Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Gastronomisch einfacher und zünftiger versorgt wird man in der Gartenwirtschaft und der Monrepos Hütte, wobei sich erstere derzeit in Winterpause befindet und letztere nur für Gruppen buchbar ist. So ist die Gutsschenke erste Wahl für gehobenes Speisen, für kleinere Feiern und Familienessen. Anfang November führt mich auch eine Geburtstagsfeier ins Haus (dank Einladung kann ich daher keinen Beleg anhängen). Die Reservierung über „bookatable“ scheint problemlos geklappt zu haben. Im Entrée kommt es jedoch zu ersten Irritationen. Dass zuerst einmal die Impfzertifikate geprüft werden müssen, ist ok. Aber ist es Corona und dem Hygienekonzept geschuldet, dass älteren Damen nicht mehr aus dem Mantel geholfen wird, dass gedrängt wird, seine Siebensachen am Platz zu ordnen und nicht vor der Garderobe? Etwas gehetzt stolpern wir die Stufen in den Gastraum hinauf. Der ist angenehm zurückhaltend möbliert: anthrazitfarbene Sessel und dezent gemusterte Teppichfliesen, eine etwas dominante Holzkassettendecke, jedoch angenehme Beleuchtung und an den Wänden geschmackvolle Darstellungen vom Schloss. Ganz kommod, selbst wenn mir etwas mehr Plüschigkeit in herzoglicher Nähe auch ganz gut gefallen hätte.
Die Speisekarte offeriert zwei viergängige Menüs (eines mit und eines ohne Fleisch), wobei man allerdings die verschiedenen Gänge auch einzeln bestellen kann. Dazu zwei verschiedene Vorspeisen, eine Suppe, fünf Hauptgerichte, zwei Desserts. Eine angenehme Auswahl, bei der jeder etwas Passendes finden dürfte. Allerdings erweisen sich die Portionen als unterschiedlich umfangreich und sättigend. Das feine, zarte „Geschmorte Kalbsbäckchen“ (24 Euro) wird mit leicht getrüffeltem Kartoffelpürée (ein Gedicht!) und vier Rosenkohlblättchen (insgesamt nicht mal ein einziges Röschen!) gereicht. Als Topping knackige Sprossen, darunter ein Spiegel von herrlichem Kalbsjus, mit dem man ganz wunderbar das Pürée vermengen kann. Die herbstlichen Aromen harmonieren perfekt – machen aber auch Lust auf einen süssen Abschluss als Gegenpart. Der „Schwäbische Ofenschlupfer“ (12 Euro) wurde herrlich fluffig in einer Pfitzaufform gebacken und wird mit einer Kugel Pistazieneis, reichlich Vanillesosse, einigen frischen Früchten und Schokocrumble angerichtet. Als ziemlich mächtiger Hauptgang entpuppt sich das „Arancino“ (22 Euro), das manche vielleicht von der letzten Sizilienreise kennen. Unter der kross frittierten Hülle, die hier nur schwer zu knacken ist, verbergen sich Rundkornreis, Safran und eine sämige Füllung, die aus Pilzen oder Esskastanien bestehen könnte (so genau konnten wir es nicht herausschmecken). Dazu erdige Rote Bete und eine sahnige Ziegenkäsecreme. Puh, macht ungeheuer satt! Das Weissweinschorle meiner Tischdame ist offenbar etwas zu dünn geraten. Da habe ich mit meinem „Attempto“ aus dem Hause Herzog von Württemberg mehr Glück. Schmeckt sehr dicht und kräftig, zudem ist die Cuvée aus Lemberger, Syrah und Spätburgunder ein Jahr im Eichenfass gelegen. Auch der zum Abschluss bestellte Kaffee ist hocharomatisch, leider fast ein bisschen bitter, so dass wir die extra dazu bestellte erwärmte und aufgeschäumte Milch komplett zum Abmildern benötigen.
Leider wurde das rundherum beeindruckende Geschmackserlebnis durch den dürftigen Service eingetrübt. Das junge Servicemädel agiert unbeholfen, plump, ohne Feingefühl. Am Anfang denken wir noch ans erste Lehrjahr, im Laufe des Essens dichten wir ihr eher ein Praktikum an. Der Ober bewegt sich da schon sicherer. Ich hätte jedoch vermutet, dass der theatralische Einsatz einer vollkommen überdimensionierten Pfeffermühle längst out sei. Offenbar sitzen wir auch etwas zu lange, so dass sich zum Ende hin die Servicefrequenz deutlich verdichtet und wir bestimmt drei Mal eindringlich gefragt werden, ob es noch was sein könnte. Insgesamt hat uns die Leistung der Küche absolut überzeugt, doch wir hätten uns im persönlichen Umgang etwas mehr Gefühlswärme gewünscht. Nur Mut – oder „Attempto“, wie schon Graf Eberhard ausgerufen haben mag!