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Auch vor den Toren des Wein- und Essigdorfes Venningen (Stichwort: Doktorenhof) setzt Maestro Chinni kompromisslos auf Qualität, indem er konsequent am Konzept einer hochwertigen, aber doch bodenständigen Küche mediterraner Prägung festhält. Dass man von der geschmackvoll angelegten Gartenterrasse den nahezu gleichen Blick wie zu seligen Nussdorfer Zeiten auf die „Berge des Westens“ (Pfälzerwald/Haardt) hat, macht die Einkehr vollends zum gastronomischen Déjà-vu.
Nicola Chinni, der im Laufe seiner Tätigkeit als Koch beim ehemaligen Mannheimer Nobel-Italiener „Da Gianni“ (hatte damals sogar einen Michelin-Stern) sowie als Küchenchef im eigenen Restaurant „Da Nico“ im Edesheimer Schloss und im Landhaus Sankt Laurentius in Ramberg wirkte, ist nicht nur ein verdammt sympathischer Gastgeber, sondern auch ein exzellenter Herdmeister, welcher der „Toskana Deutschlands“ kulinarisch zur Ehre gereicht.
Die Zeiten, als er im Gillet-Baumarkt noch eine gutgehende Pizza-auf-die-Hand-Gastronomie nebenher betrieb, sind vorbei. Alle Konzentration liegt mittlerweile auf seinem La Vigna in Venningen, dessen Räumlichkeiten zum Weingut Marienhof gehören. Die strategisch günstige Lage des Anwesens – direkt neben der Landstraße am Orteingang und unweit der Autobahnabfahrt – macht es nun seit rund fünf Jahren zu einer beliebten Anlaufstelle für Pasta- und Pizzafreunde sowie erklärter Anhänger gediegener Mittelmeerküche.
Parkmöglichkeiten gibt es direkt neben dem schmucken Weinpavillon, der das La Vigna beherbergt.
Die umliegenden Feldwege sind nur die zweitbeste Wahl, da es die Winzer nicht gerne sehen, wenn man ihren Zugang zum Wingert erschwert. Wir hatten an diesem sonnigen Sonntagabend Ende Juli jedoch keine andere Möglichkeit und mussten den Boliden auf der Grasnarbe direkt neben den Weinreben parken.
Dem hohen Besuch aus dem Norden der Republik – nein, nicht der Süßweinaficionado aus Bremen-Borgfeld – hatte ich einen italienischen Abend von Format versprochen. Schon im Vorfeld war mir klar, dass es Schwiegermutti und ihrer besseren Hälfte auf der lauschigen Terrasse mit Blick auf das umliegende Grün der Reben gefallen würde.
Dass die beiden dann später zu recht genügsamer Pizzakost neigten, war wahrscheinlich Ausdruck ihrer Freude über diesen behaglichen Ort der Speisung. Der Norddeutsche – eine bescheidene Spezies durch und durch – braucht für sein Glück eben nicht mehr als ein idyllisches Plätzchen unter freiem Pfalzhimmel. Aber nicht nur dieses fanden wir bei Nicola Chinni und seinem Team…
Auf den etwas rauen Charme der älteren Bedienung habe ich ja bereits bei meinem letzten Bericht hingewiesen. Und es ging auch diesmal mit recht rustikaler Routine zur Sache. Aber außer ihrer - scheinbar zu ihrem Wesen gehörenden - leicht herben Art, machte sie ihren Job tadellos. Aus den Augenwinkeln sah ich auch den guten Antonio Carbone, der mir als hervorragender Serviceleiter in Nussdorf in ebensolcher Erinnerung war. Er kümmerte sich mit zugewandter Beflissenheit um die Gäste weiter vorne. Naja, dann saßen wir eben im „falschen“ Teil der Terrasse. Machte nichts, damit konnten wir umgehen.
Die Standardkarte des La Vigna lässt sich weder blättern noch steckt sie auf einem Klemmbrett. Lediglich ein auf beidseitig bedrucktes Blatt vom Format eines Tischsets lag bereit. Auf dem zeitgemäß gestalteten Flyer waren neben hübsch in Szene gesetzten Foodfotos die Speisen auf der Vorder- und die Getränke auf der Rückseite übersichtlich aufgelistet.
Spaltenweise wurde da zwischen Vorspeisen, Salaten, Pizza, Pasta, Fleisch und Pfälzer Spezialitäten (+ Flammkuchen) unterschieden. Kein ausuferndes Mammutprogramm, aber sicher für jeden Geschmack etwas dabei. Gut, wegen Saumagen, Leberknödel und Bratwurst würde ich jetzt nicht unbedingt beim Italiener einkehren, aber der ein oder andere Pfalztourist taucht seine kulinarischen Scheuklappen vielleicht ganz gerne in die dunkle Bratensoße, die zum deftigen Dreigestirn mit Rieslingkraut gereicht wird.
Keine Ahnung, warum Herr Chinni hier den Spagat zwischen handfester Gutbürgerlichkeit – Zwiebelsuppe, Käsespätzle, Pfälzer Rumpsteak und Schnitzel „Wiener Art“ hatten ebenfalls ihren Stammplatz auf der Basiskarte – und leichter Mittelmeerküche vollzieht. Wahrscheinlich kann er beides und weiß, dass auch die herzhaften Speisen beim hier vorbei radelnden Volk gut ankommen.
Sei es drum, unser Augenmerk fiel jedenfalls auf die delikat klingenden Pasta- und Pizzagerichte, die von einem saisonalen Empfehlungsschreiben mit noch mehr Meeresnähe ergänzt wurden. Stammgäste lesen sich wahrscheinlich eh nur das Beiblatt mit den auf die entsprechende Jahreszeit abgestimmten Spezialitäten durch.
Kein Wunder, gebratene Jakobsmuscheln mit Thunfischcarpaccio und Algensalat, Pulpocarpaccio mit gebratenen Calamaretti, Rinderfilet mit frischen Pfifferlingen und Butterspätzle sowie ein ganzer Wolfsbarsch aus dem Ofen an Grillgemüse, Blattspinat und Kartoffelpüree (für zwei Personen) stehen schließlich nicht bei jedem Italiener im Köchelverzeichnis.
Doch an jenem Abend zogen wir das klassische Pizza- und Pastalatein vor. Klar, ein italienischer Salat (8,50 Euro) zum Teilen vorweg durfte da nicht fehlen. Auch der Herr Schwiegerpapa zeigte sich den grünen Blättern gegenüber nicht abgeneigt und orderte einen „Großen Gemischten“ (6,50 Euro).
Schwiegermutti hingegen entschied sich ganz brav für die Pizza Margherita (8 Euro), während ihr Mann die Salami-Version (8,50 Euro) in Sachen Rundbackware bevorzugte. Meiner Frau waren die Fettuccine Pomodoro e Basilico (9,50 Euro) vom Standard-Speiseflyer gerade Recht. Mein Mut zur Meeresfrucht wollte ich mir mit einer Pizza Frutti di Mare (12 Euro) belohnen lassen.
Als Getränke fanden sich alsbald eine große Flasche Mineralwasser der Marke Peterstaler Classic zu 4,50 Euro, ein frisch gezapftes Paulaner Pils vom Fass sowie ein Hefeweizen aus der gleichen Brauerei (beide 3,70 Euro für den halben Liter) auf unserem Tisch ein. Damit ließ sich der sommerliche Durst fürs Erste vertreiben.
Zu den beiden Salaten brachte man ein Körbchen mit frisch aufgebackenem Ciabatta-Brot.
Das tat spätestes beim Aufsaugen des köstlichen Essig-Öl-Dressings gute Dienste. GG-Kollege Keeshond, der leider schon längere Zeit nichts mehr in die Tasten gehauen hat, bezeichnete einen mit demselben Dressing angemachten Beilagensalat in seinem Bericht aus dem Jahr 2018 als „geschmackliche Wucht“. Dem kann ich nur beipflichten. Solch einen famos angemachten Salat findet man nicht alle Tage. Außerdem überzeugte der „frische Italiener“ mit saftigem Schinken und mildwürzigen Käsestreifen. Für mich genau die richtige Vorspeise, die keine Wünsche offenließ.
Auch der Schwiegervater lobte seinen grünblättrigen Frischeteller, der zudem mit knackiger Rohkosteinlage aufwartete. Erwartungsgemäß wurde dieser bis auf den letzten Karottenraspel vertilgt. Im Salatverputzen stand es zwischen Bremen und der Pfalz schonmal 1:1.
Keine Ahnung, was ich mehr mag: frische Meeresfrüchte oder eine knusprig duftende Pizza. Aber für die Kombination aus beidem könnte ich vieles Andere stehen und liegen lassen.
Nicola Chinnis Pizza Frutti di Mare hatte ich bisher noch nie probiert, was schon nach dem ersten Bissen einem kulinarischen Offenbarungseid gleichkam. Boah, war das ein herrlich duftendes Potpourri frischer Früchte, das mir da mediterran entgegendampfte. Zarte Pulpostücke, kleine Garnelen, ein paar Miesmuscheln mit Schale und jede Menge Kleingeschnittenes vom Kopffüßer teilten sich ein „Belagbett“ aus geschmolzenem Mozzarella und perfekt abgeschmeckter Tomatensauce. Der nicht zu dünn geratene Knusperboden hielt der sündhaft süffigen Schicht in horizontaler Gleichmäßigkeit stand. Ein traumhafter Anblick und ein Geschmack, der mich restlos begeisterte.
Gegenüber meiner „Meeresscheibe“ muteten die beiden Pizzen meiner Schwiegereltern fast schon spartanisch an. Aber auch die beiden Bremer waren mit ihrer Wahl sehr zufrieden. Sind es doch häufig die einfachen Dinge, die, wenn sie mit Hingabe und Können zubereitet werden, für großen Genuss sorgen können. Besonders der fluffige Teig und das wohltarierte Käse-Saucen-Verhältnis fanden lobende Worte.
Meine Frau machte sich hingegen als einzige Pizza-Verweigerin am Tisch über einen ansehnlichen Pastahügel her. Der frisch darüber gehobelte Parmesan verschmolz mit der tomatigen Aromatunke zu einer wahren Umami-Granate. Die perfekt auf Biss gekochten Fettuccine nahmen durch die ätherischen Basilikumnoten und den würzig-fruchtigen Tomatenbeiguss geschmacklich so richtig Fahrt auf. Auch ihr Pastateller war ein gutes Beispiel für einfachste Leib- und Seelenküche, bei der die Basics stimmten.
Zwei Ramazotti mit Eis (4cl für 4 Euro) und eine kleine Flasche Mineralwasser (0,25l für 2,50 Euro) später verließen wir nach einem kurzen Plausch mit dem gut gelaunten Padrone Nicola Chinni das schmucke Anwesen. Auf ein Dessert wurde allgemein verzichtet, denn der Grad der Sättigung war bei uns allen schon zu weit fortgeschritten.
Finanziert haben diesen wunderschönen Abend im La Vigna übrigens meine spendablen Schwiegereltern, denen ich an dieser Stelle einfach mal herzlich danken möchte. Dass sie sich in der Pfalz so wohlfühlen, macht sie noch sympathischer als sie es eh schon sind. Vielleicht kehren sie ja mal irgendwann der Hansestadt komplett den Rücken und werden hier in der „deutschen Toskana“ heimisch. Bei Nicola Chinni hat es ja auch funktioniert. Der ist aber auch kein Bremer…