Besucht am 11.11.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
Für Liebhaber historischer Gebäude bietet wirklich die gesamte Altstadt von Lübeck an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Der Norden der von der Trave umflossenen Insel wird dabei von der großen ehemaligen Burganlage eingenommen. Im Mai 2015 hat in diesen altehrwürdigen Gewölben das "Hansemuseum" geöffnet, welches sich ganz der Organisation widmet, die Lübeck erst zu der besonderen Geschichte verholfen hat, auf die sie nun zurückblicken kann.
Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten, zu dem natürlich auch ein kulinarischer Flügel gehört. Das Restaurant "Nord" habe ich dabei selbst bereits zweimal besucht, wobei mich die Anfänge mit dem Versuch einer gehobeneren Gastronomie durchaus erfreut hatten, während sich beim zweiten Versuch das Konzept schon wieder in Richtung einer einfacheren und schnelleren Küche für die Touristen gewandelt hatte. Seit langer Zeit wurde das Restaurant nun komplett aufgegeben und bisher ist eine Wiederbelebung auch nicht in Sicht.
Neben diesem Restaurant gewährte parallel das nach der im 16. Jahrhundert lebenden, einflussreichen Bürgermeister-Tochter und Äbtissin Adelheid Brömse benannte Café "Fräulein Brömse" hoch oben über dem Gewölbe auf dem Burgplatz allen Gästen eine Einkehrmöglichkeit, welche nur kurz ein Heiß- oder Kaltgetränk bzw. eine Kleinigkeit aus der Backstube oder Konditorei zu sich nehmen wollten. Doch auch das Café "Fräulein Brömse" konnte wohl nicht wie erhofft einschlagen und sah sich im Oktober 2020 zudem der immer schwieriger werdenden Corona-Situation gegenüberstehen, was in selbigem Monat auch leider zur Schließung führte.
Im Gegensatz zum Restaurant "Nord" begann das Herz des Cafes dank eines engagierten Teams jedoch Anfang Mai 2021 mit sich entspannender Pandemie-Lage wieder zu schlagen. Seither trifft es dabei mit seinen hausgemachten und zwischen Tradition und Kreativität changierenden Produkten aus Backkunst und Patisserie auf eine ansprechende Resonanz, die es auch die vielen schwierigen Phasen der Corona-Pandemie hat überstehen lassen. Außenansicht.
Wie gesagt befindet sich das Café hoch oben auf den Burganlagen direkt über den Gewölben, in welchen das "Hansemuseum" untergebracht ist. Eine Handvoll Stufen geht es zur in schönem farblichen Kontrast zu den roten Ziegeln gestrichenen, grünen Tür hinauf, hinter der sich folgender Innenraum eröffnet: Der Thekenbereich.
Einen großen und auch zentralen Teil nimmt natürlich die Theke in Anspruch, die dem Gast nach dem Eingang auf der rechten Seite gleich das mehr als ansehnliche Repertoire an Feingebäck, Kuchen und Torten in einer großen Glasvitrine präsentiert, die von dunkler Holzoptik eingerahmt ist.
Daran schließen sich in Verlängerung des Eingangs und rechts nach der Theke zwei kleine Gasträume an. Innenansicht zum 1. Gastraum. Innenansicht zum 2. Gastraum.
Zunächst fällt auf, dass man die Wände renoviert und verputzt hat. Dies steht auf jeden Fall im Gegensatz zur roten Backsteinoptik des Burggebäudes und gleicht das Interieur somit eher einem modernen Café an. Eine schön floral verzierte Tapete in dem einen und eine rote Tapete im Raum rechts nach der Theke unterstreichen die moderne Aufwertung und somit auch die Wärme der Atmosphäre in den sonst doch eher „kalten“ alten Gemäuern. Tische und Stühle sind von der schlichteren Sorte und zum Teil auch bereits etwas angehauen, aber sorgten für mich trotzdem für ausreichend Komfort.
Ein paar getrocknete Pflanzen-Gestecke auf den Tischen und bepflanzte Töpfe in den Räumen und auf den Fensterbänken sorgen für belebende Dekoration. Der typisch geflieste Boden im Eingangsbereich bzw. alte Holz-Böden in den beiden Gasträumen verdeutlichen hingegen nochmal, dass dieses Haus bereits einige Jahrhunderte auf dem Buckel hat, wobei auch hier Teppiche einen insgesamt wärmeren Eindruck vermitteln soll.
Noch mehr Sitzplätze gewährt aber natürlich der Platz auf dem Burggebiet vor dem Café, auf etwa zwei Handvoll Tischpartien unter den Schattenspendenden alten Bäumen aufgestellt wurden. Der Platz vor dem Gebäude.
Hier sorgt auch ein Spielplatz dafür, dass alle Mitglieder von Familien eine entspannte Zeit verbringen können.
Als ich zur späten Mittagszeit also meinen ersten Besuch im "Fräulein Brömse" begann, wurde ich an der Theke sogleich von einer jungen Dame begrüßt, welche sich zu dieser Zeit zusammen mit noch einer weiteren jungen Frau und einem jungen Herrn um das Wohl der Gäste kümmerte. Freundlich zeigte sie mir einen freien Tisch und versorgte mich mit der auf einem kleinen Klemmbrett in laminierten Blättern eingefassten Speisekarte. Alle 3 versprühten eine etwas schüchterne, aber dadurch auch beruhigend und entspannend wirkende Freundlichkeit, was mir gefiel. Nach dem Servieren meiner Speise traf ich jedoch keinen der Mitarbeiter in dem Gastraum rechts nach der Theke an, sodass ich zur Bezahlung selber an ebenjene gehen musste. Hier wäre etwas mehr regelmäßige Aufmerksamkeit also durchaus noch wünschenswert gewesen.
Wie erwartet und in der Theke zu bestaunen, liegt hier natürlich ein großer Fokus auf Erzeugnissen aus dem Backofen oder der Konditorei und Patisserie. Das Angebot reicht dabei von Kuchen und Torten über Macarons bis hin zu neuartigen „Cakeballs“.
Ebenfalls typisch für ein Café, wird dem Gast hier auch die Möglichkeit geboten, mit einem Frühstück seinen Tag zwischen diesen beeindruckenden und geschichtsträchtigen Mauern, abgeschirmt von Rush Hour und Touristenmeilen zu beginnen. Dies ist bis 12:30 möglich.
All das ist aber ja eigentlich nicht die Art von Angebot, die mich normalerweise in die Gastronomie zieht. Doch auch für mich hält das Café "Fräulein Brömse" eine Sparte bereit, die als regelmäßig wechselndes, herzhaftes Tagesgericht im Mittagstisch ab 12:30 daherkommt und somit auch dem Mittagshunger potentieller Gäste etwas entgegensetzen soll.
Zur Zeit meines Besuches stand dabei eine Kürbissuppe für 5,8 € auf der Tageskarte, was natürlich auch sogleich Gegenstand meiner Bestellung werden sollte.
Nach ca. 10 Minuten wurde mir an meinem kleinen Tisch im Innenbereich der altehrwürdigen Gemäuer dann folgendes auf einer schönen runden Schiefertafel serviert. Mittagstisch: Kürbissuppe mit hausgebackenem Brötchen.
Zu der angenehm temperierten Suppe, die nicht mehr heiß dampfte und somit gleich mit Genuss verköstigt werden konnte, gesellte sich ein natürlich hausgemachtes kleines Brötchen. Dieses war handlich bereits in kleine Scheiben zum Abbrechen geschnitten und hatte auch eine krosse Kruste. Leider war die ansonsten gut geporte Krume bereits kalt, was die Frische doch ein wenig schmälerte. Aber zum eindippen in die Suppe eignete es sich trotzdem sehr.
Die Suppe konnte mich hingegen sofort nach dem ersten Löffel vollkommen überzeugen. Das lag einerseits an einer einwandfreien sämigen Konsistenz, sowie natürlich auch an dem typisch süßlichen Kürbisgeschmack, der in toller Intensität meine Erwartungen traf. Dazu sorgten Kürbiskerne noch für etwas Knabber-Abwechslung und rundeten diesen Mittagstisch sehr gut ab.
Wäre das Brötchen also noch ofenfrisch und warm gewesen, hätte es die volle Punktzahl gegeben. Doch auch so empfand ich Hunger und Appetit als gut befriedigt.
Zusammengefasst lieferte mir das Café "Fräulein Brömse" also folgenden Ersteindruck:
Wie so häufig in der Lübecker Innenstadt anzutreffen, trägt natürlich auch hier auf dem Burgareal die weitreichende Geschichte des Ortes dazu bei, dass das Ambiente einzigartig und somit warmherzig statt modern und steril daherkommt. Das zeichnet die Atmosphäre positiv aus.
Einen ebenso guten Eindruck von zurückhaltender, ruhiger Freundlichkeit hinterließ auch das Personal und unterstrich damit die Gastfreundlichkeit und entspannende Atmosphäre des Ortes. Nur ein wenig mehr Umsicht bzw. regelmäßiges Schauen nach den Gästen in den beiden Räumen hätte zur vollen Punktzahl noch gefehlt.
In kulinarischer Hinsicht bereitete mir die Kürbissuppe aus dem aktuellen Mittagstisch echte Gaumenfreude, bei der eben nur die kalte Brötchenkrume ein betont kleines Manko des gesamten Gerichts verursachte.
Gegenüber dem aufgerufenen Preis von 5,8 € ergibt sich mit diesem Eindruck für mich aber trotzdem ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Mittagstisch.
All diese Punkte beweisen für mich klar, dass es für die Lübecker Café-Landschaft definitiv ein Verlust wäre, wenn das "Fräulein Brömse" in der jetzigen Form erneut schließen würde. Aber an Hand meiner Einschätzung der allgemeinen Beliebtheit, die sich auch durch diesen ersten persönlichen Eindruck bestätigte, sollte beim Gästezuspruch kein Anlass dazu existieren. Dabei bedarf es sicher noch nicht einmal der zahlreichen Touristen, die nach dem Museumsbesuch hier einkehren, denn das hier gebotene, kulinarische Niveau ist weit vom "einmal abgespeist und auf nimmer wiedersehen" vieler Touristen-Gastronomien entfernt.
Von mir gibt es deshalb eine klare Empfehlung.
Für Liebhaber historischer Gebäude bietet wirklich die gesamte Altstadt von Lübeck an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Der Norden der von der Trave umflossenen Insel wird dabei von der großen ehemaligen Burganlage eingenommen. Im Mai 2015 hat in diesen altehrwürdigen Gewölben das "Hansemuseum" geöffnet, welches sich ganz der Organisation widmet, die Lübeck erst zu der besonderen Geschichte verholfen hat, auf die sie nun zurückblicken kann.
Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten,... mehr lesen
Cafe Fräulein Brömse
Cafe Fräulein Brömse€-€€€Cafe045180909948An der Untertrave 1, 23552 Lübeck
3.5 stars -
"Kleines Café in historischen Gemäuern, dass mich auch mit seinem herzhaften Mittags-Tagesangebot erfreuen konnte." NoTeaForMeFür Liebhaber historischer Gebäude bietet wirklich die gesamte Altstadt von Lübeck an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Der Norden der von der Trave umflossenen Insel wird dabei von der großen ehemaligen Burganlage eingenommen. Im Mai 2015 hat in diesen altehrwürdigen Gewölben das "Hansemuseum" geöffnet, welches sich ganz der Organisation widmet, die Lübeck erst zu der besonderen Geschichte verholfen hat, auf die sie nun zurückblicken kann.
Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten,
Geschrieben am 12.11.2022 2022-11-12| Aktualisiert am
12.11.2022
Besucht am 11.11.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 8 EUR
Im August 2022 gewann das Paradoxon zwischen Name und der dazugehörigen Gastronomie in der Fleischhauerstraße ein weiteres Beispiel hinzu. Nach den bereits von mir besuchten und auch mit Berichten versehenen Lokalen "Nitsche" und "Erbse" hat sich nun in der Nummer 41 mit dem "V27 - Home of Wheat" eine weitere gastronomische Anlaufstelle niedergelassen, in der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird. Die 27 lässt sich also nicht auf die Hausnummer zurückführen und verbleibt auch auf der offiziellen Webpräsenz bisher mit ungeklärtem Hintergrund.
Wichtiger sei hingegen noch einmal zu erwähnen, dass es sich hier nicht, in Erwartung der Cannabis-Legalisierung, um das bekannte "Weed", sondern stattdessen um ein Genussmittel dreht, dass schon seit Menschengedenken nicht elementarer sein könnte: dem Getreide. Diese im Namen des Betriebs klar gestellte Fokussierung und das V senden also gemeinsam die Botschaft: Hier erwarten den Gast rein vegane Speisen. Für die Beurteilung sollte also wieder in den Kategorien der gastronomischen "Start-Up"-Szene der jüngsten Gründergeneration und nicht in denen gestandener bzw. auf das Abendgeschäft ausgelegter Restaurantqualität gedacht werden. Aus diesem Grund basiert mein Bericht also auch auf einem kurzen Erstbesuch an einem späten Nachmittag im November. Außenansicht.
Wie bei so vielen kleinen Lokalen in der Fleischhauerstraße dominiert auch das Außenbild des "V27" eine große Schaufensterscheibe, über der das Emblem des Bistros thront und durch die vorbeischlendernde, potentielle Gäste einen ersten Blick in den Innenraum werfen können. Gleichzeitig wird dieser, welchen man über den seitlich um die Ecke vom Fenster gelegenen Eingang betritt, dadurch im vorderen Bereich mit natürlichem Tageslicht durchflutet. Innenansicht mit Blick zum Fenster.
Der Rest des sich nach hinten ziehenden, einzigen Gastraums wird dann in Form von zwei Deckenlampen-Strängen in nach meinem Empfinden gut gewählter Lichtfarbe und -intensität ausgeleuchtet. Für die Abendstunden gibt es aber natürlich auch für den am Schaufenster befindlichen Bereich moderne Deckenlampen.
Im Gegensatz dazu empfinde ich den großen Hochkant-Bildschirm als eher störend, da er einem mit seinem grellen, weißen LED-Licht ständig im Blick hängt, wenn man zur Theke hingewandt sitzt, welche den Kopf des Gastraums bildet. Das ist zwar natürlich modern und ermöglicht direkt einen Blick auf das Angebot, bewog mich aber klar dazu, dieser Seite des Raumes den Rücken zuzuwenden. Innenansicht mit Blick zur Theke.
Auch darüber hinaus zeigt sich das Interieur in typisch modern reduzierter und geometrisch strukturierter Form mit weniger Deko. Graue Wandfarbe in Verbindung mit dem hellen Holz von Parkett, Tischen und Theke bilden einen gelungenen Kontrast für die Farbgebung des Gastraumes. Sitzgelegenheit bieten 4 Vierer-Tische, sowie eine längliche Bank am Schaufenster. Die Stühle gewähren mit ihrer Polsterung guten Sitzkomfort und haben definitiv eine Qualität über der eines Schnellimbiss.
Etwas aufgelockert wird die Atmosphäre mit einigen Pflanzentöpfen.
Selbstverständlich wird auch der Platz auf der Flaniermeile der Fleischhauerstraße für zwei Tische unter freiem Himmel genutzt.
Das ganze Ambiente passt also zu einer solch jungen Gastro-Neugründung im alternativen Bereich und ist für mich im Hinblick auf den Bistro-Charakter, den hellen großen Bildschirm ausgenommen, gelungen.
Zur Zeit meines Aufenthaltes kümmerten sich ein junger Mann um Gäste und Speisenzubereitung im "V27", welches sich an diesem Nachmittag jedoch nur auf mich beschränkte. Bereits der Kontakt zur Begrüßung offenbarte mir dabei, dass er wohl zu den Inhabern gehört, denn mit Begeisterung erklärte er mir das Speisenangebot und erläuterte mir auch sehr freundlich, kommunikativ und offenherzig die Optionen. Da fühlte ich mich sofort willkommen und entspannt. Die Bestellung läuft über die Theke, in der man sich auch von der Frische der Zutaten überzeugen kann, welche für mein Auge auch voll gegeben war. Serviert wurde mir dann meine Speise aber am Tisch. Der gute Ersteindruck bestätigte sich auch im weiteren Verlauf, in dem der Herr selbst nach meiner Zufriedenheit fragte und mir sehr gerne all meine neugierigen Fragen zu dieser erstmals von mir gegessenen Art orientalisch ausgerichteter Küche erklärte. Im Sinne eines Bistro-Service war das eine tolle Leistung, die nichts Anderes als volle Punkte verdient hat.
Wer in der Hoffnung auf Weizen-basierte Teigspezialitäten in Anlehnung an die italienische Küche oder die Kunst des deutschen Bäckerhandwerks hier einkehrt, der dürfte schon beim Blick auf das kurze Speisenangebot schnell enttäuscht werden. Hier soll der Weizen nicht die Sättigungsbeilage sein, sondern stattdessen die Hauptzutats-Rolle von Fleisch oder Fisch übernehmen. In der Speisekarte wird dabei stets von einer "gewürzten Weizenpaste" geschrieben, die man in 4 unterschiedlichen Formen dem Gast näherbringen und schmackhaft machen möchte.
Wie mir der zu dieser Zeit den Laden führende junge Herr erläuterte, handelt es sich im Grunde um die bekannten „Cigköfte“, die man mit ihrer typischen Form kennt (werden durch das Schließen einer Faust geformt) und die es ja ebenfalls schon in veganer Variante aus reiner Bulgurpaste in türkisch-orientalischen Gastros bekommt. Der Betreiber wollte diese Tradition hier eben in ein moderneres Gewand hüllen.
Selbstverständlich macht dabei der "Poke-Bowl"-Trend auch hier nicht halt und wird somit als "Wheat-Bowl" feilgeboten, wobei sich hier auch ein Seitan-Erzeugnis als "Veggie Döner Kebab" hinzuaddieren lässt.
Eine weitere Variante sind die "Rolls", bei denen der Weizen nun also auch als gefülltes Fladenbrot daherkommen darf. Selbstverständlich kann man auch diese Rolls mitsamt des Seitan-Döner-Kebabs sozusagen zum veganen Dürüm machen.
Zu Bowl und Rolls kann sich der Gast nach seinem eigenen Gusto eine Beilage aus 4 Toppings und einer Sauce selbst zusammenstellen, welche von Eisbergsalat über Kichererbsen bis hin zu Oliven, sowie Hummus, Olivenpaste und Granatapfelsauce reichen.
Das "Wheat Sushi" ähnelt eigentlich der Roll, denn hierbei werden im Prinzip gefüllte Teigschnecken serviert, die wohl mit einer Sushimatte gerollt werden. Neben der gewürzten Weizenpaste wurde laut Angebot hierbei noch eine Auberginenpaste für das "Sushi" verarbeitet. Die Begleitung sollte in Form von Eisbergsalat, Rucola, frischer Minze und Tomate zusammen mit Knoblauchsauce und Granatapfelsirup einen orientalischen Touch dazu liefern.
Der Preis bewegt sich bei den drei bereits genannten Variante übrigens in einer Spanne von 7,5 bis 9,5 € und unterstreicht damit die eher auf Snacks, ein leichtes Mittagsmahl oder nur eine Begleitung zum Cocktail-Treffen ausgelegte Richtung des gastronomischen Angebots.
Ganz ohne Weizen kommt zudem noch ein klassischer Coleslaw als Krautsalat mit Karotten in einer Sahnesauce daher, den man noch extra ordern könnte.
Wohl an die bekannte Form von Falafel angelehnt, lassen sich auch "Wheat Balls" im Umfang von 3 bis 15 Stück zusammen mit einer vegetabilen Begleitung mit Eisbergsalat, Rucola, Zwiebeln und Tomaten ordern. Diese weckten bei mir das größte Interesse, sodass ich mir 6 Stück für 6 € bestellte. Dazu hat man noch die Wahl aus einem neutralen oder mit Knoblauch aromatisierten Dressing auf Soja-Basis, wovon ich mich für letzteres entschied. Zudem folgte ich der Empfehlung des Betreibers, auch noch einen Granatapfelsirup zu wählen. Nach weniger als 10 Minuten durfte ich mich dann schon über diesen frisch zubereiteten Snack vor mir freuen. "Wheat Balls" - gewürzte Bulgurgpaste in Kugelform mit Salat, Saucen und Fladenbrot.
Als Zugabe wurden noch 4 Ecken eines Fladenbrotes serviert, dass mich mit seiner Wärme, Saftigkeit und gleichzeitig etwas knusprigem Rand von seiner Frische und Qualität schon einmal überzeugte.
Nun aber zur Hauptsache: den „Wheat-Balls“ und ihrer Begleitung. Diese gefielen mir sogleich mit ihrer Konsistenz, die einerseits so fest war, dass sie nicht zerfielen und man auch etwas zum Kauen hatten, im Mund sich aber dann zu einer schönen, füllenden Cremigkeit entwickelten. Im Zusammenspiel mit dem durchweg knackigen Salat und Gemüse sorgte das für ein rundes Mundgefühl.
Zu meiner positiven Überraschung stand diesem Eindruck auch das Geschmacksbild in nichts nach. Dafür sorgten 3 „Hauptäste“, die eine gute Balance zueinander hatten: Säure, Süße und Würze. Dank der Erläuterungen des freundlichen Betreibers ließen sich diese auch klar zuordnen. So sorgte gerade der Granatapfelsirup durch seine Konzentration doch eher für den sauren und erfrischenden Teil, dem das ebenfalls aromatische Knoblauch-Soja-Dressing Cremigkeit beilieferte. Süße und Würze lag dann den Bällchen inne, deren Bindung im Übrigen durch das intensive Kneten des gegarten Bulgurs und dadurch dem herausarbeiten der Stärke rührt, die mit Tomatenmark noch saftiger werden. Letzteres sorgt zusammen mit ebenjener Stärke für den süßen Anteil, der durch die Zugabe von allerhand orientalischen Gewürzen einen belebenden, aber nicht scharfen Charakter erhält.
Die Idee hinter dieser Zusammenstellung und Zubereitung ging also voll auf und überraschte und erfreute mich zugleich.
Zusammengefasst verließ ich das "V27" auf der Fleischhauerstraße also mit folgenden Schlüssen.
Das Ambiente fügt sich klar in die Gestaltungsvorlieben junger Gastro-Start-Ups ein und wird somit von klaren Strukturen und wenig Deko geprägt, was mir immer etwas wie eine Renaissance der "Bauhaus-Schule" vorkommt. Dies erzeugt eine neuwertige und moderne Atmosphäre, in der man sich gut und schnell wohlfühlt, die einen aber auch nicht in ihren Bann zieht bzw. mit dem großen Bildschirm auch für mich eine kleine Fehlstelle aufweist und damit eher für den kürzeren Aufenthalt gemacht ist.
Auch im Bereich Service sorgte der junge Inhaber mit seiner lockeren und freundlichen Art und Weise und insbesondere mit seiner gelebten Freude zu seinem Konzept und Kommunikativität für einen komplett positiven Eindruck.
Als große positive Überraschung zeichnete sich das "V27" aber auch mit seiner eigenen Interpretation bei der Umsetzung der veganen Küche in einer orientalischen Richtung aus. Die Verarbeitung der Cigköfte-Bulgurpaste gefiel mir dabei in der von mir ausprobierten "Wheat-Ball"-Form sowohl in Geschmack und Konsistenz. Dabei spielte auch das begleitende Gemüse- und Blattwerk, Brot und dazu gereichte Dressing-/Soßenbegleitung mit Frische und Qualität eine wichtige Rolle.
Auch wenn es mengenmäßig nur eher ein Zwischengericht war, rechtfertigte diese Qualität den Preis von 6 € doch voll und ganz.
Nachdem mir also das "Nitsche" als gut und die "Erbse" eher weniger empfehlenswert in Erinnerung blieben, würde ich das "V27 - Home of Wheat" hinsichtlich des pflanzlichen Gastro-Angebots auf der Fleischhauerstraße und auch in der ganzen Lübecker Innenstadt aktuell sogar als meinen Favoriten einordnen und absolut jedem empfehlen, der Lust auf frische und handgemachte orientalische Würze in einer moderneren Form hat und ausprobieren will.
Im August 2022 gewann das Paradoxon zwischen Name und der dazugehörigen Gastronomie in der Fleischhauerstraße ein weiteres Beispiel hinzu. Nach den bereits von mir besuchten und auch mit Berichten versehenen Lokalen "Nitsche" und "Erbse" hat sich nun in der Nummer 41 mit dem "V27 - Home of Wheat" eine weitere gastronomische Anlaufstelle niedergelassen, in der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird. Die 27 lässt sich also nicht auf die Hausnummer zurückführen und verbleibt auch auf der offiziellen Webpräsenz bisher mit... mehr lesen
V27 - Home of Wheat
V27 - Home of Wheat€-€€€Bistro045130466030Fleischhauerstraße 41, 23552 Lübeck
4.5 stars -
"Das neue, nun dritte Kapitel der veganen Fleischhauerstraßen-Gastronomie entpuppte sich als positive Überraschung." NoTeaForMeIm August 2022 gewann das Paradoxon zwischen Name und der dazugehörigen Gastronomie in der Fleischhauerstraße ein weiteres Beispiel hinzu. Nach den bereits von mir besuchten und auch mit Berichten versehenen Lokalen "Nitsche" und "Erbse" hat sich nun in der Nummer 41 mit dem "V27 - Home of Wheat" eine weitere gastronomische Anlaufstelle niedergelassen, in der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird. Die 27 lässt sich also nicht auf die Hausnummer zurückführen und verbleibt auch auf der offiziellen Webpräsenz bisher mit
Geschrieben am 11.11.2022 2022-11-11| Aktualisiert am
12.11.2022
Besucht am 11.11.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Bis Mitte 2022 standen diese Räumlichkeiten in der Mühlenstraße 1a bereits für ein Unikum in der gastronomischen Szene der Lübecker Altstadt. "Arsien - Sushi Art" bot wohl zum ersten Mal in der Hansestadt eine auf edleren Zutaten basierende Sushi-Cuisine an, die sich auch preislich vom sonstigen Einheitsbrei dieser europäisierten Küche in den Städten Deutschlands abhob. Die Kombination mit einer lockeren Bar-Restaurant-Fusion bescherte dem Lokal augenscheinlich großen Erfolg, der zu einer Eröffnung einer zweiten Filiale außerhalb der Altstadt, sowie Mitte 2022 eben den Umzug in die wesentlich größeren Räume am Hüxterdamm führte. Doch schon bei der Ankündigung dieses Umzugs ließ man verlauten, dass bereits ein Nachmieter für das alte Domizil in der Mühlenstraße in der Pipeline steht. Anfang August 2022 feierte darum das "Raahi" hier seine Eröffnung. Außenansicht.
Was zuvor der Zusatz "Sushi Art" war, soll nun der Anhang "Fine Indian Food" unter dem neuen Inhaber Preetam Singh Sodi fortführen. Dabei soll also nun in Sachen indischer Küche ein Niveau und eine Kreativität angeboten werden, dass sich erfrischend von den ansonsten doch sehr austauschbaren Speisekarten der üblichen, an deutsche Vorlieben angepassten indischen Restaurants auch hier in Lübeck abhebt. Innenansicht mit Blick zur Bar. Innenansicht mit Blick zum Fenster.
Hinsichtlich des Ambiente orientiert sich das "Raahi" durchaus am erfolgreichen Vorgänger. Die Aufteilung des Gastraumes mit der Bar gleich gegenüber der Eingangstür ist geblieben, um die sich die gute Verteilung von hauptsächlich 2er-Tischen ebenfalls fortsetzt. Farblich liegt der Fokus im Gegensatz zur eher dunkleren, Lounge-artigen Gestaltung zuvor nun auf hellem Grün welches sich als Wandfarbe und den Sitzpolstern der Stühle wiederfindet. Zusammen mit den in dunklerem Holzton gehaltenen Tischen ergibt sich somit tatsächlich eine an einen Wald erinnernde Stimmung, die natürlich einem entspannten Gemüt zuträglich ist. Boden und Bar sind dagegen in einem neutralen Grau gehalten. Der Gastraum ist zudem mit Lichtspots an den Wänden und drei kugelförmigen Lampen über der Bar gut ausgeleuchtet. Das "Raahi" macht somit für mich erneut das Beste aus den begrenzten räumlichen Möglichkeiten.
Um den Kontakt mit den Gästen kümmerten sich während meines Aufenthaltes an diesem frühen Abend neben dem Chef Preetam selber noch zwei weitere Servicemitarbeiter an der Bar. Kontakt hatte ich hauptsächlich zum Chef, der nach freundlicher Begrüßung und Bejahung meiner Frage einer spontanen Einkehr auch darüberhinaus mit zugewandter und am Gast interessierter Art dafür sorgte, dass man sich willkommen fühlte. Einerseits erkundigte er sich zB danach, wie ich auf das Restaurant und die von mir schon im Vorhinein getroffene Speisenauswahl gekommen bin, andererseits erfragte er auch während des Essens die Zufriedenheit und kam gerne mit mir zu meinem Gericht zu ins interessante Gespräch. Kostenlos wurde mir sogar eine kleine Karaffe Mineralwasser eingeschenkt, da ich für diesen kurzen Besuch eigentlich gar kein Getränk ordern wollte. Das unterstrich die Gastfreundlichkeit nochmals sehr.
Dem Anspruch eines Abendrestaurants war dieser professionelle Service mit gleichzeitig ungekünstelter Zugewandtheit absolut würdig, für den ich gerne volle Punktzahl vergebe.
Nun aber zum wahrlich spannendsten, was bereits vor dem Besuch viel Lust auf eine Einkehr im "Raahi" gemacht hat: Das Speisenangebot. Wie bereits angeklungen trifft man hier nicht auf die häufig standardmäßige "Inder-Karte für Deutsche", die, nach einzelnen Fleischsorten aufgeteilt, immer gleichen Zugaben und Zubereitungsweisen anwendet. So wirkt die Karte schön groß aufgebläht, obwohl die geschmacklichen Differenzen auf Grund der würzigen indischen Küche beim Austausch der Fleischsorte ohnehin minimal und somit die gewährte Bandbreite in Wahrheit viel geringer ist.
Im "Raahi" orientiert sich die Struktur zunächst eher an den Portionsgrößen, die sich in "kleine" und "große Teller" (small & large plates) simpel aufteilen. Dazu kommt noch eine extra Kategorie für Biryani-Reis-Gerichte, sowie für Beilagen und Desserts. Selbst die typischen indischen Brote werden hier in vielseitiger Ausführung als eigene Kategorie angeboten, wobei z.B. eine Knoblauch-Butter-; Blauschimmel-Cheddar- oder auch gefüllte Naan-Varianten mit Lammhack und Zwiebeln fast schon ein eigenes Gericht ergeben könnten.
Die "kleinen Teller" sind fast schon eher als indische Tapas zu verstehen, von denen man sich gerne mehrere zum Teilen für den gesamten Tisch bestellen kann. Kreativ wird hier z.B. Burrata mit Kichererbse, Tamarinde, Fenchel und Olive oder auch Tandoori-Hähnchen mit Trüffel und Frischkäse kombiniert und damit eine erfrischende Crossover-Küche angeboten, die aber doch stets einen klaren indischen Anteil aufweist.
So kreativ geht es aber natürlich auch bei den "großen Tellern" zu, wo neben klassischem „Butter-Chicken“ und „Kashmiri-Lamm“ z.B. für ein Fisch-Curry ein Zander eingesetzt wird oder auch eine Entenbrust mit allerlei Gewürzen und Kokosmilch in ein indisches Licht rückt. Vegetarisch kann sich an „New Age Mutter Paneer“ oder auch einer Masala-Variation mit weißen Bohnen, Karotten, Blumenkohl und Brokkoli erfreut werden.
Preislich bewegt sich das Angebot übrigens in einem sehr moderat und keineswegs verschreckenden Bereich von ca. 13 bis maximal 23 €, während Beilagen, Brote und Desserts komplett im einstelligen Bereich bleiben.
Zu diesem ersten, kleinen Test-Besuch lachte mich ein „kleiner Teller“ rund um eines meiner (im allgemeinen sowieso zahlreichen) Lieblingsgemüse an. Für 15,5 € bestellte ich also das „Duett of Tandoori Cauli", dass mit den Komponenten „Joghurt | Blumenkohl | Broccoli | Ingwer | Grüne Chutney“ angekündigt wurde. "Duett of Tandoori Cauli": Joghurt | Blumenkohl | Broccoli | Ingwer | Grüne Chutney.
Den ersten Gedanken, den wohl viele beim Anblick des Bildes haben, ist wohl: „Das ist aber sehr wenig für 15,5 €“. Doch meiner Meinung nach sollte diese Bewertung erst einsetzen, wenn die erste Gabel den Gaumen erreicht.
Das Duett präsentierte sich in Form von jeweils 2 Röschen Blumenkohl und Brokkoli, die in einer diagonalen Linie mit ein paar gerösteten Stücken roter Paprika und Zwiebel, sowie etwas Frisée anschaulich angerichtet waren. Brokkoli und Blumenkohl zeichnete eine gelbe, cremige Marinade aus Joghurt und indischen Gewürzen (Kurkuma, Kumin, Ingwer, Fenchel) aus, die ihnen die erhoffte Würze gab. Auf den Punkt blanchiert erhielten sie im Tandoori-Lehmofen ihr getroffenes Finish mit schöner Röstung.
Doch hörte die Arbeit am Geschmacksbild da bei weitem nicht auf, den drei auf dem Tellerboden verteilte Saucen sorgten für die Melange, die das letzte Quäntchen ausmachte. Hand in Hand hielten sich hier ein süßliches Tamarinden-, ätherisches Minz- und feines, leicht säuerliches Koriander-Chutney sehr gut die Waage und bereicherten somit das Aromenspektrum.
All das verriet mir der Chef in dem interessanten Gespräch gerne und mit überzeugender Leidenschaft zu seiner Heimatküche. Die hat er für meinen Gaumen schon bei dieser kleinen vegetarischen Speise ebenso überzeugend auf den Teller gebracht.
Meine abschließenden, zusammenfassenden Worte zu diesem ersten kurzen Test-Besuch des neuen „Raahi“ lauten also wie folgt:
Die Aufmachung und Gestaltung der kleinen Räumlichkeit ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, da sie weiterhin die neuwertige Lässigkeit des Vorgängers erhalten hat. Zudem zeigt sie mit dem Verzicht auf die in „Inder-Tempeln“ so häufig anzutreffende Überladung mit Accessoires schon, dass es hier auf einem anspruchsvolleren und kreativeren Niveau zugehen soll.
Diesem Anspruch konnte bei meinem Besuch auch der aufmerksame und gastfreundliche Service gerecht werden, den an diesem frühen Abend ja sogar bei mir der Chef persönlich erledigte.
Die durch die spannend klingende Speisekarte hervorgerufene Vorfreude konnte man bei mir mit meinem gewählten vegetarischen Gericht rund um Blumenkohl und Brokkoli voll erfüllen. Handwerkliche Präzision zeigte sich im Garpunkt und getroffener Ofenröstung des Gemüses. Feingefühl für kräftige und doch ausbalancierte indische Gewürzvielfalt offenbarte sich in Marinade und Chutneys und beglückte meine Geschmacksknospen mit der erhofften Einzigartigkeit. 15,5 € stecken hier gerechtfertigter Weise in der Arbeitszeit zu den vielen Komponenten, die alle ihre wichtige Rolle spielen.
Somit wird das „Raahi“ für mich seinem Anspruch, eine moderne Crossover-Küche auf indischem Fundament zu bieten, mehr als gerecht. Wie schon der Vorgänger „Arsien“ es hier mit seiner Sushi-Cuisine vollbrachte, so stellt Chef Preetam für mich ebenfalls eine wirklich lohnenswerte qualitative Abhebung und Einzigartigkeit in der sonstigen indischen Gastronomie Lübecks dar und lohnt einen Besuch.
Bis Mitte 2022 standen diese Räumlichkeiten in der Mühlenstraße 1a bereits für ein Unikum in der gastronomischen Szene der Lübecker Altstadt. "Arsien - Sushi Art" bot wohl zum ersten Mal in der Hansestadt eine auf edleren Zutaten basierende Sushi-Cuisine an, die sich auch preislich vom sonstigen Einheitsbrei dieser europäisierten Küche in den Städten Deutschlands abhob. Die Kombination mit einer lockeren Bar-Restaurant-Fusion bescherte dem Lokal augenscheinlich großen Erfolg, der zu einer Eröffnung einer zweiten Filiale außerhalb der Altstadt, sowie Mitte 2022... mehr lesen
Raahi - Fine Indian Food
Raahi - Fine Indian Food€-€€€Restaurant045192996460Mühlenbrücke 1a, 23552 Lübeck
5.0 stars -
"Statt feinem Sushi liefert hier nun das "Raahi" feine und abwechslungsreiche indische Küche, die beim Erstbesuch auch gleich in allen Bereichen voll überzeugen konnte." NoTeaForMeBis Mitte 2022 standen diese Räumlichkeiten in der Mühlenstraße 1a bereits für ein Unikum in der gastronomischen Szene der Lübecker Altstadt. "Arsien - Sushi Art" bot wohl zum ersten Mal in der Hansestadt eine auf edleren Zutaten basierende Sushi-Cuisine an, die sich auch preislich vom sonstigen Einheitsbrei dieser europäisierten Küche in den Städten Deutschlands abhob. Die Kombination mit einer lockeren Bar-Restaurant-Fusion bescherte dem Lokal augenscheinlich großen Erfolg, der zu einer Eröffnung einer zweiten Filiale außerhalb der Altstadt, sowie Mitte 2022
Geschrieben am 28.08.2022 2022-08-28| Aktualisiert am
30.08.2022
Besucht am 27.08.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 230 EUR
Es ergab sich einmal wieder eine gute Gelegenheit, um die Landschaft der gastronomischen Spitze im Lübecker und Ostholsteiner Raum zu erkunden, welche ich natürlich in keinem Fall auslassen wollte. Nach einem familiären Ausflug zu den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sollte der Abend erneut eine kulinarische Krönung erhalten. Unsere Wahl führte uns dabei wieder in das direkt an der Lübecker Bucht gelegene Timmendorfer Strand, welches ich ja bereits für den sehr positiv überraschenden Besuch des "Balthazar" im Mai dieses Jahres aufgesucht hatte. Wie kürzlich vermeldet, musste das "Balthazar" zwischenzeitlich, sehr zu meinem Bedauern, seine Pforten hingegen schließen. Zum Glück stand es mit seiner Michelin-Auszeichnung aber keineswegs allein in diesem St(r)and-Ort da.
Vielmehr war es eher noch als zartes Pflänzchen im Vergleich zum Restaurant "Orangerie" zu bezeichnen, welches ebenfalls zu einem Hotel, dem ikonischen Hochhaus des "Maritim Seehotel", gehört. Kein anderes Restaurant in dieser Gegend steht so sehr für gastronomische Beständigkeit auf hohem Niveau, wie diese Institution. Dies begründet sich darauf, dass die Geschicke sowohl in der Küche, als auch im Service und Weinkeller, bereits seit nunmehr einem viertel Jahrhundert von zwei Personen aktiv geleitet werden, die sich damit zurecht als Urgesteine ihrer Zunft bezeichnen dürfen. Das wäre zum einen Lutz Niemann, welcher sogar schon seit 1984 mit nur einer kurzen Unterbrechung in dieser Küche an der Lübecker Bucht den Kochlöffel schwingt. Für mehr als ein Viertel Jahrhundert hat er es zudem mit seinem Team geschafft, den begehrten Michelin-Stern und zudem 17 Punkte im Gault-Millau durchweg seit 1994 über der "Orangerie" erstrahlen zu lassen. Unverändert gilt seine ganze Konzentration bis heute seiner Wirkungsstätte direkt an der Ostsee, sodass dieses Lebenswerk nach wie vor medial wohl nur speziell an Gastronomie interessierten Menschen ein Begriff ist.
Diesem Niveau sollte aber natürlich auch der direkte Kontakt zum Gast entsprechen. Dabei leistet Ralf Brönner seit 25 Jahren mit seiner Leitung des Service-Bereiches ebenfalls konstant einen großen Beitrag zum Renommee des Restaurants und hält ihm dabei stets die Treue. Neben seiner Aufgabe als Chef-Maître kümmert er sich mit ebenso großem Erfahrungsschatz als Chef-Sommelier auch um den über 400 Positionen umfassenden Weinkeller des Gourmetrestaurants.
Bedeutet solch Jahrzehntelange Konstanz in den beiden wichtigen Bereichen der Gastronomie nun eine durch viel Erfahrung makellos vorgebrachte Routine des "Glücklichmachens", oder zeigt sich schon eher eine weniger ansprechende Staubschicht auf der langen Tradition? Dies zu erfahren steigerte die Spannung und Vorfreude auf diesen Abend, gerade im direkten Vergleich mit der tollen Erfahrung im "Balthazar", welche ja nun leider unwiederholbar im Gedächtnis bleiben muss. Außenansicht.
Hinsichtlich des Ambientes ist es sicherlich auch wenig überraschend, dass man in der "Orangerie" weder auf eine futuristisch-topaktuelle, noch auf eine leger-urbane Ausstattung trifft.
Im "Maritim Seehotel"-Hochhaus befindet sich das gastronomische Aushängeschild gleich im Erdgeschoss, zwar nicht mit Blick auf das Meer, aber trotzdem auf die schöne Begrünung des Platzes vor der Hinterseite des Hotels.
Hier befindet sich auch eine Art Veranda-Wintergarten, der den Gästen ihr Mahl mit frischer Seeluft um die Nase, aber dabei doch in witterungsgeschützter Lage, ermöglicht. Der Eingang zum Restaurant innerhalb des Hotels. Innensicht.
Man wäre schon fast enttäuscht gewesen, wenn das Interieur eines solchen Traditions-Restaurants der gehobenen Gastronomie nicht mit einem üppigen Kronleuchter aufwarten würde. Natürlich wird dieser Erwartung bereits beim Betreten der Räumlichkeit gerecht, in dessen Zentrum ein ebenjenes Licht-Ensemble sofort ins Auge sticht. Auch auf Augen-Ebene ist die Ausleuchtung mit "Krönchen"-bestückten Lampen gestaltet und Spiegel an den Wänden verstärken deren Wirkung. In Verbindung mit der durchweg hellen Creme-Farbgebung von Vorhängen und Sitzbezügen ergibt sich somit eine "aufhellende" Atmosphäre, in der aber auch das natürliche Tageslicht nicht zu kurz kommt.
Schlüssig wirken da die schwarzen Ornament-Verzierungen auf den Stoffbezügen und der ebenfalls ornanementierte schwarze Teppichboden als farblicher Kontrast, die dem Interieur Schwung und Eleganz geben.
Etwa 60 Plätze gewährt der Innenbereich, in dem die Tische mit hüfthohen Trennwänden eine sehr private Atmosphäre gewähren. Weiße Tischdecken fehlen in dieser Gestaltung natürlich ebenfalls nicht. Vereinzelte Blumengestecke fügen dem Interieur noch kleine Farbkleckse hinzu. Für besondere Anlässe listet das Restaurant auch "Private Dining Rooms" auf seiner Webpräsenz auf.
Ein erfreuliches Zeugnis dafür, dass man sich hier gerne auch "neueren Konzepten" der Gegenwart im wahrsten Sinne des Wortes "öffnet" ist die Tatsache, dass eine „gläserne“ Küche an der Stirnseite des Gastraums solch an der Kochkunst interessierten Gästen, wie mir, die Möglichkeit gibt, dem Treiben des eingespielten Teams um Lutz Niemann direkt zuschauen zu können.
Das Restaurant war an diesem Samstag-Abend zu schätzungsweise 80 % ausgelastet. Um diese beträchtliche Anzahl an Gästen kümmerte sich eine 3-köpfige Service-Brigade, in der natürlich auch der bereits erwähnte Ralf Brönner, sowie ein junger Mann und zwei junge Damen voll aktiv waren. Dem klassischen Ambiente passte sich Herr Brönner als „Chef-Gastgeber“ mit ebenso klassischem Anzug an, während die weiteren Servicekräfte legerer in gebügeltem, weißen Hemd mit rotem Service-Schurz die Atmosphäre nochmals passend auflockerten.
Wir kamen während des Abends mit allen Gastgebern in Kontakt, während die hauptsächliche Kommunikation mit dem jungen Service-Herrn stattfand. Er zeichnete sich durch gekonnte Freundlichkeit. Leider kam er aber, im Gegensatz zu den ersten Gängen des Menüs, gerade bei der Käseauswahl und der Präsentation der Petit Fours ins Schwimmen. Nicht nur, dass er mir z.B. die Käsesorten nicht erläutern konnte, am Ende musste ich mir den auf den benachbarten Tisch gestellten Teller mit meiner Auswahl auch selber an den Platz holen, da er diesen in seiner Aufgeregtheit wohl komplett vergas. Wie auch bei den Petit Fours fiel ihm dabei zudem häufig das Besteck herunter bzw. die Petit Fours von deren Platten. Leider doch nicht unbeachtliche Fehltritte im Angesichts des Anspruchs des Etablissements, die man dann doch nicht unter den Teppich kehren kann. Die jungen Damen machten ihren Job am Tisch mit Routine und Genauigkeit. Auch Herr Brönner war beim Servieren und Annoncieren bei uns nicht aktiv, wünschte aber gerne z.B. vor dem Hauptgang extra noch einmal guten Appetit und schenkte uns Wasser nach.
Zu dem Käse- und Petit-Fours-Fauxpas kam zudem noch eine arg lange Pause zum Hauptgang, bei der wir uns ein wenig vergessen fühlten.
So passte sich die Serviceleistung dem edlen, klassischen Ambiente also in seiner Art und Weise schon an, lässt sich aber aus den genannten Gründen leider nicht mit höchster Punktzahl bewerten. Es sei aber betont, dass die Stimmung darunter nicht im Übermaß litt.
Nun aber endlich zum kulinarischen Teil.
Ein 6-Gang-Menü namens "Orangerie Menü" für 139 € kann auf Varianten in 3 Gängen für 89 €; 4 Gängen für 106 € und 5 Gängen für 124 € reduziert werden.
Zudem wird parallel noch ein a-la-carte Angebot gewährt, was heutzutage immer seltener in Gourmetrestaurants anzutreffen ist. Deren preislicher Umfang reicht bei den Vorspeisen und Desserts in den Bereich der 20er und 30er und bei den Hauptgängen in den 50er und 60er €-Bereich.
Die offerierten Speisen spiegelten schon von Namen und Zusammenstellung her die klassische Basis der hier gelebten Kulinarik wider. Aktuell standen dabei z.B. Produkte wie Pfifferlinge, Seezunge oder Rehbockrücken im Fokus, wobei auch die Hervorhebung verschiedenster Saucen wie z.B. Sauce Mousseline und Brombeerjus den klassischen Küchenpfad markierten. "Klassisch mit phantasievollen Akzenten" und "unverfälscht und köstlich": diese zwei Zitate von der Restaurant-Website fassen den eigenen Anspruch an die gebotene Kochkunst wohl am besten zusammen.
Aus diesem erläuterten Angebot entschied ich mich dazu, das „Orangerie Menü“ in 4-Gängen zu verköstigen, während sich meine Begleitung in 3 Gängen vom kulinarischen Credo der Orangerie-Küche überzeugen wollte. Aus den 6 Gängen hat man dabei übrigens komplette Kombinationsfreiheit.
Bei den Getränken beließ ich persönlich es wie gewohnt beim stillen Wasser, welches hier von der Marke "Gerolsteiner Gourmet naturell" stammte und 8,5 € pro 0,75 l Flasche kostete. Meine Begleitung genoss zudem noch Roséwein von Andreas Bender für 8,5 € das 0,2 l Glas.
Den kulinarischen Auftakt bildete als Apero ein Lachs-Tatar mit Meerrettich, Apfel-Scheiben und Apfel-Baiser Apero: Lachs-Tatar mit Meerrettich, Apfel-Scheiben und Apfel-Baiser.
Das Tatar erfreute den Gaumen bereits mit wunderbarem Schmelz. Auch der Apfel war aromatisch schön präsent und fügte auch etwas Knackiges hinzu. Lediglich der Meerrettich war nicht zu spüren und fehlte somit auch als willkommener Gegenpol, sodass der Appetizer insgesamt etwas zu süß wirkte.
Gegen den akuten Hunger konnte man im Folgenden mit einem tollen Brot-Arrangement gegensteuern. Sauerteigbrot und Leinsamenknäckebrot (oben) mit karamellisierten Kürbiskernen, Olivenöl, Kichererbsencreme und Fleur de Sel (Mitte), sowie Nussbutter (unten).
Das Sauerteigbrot war wunderbar, sogar innen noch dampfend, gewärmt und erfreute mit krosser Kruste und locker-leichter Krume. Ein Leinsamen-Knäckebrot eignete sich als knusprige Basis, um einige der weiteren Beigaben zu diesem Brot-Arrangement zu verköstigen.
Dies waren z.B. eine Nussbutter (unten), die leicht wie ein Schaum und gleichzeitig trotzdem charakteristisch süßlich-aromatisch daherkam.
Eine Kichererbsencreme (rechts) war ebenfalls sehr locker und cremig und somit eine leichte Hummus-Interpretation mit getroffen eingesetzter Säure.
Auch das Olivenöl war von besonders einprägender Qualität mit toller Fruchtigkeit.
Karamellisierte Kürbiskerne (links) rundeten das Arrangement als schön süß-salzige Knabberfreude genauso ab, wie das obligatorische Fleur de Sel (rechts direkt unter dem Brot).
Ein weiteres Amuse Gueule schloss die Einstimmung vor dem Menü mit einer Variation rund um den Thunfisch ab. Amuse Gueule rund um den Thunfisch.
Diese bestand einerseits aus einem Thunfisch-Mosaik mit Nori-Alge. Der rohe Thunfisch zeigte eine wirklich sehr gute Sushi-Qualität und zeichnete sich durch seine fleischige Konsistenz und seinen schön frischen Geschmack aus.
Beim Thunfisch-Tatar mit Zucchini und Shisokresse-Sorbet überzeugte natürlich der Thun erneut mit, diesmal leicht cremiger, frischer Qualität. Dieser schmelzigen Textur lieferten die ganz fein und sehr exakt geschnittenen Zucchini-Scheiben mit ihrem Biss eine passende Mundgefühlsebene hinzu. Das darauf thronende Shisokresse-Sorbet belebte das Türmchen schließlich, wie es beim Lachs-Apero mit dem Meerrettich für mich noch gefehlt hatte, mit einer schönen Balance aus Süße und Schärfe
Eine dazu gereichte Scheibe vom roten Rettich gab dem Amuse mit seiner Schärfe noch einmal einen kleinen aufblitzenden Kick, der die Geschmacksknospen animierte. Die Gel-Tupfer hatten hingegen keinen geschmacklichen Mehrwert.
Nach diesem Appetitanregenden Einklang startete das Menü für mich mit der ersten Vorspeise, die sich "Périgord Gänseleber mit Mirabelle, Apfel und Mandel" widmete. „Périgord Gänseleber mit Mirabelle, Apfel und Mandel".
In gleich drei Variationen wurden die annoncierten Hauptakteure dabei in Szene gesetzt. Die Gänseleber-Pastete im Mandel-Mantel (unten) begeisterte mich mit handwerklich und qualitativ perfekter Ausarbeitung dank schnittfester Konsistenz und trotzdem herrlichem Schmelz, dem die Mandeln natürlich eine passend knusprige Komponente anbei gaben.
Eine Gänseleber-Creme mit Apfel-Kern und Waldbeer-Gelee-Ummantelung (links) überzeugte, wie fast nicht anders zu erwarten, mit lockerer Cremigkeit. Während der Apfel dabei kaum ertönen konnte, übernahm das Waldbeer-Gelee diesen begleitenden Job hingegen perfekt, denn Säure und Süße passten wunderbar zur herben Herzhaftigkeit der Leber.
Mein, das noch toppender, Favorit war die karamellisierte Gänseleber auf Apfel-Mirabellen-Kompott (oben). Knusprig gebraten und mit leicht-rosa-belassenem, saftigen Kern: So wurde das handwerkliche Können in der Küche erneut klar bewiesen. Zudem gab sie als warme Komponente eine tolle Temperatur-Abwechslung zu den beiden anderen, kalten Leber-Kompositionen. In Sachen Präzision machte auch die Unterlage aus super-feinem Mirepoix aus Apfel und Mirabelle das hier vorgelebte Niveau deutlich. Zu dieser erneut erfreulich knackigen Abwechslung kam auch hier wieder ein schönes süß-sauer Spiel als Begleiter zur Leber hinzu.
Weitere kleine Elemente auf diesem vielseitigen Teller waren eine Marzipanhippe und Tupfer von Mandel-Marzipan-Creme, Mirabellen-Gelee und kleine Mirabellen-Abschnitte. Sowohl die Marzipanhippe als auch Cremetupfen von Mandel-Marzipan waren viel mehr aromatisch als nur süß und passten damit sehr gut in das gesamte Konzept des Gerichts. Gerade die kleinen Mirabellenschnitte und -Geleetupfen gaben mit einer abermals pointierten Säure eine weitere Frische dazu, die der herben Leber ein passendes Gegengewicht lieferte und somit einen runden Gesamtgeschmack erzeugte.
Ein für mich phänomenaler Auftakt, den ich wahrlich als „zum Augenschliessen gut“ bezeichnen möchte. Brioche zum Gänseleber-Gang.
A part durfte die angetoastete Scheibe Brioche selbstverständlich nicht fehlen.
Im für mich zweiten Gang begann dann auch das 3-Gang-Menü meiner Begleitung, womit uns beiden nun "Hummer und gebackene Fördegarnele mit Ananas Chutney und Bisque" serviert wurde. "Hummer und gebackene Fördegarnele mit Ananas Chutney und Bisque"
Die ausgelösten Stücke vom Schwanz und der Schere zeigten erneut, dass hier eine sehr gute Produktqualität an erster Stelle steht, denn Fleischigkeit und Saftigkeit waren genauso, wie man es sich von diesem Meeresbewohner wünscht.
Der Hummer badetete dabei in einer Krustentier-Bisque, welche schon beim Angießen die Nase betörte und dankenswerterweise auch in einer Sauciere zum Nachgießen am Platz verblieb. Kein Tropfen sollte davon übrig bleiben, denn auch ihre geschmackliche Kraft überzeugte auf jedem Löffel.
Dazu lieferte frischer grüner Spargel eine vegetabile Knackigkeit und seinen charakteristischen Geschmack hinzu.
Die anscheinend im Pankomantel ausgebackene Fördegarnele war von stattlicher Größe und lieferte mit ihrem herzhaften Crunch eine Spaßmachende Abwechslung zu Hummer und Bisque.
A part wurde auf einem Ananas-Chutney ein cremiges Hummer-Tartar gereicht bei dem die ausgefeilte Säure der Ananas eine weitere Kombinationsebene mit dem edlen Meerestier addierte.
Für den Hauptgang entschieden wir uns beide für die Fisch-Variante, welche neben einem Gang um Salzwiesen-Lamm zur Wahl stand.
„Atlantik Steinbutt mit Pfifferlingen, Gartengurke, Dill und Kartoffel" kam darum nun für uns auf den Tisch. "Atlantik Steinbutt mit Pfifferlingen, Gartengurke, Dill und Kartoffel".
Und hier erwartete uns beide noch einmal perfektionierte Klassik in Reinform. Das Filet vom Steinbutt war nicht nur trefflich saftig und in seine Lamellen leicht zerteilbar, sondern durch den Bratvorgang auch auf den Punkt geschmacklich veredelt.
Nocken eines ganz feinen, buttrigen Kartoffelpürees umschmiegten den Hauptakteur perfekt, wobei der Dreiklang aus Pfifferlingen, ausgestanzten Gurkenscheiben und frischem Dill geschmacklich ebenfalls klar und in optimaler Balance hervorkam.
Was darf zum völligen Abschluss eines solchen klassischen Fischgangs dann nicht fehlen? Natürlich eine schaumige Beurre blanc, die auch hier das gemeisterte Kochhandwerk abermals bewies und mit salzig-säuerlicher Ausgewogenheit auch geschmacklich optimal gelungen war. Auch hier erfreuten wir uns über die zum Nachschenken am Platz verbliebene Sauciere, die vom Service absolut leer abgeräumt werden konnte
Klassischerweise durfte natürlich auch im Menü der „Orangerie“ ein Predessert zum Übergang in den abschließenden Menüteil nicht fehlen. Predessert rund um die Himbeere.
Ein Himbeersorbet thronte auf einer in einem Quader aus knackiger, weißer Schokolade befindlichen Himbeer-Buttercreme. Dieser saß auf etwas Himbeer-Gelee und wurde mit Champagner-Schaum und einer Baiser-Scheibe getoppt. Zusammen mit den Himbeerstücken war dieses Produkt hier erneut mit Texturen und Temperaturen schön herausgearbeitet. Die schöne Säuerlichkeit wurde dabei nicht vernachlässigt, insgesamt war es für meinen eigenen Gaumen aber als Predessert doch etwas zu prononciert süß. Geschmacklich und handwerklich gab es aber erneut wirklich nichts auszusetzen.
Für den Abschluss des Menüs gewährte man, für mich persönlich erfreulicherweise, sowohl eine gewohnt süße aber auch eine herzhafte Möglichkeit. Wie angesichts der schon so häufig erwähnten Klassik der kulinarischen Philosophie des Hauses zu erwarten, bestand Letztgenannte natürlich aus einer Rohmilchkäse-Auswahl. Käse-Auswahl. Blauschimmelkäse (unten), Ziegenkäse (links) und zwei Kuhmilch-Hartkäse (oben, rechts) von der Käse-Auswahl.
Auf Grund des oben erwähnten Service-Fauxpas kann ich zu den von mir gewählten Sorten leider gar nichts sagen, denn das konnte schon der präsentierende Serviceherr leider nicht. Dank Herrn Brönner ließ sich wenigstens noch erfahren, dass diese vom bekannten Hof Backensholz stammen, der mir in manchen Restaurants auch schon über den Weg lief.
Ich wählte dann also einen Blauschimmelkäse (unten), sowie eine etwas weichere, geschmacklich klar als Ziegenkäse identifizierbare Variante (links).
Dazu kamen noch zwei Hartkäse, von denen einer an einen Deichkäse (oben) und der andere an eine Art Parmesan (rechts) erinnerte. Auch wenn ich wie gesagt über die genaue Basis der Sorten nichts weiß, waren sie doch alle von sehr guter Reife und Aroma. Beigaben zum Käse: Honig, Früchtebrot, Pumpernickel, Trauben, schwarze Walnüsse, Butter (von unten nach oben),
Auch die klassische Begleitung mit Pumpernickel, Früchtebrot, Honig, Butter, Trauben und den mir besonders gut gefallenen schwarzen Walnüssen ließ schöne Kombinationen mit dem Käse zu..
Mein Gegenüber wollte selbstverständlich nicht auf die Befriedigung ihres süßen Zahns verzichten. Zweifellos hoffte sie sich deshalb an dem nun servierten Dessert namens "Feines von Schattenmorellen und Herzkirschen mit Aromen von Balsamico" erfreuen zu können. "Feines von Schattenmorellen und Herzkirschen mit Aromen von Balsamico".
Wie schon beim Predessert war auch hier die Kirsche in vielfältiger Art und Weise schön ausgearbeitet, sei es als Sorbet, Baiser oder den überraschenden „falschen“ Kirschen aus einer Art Kirsch-Creme im Gelee-Gewand. Im zentralen Kirsch-Spiegel, der in einem schönen Karamellcreme-Ring lag, wurde zudem der Balsamico eingearbeitet, der für meine Begleitung auch trefflich und merklich hervorkam. Mit ihrem Dessert war sie also rundum glücklich.
Dank der abschließenden, kleinen Staffel an Petit Fours musste auch ich auf den letzten Insulin-Shot nicht verzichten, wobei auch hier etwas negativ erwähnenswert ist, dass auf dem Teller für beide Personen nur jeweils ein Exemplar serviert wurde, was auf Nachfrage auch so beabsichtigt ist. Petit Fours.
Nach eigenem Gusto konnte sich dann aber jeder von uns noch etwas vom Pralinenwagen für sich selber auswählen. Pralinen-Auwahl.
Ohne dass ich die große Auswahl genauer erläutern kann, überzeugten doch auch hier Handwerk und Geschmack durchweg und schlossen die Speisen für uns perfekt ab.
Wie gewohnt möchte ich also die gesammelten Eindrücke von diesem Samstag-Abend-Menü in der "Orangerie" zusammenfassen.
Die gelebte Klassik von nunmehr 28 Jahren Sterne-prämierter Gastronomie wird dem Gast schon beim Betreten des Gastraumes gewahr. Dieses Ambiente war dabei aber nicht verstaubt oder altmodisch, sondern präsentierte sich sehr edel und gemütlich zugleich. Eine erdrückende Schwere von antiquiertem Luxus war definitiv nicht zu vernehmen.
Im Grund agierte auch das Service-Team um Ralf Brönner in einer Art und Weise, die den Attributen dieses Ambientes trefflich angepasst war. Wie beschrieben lassen sich, gerade im Vergleich zu anderen gehobenen Restaurants, die ich bisher besuchen konnte, die doch klaren Mängel in Sachen Wissen um die gebotene Käseauswahl und die wohl aus Aufregung resultierenden Servier-Fauxpas gegen Ende des Menüs aber in der abschließenden Bewertung nicht ignorieren. Trotzdem möchte ich abermals betonen, dass das den Gesamtgenuss, den wir von diesem Abend mitnahmen, nicht nachhaltig schmälerte, aber im Fazit eben doch nicht unerwähnt bleiben kann.
Demgegenüber schaffte es das Team um Lutz Niemann in der Küche mit dem gebotenen Menü von vorn bis hinten nicht nur zu überzeugen, sondern auch zu begeistern.
Eines war für mich bei allen Speisen dabei ebenso auffällig wie erfreuend gefällig. Deutlich stützte sich die Aromatik der Gerichte stets auf den reinen Geschmack seiner Produkte. Gewürze spielten hier nie eine Rolle und waren auch komplett unnötig, denn aus jeder Komponente hat man stets das Beste und viel Intensität herausgeholt. Das verdeutlicht noch einmal ganz stark die Erfahrung, die hier in der Küche steckt, sowie die Wertschätzung und Beherrschung handwerklicher Perfektion. Eine Küche, die diese Lobeshymnen auf ihre gelebte Kunst für mich absolut verdient hat.
Das konnte ich glücklicherweise Herrn Niemann gegen Ende unseres Menüs in einem interessierten persönlichen Gespräch bei seinem Besuch am Tisch auch gleich vor Ort überbringen, wobei er mir seinen Fokus auf die eigene Kraft der Produkte und der damit verbundenen, klassischen Geschmacksbilder bestätigte. Gleichwohl versucht er, auch durch einen intensiven Austausch und Mitarbeit seiner jungen Köche stets den aktuellen Gang der Zeit nicht aus den Augen zu verlieren, was ihm auch für mich sehr gut gelungen ist.
So ergibt sich in Retrospektive des an diesem Abend gewährten Genusses eine Rechtfertigung des verlangten Preises, welcher mit einem rundum entspannten und wohlschmeckenden Abend eine weitere tolle Erinnerung und Erfahrung im gastronomischen Tagebuch ermöglichte. Das machten auch die erwähnten Abstriche beim Service nicht zunichte.
Somit kann man in Timmendorfer Strand im Bereich der Sterne-Gastronomie also auch nach Wegfall des "Balthazar" weiterhin einen wundervollen Abend in der "Orangerie" erleben, welcher sich durch entspannte rundum-Verwöhnung auf eher klassischen kulinarischen Wegen auszeichnet. Ich denke, dass auch die im Vergleich niedriger bewertete Serviceleistung dabei keinen chronischen Makel, sondern vielleicht sogar eher eine Tagesschwankung darstellte.
Es ergab sich einmal wieder eine gute Gelegenheit, um die Landschaft der gastronomischen Spitze im Lübecker und Ostholsteiner Raum zu erkunden, welche ich natürlich in keinem Fall auslassen wollte. Nach einem familiären Ausflug zu den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sollte der Abend erneut eine kulinarische Krönung erhalten. Unsere Wahl führte uns dabei wieder in das direkt an der Lübecker Bucht gelegene Timmendorfer Strand, welches ich ja bereits für den sehr positiv überraschenden Besuch des "Balthazar" im Mai dieses Jahres... mehr lesen
4.0 stars -
"Jahrzehntelang ausgezeichnete Haute Cuisine, die auch in der heutigen Zeit sehr überzeugen kann, der sich der Service aber an diesem Abend nicht ganz ebenbürtig präsentierte." NoTeaForMeEs ergab sich einmal wieder eine gute Gelegenheit, um die Landschaft der gastronomischen Spitze im Lübecker und Ostholsteiner Raum zu erkunden, welche ich natürlich in keinem Fall auslassen wollte. Nach einem familiären Ausflug zu den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sollte der Abend erneut eine kulinarische Krönung erhalten. Unsere Wahl führte uns dabei wieder in das direkt an der Lübecker Bucht gelegene Timmendorfer Strand, welches ich ja bereits für den sehr positiv überraschenden Besuch des "Balthazar" im Mai dieses Jahres
Besucht am 15.07.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Ebenso lang, wie diese kleine Hütte schon direkt an der Puppenbrücke am Lindenplatz existiert, ebenso häufig wechselten sich hier auch Schließungen, Neueröffnungen und Umgestaltungen ab. Dabei gibt es für solch einen Imbiss wohl kaum einen besseren Platz, als hier in der direkten Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Holstentor bzw. Innenstadt. Das sorgt sowohl für einen großen, konstanten Strom an Touristen, aber auch an Pendlern, die gleichsam häufig mit Appetit bzw. Hunger gesegnet sind.
Da verleitet viele ein solcher Imbiss wohl zu einem kurzen Stopp für die schnelle Mahlzeit zwischendurch.
Um von dieser Lage zu profitieren, haben sich in der Vergangenheit schon viele Namen und Speisenangebote hier versucht. Vom Fischbrötchen- über einen Grillimbiss, bis hin zu einer Aufteilung des kleinen Häuschens in Fisch- und Fleischimbiss. Nach langem Leerstand hat nun wieder ein auf das Angebot des Meeres fokussiertes Angebot hier Einzug gefunden. Doch schon der Name "Fisch Konzept" soll wohl zeigen, dass es sich dabei nicht nur um die allseits bekannten Fischbrötchen handeln soll. Neben diesen findet sich hier auch für Freunde der üblichen fleischigen Imbiss-Snacks, aber auch für diejenigen mit genug Hunger für ein Tellergericht ein Angebot. Der gesamte Kiosk-Bereich.
Positiv präsentiert sich gleich zu Beginn die Einrichtung und Ausstattung. Diese ist zum Glück weit entfernt von einem mit vielen Verschleißspuren etwas "schmuddelig" daherkommenden Billig-Imbiss. Das schwarz angestrichene kleine Gebäude bietet natürlich direkt nebenan einen freien Bereich zur Verköstigung der gewählten Speisen, welcher durch einen großen Pavillon auch vor dem altbekannten "Schietwetter" Schutz gewährt. Der Pavillon.
Hier finden sich dabei sowohl 3 Stehtische als auch 6 einfache Sitzpartien, deren Qualität für einen Imbiss einen guten und sauberen Eindruck machten. Ein paar Blümchen-Kübel an der Pallisadenumrandung nehmen etwas von der üblichen Imbiss-Sterilität. Der Blick auf den großen Kreisverkehr und die stetige Motorengeräusch-Kulisse veredelt die Atmosphäre in diesem Außenbereich zwar nicht, aber kaum jemand plant wohl ein ausladendes Essen oder Geschäftstreffen in solch einem Fisch-Imbiss. Allerdings muss ich sagen, dass die doch recht Bass-starke Musik aus der Anlage dieser Geräuschkulisse ebenfalls nicht positiv zuträglich war. ;-)
Zudem hat man selbst Platz für einen voll umschlossenen Gastraum gefunden, auch wenn dieser zu der aktuellen warmen Jahreszeit nicht benutzt und deshalb auch nicht hergerichtet war. In diesem bieten ein paar Sitzplätze um eine wandumlaufende Bank und einen Tisch genug Komfort und Ruhe vom emsigen Verkehr am Lindenplatz-Kreisverkehr bieten, der eben auch für ein gestandenes Tellergericht als Hauptmahlzeit ausreichend ist. Sogar für etwas Auflockerung mit einem Bild und seemännischen Accessoires hat man Platz gefunden. Der kleine "Gastraum".
Der Service lässt sich, wie so häufig bei einem Imbiss, natürlich nur eingeschränkt bewerten, beläuft sich doch der Gäste-Kontakt dabei lediglich auf die Bestellung und Übergabe der Speisen am Ausschank. Am Tag meines Besuches kümmerte sich zwei junge Herren um diese Aufgabe. Begrüßung, Bestellung und Servieren meiner Wahl wurden mit normaler Freundlichkeit und auch Lockerheit getätigt, aber ansonsten hob sich die Kommunikation nicht auf eine Stufe deutlich oberhalb der üblichen Imbiss-Niveau. Positiv sei noch zu erwähnen, dass die Bestellung nach Vollendung an den Platz gebracht wurde.
Ein solider Service im guten Mittelfeld.
Wie bereits erwähnt zeigt sich die kleine Speisekarte des "Fisch Konzept" dreigeteilt. Aushängeschild sind natürlich auch hier, dem Namen entsprechend, verschiedenste Fischbrötchen "direkt auf die Flosse". Speisekarte Juli 2022
Doch auch hier beschränkt man sich nicht nur auf die überall zu findenden Backfische, Matjes, Bismark- und Bratheringe, sondern bietet mit einer Backfisch-Avocado-Kombination oder sogar "Bruscetta"-Variante, sowie einem Backfisch-Burger erfreuliche Abwechslung. Zudem lassen sich zu diesen auch noch klassische Remoulade oder Knobisauce oder eine Avocado-Aioli nach eigenem Gusto addieren.
Im zweiten Teil wird das Angebot wie gesagt um Tellergerichte erweitert, die dabei stets die aktuell verfügbaren Fische mit Salatbeilage und Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat umfassen.
Teil 3 richtet sich dann noch an "Imbiss-Klassiker" der carnivoren Kategorie mit Hamburger, Currywurst, Hot-Dog und Bratwurst.
Für mich sollte es zum Ausprobieren der hier gebotenen Imbissqualität natürlich etwas "Ausgefalleneres" sein, wobei mich die Bruscetta-Interpretation des Backfisch-Brötchen am meisten interessierte. Für 7,0€ wurde mir diese dabei nach ca. 5-10 Minuten sogar an meinen Platz gebracht. Es ist also schon einmal positiv anzumerken, dass die Speisen auf Bestellung zubereitet werden und nicht schon lange Zeit fertig vorbereitet dahinwelken. Backfisch "Bruscetta" in Sesam-Burgerbrötchen mit klassischer Remoulade, Tomaten, Rucola und Balsamico-Creme.
Zunächst war ich von der Portionsgröße, handlicherweise im Teller serviert, überrascht. Das rechtfertigte den höher als üblichen Preis von 7,0 € schon einmal.
Bruscetta bezog sich also nicht auf die verwendete Backware, was ich mir beim Backfisch auf Baguette-Scheiben auch schwer hätte vorstellen können. Trotzdem überzeugte das hier gewählte Sesam-Burger-Brötchen bereits mit frischer Fluffigkeit und trotzdem leichter Knusprigkeit.
Dieser Qualität stand auch der frittierte Meeresbewohner (wie fast immer auch hier wohl ein Seelachs) mit Saftigkeit und bemerkenswert krosser Panierung in gutem Verhältnis in nichts. Das klassische Backfisch-Handwerk beherrscht man hier also definitiv und macht sich dabei mit der frischen Zubereitung zu einer bevorzugenswerten Wahl im Bereich Fisch-Imbiss.
Was war nun also der Bruscetta-Einschlag? Backfisch "Bruscetta" in Sesam-Burgerbrötchen mit klassischer Remoulade, Tomaten, Rucola und Balsamico-Creme.
Das zeigte sich wohl nur im Austausch der meist beim Backfisch erlebten Zwiebel-Salat-Zulage durch Tomate und Rucola.
Etwas zum Schmunzeln regte dabei auch an, dass es natürlich auch die bekannte Balsamico-Creme bei dieser „mediterranen“ Kulinarik sein musste. Bei der Remoulade ist man nämlich auch beim üblichen Klassiker ohne z.B. mediterrane Kräuter-Beigaben geblieben. Diese war aber in diesem klassischen Sinne erneut gut und ansprechend dosiert.
Unterm Strich also definitiv ein Backfisch-Brötchen oberhalb der Breiten Imbiss-Qualität, aber als „Bruscetta-Variante“ nicht zusätzlich spannend.
Die hier gebotene und natürlich am Anspruch eines Imbisses gemessene Leistung würde ich also unterm Strich mit verdient gut bewerten. Die Einrichtung und Aufmachung macht für einen Imbiss einen durchaus einladenden Eindruck. Zudem empfand ich auch das ausgewogene Angebot aus altbewährtem Imbiss-Klassikern, aber auch in leichter Abwandlung und sogar richtigen Tellergerichten als eine klug gewählte Kombination, die ja auch mich hier hergelockt hatte.
Auch wenn der Gästekontakt gerne noch etwas mehr als das üblicherweise distanziertere Niveau eines Schnell-Imbiss hätte haben dürfen, vermittelte die Mitarbeiter doch nicht eine negative Stimmung.
Kulinarisch reihte sich mein „Backfisch Bruscetta“ in dieses vordere Mittelfeld ein. Den Preis von 7 € war sowohl durch Portionsgröße, als auch Frische und Qualität der klassischen Komponenten gerechtfertigt. Ein Zugewinn durch die „Bruscetta-Interpretation“ konnte aber nicht erreicht werden.
Sowohl als Tourist als auch Einheimischer macht man für mich aber trotzdem nichts falsch, wenn man das „Fisch Konzept“ für eine Rast im Stadttrubel anderen Imbissen vorzieht.
Ebenso lang, wie diese kleine Hütte schon direkt an der Puppenbrücke am Lindenplatz existiert, ebenso häufig wechselten sich hier auch Schließungen, Neueröffnungen und Umgestaltungen ab. Dabei gibt es für solch einen Imbiss wohl kaum einen besseren Platz, als hier in der direkten Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Holstentor bzw. Innenstadt. Das sorgt sowohl für einen großen, konstanten Strom an Touristen, aber auch an Pendlern, die gleichsam häufig mit Appetit bzw. Hunger gesegnet sind.
Da verleitet viele ein solcher Imbiss wohl zu... mehr lesen
3.5 stars -
"Auch wenn es kein „innovatives Konzept" ist, präsentiert sich der Imbiss insgesamt trotzdem als sinnvolle Bereicherung der Lübecker Gastronomie-Landschaft." NoTeaForMeEbenso lang, wie diese kleine Hütte schon direkt an der Puppenbrücke am Lindenplatz existiert, ebenso häufig wechselten sich hier auch Schließungen, Neueröffnungen und Umgestaltungen ab. Dabei gibt es für solch einen Imbiss wohl kaum einen besseren Platz, als hier in der direkten Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Holstentor bzw. Innenstadt. Das sorgt sowohl für einen großen, konstanten Strom an Touristen, aber auch an Pendlern, die gleichsam häufig mit Appetit bzw. Hunger gesegnet sind.
Da verleitet viele ein solcher Imbiss wohl zu
Besucht am 15.07.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Bisher stand die Fleischhauerstraße als Parallelstraße zur sehr bekannten "Shopping-Meile" Hüxstraße immer eher im Schatten von Letztgenannter. Doch schon vor dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich dieses Bild allmählich gewandelt. Heute ist der Andrang in der "Fleischhauer" manchmal sogar größer als in der genannten Nachbarstraße. Zu diesem Bild hat vor allem auch dazu beigetragen, dass sich in der vergangenen Zeit einige neue Gastronomien hier angesiedelt haben. Junge Leute mit alternativen und modernen Ideen haben sich dabei den Traum vom eigenen Lokal erfüllt. In diese Kategorie gehört auch die "Erbse". Wie der Name es schon vermuten lässt, dreht sich hier alles um rein pflanzliche Kost. Mit solch einem komplett veganen Angebot ist die "Erbse" zwar nicht die erste Anlaufstelle in der Lübecker Innenstadt, bedient damit aber ein sich stets weiter verbreitende kulinarische Nachfrage der vor allem jungen Generationen. Außenansicht mit Sitzplätzen im Freien.
Ganz dem eigenen Credo verpflichtet, hat man sich hier passenderweise auch für einen knallig-grünen Anstrich der Fassade entschieden, der zudem ein guter Blickfang ist. Eine große Anzahl an Naturholz-Bänken trägt ebenso wie mehrere Pflanzenkübel dazu bei, dass man hier nicht vorbeiläuft, ohne einen Blick auf bzw. in das Lokal zu werfen. Die Bänke liefern dabei natürlich nicht den Komfort eines klassischeren Restaurants. Doch auch hier macht sich die junge Altersstruktur der meisten Gäste bezahlt, die das wohl noch etwas besser abkönnen als betagtere Personen. Innenansicht mit Blick auf die Theke. Innenansicht, rechts von der Theke.
Der Innenbereich präsentiert sich nicht spektakulär aber trotzdem stimmig. Dafür sorgt vor allem das „Pflanzen-Fresko“ an einer Wand, sowie einige Herbarien-Bilder zur Unterstreichung des pflanzlichen Mottos. Eine mit Kissen belegte Bank rechterhand gewährte mit komfortablen Sitz. Sonst würde nur noch ein weiterer Tisch vor der Theke und zwei Hochbänke an dem Fenstern Platz bieten. Doch sowieso halten sich die meisten Gäste, gerade zu der warmen Jahreszeit, eher im umfangreichen Außenbereich auf der Flanierstrasse vor dem Lokal auf.
Beim Blick über die angebotenen Gerichte sticht vor allem eine Gemeinsamkeit heraus: Fett ist Geschmacksträger. So findet man in der Hauptsache neben vielen Burger-Varianten auch sehr häufig Speisen, deren Produkte die Fritteuse gesehen haben wie z.B. vegane Snackboxen mit Zwiebelringen, Fritten und Falafel. Ausgefallener ist aber z.B. auch ein „Knödel-Trio“, oder eine Veganer „Taco-Mix“.
Das vegane Angebot in der "Erbse" ist also eher auf reuelosen Genuss und eher weniger eine komplett gesundheitsbewusste Ernährung ausgelegt. Das muss aber meiner Meinung nach gar nicht kritisiert werden, gehört es doch zur normalen Vielfalt in der Gastronomie dazu. Der entscheidende Unterschied ist dabei eben, dass hier niemand erst umständlich nachfragen muss, um sicher zu gehen, dass er sich dabei komplett tierfrei ernährt.
Etwas leichtere Kost bietet z.B. ein „Feldbettsalat“ mit Nüssen, Cranberries, Hummus und veganem Feta als Alternative zu den "Fastfood-Variationen".
Am frühen Nachmittag meines Besuches kümmerten sich zwei, natürlich junge, Mitarbeiter um die Gäste. Das regelmäßig wechselnde Speisenangebot kann auf vielen Schiefertafeln im Außenbereich und auch einem laminierten Speise-A4-Blatt für den Innenbereich eingesehen werden. Die Bestellung kann darum ebenfalls direkt im Lokal erfolgen, aber es wird natürlich auch am Platz serviert und bedient. Ich hatte bei diesem Besuch dabei Kontakt zu einer jungen Frau, welche mit Freundlichkeit, aber auch nicht mehr Herzlichkeit und Interesse agierte. Wie ich im weiteren Verlauf mitbekam, hielt sich die Aufmerksamkeit und Übersicht für den Außenbereich in seiner Gänze aber eher auf einem niedrigeren Niveau, da ich sie auf meinem Sitzplatz im Lokal eher im hinteren Bereich vernehmen konnte. Häufig mussten somit Kunden mit ihren Wünschen erst einmal direkt in den Innenbereich kommen, um auf sich aufmerksam zu machen. Da besteht also für mich durchaus noch Optimierungsbedarf, denn eine lockere und jugendliche Ausrichtung kann dies nicht begründen.
Es sei den beiden Mitarbeitern aber trotzdem zu Gute zu halten, dass sie sich für die Verzögerungen und Überlastung der Küche stets entschuldigten und z.B. mir auch ein Freigetränk anboten.
Mein Hunger reichte an diesem späten Nachmittag nur für eine kleinere Vorspeise. Wenn schon vegan, dann wollte ich es bei diesem Erstbesuch auch einmal bei einem Klassiker veganer Gerichte halten: dem Kichererbsen-Falafel. Für 6 € bot man dabei 5 Exemplare mit Hummus, Salatbeigabe und einem Dressing nach Wahl an. Aus dem Angebot von veganer Mayo bis hin zu Avocado-Limetten-Dressing entschied ich mich dann aber für die Art mit Mango-Chili. Es galt für mich also zu testen, in wieweit es das „Erbse“-Team schafft, so einen Klassiker in guter Qualität zu servieren und dabei auch beim ohne Frittier-Öl auskommenden Salat Geschmack und Ausgewogenheit zu kreieren.
Nach für diese Vorspeise nicht gerade kurzen ca. 30 Minuten stand dann der folgende Teller vor mir. Falafel mit Hummus und Salat-Mix mit Mango-Chili-Dressing.
Die bekannten Kichererbsen-Bällchen offenbarten handwerklich mit lockerem Inneren und warmem, knusprigen Äußeren zumindest nichts zu meckern.
Eine erste Enttäuschung hingegen der Salat, der sich mit nur 4 Komponenten aus vorrangig viel einfachem Eisbergsalat und sonst einer Handvoll Cherrytomaten, Paprikastreifen und Frühlingszwiebeln als solcher für mich, sonst Salat-Freund, nicht bezeichnet werden konnte.
Der fruchtig-säuerlich-scharfe Einschlag, den ich mir von dem Mango-Chili-Dressing für den Geschmack des Grünzeugs erhoffte, blieb ebenfalls komplett aus. Es mutete eher wie ein simpler Balsamico-Essig an, der aber nicht einmal ausreichte, um die schiere Menge an Kopfsalat mit genug erfrischender Säure auszustatten.
Für mich unpassende Säure haftete eher dem Hummus an, welcher hingegen jegliche Würze vermissen ließen.
Ich war schon froh, dass mich das nur 6 € gekostet hat, denn nur eine von vier gelungenen Komponenten sind eine mehr als geringe Ausbeute.
Abschließend nehme ich nach diesem Erstbesuch also folgenden Eindruck von der "Erbse" mit. Das gesamte Konzept richtet sich in allen Bereichen merklich an die junge Generation. Ambiente und Einrichtung präsentieren sich dabei locker und frei von klassischen Dogmen. Ich persönlich habe mich in dieser Atmosphäre wohl gefühlt und würde
behaupten, dass das auch jeder tut, der nicht mit Krampf auf bestimmte
"klassische Restaurantstandards" besteht.
Dem gegenüber kann der Service aber vor allem mehr Aufmerksamkeit und Struktur zeigen, der auch zu solch einem alternativen und jungen Gastro-Angebot eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Rein kulinarisch lieferte man mit den von mir bestellten Falafeln mit Hummus und Salatmix aber wirklich keine ansprechende Qualität, die für mich nicht einmal dem verlangten, eher geringen Preis von 6 € voll gerecht werden konnte. Während nur die Falafel meine Erwartungen einhielten, waren Dressing und Salat wirklich ohne Liebe und aromatische Ausgewogenheit hergerichtet und selbst der Hummus hatte eher geschmackliche Misstöne an sich.
Somit würde ich die „Erbse“, zumindest nach diesem persönlichen Ersteindruck, sowohl veganen als auch omnivoren Gästen nicht empfehlen, denn andere rein pflanzliche Angebote der Altstadt konnten mich bereits wesentlich mehr überzeugen.
Bisher stand die Fleischhauerstraße als Parallelstraße zur sehr bekannten "Shopping-Meile" Hüxstraße immer eher im Schatten von Letztgenannter. Doch schon vor dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich dieses Bild allmählich gewandelt. Heute ist der Andrang in der "Fleischhauer" manchmal sogar größer als in der genannten Nachbarstraße. Zu diesem Bild hat vor allem auch dazu beigetragen, dass sich in der vergangenen Zeit einige neue Gastronomien hier angesiedelt haben. Junge Leute mit alternativen und modernen Ideen haben sich dabei den Traum vom eigenen Lokal erfüllt.... mehr lesen
2.5 stars -
"Noch ein alternatives, rein pflanzliches Angebot in der Fleischhauerstraße, welches aber für mich definitiv noch optimiert werden sollte." NoTeaForMeBisher stand die Fleischhauerstraße als Parallelstraße zur sehr bekannten "Shopping-Meile" Hüxstraße immer eher im Schatten von Letztgenannter. Doch schon vor dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich dieses Bild allmählich gewandelt. Heute ist der Andrang in der "Fleischhauer" manchmal sogar größer als in der genannten Nachbarstraße. Zu diesem Bild hat vor allem auch dazu beigetragen, dass sich in der vergangenen Zeit einige neue Gastronomien hier angesiedelt haben. Junge Leute mit alternativen und modernen Ideen haben sich dabei den Traum vom eigenen Lokal erfüllt.
Geschrieben am 15.07.2022 2022-07-15| Aktualisiert am
15.07.2022
Besucht am 15.07.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Überrascht war ich vor ein paar Wochen, als ich beim Schlendern am belebten Uferbereich an der Obertrave zwischen den sich schon lange in fester Hand aneinanderreihenden Gastro-Betrieben diesen neuen Namen an einem kleinen Eckhaus entdeckte. Eine Suche im world wide web brachte zunächst keine weiteren Informationen hervor, doch Dank der weiteren sozialen Medien ließ sich dann doch etwas darüber herausfinden, was hier unter dem Namen "Blaupause" erst vor kurzen neu eröffnet zu haben schien.
"Cafebar" ist die gastronomische Gruppe, der sich dieses Lokal nach eigener Aussage zuordnet. Täglich können die Gäste von 12:00-22:00 also sowohl eine kleine Mittagspause einnehmen, einen Kaffee mit Patisserie am Nachmittag genießen oder sich am Abend auf ein paar Getränke treffen.
Hinsichtlich der Lage hat man zu diesem Zweck auf jeden Fall bereits einen guten Griff gemacht. Nicht ohne Grund reihen sich an diesem Abschnitt am Ufer der Obertrave, wie eingangs erwähnt, die Restaurants direkt aneinander. Ein großer, Verkehrsberuhigter Bereich zwischen Uferkante und Häuser bietet hier vielzählige Möglichkeiten, um seinen Blick einerseits auf die plätschernde Trave und die darauf tuckernden Boote, oder den wunderbaren historischen Gebäuden des alten Salzspeichers und ikonischen Holstentors fallen zu lassen. Außenansicht.
Dementsprechend bietet auch die in einem typischen roten Lübecker Ziegelhaus gelegene "Cafebar Blaupause" mehrere Tische als Freisitz an, der mich an diesem Freitag-Mittag neben der tollen Aussicht auch durch einen Jazz-Straßenmusiker in Hörweite besonders anlockte. Innenansicht mit Blick zur Theke.
Innerhalb der alten Gemäuer offenbart sich ein, sicher auch der erst vor kurzem erfolgten Eröffnung geschuldet, unaufgeregtes Ambiente mit klaren Strukturen. Zur überwiegend weiß verputzten Wand- und Decke steht die in Grau gehaltene Theke mit dahinter freigelegter Ziegeloptik in Kontrast. Sitzmöglichkeiten im Innenbereich. Innenansicht mit Blick zum Eingang.
Ebenso gelungene Abwechslung bildet auch die kleine Ziegelmauer zur Raumaufteilung im Zentrum. Ein paar an der Decke hängende Pflanzen lockern die Atmosphäre mit natürlichen Gestaltungsobjekten auf. Neben simplen, blanken Holztischen und -stühlen bietet eine rechts an der Wand installierte Holzbank mit mehreren Kissen eine lockerere Sitzmöglichkeit.
Eine insgesamt modern urbane Einrichtung, die auf mich aber einen positiv durchdachten Eindruck machte.
Zum Zeitpunkt meiner Einkehr kümmerte sich zwei junge Herren um das Wohl der Gäste. Die Begrüßung fiel sehr freundlich und offenherzig aus und auch im weiteren Verlauf meines Besuches waren sie stets locker, kommunikativ aber dabei trotzdem aufmerksam. Für diese Art der Gastronomie eine für mich anstandslose Service-Leistung.
Im Sinne einer Cafebar gestalteten sich auch meine Erwartungen an das kulinarische Repertoire so, dass dieses abseits von den Getränkespezialitäten eher auf süßen Kleinigkeiten und Backwaren basiert, welche um regelmäßig wechselnde Sonderangebote von Hauptspeisen für ein leichtes Mittagsmahl ergänzt wird. Dieser Erwartung wurde man auch in der "Blaupause" gerecht, deren "Speisekarte" an diesem Tag im süßen Bereich z.B. Mango-Frischkäse-Törtchen, Pastei de Nata oder auch klassischen Schokokuchen und Rumkugeln im Preisbereich von 3,5 - 8,9 € anbot.
Wie so häufig galt mein Interesse und Appetit dem anderen Teil des "handfesteren" Hauptmahlzeiten-Angebots, welches mich zu dieser Zeit mit einer Kombination von hausgemachtem Brötchen nach indischer Roti-Art samt Salat und einem Curry anlockte und ansprach. Dabei gab man dem Gast aktuell die Qual der Wahl zwischen einem Erdnuss-Limetten-, Kokos-Limetten- und Orange-Ingwer-Curry für jeweils 11,9 €.
Meine Bestellung war somit schnell klar und ich war gespannt, was meine Orange-Ingwer-Variante gereichte Curry und deren Beigaben geschmacklich bereithielt.
Nach ca. 15 Minuten servierte mir einer der Herren also folgende Teller an meinen Platz. Brötchen nach indischer Roti-Art mit Baby-Leaf-Salat. Orangen-Ingwer-Curry.
Das Brötchen nach Roti-Art wurde erfreulich warm und mit krosser Kruste serviert. Das es sich nicht um das bekannte Fladenbrot handelte, ist nicht zu bemängeln, denn klar wurde es ja als Brötchen angekündigt. Die „Roti-Art“ sollte eher auf die indische Würzung des Gebäcks deuten. Nicht nur farblich war hier asiatische Curry-Würze zu erahnen, sondern auch geschmacklich offenbarte sich dieser in einer tollen Intensität. Das ging bereits sehr gut los.
Dazu gesellte sich auf dem Teller ein Baby-Leaf-Salat. Diesem gab man mit ein paar kandierten Erdnüssen, Kokos- und Apfelchips passende, crunchige Partner anbei. Angemacht waren die knackigen Blätter mit zweierlei Dressings, welche sich aber vom Geschmack her nicht merklich unterschieden, aber insgesamt trotzdem eine erfrischende Säure zum Blattwerk hinzufügten, was somit auch diese Rohkost zu einer runden und den Gaumen erfreuenden Sache machte.
In einer kleinen, keineswegs geizig gefüllten Schale servierte man dazu das wunderbar temperierte Curry. Die Wärme ergab sich aber bereits nach dem ersten Löffel des farblich ansprechenden und sogar leicht cremigen Suds mit einer schön prononcierten Schärfe, die wohl auch vom Ingwer herrührte. Doch nicht nur das war gut getroffen, auch die erhoffte Fruchtigkeit durch die Annoncierung der Orange füllte eine Ecke des gesamten Geschmacksbildes sinnvoll aus.
Für Volumen und Spaß für die Kaumuskeln sorgte die abwechslungsreiche Einlage aus Paprika, Champignons, Frühlingszwiebeln, Karottenscheibchen, Zucchini und nussigem Sesam.
Dieses leichte Mittagsmahl verband für mich wirklich alles, was zu einer ganzheitlichen kulinarischen Freude auf diesem Niveau benötigt wird. Abwechslungsreiche Konsistenzen, intensive aber nicht zu starke Würze/Schärfe und ein rundes Aroma.
Das hat meine Erwartungen wirklich sogar übertroffen und lässt sich mit Sicherheit nicht in vielen Cafebars antreffen.
Aus diesen ersten Eindrücken in der neuen Cafebar "Blaupause" ergibt sich für mich also folgendes Fazit.
Bereits die atmosphärische Aufmachung zeigt versprüht einerseits eine willkommene Lockerheit, aber auch gleichzeitigen Sinn für Strukturierung. Zu diesem für mich also gelungenen Ambiente trug die Serviceleistung der zwei jungen Mitarbeiter mit ihrer natürlichen Lockerheit und trotzdem Umsicht erfreulich bei, was in einer insgesamt einladenden und positiven Gastlichkeit resultiert.
Schließlich setzte das von mir verköstigte Tagesgericht mit einer spürbaren Frische und ausgewogenem, aber auch spannenden Geschmack das i-Tüpfelchen auf die gesamte gastronomische Leistung. Dem Preis von 11,9 € wurde es nicht nur mit einem angenehmen und unbeschwerten Sättigungsgefühl, sondern auch mit Spaß und Überraschung für den Gaumen gerecht.
Deutlich stützt man sich hier in erster Linien nicht nur auf die Top-Lage und sammelt entweder mit Touristen-Abfertigung und/oder reiner "Abfüllung" der Gäste mit einem großen Getränke-Angebot seinen Umsatz ein. Auch kulinarisch möchte man Abwechslung und gleichzeitig Qualität bieten und steckt darin auch Herz und Gedanken hinein, wie mir das verköstigte Curry mit Roti-Brot und Salat zu 100 % zeigte. Das macht die "Blaupause" für mich nicht nur sehr empfehlenswert, sondern auch zu einem guten Kandidaten, der sich auch unter den Lübeckern eine Stammkundschaft aufbauen und somit etablieren könnte.
Überrascht war ich vor ein paar Wochen, als ich beim Schlendern am belebten Uferbereich an der Obertrave zwischen den sich schon lange in fester Hand aneinanderreihenden Gastro-Betrieben diesen neuen Namen an einem kleinen Eckhaus entdeckte. Eine Suche im world wide web brachte zunächst keine weiteren Informationen hervor, doch Dank der weiteren sozialen Medien ließ sich dann doch etwas darüber herausfinden, was hier unter dem Namen "Blaupause" erst vor kurzen neu eröffnet zu haben schien.
"Cafebar" ist die gastronomische Gruppe, der sich... mehr lesen
Cafebar Blaupause
Cafebar Blaupause€-€€€Cafebar045130449224An der Obertrave 12, 23552 Lübeck
5.0 stars -
"Eine neue Cafebar in Sichtweite zum Holstentor, die mit kreativem Tagesgericht überraschen und überzeugen konnte." NoTeaForMeÜberrascht war ich vor ein paar Wochen, als ich beim Schlendern am belebten Uferbereich an der Obertrave zwischen den sich schon lange in fester Hand aneinanderreihenden Gastro-Betrieben diesen neuen Namen an einem kleinen Eckhaus entdeckte. Eine Suche im world wide web brachte zunächst keine weiteren Informationen hervor, doch Dank der weiteren sozialen Medien ließ sich dann doch etwas darüber herausfinden, was hier unter dem Namen "Blaupause" erst vor kurzen neu eröffnet zu haben schien.
"Cafebar" ist die gastronomische Gruppe, der sich
Anbei zitiere ich eine Meldung des Restaurants hinsichtlich der anstehenden Sommerpause, welches auf deren Facebook-Seite veröffentlicht wurde:
"Wir nehmen uns unsere wohlverdiente Sommerpause. Aber immer mit der Ruhe: Bis zum 04. Juli sind wir ganz normal für euch da und freuen uns über jeden Besuch bei uns im Restaurant Yamas.
Anschließend sind wir bis zum 04. August in der Sommerpause, ehe wir danach frisch gestärkt und voller Energie wieder für euch da sind."
Anbei zitiere ich eine Meldung des Restaurants hinsichtlich der anstehenden Sommerpause, welches auf deren Facebook-Seite veröffentlicht wurde:
"Wir nehmen uns unsere wohlverdiente Sommerpause. Aber immer mit der Ruhe: Bis zum 04. Juli sind wir ganz normal für euch da und freuen uns über jeden Besuch bei uns im Restaurant Yamas.
Anschließend sind wir bis zum 04. August in der Sommerpause, ehe wir danach frisch gestärkt und voller Energie wieder für euch da sind."
Quelle: https://www.facebook.com/yamasluebeck/photos/a.569875663544600/1338689806663178/
Restaurant Yamas
Restaurant Yamas€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Take Away045130434592Bülowstraße 24, 23566 Lübeck
stars -
"Sommerpause 2022" NoTeaForMeAnbei zitiere ich eine Meldung des Restaurants hinsichtlich der anstehenden Sommerpause, welches auf deren Facebook-Seite veröffentlicht wurde:
"Wir nehmen uns unsere wohlverdiente Sommerpause. Aber immer mit der Ruhe: Bis zum 04. Juli sind wir ganz normal für euch da und freuen uns über jeden Besuch bei uns im Restaurant Yamas.
Anschließend sind wir bis zum 04. August in der Sommerpause, ehe wir danach frisch gestärkt und voller Energie wieder für euch da sind."
Quelle: https://www.facebook.com/yamasluebeck/photos/a.569875663544600/1338689806663178/
Geschrieben am 27.05.2022 2022-05-27| Aktualisiert am
27.05.2022
Besucht am 26.05.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 171 EUR
Auch wenn sich das Restaurant "Balthazar" wohl einen eher "negativ" angehauchten Namen gegeben hat, muss dem Gast doch nicht bange werden, dass er hier eine gastronomische Hölle erlebt. Das beweisen allein schon die Wertungen in den bekanntesten Restaurant-Ratgebern, unter denen der Guide Michelin bereits seit 2017 den begehrten Stern über dem Restaurant erstrahlen lässt und auch der Gault Millau mit nunmehr 16/20 Punkten, oder der Gusto mit 7/10 Punkten ein beachtenswertes Niveau der hier gebotenen Leistung sieht.
In zum Ort Timmendorfer Strand gehörenden Niendorf gelegen, stellt das "Balthazar" somit neben der ebenfalls in Timmendorfer Strand zu findenden "Orangerie" und dem "Diva" in Scharbeutz die aktuell besternte Spitze der Gastronomie an der beliebten Lübecker Bucht dar. Damit steht es natürlich auch auf meiner Liste der in kurzer Entfernung gelegenen interessanten Restaurants ganz oben und nun sollte das Vorhaben eines Besuches endlich in die Tat umgesetzt werden.
Wie auch die anderen beiden erwähnten Restaurants gehört das "Balthazar" zu einem der zahlreichen Hotels in der beliebten Touristenhochburg der Lübecker Bucht. Es befindet sich dabei im "Hotel Yachtclub" an der Promenade. Hätte ich meinen Besuch schon vor dem Herbst 2020 getätigt, wäre der Fahrweg noch ein wenig kürzer gewesen. Bis zu dieser Zeit befand sich das Restaurant nämlich in der wunderbaren "Villa Mare" an der Travemünder Strandpromenade. Dann erfolgte der Umzug in das nur wenige Kilometer weiter nördlich gelegene Niendorf, der dem Anspruch und der Leistung aber nicht geschadet hat, wurden die Wertungen der erwähnten Guides im Jahr 2021 prompt bestätigt.
Wie ich während des Abends erfahren konnte, begründete sich dieser Umzug vor allem durch den von der Personalnot erschwerten, nicht mehr zu stemmenden Aufwand für sowohl Gourmet-Restaurant als auch Hochzeits- und Feier-Catering. Mit dem starken Partner des "Hotel Yachtclub" im Rücken ist nun wenigstens der Fokus auf das Restaurant wieder möglich und wurde, wie erwähnt, ja auch bereits honoriert. Doch selbst dafür lässt sich heute die Größe des Teams mit nur jeweils 2 Mitarbeitern in Küche und im Service an nur einer Hand abzählen.
Eine Abwertung des kulinarischen Niveaus nach dem Wechsel wäre auch eine Überraschung gewesen, denn auch am neuen Standort ist mit Oliver Pfahler als Chef de Cuisine die wohl wichtigste Personalie des kulinarischen Erfolges an Bord geblieben. Der 48-jährige gebürtige Baden-Württemberger kann dabei von seiner gastronomischen Laufbahn her als sehr treues "Nordlicht" bezeichnet werden. Prägende, hochklassige Grundlagen wurden in Hamburg im besternten "Le Canard" und "Haerlin" gelegt. Auch danach hielt ihn sein Weg in der Hansestadt an der Elbe und an der Ostsee, bis es 2016 eben in das "Balthazar" in Travemünde ging. Allgemein bezeichnet die Website des Restaurants seinen "kulinarischen Stil“ als „Mischung aus einer mediterranen Mittelmeerküche mit französischem Einschlag sowie kulinarisch saisonalen Höhepunkten“. Ein Ausrichtung, die auch mir persönlich bereits sehr zusagte.
Wie erwähnt verwöhnte das "Balthazar" in Travemünde seine Gäste noch mit dem wunderbaren Ambiente der "Villa Mare" und einem schönen Blick über die Ostsee der Lübecker Bucht. Im "Hotel Yachtclub", welches sich in zweiter Reihe zur Küste befindet und somit nicht mehr dem Blick auf das offene Meer bieten kann, hat man dem Restaurant nun einen Seitenflügel im Erdgeschoss mit integrierter Bar gewidmet. Außenansicht: Eingang.
Mit ihrem Holzbretterboden einem Schiffsdeck ähnelt ermöglicht eine Terrasse zur Straßenseite hin auch Sitzgelegenheiten im Freien. An diesem windigen und unbeständigen Tag war dies aber ohnehin keine Option, wobei wie erwähnt der schöne Ausblick der ehemaligen Villa Mare hier auch bei gutem Wetter sowieso nicht mehr einladen kann. Außenansicht: Terasse.
Das Ambiente hat sich dabei vom hellen Stil der "Villa Mare" in ein durchweg von dunklen bis schwarzen Tönen geprägtes gewandelt. Das erzeugt auf jeden Fall eine edle und hochwertige Atmosphäre, die dem kulinarischen Anspruch gerecht wird. Die grauen, Stoffbezogenen Stühle gewähren mit Sicherheit ebenso guten Sitzkomfort wie die Samt-Sofabank an einer Wand des Gastraumes, auf der ich an diesem Abend sehr entspannt Platz nehmen durfte. Innenansicht, Menü-Bereich.
Das kleine Séparée in dem ich saß ist dabei dem Menü-Bereich des Sternerestaurants vorbehalten, wären der vordere Bereich um die Bar schon zum A-la-Carte-Restaurant gehört. Innensicht, A-la-Carte-Bereich mit Bar
Eine warme Ausleuchtung, die in kleinen Nischen mit bunten Gläsern der Wand in diesem Teilraum sehr kreativ umgesetzt wurde, unterstützt die elegante Stimmung. Innenansicht, Menü-Bereich.
Zu guter Letzt fügen sich auch die angenehm großen Tische mit ihren feinen Tischdecken in die gelungene Atmosphäre ein.
Um das Wohl der Gäste im Gourmetbereich kümmerten sich an diesem Feiertags-Abend, wie oben bereits erwähnt, ein Herr und eine Frau mittleren Alters, wobei letztere wohl die Serviceleitung innehatte. Schon der Empfang fiel aufmerksam, freundlich und offenherzig aus. Wohl auf Grund des vor allem beim männlichen Geschlecht eher anders genutzten Feiertages musste sich das Serviceteam an diesem Abend neben mir um nur eine weitere Reservierung im Menü-Abteil kümmern, welcher aber sowieso nur 4 Tische umfasste.
Dementsprechend gab es im weiteren Verlauf, auch mit sich füllendem A-la-Carte-Bereich nie ein Nachlassen der Fürsorglichkeit.
Unsere beiden Tischpartien bediente vornehmlich der Herr simultan in sehr guter Koordination und Timing über den ganzen Abend hinweg. Sehr schätzte ich an ihm auch sein umfassendes Wissen bei wirklich allen der, soviel sei verraten, sehr vielzähligen kulinarischen Services. Keine meiner gewohnt neugierigen Fragen blieben bei ihm unbeantwortet und gerne servierte auch mir auch einzelne Komponenten noch einmal separat, wenn ich diese besonders spannend empfand (zB ein Dashi-Sud oder eine Rotwein-Jus).
Das war eine absolut professionelle Leistung, bei der aber zu keinem Zeitpunkt eine kühle Distanz entstand, denn auch gegenüber gegenseitigem Austausch trat er stets offenherzig auf.
Auch die Service-Leiterin trat, wie im weiteren Verlauf des Berichts noch erläutert, gegen Ende des Menüs absolut positiv in Erscheinung und das sehr interessante und persönliche Gespräch mit Küchenchef Oliver Pfahler zum Abschied rundete diese von natürlicher Herzlichkeit und gelebter Gastlichkeit geprägte Atmosphäre ab. Besser kann für mich ein Service nicht agieren.
Aktuell gewährt das Restaurant tatsächlich nur ein Menü, bei dem lediglich die Anzahl der Gänge von deren 5 für 159€ bis 6 für 179€ variiert werden kann. Ab 4 Personen wird dabei auch darum gebeten, dass sich selbst dann der gesamte Tisch auf eine Anzahl einigt. Das ist schon eine selbst im Vergleich zu anderen Sternerestaurants große Einschränkung, bei der also wirklich alles passen muss und wobei zudem zunächst in der Karte auch gar nicht sicher hervorkommt, ob denn auch auf Vegetarier eingegangen werden kann. Dieser Wunsch wird jedoch bei der Reservierung abgefragt, sodass sich die Küche also darauf vorbereiten kann.
Hierbei muss auch erwähnt werden, dass bei der Reservierung die Kreditkarten-Daten notwendig sind. Ein für mich verständlicher und sich auch weiterverbreitender Schutz der Gastronomen vor den unsäglichen „No-Shows“ wegen parallelen Reservierungen auf Verdacht.
Ich entschied mich an diesem Abend für die 5-Gang-Option für 159€. Es überrascht sicher bestimmt wieder nicht, dass ich dabei auf das Dessert zu Gunsten des herzhaften Käse-Abschlusses im Menü verzichtete.
Meine gustatorische Begrüßung sollte dieses Mal ein alkoholfreier Aperitif in Form eines „Martini“ mit Bergamotte und Grapefruit sein. Aperitif: Alkoholfreier „Martini“ mit Bergamotte und Grapefruit.
Dieser schön kühle Drink sorgte mit seinen Zitrus-Aromen schon einmal für eine angenehme Frische im Rachen, wobei der leicht herbe Touch der Grapefruit das Prickeln schön ergänzte, während ich von Bergamotte hingegen nichts vernahm.
Kulinarisch startete man im „Balthazar“ gleich mit dem Tischgedeck rund ums Brot. Brot, Butter-Fünferlei (Carabiniero-, Curry-, braune-, Oliven-Sardellen- und klassische Salzbutter), Olivenöl, spanischer Schinken und Grissini.
Soviel sei vorweggenommen, dieses stellte schon einmal die Weichen für eine Besonderheit, die sich durch das gesamte Menü ziehen sollte: einer großen Auswahl und Vielfalt an einzelnen Petitessen und kulinarischen Eindrücken.
So umfassend wurde das uns Deutschen heiliges Brot für mich auch noch nicht in Szene gesetzt. Zu einem Dreierlei aus fluffigem, wenn auch leider kalten und nicht so schön röschen Tomaten- und Curry-Ciabatta, sowie einem klassischen Kastenbrot gab es neben Olivenöl gleich eine 5er-Armada verschieden aromatisierter Butter-Halbkugeln. Von links nach rechts servierte man dabei eine Carabiniero-, Curry-, braune, Sardellen-Oliven- und klassische Salzbutter. Von diesen gefielen mir die karamellige braune Butter und spannend iodig-salzige Oliven-Sardellen-Variante am meisten.
Dazu gab es noch eine Scheibe von spanischem Schinken, der zwischen Marmorplatten getrocknet wurde. Ein weiterer kulinarischer Spaß aus schmelzigem Fett und Herzhaftigkeit.
Für Knabberei war mit den Grissini-Stangen ebenfalls gesorgt.
Auch bei den nun folgenden, in kurzen Abständen hintereinander servierten Amuses stand die Küche mit ihrer Kunst sozusagen gleich in einer Parade zum Gruß. ;-)
Nicht weniger als 6 Petitessen darf ich darum nun vorstellen.
Los ging es mit einem Zitronengras-Lachs-„Burger“ mit Mango. Amuse #1: Zitronengras-Lachs-„Burger“ mit Mango.
Ein luftiger Baiser diente nur als Unterlage und haptischer Träger, ohne eine eigene Aromatik zu besitzen. Im Mund entwickelte sich nach dessen Auflösung dann ein schön cremiger Eindruck, getragen von der kleinen Lachsscheibe, die sich zwischen den Scheiben des mit Zitronengras aromatisierten Mango-Gelees geschmacklich nicht verlor, aber auch keine besondere Spannung am Gaumen ergab. Ein handwerklich guter, aber sonst nicht in Erinnerung bleibender erster Happen.
Flüssiger Genuss mit einem Gemüse-Gazpacho-Shot im Reagenzglas stand nun als zweiter Gruß an. Amuse #2: Gemüse-Gazpacho-Shot.
In der Nase dominierte die natürlicherweise obenauf schwimmende Schicht Olivenöl. Im Mund ergab sich dann das typische Bild der italienischen, kalten Gemüsesuppe, die gefiel, aber erneut keine sonstigen Besonderheiten aufwies. Jedoch muss bei solch einem kleinen Einstieg natürlich nicht schon ein aromatisches Feuerwerk gezündet werden.
Mehrteiliger wurde es dann schon mit dem dritten Auftakt in Form eines Carabiniero-Tatars mit Waldmeister- und Erdbeer-Gelee, sowie Kaviar. Amuse #3: Carabiniero-Tatar mit Waldmeister- und Erdbeer-Gelee, sowie Kaviar.
Das unter einem Geleedeckel am Grunde des Gläschens befindliche Tatar vom Carabiniero überzeugte in seiner Qualität mit angenehmen Biss und Krustentier-Geschmack bereits. Beim Anstechen der rötlichen Sphäre wurde der Erdbeersaft freigegeben. In Kombination mit der Salzigkeit des Kaviars und der Fruchtigkeit des Obstes ergab sich somit ein interessanter Raum für das Krustentier, bei dem für meinen persönlichen Geschmack nur der Salzpart noch etwas stärker hätte sein können. Der Waldmeister kam in diesem Arrangement für mich zwar nicht zur Wirkung, trotzdem steigerte sich die Komplexität mit diesem dritten Teil schon spürbar.
Der zweite Fingersnack war eine Stockfisch-Praliné mit Kartoffelpüree und Kaviar.
Damit kam auch das erste warme Häppchen auf den Tisch, was die Intensität und Spannung dieses mehrteiligen Einstiegs nochmals steigerte und somit immer klarer den roten Faden dieser Abfolge erscheinen ließ. Cremige Kartoffel und aromatischer Fisch erfuhren durch das Salz des Rogens dabei eine perfekte Abrundung.
Nach dieser herzhaften Stimulation widmete sich der 5. Gruß mit gestockter Auster auf Champignoncreme, getoppt mit einer Hollandaise und „Speck-Staub“ einer weiteren Geschmacksfacette: dem Säure-Spiel. Amuse #5: „Gestockte“ Auster auf Champignoncreme, getoppt mit Hollandaise und „Speck-Staub“.
Dafür sorgte eine als „gestockt“ annoncierte, ausgelöste Auster auf einer Champignoncreme am Boden eines Schälchens, die von einer luftigen Hollandaise und ein paar Pigmente „Speckstaub“ getoppt wurde. Säurebetont war hierbei vor allem die Hollandaise, die mit der aromatischen Champignoncreme geschmeidig die schön fleischige Auster umschnitt, sie aber geschmacklich nicht verdrängte. Die Herzhaftigkeit des Speckstaubs war somit viel weniger präsent als beim Oktopus zuvor, was aber eine wiederum willkommene Abwechslung in der Reihe darstellte.
Das Finale dieser Einstimmung fand dann als Maispoularden-Praliné im Tempura-Teig mit einer Creme von schwarzen Knoblauch an den Tisch. Amuse #6: Maispoularden-Praliné im Tempura-Teig mit einer Creme von schwarzen Knoblauch.
Die schön warme und krosse Praline war dabei mit einem herrlich saftigen Würfel der Poularde gefüllt und an sich schon eine Wonne. Mit der kühlen Creme vom schwarzen Knoblauch ergab sich somit ein schöner Temparatur-Kontrast. Zudem ergänzte das leicht an Lackritz erinnernde, aber trotzdem würzige Aroma des fermentierten Zwiebelgewächses diesen finalen Gruß um einen tollen weiteren Reiz.
Diese Einstiege erfüllten ihren Zweck für mich somit perfekt, denn mein Appetit war nun wahrlich sehr angeregt und gleichzeitig konnte ich auch schon auf eine große Bandbreite an Geschmackseindrücken zurückblicken. Das wirkte fast schon wie ein Menü im Menü, denn der Aufbau von Intensität, Temperatur und Aromen war dabei klar spürbar.
In dieser Form war solch ein Menübeginn für mich eine Premiere und somit etwas, dass diesem Besuch schon zu Beginn eine Besonderheit gab und in der Erinnerung verankerte.
Im nun folgenden 1. Gang des eigentlichen Menüs wurde sich diesen vier Zutaten gewidmet: „Thunfisch / Gurke / Wasabi / Dashi“.
Die Vorliebe der Küche für vielfältige Happen zog sich auch in den Gängen des eigentlichen Menüs fort, welche nämlich stets mit einer separaten Kleinigkeit bzw. „Satelliten-Teller“ eingeleitet wurden. Einstimmung zu „Thunfisch / Gurke / Wasabi / Dashi“: Baiser-„Burger“ mit Thunfisch und Gurke.
Analog zum Lachs zum Auftakt war dies hierbei ein Baiser-„Burger“ mit Thunfisch und Gurke als dünner Scheibe und Gelee.
Hier agierte vor allem die Gurke als Geschmacksgeber, womit das Häppchen eher nicht mehr als eine haptische Unterhaltung war.
Im Hauptteil folgte dann ein Thunfischtartar unter Gurkenhaut mit Wasabi-Mayonnaise-Tupfern, sowie Würfeln von Wasabi-Gelee und saurer Gurke mit Dashi-Sud. Hauptteil zu „Thunfisch / Gurke / Wasabi / Dashi“: Thunfischtartar unter Gurkenhaut mit Wasabi-Mayonnaise, Wasabi-Gelee, saurer Gurke mit Dashi-Sud.
Die akkurat geschnittenen Würfel des Fisches hatten eine wirklich schöne Konsistenz und Frische, die von der Gurke schön unterstützt wurde. Trotzdem konnte der Gang mich persönlich darüber hinaus aber nicht begeistern, blieb doch vor allem der Wasabi komplett wirkungslos. Auch der an sich eigentlich würzige Dashi konnte keine zusätzliche Spannung aufbauen, war er doch dafür wohl zu gering dosiert. Einen schönen knackigen und Säure-bringenden Effekt gewährten die kleinen Würfel der sauren Gurke, was noch positiv zu erwähnen ist.
In Summe also ein Produktqualitätsmässig guter Gang, der zwar Frische, aber keine klare Aromatik versprühte.
Auch der 2. Service bewegte sich mit „Kaisergranat / Kohlrabi / Curry / Speck“ noch teilweise im Meer, ging aber auch schon teilweise an Land.
Dessen Einstimmung bestand aus einem im Ei servierten Langoustinen-Tartar mit Selleriecreme und Kaviar, sowie einem Dim-Sum vom Kaisergranat, zu dem ein Buttermilch-Soja-Sud genossen werden sollte. Einstimmung zu „Kaisergranat / Kohlrabi / Curry / Speck“: Langoustinen-Tartar mit Selleriecreme und Kaviar im Ei, sowie Kaisergranat-Dim-Sum mit Buttermilch-Soja-Sud.
Im Ei diente die Langoustine vor allem als haptisch passende Ergänzung zur Geschmeidigkeit einer Selleriecreme, die mit ihrem klaren, kräftigen Aroma hier den Wohlgeschmack ausbildete, der vom Kaviar passend gewürzt wurde.
Das warme Dim-Sum gab dann mit seinem schon dünnen Teig dem Kaisergranat wiederum eine größere geschmackliche Bühne, die von dem säuerlich-salzigen Sud von Buttermilch und Soja ausgeschmückt wurde. Im Vergleich zum ersten Gang war dies eine wesentlich stimmigere und prägnantere Einstimmung.
Im zweiten Teil kam sodann ein schönes Stück vom Schwanz des Kaisergranats auf Würfeln von gepickeltem Kohlrabi daher, der von einer Curry-Creme und dem bereits von einem der Amuse bekannten gepufften Schweinebauch getoppt wurde. Dieses zentrale Gebilde wurde von einem Curry-Sud mit ein paar Tropfen Curry-Öl umgeben. Hauptteil zu „Kaisergranat / Kohlrabi / Curry / Speck“: Kaisergranat auf Würfeln von gepickeltem Kohlrabi, mit Curry-Creme und gepufften Schweinebauch in Curry-Sud und Curry-Öl.
Dieser Schwung in ein vom Würzreichtum des Currys geprägtes Bild im Hauptteil war dann ebenso überraschend wie auch spannend. Während schon das haptische Spiel aus dem perfekt saftigen, knackigen und zudem angenehm temperierten Kaisergranat mit den Kohlrabi-Würfeln und dem Knusper des gepufften Schweinebauches im Gegenspiel zu Creme, Sud und Öl vortrefflich war, begeisterte mich hier vor allem die Curry-Akzentuierung. Diese entfaltete sich in der perfekten Temperatur und der genannten Dreifaltigkeit ganz wunderbar und gab dem Gang somit eine einprägsame Besonderheit, ohne dem Granat dabei seine geschmackliche „Kaiser-Rolle“ komplett zu nehmen.
Der verhaltene Eindruck von Thunfisch-Gang wurde somit hier wieder sehr gut kompensiert.
Eine ganz klassische Verbindung folgte, zumindest der Annoncierung nach, als 3. Gang mit „Gänseleber / Pfirsich / Ingwer / Brioche“.
Wiederum in einem Ei serviert bildete ein Gänseleber-Parfait mit Pflaumenschaum und knusprigen Buchweizen den Einstieg in diesen dritten Gang. Einstimmung zu „Gänseleber / Pfirsich / Ingwer / Brioche“: Gänseleber-Parfait unter Pflaumenschaum mit knusprigem Buchweizen.
In diese Einstimmung wurde schon einmal die so häufig anzutreffende Kombination der Leber mit fruchtiger Süße zelebriert. Das Parfait zerschmolz mit perfekter Konsistenz und klarem Geschmack im Mund und fand durch den Schaum gleichzeitig Luftigkeit und Süße, während der Buchweizen leicht knusperte. Das funktionierte zum Einstieg bereits gut und machte Spaß.
Der Haupt-Teller präsentierte die Leber dann als anschaulich marmorierte Pate mit Pfirsich als Geleedeckel, sowie Sorbet, Creme und Würfel der Frucht. Hauptteil zu „Gänseleber / Pfirsich / Ingwer / Brioche“: Marmorierte Pate mit Pfirsich als Geleedeckel, Sorbet, Creme und Würfel mit gezuckerter Brioche.
Natürlich gab es dazu Klassischerweise noch eine Scheibe Brioche, von der ich aber ablassen musste, war sie, für mich unnötigerweise, in ihrer Süße doch sogar noch mit Puderzucker intensiviert. Das brauchte das Leber-Arrangement für mich nämlich gar nicht, bei dem die Süße meiner Meinung nach schon passend dosiert war. An der Qualität und dem bekannt kräftigen Geschmack der Leber gab es dabei nichts zu bemängeln. Auch die Achtung des Konsistenzen- und Temperaturkontraste mit dem Sorbet, Gelee und den Würfeln war gut getroffen. Was mich lediglich wieder, analog zum Thunfisch, etwas enttäuschte war die Tatsache, dass ich den Pfirsich und Ingwer in der Kombination geschmacklich einfach nicht ausmachen konnte. Es fehlte wieder der Schwung, der dieses Gericht zu mehr als nur einer schmackhaften Leber-Pate machte. Nicht falsch verstehen: Der Hauptteller war wieder definitiv handwerklich sehr gut und Genuss-würdig, aber eben im Gegensatz zum Kaisergranat nicht Erinnerungs-würdig.
Als sprichwörtlich Fleischgewordener Hauptgang wurde als 4. Speise nun „US Beef / BBQ / Lauch / Kohle“ serviert.
Dabei setzte die Küche dem ganzen schon einmal dadurch noch einen drauf, dass sich dieser Höhepunkt sogar in drei Akte gliederte.
Vorweg gab es ein Rindertartar unter Johannisbeer-Gelee mit Kaviar und geeistem Wasabi-Joghurt-Staub, sowie separat eine Rinderbouillon im Tässchen. Einstimmung zu „US Beef / BBQ / Lauch / Kohle“: Rindertartar unter Johannisbeer-Gelee mit Kaviar und geeistem Wasabi-Joghurt-Staub, sowie separat eine Rinderbouillon im Tässchen.
Beim Tatar erfreute mich vor allem, dass im Gegensatz zum Thunfisch hier der Wasabi tatsächlich eine Wirkung entfaltete, die der gelungenen Kombination aus cremigem Tartar, Beeren-Fruchtigkeit und Kaviar-Salzigkeit eben jene Besonderheit gab.
Die wie bis hierhin schon gewohnte perfekt getroffene Temperierung der Speisen setzte sich auch bei der Bouillon fort und verstärkte deren fleischige Intensität vortrefflich. Zunge und Gaumen waren somit schon einmal in herzhafte Hab-Acht-Position gestellt.
Der mittlere Teil der Hauptgang-Reihe drehte sich dann ganz um den Lauch und überraschte damit als ganz vegetarischer zweiter Akt. Mittelteil zu „US Beef / BBQ / Lauch / Kohle“: Herz von verbrannten Lauch mit Petersilien-Mayonnaise, Speckstaub, zerlassener Butter und Holundergelee.
Den Lauch ließ das Küchenteam auf dem Grill verbrennen (ein erster Anklang der annoncierten Kohle) und servierte dann das saftige und doch noch angenehm feste Herz, das durch Petersilien-Mayonnaise und zerlassener Butter eine Cremigkeit anbei gestellt bekam. Während das Fett der Butter den Eigengeschmack des Lauchs ebenso intensivierte, wie der feine Speckstaub obenauf, sorgte ein Holundergelee daneben für einen fruchtigen Konterpart, der diesem überraschenden Einschub im sonst fleischigen Hauptgang eine Besonderheit verlieh. Das war ein absolut gelungener und toller Einfall.
Die krönende dritte Stufe stellte dann natürlich das US-Beef mit einem perfekt rosa gegarten Filet-Quader voll in den Mittelpunkt. Hauptteil zu „US Beef / BBQ / Lauch / Kohle“: Filet mit Petersilien-und BBQ-Mayonnaise, Speckstaub, Rotwein-Jus, BBQ-Sphäre und Pinienkern-Creme.
Auf dessen Haupt thronte erneut die Petersilien-Mayonnaise, die mit einer BBQ-Mayonnaise kombiniert wurde. Dabei sorgte der ebenfalls bereits erlebte Speckstaub für einen erneut passenden, salzigen Knuspereffekt.
Die Kunst für klassisches Handwerk beim saftigen und zarten Filet offenbarte sich auch in einer leicht klebrigen und damit auch wunderbar intensiv daherkommenden Rotwein-Jus, von der ich mir gerne noch etwas mehr aus der dazu servierten, kleinen Karaffe gönnte. Zusätzliche Spannung gesellte sich zum Fleisch durch eine Pinienkern-Creme, humorvoll als halbe Erdnuss getarnt und vor allem eine als Eigelb erscheinende Sphäre, die im Mund ein herrlich würzig-süßes BBQ-Aroma versprühte. Da letztere schön im Mund nachhallte, fand so auch der versprochene BBQ- und Kohle-Rauch-Touch sinnvoll in das Gesamtgericht.
Eine wahrlich wiederum voll in Erinnerung bleibende Gestaltung dieses Menü-Höhepunkts, der diesen Namen somit voll verdient.
Ganz auf einen süßen Stimulus musste ich natürlich nicht verzichten, füllten die Köche das beliebte Eierschalen-Gefäß doch nun mit folgendem Pre-Dessert. Pre-Dessert: Schokoladensorbet mit Erdbeere unter Mango-Espuma.
Unter einem Mango-Espuma verbarg sich dabei ein Schokoladensorbet mit Würfelchen von Erdbeere.
Die Melange aus dunkler Schokolade mit fruchtiger Süße und Säure erfüllte seinen den Mund erfrischenden Zweck dabei sehr gut, wobei einzig die Mango im Schaum nicht geschmacklich hervortrat. Das tat dem süßen Spaß aber keinen wirklichen Abbruch.
Wie bereits erwähnt, entschied ich mich bei der Reduzierung der gewählten Gänge meiner 5-Gang-Variante dazu, dass Menü statt mit einem süßen Dessert mit „Käse von Affineur Waltmann“ abzuschließen.
Eine absolute Freude war es dabei, endlich mal wieder einen klassischen Käsewagen in einem Restaurant an den Tisch gefahren zu bekommen. Die Präsentation der angebotenen Sorten übernahm hier nun die Service-Leiterin, die dies in einer entwaffnend charmanten, humorvollen und dabei doch mit viel Wissen gespickten Art tat. Wagen mit Käse von Affineur Waltmann.
Vom Wagen entschied ich mich für eine Bries-Variation aus Schafsmilch (auf 6-Uhr), einen Calvados-Brie (rechts daneben), einen Rahmkäse aus Ziegenmilch (ganz links), einen 10-12 Monate gereiften Gouda (rechts oben) sowie einen Blauschimmelkäse „Fourme d‘Ambert“ (in der Mitte).
Jeder einzelne Käse konnte mich als Käseliebhaber mit seiner Kraft und Individualität vollkommen überzeugen und damit rundum glücklich machen.
Auch zu diesem Abschluss hielt man sich bei der Anzahl der Beigaben in keiner Weise zurück. Zugaben zum Käse: Früchtebrot und (v.l.n.r.) Trüffel-Honig, sowie einem Viererlei aus Traubenmost-, Estragon-, süßen und klassischen Senf.
Neben dem klassischen Früchtebrot bereiteten die Schälchen mit (von links nach rechts) aromatischem Trüffel-Honig und einem Viererlei aus Traubenmost-, Estragon-, süßen und klassischen Senf noch einmal einen tollen letzten kulinarischen Spaß meines persönlichen Menüs, wobei vor allem die Estragon-Variante mit einer schön ätherischen Schärfe, sowie der rote Senf mit Traubenmost, der eine tolle Fruchtigkeit eingebunden hatte, besonders in Erinnerung blieben.
Nach wie im Fluge vergangenen rund 3 Stunden verließ ich somit das "Balthazar" mit folgenden, zusammengefassten Eindrücken und gleichzeitigem Fazit.
Auch wenn das Restaurant nun nicht mehr den freien, weiten Blick über die Lübecker Bucht auf die Ostsee gewährt, wie es damals in der "Villa Mare" in Travemünde der Fall war, garantierte das hochwertige Mobiliar und die stimmige, elegante Einrichtung trotzdem einen angenehmen Rahmen für solch ein Menü.
Diese Atmosphäre unterstützte auch das Serviceteam mit seiner für mich perfekten Symbiose aus Professionalität und dem Gast zugewandter Herzlich- und Persönlichkeit.
Von diesen guten Umständen begleitet sorgte schließlich das von dem nur 2 Mann umfassenden Küchenteam um Oliver Pfahler aufgetischte Menü dafür, dass dieser Abend eine Kurzweiligkeit und dabei auch stets aufrecht bleibende kulinarische Spannung besaß, die ich in der Form bisher noch nicht erfahren habe.
Es ist wirklich beeindruckend, welche Vielfalt und welchen Reichtum an geschmacklichen Stimuli diese nur 4 Hände für den Gast in ihrer Küche zubereiteten. Gerade bei solch vielen kleinen Häppchen ist es dabei von besonderer Wichtigkeit, dass ein Sinn für Aromenbalance und vor allem Verdichtung gekonnt ausgeübt wird. Ansonsten würden diese Bissen in eine neutrale Belanglosigkeit abdriften.
Doch Oliver Pfahler und Co. bewiesen mir in unzähliger Ausführung, dass sie diesen Sinn beherrschen. Das dabei bei ein paar Amuse Gueules, sowie dem Thunfisch- und Gänseleber-Gang die Geschmacksherausbildung nicht vollends gelungen war enttäuschte mich in der Gesamtheit dabei gar nicht. Denn dieser "Abfall" resultierte vor allem aus dem Vergleich mit den in besonderer Erinnerung bleibenden, Aromen-satten Speisen wie den Amuses rund um die iberische Halbinsel und die Wachtelpraline, sowie dem würzigen Kaisergranat-Hauptteil und der spannenden Hauptgang-Trilogie. An Qualität von Produkten und Zubereitung gab es nämlich bei keinem Service für mich etwas zu bemängeln-
Angesichts dieser kulinarischen Besonderheit und Freude und vor allem der Vielteiligkeit an Zugaben z.B. beim Einstieg mit dem Brot und den Amuses, sowie der mehrteiligen Gänge ist ein Preis von 159 € für 5 Gänge für mich ganz klar als gerechtfertigt zu bezeichnen. Die Menüfolge sorgte nicht nur für eine sehr angenehme Sättigung, sondern wie erwähnt auch für eine stets andauernde kulinarische Freude, bei der jede häufig "typisch deutsche" Kritik an Mini-Portionen einfach nur komplett unbegründet bleiben würde.
Wer also bei einem Urlaub an der Lübecker Bucht, welche ja seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal zusätzliche Beliebtheit gewonnen hat, auf der Suche nach einem bemerkenswerten, kulinarischen Erlebnis ist, dem würde ich einem Besuch im "Balthazar" wärmstens empfehlen.
Auch wenn sich das Restaurant "Balthazar" wohl einen eher "negativ" angehauchten Namen gegeben hat, muss dem Gast doch nicht bange werden, dass er hier eine gastronomische Hölle erlebt. Das beweisen allein schon die Wertungen in den bekanntesten Restaurant-Ratgebern, unter denen der Guide Michelin bereits seit 2017 den begehrten Stern über dem Restaurant erstrahlen lässt und auch der Gault Millau mit nunmehr 16/20 Punkten, oder der Gusto mit 7/10 Punkten ein beachtenswertes Niveau der hier gebotenen Leistung sieht.
In zum Ort Timmendorfer... mehr lesen
Hotel Yachtclub · Balthazar
Hotel Yachtclub · Balthazar€-€€€Sternerestaurant04503 3560081Strandstr. 94, 23669 Timmendorfer Strand
4.5 stars -
"Ein "teuflisch" schönes Vergnügen, dass dieses Prädikat einer, wenn auch nicht immer perfekten, aber sehr einfallsreichen kulinarischen Dramaturgie und einem sehr versierten Service verdankt." NoTeaForMeAuch wenn sich das Restaurant "Balthazar" wohl einen eher "negativ" angehauchten Namen gegeben hat, muss dem Gast doch nicht bange werden, dass er hier eine gastronomische Hölle erlebt. Das beweisen allein schon die Wertungen in den bekanntesten Restaurant-Ratgebern, unter denen der Guide Michelin bereits seit 2017 den begehrten Stern über dem Restaurant erstrahlen lässt und auch der Gault Millau mit nunmehr 16/20 Punkten, oder der Gusto mit 7/10 Punkten ein beachtenswertes Niveau der hier gebotenen Leistung sieht.
In zum Ort Timmendorfer
Geschrieben am 18.04.2022 2022-04-18| Aktualisiert am
19.04.2022
Besucht am 16.04.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 190 EUR
Wieder einmal war es Zeit für einen Besuch im schönen Leipzig und diese Gelegenheiten möchte ich natürlich auch immer gerne dafür nutzen, um auch kulinarisch wieder etwas Neues mit nach Hause nehmen zu können. Schon seit langer Zeit besitzt dabei das Restaurant "C'est la Vie" in der Nähe der bekannten Thomaskirche einen festen Platz ganz oben auf meiner "To-do-Liste" für die Leipziger Gastronomie. Doch immer wieder scheiterten die Reservierungsversuche daran, dass zu den Zeiten meines Besuches (meist Feiertage) das Restaurant ebenfalls Ruhetage eingelegt hatte. Doch an diesen Ostersamstag ergab sich nun endlich die Möglichkeit, um die lang gesteigerte Neugier auf die hier gelebte Kulinarik stillen zu können.
Dass es gerade in diesem Jahr zu diesem Moment kommt, stellt sich dabei sogar als noch besseren Zeitpunkt heraus. Dies liegt daran, dass seit September vergangenen Jahres mit David Mahn ein Koch für die Position des Küchenchefs gewonnen werden konnte, der bereits auf eine beachtliche und vor allem hochrangige gastronomische Vita zurückblicken kann. Ausgehend von der Ausbildung in der berühmten "Schwarzwaldstube" des Hotels Traube Tonbach, wo er interessanterweise sogar im Bereich der Patisserie beim bekannten Pierre Lingelser viel Expertise erworben hat, führten ihn seine Wege über die "Villa Joya" in Portugal über das "Ammolite" im Europapark Rust in weitere renommierte Orte der Sterne-Gastronomie. Sein Können als Patissier stellte er dabei auch bei internationalen Wettbewerben heraus und wurde sogar bereits mit dem zweiten Platz bei der Wahl zum "Patissier des Jahres" geehrt.
Nie zuvor schien also die Aussicht auf ein wahrlich erinnerungswürdiges Menü im "C'est la Vie" größer gewesen zu sein, denn sicherlich hegt David Mahn auch heute noch klare Ansprüche im Hinblick auf die begehrten Sterne des "Guide Michelin".
Der Name des Restaurants gibt bereits einen unmissverständlichen Hinweis darauf, welche kulinarische Ausrichtung man zu erwarten hat. Die weltberühmte französische Art der Küche und Gastronomie soll hier in den Westen Sachsens transportiert werden. Im "C'est la Vie" geht dies, logischerweise könnte man sagen, mit einer großen Wertschätzung und einem großen Engagement im Bereich der edlen Tropfen einher. Kulinarisch äußert sich diese klassische französische Küche bereits mit den in dieser Sprache gehaltenen Namen der Gerichte auf der Speisekarte. Bekannte Produkte wie Schnecken, Fois Gras oder auch Fische der französischen Küsten werden dieser Ausrichtung ebenso gerecht wie das Hervorheben der unzähligen klassischen Saucen. Das Konzept hier scheint angesichts dessen klar: "Ein kleines Stück Frankreich in Leipzig" hat sich das Restaurant wohl auf die Fahnen geschrieben.
Trotz dessen versucht David Mahn dabei nach eigenem Bekunden, Regionalität und Saisonalität nicht aus den Augen zu verlieren und die altehrwürdigen Rezepte mit modernen Bestandteilen aufzulockern und aufzuwerten.
Für mich ist das auf jeden Fall eine Küche, die viel Potential für hohen Genuss und Qualität beinhaltet, selbst wenn ich persönlich eher keine Passion zur Welt der Weine besitze. Doch das würde meiner Vorfreude mit Sicherheit keinen Abbruch tun. Außenansicht.
Im Hinblick auf das Ambiente zeigt sich das Restaurant im Erdgeschoss des cremefarbenen Stadthauses mit den braunen Fensterrahmen von außen sehr unauffällig, glänzt im Innenbereich für mein Empfinden aber dafür umso mehr mit seinem sehr edlen Interieur. Innenansicht.
Oben genannte Farben sind es dann auch, die die Wände prägen. Eine schlüssige Wahl, die die Eleganz von Weiß und Beige mit der Eleganz des hier geehrten Weines verbindet. Statt einer Bar wird dem Gast durch die offene Küche ermöglicht, dem Team beim Zubereiten und Anrichten ihrer Haute Cuisine zuschauen zu können.
Eine weitere Besonderheit stellten für mich auch die gepolsterten, hochwertigen Sessel dar, die über den gesamten Abend stets für angenehmes Sitzen sorgten und das edle Ambiente mit ihrem Edelmetallglanz unterstützten. Weiteres, mit Weinflaschen, -gläsern und Informationen zu französischen Weingebieten bestücktes Mobiliar füllt sonstige Lücken des Gastraumes trefflich aus. Der Verzicht auf die sonst häufig in französischen Gourmet-Restaurants anzutreffenden, schweren Tischdecken ist für mich im Sinne einer lockeren Atmosphäre ebenfalls positiv zu erwähnen.
Selbst die sanitären Räume entbehren jeglicher Belanglosigkeit. Sie sind komplett in Schwarz gehalten und damit ein interessanter Kontrast zum hellen Gastraum, wie Tag zu Nacht. Selbst Handtücher und sogar das Toilettenpapier scheren aus diesem farblichen Thema nicht aus, was mir vor allem bei letztgenannten bisher noch nie begegnet ist. ;-) "B(l)ack in Black" - Die Sanitärräume, sogar inklusive Papier, komplett in Schwarz gehalten.
So haben sogar diese Räumlichkeiten, neben der hygienisch ansehnlicheren Wirkung des Schwarz sogar noch eine gewisse Ästhetik.
Insgesamt versetzt die Einrichtung für mich den Gast durchaus in eine prunkvollere Atmosphäre, wie in der Gastronomie von Paris.
Für den Service am Gast waren an diesem Samstag-Abend 4 Damen zuständig, die uns abwechselnd und auch im Team bewirteten. Allesamt sorgten sie mit ihrer herzlichen Kommunikativität, ihrer Aufmerksamkeit und ihrem versierten Wissen in großem Maße dazu, dass wir uns über diesen gesamten Abend hinweg rundum wohl fühlten.
Sehr erfreut war ich persönlich auch darüber, dass dem Gast bei der Menüwahl vollkommene Freiheit bei der Auswahl der zu diesen gehörigen Gängen gewährt wird. So konnte ich auch meine besondere Vorliebe, statt des Desserts einen weiteren herzhaften Zwischengang in meine Wahl zu integrieren, sogar ohne Sonderwunsch bedienen. ;-)
Die Speisekarte des "C'est la Vie" bietet seine französische Welt der Genüsse in Form von drei verschiedenen Menüs an, welche in einem Umfang von 4 bis 7 Gängen zu einem Preis von aktuell 70 bis 115 € geordert werden können. Zwei der Drei Menüs
Zwei Omnivore Menüs mit den wohlklingenden Namen "Amelie" und "Gérard" unterscheiden sich dabei zwar in den einzelnen Gängen, ohne sich dabei aber jeweils eine charakteristische Linie zu verfolgen. In beiden finden sich feine Produkte aus dem Meer und vom Land in gleichen Verhältnissen. Lediglich das Menü "Vegetarian" macht natürlich seinem Namen alle Ehre.
Wenn schon zwei Menüs zur Auswahl sind, so entschieden wir uns auch jeweils zu einem der beiden, um somit eine noch größere Bandbreite des kulinarischen Repertoires ausprobieren zu können. Ganz entgegen der scheinbaren Vorprogrammierung entschied ich mich dabei aber für das Menü "Amelie", dessen Gänge meinen Appetit noch mehr ansprachen, als es die jedoch ebenfalls sehr gut klingenden Speisen des "männlichen Menüs" taten. Meine weibliche Begleitung entschied sich hingegen für dieses besagte Menü „Gérard“.
Die gleiche Wahl trafen wir dabei jedoch hinsichtlich des Umfanges, der sich an diesem Abend für uns auf 4 Gänge beschränken sollte. Wie bereits oben erwähnt, freute ich mich dabei sehr, dass ich aus meinem Menü das Dessert durch einen weiteren Zwischengang ersetzen konnte, der meine kulinarische Neugier wesentlich mehr erregte.
Als kulinarische Begrüßung erreichten uns sogleich zwei Aperos in Form eines Tapiokachips mit Oktopus, Olive, Tomatenmayonnaise, sowie einer Löffel-Degustation mit Ochsenbäckchen und Blumenkohl in Texturen (gepickelt und als Creme). Aperos: Tapiokachip mit Oktopus, Olive, Tomatenmayonnaise - Ochsenbäckchen mit Blumenkohl in Texturen (gepickelt und als Creme)
Das Oktopus-Häppchen gefiel bereits durch sein Spiel in Sachen Haptik, da der Kopffüßer mit perfekter, zarter Textur den Crunch des Chips kontrastierte. Die Creme vervollständigte mit Geschmeidigkeit das Mundgefühl. Geschmacklich dominierte die Olive, doch auch der Oktopus konnte dabei noch eine kleine Rolle einnehmen. Lediglich von der Tomaten-Mayonnaise hätte ich mir noch mehr Intensität gewünscht, denn sie ging für mich komplett unter, hätte das Ganze aber wirklich perfekt abgerundet.
Der Löffel-Apero setzte geschmacklich dann noch einmal eine Schippe drauf. Nicht nur war der wunderbar mürbe Würfel mit der tollen Sauce bereits eine starke Ladung Umami, sondern tatsächlich konnte sich auch der Blumenkohl dabei entfalten. Auch vom Mundgefühl her wurde wieder an alles gedacht, denn das kleine Blumenkohlröschen war schön knackig, die Creme geschmeidig.
Als weiteres kleines "Mise en bouche" erreichte uns zur Überbrückung bis zum Menü-Beginn dann eine „Falsche Auster“: Perle aus Fenchelcreme mit Gurken-Apfelsud und kleinen Apfel-Brunoise Mise en bouche: „Falsche Auster“ - Perle aus Fenchelcreme mit Gurken-Apfelsud und kleinen Apfel-Brunoise.
Dieser Appetizer konnte bei dem Zweierlei zu Beginn leider nicht mithalten. Das lag einzig daran, dass die Fenchelcreme aromatisch blass blieb und sich somit am Gaumen nur, wenn auch klar herausgearbeitet, die Gurke geschmacklich hervortat. Die Apfelwürfelchen sorgten mit Biss zwar erneut für textuelle Abwechslung, konnten die Eindimensionalität der Gurke aber auch nicht bereichern. Auch an dieser Stelle spoilere ich aber gerne, dass diese Kleinigkeit die einzige Speise des Abends sein sollte, die mich nicht voll und ganz überzeugte.
Fehlen durfte beim kulinarischen Einklang in den Abend natürlich auch Brot und Butter nicht. Von einer gebotenen Auswahl aus verschiedener Miniatur-Brötchen (u.a. auch Roggenbrötchen mit Saaten und eine mediterrane Variante mit getrockneten Tomaten), aus denen ich, dem französischen Motto des Abends folgend, ein Brioche-Brötchen wählte Mini-Brioche-Brötchen.
Dieses überzeugte mit der typischen soften Textur und sogar leicht buttrigem Aroma.
Natürlich gab es auch bei der Butter eine abwechslungsreiche Variation mit einem Dreierlei aus Tomaten-, Meersalz und Bärlauch-Butter. Dreierlei Butter: Tomaten-, Meersalz und Bärlauch-Butter.
Auch hier wurden die geschmacklichen Erwartungen in der Vielfalt voll erfüllt und damit schon der optischen Schönheit der perfekten Nocken gerecht. So hatte die Tomaten-Butter eine leichte Säure, die Salzbutter genau die richtige Salzigkeit und die Bärlauch-Butter gefiel mit dem typischen Kräuter-Aroma.
Nach dieser bereits gelungenen Aufwärmung der Geschmacksknospen erreichte mich nun der erste Gang meiner Menüfolge mit "Terrine de foie gras de canard au cacao", also einer "Terrine der Entenleber mit Kakao, roter Portweinfeige und gerösteter Macadamianuss". "Terrine de foie gras de canard au cacao" - Terrine der Entenleber mit Kakao, rote Portweinfeige und geröstete Macadamianuss.
Erneut zeigte sich schon allein von der Optik der handwerkliche Anspruch, der hier in der Küche herrscht. Unter der wieder perfekt geformten Nocke von Portweinfeigen-Eis präsentierte sich die Stopfleber als ein marmoriertes Mosaik mit Kakaopulver, welches mit einem Kakaokrokant-Chip gekrönt wurde. Zu diesem gesellte sich die Portweinfeige noch als marinierte Stückchen und als Cremetupfern. Abgerundet wurde der Teller von jeweils drei Würfel getoasteter Brioche und Macadamia-Hälften.
Doch wie schon zuvor steckte hinter der Optik erneut auch ebenso viel geschmackliche Wonne. Die Leber, wie Butter schön zu schneiden, schmolz wie feine Schokolade auf der Zunge und gefiel dabei zugleich mit charakteristisch herbem Lebergeschmack, der eine bekannt gute Symbiose mit dem herben Kakao einging. Dies eröffnete den Portweinfeigen genau die richtige Bühne für ihre Rolle als süßlicher Konterpart, der mit weiterem Temperatur- und Texturkontrast verbunden wurde. Für Knack und Biss sorgten schließlich die krossen Briochewürfel und Macadamiahälften die mit ihrer nussigen Süßlichkeit eine weitere spannende Facette lieferten. Besser kann man diesen klassischen Kontrast um die Fois Gras für mich kaum servieren und das war damit auch ein wahrlich bärenstarker Auftakt.
Mit der zweiten Vorspeise ging es bei mir nun mit dem flüssigen Löffelgenuss einer "Essence de safran" weiter, welche also eine "Safranessenz mit fermentierter Steckrübe, gedünstete Muscheln und marinierten Passepierre Algen" umfasste. Einlage für "Essence de safran" - Safranessenz mit fermentierter Steckrübe, gedünstete Muscheln und marinierten Passepierre Algen. "Essence de safran" - Safranessenz mit fermentierter Steckrübe, gedünstete Muscheln und marinierten Passepierre Algen.
Wieder wurden die angekündigten Aromen bereits auf dem ersten Löffel voll geliefert. Dabei eröffnete der, mal wieder, wunderschöne klare Sud mit seiner goldigen Farbe, welcher zur Einlage aus Streifen fermentierter Steckrübe, Miesmuscheln, Passepierre-Algen und kleinen Tupfern einer Mayonnaise mit grünem Pfeffer angegossen wurde, geschmacklich eine Anlehnung an eine Bouillabaise. Deutlich war diesem ein Muschelaroma zu entnehmen, der vom ebenso klar wahrnehmbaren Safran umspielt wurde. Auch die kleinen Muscheln überzeugten mit Fleischigkeit und Biss.
Da musste wirklich jeder kleinste Resttropfen noch mit dem Löffel aus dem Suppenteller gefischt werden.
Im gewählten Umfang des Menüs "Gérard" meiner Begleitung startete damit nun ebenfalls die kulinarische Reise nach Frankreich mit „Velouté d‘artichauts - Artischockencremesuppe mit Weinbergschnecke, Salzzitrone und knusprige Kapern“. „Velouté d‘artichauts“ - Artischockencremesuppe mit Weinbergschnecke, ?Salzzitrone und knusprige Kapern.
Auch sie überzeugte ihre Suppe mit einem klaren und kräftigen Artischocken-Geschmack. Eine überraschende leichte Süße stellten dem die knusprigen Kapern entgegen, die mit der Salzzitrone noch für die Portion Säure und Salzigkeit sorgten. Die Schnecke war dabei wirklich nur ein haptisch festerer Teil, der jedoch keinen tragenden geschmacklichen Part einnahm.
Wie erwähnt ging es nun bei mir mit einem zusätzlichen Zwischengang weiter, bevor der Hauptgang mein persönliches Menü abschließen sollte. Den Aufpreis von 5 € extra bezahlte ich dabei gerne angesichts des angekündigten "Homard", sprich eines "sanft gegarten Hummers mit fruchtigem Olivenölsud, würziger Datteltomate, Thymian und Pomelo". "Homard" - Sanft gegarter Hummer mit fruchtigem Olivenölsud, würzige Datteltomate, Thymian und Pomelo.
Schon die Tomaten allein begeisterten mich mit einem intensiven Aroma, wie man es sonst ja wirklich eher selten antrifft. Eine interessante Würze, die sich mit der nicht zu bitteren und dabei trotzdem passend säuerlichen Pomelo perfekt verband. Bei dieser Kombination spielten dabei sogar die kleinen Tupfer von Thymian-Mayonnaise, mit denen die Tomaten gefüllt waren, eine wichtige Rolle als cremiger und gehaltvoller Booster. Zusammen mit dem geschmeidigen Olivenöl-Thymian-Sud bereitete das so eine fruchtig-säuerlich-mediterrane Bühne, auf der die perfekt knackigen Stücke vom ausgelösten Hummerschwanz grandios präsentiert wurden. Das letzte Quäntchen Freude kam dann noch danke des Knuspers der feinen Brotchips dazu.
Der zweite Gang der anderen Menü-Variante nannte sich schlicht „Sandre“ und umfasste somit „Gebratenen Zander an süß-saurem Rotkohl, Meerrettichschaum und Tamarillo „Sandre“ -Gebratener Zander an süß-saurem Rotkohl, Meerrettichschaum und Tamarillo.
Die Tranche vom Zander offenbarte mit knuspriger Haut und saftigen Fleisch abermals das handwerkliche Können des Küchenteams. Der ungewöhnliche Dreiklang von Fisch, Rotkohl und Meerrettich überzeugte meine Begleitung dabei voll und ganz. Dabei blieb der Meerrettich für sie erfreulich mild, während der Rotkohl schön aromatisch war. Gerade die Gelee-Nocke von der Tamarillo steuerte eine erneute passende Portion frischer Säure bei.
In der nächsten Runde stand nun auch mein Hauptgang an, der auch buchstäblich der krönende Abschluss meines Menüs sein sollte. Dieser widmete sich dabei dem "Faisan" und präsentiertes dieses edle Geflügel als "Duett vom Fasan, Calvadosglace und Speckschaum, glasierte Schwarzwurzel und Schmorapfel mit Salbei". „Faisan" - Duett vom Fasan, Calvadosglace und Speckschaum, glasierte Schwarzwurzel und Schmorapfel mit Salbei.
Ich möchte hier gleich mit den Highlights beginnen, denn das waren für mich auch gleichzeitig die beiden kräftigsten Akteure des Tellers. So versprühten sowohl das mürbe, zum Quader geformte Keulenfleisch des Fasans, als auch die Melange aus Calvadosglace und Speckschaum eine Intensität, die die Umami-Rezeptoren wahrlich bis zum Anschlag positiv reizten. Das war schon von Natur aus so suchterregend, wie es die Lebensmittelindustrie sonst nur mit ihren unzähligen Geschmacksverstärkern im Junk-Food schafft. ;)
Doch auch die Tranchen der Brust des Geflügels erfreuten den Gaumen mit zarter, saftiger Textur und waren zudem ebenfalls genau richtig mit ein paar groben Salzflocken gewürzt.
In diesem Reigen der eher zarten Texturen schaffte es das Küchenteam, gerade mit den kleinen, glasierten Streifen der Schwarzwurzel eine optimal knackige Abwechslung zu liefern, die vom Crunch der Brotchips noch unterstützt wurde. Als Püree ergänzte die Schwarzwurzel das gesamte Gericht zudem noch um eine leichte, cremige Fülle.
Den Part des Apfels hätte ich noch nicht einmal in dieser kulinarischen Freude benötigt und trotzdem füllte er mit seiner fruchtigen Frische noch die letzte Ecke dieses rundum perfekten Abschlusses meines persönlichen Menüs aus. Genau diesen Moment liebe ich, wenn man dann voller Glücksgefühle einfach in die Lehne seines bequemen Sessels fällt.
Optimal von Küche und Service getimt, gab es nun auch für meine Begleitung den Hauptgang ihrer Menüwahl, der sich rund um das „Veau“, also einer „Trilogie vom Kalb an Röstzwiebelsauce, Petersilienwurzel und Trompetenpilze“, drehte. „Veau“ - Trilogie vom Kalb an Röstzwiebelsauce, Petersilienwurzel und Trompetenpilze
Auch sie überzeugte ihr Dreiklang vom Kalb zu 100%. Erneut lag das vor allem in der herzhaften Intensität der Komposition begründet. Das dabei mit solch salzigen Spitzen nicht gespart wurde, begeisterte ja schon mich bei meinem Hauptgang, wobei dabei zu betonen ist, dass ein Versalzen dabei in keinem Fall vorlag, war es doch in den meisten Komponenten stets eine natürliche, konzentrierte Geschmacksintensität. Für sie fügte dabei gerade der Petersilienschaum aber auch die Petersilienwurzelcreme noch die weiteren Nuancen hinzu, die ihren Teller sowohl abrundeten, als auch eine besondere Note verliehen.
Zum Schluss meiner Menüfolge musste dann aber auch ich nicht vollkommen auf den kleinen Insulin-Peak verzichten, da uns das Küchenteam kulinarisch noch ein Pre-Dessert servierte, welches sich aus einem Sanddornsorbet auf Gelee von Muscovado-Zucker mit Orangencreme, Sanddornbeeren und Schoko-Zweig zusammensetzte. Pre-Dessert - Sanddornsorbet auf Gelee von Muscovado-Zucker mit Orangencreme, Sanddornbeeren und Schoko-Zweig.
Wir waren uns dabei beide einig, dass diese Kleinigkeiten vor allem durch die erneut perfekte Balance aus kühler Säure, dezenter Bitternoten und Süße absolute Frische im Gaumen versprühte, die man mit dem Schokoknusper haptisch noch abrunden konnte. Immer wieder toll, wenn auch diese Kleinigkeiten doch so diffizil daherkommen und somit positiv überraschen.
Meine Begleitung war mit ihrem süßen Reigen da auch noch nicht am Ende und durfte sich folglich noch diesem Hauptdessert widmen: „Perle de sucre“, eine „Kreolische Zuckerperle an Kokosschaum, Ragout exotischer Früchte und Guavensorbet“. „Perle de sucre“ Kreolische Zuckerperle an Kokosschaum, Ragout exotischer Früchte und Guavensorbet.
„Ein wunderbarer Ausflug in die Karibik“ - dass waren die Worte, die für mein Gegenüber ihren Genuss prägnant zusammenfassten. Schon der Anblick dieses Kunstwerk verdeutlichte das Talent, das Küchenchef David Mahn in seiner Vita im Bereich Patisserie ja bereits bewiesen hat. Aber ich wiederhole mich auch zum Ende der Beschreibung unserer Gänge gern noch einmal: dieser Optik wurde der Geschmack erneut mehr als gerecht. Das süße Zentrum bildete natürlich die filigrane Zuckerkuppel, die mit einem fluffigen Kokosschaum gefüllt war. Doch das war nur die Krone für das darunterliegende Guavensorbet, welches selbst noch einmal auf einem Baba-au-Rhum-Teig sitzen durfte. So wurde schon in diesem Gebilde ein Gleichgewicht aus Temperaturen und Texturen geschaffen, die jede „Eisvariation„ oder jedes „Schokoküchlein“ als Dessert in den Schatten stellten. Der geschmackliche Kreis blieb aber in der Gesamtheit erneut nicht ungeschlossen, präsentierte sich das fruchtige Potpourri aus feinen Würfeln von u.a. Apfel, Kiwi, Granatapfel und auch Ananas doch betont säuerlich und konterkarierte damit das süße Kunstwerk.
Da ich während des Abends mal wieder mit meiner kulinarischen Begeisterung im Austausch mit dem Serviceteam nicht hinter dem Berg halten konnte, durften wir uns am Ende sogar über einen persönlichen, abschließenden Plausch mit dem sympathischen, bodenständig-zurückhaltend daherkommenden David Mahn an unserem Tisch freuen, der dies auch gleich mit dem Servieren der Petit-Fours-Trilogie mit einem klassisch, saftigen Canele, einem frischen Zitrus-Macaron mit belebender Minze und einer knusprigen Schoko-Praline mit Schokocreme-Füllung verband. Petit Fours - Canele ; Zitrus-Macaron mit Minze; Schoko-Praline.
Interessante Worte wechselten wir hier z.B. zu dem nicht nur mich verwundernden Ausbleiben der Sternewürdigung im roten Guide dieses Jahres. Dies hing wohl laut Rücksprache mit dem Michelin sogar weniger mit der aktuellen Leistung, sondern vielmehr mit der Tatsache zusammen, dass David Mahn eben erst seit September 2021 im „C‘est la Vie“ sein Niveau zeigen konnte. „Dran bleiben und so weitermachen“ war natürlich auch die Devise, die ich ihm und dem gesamten Team zum Abschied wünschte und gleichzeitig mit dem ehrlichen und verdienten Lob für diese tolle Leistung und den wunderbaren Abend verband.
Mit diesem Abschluss verließen wir nach fast 4 Stunden kulinarisch freudig beschwingt wieder den Gastraum des "C'est la Vie" und das lag bei uns definitiv nicht an übermäßigem Weingenuss. ;-)
David Mahn und sein Küchenteam haben es nämlich bereits rein kulinarisch geschafft, uns rundum zu überzeugen und sogar zu begeistern. Alle Gänge setzten sich dabei bei mir persönlich mit den klaren und intensiven Aromen ebenso ins Gedächtnis wie mit der guten Produktqualität und genau richtig getroffenen geschmacklichen und haptischen Balance.
Angesichts dessen hätte ich persönlich, wie bereits erwähnt, es dem Team des "C'est la Vie" schon in diesem Jahr absolut gegönnt, sich eine Plakette mit dem roten Macaron an die Restaurantfassade hängen zu dürfen. Das hat, wie im vergangenen März gesehen, leider für 2022 noch nicht geklappt. Behält man das uns gezeigte Niveau konstant bei, dann würde es im nächsten Jahr noch unverständlicher erscheinen, dass das Restaurant nach dem "FRIEDA" nicht noch einen weiteren neuen kulinarischen Stern über Sachsens größter Stadt aufgehen lässt.
Diesen kulinarischen Freuden konnte aber ausdrücklich auch das Serviceteam einen würdigen Rahmen mit seiner Aufmerksamkeit, freundlichen Zugewandtheit und Versiertheit bieten.
Den Gesamteindruck komplettierte das dem Motto des Restaurants ebenbürtige edle und elegante Ambiente wie erläutert ebenfalls sehr gut.
Schon allein aus den Erinnerungen, die jetzt durch das Schreiben dieses Beitrags wieder die Eindrücke des Abends aufleben lassen, ist es wirklich keine übertriebene Beschönigung, wenn hier für mich in allen Bereichen nur höchste Punktzahlen die gebotene Leistung ansprechend beziffern. Das war wahrlich ein „C‘est la BONNE Vie“ in diesem Restaurant.
Wieder einmal war es Zeit für einen Besuch im schönen Leipzig und diese Gelegenheiten möchte ich natürlich auch immer gerne dafür nutzen, um auch kulinarisch wieder etwas Neues mit nach Hause nehmen zu können. Schon seit langer Zeit besitzt dabei das Restaurant "C'est la Vie" in der Nähe der bekannten Thomaskirche einen festen Platz ganz oben auf meiner "To-do-Liste" für die Leipziger Gastronomie. Doch immer wieder scheiterten die Reservierungsversuche daran, dass zu den Zeiten meines Besuches (meist Feiertage) das Restaurant... mehr lesen
C’est la vie
C’est la vie€-€€€Restaurant0341 97501210Zentralstraße 7, 04109 Leipzig
5.0 stars -
"Französische "Haute Cuisine" in Leipzig: Ein heißer Anwärter auf den nächsten Michelin-Stern, der für mich schon jetzt mehr als verdient wäre." NoTeaForMeWieder einmal war es Zeit für einen Besuch im schönen Leipzig und diese Gelegenheiten möchte ich natürlich auch immer gerne dafür nutzen, um auch kulinarisch wieder etwas Neues mit nach Hause nehmen zu können. Schon seit langer Zeit besitzt dabei das Restaurant "C'est la Vie" in der Nähe der bekannten Thomaskirche einen festen Platz ganz oben auf meiner "To-do-Liste" für die Leipziger Gastronomie. Doch immer wieder scheiterten die Reservierungsversuche daran, dass zu den Zeiten meines Besuches (meist Feiertage) das Restaurant
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Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten, zu dem natürlich auch ein kulinarischer Flügel gehört. Das Restaurant "Nord" habe ich dabei selbst bereits zweimal besucht, wobei mich die Anfänge mit dem Versuch einer gehobeneren Gastronomie durchaus erfreut hatten, während sich beim zweiten Versuch das Konzept schon wieder in Richtung einer einfacheren und schnelleren Küche für die Touristen gewandelt hatte. Seit langer Zeit wurde das Restaurant nun komplett aufgegeben und bisher ist eine Wiederbelebung auch nicht in Sicht.
Neben diesem Restaurant gewährte parallel das nach der im 16. Jahrhundert lebenden, einflussreichen Bürgermeister-Tochter und Äbtissin Adelheid Brömse benannte Café "Fräulein Brömse" hoch oben über dem Gewölbe auf dem Burgplatz allen Gästen eine Einkehrmöglichkeit, welche nur kurz ein Heiß- oder Kaltgetränk bzw. eine Kleinigkeit aus der Backstube oder Konditorei zu sich nehmen wollten. Doch auch das Café "Fräulein Brömse" konnte wohl nicht wie erhofft einschlagen und sah sich im Oktober 2020 zudem der immer schwieriger werdenden Corona-Situation gegenüberstehen, was in selbigem Monat auch leider zur Schließung führte.
Im Gegensatz zum Restaurant "Nord" begann das Herz des Cafes dank eines engagierten Teams jedoch Anfang Mai 2021 mit sich entspannender Pandemie-Lage wieder zu schlagen. Seither trifft es dabei mit seinen hausgemachten und zwischen Tradition und Kreativität changierenden Produkten aus Backkunst und Patisserie auf eine ansprechende Resonanz, die es auch die vielen schwierigen Phasen der Corona-Pandemie hat überstehen lassen.
Wie gesagt befindet sich das Café hoch oben auf den Burganlagen direkt über den Gewölben, in welchen das "Hansemuseum" untergebracht ist. Eine Handvoll Stufen geht es zur in schönem farblichen Kontrast zu den roten Ziegeln gestrichenen, grünen Tür hinauf, hinter der sich folgender Innenraum eröffnet:
Einen großen und auch zentralen Teil nimmt natürlich die Theke in Anspruch, die dem Gast nach dem Eingang auf der rechten Seite gleich das mehr als ansehnliche Repertoire an Feingebäck, Kuchen und Torten in einer großen Glasvitrine präsentiert, die von dunkler Holzoptik eingerahmt ist.
Daran schließen sich in Verlängerung des Eingangs und rechts nach der Theke zwei kleine Gasträume an.
Zunächst fällt auf, dass man die Wände renoviert und verputzt hat. Dies steht auf jeden Fall im Gegensatz zur roten Backsteinoptik des Burggebäudes und gleicht das Interieur somit eher einem modernen Café an. Eine schön floral verzierte Tapete in dem einen und eine rote Tapete im Raum rechts nach der Theke unterstreichen die moderne Aufwertung und somit auch die Wärme der Atmosphäre in den sonst doch eher „kalten“ alten Gemäuern. Tische und Stühle sind von der schlichteren Sorte und zum Teil auch bereits etwas angehauen, aber sorgten für mich trotzdem für ausreichend Komfort.
Ein paar getrocknete Pflanzen-Gestecke auf den Tischen und bepflanzte Töpfe in den Räumen und auf den Fensterbänken sorgen für belebende Dekoration. Der typisch geflieste Boden im Eingangsbereich bzw. alte Holz-Böden in den beiden Gasträumen verdeutlichen hingegen nochmal, dass dieses Haus bereits einige Jahrhunderte auf dem Buckel hat, wobei auch hier Teppiche einen insgesamt wärmeren Eindruck vermitteln soll.
Noch mehr Sitzplätze gewährt aber natürlich der Platz auf dem Burggebiet vor dem Café, auf etwa zwei Handvoll Tischpartien unter den Schattenspendenden alten Bäumen aufgestellt wurden.
Hier sorgt auch ein Spielplatz dafür, dass alle Mitglieder von Familien eine entspannte Zeit verbringen können.
Als ich zur späten Mittagszeit also meinen ersten Besuch im "Fräulein Brömse" begann, wurde ich an der Theke sogleich von einer jungen Dame begrüßt, welche sich zu dieser Zeit zusammen mit noch einer weiteren jungen Frau und einem jungen Herrn um das Wohl der Gäste kümmerte. Freundlich zeigte sie mir einen freien Tisch und versorgte mich mit der auf einem kleinen Klemmbrett in laminierten Blättern eingefassten Speisekarte. Alle 3 versprühten eine etwas schüchterne, aber dadurch auch beruhigend und entspannend wirkende Freundlichkeit, was mir gefiel. Nach dem Servieren meiner Speise traf ich jedoch keinen der Mitarbeiter in dem Gastraum rechts nach der Theke an, sodass ich zur Bezahlung selber an ebenjene gehen musste. Hier wäre etwas mehr regelmäßige Aufmerksamkeit also durchaus noch wünschenswert gewesen.
Wie erwartet und in der Theke zu bestaunen, liegt hier natürlich ein großer Fokus auf Erzeugnissen aus dem Backofen oder der Konditorei und Patisserie. Das Angebot reicht dabei von Kuchen und Torten über Macarons bis hin zu neuartigen „Cakeballs“.
Ebenfalls typisch für ein Café, wird dem Gast hier auch die Möglichkeit geboten, mit einem Frühstück seinen Tag zwischen diesen beeindruckenden und geschichtsträchtigen Mauern, abgeschirmt von Rush Hour und Touristenmeilen zu beginnen. Dies ist bis 12:30 möglich.
All das ist aber ja eigentlich nicht die Art von Angebot, die mich normalerweise in die Gastronomie zieht. Doch auch für mich hält das Café "Fräulein Brömse" eine Sparte bereit, die als regelmäßig wechselndes, herzhaftes Tagesgericht im Mittagstisch ab 12:30 daherkommt und somit auch dem Mittagshunger potentieller Gäste etwas entgegensetzen soll.
Zur Zeit meines Besuches stand dabei eine Kürbissuppe für 5,8 € auf der Tageskarte, was natürlich auch sogleich Gegenstand meiner Bestellung werden sollte.
Nach ca. 10 Minuten wurde mir an meinem kleinen Tisch im Innenbereich der altehrwürdigen Gemäuer dann folgendes auf einer schönen runden Schiefertafel serviert.
Zu der angenehm temperierten Suppe, die nicht mehr heiß dampfte und somit gleich mit Genuss verköstigt werden konnte, gesellte sich ein natürlich hausgemachtes kleines Brötchen. Dieses war handlich bereits in kleine Scheiben zum Abbrechen geschnitten und hatte auch eine krosse Kruste. Leider war die ansonsten gut geporte Krume bereits kalt, was die Frische doch ein wenig schmälerte. Aber zum eindippen in die Suppe eignete es sich trotzdem sehr.
Die Suppe konnte mich hingegen sofort nach dem ersten Löffel vollkommen überzeugen. Das lag einerseits an einer einwandfreien sämigen Konsistenz, sowie natürlich auch an dem typisch süßlichen Kürbisgeschmack, der in toller Intensität meine Erwartungen traf. Dazu sorgten Kürbiskerne noch für etwas Knabber-Abwechslung und rundeten diesen Mittagstisch sehr gut ab.
Wäre das Brötchen also noch ofenfrisch und warm gewesen, hätte es die volle Punktzahl gegeben. Doch auch so empfand ich Hunger und Appetit als gut befriedigt.
Zusammengefasst lieferte mir das Café "Fräulein Brömse" also folgenden Ersteindruck:
Wie so häufig in der Lübecker Innenstadt anzutreffen, trägt natürlich auch hier auf dem Burgareal die weitreichende Geschichte des Ortes dazu bei, dass das Ambiente einzigartig und somit warmherzig statt modern und steril daherkommt. Das zeichnet die Atmosphäre positiv aus.
Einen ebenso guten Eindruck von zurückhaltender, ruhiger Freundlichkeit hinterließ auch das Personal und unterstrich damit die Gastfreundlichkeit und entspannende Atmosphäre des Ortes. Nur ein wenig mehr Umsicht bzw. regelmäßiges Schauen nach den Gästen in den beiden Räumen hätte zur vollen Punktzahl noch gefehlt.
In kulinarischer Hinsicht bereitete mir die Kürbissuppe aus dem aktuellen Mittagstisch echte Gaumenfreude, bei der eben nur die kalte Brötchenkrume ein betont kleines Manko des gesamten Gerichts verursachte.
Gegenüber dem aufgerufenen Preis von 5,8 € ergibt sich mit diesem Eindruck für mich aber trotzdem ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Mittagstisch.
All diese Punkte beweisen für mich klar, dass es für die Lübecker Café-Landschaft definitiv ein Verlust wäre, wenn das "Fräulein Brömse" in der jetzigen Form erneut schließen würde. Aber an Hand meiner Einschätzung der allgemeinen Beliebtheit, die sich auch durch diesen ersten persönlichen Eindruck bestätigte, sollte beim Gästezuspruch kein Anlass dazu existieren. Dabei bedarf es sicher noch nicht einmal der zahlreichen Touristen, die nach dem Museumsbesuch hier einkehren, denn das hier gebotene, kulinarische Niveau ist weit vom "einmal abgespeist und auf nimmer wiedersehen" vieler Touristen-Gastronomien entfernt.
Von mir gibt es deshalb eine klare Empfehlung.