Eine der größten Leidenschaften, die wir - das sind Herr Stadt und Frau Land, benannt nach der jeweiligen Herkunft - miteinander teilen, ist gutes Essen. Inspiriert von gewissen Familienmitgliedern, die ebenfalls der Kritikercommunity angehören, sind wir mit der Zeit immer neugieriger geworden und öfter sowie hochwertiger Essen gegangen. Schließlich haben wir beschlossen, unsere Erfahrungen und Eindrücke nicht für uns zu behalten, sondern bei GastroGuide zu veröffentlichen, wo sie hoffentlich der Unterhaltung und Information dienen. Dabei bevorzugen wir nicht ausschließlich Sterne-Küche, sondern sind offen für alles Neue und auch Einfache, solange es gut zubereitet ist und ansprechend präsentiert wird. Unseren Lebensmittelpunkt haben wir zur Zeit in Heidelberg, es verschlägt uns aber in die unterschiedlichsten Ecken Deutschlands, wo wir jedes Mal auf der Suche nach neuen gastronomischen Abenteuern sind.
Eine der größten Leidenschaften, die wir - das sind Herr Stadt und Frau Land, benannt nach der jeweiligen Herkunft - miteinander teilen, ist gutes Essen. Inspiriert von gewissen Familienmitgliedern, die ebenfalls der Kritikercommunity angehören, sind wir mit der Zeit immer neugieriger geworden und öfter sowie hochwertiger Essen gegangen. Schließlich haben... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 9 Bewertungen 11622x gelesen 153x "Hilfreich" 163x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 02.11.2018 2018-11-02| Aktualisiert am
02.11.2018
Besucht am 11.08.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 270 EUR
Den letzten Urlaubstag ließen wir gemütlich angehen, da das Wetter leider mittlerweile nicht mehr mitspielen wollte. Gegen Abend kam dann aber doch noch einmal die Sonne heraus, sodass sich uns die Gelegenheit bot, vor dem Essen durch Keitum zu spazieren. Das Dorf lebt von kleinen Künstlerateliers und Modegeschäften für die gut Betuchten, aber auch von idyllischen Gässchen zwischen grünen Wiesen und Watt. In den letzten Jahren hat sich auch die Kulinarik immer mehr gemausert, sodass wir uns auf das „Tipken’s“ freuten.
Eines von zwei Restaurants der exklusiven Hotel- und Apartmenthausanlage „Severin’s“, ist das „Tipken’s“ im Haupthaus am Ende einer kleinen Lindenallee gelegen, die außerdem von dem an der Nordsee typischen Friesenwall gesäumt wird. Allein der Weg zum Essen ist dem Auge ein Pläsir.
Linker Hand im U-förmigen Haupthaus befindet sich der Spa-Bereich, im rechten Teil das zweite Restaurant namens „Hoog“. Angrenzend an den Speiseraum des „Tipken’s“ befindet sich eine etwas rustikalere Weinstube; weiterhin verfügt das Hotel natürlich über eine Bar sowie eine Smoker’s Lounge und einen Weinkeller. Hier soll für jeden Geschmack etwas geboten werden.
Nachdem wir (mal wieder) als erste Gäste des Abends an unserem reservierten Tisch Platz genommen hatten, wurden wir direkt mit dem Aperitif versorgt. Der Champagner stand bereits geöffnet im Kühler parat, die preisliche Messlatte für den Abend war somit gesetzt. Herr Stadt gönnte sich sodann auch ein Glas des lecker spritzigen Champagne Perrier-Jouët Blason Rosé (0,1 l/ 21 € - Champagner + Sylt = teuer), während Frau Stadt beim dagegen fast schon banalen Martini bianco für 5 € blieb.
Ambiente innen
Versorgt wurden wir von einer Dame, deren distanzierte Professionalität im Laufe des Abends auftaute; sowie einem noch recht jungen, ebenfalls sehr auf professionelle Distanz bedachten Kellner mit Schweizer Wurzeln. Warmherzigkeit im Service ist nicht jedem gegeben, steht Aufmerksamkeit und Kompetenz ja auch nicht im Wege, gibt also höchstens Abzüge in der B-Note. Wenn die Kommunikation mit dem Gast darunter leidet, ist das aber etwas anderes - dazu später mehr.
Vorneweg gab’s dann zunächst ein Assortiment aus drei verschiedenen Brotsorten. Die Vollkornstangen mit Sesam waren leider etwas gummihaft und konnten nicht überzeugen, auch die Weizenbrötchen waren (vielleicht naturgemäß) eher weich. Das Vollkornbrot mit Kümmel war hingegen sehr schmackhaft und schien am frischesten zu sein. Dazu wurde ein vom Schweizer Kellner angepriesenes „kaltgepresstes griechisches Olivenöl“ (das nun doch schon mehrfach gesehene Öl der Familie Jordan von Lesbos) sowie Sylter Meersalz im modischen Weckglas mit Holzlöffelchen gereicht, mit der zusätzlichen Empfehlung: „Genießen Sie es!“. Gesagt, getan. Für Interessierte: das Salz ist auf Sylt übrigens in jedem Supermarkt erhältlich.
Bei der Vorspeise waren sich Herr Stadt und Frau Land ausnahmsweise mal einig, und so durfte es für beide das Ceviche vom Thunfisch mit Limette, Chili und Frühlingszwiebeln sein (18,50 €). Nicht auf der Karte und doch dazu kamen Schalotten, frittierte Glasnudeln sowie Gurken und ein Sour Cream-Spiegel im Teller. Voll freudiger Erinnerungen an das Ceviche by Tim Raue stürzten wir uns auf die Vorspeise… und tauschten nach der ersten Gabel verwirrte, nach der zweiten entsetzte Blicke aus. Zwei Dinge: sauer und scharf. Durchaus Komponenten eines Ceviche, aber hier jedoch bis zur Unerträglichkeit/Ungenießbarkeit vorhanden. Viel zu viel Limette und „Sauer“ Cream sowie drei scharfe Komponenten (Chili, Frühlingszwiebeln und eigentlich eher milde Schalotten) übertünchten den Fisch vollständig, dessen fleischige Konsistenz wenigstens auf gute Qualität schließen ließ. Die Gurken sollten vielleicht als neutraler Geschmacksträger dagegenwirken, saugten den scharf-sauren Saft jedoch auf und waren insgesamt auch zu viel vorhanden. Die Krönung waren allerdings die frittierten Glasnudeln. Wo besonders dünne Exemplare wohl etwas zu lang frittiert worden waren, hatten sie sich in eisenharte, nadelähnliche Zahnstocher/Fäden verwandelt, deren Konsum nach dem ersten Versuch aus Sicherheitsgründen und Angst vor Fleischwunden abgebrochen wurde. Besser als die Blume obendrauf wäre hier irgendetwas zur Rettung des Tellers gewesen, so aber ein kompletter Reinfall und eine herbe Enttäuschung direkt zu Beginn des Abends.
Etwas ängstlich sahen wir dementsprechend dem Zwischengang entgegen. Hier wurden wir jedoch für die anfängliche Tortur entschädigt. Frau Land bekam die selbstgemachten, mit Perigord Trüffel gefüllten Ravioli an Mascarponeschaum und Babyspinat (19,50 €), deren von weichem Nudelteig umschlossene, erdige Pilzfüllung wunderbar mit dem leicht säuerlichen Schaum sowie dem kaum bitteren Babyspinat harmonierte. Allgemein scheint die Küche des „Tipken’s“ eine Vorliebe für florale Dekorationen zu haben, die regelmäßig aber nur das Auge erfreuen, bei der Konsistenz jedoch stören können - und auch nicht geschmacklich zur Komposition gehörten.
Herr Stadt erhielt währenddessen zwei gebratene Jakobsmuscheln mit Teriyakisud, Thaimango und Karotten- sowie Selleriepüree (19,50 €). Die Muscheln selbst waren außen schön kross, wenn auch innen vielleicht etwas zu fest, insgesamt aber von guter Qualität. Der Teriyakisud kam gegen den zarten Muschelgeschmack leider etwas sehr salzig daher, hier wäre weniger mehr gewesen. Die Gemüsepürees überzeugten durch intensive Süße. Ein wohliger Teller.
Es hätte so schön sein können… dann kam jedoch der Sommelier an unseren Tisch. Hierzu muss erwähnt werden, dass in der Karte zu jedem Gericht ein Wein empfohlen wird. Bei der Bestellung hatte Herr Stadt den zum Hauptgang passenden Wein erbeten, der dann aber schon während des Zwischengangs eingeschenkt wurde. Zunächst etwas perplex baten wir den nächstbesten Mitarbeiter um Aufklärung. Dieser wollte „schnell nachfragen“ und verschwand sodann auf Nimmerwiedersehen, auch sonst trat niemand an uns heran. Bevor der Wein warm wird, trinkt man ihn halt eben, dachte sich Herr Stadt. Erst als sich die Dame im Service zum Abräumen unserem Tisch näherte, konnten wir sie nochmals darauf ansprechen. „Ja, unser Sommelier hat schon mal vorgesorgt. Er wollte nicht, dass Sie vor einem leeren Glas sitzen…“ war dann die etwas dürftige Reaktion, immerhin wurde der Wein aber großzügig nachgeschenkt und tauchte nur in einfacher Ausführung auf der Rechnung auf. Wenn der Gast aber selber beim Essen in Stress verfallen muss a) auf der Suche nach einer Bedienung und b) aufgrund der Frage, was denn jetzt mit dem Wein anzufangen sei, hilft das einem entspannten Abend nicht gerade auf die Sprünge. An der mangelnden Kommunikation im Service untereinander und auch zum Gast sollte hier dringend gearbeitet werden. Anscheinend hatten wir aber noch Glück, dass nur unser Wein zu früh kam, denn am Nachbartisch wurde die Reihenfolge der Speisen wohl völlig durcheinandergewürfelt, sodass mehrere Teller wieder zurück in die Küche mussten. Die Dame im Service hatte zwar die Angewohnheit, alle diktierten Bestellungen (schulmädchenhaft) noch einmal aufzusagen, geholfen hat’s aber anscheinend nicht. Auch wenn ein Notizblock nicht so schick wirken mag, ist er im Zweifel doch effektiv und kulinarischem Chaos definitiv vorzuziehen.
Weiter ging es mit dem Hauptgang, für Frau Land in Form von gebratenem Loup de Mer mit Maiskolben, wildem Brokkoli, rotem Paprikarisotto und Schaum von der Beurre Blanc (42,50 €). Der Wolfsbarsch war von bester Qualität und Zubereitung, auf der Haut gebraten - sehr lecker. Auch das Paprikarisotto konnte mit geschmacklicher Intensität punkten, der wilde Brokkoli war schön mild. Die Baby-Maiskolben waren leider noch relativ hart und gingen auch geschmacklich gegen das Risotto etwas unter. Während der Zwischengang allerdings sehr angenehm portioniert war, wollte man die Menge im Hauptgang dafür anscheinend ausgleichend draufschlagen. Risotto ist ja an sich schon sehr sättigend und war hier in großer Menge vorhanden, im Zusammenspiel mit dem fleischigen und ebenfalls reichlichen Loup de Mer und dem Gemüse aber leider keine machbare Portion mehr in einem auf vier Gänge ausgelegten Menü.
Herr Stadt wagte sich dagegen an die gebratene Languste im Pata Negra-Mantel mit Orangen-Salbeisud, Oliventatar, Parmesan und Frischkäse (45,50 €). Erwartungsgemäß hatte die Languste geschmacklich keine Chance gegen den Schinken. Die Konsistenz des Krustentiers war sehr gut, driftete vielleicht etwas ins Zähe ab. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein, darf aber bei solchen Preisen wohl gesagt werden. Nach dem Ablösen des Schinkens kam sogar das Aroma der Languste durch und erzielte mit dem verbliebenen Aroma des Schinkens den gewünschten Surf ’n’ Turf-Geschmack. So also sehr gut, mit dem Schinken umwickelt hätte man das Ganze aber auch sein lassen können. Die Oliven waren im Vergleich zur milden Languste ebenfalls etwas zu prägnant, wenn auch sehr lecker. Der Frischkäse passte gut zur Languste, der Parmesan konnte aufgrund seiner Milde die Nuancen seines Aromas wunderbar entfalten. Insgesamt also ein Teller mit Höhen und Tiefen, hier wurde vielleicht zu viel gewollt, wenn weniger doch manchmal mehr ist. Der bestellte Wein, ein 2016er Bramito Chardonnay, Castello della Sala/Umbrien (0,1 l/9,50 €), passte hier gut dazu.
Einen süßen Abschluss des Abends erlebte Frau Land in Form einer Komposition von Himbeeren mit Sylter Rose, Litschi und Buttermilch (16,50 €). Der Pâtissier muss an dieser Stelle wirklich gelobt werden. Nicht nur die optische Konzeption, auch die kreative Umsetzung der „Komposition“ konnte vollstens überzeugen. Die Himbeere fand sich in einem saftigen Buttermilch-Küchlein in Form eines Donuts (tolle Idee!) sowie einem fluffigen Spongecake wieder. Dieser war dank der leichten Säure der Himbeeren auch nicht zu süß, wie man es sonst häufiger erlebt. Kleine Baisertropfen sowie Muskleckse repräsentierten ebenfalls die Himbeere. Die Rose kam als Sorbet sowie zusammen mit Tapioka als Creme, die aber ins Bittere schlug - das war nicht so erfreulich und störte etwas die Harmonie auf dem Teller. Die ebenfalls als Mus vorzufindende Litschi fügte sich wiederum perfekt in den geschmacklichen Dreiklang ein. Wunderbar war dazu der 2016er Eiswein „Essinger Sonnenberg“ (leider mittlerweile viel zu rar gesät, was wohl auch der klimatischen Entwicklung geschuldet ist) aus Sauvignon Blanc vom Weingut Frey in der Pfalz (0,05 l/14,50 €).
Herr Stadt wählte währenddessen die herzhafte Variante in Form einer Käseplatte vom Hof Backensholz mit eingelegten grünen Trauben (17,50 €). Der Käse war leider - besonders zu diesem Preis - sehr unspektakulär. Die in Pfefferminzgelee eingelegten Trauben hatten ein intensives Minzaroma und mussten deswegen sparsam dosiert werden. Als kleines Gimmick steckte ein sehr leckerer Apfelchip im Käse, der insbesondere im Vergleich mit der Normalität des Käses freudig überraschte. Das Highlight bei diesem Gang kam jedoch in flüssiger Form: Der Sommelier hatte, vielleicht um seinen Fehler von früher wieder auszubügeln, die nicht auf der Karte notierte 2016er „PIUS“ Beerenauslese vom Weingut Keller aus Rheinhessen hervorgekramt, die extra zum Genuss mit Käse kreiert wurde. Herrlich fruchtig, erfrischend - einfach grandios. Ein bisschen was hat er damit auf jeden Fall wieder wettgemacht.
Zum Espresso, den Herr Stadt solo genoss, kamen erfreulicherweise aber trotzdem zwei Stücke fester, schokoladiger Brownies mit Haselnüssen, sodass sich Frau Land auch daran erfreuen durfte. Als Abschiedsgeschenk gab es ein Mini-Henkeltäschchen, das ein Nougat-Pralinée enthielt. Dieses genossen wir sogar erst, als wir schon in Bremen, der nächsten Station unserer Reise, angekommen waren (Achtung: Spoiler!).
Fazit: Ein Abend mit Höhen und Tiefen. Das „Tipken’s“ ist sicherlich zuerst darauf bedacht, den optischen Ansprüchen der Sylter Klientel zu entsprechen, die damit oft schon zufriedengestellt ist. Schürft man etwas tiefer, offenbart die Küche allerdings gewisse Schwächen, die vor allem zu diesen Preisen enttäuschend sind. Würde man an der kulinarischen Ausfertigung noch etwas feilen und käme der Service mehr aus den Puschen, so könnte man hier dem schönen Schein auch inhaltlich gerecht werden.
Den letzten Urlaubstag ließen wir gemütlich angehen, da das Wetter leider mittlerweile nicht mehr mitspielen wollte. Gegen Abend kam dann aber doch noch einmal die Sonne heraus, sodass sich uns die Gelegenheit bot, vor dem Essen durch Keitum zu spazieren. Das Dorf lebt von kleinen Künstlerateliers und Modegeschäften für die gut Betuchten, aber auch von idyllischen Gässchen zwischen grünen Wiesen und Watt. In den letzten Jahren hat sich auch die Kulinarik immer mehr gemausert, sodass wir uns auf das „Tipken’s“... mehr lesen
Tipken's by Nils Henkel · Severin*s Resort & Spa
Tipken's by Nils Henkel · Severin*s Resort & Spa€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet0465146066533Am Tipkenhoog 18, 25980 Sylt
3.5 stars -
"Sylter Sinfonien - Teil 3: Von griechischem Olivenöl und Schweizer Kellnern" StadtLandGenussDen letzten Urlaubstag ließen wir gemütlich angehen, da das Wetter leider mittlerweile nicht mehr mitspielen wollte. Gegen Abend kam dann aber doch noch einmal die Sonne heraus, sodass sich uns die Gelegenheit bot, vor dem Essen durch Keitum zu spazieren. Das Dorf lebt von kleinen Künstlerateliers und Modegeschäften für die gut Betuchten, aber auch von idyllischen Gässchen zwischen grünen Wiesen und Watt. In den letzten Jahren hat sich auch die Kulinarik immer mehr gemausert, sodass wir uns auf das „Tipken’s“
Geschrieben am 26.10.2018 2018-10-26| Aktualisiert am
26.10.2018
Besucht am 09.08.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 132 EUR
Nach einer tagesfüllenden Fahrradtour über die halbe Insel setzte pünktlich zu unserer Rückkehr nach List, wo auch unsere bescheidene Herberge lag, der Regen ein. Von Wind & Wetter etwas mitgenommen flüchteten wir uns in unser Ziel für den Abend: Das „Spices by Tim Raue“ im A-ROSA Hotel - der Namensgeber kocht hier allerdings nicht selber, sondern zeichnet sich für das Konzept verantwortlich. Zum Restaurant ging es einmal durch die Eingangshalle und den Barbereich des Hotels weiter in Richtung Spa, wo wir uns mit zerzausten Haaren und Regenjacken zwischen weißen Bademänteln und Rolltreppen in die oberen Etagen etwas fehl am Platze vorkamen. Dies änderte sich zunächst auch nicht, als wir das sehr stilvoll eingerichtete Restaurant betraten, noch dazu, da wir an der Tür den Hinweis entdeckten, dass man seinen Tisch doch bitte im Vorfeld reservieren möge (hatten wir natürlich nicht). Das Personal empfing uns als erste Gäste des Abends jedoch sofort überaus zuvorkommend und freundlich und wies uns trotz mangelnder Reservierung einen schönen Tisch zu. Das asiatisch inspirierte Lokal wartete dann auch sofort mit den traditionellen Oshibori auf, die in kleinen Bambusboxen gereicht wurden und nach Rosmarin dufteten - wie uns der noch junge, aber höchst kompetente Kellner verriet, nachdem er offenbar beobachtet hatte, wie wir rätselnd an den Handtüchern schnupperten.
Grundsätzlich lässt sich jetzt schon vorweg nehmen, dass der Service im „Spices“ seinesgleichen sucht. Im Personal ist keiner über 50, und doch beherrscht selbst der Azubi bereits eine unaufdringliche, angenehme Arbeitsweise, die die perfekte Balance zwischen professionellem Abstand und persönlichem Eingehen auf den Gast findet. Hier fühlt man sich wohl, willkommen, und bestens umsorgt - das war wirklich eine Spitzenleistung.
Die Tische waren sparsam gedeckt, schwarze Holztische ohne Tischdecke passten aber zu der im Raum vorherrschenden Eleganz durch dunkle Töne. Dieses Konzept geht dann auf, wenn das Essen auf bunten Tellern oder hellen Holzbrettern serviert wird und im Kontrast zum dunklen Tisch noch mehr hervortritt. Der Fokus ist damit ganz klar gesetzt. Schön anzusehen (und zu riechen) war die Bereitstellung der Essstäbchen, hochgelegt auf Zimtrollen. So einfach und doch so einfallsreich. Dazu waren sehr filigrane Messer und Gabeln eingedeckt.
Zum Aperitif in Form eines Martini Bianco für Frau Land und eines Rieslingsekts (9 €) für Herrn Stadt wurde Papadam mit einem Curry-Rote Linsen-Dip sowie einem Passionsfrucht-Mango-Dip gereicht. Erdige Schärfe zum einen, fruchtige Süße zum anderen, begleitet von knusprigen Linsencrackern - ein gelungener Einstieg in den Abend.
Und gelungen sollte es auch weitergehen, für Frau Land zunächst mit dem Hamachi Ceviche an Yuzu-Marmelade, Avocadocrème und Jalapeños (22 €). Die butterweiche Makrele badete im Yuzugel, dessen Säure von der Avocado gut einfangen wurde. Die Jalapeños eröffneten allerdings schon einen Vorgeschmack auf eines der Markenzeichen der Raue’schen Küche: eine großzügige Portion Schärfe. Das muss man mögen, wenn man es mag, kommt man sodann aber vollstens auf seine Kosten. Bereits der erste Teller konnte also überzeugen.
Herr Stadt wählte die Wasabi Garnelen (18 €), die im Kanton Style mit Mango serviert wurden. Die Garnelen selbst waren, vom knusprigen Backteig ummantelt, traumhaft zart. Der kantonesische Stil wurde hier in Form einer süß-sauren Sauce interpretiert, dazu eine selbstgemachte Wasabi-Mayonnaise sowie mit Wasabi versetzte Flocken als Topping. Glücklicherweise trat das Wasabi nicht wie oft extrem scharf hervor, sondern konnte seinen Geschmack gerade im Zusammenspiel mit den restlichen Akteuren des Tellers entfalten. Die Mangokleckse konnten mit dieser Intensivität leider nicht ganz mithalten, waren aber trotzdem sehr lecker; die Flocken konnten mit guter Textur punkten. Ein wirklich fantastischer, abwechslungsreicher Gang - pure Aromenvielfalt auf einer Gabel. (Herr Stadt hätte am liebsten mit den Garnelen in der Sauce gebadet.)
Auch mit dem zweiten Gang bekam Frau Land Ceviche, diesmal vom Lachs, zusammen mit Süßkartoffel als Chip und als Püree, roter Zwiebel, Papaya und Koriander (16 €). Wer dachte, nach dem Hamachi Ceviche könnte die Küche keinen mehr draufsetzen, wurde hier eines besseren belehrt. Nicht nur ein optisch herausragender Teller, auch grandiose Texturen und das Zusammenspiel der Aromen sorgten für Hochgenuss. In diesem Fall wurde die Süßkartoffel als Gegenspieler zur Schärfe eingesetzt, wobei der wohl knusprig gedachte Chip teilweise etwas zäh daherkam. Die eher süße Zwiebel passte farblich und geschmacklich sehr schön, ebenso der Koriander. Auch hier mangelte es nicht an wohl bemessener Schärfe. Einziger Kritikpunkt: da der Fisch beide Male sehr in den flüssigen Komponenten des Gerichts badete, ging er selbst leider ein wenig unter, dabei sollte er doch grade trotz der Fülle an anderen Zutaten der Hauptdarsteller sein, den man auch gerne mehr herausschmecken darf. Das war hier leider nicht so der Fall, tat dem sehr positiven Gesamtbild aber keinen Abbruch.
Herr Stadt stellte sich selbst eine Sushi-Variation zusammen, bestehend aus Thunfisch Sashimi (16 €), einer Chicken Teriyaki Roll (14 €) und einer Spicy Tuna Roll (14 €). Der Thunfisch kam so einfach und doch so gut in schönen fleischigen Stücken von bester Qualität an den Tisch.
Das Fleisch der Chicken Roll war wunderbar zart und saftig und auch gegen die sehr leckere, nicht zu übermächtige Teriyaki Sauce noch gut zu schmecken. Röstzwiebeln sorgten hier für den nötigen Crunch.
Die Spicy Tuna Roll war letztendlich ebenfalls sehr lecker, hauptsächlich bestehend aus in scharfer Sauce eingelegtem Thunfisch und Chili-Mayo. Hier ist allerdings auch Vorsicht geboten: Wenn Tim Raue himself ankündigt, dass etwas „spicy“ sei… dann meint er es auch so.
Das Dessert blieb Frau Land überlassen, und so wartete die Küche mit Schokoladenpudding, Mandarine als Sorbet und Filet sowie in Läuterzucker aufgekochter Kumquatzeste (10 €) auf. Der Pudding wurde dank dem erfrischenden Zitrussorbet nicht zu mächtig, die säuerlichen Filets der Mandarine sowie die leicht bittere Kumquat sorgten dafür, dass die Süße nicht überhandnahm. Wieder einmal war zu spüren, dass sich jemand bei der Konzeption der Gerichte Gedanken gemacht hat.
Herr Stadt begnügte sich mit einer guten 2008er Riesling Auslese vom Bechtheimer Stein (0,05 l/7 €).
Als Abschiedsgeschenk freuten wir uns über mit Kakao bestäubte Schokopralinées, deren dünne, knackige Hülle eine cremig-flüssige, leicht fruchtige Schokoladenfüllung enthielt - der krönende Abschluss.
Fazit: Wow. Eine Spitzenleistung von Küche und vor allem Service, die gerade auf Sylt zu solchen Preisen wohl ihresgleichen sucht. Auch wenn Tim Raue hier nicht selber kocht, so erkennt man doch seine Handschrift in der asiatisch inspirierten Küche wieder, bei der jedes Gericht durchdacht ist. Etwas versteckt gelegen in List und noch dazu im Hotel, lohnt sich der Weg ins „Spices“ auf jeden Fall. Absolute Empfehlung!
Nach einer tagesfüllenden Fahrradtour über die halbe Insel setzte pünktlich zu unserer Rückkehr nach List, wo auch unsere bescheidene Herberge lag, der Regen ein. Von Wind & Wetter etwas mitgenommen flüchteten wir uns in unser Ziel für den Abend: Das „Spices by Tim Raue“ im A-ROSA Hotel - der Namensgeber kocht hier allerdings nicht selber, sondern zeichnet sich für das Konzept verantwortlich. Zum Restaurant ging es einmal durch die Eingangshalle und den Barbereich des Hotels weiter in Richtung Spa, wo... mehr lesen
Spices by Tim Raue · Arosa Resort
Spices by Tim Raue · Arosa Resort€-€€€Restaurant, Loungebar0465196750834Listlandstr. 11, 25992 List
4.5 stars -
"Sylter Sinfonien - Teil 2: Zu Gast bei Tim Raue (fast)" StadtLandGenussNach einer tagesfüllenden Fahrradtour über die halbe Insel setzte pünktlich zu unserer Rückkehr nach List, wo auch unsere bescheidene Herberge lag, der Regen ein. Von Wind & Wetter etwas mitgenommen flüchteten wir uns in unser Ziel für den Abend: Das „Spices by Tim Raue“ im A-ROSA Hotel - der Namensgeber kocht hier allerdings nicht selber, sondern zeichnet sich für das Konzept verantwortlich. Zum Restaurant ging es einmal durch die Eingangshalle und den Barbereich des Hotels weiter in Richtung Spa, wo
Besucht am 08.08.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 145 EUR
Endlich Sommer! Endlich Sylt! Voller Vorfreude auf eine der schönsten Inseln der Nordsee starteten wir in den Urlaub. Frau Land, die schon seit Kindertagen samt Familie auf Sylt urlaubt und somit gewissermaßen auf Heimatbesuch war, nutzte die Gelegenheit, um dem Sylt-Neuling Herr Stadt die Insel näherzubringen. Bereits im Vorfeld hatten wir uns einige kulinarische Anlaufstellen auserkoren - unter anderem das „Coast“ in Rantum.
Hier wird nach Schichtbetrieb gearbeitet - entweder man kommt um 18 Uhr und hat sich bis 20 Uhr wieder verdünnisiert, oder aber man wählt die Spätschicht und darf (hoffentlich) so lange bleiben, bis die Lichter ausgehen (wahlweise im Restaurant oder beim Gast). Da wir keine Lust hatten, beim Essen in Stress zu verfallen, reservierten wir für die spätere Schicht, d.h. Erscheinen ab 20:15 Uhr. Wir fuhren schon früher nach Rantum, um noch etwas durch den Ort und die Dünen zu spazieren. Pünktlich zu unserem Urlaub begann sich das bis dahin vorherrschende Sommerwetter allerdings zu wenden, und so wurde es nach einiger Zeit unangenehm frisch draußen. Wir beschlossen daraufhin, schon etwas früher im „Coast“ aufzuschlagen und zu erfragen, ob denn an der Bar vielleicht noch ein Plätzchen für uns frei sei.
Der Chef sah uns durch die verglaste Eingangstür allerdings schon von weitem nahen und stürzte uns aus dem Restaurant entgegen. An der Bar sei kein Platz mehr frei, am Telefon sei extra darauf hingewiesen worden, dass man erst um viertel nach acht erscheinen solle. Als wir kleinlaut schon wieder von dannen ziehen wollten, wurde uns dann aber doch noch ein Platz auf der Terrasse hinter dem Haus angeboten, wo wir auf unseren Tisch warten konnten.
Um zehn nach acht wurden wir dann hereingebeten, unser Tisch sei jetzt bereit. Wir traten ein inmitten das Gewusel der Kellner, die sich gerade bemühten, zwischen noch teilweise übrig gebliebenen Gästen der früheren Schicht alle Tische neu einzudecken. Allgemein ging es in dieser Übergangsphase sehr hektisch zu im Restaurant, der Chef ließ im Vorbeigehen ein ironisches „Ist doch schön, wenn der Stress nachlässt“ fallen. Willkommen fühlt man sich als Gast so sicherlich nicht. Wenn das Personal dem fragwürdigen Konzept des Schichtbetriebs nicht gewachsen ist, sollte das System vielleicht überdacht werden (an der Bar war übrigens kein einziger Platz belegt. Aber vielleicht sind die Barhocker ja nur Deko).
Interieur
Der Gastraum ist, wie auf GastroGuide bereits beschrieben, hell und einladend gestaltet. Die Kellner sind leger gekleidet, es gibt keine Tischdecken, dafür aber ansonsten ein vollständiges Gedeck.
Das ist der Sylt-Lifestyle, der in den letzten Jahren auch in Rantum um sich greift - schick und hochwertig, dabei aber nicht bieder und locker-flockiger Umgang mit den Gästen (am Telefon ist man sofort per Du). Das Konzept wirkt, an dem Interieur angepasstem Publikum mangelt es im „Coast“ jedenfalls nicht.
Alkohol beruhigt ja bekanntermaßen die Nerven. So bestellte Herr Stadt als Aperitif sogleich einen Martini bianco, der für erträgliche 5 € daherkam. Nachdem unsere Bestellung mit vom Kellner vorgehaltener Karte aufgegeben worden war, standen auch prompt ein ordentliches Sauerteigbrot,
Die Versorgung der Tische mit Karte - Getränken - Amuse erinnert hier etwas an Massenabfertigung. Zack-zack ist das Motto des Abends.
Kaum waren die Amuse verdrückt, stand die Vorspeise auf dem Tisch. Der Zeitplan muss ja eingehalten werden! Für Frau Land begann der Abend mit gezupfter Burrata an Salat von Urtomaten und Gremolata (14 €). Lobenswert zu erwähnen ist die grundsätzlich sehr ansprechende Anrichtung der Gerichte auf bunten Tellern, die doch entscheidend zum gelungenen Aussehen eines Gerichts beitragen können. Der Verzicht auf kühles Porzellanweiß wird mit mehr Heimeligkeit auf dem Teller belohnt. Zum Geschmack: Die Burrata war lecker cremig, die Tomaten gaben eine leichte Säure dazu. Die Gremolata rundete den Geschmack dort sehr gut ab, wo man eines der rar gesäten Knoblauchstückchen mit auf die Gabel bekam. Hatte man dieses Glück nicht, fehlte es leider etwas an Pfiff, mehr Würze hätte dem Gericht nicht geschadet und konnte leider auch nicht durch die etwas angetrockneten Käsespäne gerettet werden. Insgesamt trotzdem ein solider Teller, wenn auch der Erwerb von guter Burrata wenig über die Handwerkskunst der Küche aussagt.
Herr Stadt hatte das Ceviche vom Nordseelachs geordert, das mit Mango, Avocado und Linsencrackern serviert wurde (15 €). Roher Fenchel begleitete das Gericht ebenfalls in kleinen Scheiben, eine nette Idee. Der Fisch kam in dicken, fleischigen Stücken - tolle Textur. Leider war die Avocadocreme aber viel zu scharf, sodass die Geschmacksknospen der Zunge minutenlang streikten. Auch wenn scharfes Essen grundsätzlich sehr lecker sein kann, ist es schöner, sein Essen dennoch schmecken zu können. Als dies beim Kellner angemerkt wurde, kam nur lapidar zurück: „Ja, das ist spicy!“ Wenn die Küche beabsichtigt, dass vor lauter „spicy“ kaum noch andere Aromen durchdringen können, ist das Konzept auf jeden Fall aufgegangen…
Zum Zwischengang kam dann für Frau Land das Ceviche vom Nordseelachs. Hier war entweder zufällig oder absichtlich mit der Schärfe etwas vorsichtiger verfahren worden, sodass das stets gute Zusammenspiel von Avocado und Mango als Begleiter des butterweichen Lachs besser hervorkam.
Herr Stadt erfreute sich währenddessen am Tatar vom Kalb mit Ziegenquark, Artischockenchips und Birnenessig-Vinaigrette (17 €). Das Tatar war durch den Wolf gedreht und leider nicht per Hand geschnitten (dauert wohl zu lange), war an sich wohl in Ordnung, kam aber gegen die sehr leckere, im Vergleich jedoch zu intensive Vinaigrette nicht an und schwamm noch dazu von unten im Dressing des Salats. Die Artischockenchips waren leider etwas zäh, der Ziegenquark jedoch sehr lecker.
Die Hauptdarsteller des Abends: für Frau Land eine (wirklich) kleine Portion der hausgemachten Linguini an Trüffel und Parmesan (16 €). Geschmacklich sehr gut, wobei das Aroma eher vom wohl zugegebenen Trüffelöl kam denn von den etwas trockenen Pilzscheibchen. Ansonsten gab’s da nichts zu meckern.
Für Herrn Stadt das Wolfsbarschfilet mit Rote Beete-Polenta, wildem Brokkoli, Cashewkernen und Curryemulsion (25 €). Der Fisch war handwerklich solide zubereitet, außen schön kross. Ein Aha!-Effekt stellte sich zwar nicht ein, aber im Großen und Ganzen in Ordnung. Der Brokkoli war hier gut, knackig, teilweise vielleicht sogar noch etwas zu fest, aber auf jeden Fall besser als die Curryemulsion, die (sorry) an Currysoße aus dem Supermarkt erinnerte. Keine Schärfe, kein Pep, kein gar nix. Schade. Die Polenta war farblich hübsch anzusehen, war außen eher zäh als kross, innen aber sehr saftig und geschmacklich in Ordnung.
0,7 l Wasser schlugen mit teuren 7 € zu Buche, den trockenen 2016er Rosé vom Weingut Knewitz aus Rheinhessen gab’s für 8 €/0,2 l.
Den Abschluss des Abends bildete bei Frau Land eine Kugel Eis der Sorte „Sylter Rose“ aus der Hofmeierei Geestfrisch in Kropp zu 3 €. Im Vergleich zu den restlichen Tellern etwas lieblos angerichtet war das (importierte) Eis aber wirklich köstlich - gutes Milcheis mit herrlich mildem Rosenaroma.
Herr Stadt schloss mit der kleinen Käseauswahl von Affineur Waltmann mit Brombeerchutney für 10 €, dazu eine 2015er Riesling Auslese von Martin Conrad/Mosel (0,05 l/10 €). Die Käseplatte bildete dann doch noch einen versöhnlichen Abschluss des Abends, gewohnt gute Qualität von Waltmann eben und die 5 Stücke dekoriert mit Blau- und Erdbeeren waren doch sehr angemessen bepreist.
Fazit: Das „Coast“ will schick sein und ist es sicherlich auch. Dabei wird am Ende vielleicht etwas zu sehr auf den Schein geachtet, worunter die Qualität des Essens (geringfügig) zu leiden hat. Unverständlich ist, warum der Laden im assembly line-Stil geführt wird, was ein individuelles Eingehen auf den Gast so gut wie unmöglich macht. Manch einer möchte vielleicht das Essen möglichst schnell unter die Nase geschoben bekommen und danach in Ruhe gelassen werden, wünscht man jedoch eine etwas kundenfreundlichere und engere Begleitung des Abends, ist das „Coast“ nicht die erste Anlaufstelle der Wahl.
Endlich Sommer! Endlich Sylt! Voller Vorfreude auf eine der schönsten Inseln der Nordsee starteten wir in den Urlaub. Frau Land, die schon seit Kindertagen samt Familie auf Sylt urlaubt und somit gewissermaßen auf Heimatbesuch war, nutzte die Gelegenheit, um dem Sylt-Neuling Herr Stadt die Insel näherzubringen. Bereits im Vorfeld hatten wir uns einige kulinarische Anlaufstellen auserkoren - unter anderem das „Coast“ in Rantum.
Hier wird nach Schichtbetrieb gearbeitet - entweder man kommt um 18 Uhr und hat sich bis 20... mehr lesen
3.5 stars -
"Sylter Sinfonien - Teil 1: Schichtbetrieb im edlen Gewand" StadtLandGenussEndlich Sommer! Endlich Sylt! Voller Vorfreude auf eine der schönsten Inseln der Nordsee starteten wir in den Urlaub. Frau Land, die schon seit Kindertagen samt Familie auf Sylt urlaubt und somit gewissermaßen auf Heimatbesuch war, nutzte die Gelegenheit, um dem Sylt-Neuling Herr Stadt die Insel näherzubringen. Bereits im Vorfeld hatten wir uns einige kulinarische Anlaufstellen auserkoren - unter anderem das „Coast“ in Rantum.
Hier wird nach Schichtbetrieb gearbeitet - entweder man kommt um 18 Uhr und hat sich bis 20
Geschrieben am 25.08.2018 2018-08-25| Aktualisiert am
25.08.2018
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Ein letztes Mittagessen vor unserer Abreise führte uns in die Weinstuben des zweiten berühmten, ortsansässigen Spitals. Nachdem wir uns im Weinladen an der Ecke mit Bocksbeuteln eingedeckt hatten, ließen wir uns in der altmodisch gestalteten Gaststube nieder, die sich mit der Zeit mit Publikum jenseits des Renteneintrittsalters gut füllte. Im Sommer ist ein Besuch der Terrasse, die abseits der Straße nett im Innenhof gelegen ist, sicher empfehlenswert.
Der kurz angebundene, jedoch höfliche und korrekte Kellner brachte nach kurzer Wartezeit das bestellte Essen, für Herrn Stadt das Paar Fränkischer Bratwürste mit Bratkartoffeln, für Frau Land die bunten Pestonudeln mit frischem Schwenkgemüse und Cocktailtomaten (13,90 €).
Die Würste waren leider viel zu fettig, die Bratkartoffeln zwar nicht wirklich kross, aber da hat man an anderer Stelle auch schon deutlich Schlechteres auf den Teller bekommen, so zumindest in Ordnung. Dazu gab’s Senf aus der Packung. Naja… die minimalistische Salatgarnitur konnte hier jedenfalls auch nichts retten.
Die Nudeln hingegen waren mit ausreichend (selbstgemachtem?) Pesto wirklich sehr schmackhaft, das diverse angebratene Gemüse (bunte Paprika, Tomaten, Zuckerschoten, Romanesco) noch knackig und durchweg frisch - so, wie es sein soll. Die Portion war ausreichend und die ganze Darbietung moderner, als das Ambiente vermuten ließ.
Zum Abschluss unserer Reise bot das Juliusspital somit ein Wechselbad der Gefühle. Gutbürgerliche Küche will immer noch gekonnt sein - hoffentlich verlässt man sich hier nicht zu sehr auf die alteingesessene Stammkundschaft oder die Touristen, die dem Namen des Traditionshauses blind folgen.
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Ein letztes Mittagessen vor unserer Abreise führte uns in die Weinstuben des zweiten berühmten, ortsansässigen Spitals. Nachdem wir uns im Weinladen an der Ecke mit Bocksbeuteln eingedeckt hatten, ließen wir uns in der altmodisch gestalteten Gaststube nieder, die sich mit der Zeit mit Publikum jenseits des Renteneintrittsalters... mehr lesen
3.0 stars -
"Kurzurlaub in Franken - Teil 5: Der nicht ganz so krönende Abschluss" StadtLandGenussUm den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Ein letztes Mittagessen vor unserer Abreise führte uns in die Weinstuben des zweiten berühmten, ortsansässigen Spitals. Nachdem wir uns im Weinladen an der Ecke mit Bocksbeuteln eingedeckt hatten, ließen wir uns in der altmodisch gestalteten Gaststube nieder, die sich mit der Zeit mit Publikum jenseits des Renteneintrittsalters
Geschrieben am 19.08.2018 2018-08-19| Aktualisiert am
19.08.2018
Besucht am 04.10.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Nach einem anstrengenden Aufstieg zum Käppele sowie zur Festung Marienberg (der Weg lohnt sich - die Aussicht ist super!) freuten wir uns auf den Abend, denn wir hatten schon mittags einen Tisch in der Alten Mainmühle reserviert. Direkt am Main und der darüber führenden Alten Brücke gelegen, ist die Mainmühle die erste Anlaufstelle für Touristen, die sich ein Glas Weißwein mitnehmen und den Abend auf der Brücke ausklingen lassen. Die ganzjährig zur Brücke hin geöffnete Loggia der Mainmühle ist dafür ideal und hat einen Bistro-ähnlichen Charakter, dominiert von rustikalen Holzmöbeln. Folgt man der Treppe nach oben, gelangt man in den Schober, wo in offener Küche gekocht wird. Das besondere Ambiente ergibt sich aus der gelungenen Mischung von Backsteinwänden und hohen Holzdecken, die von alten (oder auf alt gemachten) Metallvorrichtungen geziert wird. Die Loggia wird bei kühleren Temperaturen mit einem Holzofen beheizt, sodass es nicht zu kalt wird - die offene Küche wärmt hier aber zusätzlich ordentlich. Es gibt zudem einen Balkon, der über den Main ragt; aufgrund des bereits fortgeschritten herbstlichen Wetters wählten wir allerdings lieber einen Platz im Restaurantinneren.
Als Aperitif sollte es für uns beide ein fruchtig-spritziger Limetten-Erdbeer-Secco zu 4,90 €/Glas sein. Sehr lecker, für Herrn Stadt als Liebhaber herberer Aperitifs vielleicht etwas zu süß. Trotzdem eine gelungene Einstimmung für den Abend.
Unsere überaus kompetente und herzliche Bedienung, die uns auch seitdem sehr positiv in Erinnerung geblieben ist, brachte sodann die Vorspeise, für Herrn Stadt in Form einer Kokoskürbissuppe mit Flusskrebsschwänzen (6,00 €), für Frau Land ebenfalls saisonal angemessen als kleinen Feldsalat im Kartoffeldressing mit Wildschweinschinken und Walnüssen (12,90 €).
Die fruchtige, gut abgeschmeckte Suppe stimmte gut auf den Herbst ein, auch wenn die zarten Flusskrebsschwänze erwartungsgemäß nicht nur optisch, sondern leider auch geschmacklich in der Suppe untergingen.
Der Salat war üppig mit Schinken belegt, dessen herrliches Aroma vom Kartoffeldressing gut eingefangen wurde und so nicht überhandnahm. Die Anrichtung war hier, wie allgemein in der Mainmühle, eher simpel gehalten - dies fügte sich aber auch gut ins rustikale Ambiente ein. Der einfache Salat war in Ordnung.
Zur Hauptspeise durfte es dann zünftig-fränkisch zugehen, bei Herrn Stadt mit einem Rehragout an Pfifferlingen, Preiselbeeren und Polenta (18,00 €). Das Fleisch war nicht so üppig vorhanden wie erwartet und schwamm etwas in der kräftigen Sauce, bei der das Reh allerdings geschmacklich mithalten konnte. Der resultierende sehr intensive Geschmack war etwas zu viel des Guten, woraufhin Herr Stadt sich zum Wein rettete. Die 2015er Cuvée aus Pinot Noir und Domina vom ortsansässigen Weingut am Stein (0,25 l/6,90 €) konnte die Intensität des Wilds erfreulicherweise abmildern. Die Polenta wäre ohne die Sauce etwas trocken dahergekommen, war darin getränkt jedoch in Ordnung. Die Pfifferlinge sowie der schmelzende Klecks Sauerrahm waren nicht weiter auffällig.
Als regionale Spezialität kam bei Frau Land das „Fränkische Hochzeitsessen“ auf den Teller. Drei große Scheiben zartes Tafelspitz wurden in einer milden Meerrettichsauce serviert - der frisch darüber geriebene Meerrettich gab noch einiges an Geschmack, wenn auch erstaunlicherweise kaum Schärfe dazu. Die Bandnudeln an knusprigen Semmelbröseln waren schön buttrig, die üblichen Preiselbeeren rundeten das Gericht mir ihrer Süße ab. Insgesamt hätten sowohl die Nudeln als auch die in ihrer Gesamtheit etwas schwere Soße mehr Würze vertragen können; das Fleisch war jedoch von sehr guter Qualität und für 16,90 € insgesamt mehr als preiswert. Der im Weinrömer gereichte Federweiße zu 3,70 € dazu erfrischend.
Wie auch ein Blick an den Nachbartisch bestätigte, an dem eine britische Männerrunde sich an ihren Haxen erfreute, sind die Portionen hier durchweg ordentlich. Also kein Touri-Nepp, sondern eine ordentliche Mahlzeit für den ausgehungerten Wanderer.
Der süße Abschluss kam bei Herr Stadt sodann in Form des „Mainmühlen Genuss“: 6 leckere hausgemachte, (teils) alkoholhaltige Mainmühlenpralinen (8,00 €).
Frau Land erfreute sich währenddessen an einem mit Secco aufgegossenen Birnensorbet (4,90 €), dessen herbe Süße gut mit dem sprudeligen Schaumwein harmonierte und eine angenehme Erfrischung nach dem eher schweren Hauptgang darstellte.
Zum Digestif bedienten wir uns an der großen Auswahl angebotener Obstbrände. Für 4,20 € bekam Herr Stadt den intensiven, holzfassgereiften Schnaps von der Walnuss aus der Destillerie Gößwein aus Thüngersheim. Der Holunderbrand von Frau Land aus demselben Hause konnte trotz Auszeichnung mit der Fränkischen Goldmedaille leider nicht überzeugen - kaum Eigengeschmack, der Alkohol überlagerte fast alles andere. Dies tat dem schönen Abend aber letztendlich keinen Abbruch.
Fazit: Gutes PLV in prominenter Lage, schmackhaftes fränkisches Essen in schönem Ambiente.
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Nach einem anstrengenden Aufstieg zum Käppele sowie zur Festung Marienberg (der Weg lohnt sich - die Aussicht ist super!) freuten wir uns auf den Abend, denn wir hatten schon mittags einen Tisch in der Alten Mainmühle reserviert. Direkt am Main und der darüber führenden Alten Brücke gelegen,... mehr lesen
Alte Mainmühle
Alte Mainmühle€-€€€Restaurant, Weinstube, Biergarten, Ausflugsziel093116777Mainkai 1, 97070 Würzburg
4.0 stars -
"Kurzurlaub in Franken - Teil 4: Das Wandern ist des Müllers Lust" StadtLandGenussUm den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Nach einem anstrengenden Aufstieg zum Käppele sowie zur Festung Marienberg (der Weg lohnt sich - die Aussicht ist super!) freuten wir uns auf den Abend, denn wir hatten schon mittags einen Tisch in der Alten Mainmühle reserviert. Direkt am Main und der darüber führenden Alten Brücke gelegen,
Geschrieben am 30.07.2018 2018-07-30| Aktualisiert am
30.07.2018
Besucht am 04.10.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Den ersten Morgen in Würzburg verbrachten wir mit der Besichtigung der berühmten Residenz, die nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe ist. Sowohl der umfangreiche Hofgarten, der frei zugänglich ist, als auch die kostenpflichtige Führung waren den Besuch durchaus wert. Doch genug vom Touristenprogramm, hin zur kulinarischen Erkundung der Stadt…
Zur Stärkung für das Nachmittagsprogramm kehrten wir in die Weinstuben des Bürgerspitals ein, das den Wasserschaden offenbar erfreulich schnell beseitigen konnte und wieder geöffnet war. Zunächst die einzigen Gäste, nahmen wir im Herzstück des Spitals, den Arkaden, Platz. Zwischen den Säulen saß man leider etwas verloren gefühlt mitten im Raum, konnte durch hübsche Bogenfenster jedoch in den Innenhof blicken, der in lauen Sommernächten sicherlich zum langen Verweilen einlädt.
Die Küche des Bürgerspitals wird über Würzburgs Stadtmauern hinweg gepriesen, und dies offenbar nicht zu Unrecht, wenn man sich bloß die Vita des Küchenchefs Alexander Wiesenegg betrachtet. Unsere Erwartungen waren deshalb gehoben, und so bestellten wir gespannt den ausgewiesenen Aperitif namens „Rosengarten“ zu 6,00 € pro Glas. Die aufwändige Mischung aus Rosenlikör, Rosensirup, Rhabarbersaft, Grapefruit Bitter und frischer Minze war nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch geschmacklich ein Genuss. Die Verwendung von Rosenaromen bietet ja manchmal die Gefahr, dass der Geschmack etwas ins Seifige abdriftet, so aber nicht hier. Durch den Bitter wurde das Aroma herrlich ausbalanciert und war erfrischend und mild zugleich.
Da wir für Abends Größeres vorhatten, begnügte sich Herr Stadt zum Essen mit dem Tatarbeefsteak gebraten, serviert mit Kartoffelsalat und Röstzwiebeln (11,90 €). Die Röstzwiebeln waren dabei schön geschmort, die würzige Sauce schmeckte. Der solide Kartoffelsalat war nicht mehr als gewöhnlich, der Beilagensalat schwamm leider in der Bratensauce und hatte daher keinerlei Eigengeschmack.
Frau Land orderte das geräucherte Forellenfilet mit Butter, Toast und Sahnemeerrettich für 7,70 €. Die Speisekarten der Würzburger Gastronomie sind ja gesäumt von Süßwasserfischen verschiedenster Art, weswegen wir uns eine Kostprobe natürlich nicht entgehen lassen wollten (auch wenn es für einen Besuch in der „Schiffbäuerin“ zeitlich leider nicht mehr gereicht hat). Im Bürgerspital kam der Fisch jedoch leider enttäuschend daher: die Forelle zu schwach geräuchert, kaum Eigengeschmack, der Sahnemeerrettich für den Geschmack der Esserin zu mild. Das Beste war noch der handwerklich solide "zubereitete" Toast - schade. Vor lauter Enttäuschung haben wir heute leider kein Foto für euch. Vielleicht ist zu dem günstigen Preis in der Mittagszeit nicht mehr drin, von einem Gasthaus mit Renommee und Tradition hatten wir jedoch mehr erwartet.
Der halbe Liter Wasser wurde für 3,80 € abgerechnet, der nicht so süße Federweiße zum Essen für 3,50 €. Getränkepreise also durchaus in Ordnung. Der Herr, der uns zuerst bediente, war sehr nett und uns zugewandt, das Essen kam sehr schnell - vielleicht zu schnell - nach dem Aperitif. Die Dame, die ihn dann ablöste, war noch etwas unbeholfen, jedoch auch bemüht und freundlich.
Fazit: Abends wahrscheinlich lohnenswerter als Mittags. So konnten die Weinstuben unseren Erwartungen jedenfalls nicht gerecht werden, positiv hervorzuheben ist allerdings das schöne Ambiente sowie der vielversprechende Trockenschrank.
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Den ersten Morgen in Würzburg verbrachten wir mit der Besichtigung der berühmten Residenz, die nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe ist. Sowohl der umfangreiche Hofgarten, der frei zugänglich ist, als auch die kostenpflichtige Führung waren den Besuch durchaus wert. Doch genug vom Touristenprogramm, hin zur kulinarischen Erkundung der Stadt…
Zur Stärkung... mehr lesen
3.0 stars -
"Kurzurlaub in Franken - Teil 3: Doch ins Wasser gefallen…" StadtLandGenussUm den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Den ersten Morgen in Würzburg verbrachten wir mit der Besichtigung der berühmten Residenz, die nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe ist. Sowohl der umfangreiche Hofgarten, der frei zugänglich ist, als auch die kostenpflichtige Führung waren den Besuch durchaus wert. Doch genug vom Touristenprogramm, hin zur kulinarischen Erkundung der Stadt…
Zur Stärkung
Geschrieben am 19.07.2018 2018-07-19| Aktualisiert am
30.07.2018
Besucht am 03.10.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 100 EUR
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Das eigentlich zur Lokalität unseres Abendessens auserkorene Bürgerspital nahe unseres Hotels musste seine Tore (und Küche) laut Aushang leider kurzfristig aufgrund eines Wasserschadens schließen. Sodann nahmen wir Kurs Richtung Innenstadt und fanden uns im „Restaurant & Weinhaus Stachel“ wieder. Der mit stolzen 600 Jahren älteste Gasthof Würzburgs (und sicherlich auch einer der ältesten Deutschlands) war auch an diesem Dienstagabend gut gefüllt. In der urigen Gaststube des Weinhauses, die ihren Charme durch holzvertäfelte Wände, Bleiglasfenster und einen altertümlichen Kachelofen in der Mitte des Raumes erhält, ergatterten wir ohne Reservierung noch den letzten freien Tisch in einer kleinen Fensternische, die den älteren Herrschaften vor uns zu eng war, uns aber sehr gemütlich daherkam. Dabei wachte Restaurantleiter Heiko Wulff mit Argusaugen über das Treiben im Restaurant, nahm die Platzierungen vor und kümmerte sich selbst nur um wohl von ihm eigens dafür auserkorene Tische. Wir wurden währenddessen über den Abend von einer freundlichen, aber noch etwas unerfahrenen jungen Dame bewirtet. Ihre Unerfahrenheit wurde durch ihre Bemühtheit problemlos ausgeglichen.
Vorneweg begann der Abend für Herrn Stadt mit einem Winzersekt aus Silvaner und Kerner vom Weingut Hans Wirsching zu 4,80 €/0,1 l - was gibt es schöneres als die Herbstzeit in Weinbaugebieten.
Sodann entschied sich Herr Stadt zur Vorspeise für das Thunfischcarpaccio mit Zitronen-Ingwer-Chili-Marinade und Salatröschen (10,50 €). Das Carpaccio selbst war von guter Qualität, die Konsistenz hätte besser nicht sein können. Auch wenn von der Chili leider kaum etwas zu schmecken war, insgesamt ein sehr leckerer Gang.
Den dazu passenden Wein musste die junge Bedienung beim erfahreneren Kollegen erfragen - allemal besser, als einfach ins Blaue zu raten. Der empfohlene 2016er Rosé vom Weingut Max Müller I aus dem unterfränkischen Volkach (5,20 €/0,25 l) wurde leider zu kalt serviert, sodass sich der Geschmack erst mit der Zeit entfalten konnte - sehr schade.
Frau Land, die sich bis jetzt kulinarisch nur auf Geschmacksproben bei Herrn Stadt beschränkt hatte, bekam mit dem Hauptgang dann nun auch endlich etwas zu tun. Die selbstgemachten Gnocchi mit Tomatenragout, Rucola und Parmesan (12,90 €) waren etwas zögerlich bestellt worden, da allzu oft nur mittelmäßige und fade Tomatensaucen über die Pässe der Restaurantküchen wandern, denen die Gnocchi den noch vorhandenen Restgeschmack dann gänzlich entziehen. Groß war die Freude daher, dass dieser Gang überraschend aromatisch daherkam. Ausreichend gewürzt und begleitet von einer Scheurebe (ebenfalls Max Müller I, 5,30 €/0,25 l) war dieser Gang mit den saftigen Gnocchi ein wahrer Gaumenschmaus. Die Portion war ebenfalls angemessen, was bei Nudelgerichten nicht immer der Fall ist und schnell in die Völlerei umschlagen kann. So aber ein wirklich schöner Gang.
Herr Stadt bekam währenddessen das Zweierlei vom Weidelamm von der Empfehlungskarte. Geschmorte Keule und kurz Gebratenes vom Rücken wurden auf Bohnencassoulet und Thymiankartoffeln zu 26,90 € serviert. Das qualitativ hochwertige Fleisch kam in einer sehr würzigen und intensiven Sauce daher, wogegen das deutlich mildere Gemüse abfiel.
Mit dem Wein wurde ebenfalls nicht gegeizt und so probierte Herr Stadt zunächst die Domina aus der Hand und dem Keller von Max Markelt (Eibelstadt, 2,70 €/0,1 l), die etwas schwach daherkam, sodann deswegen den kräftigeren 2015er Blauen Zweigelt vom Weingut Burrheim (Mainstockheim, 2,50 €/0,1 l). Der gewünschte Federweiße von Frau Land war allerdings leider schon aus.
Zum Finale sollte es dann für Frau Land die Crème brûlée von der Tonkabohne (6,50 €) sein. Um diese Trendzutat kommt man derzeit in der einigermaßen gehobenen Küche ja kaum herum. Und dies nicht zu Unrecht - die Crème war sehr schön karamellisiert, die Tonkabohne gab einen leicht bitteren Geschmack dazu. Einzig die Größe des Desserts sprengte den Rahmen des Angenehmen - kleinere Portionen sind bei Nachspeisen dann doch zu präferieren.
Herr Stadt fand seinen Abschluss mit der 5er Käsevariation, die mit verschiedenen Senfspezialitäten, frischer Feige und Baguette zu 5,90 € dargeboten wurde. Nichts Besonderes, aber insbesondere zu diesem Preis ein guter Abschluss des Abends.
Als Dessertwein entschieden wir uns beide für die berühmte Rieslaner Auslese des ortsansässigen Juliusspitals, die Trägerin der Frankenweinmedaille in Gold ist und diesen Titel durch ihr fruchtiges, vollmundiges Aroma mehr als verdient hat. Der Preis von 5,00 € für 0,1 l ist daher - wie auch bei den anderen Weinen - verhältnismäßig günstig bemessen.
Fazit: Qualitativ hochwertiges Essen sowie Wein zu angemessenen bis günstigen Preisen in uriger, aber feiner Atmosphäre. Wer sich in bürgerlich-gehobenem Ambiente wohlfühlt, für den ist der „Stachel“ auf jeden Fall einen Besuch wert.
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Das eigentlich zur Lokalität unseres Abendessens auserkorene Bürgerspital nahe unseres Hotels musste seine Tore (und Küche) laut Aushang leider kurzfristig aufgrund eines Wasserschadens schließen. Sodann nahmen wir Kurs Richtung Innenstadt und fanden uns im „Restaurant & Weinhaus Stachel“ wieder. Der mit stolzen 600 Jahren älteste Gasthof... mehr lesen
Restaurant und Weinhaus Zum Stachel
Restaurant und Weinhaus Zum Stachel€-€€€Restaurant, Weinkeller093152770Gressengasse 1, 97070 Würzburg
3.5 stars -
"Kurzurlaub in Franken - Teil 2: Ein Wasserrohrbruch mit Happy End" StadtLandGenussUm den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Das eigentlich zur Lokalität unseres Abendessens auserkorene Bürgerspital nahe unseres Hotels musste seine Tore (und Küche) laut Aushang leider kurzfristig aufgrund eines Wasserschadens schließen. Sodann nahmen wir Kurs Richtung Innenstadt und fanden uns im „Restaurant & Weinhaus Stachel“ wieder. Der mit stolzen 600 Jahren älteste Gasthof
Geschrieben am 16.07.2018 2018-07-16| Aktualisiert am
16.07.2018
Besucht am 03.10.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Nach der Ankunft im Hotel, wo wir bereits mit den Eigenheiten der fränkischen Sprache zu kämpfen hatten ("Bleibo?" = "Wie lange wollen Sie bleiben?"), und einem ersten Rundgang durch die Altstadt kehrten wir in das direkt am Marktplatz gelegene Café Michel ein. Etwas skeptisch machten uns die bereits von außen erkennbaren extrem gut gefüllten Tische; der Verdacht der Touri-Falle konnte sich aber nicht bestätigen. Das Café, das seit 1911 existiert und mittlerweile von der jüngsten Generation der Familie Michel geführt wird, erstreckt sich über zwei Etagen. Mit etwas Glück ergatterten wir einen winzigen Tisch an der Fensterfront im Obergeschoss, von der aus man einen schönen Blick auf den Markt und die umliegenden Altstadtbauten hat. Auch der Trubel, der durch das ständige Kommen und Gehen von Touristen und ortsansässigen Senioren gleichermaßen im Café herrscht, beschränkt sich hauptsächlich auf die untere Etage, wenngleich die zuständige Dame im Service den Stress leider mit nach oben brachte.
Aufgrund der abendlichen Pläne und der bereits etwas fortgeschrittenen Mittagszeit entschieden wir uns, nur ein kleines nachträgliches Mittagessen mit Kaffee und Kuchen zu vereinen. Das von der für ein Kaffeehaus auffallend umfangreichen Karte gewählte Ciabatta griechischer Art mit Olive, Zwiebel, Tomate und Schafskäse (4,20 €) sowie die 6 Nürnberger Bratwürste mit Kartoffelsalat (6,20 €) waren von durchschnittlicher Qualität. Dazu genossen wir Saison und Region entsprechend den ersten Federweißen des Jahres - nicht zu süß, nicht zu herb: sehr lecker!
Das Joghurttörtchen (2,90 €) sowie das Schokoladen-Éclaire (2,50 €) im Anschluss waren hübsch anzusehen, geschmacklich dabei im Rahmen der Erwartungen.
Bemerkenswert waren hier vor allem die Preise, die man in Lokalitäten solcher Lagen durchaus höher einschätzt und auch schon bezahlt hat. Daran war wirklich nichts auszusetzen. Schade, dass das Personal, das einen solchen Betrieb im Laden wohl gewöhnt sein dürfte, zumindest in Teilen nicht stressfest genug zu sein scheint, sodass sich die Unruhe auf die Gäste überträgt. Trotzdem schön zu wissen, dass hier noch ein Café in Familienhand geführt wird, welches sich nicht an Touristen und wohlhabenden Rentnern übermäßig zu bereichern versucht.
Um den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Nach der Ankunft im Hotel, wo wir bereits mit den Eigenheiten der fränkischen Sprache zu kämpfen hatten ("Bleibo?" = "Wie lange wollen Sie bleiben?"), und einem ersten Rundgang durch die Altstadt kehrten wir in das direkt am Marktplatz gelegene Café Michel ein. Etwas skeptisch machten uns die... mehr lesen
3.0 stars -
"Kurzurlaub in Franken - Teil 1: Michel am Markt" StadtLandGenussUm den goldenen Herbst in seinen schönsten Zügen zu genießen, machten wir uns vergangenen Oktober für einen Kurzurlaub nach Würzburg auf. Die Stadt überraschte uns mit schönem Wetter, sehr vielen Kirchen und guter Gastronomie.
Nach der Ankunft im Hotel, wo wir bereits mit den Eigenheiten der fränkischen Sprache zu kämpfen hatten ("Bleibo?" = "Wie lange wollen Sie bleiben?"), und einem ersten Rundgang durch die Altstadt kehrten wir in das direkt am Marktplatz gelegene Café Michel ein. Etwas skeptisch machten uns die
Geschrieben am 09.07.2018 2018-07-09| Aktualisiert am
05.08.2019
Besucht am 19.08.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 101 EUR
Mehr oder weniger frisch nach Heidelberg umgezogen und gerade so eingelebt, begann unser Ausflug in die kulinarische Welt der schönen Stadt am Neckar im „Goldenen Anker“. Nachdem Herr Stadt die Lokalität bereits im Vorfeld mit den Eltern getestet hatte, war sie für gut genug befunden worden, auch Frau Land dorthin auszuführen. So fanden wir uns also in der gelungen restaurierten Vinothek/Restaurant in einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Fachwerkhaus entlang der Neckarstaden wieder. Angenehm abseits der Touristenrennbahn alias Hauptstraße gelegen, wird der „Goldene Anker“ bereits rein optisch dem berühmten Heidelberger Flair gerecht, sei es durch das hübsche Schild und die Laterne über dem Eingang oder die eher schlicht gehaltene Inneneinrichtung im kleinen Lokal, die durch tiefhängende Lampen über den Tischen bei Einbruch der Dunkelheit Gemütlichkeit vermittelt. Der „Goldene Anker“ ist bei Kennern wohl so etwas wie ein Geheimtipp, reservieren lohnt sich daher - insbesondere am Wochenende. Am Abend unseres Besuchs blieb kein Tisch unbesetzt.
Natürlich haben wir im „Anker“ aber nicht nur das schöne Ambiente genossen. Zum Einstieg in den Abend wählte Herr Stadt einen Aperol Spritz, während Frau Land einen mit Prosecco aufgegossenen Limoncello probierte. Beides gefiel.
Die Küche unter der Leitung des langjährigen Tour-Kochs Michael Rack, der schon musikalische Größen wie Udo Lindenberg oder die Rolling Stones bekocht hat, bietet kleine Gerichte wahlweise als Tapas oder Vorspeise, die auf bereitliegenden Tischsets ausgewiesen werden. Wir entschieden uns für Letzteres. Frau Land wählte die Kartoffeltortilla mit Spinat und Gorgonzola auf einem kleinen saisonalen Salat; durch den Gorgonzola erhielt das Gericht erwartungsgemäß eine angenehme Würze und entsprach auch ansonsten den Vorstellungen.
Herr Stadt bekam die gebratenen Jakobsmuscheln. Diese hätten noch ein wenig länger in der Pfanne bleiben können, wobei der genaue Röstgrad hier natürlich im Auge des Betrachters bzw. Mund des Gourmets liegt. Die Himbeere anbei schmeichelte sicherlich dem Auge des Betrachters, tat für den Geschmack allerdings nichts groß dazu; der Krabbenchip war in Ordnung, aber auch nicht außergewöhnlich. Insgesamt ein solider Gang.
Da der „Goldene Anker“ sich auch als Vinothek und Weinhandlung präsentiert, wird auf eine passende Weinbegleitung von Seiten des Service Wert gelegt und so erhält der Gast durchaus hilfreiche Empfehlungen - wenn auch die Weinkarte durch die teilweise etwas durcheinandergewürfelten Aufzählungen von Name, Region und Herkunftsweingut stutzig macht. Zur Vorspeise entschieden wir uns für einen Blanc de Noir vom Weingut Enk (Nahe) und den Cantayano Verdejo vom Weingut Isaac Cantalapiedra (Castilla y León), beide zu 6,40 €/0,2 l. Der Wein des jeweils anderen mundete uns allerdings besser als der eigene, sodass wir die Weine ohne viel Federlesen zur beiderseitigen Zufriedenheit tauschten.
Sodann folgte mit dem Hauptgang für Herrn Stadt eine Barbarie Entenbrust, die rosa gebraten auf Feigensauce und mit einem Salat der Saison serviert wurde. Das Fleisch war auf den Punkt perfekt zubereitet; außen knusprig, innen zart-rosa. Die Feigensauce harmonierte dazu sehr gut. Der Salat türmte sich neben dem Fleisch auf, stellte aber für einen geübten Origami-Meister wie Herrn Stadt keine allzu große Herausforderung dar. Der vereinzelt auftretende Brokkoli sowie Himbeere, Blaubeere und die halbe Erdbeere auf dem Teller erfreuten erneut das Auge, taten aber auch hier nicht viel für den Geschmack (O-Ton Herr Stadt: „Auf den Tag, an dem mir grandioser Brokkoli serviert wird, warte ich bis heute.“).
Der Preis von 20,90 € für diesen Hauptgang war aber ein durchaus angemessener Obolus. Zum Hauptgang wählte Herr Stadt den Tire Bouchon Carignan/Syrah vom Weingut d’Ouréa (Rhône) zu 7,20 €/0,2 l. Wo das Essen etwas günstiger daherkommt, schlagen dann eher die Vinothek-Preise zu Buche.
Frau Land tat sich währenddessen an gebratenem Ziegenkäse mit gerösteten Nüssen an Salat der Saison (wie der Leser vielleicht bereits bemerkt hat, ist die Küche des „Ankers“ saisonal geprägt) gütlich. Für 14,50 € wurde ein angenehm leichter Salat serviert, der sehr schön mit dem enthaltenen Obst und den Beeren harmonierte. Selbst der Ziegenkäse genügte den Ansprüchen von Frau Land, die dahingehend von Haus aus und heimatbedingt hohe Erwartungen mitbringt. Die gerösteten Nüsse ließen sich an einer Hand abzählen, während der Teller insgesamt fast überbordend beladen war. Geschmacklich also sehr schön, optisch noch etwas Luft nach oben.
Zum Abschluss des Abends sollte es dann die Nachtischvariation nach Art des Hauses (9,90 €) sein. Diese enthielt hübsch angerichtet kleine Versionen der ansonsten angebotenen Nachspeisen, namentlich eine Crema Catalana, eine Mousse au chocolat, ein Zitronensorbet, ein Tiramisu sowie einen Schokokuchen. Geschmacklich entsprach das Dessert vollstens unseren Erwartungen, wenn auch eine Eigenkreation anstelle des Industrie-Keksröllchens in der Mitte des Tellers wünschenswert gewesen wäre.
Fazit: Ein Geheimtipp, dessen Ambiente der Atmosphäre Heidelbergs bestens entspricht und dabei nicht zu verkrampft daherkommt. Gutes Essen zu angemessenen Preisen, freundlicher Service. Wir haben uns sehr wohlgefühlt und kommen gerne wieder!
Mehr oder weniger frisch nach Heidelberg umgezogen und gerade so eingelebt, begann unser Ausflug in die kulinarische Welt der schönen Stadt am Neckar im „Goldenen Anker“. Nachdem Herr Stadt die Lokalität bereits im Vorfeld mit den Eltern getestet hatte, war sie für gut genug befunden worden, auch Frau Land dorthin auszuführen. So fanden wir uns also in der gelungen restaurierten Vinothek/Restaurant in einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Fachwerkhaus entlang der Neckarstaden wieder. Angenehm abseits der Touristenrennbahn alias Hauptstraße gelegen,... mehr lesen
3.5 stars -
"Ankern in der neuen Heimat" StadtLandGenussMehr oder weniger frisch nach Heidelberg umgezogen und gerade so eingelebt, begann unser Ausflug in die kulinarische Welt der schönen Stadt am Neckar im „Goldenen Anker“. Nachdem Herr Stadt die Lokalität bereits im Vorfeld mit den Eltern getestet hatte, war sie für gut genug befunden worden, auch Frau Land dorthin auszuführen. So fanden wir uns also in der gelungen restaurierten Vinothek/Restaurant in einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Fachwerkhaus entlang der Neckarstaden wieder. Angenehm abseits der Touristenrennbahn alias Hauptstraße gelegen,
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Einfahrt Appartementanlage
Eines von zwei Restaurants der exklusiven Hotel- und Apartmenthausanlage „Severin’s“, ist das „Tipken’s“ im Haupthaus am Ende einer kleinen Lindenallee gelegen, die außerdem von dem an der Nordsee typischen Friesenwall gesäumt wird. Allein der Weg zum Essen ist dem Auge ein Pläsir.
Lindenallee
Linker Hand im U-förmigen Haupthaus befindet sich der Spa-Bereich, im rechten Teil das zweite Restaurant namens „Hoog“. Angrenzend an den Speiseraum des „Tipken’s“ befindet sich eine etwas rustikalere Weinstube; weiterhin verfügt das Hotel natürlich über eine Bar sowie eine Smoker’s Lounge und einen Weinkeller. Hier soll für jeden Geschmack etwas geboten werden.
Nachdem wir (mal wieder) als erste Gäste des Abends an unserem reservierten Tisch Platz genommen hatten, wurden wir direkt mit dem Aperitif versorgt. Der Champagner stand bereits geöffnet im Kühler parat, die preisliche Messlatte für den Abend war somit gesetzt. Herr Stadt gönnte sich sodann auch ein Glas des lecker spritzigen Champagne Perrier-Jouët Blason Rosé (0,1 l/ 21 € - Champagner + Sylt = teuer), während Frau Stadt beim dagegen fast schon banalen Martini bianco für 5 € blieb.
Ambiente innen
Versorgt wurden wir von einer Dame, deren distanzierte Professionalität im Laufe des Abends auftaute; sowie einem noch recht jungen, ebenfalls sehr auf professionelle Distanz bedachten Kellner mit Schweizer Wurzeln. Warmherzigkeit im Service ist nicht jedem gegeben, steht Aufmerksamkeit und Kompetenz ja auch nicht im Wege, gibt also höchstens Abzüge in der B-Note. Wenn die Kommunikation mit dem Gast darunter leidet, ist das aber etwas anderes - dazu später mehr.
Vorneweg gab’s dann zunächst ein Assortiment aus drei verschiedenen Brotsorten. Die Vollkornstangen mit Sesam waren leider etwas gummihaft und konnten nicht überzeugen, auch die Weizenbrötchen waren (vielleicht naturgemäß) eher weich. Das Vollkornbrot mit Kümmel war hingegen sehr schmackhaft und schien am frischesten zu sein. Dazu wurde ein vom Schweizer Kellner angepriesenes „kaltgepresstes griechisches Olivenöl“ (das nun doch schon mehrfach gesehene Öl der Familie Jordan von Lesbos) sowie Sylter Meersalz im modischen Weckglas mit Holzlöffelchen gereicht, mit der zusätzlichen Empfehlung: „Genießen Sie es!“. Gesagt, getan. Für Interessierte: das Salz ist auf Sylt übrigens in jedem Supermarkt erhältlich.
3 Brote, Olivenöl und Salz
Bei der Vorspeise waren sich Herr Stadt und Frau Land ausnahmsweise mal einig, und so durfte es für beide das Ceviche vom Thunfisch mit Limette, Chili und Frühlingszwiebeln sein (18,50 €). Nicht auf der Karte und doch dazu kamen Schalotten, frittierte Glasnudeln sowie Gurken und ein Sour Cream-Spiegel im Teller. Voll freudiger Erinnerungen an das Ceviche by Tim Raue stürzten wir uns auf die Vorspeise… und tauschten nach der ersten Gabel verwirrte, nach der zweiten entsetzte Blicke aus. Zwei Dinge: sauer und scharf. Durchaus Komponenten eines Ceviche, aber hier jedoch bis zur Unerträglichkeit/Ungenießbarkeit vorhanden. Viel zu viel Limette und „Sauer“ Cream sowie drei scharfe Komponenten (Chili, Frühlingszwiebeln und eigentlich eher milde Schalotten) übertünchten den Fisch vollständig, dessen fleischige Konsistenz wenigstens auf gute Qualität schließen ließ. Die Gurken sollten vielleicht als neutraler Geschmacksträger dagegenwirken, saugten den scharf-sauren Saft jedoch auf und waren insgesamt auch zu viel vorhanden. Die Krönung waren allerdings die frittierten Glasnudeln. Wo besonders dünne Exemplare wohl etwas zu lang frittiert worden waren, hatten sie sich in eisenharte, nadelähnliche Zahnstocher/Fäden verwandelt, deren Konsum nach dem ersten Versuch aus Sicherheitsgründen und Angst vor Fleischwunden abgebrochen wurde. Besser als die Blume obendrauf wäre hier irgendetwas zur Rettung des Tellers gewesen, so aber ein kompletter Reinfall und eine herbe Enttäuschung direkt zu Beginn des Abends.
Ceviche vom Thunfisch
Etwas ängstlich sahen wir dementsprechend dem Zwischengang entgegen. Hier wurden wir jedoch für die anfängliche Tortur entschädigt. Frau Land bekam die selbstgemachten, mit Perigord Trüffel gefüllten Ravioli an Mascarponeschaum und Babyspinat (19,50 €), deren von weichem Nudelteig umschlossene, erdige Pilzfüllung wunderbar mit dem leicht säuerlichen Schaum sowie dem kaum bitteren Babyspinat harmonierte. Allgemein scheint die Küche des „Tipken’s“ eine Vorliebe für florale Dekorationen zu haben, die regelmäßig aber nur das Auge erfreuen, bei der Konsistenz jedoch stören können - und auch nicht geschmacklich zur Komposition gehörten.
Gefüllte Ravioli
Herr Stadt erhielt währenddessen zwei gebratene Jakobsmuscheln mit Teriyakisud, Thaimango und Karotten- sowie Selleriepüree (19,50 €). Die Muscheln selbst waren außen schön kross, wenn auch innen vielleicht etwas zu fest, insgesamt aber von guter Qualität. Der Teriyakisud kam gegen den zarten Muschelgeschmack leider etwas sehr salzig daher, hier wäre weniger mehr gewesen. Die Gemüsepürees überzeugten durch intensive Süße. Ein wohliger Teller.
Jakobsmuscheln
Es hätte so schön sein können… dann kam jedoch der Sommelier an unseren Tisch. Hierzu muss erwähnt werden, dass in der Karte zu jedem Gericht ein Wein empfohlen wird. Bei der Bestellung hatte Herr Stadt den zum Hauptgang passenden Wein erbeten, der dann aber schon während des Zwischengangs eingeschenkt wurde. Zunächst etwas perplex baten wir den nächstbesten Mitarbeiter um Aufklärung. Dieser wollte „schnell nachfragen“ und verschwand sodann auf Nimmerwiedersehen, auch sonst trat niemand an uns heran. Bevor der Wein warm wird, trinkt man ihn halt eben, dachte sich Herr Stadt. Erst als sich die Dame im Service zum Abräumen unserem Tisch näherte, konnten wir sie nochmals darauf ansprechen. „Ja, unser Sommelier hat schon mal vorgesorgt. Er wollte nicht, dass Sie vor einem leeren Glas sitzen…“ war dann die etwas dürftige Reaktion, immerhin wurde der Wein aber großzügig nachgeschenkt und tauchte nur in einfacher Ausführung auf der Rechnung auf. Wenn der Gast aber selber beim Essen in Stress verfallen muss a) auf der Suche nach einer Bedienung und b) aufgrund der Frage, was denn jetzt mit dem Wein anzufangen sei, hilft das einem entspannten Abend nicht gerade auf die Sprünge. An der mangelnden Kommunikation im Service untereinander und auch zum Gast sollte hier dringend gearbeitet werden. Anscheinend hatten wir aber noch Glück, dass nur unser Wein zu früh kam, denn am Nachbartisch wurde die Reihenfolge der Speisen wohl völlig durcheinandergewürfelt, sodass mehrere Teller wieder zurück in die Küche mussten. Die Dame im Service hatte zwar die Angewohnheit, alle diktierten Bestellungen (schulmädchenhaft) noch einmal aufzusagen, geholfen hat’s aber anscheinend nicht. Auch wenn ein Notizblock nicht so schick wirken mag, ist er im Zweifel doch effektiv und kulinarischem Chaos definitiv vorzuziehen.
Weiter ging es mit dem Hauptgang, für Frau Land in Form von gebratenem Loup de Mer mit Maiskolben, wildem Brokkoli, rotem Paprikarisotto und Schaum von der Beurre Blanc (42,50 €). Der Wolfsbarsch war von bester Qualität und Zubereitung, auf der Haut gebraten - sehr lecker. Auch das Paprikarisotto konnte mit geschmacklicher Intensität punkten, der wilde Brokkoli war schön mild. Die Baby-Maiskolben waren leider noch relativ hart und gingen auch geschmacklich gegen das Risotto etwas unter. Während der Zwischengang allerdings sehr angenehm portioniert war, wollte man die Menge im Hauptgang dafür anscheinend ausgleichend draufschlagen. Risotto ist ja an sich schon sehr sättigend und war hier in großer Menge vorhanden, im Zusammenspiel mit dem fleischigen und ebenfalls reichlichen Loup de Mer und dem Gemüse aber leider keine machbare Portion mehr in einem auf vier Gänge ausgelegten Menü.
Loup de Mer mit Paprikarisotto
Herr Stadt wagte sich dagegen an die gebratene Languste im Pata Negra-Mantel mit Orangen-Salbeisud, Oliventatar, Parmesan und Frischkäse (45,50 €). Erwartungsgemäß hatte die Languste geschmacklich keine Chance gegen den Schinken. Die Konsistenz des Krustentiers war sehr gut, driftete vielleicht etwas ins Zähe ab. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein, darf aber bei solchen Preisen wohl gesagt werden. Nach dem Ablösen des Schinkens kam sogar das Aroma der Languste durch und erzielte mit dem verbliebenen Aroma des Schinkens den gewünschten Surf ’n’ Turf-Geschmack. So also sehr gut, mit dem Schinken umwickelt hätte man das Ganze aber auch sein lassen können. Die Oliven waren im Vergleich zur milden Languste ebenfalls etwas zu prägnant, wenn auch sehr lecker. Der Frischkäse passte gut zur Languste, der Parmesan konnte aufgrund seiner Milde die Nuancen seines Aromas wunderbar entfalten. Insgesamt also ein Teller mit Höhen und Tiefen, hier wurde vielleicht zu viel gewollt, wenn weniger doch manchmal mehr ist. Der bestellte Wein, ein 2016er Bramito Chardonnay, Castello della Sala/Umbrien (0,1 l/9,50 €), passte hier gut dazu.
Languste im Pata Negra-Mantel
Einen süßen Abschluss des Abends erlebte Frau Land in Form einer Komposition von Himbeeren mit Sylter Rose, Litschi und Buttermilch (16,50 €). Der Pâtissier muss an dieser Stelle wirklich gelobt werden. Nicht nur die optische Konzeption, auch die kreative Umsetzung der „Komposition“ konnte vollstens überzeugen. Die Himbeere fand sich in einem saftigen Buttermilch-Küchlein in Form eines Donuts (tolle Idee!) sowie einem fluffigen Spongecake wieder. Dieser war dank der leichten Säure der Himbeeren auch nicht zu süß, wie man es sonst häufiger erlebt. Kleine Baisertropfen sowie Muskleckse repräsentierten ebenfalls die Himbeere. Die Rose kam als Sorbet sowie zusammen mit Tapioka als Creme, die aber ins Bittere schlug - das war nicht so erfreulich und störte etwas die Harmonie auf dem Teller. Die ebenfalls als Mus vorzufindende Litschi fügte sich wiederum perfekt in den geschmacklichen Dreiklang ein. Wunderbar war dazu der 2016er Eiswein „Essinger Sonnenberg“ (leider mittlerweile viel zu rar gesät, was wohl auch der klimatischen Entwicklung geschuldet ist) aus Sauvignon Blanc vom Weingut Frey in der Pfalz (0,05 l/14,50 €).
Komposition von Himbeeren, Sylter Rose und Litschi
Herr Stadt wählte währenddessen die herzhafte Variante in Form einer Käseplatte vom Hof Backensholz mit eingelegten grünen Trauben (17,50 €). Der Käse war leider - besonders zu diesem Preis - sehr unspektakulär. Die in Pfefferminzgelee eingelegten Trauben hatten ein intensives Minzaroma und mussten deswegen sparsam dosiert werden. Als kleines Gimmick steckte ein sehr leckerer Apfelchip im Käse, der insbesondere im Vergleich mit der Normalität des Käses freudig überraschte. Das Highlight bei diesem Gang kam jedoch in flüssiger Form: Der Sommelier hatte, vielleicht um seinen Fehler von früher wieder auszubügeln, die nicht auf der Karte notierte 2016er „PIUS“ Beerenauslese vom Weingut Keller aus Rheinhessen hervorgekramt, die extra zum Genuss mit Käse kreiert wurde. Herrlich fruchtig, erfrischend - einfach grandios. Ein bisschen was hat er damit auf jeden Fall wieder wettgemacht.
Käseplatte
Zum Espresso, den Herr Stadt solo genoss, kamen erfreulicherweise aber trotzdem zwei Stücke fester, schokoladiger Brownies mit Haselnüssen, sodass sich Frau Land auch daran erfreuen durfte. Als Abschiedsgeschenk gab es ein Mini-Henkeltäschchen, das ein Nougat-Pralinée enthielt. Dieses genossen wir sogar erst, als wir schon in Bremen, der nächsten Station unserer Reise, angekommen waren (Achtung: Spoiler!).
Abschiedsgeschenk
Fazit: Ein Abend mit Höhen und Tiefen. Das „Tipken’s“ ist sicherlich zuerst darauf bedacht, den optischen Ansprüchen der Sylter Klientel zu entsprechen, die damit oft schon zufriedengestellt ist. Schürft man etwas tiefer, offenbart die Küche allerdings gewisse Schwächen, die vor allem zu diesen Preisen enttäuschend sind. Würde man an der kulinarischen Ausfertigung noch etwas feilen und käme der Service mehr aus den Puschen, so könnte man hier dem schönen Schein auch inhaltlich gerecht werden.