Geschrieben am 06.04.2023 2023-04-06| Aktualisiert am
07.04.2023
Besucht am 04.04.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 8 EUR
Anfang 2023 erfreute die Lübecker Altstadt meinen kulinarischen Entdeckergeist einmal wieder mit einer Neueröffnung. Als ich jedoch den Namen "Das Köstlich" las, kam mir dieser von meinen Ausflügen an die "Dependance" der Hansestadt an der Ostseeküste, dem bekannten Travemünde, doch sehr bekannt vor. Schon seit langer Zeit hat sich dort eben jenes Lokal einen guten Namen als Geheimtipp der lokalen Gastronomie gemacht, der sich nicht direkt an der Touristenmeile entlang der Küstenzeile befindet. Auch ich kehrte bereits in das damals noch ganz kleine Bistro zwischen Bahnhof und Strand ein und konnte meine doch positiven Eindrücke auch hier als kleinen Bericht Kund tun.
Schon Anfang 2022 gab es vom "Köstlich" Neuigkeiten zu vermelden. Diese betrafen eine deutliche Vergrößerung des Innenraumangebotes durch einen Umzug in frei gewordene Räumlichkeiten im "Atlantic Hotel", wodurch sich das Restaurant nun also ebenfalls am üblichen Strom der Touristen befindet.
Dieser Umzug scheint dem Zuspruch wohl keinen Schaden zugefügt zu haben. Im Gegenteil ermöglichte er den Betreibern selbst in Zeiten der Inflation, sich sogar noch weiter zu vergrößern. So verkündete man im November 2022 stolz, dass man auch den Großteil der Lübecker Bevölkerung in der eigentlichen Kernstadt an der Trave von seinem Angebot überzeugen möchte und sich zu diesem Zweck am Koberg-Platz niederlässt.
"Das Köstlich in der Lübecker Altstadt" füllt hier in Nachbarschaft zu einem der ikonischen 7 Türme der Hansestadt, in diesem Falle den der St.-Jakobi-Kirche, die Räumlichkeiten eines ehemaligen italienischen Lokals im "Hotel Ko15" aus.
Auch wenn die Speisekarte sich in seinen Grundfesten nicht von der des Travemünder Stammlokals unterscheidet, so wollte ich trotzdem erkunden, ob man die bodenständige, aber doch handwerklich gute und seinen Preis gerechte Qualität in Sachen norddeutscher Klassiker auch hier hochhalten kann. Das würde den Inhabern mit Sicherheit auch bei den vielen Besuchern der Altstadt und den hier Ansässigen einen guten Zuspruch sichern. ;-) Außenansicht mit der Terrasse.
Einen großen Vorteil gegenüber dem Travemünder Restaurant bietet bereits die vom großen Koberg-Platz abgetrennte Terrasse, die den Gästen Privatsphäre mit gleichzeitig umfassendem Blick vom Heiligen-Geist-Hospital über die Jakobi-Kirche ermöglicht. Eingangsbereich mit kleiner Treppe.
Nach Eintritt müssen leider eine Handvoll Stufen erklommen werden, zu denen mir aktuell zumindest noch keine offensichtliche Alternative für mobilitätsbeeinträchtigte Personen vorzuliegen scheint. Dabei wird man aber gleich von vielen Blumenkübeln und einer Wandmalerei begrüßt. Gastraum mit Empfangstisch und Bar. Malereien hübschen die Wände auf.
Das Interieur in dem alten Backsteinhaus weist doch einige Parallelen zum Stammrestaurant auf, welches in Travemünde ja lustigerweise ebenfalls in einem Hotelgebäude liegt. Bereits angesprochene Wandmalereien verzieren die rein weißen Wände des Gastraumes ebenfalls und zeigen dabei anscheinend Pariser Bistro-Atmosphäre, die sich wohl auch hier bei den Gästen einstellen soll.
Neben einem Empfangstisch gleich links vom Eingang bildet auch eine, sogar mit kleinem „Dach“ optisch aufgehübschte Bar auf der gegenüberliegenden Seite das Hauptelement neben den zahlreichen Zweiertischen. Diese sind, passend zum Boden, in schwarz gehalten. Eine Verbindung zur weißen Wand-Grundfarbe und den weißen Gardinen bildet in gelungener Art jeweils ein heller Tischläufer. Innenansicht mit künstlichem Kamin.
Blumen auf den Tischen lockern das Ambiente zusätzlich auf, während ein künstlicher Kamin noch etwas Edleres hinzufügt.
Laut Restaurantangaben haben somit bis zu 40 Personen Platz im „Köstlich“. Dazu lässt sich auch ein Séparée nutzen, dass zu dieser Mittagszeit noch geschlossen war, aber in ähnlichem Stil mit einem weiteren Kamin eingerichtet ist. Das Séparée.
Auf den mit Leder bezogenen Stühlen ließ es sich während des kurzen Zeit meines Besuches bequem sitzen, was sich sicher auch über einen längeren Zeitraum als angenehm fortführen sollte.
Alles in allem kann ich über die Gestaltung und Qualität des Interieurs also nur gute Dinge anbringen, die eventuell fehlende Barrierefreiheit außen vorgelassen.
Während man in Travemünde noch unter anderem vom Besitzer-Paar gerne persönlich bedient wurde, hat man diese Aufgaben im neuen Zweitrestaurant in die Hände einer eigenständigen Crew gegeben. So kümmerten sich an diesem Tag ein junger Herr und eine Frau um den Service am Gast. Schon beim ersten Kontakt nach meinem Eintritt mit der Frage, ob aktuell auch für meine spontane Einkehr ein Platz frei wäre, begegnete mir der Herr freundlich und offenherzig. Die junge Frau servierte mir später meine gewünschte Speise in gleicher freundlicher Art. Zwischendurch fragten wiederum beide aufmerksam nach meiner Zufriedenheit.
Auch im weiteren Verlauf konnte ich beobachten, wie Tische gründlich gereinigt und neu eingedeckt wurden.
Die Serviceleistung passte sich qualitativ dem des Ambiente also positiv an.
Wie bereits eingangs erwähnt ist die Speisekarte in ihren Grundfesten eine 1:1-Kopie des Angebots aus dem Travemünder Restaurant. Dies ist auch absolut verständlich, will man doch sein Konzept der norddeutschen Klassiker und bodenständigen Gerichte in Verbindung mit einem weit verbreiteten Burger-Angebot auch hier bieten. Das hat schließlich schon im Stammrestaurant funktioniert und sollte damit auch für diesen Neustart hohe Erfolgsmöglichkeiten bieten.
Während bei meinem Erstbesuch in Travemünde noch das norddeutsche Sauerfleisch meine Wahl war, wollte ich mich hier nun einem weiteren bekannten Klassiker der Schleswig-Holsteinischen Küche widmen, denn an Hand seines Labskaus muss sich wohl jedes bodenständig ausgerichtete Restaurant in dieser Gegend messen lassen. Angekündigt mit einer Garnitur aus „dänischen“ Gurken und Spiegelei, stand dabei ein Preis von 6,9 € zu Buche.
Ca. 15 Minuten nach meiner Bestellung durfte ich mich dann auch schon über das abgelichtete Tellerbild freuen. „Hausgemachtes Labskaus -zum kennenlernen - serviert mit dänischen Gurken und einem Spiegelei“.
Zu Spiegelei und Gurken, welche wie vermutet die typischen sauren Vertreter in der Schnittweise für dänische Hotdogs waren, gesellte sich noch etwas Lollo Rosso, sowie Rotkrautsalat mit einem cremigen Dressing. Letzteres war ein, zum französischen Ambiente passendes, French Dressing in gekannter Qualität, bei dem ich nicht sicher sagen kann, ob es frisch aus der Tube oder doch der eigenen Küche stammt. Ungeachtet dessen war die pflanzliche Beigabe qualitativ gut und verlieh dem Gericht somit eine willkommene säuerliche Frische.
Unter dem makellos kross gebratenen Spiegelei, bei dem schon optisch das immer noch wachsweiche Eigelb glänzte, wurde dann der oft als „unansehnlich“ titulierte Labskaus-„Brei“ versteckt. Das „norddeutsche Ragout“ freigelegt.
Verstecken musste sich dieses noch heiß dampfende und durch rote Bete Saft kräftig gefärbte Ragout aber keineswegs. Deutlich kam die Fleischigkeit des hier verwendeten, noch angenehm körnigen Hackfleischs zum Tragen. Doch auch die kleinen Kartoffelstückchen konnten sich mit keineswegs verkochter Konsistenz geschmacklich zeigen wie auch kleine gehobelte Stücke gegarter roter Bete. Das Verhältnis der klassischen Komponenten des „norddeutschen Ragouts“ war für mein Empfinden also wirklich gut getroffen.
So bot diese Probierportion am Ende geschmacklich genau das, was ich mir von einem frischen hausgemachten Labskaus erwarte, ohne dabei mit irgendeinem Twist überraschen zu wollen.
Wie mir der Serviceherr bestätigte, gehört bei der großen Hauptspeisen-Portion natürlich auch der Hering als Matjes dazu, der bei dieser Vorspeisen-Portion verständlicherweise weggelassen wurde (diesen nur dafür zu halbieren empfände auch ich eher als Verschwendung.
Abschließend möchte ich meine Gedanken zum "Köstlich" am Koberg in der Lübecker Altstadt noch einmal zusammenfassen.
Die Atmosphäre in dem Restaurant fällt insbesondere durch die Pariser Bistro-Atmosphäre mit den großen aber nicht übertriebenen Wandmalereien bereits positiv ins Auge. Auf Grund der erst kürzlichen Eröffnung lässt sich auch an der Qualität und Neuwertigkeit des Mobiliars kein Mangel finden, sodass hier eine volle Punktzahl gerechtfertigt ist.
Für eine gute Atmosphäre konnten auch die MitarbeiterInnen im Service sorgen. Beide vereinten Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gründlichkeit so, wie man es sich wünscht.
Schließlich hinterließ auch der kulinarische Teil mit dem von mir verköstigten Labskaus einen rundum positiven Eindruck. Die optische Frische bestätigte sich auf der Zunge ebenso wie der erhoffte typische Geschmack mit seiner Verbindung von warmer Herzhaftigkeit, leichter Süße und passender Säure.
Die für diese Portion aufgerufenen 6,9 € waren somit vor allem im Hinblick auf die Qualität, aber auch die Portionsgrösse mehr als fair gewählt und wurden somit gerne mit Trinkgeld erhöht.
So zahlreich wie an der Travemünder Promenade ist die Menge an üblichen "Touri-Abfang-Restaurants" in der Lübecker Altstadt zum Glück aktuell nicht. Gerade deshalb stellte sich "Das Köstlich" im Küsten-Stadtteil als besonders empfehlenswerte Alternative für bodenständige Küche mit Qualität und gekonntem Küchenhandwerk aus. Trotzdem würde ich nach diesem ersten Besuch auch der neuen Dependance in der Kernstadt ebenjene Empfehlung aussprechen, da in allen Bereichen der Gastronomie positiven Eindrücke hängenblieben.
Hier wird man sicher nicht "geflasht" sein, aber trotzdem mit absolut zufriedenem Gemüt und Bauch die Einkehr keineswegs bereuen.
Anfang 2023 erfreute die Lübecker Altstadt meinen kulinarischen Entdeckergeist einmal wieder mit einer Neueröffnung. Als ich jedoch den Namen "Das Köstlich" las, kam mir dieser von meinen Ausflügen an die "Dependance" der Hansestadt an der Ostseeküste, dem bekannten Travemünde, doch sehr bekannt vor. Schon seit langer Zeit hat sich dort eben jenes Lokal einen guten Namen als Geheimtipp der lokalen Gastronomie gemacht, der sich nicht direkt an der Touristenmeile entlang der Küstenzeile befindet. Auch ich kehrte bereits in das damals... mehr lesen
Das Köstlich | Lübeck Altstadt
Das Köstlich | Lübeck Altstadt€-€€€Restaurant, Take Away045147999447Koberg 13-15, 23552 Lübeck
4.5 stars -
"Im neuen, zweiten Restaurant in der Altstadt bestätigt sich die Qualität aus Travemünde." NoTeaForMeAnfang 2023 erfreute die Lübecker Altstadt meinen kulinarischen Entdeckergeist einmal wieder mit einer Neueröffnung. Als ich jedoch den Namen "Das Köstlich" las, kam mir dieser von meinen Ausflügen an die "Dependance" der Hansestadt an der Ostseeküste, dem bekannten Travemünde, doch sehr bekannt vor. Schon seit langer Zeit hat sich dort eben jenes Lokal einen guten Namen als Geheimtipp der lokalen Gastronomie gemacht, der sich nicht direkt an der Touristenmeile entlang der Küstenzeile befindet. Auch ich kehrte bereits in das damals
Geschrieben am 04.04.2023 2023-04-04| Aktualisiert am
07.04.2023
Besucht am 04.04.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Das "Arsien" ist bereits eine lokal sehr gut bekannte und beliebte Anlaufstelle in der wahrlich nicht alternativarmen Sushi-Landschaft der Lübecker Innenstadt. Dabei hat man sich hier den Ruf des qualitativ hochwertigsten japanischen bzw. insbesondere Sushi-Angebots gemacht, dass seinen gehobeneren Preis auch Wert sein soll. Auch wenn hier ebenfalls viele "kreative" Sushi-Varianten mehr im Fokus stehen als ein authentisch japanisches Sushi, so rühmt sich das Restaurant trotzdem mit einer hohen Wertschätzung der Produktqualität (natürlich vor allem beim Fisch).
Zudem schätzen viele die recht lockere und entspannte Atmosphäre, die das Lokal fast schon mehr als Bar bzw. Lounge kategorisiert, denn als typisches Sushi-Restaurant. Gemütliche Abende unter Freunden oder Verliebten sind hier wohl eher genau richtig, als ein Familien-Event wie an einem "Running-Sushi".
Ein weiteres Zeichen des anscheinenden Erfolgs war im Dezember 2021 die Tatsache, dass sogar eine Zweigstelle eröffnet werden konnte. Überraschenderweise versuchte man dabei aber nicht die mannigfaltige Sushi-Konkurrenz in der Altstadt noch weiter "zurückzudrängen", sondern eröffnete weit ab vom "Hot Spot" Lübecks im südöstlicher gelegenen "Gewerbepark Geniner Straße". Dies schien wohl aber doch etwas zu weit "abseits vom Schuss" gewählt gewesen zu sein, denn just Anfang 2023 wurde vermeldet, dass diese Arsien-Filiale wieder geschlossen wird.
2022 gab es eine weitere Neuerung, welche den Standort in der Innenstadt betraf. Die Räumlichkeiten des ersten Restaurants in der Mühlenstraße sind für die Beliebtheit wohl schlichtweg zu klein geworden, sodass der Inhaber Arsen die Chance nutzte, die sich durch den umfangreichen Umbau des Parkhauses am Hüxterdamm ergab. Dieses umfasste schon vor der Renovierung mehrere Räumlichkeiten, die unter anderem bereits von einem großen Billard-Lokal genutzt werden. Prominent an der Ecke im Übergang von Hüxterdamm-Brücke zur beliebten Hüxstraße gelegen hat im Juli 2022 die Eröffnung dieses neuen, großen Hauptrestaurants stattgefunden, der gleichzeitig die Schließung des Ursprungs-Standortes in der Mühlenstraße vorausgegangen war.
Das Angebot im ehemaligen Hauptrestaurant hatte ich ja bereits als Abholer schon einmal ausprobiert, wobei sich ein durchaus überzeugender, wenn auch nicht überragender Eindruck ergab. Deshalb sprach für mich persönlich auch nichts dagegen, die am neuen Standort gebotene Qualität erneut zu erproben, um herauszufinden, ob man das Qualitätsbewusstsein erhalten bzw. sogar gesteigert hat und welche Neuerungen es zu entdecken gibt. Dies war mir dieses Mal auch direkt vor Ort möglich. Außenansicht mit der kleinen Terrasse.
Die Aufmachung der neuen Räumlichkeiten am Hüxterdamm sind auf jeden Fall eine erste Besonderheit. Eine Art Maxi-Bildschirm am Eingang soll sozusagen als "Trailer" dienen, der Aufmerksamkeit erregt und die Hemmschwelle zum Eintritt für potentielle neue Gäste senkt. Einen Außenbereich gewährt eine Terrasse mit einer Handvoll Sitzplätzen, was an der großen Straße des Übergangs von Hüxterdamm-Brücke zu Innenstadt-Ring aber für mich eher weniger attraktiv erscheint. Doch schon im ursprünglichen Lokal in der Mühlenstraße kam das "Arsien" sogar ohne eine solche Erweiterung aus, was schon damals sowieso eher zum Restaurant-Bar-Fusions-Konzept passte. Der Betreiber beweist mit erwähntem Bildschirm samt Video-Vorstellung des Lokals erneut sein Gefühl und seine Offenheit gegenüber neuen Möglichkeiten der Anpreisung und Bekanntmachung seiner Projekte, die er bereits zuvor, vor allem auf Social Media, außergewöhnlich stark für seine Restaurants vorangetrieben hatte. Der Vorraum mit dem Empfangstisch.
Auch im Vorraum soll das prominent mit Blattgrün verzierte Logo mit dem Flamingo den Gast wohl gleich einfangen und in den "Dschungel der Arsien-Gastronomie" ziehen, dem er hoffentlich nicht noch einmal in Unentschlossenheit entrinnt. Vor diesem steht zudem ein schöner Empfangstisch mit Samtbezug. Der Gastraum mit der Bar.
Dieser Vorgeschmack der modernen Gestaltung mit grünen und türkisen Farbtönen setzt sich dann auch im großen Gastraum fort, in den man durch eine Tür rechts im Empfangsraum eintritt. Ein Flügel heißt den Gast gleich links vom Eingang willkommen und verdeutlicht erneut, dass es hier nicht „billig“ zugehen soll.
Die voll verglaste Außenfassade sorgt für eine natürliche Durchflutung des gesamten Raumes mit Tageslicht. Im Zentrum betonen hängende Pflanzen den erwähnten "grünen Daumen" des Interieurs. Das Ambiente folgt somit ganz dem Stil, der schon im kleinen, nun geschlossenen Zweitrestaurant im Geniner Gewerbepark etabliert wurde. Dazu gehört auch die große Bar mit dem grünlichen Schiefer der Theke und der kupferfarbenen Rückseite, die hier neben Getränke-Mix-Bereich auch einen Teil Showküche mit einer Sushi-Zubereitungs-Vitrine darstellt. Gang ins Untergeschoss zu den Toiletten.
Links vom Empfangstisch kommt man durch einen, erneut stilvoll mit "Dschungel-Tapete" ausgestatteten, Treppenraum in den unteren Bereich. Die hier befindlichen Toiletten sind also anscheinend nicht barrierefrei zu erreichen.
Die gesamte Einrichtung ist definitiv ein Hingucker, dabei aber gleichzeitig auch keineswegs zu überladen oder kitschig. Man fühlt sich wie in einem eigenen Kosmos und erfährt somit eine willkommene und einladende Atmosphäre.
Als ich an frühen Abend das Restaurant besuchte, waren eine Handvoll Mitarbeiter an der Bar/Showküche und zwei junge Damen und ein junger Herr im Gastraum am Werkeln. Die Begrüßung fiel sogleich und offenherzig freundlich aus, wobei mir als spontan einkehrender Solo-Gast gerne noch ein Tisch angeboten wurde. Am Platz folgte mit der Speisekarte auch gleich ein aufs Haus gehendes Glas Wasser mit einer Gurkenscheibe als ebenso willkommene erste Erfrischung.
Für die Mitteilung meiner Speisenwahl war dann hingegen meine Initiative notwendig, da die jungen Damen dann doch etwas zu sehr mit ihrem privaten Gespräch beschäftigt waren.
Im weiteren Verlauf fokussierte sich ihre Aufmerksamkeit mit steigendem Gästeaufkommen aber wieder, sodass ich für die Bezahlung nicht zusätzlich auf mich aufmerksam machen musste. Auch zuvor blieb eine Frage nach der Zufriedenheit nicht aus.
Später ließ sich zudem der Inhaber Arsen an der Bar und im Gastraum blicken, Kontakt hatte ich zu ihm aber nicht. Eher war ich über die Offenheit der Köche an der Sushi-Vitrine erfreut, die mir gerne eine Frage zu der von mir verkosteten Speise beantworteten.
Erfreulicherweise wurde die Speisekarte an diesem neuen Hauptstandort, genau wie die Größe und Ausstattung der Räume, beachtlich erweitert und gewährt nun mit zahlreichen neuen Gerichten eine willkommene Abwechslung.
Hierbei muss ich etwas negativ erwähnen, dass mir das Handling der mit einem Gummiband versehenen Klemm-Mappe weniger gefiel, da in ihr auch mehrere lose Blätter der Weinkarte und eine in einem anderen Format gedruckte Zusatzkarte eher chaotisch als strukturiert und übersichtlich auf mich wirkten.
Die Sushi-Klassiker von Sashimi über Nigiri, kleinen Maki bis hin zu den erwähnten "kreativen Rollen" sind natürlich trotzdem auch hier vertreten. Den bereits in der Mühlenstraße etablierten "Sushi-Burger" bietet man nun in wesentlich mehr Varianten, vom Tuna, über Teriyaki Chicken bis hin zur veganen Tofu-Variante reichend, bestellen. Dazu gesellen sich aber noch verschiedene Salat- und Sushi-Bowl-Kreationen, sowie, zu meiner persönlichen Freude, auch Ramen-Suppen.
Ich persönlich bin dann natürlich bei den Ramen hängengeblieben, welche ich bei den beiden mir bisher bekannten Anlaufstellen in der Lübecker Innenstadt ja bereits ausprobiert und hier auch schon vorgestellt hatte. Wenn auch das dort Gebotene nicht schlecht war, so entließen mich beide Lokale trotzdem weiter auf meine Suche nach dem Ramen-Optimum, an dem es für mich persönlich nichts zu bemängeln gibt.
Daher war es für mich auch keine schwere Entscheidung, für 17 € die "chicken ramen soup" zu ordern. Meine Erwartungen waren dabei sehr positiv gestimmt, da sich ja auch dieses neue Hauptrestaurant sicherlich mit seinem Qualitätsanspruch rühmen will, den allein schon das Preisniveau annonciert. Davon würde eine Ramen-Suppe natürlich genauso profitieren wie Sushi und Nigiri. Neben den erwähnten "chicken ramen soup" hätte auch noch eine Ausführung mit Tofu für 16 € und eine Garnelen-Variante für 18 € zur Auswahl gestanden hätte. "chicken ramen soup“.
Ein schön tranchiertes Stück Hähnchenbrust zeigte sich umringt von einem der typisch in Sojasauce eingelegten „Ramen-Eier“, sowie etwas Pak Choi, Möhrenstreifen, Lauchzwiebel-Abschnitten und frisch-grünem wildem Brokkoli. Unter dem Hähnchen verbarg sich noch die Einlage mit den obligatorischen länglichen Nudeln.
Der erste Löffel der schon einmal gut temperierten Miso-Brühe erzeugte bei mir zugegebenermaßen etwas Enttäuschung, denn trotz eigentlich schöner, leichter Trübung machte sie sich am Gaumen zunächst nicht als tiefgründiges Umami-Vergnügen breit. Das hob sich von den von mir in anderen Lübecker Lokalen ausprobierten Varianten leider nicht ab.
Positiv stellten sich dann hingegen die ersten Bissen von Nudeln und Hähnchen heraus. Erstere hatten eine schöne Konsistenz und interessanterweise herzhaftes Aroma, als wenn sie es dem an sich schwächlicheren Sud entzogen hätten.
Auch das Geflügel war selbst ohne Brühe keine staubtrockene Angelegenheit. Auf dem Foto sieht man ja bereits die ungewöhnlich bräunliche Haut des Hähnchens. Meine Zunge bestätigte mir dabei, dass dieses wohl nicht ohne Vorbehandlung in der Suppe gegart wurde, denn eine überraschende Soja-Salzigkeit verstärkte seine Fleischigkeit. Das stand geschmacklich in passender Synchronität zu dem optimal zubereiteten Ramen-Ei, dass durch seine Marinierung ja ebenfalls so eine bräunliche Färbung des äußeren Eiweiß besitzt.
Bei dem bereits oben erwähnten Gespräch mit den Köchen an der offenen Sushi-Theke bejahten sie mir die Frage nach der vermuteten Marinierung. Ein wirklich toll gewählter Zubereitungsschritt, der dieser ramen soup tatsächlich eine für mich noch ungekannte Besonderheit verlieh.
Die Frische und Knackigkeit der vegetabilen Bestandteile bestätigte sich mir am Gaumen ebenfalls.
Fürchtete ich nach dem ersten Löffel der Miso noch eine Belanglosigkeit, stellte sich das Zusammenspiel aller Komponenten letztendlich doch als köstlich heraus, wobei vor allem das marinierten Hähnchen und Ei eine japanische Herzhaftigkeit gewährten, die sich doch von dem von mir bisher verkosteten Niveau in Lübeck abheben konnte. So schlürfte ich stilecht am Ende auch gerne die letzten Tropfen der Brühe aus.
Aus all diesen ersten Eindrücken folgt letztendlich also dieses Fazit:
Sein gutes Gespür für eine entspannte und gleichzeitig edle Atmosphäre hat der Besitzer auch in seinem neuen Hauptrestaurant definitiv erneut bewiesen. Die durchaus extravagante Einrichtung fängt den Gast ein und bleibt auch positiv im Gedächtnis, auch wenn alles mehr "abgehoben" als "bodenständig" daherkommt (was es ja aber auch will).
Der Service durch die anwesenden Mitarbeiter bleibt mir in der Gesamtheit ebenfalls positiv im Gedächtnis, da die anfangs befürchtete Aufmerksamkeitsschwäche sich letztendlich nicht bestätigte und zugewandte Freundlichkeit überwog.
Zu guter Letzt gewährte die von mir verköstigte "chicken ramen soup" die schönste positive Überraschung. Gekonnt bewies mir das Küchenteam, dass am Ende das Zusammenspiel aller Komponenten das Geschmackserlebnis ausmacht. Eine zu Beginn noch schwach wirkende Miso erfuhr überraschende Verstärkung durch die weiteren Hauptkomponenten der Einlage und gewährte mir somit einen deutlichen Spitzenreiter in meinem persönlichen Lübecker-Ramen-Ranking. 17 € erschienen deshalb doch als nicht überzogen.
Auch in den neuen größeren Räumlichkeiten zeigt das “Arsien”, dass sein auf edleres Niveau getrimmtes Auftreten und Preisgefüge kulinarisch keine absolute Luftnummer ist. Zieht sich das auch bei der restlichen Speisekarte wie bei der Ramen-Suppe durch, bleibt es somit in Sachen japanische orientierter Küche wohl die qualitative Top-Empfehlung in der Innenstadt.
Das "Arsien" ist bereits eine lokal sehr gut bekannte und beliebte Anlaufstelle in der wahrlich nicht alternativarmen Sushi-Landschaft der Lübecker Innenstadt. Dabei hat man sich hier den Ruf des qualitativ hochwertigsten japanischen bzw. insbesondere Sushi-Angebots gemacht, dass seinen gehobeneren Preis auch Wert sein soll. Auch wenn hier ebenfalls viele "kreative" Sushi-Varianten mehr im Fokus stehen als ein authentisch japanisches Sushi, so rühmt sich das Restaurant trotzdem mit einer hohen Wertschätzung der Produktqualität (natürlich vor allem beim Fisch).
Zudem schätzen viele... mehr lesen
Arsién - Fusion japanese cuisine
Arsién - Fusion japanese cuisine€-€€€Restaurant045139730320Hüxterdamm 3, 23552 Lübeck
4.5 stars -
"Auch in den neuen Räumlichkeiten in der Innenstadt, und für mich nun das erste Mal vor Ort, konnte "Arsien" in der Gesamtheit mit Qualität überzeugen." NoTeaForMeDas "Arsien" ist bereits eine lokal sehr gut bekannte und beliebte Anlaufstelle in der wahrlich nicht alternativarmen Sushi-Landschaft der Lübecker Innenstadt. Dabei hat man sich hier den Ruf des qualitativ hochwertigsten japanischen bzw. insbesondere Sushi-Angebots gemacht, dass seinen gehobeneren Preis auch Wert sein soll. Auch wenn hier ebenfalls viele "kreative" Sushi-Varianten mehr im Fokus stehen als ein authentisch japanisches Sushi, so rühmt sich das Restaurant trotzdem mit einer hohen Wertschätzung der Produktqualität (natürlich vor allem beim Fisch).
Zudem schätzen viele
Geschrieben am 04.04.2023 2023-04-04| Aktualisiert am
05.04.2023
Das hatte ich bisher auch noch nicht. Im heute veröffentlichten Guide Michelin für das Jahr 2023 stoß mich der rote Gourmetrestaurant-Führer für Leipzig wahrlich vor den Kopf. Hatte ich doch schon fast meine Glückwünsche für das "C'est la Vie" zurechtgeschrieben, erhielt letztendlich mit dem "Kuultivo" im westlicheren Stadtteil Schleussig ein Restaurant den begehrten Macaron, welches bisher hier auf GastroGuide noch nicht einmal eingetragen war. :-O
Wenig überraschend war dieses Lokal auch mir bisher völlig unbekannt.
Auf seiner Webpräsenz beschreibt das Team um den jungen Küchenchef Klaus Schunack sein Konzept als eine "Küche, die sich, wann immer möglich, auf lokale Produzenten, sowie nachhaltige Erzeugnisse konzentriert und mit raffiniertem, kompromisslosem Handwerk punktet".
Von der Stilistik her geht es hier laut Speisekarte ebenfalls international zu, reihen sich doch Käseknödel und Kartoffelsuppe neben Blumenkohl-Raviolo oder Seehecht mit Cassoulet, Speck, Schnittlauch.
Spannend liest das allesamt durchaus und umso erstaunter bin ich erneut, dass ich nirgends je etwas von diesem Lokal gehört oder gelesen habe.
Dem Team seien natürlich nur große Glückwünsche zu überbringen und gleichzeitig freut es mich doch sehr, dass meine To-Do-Liste in der alten Heimat mal wieder spannend erweitert wurde.
Das hatte ich bisher auch noch nicht. Im heute veröffentlichten Guide Michelin für das Jahr 2023 stoß mich der rote Gourmetrestaurant-Führer für Leipzig wahrlich vor den Kopf. Hatte ich doch schon fast meine Glückwünsche für das "C'est la Vie" zurechtgeschrieben, erhielt letztendlich mit dem "Kuultivo" im westlicheren Stadtteil Schleussig ein Restaurant den begehrten Macaron, welches bisher hier auf GastroGuide noch nicht einmal eingetragen war. :-O
Wenig überraschend war dieses Lokal auch mir bisher völlig unbekannt.
Auf seiner Webpräsenz beschreibt das Team um... mehr lesen
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"Große Überraschung im Guide Michelin 2023: Das "Kuultivo" holt einen neuen Stern nach Leipzig." NoTeaForMeDas hatte ich bisher auch noch nicht. Im heute veröffentlichten Guide Michelin für das Jahr 2023 stoß mich der rote Gourmetrestaurant-Führer für Leipzig wahrlich vor den Kopf. Hatte ich doch schon fast meine Glückwünsche für das "C'est la Vie" zurechtgeschrieben, erhielt letztendlich mit dem "Kuultivo" im westlicheren Stadtteil Schleussig ein Restaurant den begehrten Macaron, welches bisher hier auf GastroGuide noch nicht einmal eingetragen war. :-O
Wenig überraschend war dieses Lokal auch mir bisher völlig unbekannt.
Auf seiner Webpräsenz beschreibt das Team um
Auf seiner Website lässt das "Fallert" folgendes verlauten:
"Hotel und Restaurant sind aktuell geschlossen.
Es wird 2022 und 2023 umfassend renoviert. Wir hoffen auf die Wiedereröffnung im Frühjahr 2024!"
Quelle: https://www.talmuehle.de/
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"Hotel und Restaurant wegen Renovierung vorübergehend geschlossen." NoTeaForMeAuf seiner Website lässt das "Fallert" folgendes verlauten:
"Hotel und Restaurant sind aktuell geschlossen.
Es wird 2022 und 2023 umfassend renoviert. Wir hoffen auf die Wiedereröffnung im Frühjahr 2024!"
Quelle: https://www.talmuehle.de/
Geschrieben am 04.03.2023 2023-03-04| Aktualisiert am
10.03.2023
Besucht am 03.03.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Wie allen in größeren Orten wohnenden Mitstreitern könnte ich natürlich auch aus Lübeck regelmäßig von der nächsten Neueröffnung oder Schließung eines Kebab-Imbiss oder -Bistros berichten. In diese Reihe hat sich erst kürzlich im Februar auch das „ALzaim“ in der Königstraße der Lübecker Altstadt eingereiht, dass hierhin von einem nordwestlichen Stadtbezirk her umgezogen ist. Außenansicht.
Ein kurzer Blick auf die typische Grilltheke und den Speisenaushang bei einem Spaziergang ließ meinen kulinarischen Entdeckergeist dann aber doch aufhorchen, fand sich hier doch nicht die vermutete türkische Döner + Fast Food Kombination, sondern eine eher arabische Grillküche vor. Kibbeh, Taboule und Hummus unter den Vorspeisen und vor allem Shawarma in der Kalb- und Hähnchen-Variante wollten mir im zentralen und südlichen Lübeck bisher nur zweimal über den kulinarischen Weg laufen.
Vor allem letztgenannte arabische Drehspieß-Version spornte mich, mit Blick auf die doch deutlich anders als beim gewohnten Döner-Kebab aussehenden rotierenden Fleischzylinder, dazu an, spontan den weiteren Fußweg als zum nächsten „Dönerladen“ für ein Take-Away zu wiederholen.
Da sich das als vollkommen positive Überraschung und überragende Döner-Alternative herausgestellt hat, wollte ich hier nun ebenso spontan gerne von meinen neu gewonnenen geschmacklichen Eindrücken berichten und dem „ALzaim“ zu einem verdienten Erstauftritt verhelfen. Interieur.
Mein Eindruck vom Ambiente beschränkt sich somit natürlich nur auf das, was ich während der kürzeren Wartezeit bei der Zubereitung meiner Mitnahme in diesem Bistro sehen konnte. In dieser Kategorie lässt sich wirklich weder großartig positives noch irgendetwas Negatives feststellen, denn das Mobiliar erschien, wie bei einer erst kürzlichen Neueröffnung doch zu erwarten, neuwertig aber gleichzeitig ließ der Gastraum auch jegliche Dekoration vermissen. Der obligatorische Flachbildfernseher solcher Etablissements fehlte auch hier nicht, drängte sich aber dankenswerter Weise nicht mit Popmusik oder Telenovelas unpässlich in den Vordergrund. Voll gepolsterte Sitzbänke und Stühle gewähren vermutlich angenehmen Komfort.
Auch hinsichtlich der Sauberkeit fielen mir keine großen, offensichtlichen Schnitzer auf.
Auch beim Service kann ich natürlich nur vom Eindruck schließen, den mein Gespräch mit dem zubereitenden Mitarbeiter hinter der Theke zuließ. Dieser fällt dabei deshalb positiv aus, da mir der nette junge Mann aufgeschlossen und gerne meine Fragen zum Shawarma beantwortete, die meine kulinarische Neugier natürlich wieder einmal aus mir sprudeln ließ. Der Thekenbereich mit den Shawarma-Drehspießen.
Der Anblick des dunkleren Kalb-Lamm-Feisch-Spießes auf der linken und des helleren Hähnchen-Spießes auf der rechten Seite deutet schon optisch Unterschiede zum Döner-Kebab an. Erinnert und langweilt doch gerade die Kalb-Lamm-Variante in seiner homogenen Form und Farbe doch allzuoft mehr an Wurstbrät als an reines Fleisch, zeigt doch auch ein Hähnchen-Döner kaum so deutlich die klare Schichtung der hellen Fleischlagen.
Tatsächlich handelt es sich bei dem sich hier drehenden Shawarma eher um die Yaprak-Variante des Döner-Kebab, die sich auch durch einen hohen, reinen Muskelfleischanteil auszeichnet und von mir schon lange in so frischer Form vergeblich im Lübecker Stadtgebiet gesucht wird.
Dazu kommt beim Shawarma noch eine würzigere Marinade die mit z.B. Kreuzkümmel und Kardamon noch tiefer im arabischen Aromaraum liegt.
Vor den Fleischspießen hält auch die Gemüseschiene mit Okra, pink marinierten Rüben und frischer Petersilie Varianten bereit, die sich klar von Zwiebel-Kohl-Salat-Dreiklang der türkischen Döner-Bistros unterscheidet.
Für die Verköstigung mit den bloßen Händen entspannt daheim, sollte es für mich also das Kalb-Lamm-Shawarma in einer dem Dürüm ähnlichen Variante als Rolle im dünnen Teigfladen sein. Mit 7 € für die große Version liegt man dabei preislich im Lübecker „Döner-Index“ (L-DIX, nicht zu verwechseln mit dem unbedeutenderen L-DAX in Frankfurt ;-P) sogar noch etwas unter dem Niveau für „Big Dürüms“.
Ebenso erstaunt war ich bei meiner Bestellung auch über die Tatsache, dass hier nur die Frage nach scharfem Zusatz (welche ich verneinte) kam, das gewohnte „Mit alles: Zwiebel, Salat?“ und „Soße?“ aber ausblieb.
Schlüssig wurde mir die Sinnhaftigkeit dieser scheinbar klar definierten Zusammenstellung allerdings bei der Verköstigung in vollem Maße. Kalb-Lamm-Shawarma-Rolle in der Maxi-Größe.
Ich entschuldige mich zunächst dafür, dass ich euch kein Bild des Rollen-Innenlebens liefern kann, da wir gesagt diese Kurzbericht eigentlich gar nicht geplant war.
Dabei hatte es dieser in der stabil gerollten Form mit seinem sogar zu Hause noch leicht knusprig gegrillten Teigmantel doch gerade in sich.
Zunächst begeisterte der Hauptdarsteller des Kalbfleisches nicht nur mit seiner quantitativen Fülle, sondern auch mit zart-mürbem Kaugefühl und mit seiner Saftigkeit. Schon beim erwähnten Austausch mit dem Mitarbeiter an der Theke konnte man deutlich sehen, wie unter dem dunkel gegrillten äußeren Fleisch gleich eine noch saftig rosa glänzende innere Schicht wartete, was sich glücklicherweise auch auf den Inhalt meiner Rolle übertrug.
Ebenso regten auch die fernöstlichen Gewürze deutlich die Geschmacksknospen gleich um einiges mehr an, als es jeder von mir bisher gegessene Kalb-Döner getan hat. Erwähnenswert sei hier auch eine spürbare Säure, die mir im Döner bisher auch nie so klar vorkam, das Spektrum des Shawarma-Geschmackes aber ebenso sinnvoll erweiterte.
Der nächste klare Unterschied ergab sich in der Sauce, bei der ich nämlich auch nicht vor die Cocktail-/Knoblauch-/Kräuterfrage gestellt wurde. Klassischerweise stellte die bekannte Sesam-Tahini den cremigen Part im Shawarma her und hätte perfekter nicht gewählt sein können. Der hohe Ölgehalt pufferte die erwähnte Säure ab und vor allem der nussige Charakter erweiterte das geschmackliche Spektrum im Vergleich zum Döner-Dürum noch einmal.
Abrundung fand diese schon jetzt für mich geschmacklich über „Fast Food“ um ein Vielfaches hinausgehende Fleischrolle schlussendlich durch die ebenso fest dazugehörende Petersilie, Salzgurke (beide auch im Döner nie anzutreffen) und sonst nur noch ein wenig Zwiebel für Schärfe und Tomate für Saftigkeit und Volumen.
Nie hätte ich gedacht, dass mir das „ALzaim“ mit seiner „Kalb-Lamm-Shawarma-Rolle“ so unverhofft zeigt, was geschmacklich in Sachen „Fleisch im Brot“ doch noch so möglich ist. Den längeren Gang in die Innenstadt werde ich mit Freuden erneut den näher gelegenen „Döner-Imbissen“ vorziehen, wenn es mal wieder Zeit für dieses „Komfort-Food“ zum Mitnehmen sein soll.
Gemessen an den Ansprüchen gibt es deshalb in Sachen Essen und PLV also klar volle Punkte und eine ebenso klare Empfehlung für jeden, der in der Lübecker Innenstadt Gelüste nach diesem schnelleren Essen hat, aber gerne geschmacklich viel mehr als nur das vom Döner gewohnte erhalten möchte.
Wie allen in größeren Orten wohnenden Mitstreitern könnte ich natürlich auch aus Lübeck regelmäßig von der nächsten Neueröffnung oder Schließung eines Kebab-Imbiss oder -Bistros berichten. In diese Reihe hat sich erst kürzlich im Februar auch das „ALzaim“ in der Königstraße der Lübecker Altstadt eingereiht, dass hierhin von einem nordwestlichen Stadtbezirk her umgezogen ist.
Ein kurzer Blick auf die typische Grilltheke und den Speisenaushang bei einem Spaziergang ließ meinen kulinarischen Entdeckergeist dann aber doch aufhorchen, fand sich hier doch nicht die... mehr lesen
ALzaim
ALzaim€-€€€Lieferdienst, Bistro, Take Away045147997828Königstraße 46A, 23552 Lübeck
4.5 stars -
"Kurzbericht Aktenzeichen „Shawarma“: Dank dem ALzaim zum ersten Mal probiert und dadurch kulinarisch bereichert." NoTeaForMeWie allen in größeren Orten wohnenden Mitstreitern könnte ich natürlich auch aus Lübeck regelmäßig von der nächsten Neueröffnung oder Schließung eines Kebab-Imbiss oder -Bistros berichten. In diese Reihe hat sich erst kürzlich im Februar auch das „ALzaim“ in der Königstraße der Lübecker Altstadt eingereiht, dass hierhin von einem nordwestlichen Stadtbezirk her umgezogen ist.
Ein kurzer Blick auf die typische Grilltheke und den Speisenaushang bei einem Spaziergang ließ meinen kulinarischen Entdeckergeist dann aber doch aufhorchen, fand sich hier doch nicht die
Besucht am 11.11.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
Für Liebhaber historischer Gebäude bietet wirklich die gesamte Altstadt von Lübeck an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Der Norden der von der Trave umflossenen Insel wird dabei von der großen ehemaligen Burganlage eingenommen. Im Mai 2015 hat in diesen altehrwürdigen Gewölben das "Hansemuseum" geöffnet, welches sich ganz der Organisation widmet, die Lübeck erst zu der besonderen Geschichte verholfen hat, auf die sie nun zurückblicken kann.
Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten, zu dem natürlich auch ein kulinarischer Flügel gehört. Das Restaurant "Nord" habe ich dabei selbst bereits zweimal besucht, wobei mich die Anfänge mit dem Versuch einer gehobeneren Gastronomie durchaus erfreut hatten, während sich beim zweiten Versuch das Konzept schon wieder in Richtung einer einfacheren und schnelleren Küche für die Touristen gewandelt hatte. Seit langer Zeit wurde das Restaurant nun komplett aufgegeben und bisher ist eine Wiederbelebung auch nicht in Sicht.
Neben diesem Restaurant gewährte parallel das nach der im 16. Jahrhundert lebenden, einflussreichen Bürgermeister-Tochter und Äbtissin Adelheid Brömse benannte Café "Fräulein Brömse" hoch oben über dem Gewölbe auf dem Burgplatz allen Gästen eine Einkehrmöglichkeit, welche nur kurz ein Heiß- oder Kaltgetränk bzw. eine Kleinigkeit aus der Backstube oder Konditorei zu sich nehmen wollten. Doch auch das Café "Fräulein Brömse" konnte wohl nicht wie erhofft einschlagen und sah sich im Oktober 2020 zudem der immer schwieriger werdenden Corona-Situation gegenüberstehen, was in selbigem Monat auch leider zur Schließung führte.
Im Gegensatz zum Restaurant "Nord" begann das Herz des Cafes dank eines engagierten Teams jedoch Anfang Mai 2021 mit sich entspannender Pandemie-Lage wieder zu schlagen. Seither trifft es dabei mit seinen hausgemachten und zwischen Tradition und Kreativität changierenden Produkten aus Backkunst und Patisserie auf eine ansprechende Resonanz, die es auch die vielen schwierigen Phasen der Corona-Pandemie hat überstehen lassen. Außenansicht.
Wie gesagt befindet sich das Café hoch oben auf den Burganlagen direkt über den Gewölben, in welchen das "Hansemuseum" untergebracht ist. Eine Handvoll Stufen geht es zur in schönem farblichen Kontrast zu den roten Ziegeln gestrichenen, grünen Tür hinauf, hinter der sich folgender Innenraum eröffnet: Der Thekenbereich.
Einen großen und auch zentralen Teil nimmt natürlich die Theke in Anspruch, die dem Gast nach dem Eingang auf der rechten Seite gleich das mehr als ansehnliche Repertoire an Feingebäck, Kuchen und Torten in einer großen Glasvitrine präsentiert, die von dunkler Holzoptik eingerahmt ist.
Daran schließen sich in Verlängerung des Eingangs und rechts nach der Theke zwei kleine Gasträume an. Innenansicht zum 1. Gastraum. Innenansicht zum 2. Gastraum.
Zunächst fällt auf, dass man die Wände renoviert und verputzt hat. Dies steht auf jeden Fall im Gegensatz zur roten Backsteinoptik des Burggebäudes und gleicht das Interieur somit eher einem modernen Café an. Eine schön floral verzierte Tapete in dem einen und eine rote Tapete im Raum rechts nach der Theke unterstreichen die moderne Aufwertung und somit auch die Wärme der Atmosphäre in den sonst doch eher „kalten“ alten Gemäuern. Tische und Stühle sind von der schlichteren Sorte und zum Teil auch bereits etwas angehauen, aber sorgten für mich trotzdem für ausreichend Komfort.
Ein paar getrocknete Pflanzen-Gestecke auf den Tischen und bepflanzte Töpfe in den Räumen und auf den Fensterbänken sorgen für belebende Dekoration. Der typisch geflieste Boden im Eingangsbereich bzw. alte Holz-Böden in den beiden Gasträumen verdeutlichen hingegen nochmal, dass dieses Haus bereits einige Jahrhunderte auf dem Buckel hat, wobei auch hier Teppiche einen insgesamt wärmeren Eindruck vermitteln soll.
Noch mehr Sitzplätze gewährt aber natürlich der Platz auf dem Burggebiet vor dem Café, auf etwa zwei Handvoll Tischpartien unter den Schattenspendenden alten Bäumen aufgestellt wurden. Der Platz vor dem Gebäude.
Hier sorgt auch ein Spielplatz dafür, dass alle Mitglieder von Familien eine entspannte Zeit verbringen können.
Als ich zur späten Mittagszeit also meinen ersten Besuch im "Fräulein Brömse" begann, wurde ich an der Theke sogleich von einer jungen Dame begrüßt, welche sich zu dieser Zeit zusammen mit noch einer weiteren jungen Frau und einem jungen Herrn um das Wohl der Gäste kümmerte. Freundlich zeigte sie mir einen freien Tisch und versorgte mich mit der auf einem kleinen Klemmbrett in laminierten Blättern eingefassten Speisekarte. Alle 3 versprühten eine etwas schüchterne, aber dadurch auch beruhigend und entspannend wirkende Freundlichkeit, was mir gefiel. Nach dem Servieren meiner Speise traf ich jedoch keinen der Mitarbeiter in dem Gastraum rechts nach der Theke an, sodass ich zur Bezahlung selber an ebenjene gehen musste. Hier wäre etwas mehr regelmäßige Aufmerksamkeit also durchaus noch wünschenswert gewesen.
Wie erwartet und in der Theke zu bestaunen, liegt hier natürlich ein großer Fokus auf Erzeugnissen aus dem Backofen oder der Konditorei und Patisserie. Das Angebot reicht dabei von Kuchen und Torten über Macarons bis hin zu neuartigen „Cakeballs“.
Ebenfalls typisch für ein Café, wird dem Gast hier auch die Möglichkeit geboten, mit einem Frühstück seinen Tag zwischen diesen beeindruckenden und geschichtsträchtigen Mauern, abgeschirmt von Rush Hour und Touristenmeilen zu beginnen. Dies ist bis 12:30 möglich.
All das ist aber ja eigentlich nicht die Art von Angebot, die mich normalerweise in die Gastronomie zieht. Doch auch für mich hält das Café "Fräulein Brömse" eine Sparte bereit, die als regelmäßig wechselndes, herzhaftes Tagesgericht im Mittagstisch ab 12:30 daherkommt und somit auch dem Mittagshunger potentieller Gäste etwas entgegensetzen soll.
Zur Zeit meines Besuches stand dabei eine Kürbissuppe für 5,8 € auf der Tageskarte, was natürlich auch sogleich Gegenstand meiner Bestellung werden sollte.
Nach ca. 10 Minuten wurde mir an meinem kleinen Tisch im Innenbereich der altehrwürdigen Gemäuer dann folgendes auf einer schönen runden Schiefertafel serviert. Mittagstisch: Kürbissuppe mit hausgebackenem Brötchen.
Zu der angenehm temperierten Suppe, die nicht mehr heiß dampfte und somit gleich mit Genuss verköstigt werden konnte, gesellte sich ein natürlich hausgemachtes kleines Brötchen. Dieses war handlich bereits in kleine Scheiben zum Abbrechen geschnitten und hatte auch eine krosse Kruste. Leider war die ansonsten gut geporte Krume bereits kalt, was die Frische doch ein wenig schmälerte. Aber zum eindippen in die Suppe eignete es sich trotzdem sehr.
Die Suppe konnte mich hingegen sofort nach dem ersten Löffel vollkommen überzeugen. Das lag einerseits an einer einwandfreien sämigen Konsistenz, sowie natürlich auch an dem typisch süßlichen Kürbisgeschmack, der in toller Intensität meine Erwartungen traf. Dazu sorgten Kürbiskerne noch für etwas Knabber-Abwechslung und rundeten diesen Mittagstisch sehr gut ab.
Wäre das Brötchen also noch ofenfrisch und warm gewesen, hätte es die volle Punktzahl gegeben. Doch auch so empfand ich Hunger und Appetit als gut befriedigt.
Zusammengefasst lieferte mir das Café "Fräulein Brömse" also folgenden Ersteindruck:
Wie so häufig in der Lübecker Innenstadt anzutreffen, trägt natürlich auch hier auf dem Burgareal die weitreichende Geschichte des Ortes dazu bei, dass das Ambiente einzigartig und somit warmherzig statt modern und steril daherkommt. Das zeichnet die Atmosphäre positiv aus.
Einen ebenso guten Eindruck von zurückhaltender, ruhiger Freundlichkeit hinterließ auch das Personal und unterstrich damit die Gastfreundlichkeit und entspannende Atmosphäre des Ortes. Nur ein wenig mehr Umsicht bzw. regelmäßiges Schauen nach den Gästen in den beiden Räumen hätte zur vollen Punktzahl noch gefehlt.
In kulinarischer Hinsicht bereitete mir die Kürbissuppe aus dem aktuellen Mittagstisch echte Gaumenfreude, bei der eben nur die kalte Brötchenkrume ein betont kleines Manko des gesamten Gerichts verursachte.
Gegenüber dem aufgerufenen Preis von 5,8 € ergibt sich mit diesem Eindruck für mich aber trotzdem ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Mittagstisch.
All diese Punkte beweisen für mich klar, dass es für die Lübecker Café-Landschaft definitiv ein Verlust wäre, wenn das "Fräulein Brömse" in der jetzigen Form erneut schließen würde. Aber an Hand meiner Einschätzung der allgemeinen Beliebtheit, die sich auch durch diesen ersten persönlichen Eindruck bestätigte, sollte beim Gästezuspruch kein Anlass dazu existieren. Dabei bedarf es sicher noch nicht einmal der zahlreichen Touristen, die nach dem Museumsbesuch hier einkehren, denn das hier gebotene, kulinarische Niveau ist weit vom "einmal abgespeist und auf nimmer wiedersehen" vieler Touristen-Gastronomien entfernt.
Von mir gibt es deshalb eine klare Empfehlung.
Für Liebhaber historischer Gebäude bietet wirklich die gesamte Altstadt von Lübeck an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Der Norden der von der Trave umflossenen Insel wird dabei von der großen ehemaligen Burganlage eingenommen. Im Mai 2015 hat in diesen altehrwürdigen Gewölben das "Hansemuseum" geöffnet, welches sich ganz der Organisation widmet, die Lübeck erst zu der besonderen Geschichte verholfen hat, auf die sie nun zurückblicken kann.
Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten,... mehr lesen
Cafe Fräulein Brömse
Cafe Fräulein Brömse€-€€€Cafe045180909948An der Untertrave 1, 23552 Lübeck
3.5 stars -
"Kleines Café in historischen Gemäuern, dass mich auch mit seinem herzhaften Mittags-Tagesangebot erfreuen konnte." NoTeaForMeFür Liebhaber historischer Gebäude bietet wirklich die gesamte Altstadt von Lübeck an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Der Norden der von der Trave umflossenen Insel wird dabei von der großen ehemaligen Burganlage eingenommen. Im Mai 2015 hat in diesen altehrwürdigen Gewölben das "Hansemuseum" geöffnet, welches sich ganz der Organisation widmet, die Lübeck erst zu der besonderen Geschichte verholfen hat, auf die sie nun zurückblicken kann.
Dieses großangelegte Museumsprojekt sollte dabei bereits von Anfang an ein ganzheitliches Angebot für die Besucher bereithalten,
Geschrieben am 12.11.2022 2022-11-12| Aktualisiert am
12.11.2022
Besucht am 11.11.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 8 EUR
Im August 2022 gewann das Paradoxon zwischen Name und der dazugehörigen Gastronomie in der Fleischhauerstraße ein weiteres Beispiel hinzu. Nach den bereits von mir besuchten und auch mit Berichten versehenen Lokalen "Nitsche" und "Erbse" hat sich nun in der Nummer 41 mit dem "V27 - Home of Wheat" eine weitere gastronomische Anlaufstelle niedergelassen, in der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird. Die 27 lässt sich also nicht auf die Hausnummer zurückführen und verbleibt auch auf der offiziellen Webpräsenz bisher mit ungeklärtem Hintergrund.
Wichtiger sei hingegen noch einmal zu erwähnen, dass es sich hier nicht, in Erwartung der Cannabis-Legalisierung, um das bekannte "Weed", sondern stattdessen um ein Genussmittel dreht, dass schon seit Menschengedenken nicht elementarer sein könnte: dem Getreide. Diese im Namen des Betriebs klar gestellte Fokussierung und das V senden also gemeinsam die Botschaft: Hier erwarten den Gast rein vegane Speisen. Für die Beurteilung sollte also wieder in den Kategorien der gastronomischen "Start-Up"-Szene der jüngsten Gründergeneration und nicht in denen gestandener bzw. auf das Abendgeschäft ausgelegter Restaurantqualität gedacht werden. Aus diesem Grund basiert mein Bericht also auch auf einem kurzen Erstbesuch an einem späten Nachmittag im November. Außenansicht.
Wie bei so vielen kleinen Lokalen in der Fleischhauerstraße dominiert auch das Außenbild des "V27" eine große Schaufensterscheibe, über der das Emblem des Bistros thront und durch die vorbeischlendernde, potentielle Gäste einen ersten Blick in den Innenraum werfen können. Gleichzeitig wird dieser, welchen man über den seitlich um die Ecke vom Fenster gelegenen Eingang betritt, dadurch im vorderen Bereich mit natürlichem Tageslicht durchflutet. Innenansicht mit Blick zum Fenster.
Der Rest des sich nach hinten ziehenden, einzigen Gastraums wird dann in Form von zwei Deckenlampen-Strängen in nach meinem Empfinden gut gewählter Lichtfarbe und -intensität ausgeleuchtet. Für die Abendstunden gibt es aber natürlich auch für den am Schaufenster befindlichen Bereich moderne Deckenlampen.
Im Gegensatz dazu empfinde ich den großen Hochkant-Bildschirm als eher störend, da er einem mit seinem grellen, weißen LED-Licht ständig im Blick hängt, wenn man zur Theke hingewandt sitzt, welche den Kopf des Gastraums bildet. Das ist zwar natürlich modern und ermöglicht direkt einen Blick auf das Angebot, bewog mich aber klar dazu, dieser Seite des Raumes den Rücken zuzuwenden. Innenansicht mit Blick zur Theke.
Auch darüber hinaus zeigt sich das Interieur in typisch modern reduzierter und geometrisch strukturierter Form mit weniger Deko. Graue Wandfarbe in Verbindung mit dem hellen Holz von Parkett, Tischen und Theke bilden einen gelungenen Kontrast für die Farbgebung des Gastraumes. Sitzgelegenheit bieten 4 Vierer-Tische, sowie eine längliche Bank am Schaufenster. Die Stühle gewähren mit ihrer Polsterung guten Sitzkomfort und haben definitiv eine Qualität über der eines Schnellimbiss.
Etwas aufgelockert wird die Atmosphäre mit einigen Pflanzentöpfen.
Selbstverständlich wird auch der Platz auf der Flaniermeile der Fleischhauerstraße für zwei Tische unter freiem Himmel genutzt.
Das ganze Ambiente passt also zu einer solch jungen Gastro-Neugründung im alternativen Bereich und ist für mich im Hinblick auf den Bistro-Charakter, den hellen großen Bildschirm ausgenommen, gelungen.
Zur Zeit meines Aufenthaltes kümmerten sich ein junger Mann um Gäste und Speisenzubereitung im "V27", welches sich an diesem Nachmittag jedoch nur auf mich beschränkte. Bereits der Kontakt zur Begrüßung offenbarte mir dabei, dass er wohl zu den Inhabern gehört, denn mit Begeisterung erklärte er mir das Speisenangebot und erläuterte mir auch sehr freundlich, kommunikativ und offenherzig die Optionen. Da fühlte ich mich sofort willkommen und entspannt. Die Bestellung läuft über die Theke, in der man sich auch von der Frische der Zutaten überzeugen kann, welche für mein Auge auch voll gegeben war. Serviert wurde mir dann meine Speise aber am Tisch. Der gute Ersteindruck bestätigte sich auch im weiteren Verlauf, in dem der Herr selbst nach meiner Zufriedenheit fragte und mir sehr gerne all meine neugierigen Fragen zu dieser erstmals von mir gegessenen Art orientalisch ausgerichteter Küche erklärte. Im Sinne eines Bistro-Service war das eine tolle Leistung, die nichts Anderes als volle Punkte verdient hat.
Wer in der Hoffnung auf Weizen-basierte Teigspezialitäten in Anlehnung an die italienische Küche oder die Kunst des deutschen Bäckerhandwerks hier einkehrt, der dürfte schon beim Blick auf das kurze Speisenangebot schnell enttäuscht werden. Hier soll der Weizen nicht die Sättigungsbeilage sein, sondern stattdessen die Hauptzutats-Rolle von Fleisch oder Fisch übernehmen. In der Speisekarte wird dabei stets von einer "gewürzten Weizenpaste" geschrieben, die man in 4 unterschiedlichen Formen dem Gast näherbringen und schmackhaft machen möchte.
Wie mir der zu dieser Zeit den Laden führende junge Herr erläuterte, handelt es sich im Grunde um die bekannten „Cigköfte“, die man mit ihrer typischen Form kennt (werden durch das Schließen einer Faust geformt) und die es ja ebenfalls schon in veganer Variante aus reiner Bulgurpaste in türkisch-orientalischen Gastros bekommt. Der Betreiber wollte diese Tradition hier eben in ein moderneres Gewand hüllen.
Selbstverständlich macht dabei der "Poke-Bowl"-Trend auch hier nicht halt und wird somit als "Wheat-Bowl" feilgeboten, wobei sich hier auch ein Seitan-Erzeugnis als "Veggie Döner Kebab" hinzuaddieren lässt.
Eine weitere Variante sind die "Rolls", bei denen der Weizen nun also auch als gefülltes Fladenbrot daherkommen darf. Selbstverständlich kann man auch diese Rolls mitsamt des Seitan-Döner-Kebabs sozusagen zum veganen Dürüm machen.
Zu Bowl und Rolls kann sich der Gast nach seinem eigenen Gusto eine Beilage aus 4 Toppings und einer Sauce selbst zusammenstellen, welche von Eisbergsalat über Kichererbsen bis hin zu Oliven, sowie Hummus, Olivenpaste und Granatapfelsauce reichen.
Das "Wheat Sushi" ähnelt eigentlich der Roll, denn hierbei werden im Prinzip gefüllte Teigschnecken serviert, die wohl mit einer Sushimatte gerollt werden. Neben der gewürzten Weizenpaste wurde laut Angebot hierbei noch eine Auberginenpaste für das "Sushi" verarbeitet. Die Begleitung sollte in Form von Eisbergsalat, Rucola, frischer Minze und Tomate zusammen mit Knoblauchsauce und Granatapfelsirup einen orientalischen Touch dazu liefern.
Der Preis bewegt sich bei den drei bereits genannten Variante übrigens in einer Spanne von 7,5 bis 9,5 € und unterstreicht damit die eher auf Snacks, ein leichtes Mittagsmahl oder nur eine Begleitung zum Cocktail-Treffen ausgelegte Richtung des gastronomischen Angebots.
Ganz ohne Weizen kommt zudem noch ein klassischer Coleslaw als Krautsalat mit Karotten in einer Sahnesauce daher, den man noch extra ordern könnte.
Wohl an die bekannte Form von Falafel angelehnt, lassen sich auch "Wheat Balls" im Umfang von 3 bis 15 Stück zusammen mit einer vegetabilen Begleitung mit Eisbergsalat, Rucola, Zwiebeln und Tomaten ordern. Diese weckten bei mir das größte Interesse, sodass ich mir 6 Stück für 6 € bestellte. Dazu hat man noch die Wahl aus einem neutralen oder mit Knoblauch aromatisierten Dressing auf Soja-Basis, wovon ich mich für letzteres entschied. Zudem folgte ich der Empfehlung des Betreibers, auch noch einen Granatapfelsirup zu wählen. Nach weniger als 10 Minuten durfte ich mich dann schon über diesen frisch zubereiteten Snack vor mir freuen. "Wheat Balls" - gewürzte Bulgurgpaste in Kugelform mit Salat, Saucen und Fladenbrot.
Als Zugabe wurden noch 4 Ecken eines Fladenbrotes serviert, dass mich mit seiner Wärme, Saftigkeit und gleichzeitig etwas knusprigem Rand von seiner Frische und Qualität schon einmal überzeugte.
Nun aber zur Hauptsache: den „Wheat-Balls“ und ihrer Begleitung. Diese gefielen mir sogleich mit ihrer Konsistenz, die einerseits so fest war, dass sie nicht zerfielen und man auch etwas zum Kauen hatten, im Mund sich aber dann zu einer schönen, füllenden Cremigkeit entwickelten. Im Zusammenspiel mit dem durchweg knackigen Salat und Gemüse sorgte das für ein rundes Mundgefühl.
Zu meiner positiven Überraschung stand diesem Eindruck auch das Geschmacksbild in nichts nach. Dafür sorgten 3 „Hauptäste“, die eine gute Balance zueinander hatten: Säure, Süße und Würze. Dank der Erläuterungen des freundlichen Betreibers ließen sich diese auch klar zuordnen. So sorgte gerade der Granatapfelsirup durch seine Konzentration doch eher für den sauren und erfrischenden Teil, dem das ebenfalls aromatische Knoblauch-Soja-Dressing Cremigkeit beilieferte. Süße und Würze lag dann den Bällchen inne, deren Bindung im Übrigen durch das intensive Kneten des gegarten Bulgurs und dadurch dem herausarbeiten der Stärke rührt, die mit Tomatenmark noch saftiger werden. Letzteres sorgt zusammen mit ebenjener Stärke für den süßen Anteil, der durch die Zugabe von allerhand orientalischen Gewürzen einen belebenden, aber nicht scharfen Charakter erhält.
Die Idee hinter dieser Zusammenstellung und Zubereitung ging also voll auf und überraschte und erfreute mich zugleich.
Zusammengefasst verließ ich das "V27" auf der Fleischhauerstraße also mit folgenden Schlüssen.
Das Ambiente fügt sich klar in die Gestaltungsvorlieben junger Gastro-Start-Ups ein und wird somit von klaren Strukturen und wenig Deko geprägt, was mir immer etwas wie eine Renaissance der "Bauhaus-Schule" vorkommt. Dies erzeugt eine neuwertige und moderne Atmosphäre, in der man sich gut und schnell wohlfühlt, die einen aber auch nicht in ihren Bann zieht bzw. mit dem großen Bildschirm auch für mich eine kleine Fehlstelle aufweist und damit eher für den kürzeren Aufenthalt gemacht ist.
Auch im Bereich Service sorgte der junge Inhaber mit seiner lockeren und freundlichen Art und Weise und insbesondere mit seiner gelebten Freude zu seinem Konzept und Kommunikativität für einen komplett positiven Eindruck.
Als große positive Überraschung zeichnete sich das "V27" aber auch mit seiner eigenen Interpretation bei der Umsetzung der veganen Küche in einer orientalischen Richtung aus. Die Verarbeitung der Cigköfte-Bulgurpaste gefiel mir dabei in der von mir ausprobierten "Wheat-Ball"-Form sowohl in Geschmack und Konsistenz. Dabei spielte auch das begleitende Gemüse- und Blattwerk, Brot und dazu gereichte Dressing-/Soßenbegleitung mit Frische und Qualität eine wichtige Rolle.
Auch wenn es mengenmäßig nur eher ein Zwischengericht war, rechtfertigte diese Qualität den Preis von 6 € doch voll und ganz.
Nachdem mir also das "Nitsche" als gut und die "Erbse" eher weniger empfehlenswert in Erinnerung blieben, würde ich das "V27 - Home of Wheat" hinsichtlich des pflanzlichen Gastro-Angebots auf der Fleischhauerstraße und auch in der ganzen Lübecker Innenstadt aktuell sogar als meinen Favoriten einordnen und absolut jedem empfehlen, der Lust auf frische und handgemachte orientalische Würze in einer moderneren Form hat und ausprobieren will.
Im August 2022 gewann das Paradoxon zwischen Name und der dazugehörigen Gastronomie in der Fleischhauerstraße ein weiteres Beispiel hinzu. Nach den bereits von mir besuchten und auch mit Berichten versehenen Lokalen "Nitsche" und "Erbse" hat sich nun in der Nummer 41 mit dem "V27 - Home of Wheat" eine weitere gastronomische Anlaufstelle niedergelassen, in der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird. Die 27 lässt sich also nicht auf die Hausnummer zurückführen und verbleibt auch auf der offiziellen Webpräsenz bisher mit... mehr lesen
V27 - Home of Wheat
V27 - Home of Wheat€-€€€Bistro045130466030Fleischhauerstraße 41, 23552 Lübeck
4.5 stars -
"Das neue, nun dritte Kapitel der veganen Fleischhauerstraßen-Gastronomie entpuppte sich als positive Überraschung." NoTeaForMeIm August 2022 gewann das Paradoxon zwischen Name und der dazugehörigen Gastronomie in der Fleischhauerstraße ein weiteres Beispiel hinzu. Nach den bereits von mir besuchten und auch mit Berichten versehenen Lokalen "Nitsche" und "Erbse" hat sich nun in der Nummer 41 mit dem "V27 - Home of Wheat" eine weitere gastronomische Anlaufstelle niedergelassen, in der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird. Die 27 lässt sich also nicht auf die Hausnummer zurückführen und verbleibt auch auf der offiziellen Webpräsenz bisher mit
Geschrieben am 11.11.2022 2022-11-11| Aktualisiert am
12.11.2022
Besucht am 11.11.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Bis Mitte 2022 standen diese Räumlichkeiten in der Mühlenstraße 1a bereits für ein Unikum in der gastronomischen Szene der Lübecker Altstadt. "Arsien - Sushi Art" bot wohl zum ersten Mal in der Hansestadt eine auf edleren Zutaten basierende Sushi-Cuisine an, die sich auch preislich vom sonstigen Einheitsbrei dieser europäisierten Küche in den Städten Deutschlands abhob. Die Kombination mit einer lockeren Bar-Restaurant-Fusion bescherte dem Lokal augenscheinlich großen Erfolg, der zu einer Eröffnung einer zweiten Filiale außerhalb der Altstadt, sowie Mitte 2022 eben den Umzug in die wesentlich größeren Räume am Hüxterdamm führte. Doch schon bei der Ankündigung dieses Umzugs ließ man verlauten, dass bereits ein Nachmieter für das alte Domizil in der Mühlenstraße in der Pipeline steht. Anfang August 2022 feierte darum das "Raahi" hier seine Eröffnung. Außenansicht.
Was zuvor der Zusatz "Sushi Art" war, soll nun der Anhang "Fine Indian Food" unter dem neuen Inhaber Preetam Singh Sodi fortführen. Dabei soll also nun in Sachen indischer Küche ein Niveau und eine Kreativität angeboten werden, dass sich erfrischend von den ansonsten doch sehr austauschbaren Speisekarten der üblichen, an deutsche Vorlieben angepassten indischen Restaurants auch hier in Lübeck abhebt. Innenansicht mit Blick zur Bar. Innenansicht mit Blick zum Fenster.
Hinsichtlich des Ambiente orientiert sich das "Raahi" durchaus am erfolgreichen Vorgänger. Die Aufteilung des Gastraumes mit der Bar gleich gegenüber der Eingangstür ist geblieben, um die sich die gute Verteilung von hauptsächlich 2er-Tischen ebenfalls fortsetzt. Farblich liegt der Fokus im Gegensatz zur eher dunkleren, Lounge-artigen Gestaltung zuvor nun auf hellem Grün welches sich als Wandfarbe und den Sitzpolstern der Stühle wiederfindet. Zusammen mit den in dunklerem Holzton gehaltenen Tischen ergibt sich somit tatsächlich eine an einen Wald erinnernde Stimmung, die natürlich einem entspannten Gemüt zuträglich ist. Boden und Bar sind dagegen in einem neutralen Grau gehalten. Der Gastraum ist zudem mit Lichtspots an den Wänden und drei kugelförmigen Lampen über der Bar gut ausgeleuchtet. Das "Raahi" macht somit für mich erneut das Beste aus den begrenzten räumlichen Möglichkeiten.
Um den Kontakt mit den Gästen kümmerten sich während meines Aufenthaltes an diesem frühen Abend neben dem Chef Preetam selber noch zwei weitere Servicemitarbeiter an der Bar. Kontakt hatte ich hauptsächlich zum Chef, der nach freundlicher Begrüßung und Bejahung meiner Frage einer spontanen Einkehr auch darüberhinaus mit zugewandter und am Gast interessierter Art dafür sorgte, dass man sich willkommen fühlte. Einerseits erkundigte er sich zB danach, wie ich auf das Restaurant und die von mir schon im Vorhinein getroffene Speisenauswahl gekommen bin, andererseits erfragte er auch während des Essens die Zufriedenheit und kam gerne mit mir zu meinem Gericht zu ins interessante Gespräch. Kostenlos wurde mir sogar eine kleine Karaffe Mineralwasser eingeschenkt, da ich für diesen kurzen Besuch eigentlich gar kein Getränk ordern wollte. Das unterstrich die Gastfreundlichkeit nochmals sehr.
Dem Anspruch eines Abendrestaurants war dieser professionelle Service mit gleichzeitig ungekünstelter Zugewandtheit absolut würdig, für den ich gerne volle Punktzahl vergebe.
Nun aber zum wahrlich spannendsten, was bereits vor dem Besuch viel Lust auf eine Einkehr im "Raahi" gemacht hat: Das Speisenangebot. Wie bereits angeklungen trifft man hier nicht auf die häufig standardmäßige "Inder-Karte für Deutsche", die, nach einzelnen Fleischsorten aufgeteilt, immer gleichen Zugaben und Zubereitungsweisen anwendet. So wirkt die Karte schön groß aufgebläht, obwohl die geschmacklichen Differenzen auf Grund der würzigen indischen Küche beim Austausch der Fleischsorte ohnehin minimal und somit die gewährte Bandbreite in Wahrheit viel geringer ist.
Im "Raahi" orientiert sich die Struktur zunächst eher an den Portionsgrößen, die sich in "kleine" und "große Teller" (small & large plates) simpel aufteilen. Dazu kommt noch eine extra Kategorie für Biryani-Reis-Gerichte, sowie für Beilagen und Desserts. Selbst die typischen indischen Brote werden hier in vielseitiger Ausführung als eigene Kategorie angeboten, wobei z.B. eine Knoblauch-Butter-; Blauschimmel-Cheddar- oder auch gefüllte Naan-Varianten mit Lammhack und Zwiebeln fast schon ein eigenes Gericht ergeben könnten.
Die "kleinen Teller" sind fast schon eher als indische Tapas zu verstehen, von denen man sich gerne mehrere zum Teilen für den gesamten Tisch bestellen kann. Kreativ wird hier z.B. Burrata mit Kichererbse, Tamarinde, Fenchel und Olive oder auch Tandoori-Hähnchen mit Trüffel und Frischkäse kombiniert und damit eine erfrischende Crossover-Küche angeboten, die aber doch stets einen klaren indischen Anteil aufweist.
So kreativ geht es aber natürlich auch bei den "großen Tellern" zu, wo neben klassischem „Butter-Chicken“ und „Kashmiri-Lamm“ z.B. für ein Fisch-Curry ein Zander eingesetzt wird oder auch eine Entenbrust mit allerlei Gewürzen und Kokosmilch in ein indisches Licht rückt. Vegetarisch kann sich an „New Age Mutter Paneer“ oder auch einer Masala-Variation mit weißen Bohnen, Karotten, Blumenkohl und Brokkoli erfreut werden.
Preislich bewegt sich das Angebot übrigens in einem sehr moderat und keineswegs verschreckenden Bereich von ca. 13 bis maximal 23 €, während Beilagen, Brote und Desserts komplett im einstelligen Bereich bleiben.
Zu diesem ersten, kleinen Test-Besuch lachte mich ein „kleiner Teller“ rund um eines meiner (im allgemeinen sowieso zahlreichen) Lieblingsgemüse an. Für 15,5 € bestellte ich also das „Duett of Tandoori Cauli", dass mit den Komponenten „Joghurt | Blumenkohl | Broccoli | Ingwer | Grüne Chutney“ angekündigt wurde. "Duett of Tandoori Cauli": Joghurt | Blumenkohl | Broccoli | Ingwer | Grüne Chutney.
Den ersten Gedanken, den wohl viele beim Anblick des Bildes haben, ist wohl: „Das ist aber sehr wenig für 15,5 €“. Doch meiner Meinung nach sollte diese Bewertung erst einsetzen, wenn die erste Gabel den Gaumen erreicht.
Das Duett präsentierte sich in Form von jeweils 2 Röschen Blumenkohl und Brokkoli, die in einer diagonalen Linie mit ein paar gerösteten Stücken roter Paprika und Zwiebel, sowie etwas Frisée anschaulich angerichtet waren. Brokkoli und Blumenkohl zeichnete eine gelbe, cremige Marinade aus Joghurt und indischen Gewürzen (Kurkuma, Kumin, Ingwer, Fenchel) aus, die ihnen die erhoffte Würze gab. Auf den Punkt blanchiert erhielten sie im Tandoori-Lehmofen ihr getroffenes Finish mit schöner Röstung.
Doch hörte die Arbeit am Geschmacksbild da bei weitem nicht auf, den drei auf dem Tellerboden verteilte Saucen sorgten für die Melange, die das letzte Quäntchen ausmachte. Hand in Hand hielten sich hier ein süßliches Tamarinden-, ätherisches Minz- und feines, leicht säuerliches Koriander-Chutney sehr gut die Waage und bereicherten somit das Aromenspektrum.
All das verriet mir der Chef in dem interessanten Gespräch gerne und mit überzeugender Leidenschaft zu seiner Heimatküche. Die hat er für meinen Gaumen schon bei dieser kleinen vegetarischen Speise ebenso überzeugend auf den Teller gebracht.
Meine abschließenden, zusammenfassenden Worte zu diesem ersten kurzen Test-Besuch des neuen „Raahi“ lauten also wie folgt:
Die Aufmachung und Gestaltung der kleinen Räumlichkeit ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, da sie weiterhin die neuwertige Lässigkeit des Vorgängers erhalten hat. Zudem zeigt sie mit dem Verzicht auf die in „Inder-Tempeln“ so häufig anzutreffende Überladung mit Accessoires schon, dass es hier auf einem anspruchsvolleren und kreativeren Niveau zugehen soll.
Diesem Anspruch konnte bei meinem Besuch auch der aufmerksame und gastfreundliche Service gerecht werden, den an diesem frühen Abend ja sogar bei mir der Chef persönlich erledigte.
Die durch die spannend klingende Speisekarte hervorgerufene Vorfreude konnte man bei mir mit meinem gewählten vegetarischen Gericht rund um Blumenkohl und Brokkoli voll erfüllen. Handwerkliche Präzision zeigte sich im Garpunkt und getroffener Ofenröstung des Gemüses. Feingefühl für kräftige und doch ausbalancierte indische Gewürzvielfalt offenbarte sich in Marinade und Chutneys und beglückte meine Geschmacksknospen mit der erhofften Einzigartigkeit. 15,5 € stecken hier gerechtfertigter Weise in der Arbeitszeit zu den vielen Komponenten, die alle ihre wichtige Rolle spielen.
Somit wird das „Raahi“ für mich seinem Anspruch, eine moderne Crossover-Küche auf indischem Fundament zu bieten, mehr als gerecht. Wie schon der Vorgänger „Arsien“ es hier mit seiner Sushi-Cuisine vollbrachte, so stellt Chef Preetam für mich ebenfalls eine wirklich lohnenswerte qualitative Abhebung und Einzigartigkeit in der sonstigen indischen Gastronomie Lübecks dar und lohnt einen Besuch.
Bis Mitte 2022 standen diese Räumlichkeiten in der Mühlenstraße 1a bereits für ein Unikum in der gastronomischen Szene der Lübecker Altstadt. "Arsien - Sushi Art" bot wohl zum ersten Mal in der Hansestadt eine auf edleren Zutaten basierende Sushi-Cuisine an, die sich auch preislich vom sonstigen Einheitsbrei dieser europäisierten Küche in den Städten Deutschlands abhob. Die Kombination mit einer lockeren Bar-Restaurant-Fusion bescherte dem Lokal augenscheinlich großen Erfolg, der zu einer Eröffnung einer zweiten Filiale außerhalb der Altstadt, sowie Mitte 2022... mehr lesen
Raahi - Fine Indian Food
Raahi - Fine Indian Food€-€€€Restaurant045192996460Mühlenbrücke 1a, 23552 Lübeck
5.0 stars -
"Statt feinem Sushi liefert hier nun das "Raahi" feine und abwechslungsreiche indische Küche, die beim Erstbesuch auch gleich in allen Bereichen voll überzeugen konnte." NoTeaForMeBis Mitte 2022 standen diese Räumlichkeiten in der Mühlenstraße 1a bereits für ein Unikum in der gastronomischen Szene der Lübecker Altstadt. "Arsien - Sushi Art" bot wohl zum ersten Mal in der Hansestadt eine auf edleren Zutaten basierende Sushi-Cuisine an, die sich auch preislich vom sonstigen Einheitsbrei dieser europäisierten Küche in den Städten Deutschlands abhob. Die Kombination mit einer lockeren Bar-Restaurant-Fusion bescherte dem Lokal augenscheinlich großen Erfolg, der zu einer Eröffnung einer zweiten Filiale außerhalb der Altstadt, sowie Mitte 2022
Geschrieben am 28.08.2022 2022-08-28| Aktualisiert am
30.08.2022
Besucht am 27.08.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 230 EUR
Es ergab sich einmal wieder eine gute Gelegenheit, um die Landschaft der gastronomischen Spitze im Lübecker und Ostholsteiner Raum zu erkunden, welche ich natürlich in keinem Fall auslassen wollte. Nach einem familiären Ausflug zu den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sollte der Abend erneut eine kulinarische Krönung erhalten. Unsere Wahl führte uns dabei wieder in das direkt an der Lübecker Bucht gelegene Timmendorfer Strand, welches ich ja bereits für den sehr positiv überraschenden Besuch des "Balthazar" im Mai dieses Jahres aufgesucht hatte. Wie kürzlich vermeldet, musste das "Balthazar" zwischenzeitlich, sehr zu meinem Bedauern, seine Pforten hingegen schließen. Zum Glück stand es mit seiner Michelin-Auszeichnung aber keineswegs allein in diesem St(r)and-Ort da.
Vielmehr war es eher noch als zartes Pflänzchen im Vergleich zum Restaurant "Orangerie" zu bezeichnen, welches ebenfalls zu einem Hotel, dem ikonischen Hochhaus des "Maritim Seehotel", gehört. Kein anderes Restaurant in dieser Gegend steht so sehr für gastronomische Beständigkeit auf hohem Niveau, wie diese Institution. Dies begründet sich darauf, dass die Geschicke sowohl in der Küche, als auch im Service und Weinkeller, bereits seit nunmehr einem viertel Jahrhundert von zwei Personen aktiv geleitet werden, die sich damit zurecht als Urgesteine ihrer Zunft bezeichnen dürfen. Das wäre zum einen Lutz Niemann, welcher sogar schon seit 1984 mit nur einer kurzen Unterbrechung in dieser Küche an der Lübecker Bucht den Kochlöffel schwingt. Für mehr als ein Viertel Jahrhundert hat er es zudem mit seinem Team geschafft, den begehrten Michelin-Stern und zudem 17 Punkte im Gault-Millau durchweg seit 1994 über der "Orangerie" erstrahlen zu lassen. Unverändert gilt seine ganze Konzentration bis heute seiner Wirkungsstätte direkt an der Ostsee, sodass dieses Lebenswerk nach wie vor medial wohl nur speziell an Gastronomie interessierten Menschen ein Begriff ist.
Diesem Niveau sollte aber natürlich auch der direkte Kontakt zum Gast entsprechen. Dabei leistet Ralf Brönner seit 25 Jahren mit seiner Leitung des Service-Bereiches ebenfalls konstant einen großen Beitrag zum Renommee des Restaurants und hält ihm dabei stets die Treue. Neben seiner Aufgabe als Chef-Maître kümmert er sich mit ebenso großem Erfahrungsschatz als Chef-Sommelier auch um den über 400 Positionen umfassenden Weinkeller des Gourmetrestaurants.
Bedeutet solch Jahrzehntelange Konstanz in den beiden wichtigen Bereichen der Gastronomie nun eine durch viel Erfahrung makellos vorgebrachte Routine des "Glücklichmachens", oder zeigt sich schon eher eine weniger ansprechende Staubschicht auf der langen Tradition? Dies zu erfahren steigerte die Spannung und Vorfreude auf diesen Abend, gerade im direkten Vergleich mit der tollen Erfahrung im "Balthazar", welche ja nun leider unwiederholbar im Gedächtnis bleiben muss. Außenansicht.
Hinsichtlich des Ambientes ist es sicherlich auch wenig überraschend, dass man in der "Orangerie" weder auf eine futuristisch-topaktuelle, noch auf eine leger-urbane Ausstattung trifft.
Im "Maritim Seehotel"-Hochhaus befindet sich das gastronomische Aushängeschild gleich im Erdgeschoss, zwar nicht mit Blick auf das Meer, aber trotzdem auf die schöne Begrünung des Platzes vor der Hinterseite des Hotels.
Hier befindet sich auch eine Art Veranda-Wintergarten, der den Gästen ihr Mahl mit frischer Seeluft um die Nase, aber dabei doch in witterungsgeschützter Lage, ermöglicht. Der Eingang zum Restaurant innerhalb des Hotels. Innensicht.
Man wäre schon fast enttäuscht gewesen, wenn das Interieur eines solchen Traditions-Restaurants der gehobenen Gastronomie nicht mit einem üppigen Kronleuchter aufwarten würde. Natürlich wird dieser Erwartung bereits beim Betreten der Räumlichkeit gerecht, in dessen Zentrum ein ebenjenes Licht-Ensemble sofort ins Auge sticht. Auch auf Augen-Ebene ist die Ausleuchtung mit "Krönchen"-bestückten Lampen gestaltet und Spiegel an den Wänden verstärken deren Wirkung. In Verbindung mit der durchweg hellen Creme-Farbgebung von Vorhängen und Sitzbezügen ergibt sich somit eine "aufhellende" Atmosphäre, in der aber auch das natürliche Tageslicht nicht zu kurz kommt.
Schlüssig wirken da die schwarzen Ornament-Verzierungen auf den Stoffbezügen und der ebenfalls ornanementierte schwarze Teppichboden als farblicher Kontrast, die dem Interieur Schwung und Eleganz geben.
Etwa 60 Plätze gewährt der Innenbereich, in dem die Tische mit hüfthohen Trennwänden eine sehr private Atmosphäre gewähren. Weiße Tischdecken fehlen in dieser Gestaltung natürlich ebenfalls nicht. Vereinzelte Blumengestecke fügen dem Interieur noch kleine Farbkleckse hinzu. Für besondere Anlässe listet das Restaurant auch "Private Dining Rooms" auf seiner Webpräsenz auf.
Ein erfreuliches Zeugnis dafür, dass man sich hier gerne auch "neueren Konzepten" der Gegenwart im wahrsten Sinne des Wortes "öffnet" ist die Tatsache, dass eine „gläserne“ Küche an der Stirnseite des Gastraums solch an der Kochkunst interessierten Gästen, wie mir, die Möglichkeit gibt, dem Treiben des eingespielten Teams um Lutz Niemann direkt zuschauen zu können.
Das Restaurant war an diesem Samstag-Abend zu schätzungsweise 80 % ausgelastet. Um diese beträchtliche Anzahl an Gästen kümmerte sich eine 3-köpfige Service-Brigade, in der natürlich auch der bereits erwähnte Ralf Brönner, sowie ein junger Mann und zwei junge Damen voll aktiv waren. Dem klassischen Ambiente passte sich Herr Brönner als „Chef-Gastgeber“ mit ebenso klassischem Anzug an, während die weiteren Servicekräfte legerer in gebügeltem, weißen Hemd mit rotem Service-Schurz die Atmosphäre nochmals passend auflockerten.
Wir kamen während des Abends mit allen Gastgebern in Kontakt, während die hauptsächliche Kommunikation mit dem jungen Service-Herrn stattfand. Er zeichnete sich durch gekonnte Freundlichkeit. Leider kam er aber, im Gegensatz zu den ersten Gängen des Menüs, gerade bei der Käseauswahl und der Präsentation der Petit Fours ins Schwimmen. Nicht nur, dass er mir z.B. die Käsesorten nicht erläutern konnte, am Ende musste ich mir den auf den benachbarten Tisch gestellten Teller mit meiner Auswahl auch selber an den Platz holen, da er diesen in seiner Aufgeregtheit wohl komplett vergas. Wie auch bei den Petit Fours fiel ihm dabei zudem häufig das Besteck herunter bzw. die Petit Fours von deren Platten. Leider doch nicht unbeachtliche Fehltritte im Angesichts des Anspruchs des Etablissements, die man dann doch nicht unter den Teppich kehren kann. Die jungen Damen machten ihren Job am Tisch mit Routine und Genauigkeit. Auch Herr Brönner war beim Servieren und Annoncieren bei uns nicht aktiv, wünschte aber gerne z.B. vor dem Hauptgang extra noch einmal guten Appetit und schenkte uns Wasser nach.
Zu dem Käse- und Petit-Fours-Fauxpas kam zudem noch eine arg lange Pause zum Hauptgang, bei der wir uns ein wenig vergessen fühlten.
So passte sich die Serviceleistung dem edlen, klassischen Ambiente also in seiner Art und Weise schon an, lässt sich aber aus den genannten Gründen leider nicht mit höchster Punktzahl bewerten. Es sei aber betont, dass die Stimmung darunter nicht im Übermaß litt.
Nun aber endlich zum kulinarischen Teil.
Ein 6-Gang-Menü namens "Orangerie Menü" für 139 € kann auf Varianten in 3 Gängen für 89 €; 4 Gängen für 106 € und 5 Gängen für 124 € reduziert werden.
Zudem wird parallel noch ein a-la-carte Angebot gewährt, was heutzutage immer seltener in Gourmetrestaurants anzutreffen ist. Deren preislicher Umfang reicht bei den Vorspeisen und Desserts in den Bereich der 20er und 30er und bei den Hauptgängen in den 50er und 60er €-Bereich.
Die offerierten Speisen spiegelten schon von Namen und Zusammenstellung her die klassische Basis der hier gelebten Kulinarik wider. Aktuell standen dabei z.B. Produkte wie Pfifferlinge, Seezunge oder Rehbockrücken im Fokus, wobei auch die Hervorhebung verschiedenster Saucen wie z.B. Sauce Mousseline und Brombeerjus den klassischen Küchenpfad markierten. "Klassisch mit phantasievollen Akzenten" und "unverfälscht und köstlich": diese zwei Zitate von der Restaurant-Website fassen den eigenen Anspruch an die gebotene Kochkunst wohl am besten zusammen.
Aus diesem erläuterten Angebot entschied ich mich dazu, das „Orangerie Menü“ in 4-Gängen zu verköstigen, während sich meine Begleitung in 3 Gängen vom kulinarischen Credo der Orangerie-Küche überzeugen wollte. Aus den 6 Gängen hat man dabei übrigens komplette Kombinationsfreiheit.
Bei den Getränken beließ ich persönlich es wie gewohnt beim stillen Wasser, welches hier von der Marke "Gerolsteiner Gourmet naturell" stammte und 8,5 € pro 0,75 l Flasche kostete. Meine Begleitung genoss zudem noch Roséwein von Andreas Bender für 8,5 € das 0,2 l Glas.
Den kulinarischen Auftakt bildete als Apero ein Lachs-Tatar mit Meerrettich, Apfel-Scheiben und Apfel-Baiser Apero: Lachs-Tatar mit Meerrettich, Apfel-Scheiben und Apfel-Baiser.
Das Tatar erfreute den Gaumen bereits mit wunderbarem Schmelz. Auch der Apfel war aromatisch schön präsent und fügte auch etwas Knackiges hinzu. Lediglich der Meerrettich war nicht zu spüren und fehlte somit auch als willkommener Gegenpol, sodass der Appetizer insgesamt etwas zu süß wirkte.
Gegen den akuten Hunger konnte man im Folgenden mit einem tollen Brot-Arrangement gegensteuern. Sauerteigbrot und Leinsamenknäckebrot (oben) mit karamellisierten Kürbiskernen, Olivenöl, Kichererbsencreme und Fleur de Sel (Mitte), sowie Nussbutter (unten).
Das Sauerteigbrot war wunderbar, sogar innen noch dampfend, gewärmt und erfreute mit krosser Kruste und locker-leichter Krume. Ein Leinsamen-Knäckebrot eignete sich als knusprige Basis, um einige der weiteren Beigaben zu diesem Brot-Arrangement zu verköstigen.
Dies waren z.B. eine Nussbutter (unten), die leicht wie ein Schaum und gleichzeitig trotzdem charakteristisch süßlich-aromatisch daherkam.
Eine Kichererbsencreme (rechts) war ebenfalls sehr locker und cremig und somit eine leichte Hummus-Interpretation mit getroffen eingesetzter Säure.
Auch das Olivenöl war von besonders einprägender Qualität mit toller Fruchtigkeit.
Karamellisierte Kürbiskerne (links) rundeten das Arrangement als schön süß-salzige Knabberfreude genauso ab, wie das obligatorische Fleur de Sel (rechts direkt unter dem Brot).
Ein weiteres Amuse Gueule schloss die Einstimmung vor dem Menü mit einer Variation rund um den Thunfisch ab. Amuse Gueule rund um den Thunfisch.
Diese bestand einerseits aus einem Thunfisch-Mosaik mit Nori-Alge. Der rohe Thunfisch zeigte eine wirklich sehr gute Sushi-Qualität und zeichnete sich durch seine fleischige Konsistenz und seinen schön frischen Geschmack aus.
Beim Thunfisch-Tatar mit Zucchini und Shisokresse-Sorbet überzeugte natürlich der Thun erneut mit, diesmal leicht cremiger, frischer Qualität. Dieser schmelzigen Textur lieferten die ganz fein und sehr exakt geschnittenen Zucchini-Scheiben mit ihrem Biss eine passende Mundgefühlsebene hinzu. Das darauf thronende Shisokresse-Sorbet belebte das Türmchen schließlich, wie es beim Lachs-Apero mit dem Meerrettich für mich noch gefehlt hatte, mit einer schönen Balance aus Süße und Schärfe
Eine dazu gereichte Scheibe vom roten Rettich gab dem Amuse mit seiner Schärfe noch einmal einen kleinen aufblitzenden Kick, der die Geschmacksknospen animierte. Die Gel-Tupfer hatten hingegen keinen geschmacklichen Mehrwert.
Nach diesem Appetitanregenden Einklang startete das Menü für mich mit der ersten Vorspeise, die sich "Périgord Gänseleber mit Mirabelle, Apfel und Mandel" widmete. „Périgord Gänseleber mit Mirabelle, Apfel und Mandel".
In gleich drei Variationen wurden die annoncierten Hauptakteure dabei in Szene gesetzt. Die Gänseleber-Pastete im Mandel-Mantel (unten) begeisterte mich mit handwerklich und qualitativ perfekter Ausarbeitung dank schnittfester Konsistenz und trotzdem herrlichem Schmelz, dem die Mandeln natürlich eine passend knusprige Komponente anbei gaben.
Eine Gänseleber-Creme mit Apfel-Kern und Waldbeer-Gelee-Ummantelung (links) überzeugte, wie fast nicht anders zu erwarten, mit lockerer Cremigkeit. Während der Apfel dabei kaum ertönen konnte, übernahm das Waldbeer-Gelee diesen begleitenden Job hingegen perfekt, denn Säure und Süße passten wunderbar zur herben Herzhaftigkeit der Leber.
Mein, das noch toppender, Favorit war die karamellisierte Gänseleber auf Apfel-Mirabellen-Kompott (oben). Knusprig gebraten und mit leicht-rosa-belassenem, saftigen Kern: So wurde das handwerkliche Können in der Küche erneut klar bewiesen. Zudem gab sie als warme Komponente eine tolle Temperatur-Abwechslung zu den beiden anderen, kalten Leber-Kompositionen. In Sachen Präzision machte auch die Unterlage aus super-feinem Mirepoix aus Apfel und Mirabelle das hier vorgelebte Niveau deutlich. Zu dieser erneut erfreulich knackigen Abwechslung kam auch hier wieder ein schönes süß-sauer Spiel als Begleiter zur Leber hinzu.
Weitere kleine Elemente auf diesem vielseitigen Teller waren eine Marzipanhippe und Tupfer von Mandel-Marzipan-Creme, Mirabellen-Gelee und kleine Mirabellen-Abschnitte. Sowohl die Marzipanhippe als auch Cremetupfen von Mandel-Marzipan waren viel mehr aromatisch als nur süß und passten damit sehr gut in das gesamte Konzept des Gerichts. Gerade die kleinen Mirabellenschnitte und -Geleetupfen gaben mit einer abermals pointierten Säure eine weitere Frische dazu, die der herben Leber ein passendes Gegengewicht lieferte und somit einen runden Gesamtgeschmack erzeugte.
Ein für mich phänomenaler Auftakt, den ich wahrlich als „zum Augenschliessen gut“ bezeichnen möchte. Brioche zum Gänseleber-Gang.
A part durfte die angetoastete Scheibe Brioche selbstverständlich nicht fehlen.
Im für mich zweiten Gang begann dann auch das 3-Gang-Menü meiner Begleitung, womit uns beiden nun "Hummer und gebackene Fördegarnele mit Ananas Chutney und Bisque" serviert wurde. "Hummer und gebackene Fördegarnele mit Ananas Chutney und Bisque"
Die ausgelösten Stücke vom Schwanz und der Schere zeigten erneut, dass hier eine sehr gute Produktqualität an erster Stelle steht, denn Fleischigkeit und Saftigkeit waren genauso, wie man es sich von diesem Meeresbewohner wünscht.
Der Hummer badetete dabei in einer Krustentier-Bisque, welche schon beim Angießen die Nase betörte und dankenswerterweise auch in einer Sauciere zum Nachgießen am Platz verblieb. Kein Tropfen sollte davon übrig bleiben, denn auch ihre geschmackliche Kraft überzeugte auf jedem Löffel.
Dazu lieferte frischer grüner Spargel eine vegetabile Knackigkeit und seinen charakteristischen Geschmack hinzu.
Die anscheinend im Pankomantel ausgebackene Fördegarnele war von stattlicher Größe und lieferte mit ihrem herzhaften Crunch eine Spaßmachende Abwechslung zu Hummer und Bisque.
A part wurde auf einem Ananas-Chutney ein cremiges Hummer-Tartar gereicht bei dem die ausgefeilte Säure der Ananas eine weitere Kombinationsebene mit dem edlen Meerestier addierte.
Für den Hauptgang entschieden wir uns beide für die Fisch-Variante, welche neben einem Gang um Salzwiesen-Lamm zur Wahl stand.
„Atlantik Steinbutt mit Pfifferlingen, Gartengurke, Dill und Kartoffel" kam darum nun für uns auf den Tisch. "Atlantik Steinbutt mit Pfifferlingen, Gartengurke, Dill und Kartoffel".
Und hier erwartete uns beide noch einmal perfektionierte Klassik in Reinform. Das Filet vom Steinbutt war nicht nur trefflich saftig und in seine Lamellen leicht zerteilbar, sondern durch den Bratvorgang auch auf den Punkt geschmacklich veredelt.
Nocken eines ganz feinen, buttrigen Kartoffelpürees umschmiegten den Hauptakteur perfekt, wobei der Dreiklang aus Pfifferlingen, ausgestanzten Gurkenscheiben und frischem Dill geschmacklich ebenfalls klar und in optimaler Balance hervorkam.
Was darf zum völligen Abschluss eines solchen klassischen Fischgangs dann nicht fehlen? Natürlich eine schaumige Beurre blanc, die auch hier das gemeisterte Kochhandwerk abermals bewies und mit salzig-säuerlicher Ausgewogenheit auch geschmacklich optimal gelungen war. Auch hier erfreuten wir uns über die zum Nachschenken am Platz verbliebene Sauciere, die vom Service absolut leer abgeräumt werden konnte
Klassischerweise durfte natürlich auch im Menü der „Orangerie“ ein Predessert zum Übergang in den abschließenden Menüteil nicht fehlen. Predessert rund um die Himbeere.
Ein Himbeersorbet thronte auf einer in einem Quader aus knackiger, weißer Schokolade befindlichen Himbeer-Buttercreme. Dieser saß auf etwas Himbeer-Gelee und wurde mit Champagner-Schaum und einer Baiser-Scheibe getoppt. Zusammen mit den Himbeerstücken war dieses Produkt hier erneut mit Texturen und Temperaturen schön herausgearbeitet. Die schöne Säuerlichkeit wurde dabei nicht vernachlässigt, insgesamt war es für meinen eigenen Gaumen aber als Predessert doch etwas zu prononciert süß. Geschmacklich und handwerklich gab es aber erneut wirklich nichts auszusetzen.
Für den Abschluss des Menüs gewährte man, für mich persönlich erfreulicherweise, sowohl eine gewohnt süße aber auch eine herzhafte Möglichkeit. Wie angesichts der schon so häufig erwähnten Klassik der kulinarischen Philosophie des Hauses zu erwarten, bestand Letztgenannte natürlich aus einer Rohmilchkäse-Auswahl. Käse-Auswahl. Blauschimmelkäse (unten), Ziegenkäse (links) und zwei Kuhmilch-Hartkäse (oben, rechts) von der Käse-Auswahl.
Auf Grund des oben erwähnten Service-Fauxpas kann ich zu den von mir gewählten Sorten leider gar nichts sagen, denn das konnte schon der präsentierende Serviceherr leider nicht. Dank Herrn Brönner ließ sich wenigstens noch erfahren, dass diese vom bekannten Hof Backensholz stammen, der mir in manchen Restaurants auch schon über den Weg lief.
Ich wählte dann also einen Blauschimmelkäse (unten), sowie eine etwas weichere, geschmacklich klar als Ziegenkäse identifizierbare Variante (links).
Dazu kamen noch zwei Hartkäse, von denen einer an einen Deichkäse (oben) und der andere an eine Art Parmesan (rechts) erinnerte. Auch wenn ich wie gesagt über die genaue Basis der Sorten nichts weiß, waren sie doch alle von sehr guter Reife und Aroma. Beigaben zum Käse: Honig, Früchtebrot, Pumpernickel, Trauben, schwarze Walnüsse, Butter (von unten nach oben),
Auch die klassische Begleitung mit Pumpernickel, Früchtebrot, Honig, Butter, Trauben und den mir besonders gut gefallenen schwarzen Walnüssen ließ schöne Kombinationen mit dem Käse zu..
Mein Gegenüber wollte selbstverständlich nicht auf die Befriedigung ihres süßen Zahns verzichten. Zweifellos hoffte sie sich deshalb an dem nun servierten Dessert namens "Feines von Schattenmorellen und Herzkirschen mit Aromen von Balsamico" erfreuen zu können. "Feines von Schattenmorellen und Herzkirschen mit Aromen von Balsamico".
Wie schon beim Predessert war auch hier die Kirsche in vielfältiger Art und Weise schön ausgearbeitet, sei es als Sorbet, Baiser oder den überraschenden „falschen“ Kirschen aus einer Art Kirsch-Creme im Gelee-Gewand. Im zentralen Kirsch-Spiegel, der in einem schönen Karamellcreme-Ring lag, wurde zudem der Balsamico eingearbeitet, der für meine Begleitung auch trefflich und merklich hervorkam. Mit ihrem Dessert war sie also rundum glücklich.
Dank der abschließenden, kleinen Staffel an Petit Fours musste auch ich auf den letzten Insulin-Shot nicht verzichten, wobei auch hier etwas negativ erwähnenswert ist, dass auf dem Teller für beide Personen nur jeweils ein Exemplar serviert wurde, was auf Nachfrage auch so beabsichtigt ist. Petit Fours.
Nach eigenem Gusto konnte sich dann aber jeder von uns noch etwas vom Pralinenwagen für sich selber auswählen. Pralinen-Auwahl.
Ohne dass ich die große Auswahl genauer erläutern kann, überzeugten doch auch hier Handwerk und Geschmack durchweg und schlossen die Speisen für uns perfekt ab.
Wie gewohnt möchte ich also die gesammelten Eindrücke von diesem Samstag-Abend-Menü in der "Orangerie" zusammenfassen.
Die gelebte Klassik von nunmehr 28 Jahren Sterne-prämierter Gastronomie wird dem Gast schon beim Betreten des Gastraumes gewahr. Dieses Ambiente war dabei aber nicht verstaubt oder altmodisch, sondern präsentierte sich sehr edel und gemütlich zugleich. Eine erdrückende Schwere von antiquiertem Luxus war definitiv nicht zu vernehmen.
Im Grund agierte auch das Service-Team um Ralf Brönner in einer Art und Weise, die den Attributen dieses Ambientes trefflich angepasst war. Wie beschrieben lassen sich, gerade im Vergleich zu anderen gehobenen Restaurants, die ich bisher besuchen konnte, die doch klaren Mängel in Sachen Wissen um die gebotene Käseauswahl und die wohl aus Aufregung resultierenden Servier-Fauxpas gegen Ende des Menüs aber in der abschließenden Bewertung nicht ignorieren. Trotzdem möchte ich abermals betonen, dass das den Gesamtgenuss, den wir von diesem Abend mitnahmen, nicht nachhaltig schmälerte, aber im Fazit eben doch nicht unerwähnt bleiben kann.
Demgegenüber schaffte es das Team um Lutz Niemann in der Küche mit dem gebotenen Menü von vorn bis hinten nicht nur zu überzeugen, sondern auch zu begeistern.
Eines war für mich bei allen Speisen dabei ebenso auffällig wie erfreuend gefällig. Deutlich stützte sich die Aromatik der Gerichte stets auf den reinen Geschmack seiner Produkte. Gewürze spielten hier nie eine Rolle und waren auch komplett unnötig, denn aus jeder Komponente hat man stets das Beste und viel Intensität herausgeholt. Das verdeutlicht noch einmal ganz stark die Erfahrung, die hier in der Küche steckt, sowie die Wertschätzung und Beherrschung handwerklicher Perfektion. Eine Küche, die diese Lobeshymnen auf ihre gelebte Kunst für mich absolut verdient hat.
Das konnte ich glücklicherweise Herrn Niemann gegen Ende unseres Menüs in einem interessierten persönlichen Gespräch bei seinem Besuch am Tisch auch gleich vor Ort überbringen, wobei er mir seinen Fokus auf die eigene Kraft der Produkte und der damit verbundenen, klassischen Geschmacksbilder bestätigte. Gleichwohl versucht er, auch durch einen intensiven Austausch und Mitarbeit seiner jungen Köche stets den aktuellen Gang der Zeit nicht aus den Augen zu verlieren, was ihm auch für mich sehr gut gelungen ist.
So ergibt sich in Retrospektive des an diesem Abend gewährten Genusses eine Rechtfertigung des verlangten Preises, welcher mit einem rundum entspannten und wohlschmeckenden Abend eine weitere tolle Erinnerung und Erfahrung im gastronomischen Tagebuch ermöglichte. Das machten auch die erwähnten Abstriche beim Service nicht zunichte.
Somit kann man in Timmendorfer Strand im Bereich der Sterne-Gastronomie also auch nach Wegfall des "Balthazar" weiterhin einen wundervollen Abend in der "Orangerie" erleben, welcher sich durch entspannte rundum-Verwöhnung auf eher klassischen kulinarischen Wegen auszeichnet. Ich denke, dass auch die im Vergleich niedriger bewertete Serviceleistung dabei keinen chronischen Makel, sondern vielleicht sogar eher eine Tagesschwankung darstellte.
Es ergab sich einmal wieder eine gute Gelegenheit, um die Landschaft der gastronomischen Spitze im Lübecker und Ostholsteiner Raum zu erkunden, welche ich natürlich in keinem Fall auslassen wollte. Nach einem familiären Ausflug zu den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sollte der Abend erneut eine kulinarische Krönung erhalten. Unsere Wahl führte uns dabei wieder in das direkt an der Lübecker Bucht gelegene Timmendorfer Strand, welches ich ja bereits für den sehr positiv überraschenden Besuch des "Balthazar" im Mai dieses Jahres... mehr lesen
4.0 stars -
"Jahrzehntelang ausgezeichnete Haute Cuisine, die auch in der heutigen Zeit sehr überzeugen kann, der sich der Service aber an diesem Abend nicht ganz ebenbürtig präsentierte." NoTeaForMeEs ergab sich einmal wieder eine gute Gelegenheit, um die Landschaft der gastronomischen Spitze im Lübecker und Ostholsteiner Raum zu erkunden, welche ich natürlich in keinem Fall auslassen wollte. Nach einem familiären Ausflug zu den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg sollte der Abend erneut eine kulinarische Krönung erhalten. Unsere Wahl führte uns dabei wieder in das direkt an der Lübecker Bucht gelegene Timmendorfer Strand, welches ich ja bereits für den sehr positiv überraschenden Besuch des "Balthazar" im Mai dieses Jahres
Besucht am 15.07.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Ebenso lang, wie diese kleine Hütte schon direkt an der Puppenbrücke am Lindenplatz existiert, ebenso häufig wechselten sich hier auch Schließungen, Neueröffnungen und Umgestaltungen ab. Dabei gibt es für solch einen Imbiss wohl kaum einen besseren Platz, als hier in der direkten Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Holstentor bzw. Innenstadt. Das sorgt sowohl für einen großen, konstanten Strom an Touristen, aber auch an Pendlern, die gleichsam häufig mit Appetit bzw. Hunger gesegnet sind.
Da verleitet viele ein solcher Imbiss wohl zu einem kurzen Stopp für die schnelle Mahlzeit zwischendurch.
Um von dieser Lage zu profitieren, haben sich in der Vergangenheit schon viele Namen und Speisenangebote hier versucht. Vom Fischbrötchen- über einen Grillimbiss, bis hin zu einer Aufteilung des kleinen Häuschens in Fisch- und Fleischimbiss. Nach langem Leerstand hat nun wieder ein auf das Angebot des Meeres fokussiertes Angebot hier Einzug gefunden. Doch schon der Name "Fisch Konzept" soll wohl zeigen, dass es sich dabei nicht nur um die allseits bekannten Fischbrötchen handeln soll. Neben diesen findet sich hier auch für Freunde der üblichen fleischigen Imbiss-Snacks, aber auch für diejenigen mit genug Hunger für ein Tellergericht ein Angebot. Der gesamte Kiosk-Bereich.
Positiv präsentiert sich gleich zu Beginn die Einrichtung und Ausstattung. Diese ist zum Glück weit entfernt von einem mit vielen Verschleißspuren etwas "schmuddelig" daherkommenden Billig-Imbiss. Das schwarz angestrichene kleine Gebäude bietet natürlich direkt nebenan einen freien Bereich zur Verköstigung der gewählten Speisen, welcher durch einen großen Pavillon auch vor dem altbekannten "Schietwetter" Schutz gewährt. Der Pavillon.
Hier finden sich dabei sowohl 3 Stehtische als auch 6 einfache Sitzpartien, deren Qualität für einen Imbiss einen guten und sauberen Eindruck machten. Ein paar Blümchen-Kübel an der Pallisadenumrandung nehmen etwas von der üblichen Imbiss-Sterilität. Der Blick auf den großen Kreisverkehr und die stetige Motorengeräusch-Kulisse veredelt die Atmosphäre in diesem Außenbereich zwar nicht, aber kaum jemand plant wohl ein ausladendes Essen oder Geschäftstreffen in solch einem Fisch-Imbiss. Allerdings muss ich sagen, dass die doch recht Bass-starke Musik aus der Anlage dieser Geräuschkulisse ebenfalls nicht positiv zuträglich war. ;-)
Zudem hat man selbst Platz für einen voll umschlossenen Gastraum gefunden, auch wenn dieser zu der aktuellen warmen Jahreszeit nicht benutzt und deshalb auch nicht hergerichtet war. In diesem bieten ein paar Sitzplätze um eine wandumlaufende Bank und einen Tisch genug Komfort und Ruhe vom emsigen Verkehr am Lindenplatz-Kreisverkehr bieten, der eben auch für ein gestandenes Tellergericht als Hauptmahlzeit ausreichend ist. Sogar für etwas Auflockerung mit einem Bild und seemännischen Accessoires hat man Platz gefunden. Der kleine "Gastraum".
Der Service lässt sich, wie so häufig bei einem Imbiss, natürlich nur eingeschränkt bewerten, beläuft sich doch der Gäste-Kontakt dabei lediglich auf die Bestellung und Übergabe der Speisen am Ausschank. Am Tag meines Besuches kümmerte sich zwei junge Herren um diese Aufgabe. Begrüßung, Bestellung und Servieren meiner Wahl wurden mit normaler Freundlichkeit und auch Lockerheit getätigt, aber ansonsten hob sich die Kommunikation nicht auf eine Stufe deutlich oberhalb der üblichen Imbiss-Niveau. Positiv sei noch zu erwähnen, dass die Bestellung nach Vollendung an den Platz gebracht wurde.
Ein solider Service im guten Mittelfeld.
Wie bereits erwähnt zeigt sich die kleine Speisekarte des "Fisch Konzept" dreigeteilt. Aushängeschild sind natürlich auch hier, dem Namen entsprechend, verschiedenste Fischbrötchen "direkt auf die Flosse". Speisekarte Juli 2022
Doch auch hier beschränkt man sich nicht nur auf die überall zu findenden Backfische, Matjes, Bismark- und Bratheringe, sondern bietet mit einer Backfisch-Avocado-Kombination oder sogar "Bruscetta"-Variante, sowie einem Backfisch-Burger erfreuliche Abwechslung. Zudem lassen sich zu diesen auch noch klassische Remoulade oder Knobisauce oder eine Avocado-Aioli nach eigenem Gusto addieren.
Im zweiten Teil wird das Angebot wie gesagt um Tellergerichte erweitert, die dabei stets die aktuell verfügbaren Fische mit Salatbeilage und Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat umfassen.
Teil 3 richtet sich dann noch an "Imbiss-Klassiker" der carnivoren Kategorie mit Hamburger, Currywurst, Hot-Dog und Bratwurst.
Für mich sollte es zum Ausprobieren der hier gebotenen Imbissqualität natürlich etwas "Ausgefalleneres" sein, wobei mich die Bruscetta-Interpretation des Backfisch-Brötchen am meisten interessierte. Für 7,0€ wurde mir diese dabei nach ca. 5-10 Minuten sogar an meinen Platz gebracht. Es ist also schon einmal positiv anzumerken, dass die Speisen auf Bestellung zubereitet werden und nicht schon lange Zeit fertig vorbereitet dahinwelken. Backfisch "Bruscetta" in Sesam-Burgerbrötchen mit klassischer Remoulade, Tomaten, Rucola und Balsamico-Creme.
Zunächst war ich von der Portionsgröße, handlicherweise im Teller serviert, überrascht. Das rechtfertigte den höher als üblichen Preis von 7,0 € schon einmal.
Bruscetta bezog sich also nicht auf die verwendete Backware, was ich mir beim Backfisch auf Baguette-Scheiben auch schwer hätte vorstellen können. Trotzdem überzeugte das hier gewählte Sesam-Burger-Brötchen bereits mit frischer Fluffigkeit und trotzdem leichter Knusprigkeit.
Dieser Qualität stand auch der frittierte Meeresbewohner (wie fast immer auch hier wohl ein Seelachs) mit Saftigkeit und bemerkenswert krosser Panierung in gutem Verhältnis in nichts. Das klassische Backfisch-Handwerk beherrscht man hier also definitiv und macht sich dabei mit der frischen Zubereitung zu einer bevorzugenswerten Wahl im Bereich Fisch-Imbiss.
Was war nun also der Bruscetta-Einschlag? Backfisch "Bruscetta" in Sesam-Burgerbrötchen mit klassischer Remoulade, Tomaten, Rucola und Balsamico-Creme.
Das zeigte sich wohl nur im Austausch der meist beim Backfisch erlebten Zwiebel-Salat-Zulage durch Tomate und Rucola.
Etwas zum Schmunzeln regte dabei auch an, dass es natürlich auch die bekannte Balsamico-Creme bei dieser „mediterranen“ Kulinarik sein musste. Bei der Remoulade ist man nämlich auch beim üblichen Klassiker ohne z.B. mediterrane Kräuter-Beigaben geblieben. Diese war aber in diesem klassischen Sinne erneut gut und ansprechend dosiert.
Unterm Strich also definitiv ein Backfisch-Brötchen oberhalb der Breiten Imbiss-Qualität, aber als „Bruscetta-Variante“ nicht zusätzlich spannend.
Die hier gebotene und natürlich am Anspruch eines Imbisses gemessene Leistung würde ich also unterm Strich mit verdient gut bewerten. Die Einrichtung und Aufmachung macht für einen Imbiss einen durchaus einladenden Eindruck. Zudem empfand ich auch das ausgewogene Angebot aus altbewährtem Imbiss-Klassikern, aber auch in leichter Abwandlung und sogar richtigen Tellergerichten als eine klug gewählte Kombination, die ja auch mich hier hergelockt hatte.
Auch wenn der Gästekontakt gerne noch etwas mehr als das üblicherweise distanziertere Niveau eines Schnell-Imbiss hätte haben dürfen, vermittelte die Mitarbeiter doch nicht eine negative Stimmung.
Kulinarisch reihte sich mein „Backfisch Bruscetta“ in dieses vordere Mittelfeld ein. Den Preis von 7 € war sowohl durch Portionsgröße, als auch Frische und Qualität der klassischen Komponenten gerechtfertigt. Ein Zugewinn durch die „Bruscetta-Interpretation“ konnte aber nicht erreicht werden.
Sowohl als Tourist als auch Einheimischer macht man für mich aber trotzdem nichts falsch, wenn man das „Fisch Konzept“ für eine Rast im Stadttrubel anderen Imbissen vorzieht.
Ebenso lang, wie diese kleine Hütte schon direkt an der Puppenbrücke am Lindenplatz existiert, ebenso häufig wechselten sich hier auch Schließungen, Neueröffnungen und Umgestaltungen ab. Dabei gibt es für solch einen Imbiss wohl kaum einen besseren Platz, als hier in der direkten Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Holstentor bzw. Innenstadt. Das sorgt sowohl für einen großen, konstanten Strom an Touristen, aber auch an Pendlern, die gleichsam häufig mit Appetit bzw. Hunger gesegnet sind.
Da verleitet viele ein solcher Imbiss wohl zu... mehr lesen
3.5 stars -
"Auch wenn es kein „innovatives Konzept" ist, präsentiert sich der Imbiss insgesamt trotzdem als sinnvolle Bereicherung der Lübecker Gastronomie-Landschaft." NoTeaForMeEbenso lang, wie diese kleine Hütte schon direkt an der Puppenbrücke am Lindenplatz existiert, ebenso häufig wechselten sich hier auch Schließungen, Neueröffnungen und Umgestaltungen ab. Dabei gibt es für solch einen Imbiss wohl kaum einen besseren Platz, als hier in der direkten Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Holstentor bzw. Innenstadt. Das sorgt sowohl für einen großen, konstanten Strom an Touristen, aber auch an Pendlern, die gleichsam häufig mit Appetit bzw. Hunger gesegnet sind.
Da verleitet viele ein solcher Imbiss wohl zu
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Schon Anfang 2022 gab es vom "Köstlich" Neuigkeiten zu vermelden. Diese betrafen eine deutliche Vergrößerung des Innenraumangebotes durch einen Umzug in frei gewordene Räumlichkeiten im "Atlantic Hotel", wodurch sich das Restaurant nun also ebenfalls am üblichen Strom der Touristen befindet.
Dieser Umzug scheint dem Zuspruch wohl keinen Schaden zugefügt zu haben. Im Gegenteil ermöglichte er den Betreibern selbst in Zeiten der Inflation, sich sogar noch weiter zu vergrößern. So verkündete man im November 2022 stolz, dass man auch den Großteil der Lübecker Bevölkerung in der eigentlichen Kernstadt an der Trave von seinem Angebot überzeugen möchte und sich zu diesem Zweck am Koberg-Platz niederlässt.
"Das Köstlich in der Lübecker Altstadt" füllt hier in Nachbarschaft zu einem der ikonischen 7 Türme der Hansestadt, in diesem Falle den der St.-Jakobi-Kirche, die Räumlichkeiten eines ehemaligen italienischen Lokals im "Hotel Ko15" aus.
Auch wenn die Speisekarte sich in seinen Grundfesten nicht von der des Travemünder Stammlokals unterscheidet, so wollte ich trotzdem erkunden, ob man die bodenständige, aber doch handwerklich gute und seinen Preis gerechte Qualität in Sachen norddeutscher Klassiker auch hier hochhalten kann. Das würde den Inhabern mit Sicherheit auch bei den vielen Besuchern der Altstadt und den hier Ansässigen einen guten Zuspruch sichern. ;-)
Außenansicht mit der Terrasse.
Einen großen Vorteil gegenüber dem Travemünder Restaurant bietet bereits die vom großen Koberg-Platz abgetrennte Terrasse, die den Gästen Privatsphäre mit gleichzeitig umfassendem Blick vom Heiligen-Geist-Hospital über die Jakobi-Kirche ermöglicht.
Eingangsbereich mit kleiner Treppe.
Nach Eintritt müssen leider eine Handvoll Stufen erklommen werden, zu denen mir aktuell zumindest noch keine offensichtliche Alternative für mobilitätsbeeinträchtigte Personen vorzuliegen scheint. Dabei wird man aber gleich von vielen Blumenkübeln und einer Wandmalerei begrüßt.
Gastraum mit Empfangstisch und Bar.
Malereien hübschen die Wände auf.
Das Interieur in dem alten Backsteinhaus weist doch einige Parallelen zum Stammrestaurant auf, welches in Travemünde ja lustigerweise ebenfalls in einem Hotelgebäude liegt. Bereits angesprochene Wandmalereien verzieren die rein weißen Wände des Gastraumes ebenfalls und zeigen dabei anscheinend Pariser Bistro-Atmosphäre, die sich wohl auch hier bei den Gästen einstellen soll.
Neben einem Empfangstisch gleich links vom Eingang bildet auch eine, sogar mit kleinem „Dach“ optisch aufgehübschte Bar auf der gegenüberliegenden Seite das Hauptelement neben den zahlreichen Zweiertischen. Diese sind, passend zum Boden, in schwarz gehalten. Eine Verbindung zur weißen Wand-Grundfarbe und den weißen Gardinen bildet in gelungener Art jeweils ein heller Tischläufer.
Innenansicht mit künstlichem Kamin.
Blumen auf den Tischen lockern das Ambiente zusätzlich auf, während ein künstlicher Kamin noch etwas Edleres hinzufügt.
Laut Restaurantangaben haben somit bis zu 40 Personen Platz im „Köstlich“. Dazu lässt sich auch ein Séparée nutzen, dass zu dieser Mittagszeit noch geschlossen war, aber in ähnlichem Stil mit einem weiteren Kamin eingerichtet ist.
Das Séparée.
Auf den mit Leder bezogenen Stühlen ließ es sich während des kurzen Zeit meines Besuches bequem sitzen, was sich sicher auch über einen längeren Zeitraum als angenehm fortführen sollte.
Alles in allem kann ich über die Gestaltung und Qualität des Interieurs also nur gute Dinge anbringen, die eventuell fehlende Barrierefreiheit außen vorgelassen.
Während man in Travemünde noch unter anderem vom Besitzer-Paar gerne persönlich bedient wurde, hat man diese Aufgaben im neuen Zweitrestaurant in die Hände einer eigenständigen Crew gegeben. So kümmerten sich an diesem Tag ein junger Herr und eine Frau um den Service am Gast. Schon beim ersten Kontakt nach meinem Eintritt mit der Frage, ob aktuell auch für meine spontane Einkehr ein Platz frei wäre, begegnete mir der Herr freundlich und offenherzig. Die junge Frau servierte mir später meine gewünschte Speise in gleicher freundlicher Art. Zwischendurch fragten wiederum beide aufmerksam nach meiner Zufriedenheit.
Auch im weiteren Verlauf konnte ich beobachten, wie Tische gründlich gereinigt und neu eingedeckt wurden.
Die Serviceleistung passte sich qualitativ dem des Ambiente also positiv an.
Wie bereits eingangs erwähnt ist die Speisekarte in ihren Grundfesten eine 1:1-Kopie des Angebots aus dem Travemünder Restaurant. Dies ist auch absolut verständlich, will man doch sein Konzept der norddeutschen Klassiker und bodenständigen Gerichte in Verbindung mit einem weit verbreiteten Burger-Angebot auch hier bieten. Das hat schließlich schon im Stammrestaurant funktioniert und sollte damit auch für diesen Neustart hohe Erfolgsmöglichkeiten bieten.
Während bei meinem Erstbesuch in Travemünde noch das norddeutsche Sauerfleisch meine Wahl war, wollte ich mich hier nun einem weiteren bekannten Klassiker der Schleswig-Holsteinischen Küche widmen, denn an Hand seines Labskaus muss sich wohl jedes bodenständig ausgerichtete Restaurant in dieser Gegend messen lassen. Angekündigt mit einer Garnitur aus „dänischen“ Gurken und Spiegelei, stand dabei ein Preis von 6,9 € zu Buche.
Ca. 15 Minuten nach meiner Bestellung durfte ich mich dann auch schon über das abgelichtete Tellerbild freuen.
„Hausgemachtes Labskaus -zum kennenlernen - serviert mit dänischen Gurken und einem Spiegelei“.
Zu Spiegelei und Gurken, welche wie vermutet die typischen sauren Vertreter in der Schnittweise für dänische Hotdogs waren, gesellte sich noch etwas Lollo Rosso, sowie Rotkrautsalat mit einem cremigen Dressing. Letzteres war ein, zum französischen Ambiente passendes, French Dressing in gekannter Qualität, bei dem ich nicht sicher sagen kann, ob es frisch aus der Tube oder doch der eigenen Küche stammt. Ungeachtet dessen war die pflanzliche Beigabe qualitativ gut und verlieh dem Gericht somit eine willkommene säuerliche Frische.
Unter dem makellos kross gebratenen Spiegelei, bei dem schon optisch das immer noch wachsweiche Eigelb glänzte, wurde dann der oft als „unansehnlich“ titulierte Labskaus-„Brei“ versteckt.
Das „norddeutsche Ragout“ freigelegt.
Verstecken musste sich dieses noch heiß dampfende und durch rote Bete Saft kräftig gefärbte Ragout aber keineswegs. Deutlich kam die Fleischigkeit des hier verwendeten, noch angenehm körnigen Hackfleischs zum Tragen. Doch auch die kleinen Kartoffelstückchen konnten sich mit keineswegs verkochter Konsistenz geschmacklich zeigen wie auch kleine gehobelte Stücke gegarter roter Bete. Das Verhältnis der klassischen Komponenten des „norddeutschen Ragouts“ war für mein Empfinden also wirklich gut getroffen.
So bot diese Probierportion am Ende geschmacklich genau das, was ich mir von einem frischen hausgemachten Labskaus erwarte, ohne dabei mit irgendeinem Twist überraschen zu wollen.
Wie mir der Serviceherr bestätigte, gehört bei der großen Hauptspeisen-Portion natürlich auch der Hering als Matjes dazu, der bei dieser Vorspeisen-Portion verständlicherweise weggelassen wurde (diesen nur dafür zu halbieren empfände auch ich eher als Verschwendung.
Abschließend möchte ich meine Gedanken zum "Köstlich" am Koberg in der Lübecker Altstadt noch einmal zusammenfassen.
Die Atmosphäre in dem Restaurant fällt insbesondere durch die Pariser Bistro-Atmosphäre mit den großen aber nicht übertriebenen Wandmalereien bereits positiv ins Auge. Auf Grund der erst kürzlichen Eröffnung lässt sich auch an der Qualität und Neuwertigkeit des Mobiliars kein Mangel finden, sodass hier eine volle Punktzahl gerechtfertigt ist.
Für eine gute Atmosphäre konnten auch die MitarbeiterInnen im Service sorgen. Beide vereinten Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gründlichkeit so, wie man es sich wünscht.
Schließlich hinterließ auch der kulinarische Teil mit dem von mir verköstigten Labskaus einen rundum positiven Eindruck. Die optische Frische bestätigte sich auf der Zunge ebenso wie der erhoffte typische Geschmack mit seiner Verbindung von warmer Herzhaftigkeit, leichter Süße und passender Säure.
Die für diese Portion aufgerufenen 6,9 € waren somit vor allem im Hinblick auf die Qualität, aber auch die Portionsgrösse mehr als fair gewählt und wurden somit gerne mit Trinkgeld erhöht.
So zahlreich wie an der Travemünder Promenade ist die Menge an üblichen "Touri-Abfang-Restaurants" in der Lübecker Altstadt zum Glück aktuell nicht. Gerade deshalb stellte sich "Das Köstlich" im Küsten-Stadtteil als besonders empfehlenswerte Alternative für bodenständige Küche mit Qualität und gekonntem Küchenhandwerk aus. Trotzdem würde ich nach diesem ersten Besuch auch der neuen Dependance in der Kernstadt ebenjene Empfehlung aussprechen, da in allen Bereichen der Gastronomie positiven Eindrücke hängenblieben.
Hier wird man sicher nicht "geflasht" sein, aber trotzdem mit absolut zufriedenem Gemüt und Bauch die Einkehr keineswegs bereuen.