Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Ich habe die indische Küche durch berufliche England-Aufenthalte im letzten Jahr für mich wiederentdeckt und da in Solingen der indischen Küche seitens der Gastronomie keine Beachtung geschenkt wird war ich gespannt auf diesen in kurzer Zeit zu erreichenden Ableger eines gleichnamigen, erfolgreichen Betriebes in Köln.
Kulinarik-Disclaimer: Ich würde niemals von mir behaupten, viel von indischer Küche zu verstehen, TV und Food-Blogs machen noch lange keinen Experten, Kenner der Materie mögen mir mein laienhaftes Geschreibsel verzeihen! :-)
Schön ist es im Umfeld des Restaurants nicht unbedingt, innerstädtisch belanglose Nachkriegs-Architektur, ein Handyladen zur Linken aber gottlob auch ein großer Parkplatz (am Wochenende kostenfrei) direkt vor der Türe.
Das Parken war heute trotzdem etwas schwierig, es ist Karneval, et Trömmelche jeht, et jeneigte Rheinland feiert und natürlich stand heute ausgerechnet auf dem Parkplatz der Wahl ein veritables Festzelt, in dem eine „Herrensitzung“ stattfand. Vor dem Zelt kündeten wankende Gardisten mit Zigarette im Anschlag von einer gelungenen Veranstaltung, die Kölner Band „Kasalla“ traf gerade ein und ich fand nur mit Mühe noch ein Plätzchen zum Abstellen des Vehikels.
Wenn auch die Fassade des Hauses recht trist wirkt, wandelt sich der Eindruck beim Eintreten recht schnell. Ein einfacher aber gepflegter und recht stimmungsvoll dekorierter Gastraum, herrliche, dezente Gerüche von Gewürzen und leise, passende Bollywood Musikuntermalung lassen die Vorfreude auf Gaumenfreuden vom fernen Subkontinent schnell steigen.
Bei beiden Besuchen war jeweils ein einsamer junger Herr im Service tätig, beiden gemeinsam war die kurzärmelige Oberbekleidung und eine beneidenswerte Fitness inklusive auffallend muskulöser Oberarme – „ist sicher nur das Essen, die sind sicher auch faul“ denke ich mir leicht deprimiert.
Durch die notwendige, arbeitsintensive Personalunion von Service und Barmann (vielleicht liegt da das Fitness Geheimnis?) wurde die Begrüßung in beiden Fällen eher nebenbei aus der Distanz erledigt, jedoch freundlich und verbindlich.
Die Karten in A5 im Kunstledereinband sind eher zweckmäßig als schmückend zu bezeichnen, dafür allerdings erschlägt der Inhalt „genretypisch“ mit gefühlten 4000 Positionen zuverlässig jeden kulinarischen Indien-Neuling. Wobei es hier eher „Punjab-Neuling“ heißen sollte, die tendenziell dem Hörensagen nach eher fleischlastige Küche dieser Provinz bildet schließlich das Rückgrat der Karte.
Außer diversen Leckereien aus dem Tandoor finden sich dort unzählige Curry Varianten, landestypisch hierbei auch viele vegetarische Optionen neben der Auswahl mit Lamm, Huhn oder Fisch, abgerundet durch eine vielfältige Vorspeisenauswahl und einige hervorragende Vertreter der Abteilung „Lassi & Co.“.
Für das Restaurant sprach für meine Begriffe auch, dass bei beiden Besuchen so manche Landsleute aus den Ursprungsländern der Speisen zu Gast waren. Deren Englisch mit landestypischem Akzent verlieh der Atmosphäre neben der Musik den akustischen Ritterschlag– „Samba in Mettmann“ war gestern, heute gibt’s „Bhangra in Opladen“.
| Vorspeisen |
Papdam & 3 Dips – 4 €
Garlic Nan – 2,80 €
Fish Pakora – 6,50 €
Fish Koli Wada – 6,50 €
Leider gibt es im Royal Punjab keine kleine Aufmerksamkeit der Küche vorab, Papadam, Nan, Dips und Co. muss man kostenpflichtig selber ordern.
Beim ersten Besuch sollte es vorab Papadam mit Mango Chutney, Chili Sauce und Joghurt Minz Chutney sein, dazu Garlic Nan.
Nun, im Vergleich mit den Herrlichkeiten die ich in England kosten durfte, fielen Brot und Saucen doch merklich ab, die Saucen schmeckten alle eher eindimensional nach der deklarierten Hauptzutat, das Mango Chutney hatte sogar einen leicht muffigen Grundton und erinnerte eher an ein dezent gewürztes Mango Pulp aber nicht an ein Chutney.
Das Nan war OK, nun ja, Butter und frischer Knoblauch in Scheiben sind auf warmen Fladenbrot nun mal eine sichere Bank.
Wesentlich mehr begeistern konnten da die beiden Fisch-Gerichte mit ihrem knusprig frittierten Kabeljau im Backteig.
Besonders die Pakora-Variante im Kichererbsen-Mehl war geschmacklich und optisch eine große Freude, würzig-kross der Teigmantel - die Minz- und Chilisauce war hierzu jeweils eine gute Begleitung.
Apropos Begleitung, beim ersten Besuch sollte es für Madame ein Limewasser sein, das jeden Cent seiner 2,90 € wert war, ob die 4,50 € für meine 0,33l Flasche des importierten, geschmacklich sehr unspektakulären „Kingfisher“ Lagers es auch waren, lasse ich mal dahin gestellt, da hat die Neugier gesiegt.
Beim zweiten Besuch gönnte ich mir daher zu meinem pikantem Fisch einen feuerlöschenden Kokosnuss Shakanjabee (3,50 €), eine perfekte Wahl, auch für passionierte Weintrinker wie mich, vor allem durch die herrlichen Edelstahl-Kupferbecher auch optisch ein Highlight.
| Hauptgerichte |
Lamm Madras Curry – 11,90 €
Chicken Channa – 10,90 €
Chicken Tikka Masalla – 11,50 €
Das Lamm Curry war beim ersten Besuch meine Wahl, alle Gerichte werden übrigens im Schärfegrad nach Wunsch des Gastes ausgerichtet, von „leicht pikant“ bis „eingeweidezersetzend“ ist alles möglich und hiermit sei versichert: Es funktioniert in beide Richtungen der Schärfeskala! „Chili-Wimps“ müssen keine Befürchtungen haben – ein großer Unterschied zu meinen UK Erfahrungen!
Das Gericht wusste zu überzeugen, durch viel Geschmack, Frische der Zutaten, zartes aromatisches Fleisch, betörenden Geruch sowie eine bestechend farbenfrohe Optik, die den Küchen dieses Erdteils so eigen ist.
Beim zweiten Besuch sollte es das indische Gegenstück zu Spaghetti Bolognese sein, letztere ja hierzulande mittlerweile Küchen-Volksgut, in Italien im Restaurant nicht bekannt (und wenn doch sollte man bekannter Weise schnell das Weite suchen…). Ähnlich verhält es sich mit Chicken Tikka Masalla, nach dem Krieg in England an die dortigen Essgewohnheiten angepasstes Nationalgericht, mit Fish & Chips mindestens auf Augenhöhe, in Indien ursprünglich gänzlich unbekannt.
Aber, so what, es schmeckt eben meistens recht gut und auch hier in Opladen war ich froh über meine scharf georderte Wahl, die Kokos-Note kam gut durch, der Chili trotz allem nicht zu erschlagend, hierzu etwas Butter Nan und den lockeren, köstlichen, dezent gewürzten Reis und die Welt war in Ordnung.
Madame war auf Kichererbsen-Kurs, „Chicken Channa“ beinhaltet neben einer in diesem Fall wunschgemäß milden Currysauce auch eben diese schmackhaften Hülsenfrüchte.
Meine Begleitung war „higly amused“ ob Ihrer Wahl, derart, dass sie das gleiche Gericht am nächsten Sonntag gleich wieder bestellte, zu Recht wie ich nach probieren befand.
Nach dem – übrigens trotz der auf dem Foto vielleicht recht klein wirkenden Portionen sehr sättigenden - Essen wartete dann an beiden Tagen noch ein Highlight auf uns, ein frisch zubereiteter Mango- und ein Kokosnuss-Ananas Lassi zu jeweils 3,20 €.
Göttlich, unbeschreiblich, wunderbar, fantastisch - bitte unbedingt nachmachen, Lassi geht selbstredend auch gut zum Essen!
Die Zahlung kann bar oder per EC Karte erfolgen, mit der Rechnung erhält man noch etwas Pan Mukhwas, eine aromatische Körnermischung aus Fenchel, Anis und Sesam, die man sparsam dosiert kauen kann, um den Mund zu erfrischen.
Fazit
Yummy! Wer die indische Küche kennt oder von seiner Familie immer zum China-Buffet geschleppt wird und nach exotischer Abwechslung lechzt kann hier authentische indisch-pakistanische Küche genießen. Trotz leichter Schwächen bei den Dip-Saucen gebe ich überzeugte vier Sterne für die Küchenleistung!
Der Service ist kompetent und höflich und beantwortet gerne Fragen zu den Gerichten und auch das Ambiente trägt zum Wohlbefinden durchaus bei.
Die Sauberkeit des Gastraumes und der sanitären Einrichtungen war einwandfrei, das Preis-Leistungs-Verhältnis mit minimalen Einschränkungen auch.
Ich werde gerne wiederkommen, das Restaurant hat mich überzeugt!