Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Wieder in Darmstadt und die Deutsche Bahn meinte es mal gut mit mir! Mit dem Bus vom Intercityhotel nun endlich zum Portugiesen Adega Alentejana.
Portugiesen und Spanier in Deutschland kann man nach meiner Erfahrung wahrlich nicht über einen Kamm scheren. Selbst im Portugiesenhotspot hinter den Landungsbrücken in Hamburg ist die Qualität sehr durchwachsen. So hängt es letztlich von den Wirten ab, mit welchem Anspruch sie die portugiesische Küche interpretieren und auf den Teller bringen.
Im Adega, das kann ich nach meinem Besuch gerne bestätigen, sind Karte und Ausführung sehr authentisch und ich kann einen Besuch im Adega sehr empfehlen!
Am besuchten Donnerstagabend waren gegen halb sieben in dem sich nach meiner Beobachtung über drei Räume erstreckenden Restaurant erst einmal nur wenige Tische besetzt. So bekam ich auch locker einen Tisch im Raum meiner Wahl. Gegen 19:00 Uhr und später füllte sich das Adega zunehmend. Die meisten Gäste wohl Darmstädter im leicht gesetzten Alter. Anders als in der Brauereigaststätte Grohe war leider kaum Dialekt zu vernehmen!
Das Adega gibt es nach Auskunft der Wirtin Maria Santos nun im 18. Jahr und sie freut sich über den guten Zuspruch und viele Stammgäste.
Neben dem Restaurantbetrieb verfügt das Adega über eine Whiskybar und in der warmen Jahreszeit wird der Biergarten geöffnet. Also ein vielfältiges Angebot, das Maria Santos bereithält.
Das Preisniveau ist für das Gebotene gut akzeptabel und ich taxiere es bei 3,75 Sternen.
Service:
Das Team wurde bis gegen 19:00 Uhr „aufgebaut“. Zuerst die vom Aussehen her deutsch wirkende Maria Santos, später zwei junge Frauen, einmal blond und deutsch und einmal aus dem Süden. Alle strahlen eine angenehme Freundlichkeit aus, sind aufmerksam und fragen, ob es denn passe.
Flott serviert das erste Pils und die beiden danach zu bringenden, unabdingbaren Vinho Verde standen auch schnell vor mir.
Auch die Speisen waren eng getaktet. Für einen gemütlichen Abend zu zweit oder in einer Gruppe deutlich zu schnell das Hauptbericht nach der Vorspeise. Da muss man eine klare Ansage treffen. Für mich als Alleinesser mit der Aussicht auf die Europaligaspiele im Sky-TV des Hotels passte es noch.
Zum Kassieren war Maria von einer der beiden jungen Bedienerinnen angekündigt worden. Da ich zuvor schon das Restaurantkärtchen mit dem Aufdruck „Inhaberin: Maria Santos“ an mich genommen hatte, vermutete ich die Wirtin beim Inkasso. Und es war die blonde Frau vom Beginn, die sich als Wirtin Maria bestätigte. Sie freute sich sichtlich über die Nachfrage, wie lange es das Adega schon gebe und noch mehr sicherlich darüber, dass es sehr gut angenommen wird, wie sie mir gerne bestätigte.
Der Service verdient 3,5 Sterne.
Die Getränke im Adega sind auf üblichem Preisniveau angesiedelt: Veltins (angeblich 0,33 l) liest man mit 2,50 € auf der Karte, Sprudelwasser aus der Rhön kommt für 0,7 l auf 4,90 € und die offenen Weine beginnen bei 4,00 € für 0,2 l. Mein Vinho Verde moussierte leicht und war fast kalt.
Essen:
Die Karte ist nicht überbordend, bietet aber alles, was man sich beim Portugiesen erhofft, also Stockfisch, Tintenfisch, Gambas, diverse Muscheln, Suppen, Schwein, Rind, Huhn und Kanin.
Erst einmal gibt es in einer rustikalen Holzschale gekräuterte Oliven schwarz und grün, entkernt und lecker. Brot und Aioli erst einmal Fehlanzeige. Ich bestellte dann die Fischsuppe auf portugiesische Art für 6,50 €, die mit einem Korb grobporigen Stangenbrots serviert wurde, das mit gut gefiel. Noch besser freilich die Suppe. Aber es fehlte mir ein Aioli. Ich orderte es und es stand mit 4,50 € auf dem Bon (mit Brot, was aber bereits mit der Suppe serviert worden war und nicht nochmals gebracht wurde). Ein gut gefülltes Töpfchen in der typischen Machart portugiesischen Terrakottageschirrs. Es war standfest und hausgemacht. Gut geknobt, ohne bis Transsilvanien zu wirken und ohne weitere Würzung wie z. B. mit Chili. Also von der Machart her schlicht, aber einfach gut.
Ich konnte mich genussvoll des Bestreichens des Brotes mit dem Aioli widmen, denn meine Fischsuppe in der mittelgroßen Terrine war richtig heiß. Beim Rumrühren stieß ich auf vier Venusmuscheln, die ich nach Abstreichen des Muschelfleisches herausfischte. Ansonsten in der Suppe zerkochte Fischeinlage und ein paar kleine Krabben. Das hört sich jetzt nicht recht attraktiv an, ist aber nur beschreibend. Denn, der Fischfond war so, wie ich ihn erhoffe und erwarte: Leicht sämig, ölig, tomatig und fischig, und zwar insgesamt auf mediterrane Art. Da erwarte ich keine identifizierbaren Filetstücke.
Ich lehnte mich nach Suppe, Brot und Aioli mit dem ersten Glas Vinho Verde also schon sehr zufrieden zurück und beglückwünschte mich ob meiner Restaurantwahl!
Flott danach mein Kaninchen. Ich kopiere mal die genaue Beschreibung in der Speisekarte in meine Kritik:
„Coelho com vinho do Porto 16,00€. Kaninchen in Portweinsauce mit frischen Champignons und Knoblauchzehen, serviert mit Kartoffeln aus dem Ofen.“
Nun, es wurde in einer flachen Schale serviert, wiederum schön heiß. Das Kaninchen mit mehreren Teilen unterschiedlicher Anatomie. Wunderbar weich geschmort, so dass sich alles Fleisch vom Knochen „lutschen“ ließ und das Gericht bestand im Wesentlichen aus dem zart gegarten Kaninchenfleisch. Damit ist auch das Lob geäußert.
Mit der Fleischqualität nicht mithalten konnten die geschmacklosen und industriegeschälten Kartoffeln. Und leider war auch der Sud sehr zurückhaltend gewürzt. Nur eine Gabel lieferte einen klaren Nelkengeschmack in den Mund. Ansonsten kein merklicher Knoblauch oder andere Aromaten, die man in einer Portweinsoße für das gewürzsüchtige Kaninchen erwarten würde.
Also, liebe Maria: Gib Deinem Koch Mut, dem Sud Handschrift zu geben! Lorbeer, Knoblauch, Rotwein und was Euch Portugiesen so einfällt!
Trotz des „blassen“ Kaninchens habe ich mich portugiesisch laben können und vergebe vier Sterne für mein Essen.
Ambiente:
Das Adega ist einem unscheinbaren Haus untergebracht. Die Frontseite und der Eingang an der Seite lassen die Größe des Etablissements nicht erahnen. Eingetreten eröffnet sich zur linken Hand die Whiskybar. Voran und dann rechts erstrecken sich die drei Räume des Restaurants an der der Straßenfront. Sie sind farblich warm und rustikal gestaltet. Derber Parkettboden, dunkle Tische und Stühle, eine dunkle, halbhohe Holztäfelung an der Wand machen den Holzanteil optisch aus, ergänzt um warme Wand- und Deckenfarben. In meinem Raum dominierte ein Orange. Hier konnte ich auch Drucke an den Wänden sehen, die ausstellungsgleich die Künstlerin und werkbezogene Angaben auswiesen. Die Beleuchtung war dezent, aber noch ausreichend. Aus den Lautsprechern vernahm ich Latinomusik.
Man hat an den Tischen und zwischen diesen ausreichend Platz. Uneins die Ausstattung mit Salz- und Pfefferspendern: Mal Mühlen, mal Simpelstreuer.
Typische Folkloredeko konnte ich in meinem Raum nicht entdecken.
Sauberkeit:
In den Deckenrändern sollten mal die Spinnweben entfernt werden. Ansonsten gepflegt.
In der Herrentoilette waren zwei von drei Drückergarnituren der Pinkelbecken ohne Abdeckung. Das macht einen schlechten Eindruck!