieses Jahr mitsamt seinem Stern in die kleine Bar umgezogen und hat nur noch für maximal 15 Gäste Platz, die jetzt den Köchen bei der Arbeit zuschauen können. Wir kennen es noch aus der Zeit vor dem Umzug und stehen jetzt vor dem Problem, dass wegen der offenen Küche unser Hund nicht mehr mitdarf. Aaargh…
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das... mehr lesen
Schwitzer's Brasserie & Lounge
Schwitzer's Brasserie & Lounge€-€€€Restaurant, Brasserie07243354850Etzenroter Straße 4, 76337 Waldbronn
3.5 stars -
"Vier Höhen, eine Tiefe, aber insgesamt keine Werbung für das Gourmet-Restaurant" OparazzoCédric Schwitzer ist in der Kurstadt Waldbronn gut verankert. In seinem Hotel am Park ist das Gourmet-Restaurant dieses Jahr mitsamt seinem Stern in die kleine Bar umgezogen und hat nur noch für maximal 15 Gäste Platz, die jetzt den Köchen bei der Arbeit zuschauen können. Wir kennen es noch aus der Zeit vor dem Umzug und stehen jetzt vor dem Problem, dass wegen der offenen Küche unser Hund nicht mehr mitdarf. Aaargh…
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das
Geschrieben am 20.09.2023 2023-09-20| Aktualisiert am
21.09.2023
Besucht am 18.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 61 EUR
Blick nach drinnen
Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Blick nach draußen durch die Phalänopsen
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten Bericht zur komplett versalzenen Rindersuppe mit Sichuanpfeffer), aber wir waren dem Restaurant trotzdem treu geblieben. Schließlich gibt es dort auch ein paar Lieblingsgerichte, auf die wir uns immer verlassen konnten.
Bis vorgestern.
Einen Arztbesuch samt anschließendem Einkauf hatten wir so organisiert, dass sie zeitlich und geografisch vor ein Mittagessen im Yangda passten. Für den Balkon war es zu kühl, aber drinnen fand unsere dreiköpfige bzw. achtbeinige Kleinfamilie ein geeignetes Eckplätzchen, wo wir weder störten noch gestört wurden.
Man kann ja wenigstens mal gucken.
Für meine Frau sollte es Knusprige Ente mit süß-saurer Soße und Paprika sein (15,90 €), für mich Kreuzkümmel Lammfleisch (14,90 €), meinen absoluten Favoriten. Calvin blieb wie immer die Zuschauerrolle.
CO2 nur rechts
Zu trinken gab es Spezi (3,20 €) für meine Frau und ein alkoholfreies Hoepfner Pils (3,50 €) für mich. Darüber hinaus bestellten wir noch zwei Gerichte zum Mitnehmen, da keiner von uns am nächsten Tag Zeit hatte zu kochen, deswegen auch die 4 Personen.
Tja, mit dem Spezi ging es schon los. So wenig Kohlensäure drin, dass ich nicht verstehe, wie man das beim Eingießen nicht merkt. Wurde aber anstandslos ausgetauscht.
Aber die Zwiebeln...!
Als nächstes kam das Lamm. Wie gewohnt das herrlich ölige Kreuzkümmelaroma, das mich bereits nach dem ersten Bissen in exotische Weltgegenden beamt, ganz weit weg von good old Germany. Vom Beißgefühl allerdings eher wie zähes Rind; einiges davon ließ sich überhaupt nicht zerkauen und landete schließlich auf dem Tellerrand - das habe ich hier schon bedeutend zarter erlebt. Gar nicht gefallen konnten mir schließlich die dick geschnittenen, praktisch noch rohen Zwiebeln, die sonst immer viel weicher geschmort waren. Von denen bleib das Meiste zurück, was mir einige Sortierarbeit abverlangte, mit leider erheblichen Kreuzkümmelverlusten. Es gibt ja viele Gemüse, die sich fürs Kurzbraten eignen, aber Zwiebeln in dieser Wandstärke gehören nicht dazu.
Ente an Ketchup
Einige Minuten später wurde die Ente serviert. Ein kräftiges Tier, wie wir es hier gewohnt sind, wie immer durchgebraten, aber trotzdem relativ weich. Die Haut anfangs leicht knusprig, später nicht mehr. Die Paprikastreifen waren im Wok nicht viel mehr als warm geworden, aber da war das ok, im Gegensatz zu den Zwiebeln. Leicht irre war allerdings die süßsaure Sauce: Die bestand anscheinend aus Ketchup, der mit etwas Essig verdünnt und mit Zucker auf die gewünschte Süßsäuerlichkeit eingestellt worden war. Hä? In einem Chinarestaurant? Hatten wir noch nie erlebt und möchten es auch nicht wieder.
Danach hofften wir natürlich, dass die beiden Take-out-Gerichte die Gesamtbilanz aufbessern würden. Meine Frau kennt und schätzt Geschmortes Schweinebauch mit Eier (11,90 €) schon lange und war nie enttäuscht gewesen, ähnlich geht es mir mit meinem geliebten Ma-Po-Tofu mit Schweinehackfleisch nach Sichuan-Art in einer Reiswein und Sojachilisoße (11,90 €)
Zu früh gefreut. Der Schweinebauch war viel zu hart und hatte fast kein Aroma von der Sauce aufgenommen. Das Mapo Tofu war zwar geschmacklich in Ordnung, auch die 2-Schoten-Schärfe stimmte (ich mische es immer mit viel Reis), aber der Koch hatte leider das Hackfleisch vergessen. Es heißt zwar Mapo Tofu und nicht Mapo Hackfleisch, aber Schweinehack gehört dazu und war bisher auch immer reichlich drin. So steht’s ja auch geschrieben.
Wie soll man das verstehen? Unsere Vermutung ist, dass jemand Neues in der Küche sein Unwesen treibt; Der Wokmeister, der uns bisher immer so glücklich gemachte hatte, kann damit eigentlich nichts zu tun haben. Vielleicht muss ja auch Gas gespart werden, das würde manches erklären, aber nicht alles, die Ketchupsauce zum Beispiel nicht. Unsere Kritik am Gebotenen wurde ebenso stoisch wie kommentarlos aufgenommen, ähnlich wie damals bei der versalzenen Rindersuppe, sodass für übergroßen Optimismus kein Anlass besteht, dass sie irgendwas bewirkt.
Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht. Ein Leben ohne das Kreuzkümmel-Lamm kann ich mir nicht vorstellen, und ohne Mapo Tofu auch nicht. Aber es gibt ja das verschwisterte Yangda im Passagehof, vielleicht kann man es da ja noch. Schaun mer mal, wenn auch vielleicht nicht so bald.
Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten... mehr lesen
2.0 stars -
"Enttäuschte Liebe" Oparazzo
Seit Langem gehörte das Yangda an der Ettlinger Allee zu unseren Lieblingsadressen. Es gibt dort eine breit gefächerte chinesische Küche, inklusive einiger Gerichte, die vom deutschen Gast etwas Abenteuerlust verlangen.
Man kann dort nett sitzen, vor allem auf dem Balkon mit Blick auf die Anlage des FC Südstern, und chinesische Gerichte eignen sich in der Regel gut für einen Take-out, selbst wenn es nach Hause noch ein Stück zu fahren ist. Ab und zu ging mal was daneben (siehe meinen letzten
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Ein Folgebesuch ließ länger auf sich warten als gedacht; am vorvergangenen Sonntagmittag war es dann aber so weit und wir drei machten uns auf den kurzen Weg in das ehrwürdige, aufwendig restaurierte Haus.
Wir wurden freundlichst empfangen und an unseren Tisch geführt. Der stand dank eines kurzen Raumteilers etwas separiert, allerdings mit guter Übersicht über das Geschehen, teilweise durch ein kleines Fensterchen.
Über uns sorgte ein Würdenträger dafür, dass von dem antiken Besteck nichts abhanden kam.
Durch den Raumteiler hatte Calvin seine Ruhe und konnte sich in den nächsten zwei Stunden nahezu mustergültig benehmen - gut für uns und für den Ruf des Pudels im Allgemeinen auch.
In diesem Haus hat er jedenfalls ein paar neue Fans. Was nur am Rande damit zu tun hat, dass sich am weiterhin makellosen Service seit unserem letzten Besuch nichts geändert hat.
TOP 1: Getränke. Eine Dreiviertelliter stilles Wasser ist stets gesetzt (8 € für Teinacher, wenn ich mich recht erinnere). Ich machte es mir einfach mit einem halben Liter Alpirsbacher Pils (5 €). Wenn ich zum Mittagessen Bier trinke, werde ich im Verlaufe des Nachmittags wieder wach, bei Wein ist das nicht gewährleistet.
Meine Frau, auf der Suche nach einem alkoholfreien Sekt, ließ sich gerne etwas Unbekanntes empfehlen: Die Cuvée Nr. 11 der schwäbischen Manufaktur Jörg Geiger, gekeltert aus unreifen Äpfeln und, man lese und staune, Eichenlaub (9,80 € für 0,2 L). Kein billiges Vergnügen, aber ein in jeder Hinsicht prickelndes: Sehr fruchtig, nicht zu süß und noch mal eine Nummer reizvoller als zum Beispiel die Erzeugnisse der Großkelterei Van Nahmen. Außerdem aus dem regionalen Großraum, worauf man hier großen Wert legt. Später kam noch ein Fläschchen Rosé dazu, aus Boskoop, Rose und Himbeere, mit etwas mehr Süße als die Cuvée und damit auch eine schöne Dessertbegleitung. Ein guter Tipp auch für die heimische Sammlung.
Mit den Getränken wurde hausgebackenes (mit ge!) Tomaten-Oliven-Brot serviert, zusammen mit drei verschiedenen Dips.
Von denen hatte es mir vor allem der geölte Knoblauch angetan, und ich musste mich zusammennehmen, um nicht bereits gesättigt zur Vorspeise anzutreten.
Und dann ging es richtig los. Meine Frau entschied sich, obwohl dies erst unser zweiter Besuch war, für das dreigängige Stammgast-Menü (55 €). Ich „begnügte“ mich mit Vorspeise und Hauptgericht; die Gänsefüßchen werden sich gleich erklären.
Erster Gang der Stammgäste war eine Doppelte Kraftbrühe vom Ochsenschwanz:
Asiatische-Ochsenschwanz-Maultäschle | Flädle | Wurzelgemüse | Kräuter. Dieser Küchenklassiker meiner Jugend hat sich, gemeinsam mit meiner damals geliebten Bouillon mit Ei, von deutschen Speisekarten ja weitgehend verabschiedet, aber das, was hier geboten wird, hat mit der Fleischsuppe von damals nicht viel zu tun, und ein asiatischer Spin ist stets willkommen, nicht nur bei meiner Frau. Die Wantänle waren ohne Brühe angerichtet worden und wurden am Tisch angegossen; leider war ich nicht geistesgegenwärtig genug, um diesen Vorgang für die Nachwelt festzuhalten.
Auf meinem Vorspeisenteller ging es ziemlich extravagant zu, denn die Straßburger Terrine: Gänseleber | Steinpilze | Ganache de Foie Gras de Canard Rougié | Soße Cumberland | Zupfsalat | Radiesle-Vinaigrette | Brioche (31 €) war mir bereits beim heimischen Preview ins Auge gefallen und hatte mich danach nicht mehr losgelassen, schon der Überschrift zuliebe. Außerdem hatte ich schon seit Ewigkeiten keine Foie Gras mehr genossen. Von der sahnigen Ganache hätte es durchaus etwas mehr sein können, das hatte ich bei dem Preis eigentlich erhofft. Aber wer einmal Atika geraucht hat, der weiß solches hinzunehmen *duw*.
Die Cumberland-Sauce zur feinen Terrine war so konzentriert, dass man sie nur tröpfchenweise applizieren konnte. Ach, welch ein Segen, dass Küchenchef Sven König bei seiner Definition von Regionalität an der deutschen Außengrenze nicht halt macht…
Beim Abräumen wurden wir gefragt, ob wir ein Päuschen einlegen wollten. Wollten wir nicht, Calvin zuliebe.
Auf die Stammgästin warteten nun Steaks vom Milch-Kalbsrücken | Morchel-Rahmsößle | zweierlei-Möhren | Wilder-Broccoli | geschmelzte Spätzle (Binde-Striche nicht von mir). Meine Frau ist eigentlich der Meinung, dass sie für Kalbfleisch noch nicht alt genug ist, aber Spätzle mit Sößle liebt sie so sehr, dass sie den Gedanken an einen Gangtausch gleich wieder verwarf. Ein Glück, denn die drei Medaillons auf ihrem Teller waren der Beweis, dass auch Kalb nach was schmecken kann, wobei das leckere Sößle das Seinige dazu beitrug. Jedenfalls genoss meine Liebste die mächtige Portion so sehr, dass für mich nur noch ein paar Bissen übrig blieben...
...deren es natürlich nicht bedurft hätte, um mich satt zu kriegen. Ich hatte zuvor die Speisekarte im Geiste hin- und hergewälzt, welches Hauptgericht meine extravagante Vorspeise ergänzen könnte, und war beim Aufbruch noch bei keiner Entscheidung angekommen.
Die Rettung kam in Form eines Aufstellers neben der Eingangstür, auf dem unter anderem ein Cordon Bleu mit Kartoffel-Gurkensalat beworben wurde (24,50 €). Na wunderbar! Was könnte besser zu so einer Straßburger Terrine passen als das Gericht, dem das Blaue Band der hohen Kochkunst einst verliehen worden war, und so kalbte es denn auf unser beider Teller. Das hat es während der mehr als zwei Jahrzehnte unseres Zusammenseins auch noch nicht gegeben.
Die Pana... äh, Panierung war gründlich entfettet worden und gut, aber nicht aufdringlich gewürzt; das Interieur schmolz auf der Zunge, nicht nur dank des großzügig fließenden Gruyères. Schade, dass ich kein schmackiges Foto vom Anschnitt gemacht habe, das wäre dem Cordon-Blaumann MarcO nicht passiert.
Eine besondere Erwähnung verdient allerdings auch der Kartoffelsalat, der hinsichtlich Schlonzigkeit keine Wünsche offenließ. Und das sage ich als im Rheinland sozialisierter Mensch, der daheim sehr gerne zur Mayonnaiseflasche greift, um Ärpel- und andere Schlote schlüpfrig zu machen.
Vor dem Finale gab es dann doch ein kurzes Päuschen, auch wenn unser Begleiter inzwischen so guckte, als hätte er genug gedarbt. Die für Stammgäste vorgesehene Mousse au chocolat hatte meine Frau für 5 € Aufschlag gegen Dreierlei Sorbet | Heidelbeere | Mango | Limette getauscht, das ihr (und letztlich auch mir) viel Vergnügen bereitete.
Alle drei waren köstlich-cremig und voller Biss, dank Heidelbeeren | getrockneten Mangostückchen | Zitronat. „Einfach nur Eis können wir nicht“ meinte der Chef dazu. Das ist die hohe Kunst der Unvollkommenheit, und in solchen Momenten kann ich schon verstehen, warum meine Allerliebste so sorbetversessen ist.
Insgesamt ein großes, wenn auch etwas kostspieliges Vergnügen, dass wir uns da gegönnt haben, teilweise abgefedert durch einen Gutschein unseres Optikers als Dank dafür, dass einige Bilder meiner Frau bis vor kurzem sein Geschäft verschönert haben. Natürlich werden wir auch ohne finanziellen Support wieder in der Klosterschänke einkehren, schließlich gehört sie zu den Restaurants, die man gerne in seiner Nähe weiß, und das soll bitte auch so bleiben.