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Wenn allerdings die Instanz in Sachen französischer Küche sich einem italienischen Menü widmet, darf man besonders gespannt sein.
Wie schon beim Wild-Menü, das wir Ende November genießen durften (Eindrücke hier: https://www.facebook.com/thomas.westermann.5/posts/3695829197164401), besticht auch dieses Mal erneut die hochwertige Aufmachung mit Flaschen und wiederverwendbaren Gläsern. Und auch diesmal gibt es zum Hauptgang eine Keramik-Auflaufforn, die allerdings angesichts der Fleischstücke hoffnungslos unterdimensioniert ist.
Die Komponenten
Das Menù Italia Grandiosa startet mit einem Apéritif in Form eines weißen Gewürzweins, der wahlweise warm oder kalt getrunken werden kann. Vincent Moissonnier empfiehlt, diesen mit Tonic oder Prosecco aufzugießen. Letzteren haben wir nicht, also nehmen wir Tonic und das ergänzt sich mit den leicht bitteren Noten sehr gut.
Weißer Gewürzwein
Mit einem Klassiker der italienischen Küche geht es los. Das Vitello Tonnato aus der Semmerrolle ist selbstverständlich rosa gegart. Die Thunfischsauce dazu deutlich leichter als üblich, die Garnitur mit Rucola, Pinienkernen, Thunfisch und Kapern nicht überladen. Keine Neuerfindung, aber eine ausgezeichnete Ausführung.
Vitello Tonnato
Es folgt eine klare Tomatenessenz, die lediglich einmal aufgekocht werden muss und dann mit Basilikum-Öl beträufelt wird. Der Geschmack ist prägnant und pikant.
Tomatenessenz mit Basilikum-Öl
Die Auberginen-Trouchia, eine Art Frittata, die ebenfalls kalt oder lauwarm gegessen werden kann, ist mit Taggiache Oliven, konfierten Tomaten und diversen Kräutern angereichert und von recht fluffiger Konsistenz. Gemeinsam mit dem klassischen Basilikum-Pesto als Dip ist das selbst für jemanden wie mich, der kein allzu großer Auberginen-Freund ist, eine köstliche Angelegenheit.
Auberginen-Trouchia und Pesto
Spaghetti alla Puttanesca sind ja ein durchaus bekanntes Gericht. Die Sauce nach Hurenart, so die wörtliche Übersetzung, wird vor allem mit Tomaten, Sardellen, Knoblauch, Kapern und Oliven zubereitet. In der Moissonnier-Version gibt es einen Parmesan-Polentataler und die Puttanesca dazu ist ein Ragout von Miesmuscheln, Crevetten, Jakobsmuscheln und Anchovis. Kapern, Schalotten, Pinienkerne sowie Kräuter und Gewürze runden dieses ungemein würzig aromatische Gericht ab. Sehr viel mediterraner kann es kaum werden.
Parmesan-Polenta mit Puttanesca
Ganz klassisch wird es mit dem Ossobucco. Die opulenten Fleischstücke werden in einer wunderbar intensiven Sauce erwärmt, die neben dem typischen Schmorgemüse auch mit Steinpilzen, Oliven und Trüffelsaft angereichert ist. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce vorbildlich.
Auch ohne Beilage wäre das bereits ein höchst befriedigender Gang gewesen, aber Moissonnier wäre nicht Moissonnier und Eric Menchon nicht Eric Menchon, wenn es nicht auch hierzu noch ein eigenständiges Gericht gäbe. Ein Risotto mit Radicchio soll es sein.
Dabei ist Risotto normalerweise schon bei der frischen Zubereitung eine heikle Angelegenheit. Können doch wenige Momente darüber entscheiden, ob der Reis zu weich oder die ganze Angelegenheit zu einem trockenem Klumpen gerät. Ausgerechnet das dann als Take Away-Gericht anzubieten, ist also schon recht mutig.
Aber hier funktioniert das ganz prächtig. In einem Geflügelfond wird der vorgekochte Reis warm gerührt und anschließend mit Gorgonzala cremig abgeschmeckt.
Beide Komponenten, Fleisch und Risotto, sind zwar rustikal, aber halt auch köstlich. Der Sättigungsgrad ist anschließend allerdings am Anschlag.
Ossobucco & Risotto di Radicchio Castelfranco e Gorgonzola
Käse gibt es auch – und was bietet sich mehr an als ein Parmesan? Dieser hier stammt, wie alle Käse, die es im „Le Moissonnier“ gibt, von der Käse-Instanz Maître Affineur Bernard Antony aus dem Elsass. Kaum ein Restaurant von Weltruf, das seinen Käse nicht von ihm bezieht. Dieser Parmigiano ist mindestens 36 Monate alt und mit einem Schuss altem Balsamico eine nette Knabberei.
Parmigiano Reggiano Vacche Rosse Stagionata DOP
Als Dessert hat Eric Menchon eine Zuppa Inglese vorbereitet. Auf lockerem Biskuit findet sich eine ungemein leckere Vanille Creme mit einem Hauch Amaretto. Dazu gibt es einen Cantuccini, der genau die richtige Konsistenz zwischen weich und hart aufweist.
Zuppa Inglese
Wie im Restaurant gibt es dieses Mal auch die bekannten Petit Fours, also den legendären Orangen-Lolly, der mir persönlich immer etwas zu süß ist, Karamellbonbons und einen Marshmellow.
Petit Fours
Bei den begleitenden Weinen bleiben wir ausnahmsweise deutsch, was allerdings vor allem der Tatsache zu verdanken ist, dass sich so gut wie keine italienischen Weine in unserem Weinkeller finden. Aber auch der Weißburgunder von Van Volxem und der Merlot vom Pfälzer Weingut Borell-Diehl machen eine gute Figur zum Essen.
Die Weine
Das „Le Moissonnier“ kann also auch italienisch. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man um den Qualitätsanspruch und das Können des Duos Moissonnier / Menchon weiß. Aber in wecher Konsequenz man die italo-typische Aromatik in die Gerichte gebracht hat, ist schon beeindruckend. Köstlich sowieso. Selten traf das Motto „Savoir Vivre trifft auf Dolce Vita“ so zu wie hier.
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/le-moissonnier-koeln-4/