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Die erste Etappe führt nach Speyer. Die Großen und Mächtigen des MA gaben sich hier zu verschiedenen Anlässen ein Stelldichein - und sei es auch nur, um in der Krypta des Domes in ehrwürdiger kaiserlicher Umgebung zur ewigen Ruhe gebettet zu werden.
Der alte Stadtkern von Speyer ist von Kirchen umstellt. Eine ganze Heerschar himmlischer Hilfsgeister verpflichtete man sich, angefangen mit dem imposanten Dom und fortgesetzt in vielen anderen Kirchbauten, die gemessen an der Zahl der Seelen, wie man in Kirchenkreisen sagt, eine erstaunliche Größe aufweisen.
Im Sinne mittelalterlichen Denkens war man so gut aufgestellt um der Kraft des Bösen zu trotzen und den erforderlichen Beistand des Himmels zu erwirken.
Nichts desto trotz schaffte es der Mammon stets, die Sphäre des himmlischen Beistandes in seine Dienste zu spannen. Da, wo viele beteten, witterte er auch gute Kundschaft. Das gilt nicht nur in seiner speziellen Ausformung für Montmartre. Auch in Speyer blüht zwischen dem Stadttor „Altpörtel und dem Dom das Geschäftsleben, natürlich ohne die pikante Note von Paris.
In den engen Straßen der Altstadt drängeln die Autos wie eine Invasion von Marienkäfern an schwülen Frühlingstagen an Wänden und Scheiben. Ich muss mich an beides erst gewöhnen: an die Enge und an die motorisierte Hektik, die einen fundamentalen Kontrast zur Beschaulichkeit des alten Stadtbildes darstellt.
Wir wohnen fünf Minuten zu Fuß vom Dom entfernt, also mitten in Enge und Trubel. Das ist eine bewusste Entscheidung. Wir wollen die Stadt erleben. Und so konzentrieren wir uns auf das, was wir fußläufig erreichen können. Und dazu gehört natürlich auch der Besuch eines Restaurants. Zählt man diese Seite des Lebens zu den Formen der innerweltlichen Erlösung, dann entsprach unsere Restaurantsuche nicht nur einer Odyssee, sondern einer Wanderung durch Vorformen des Fegefeuers. Der Vergleich mit der Odyssee hinkt allerdings, da ja der Held der Handlung schließlich bei Penelope landet und alles wieder gut ist. Das Bild vom Fegefeuer stimmt auch nicht ganz, denn nach dieser schmerzlichen Reinigung gelangt man an den Ort der Erlösung, in unserem Fall war es doch eher der Irrtum vom Ort der Erlösung.
Die Gassen rauf und runter wälzte sich der pfälzische Saumagen zu unserm Unbehagen durch die Speisekarten im Gefolge wenig lockender anderer Gerichte, sodass wir zwar begeistert waren von schönen Gebäuden, anmutenden Plätzen und idyllischen Straßenzeilen, entnervt jedoch von der Eintönigkeit der Speisekarten schließlich wieder auf der Maximilianstraße ankamen, also der Verbindung zwischen Altpörtel und Dom. Leider sättigt die Begeisterung für steinerne Meisterwerke nicht.
In dem Bemühen uns rational und wohl überlegt zu entscheiden werfen wir noch einen Blick in den Ratskeller. Doch nein! Die Karte macht zwar keinen ganz schlechten Eindruck, aber die Sonne scheint noch und dann in so einen dunklen Keller zum Essen gehen?
Da lockt das Gasthaus „Zum goldenen Hirsch“! Wir sitzen draußen, haben einen vorzüglichen Blick auf den Dom und andere stattliche Gebäude und ... na ja, der gebratene Zander mit Gemüsesahneragout und Pfifferlingen, der könnte brauchbar sein.
Der Chef des Hauses begrüßt uns freundlich, die ihn unterstützende Dame nicht minder. Wir bestellen den Zander mit einem kleinen Salat, dazu Wasser, ein Glas Sekt und ein Glas St. Laurent. Meine Rückfrage bei der Dame, ob im Salat Gurken enthalten sind, wird verneint.
Sekt und Rotwein schmecken gut. Zerberuz lobt das prickelnde Getränk, ich finde den Wein gehaltvoll. Der Salat wird aufgetischt, eine schlichte Zusammenstellung von grünem Salat mit Paprika und ganz viel klein geschnipselter Gurke. Die junge Dame lächelt verlegen, als ich ihr das zeige. „Ach, Gurke. Gurke!“ Ihr Deutsch taugt nicht für die elementare Verständigung mit dem Gast. Aber nett ist sie schon.
Ich sortiere die Gurkenschnipsel heraus. Was auf dem Teller liegt, macht einen frischen Eindruck. Das Dressing tendiert nach meinem Geschmack viel zu sehr in Richtung Essig. Hier ist mittlere Hausmannskost noch gelungen.
Die sinkende Sonne beleuchtet den Dom in phantastischer Weise. Aber auch die anderen Gebäude putzt das Licht bemerkenswert heraus. Dem Auge eröffnet sich ein imposantes Ambiente. Wie kommt es nur, dass an so schönen Plätzen der Gaumen der Banalität des Mittelmaßes ausgeliefert ist? Haben die Schutzheiligen Speyer im Stich gelassen?
Der Zander wird serviert. Sein Erscheinungsbild sei jedem Hausmann und jeder Hausfrau zugestanden, aber als Produkt eines Gasthauses, das sich „Ein Stück Pfalz“ nennt? Optik und Zierde sind offensichtlich nicht die Stärke des ‘Godenen Hirschs‘.
Der Fisch ist brauchbar gegart. Das Gemüse steht dem nicht nach. Alles zusammen auf dem Teller gewinnt seinen Geschmack in Verbindung mit der Sahne-Käse-Sauce. Zugegeben, das ist ein schlichtes Gericht, das jedem Hobbykoch durchaus auch besser gelingen könnte, andererseits, es kostet nur 15,90 €.
Nachdem ich gezahlt habe, der ‘Goldene Hirsch‘ bereits von Blitz und Donner und Regen heimgesucht wird, ich selbst nach den Tröstungen aus dem Vorrat meines mitgebrachten Rotweines mir eine hinreichende Bettschwere erkämpft habe, da meldet sich mein Magen. Ein die Nacht füllender Disput beginnt, in dem dieses sensible Organ sehr detailliert erläutert, dass die Sahne-Käse-Sauce wohl nicht aus frischen Zutaten hervorgegangen ist.
Fazit: Alles in allem komme ich für das Essen nur auf 2 Stern. Dem Service gebe ich als Mischnote 3 Sterne, das Ambiente verdient wohl fünf Sterne, aber insgesamt geht es nicht aus einer Leistung des Gastronomen hervor. In der Mischkalkulation einige ich mich auf 4 Sterne für diesen Bereich. An der Sauberkeit ist mir nichts negativ aufgefallen, ich war aber auch nicht im Gebäude. Auch hier einige ich mich auf 4 Sterne.