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Es ist kein Geheimnis, dass wir hier besonders gerne einkehren. Hier passt für uns alles: Von der einfachen An- und Abfahrt mit dem Bus und der Haltestelle vor der Türe über köstliche Speisen und Getränke mit elegantem Service bis zur perfekten zeitlichen Abfolge der Gänge.
Natürlich schmecken uns nicht alle Teller gleich gut. Selbst in einem prächtigen Menü, habe ich Vorlieben. Das halte ich aber für normal. Hauptsache es wirkt nicht langweilig oder vorhersehbar.
Bei jedem Besuch gibt es auf jeden Fall kleine Überraschungen aber auch bekannte Klassiker.
Die Küche überfordert die Gäste nicht mit Experimenten, streut aber auch Neuerungen ein. So ist es nie langweilig, sondern immer spannend.
Außerdem sind wir auch nicht immer in der gleichen körperlichen oder seelischen Verfassung und unterliegen Schwankungen im Empfinden. Besonders bei Getränken spüre ich oft große Unterschiede beim gleichen Produkt an verschiedenen Tagen.
Service
Einige junge Damen und Herren waren wohl neu im Geschäft. Davon sind manche noch etwas schüchtern bzw. lernen noch. Aber die Hauptarbeit machen die eingespielten Mitarbeiter rund um um Sonja Wilbrand. Guter Service kann kein missglücktes Menü retten, aber umgekehrt schon vernichten. Richtig Freude macht ein köstliches Menü erst, wenn auch die Atmosphäre stimmt. Und da sind wir hier immer gut bedient.
Die verkosteten Speisen
Herbstmenü - 85 Euro
Gruß aus der Küche
Löffel mit Tatar vom Lable Rouge Lachs
Tellerchen mit geräuchertem Bergischen Lachs in Essig eingelegt, Rote Bete, Gelbe Bete, Lachskaviar
Gläschen mit cremiger Steinpilzsuppe mit Schaum
Auf die kleinen Grüße freuen wir uns immer besonders. Auch heute waren sie ein toller Einstieg. Das Tatar lag auf einer cremigen Grundlage und war mit Kräutern angemacht. Obenauf steckte ein dunkler knuspriger Chip.
Besonders ansprechend war für uns der geräucherte Lachs. Zusammen mit Roter und Gelber Bete ergaben sich rauchige, salzige, saure und süße Noten im Mund.
Die Suppen und Essenzen zeigen hier immer kräftige Noten. Hier war der Steinpilz in seiner Eigenart ganz präsent.
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Hiramasa Kingfish roh mariniert – Schlangengurken – Dillsorbet – Schmand; Extra-Löffelchen mit Ceviche
Die Gelbschwanzmakrele war im Stile der japanischen Küche schlicht zubereitet. Der Eigengeschmack kam voll zu Tage. Das feste Fleisch zeigte leicht mineralische Noten. Die Gurke war ebenfalls recht natürlich belassen worden. Lediglich der Schmand brachte Cremigkeit und leichte Fettaromen ins Spiel. Sehr angenehm hat mir das kalte fruchtige Dillsorbet geschmeckt.
Als Zusatzhappen war ein Löffel mit Ceviche separat serviert. Diese perunanische Art den rohen Fisch mit Limette zu durchdringen hat sich in Europa in den letzten Jahren sehr verbreitet. Zu Hause bereite ich Kabeljau, Lachs und Thunfisch gerne so zu.
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kleiner Gruß aus der Küche: gebratene Weißwurstscheibe auf Rahmwirsing obenauf Alba-Trüffel
Das war für uns eine tolle Überraschung. Die Wurst brachte Gedanken an ein Oktoberfest in den Kopf. Als Grundlage war eine aromatische Tomatenpaste auf dem Tellerchen. Darauf befand sich der Rahmwirsing. Die Wursthülle war knusprig gebraten und das Innere kräftig gewürzt und weich. Die kleinen weißen Trüffel-Späne veredelten das Gericht in einer besonderen Art.
Für uns ein gelungener leicht luxuriöser Genuss – einfach herrlich.
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Filet vom weißen Heilbutt – Fregola – Nussbutterschaum – Kopfsalataufguss
Roher Fisch, pochierter Fisch, gedünsteter Fisch: ich mag inzwischen alle Spielarten. Aber wenn ein Filet eine knusprige Kruste vom Braten hat und trotzdem innen weich und warm ist ohne das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen, ist es doch das Größte für mich. Und so war der Fisch hier. Dazu noch eine Prise Kaviar – was will ich mehr. Der Sud aus Kopfsalat und eine cremige Paste machten vor allem die Fregola-Kügelchen aromatisch und erzeugten verschiedene Geschmacksmomente.
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Gebratene Wachtelbrust – Berg-Linsen – Kerbelknolle – Birnensalat
Auch hier gab es eine knusprige Haut und zartes weiches Fleisch darunter. So mag ich Geflügel am liebsten. Das Linsen-Gemüse war perfekt zubereitet; sie hatten noch leichten Biss und fefanden sich in einem kräftigen Sud. Persönlich bin ich kein Linsen-Freund – aber mit der Sauce zusammen haben sie mir leidlich geschmeckt. Die weiteren Zutaten haben mir wieder sehr zugesagt. Die Kerbelknolle sah für mich im ersten Augenblick wie eine kleine Schupfnudel aus; aber es war natürlich das knackige Wintergemüse. Die Birne brachte eine dezente Süße ins Gericht.
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Kalamansi-Zitronen-Sorbet – eingelegte Kumquat
Das angenehm säuerliche Sorbet und die Zwergorange brachten Frische in den Mund.
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Rinderfilet unter der Kräuterkruste mit Portweinjus – Herbsttrompeten – Mais – Kürbis
Hier kann ich nun leichte Kritik am Gericht aus unserer Sicht anbringen. Für uns war die Kräuterkruste zu weich und daher eher eine Haube. Da das Fleisch also oben eine breiige Auflage hatte und unten in der dickflüssigen Sauce lag, konnten wir unsere geliebten Röstaromen auf der gebratenen Außenseite nicht erspüren. Innen war das Fleisch jedoch saftig – und auch weich. Mit verbundenen Augen hätten wir das Fleisch nicht auf Rind getippt, sondern eher Reh oder Lamm (was wir durchaus mit einer krossen Kruste mögen) gehalten. Sicher hatte die Küche dazu eine Idee, aber sie kam bei uns nicht überzeugend an.
Doch was soll das schon. Das Fleisch hat schon geschmeckt, aber anders als erwartet. Doch es war ja noch mehr auf dem Teller!
Als Pilze gab es nicht nur Herbstrompete, sondern auch noch je ein Exemplar von Hexenröhrling, Edelreizker und Anisröhrling. Herr Wilbrand sammelt nicht nur leidenschaftlich gerne selber Pilze, sondern hat auch noch einen Bekannten im Ort, der immer wieder seltene Arten ins Haus liefert.
Da wir keine Ahnung vom Sammeln haben, aber Pilze über alles mögen, war das eine großartige Überraschung für uns.
Die Mais- und Kürbisstücke haben uns auch erfreut, etwas Popcorn war auch noch dabei. Die köstliche Sauce habe ich mit dem Brot aus dem Korb gerne völlig aufgenommen. Gut, dass die Brotschale nicht vor dem Hauptgang entfernt wurde. Ich hatte mir aber schon aus Vorsicht eine Scheibe auf den Brotteller bei Seite gelegt.
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Pochierte Williamsbirne mit Guanaja Schokoladenparfait – gebrannte Walnüsse – Milchschokoladenmousse – Williamsbirnen-Sorbet (für mich)
Als Unterlage befand sich das Parfait auf dem Teller. Darum herum waren winzige Stücke der gebrannten Nüsse gestreut. Nüsse waren aber auch im Eis eingearbetet. Auf dem Türmchen folgte nun das Sorbet und die weiche Birnenscheibe. Oben war dann die Mousse, in der noch zwei große Birmen-Chips steckten.
Die Komposition hat mir zugesagt und viele Aromen im Mund erscheinen lassen.
Pochierter Roter Weinbergpfirsich – Mohn-Preiselbeer-Parfait – Cassis-Sorbet (für meine Frau, da sie Schokolade nicht bevorzugt)
Meine Frau war ebenfalls vom Dessert angetan.
Als Zugabe aus der Küche gab es noch Zabaione, Panna Cotta mit Ananascreme und Creme von Macadamianüssen für uns.
Somit hatten wir schon fast die kompletten Dessert-Variationen, die es oft im Haus als Nachspeise gibt. Wir lieben die Klassiker aus der Palette. Die heutigen herzhaften Desserts – oft auch mit Gemüse – sind sicher eine Bereicherung der Esskultur, aber sie überzeugen uns nicht immer.
Eine gute Panna cotta oder eine cremige Zabaione aber immer. Gutes darf auch einfach sein – Mascarpone, Butter oder Sahne schaden auch selten dem Geschmack (meine ich).
Zum Abschluss haben wir noch Kaffee getrunken. Und bei einem Rundblick durchs Lokal sah ich die Schnäpse des Hauses an der Bar. Da habe ich kurzentschlossen noch einen Rochelt verkostet. Die Brände sind einfach Klasse – und runden ein Menü auch perfekt ab.
Getränke
Hausaperitif – 9,50 €
Eine selbstgemachte Pflaumentinktur wurde mit Sekt aufgefüllt. Der Geschmack war wirklich intensiv nach der Herbstfrucht.
Monin Soda – 5,00 €
Taunusquelle medium 0,75 l – 8,00 €
Benito Santos - EO The Ocean Collection Albariño - Rias Baixas – 8,50 €
El Escocés Volante El Puño Blanco Calatayud Cuvée aus Macabeo, Viognier y Grenache Blanc – 9,00 €
Château La Cardonne Cru Bourgeois Médoc 2012 Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc – 10,00 €
Ihringen Winklerberg Scheurebe 2016 - Weingut Dr. Heger – Baden – 8,00 €
Die Weinbegleitung passte gut zu den Gerichten. Die beiden Weißen aus Spanien kannte ich noch nicht und waren durchaus beachtlich.
Der Bordeaux könnte mich sogar zum Nachkaufen animieren.
Die Scheurebe ist ordentlich, aber für mich darf die Süße beim Nachtisch auch intensiever sein, denn ich mag Edelsüß in kleinen Mengen.
Rochelt Gravensteiner Apfel – 18,00 €
Espresso – 3,50 €
Fazit
5 – unbedingt wieder – hier fühlen wir uns stets wohl und gut umsorgt
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 06.10.2019 – mittags – 2 Personen
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm