Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Nach einem dank der Corona-Auflagen viel zu kurzen Besuch bei der frischgebackenen Mutter und ihrem freundlichen Bündel, probierte ich mein Glück beim neuen Landauer Panasiaten Osahi Sushi, der seit Ende April dieses Jahres in den Räumlichkeiten des früheren Café Klimt ansässig ist.
Wo früher das Café Klimt drin war...
Das Osahi Sushi wird von einem Vietnamesen geführt und der Verdacht liegt nahe, dass es mit den gleichnamigen Osahi-Läden in Bobenheim-Roxheim und Hockenheim auf irgendeine Art verbandelt ist. Man schaue sich nur einmal die Webseiten der drei Betriebe an. Vielleicht ist hier ja auch ein vietnamesischer Familienclan, der seine Filialen im Südwesten der Republik geschickt verteilt hat, am Werk.
Panasiatische Kreuzüberküche liegt nach wie vor voll im Trend und der Landauer Platzhirsch in Sachen Rohfisch, das nicht weit entfernt beheimatete Sushilokal namens „Koza“, kann ruhig ein wenig Konkurrenz aus den eigenen Reihen vertragen. Außerdem ist es sehr erfreulich, dass im seit Dezember 2019 leerstehenden Anwesen des ehemaligen Landauer Vorzeige- und Traditionscafés nun wieder kulinarisches Treiben herrscht.
Ein Kollege hatte das vornehmlich auf Sushi spezialisierte Lokal am Landauer Ostring / Ecke Ostbahnstraße schon unter die Lupe genommen und von gehobenem Preisniveau bei nicht allzu großen Portionen gesprochen. Viel Geld für wenig Essen – immer eine Kombination, die mich zuerst stutzig, aber dann auch neugierig macht. Vielleicht würde ja die Qualität die Preise rechtfertigen, so mein kulinarischer Hintergedanke, als ich kurz nach der Öffnung des Restaurants am frühen Abend dort eintraf.
Es war noch nicht viel los im zeitgemäß eingerichteten Gastraum, der mit seinem folklorefreien, „bistronomischen“ Interieur einen angenehm gediegenen Eindruck machte.
...regiert heute panasiatischer Zeitgeist
Fliesenboden, dunkelgraue Wände und stylische Hängeleuchten brachten etwas Urbanität in die Landauer Provinz. Die massiven Holzplatten aus denen die vierbeinigen Verzehrbretter „geschnitzt“ waren, deuteten auf wertige Ware hin. Die mit grauem Kunstleder überzogenen Polsterstühle sorgten zudem für kommode Sitzverhältnisse.
Die Kontrolle des Impfstatus per Cov-Pass-App war schnell erledigt. Das Einchecken mit Luca ist ja mittlerweile reinste QR-Routine und im Grunde nicht mehr der Rede wert. Aus dem Angebot an hausgemachten Limonaden wurde die mit Wassermelone (5,50 Euro) für tauglich befunden und geordert.Da sie recht süß ausfiel, bot ich um etwas Streckung mit Mineralwasser. Dem wurde prompt entsprochen.
Hausgemacht Limo mit Wassermelone
Beim Aussuchen der Speisen tat ich mir da etwas schwerer. Rund 20 verschiedene Vorspeisen aus den unterschiedlichsten Ecken Asiens verhießen alles andere als einen „alternativlosen“ Auftakt. Inside out-, Crunchy und Special Rolls, Sashimi, vietnamesische Pho, Reisnudelgerichte und diverse Leckereien vom Grill – beispielsweise das verlockend klingende Grilled Rack of Lamb für 22,90 Euro oder die gegrillten Tiger Prawns mit gebratenem Gemüse und Sesamreis für 22,50 Euro – bedeuteten die reinste Qual der Auswahl und brachte mich in regelrechte Entscheidungsnöte.
Mit kurz angegrilltem Thunfisch macht man ja nie wirklich etwas falsch. Das mit Wakame und Wildkräutersalat Tuna Yaki (stolze 12,50 Euro) machte deshalb den Auftakt. Begleitet wurde es von ein paar mit Garnelenfarce gefüllten Dämpflingen namens „Prawns in Silk“ (4,50 Euro). Und das obwohl der Landauer Ostring eher eine Durchgangs- als eine Seidenstraße ist.
Ein paar hausgemachte Springrolls mit Garnelen-Hachfleisch-Gemüse-Füllung (5,50 Euro) sollten den Snackreigen würdig komplettieren, ehe die mit abgeflämmtem Rinderfilet umwickelte und mit Tempura-Knuspergarnele gefüllte Surf & Turf Roll (14 Euro) als eigentliche Hauptmahlzeit der „Reisheit“ letzter Schluss sein sollte.
Für den ein oder anderen asketisch veranlagten Alleinesser mag die Summe der bestellten Teile ein wenig nach kulinarischer Maßlosigkeit klingen, dem war aber mitnichten so.
Den Thunfischteller zierten fünf Mini-Tranchen von solider Produktqualität. Diese waren mit etwas Ponzusauce und gerösteten Sesamkörnern verziert. Das verlieh dem etwas geschmacksneutral daherkommenden Tataki - ich tippte auf Yellowfin – ein wenig mehr Substanz.
Das Tuna-Tataki
Die leicht angegrillten Tunahappen lagen auf einem Bett aus Daikon-Rettich, Wakame und ein paar Salatblättern, die aufgrund eines fehlenden Dressings wie tumbe Zaungäste wirkten.
Wo die versprochenen wilden Kräuter waren, fand ich nicht heraus. Warum man für die kleine Fisch-Portion ein so großes Keramikoval wählte, kann ich mir bis heute nicht so ganz erklären. Vielleicht wollte der Platingkünstler hinter der Theke einfach noch ein paar aufgespritzte Wasabi-Tupfer zwischen Gari-Hügel und Thunfischfilets unterbringen, so mein Gedanke beim Anblick dieser kuriosen Anrichteweise.
Die eigenwillige Anrichte des Thunfischs
Die vier ebenfalls mit ein wenig Sesam bestreuten Har Gau, die hier blumig unter „Prawns in Silk“ firmierten, leuchteten mir auf ihrer dunklen Keramik sympathisch entgegen.
Die Har Gau Dumplings
Ein Schälchen voll Ponzusauce und etwas Takuwan-Rettich wurde mitgeliefert. Bei diesen mit kleingehackten Garnelen und Bambussprossen gefüllten Kantonknödeln war ich mir nicht sicher, ob es sich um gute Convenience-Ware oder selbst hergestellte Dim Sum handelte. Und natürlich waren die kleinen Leckerbissen viel zu schnell gefuttert. Aber auch hohle Zähne wollen gestopft werden.
Wesentlich mehr Schmackes hatten dann die halbierten Frühlingsrollen zu bieten. Zumal die Füllung der vietnamesischen Nem nicht mit Asiaaromen geizte. Mu-Err Pilze, Chinakohl und Karottenschnipsel fügten sich gewinnbringend in die würzige Masse aus Hackfleisch und Garnelen ein. Das ergab zusammen mit der knusprigen Hülle aus frittierten Reispapierblättern eine auch in textureller Hinsicht gelungene Mischung.
Die "Nem" ich - vietnamesische Frühlingsrollen!
Auf eine frisch zubereitete Nuoc Cham – eine süßlich schmeckende Universaldipsauce mit ordentlich Chili und Knoblauch drin – musste ich leider verzichten. Stattdessen gab es ein Schälchen mit der hierzulande sehr beliebten, süßscharfen Chilisauce nach Sriracha-Art, also aus der Plastikflasche.
Selbstgemacht Nuoc Cham sieht aber anders aus...
Mein fernköstliches Fusionsexperiment des Tages nannte sich „Surf & Turf Roll“. Sie versöhnte für die kleineren Ungereimtheiten bei den Vorweggerichten.
Die Surf & Turf Roll
Das kurz zuvor mit dem Bunsenbrenner leicht abgeflämmte Rindfleisch setzte sich hervorragend mit der knusprigen Garnele und der cremigfrischen Avocado ins Benehmen. Knackiger, grüner Spargel und Rucola steuerten zusätzlich etwas vegetabile Würze bei.
Die Surf & Turf Roll im Detail
Das Ganze wurde geschmacklich gut eingefangen und zusammengehalten von einer dünnen Norihülle und mildgesäuertem Reis. Das aus Daikon-Rettich, Edamame, Mais, Wakame und grünen Salatblättern zusammengebastelte Salatbouquet wirkte etwas gewollt und tat dem Gaumen nichts. Zumindest nichts, was vom feinen Geschmack der germano-nipponischen Spezialrolle auf meinem Teller ablenkte.
Um rund 40 Euro erleichtert, dafür aber mit einem guten Gefühl im Bauch, verließ ich das ehemalige Café Klimt, das sich heute Osahi Sushi nennt. Mit seiner panasiatischen Ausrichtung und dem zeitgemäßen Ambiente wird es in Landau sicherlich seine Gefolgschaft finden. Die abgerufenen Preise sind für die gebotene Qualität gerade noch so im Rahmen. Apropos Ramen…