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Das schwäbisch-hällische Landschwein liefert die Rippchen, während das Pulled Pork vom Schweinekamm aus Brandenburg stammt. Die Rinderbrust fürs Pastrami kommt vom fränkischen Weidebullen und das Entrecôte vom Black Angus US-Beef. Eines haben die erwähnten Schweine- bzw. Rindereien jedoch gemeinsam: die Tiere, welche die edlen Teile liefern, werden artgerecht gehalten oder stammen aus ökologisch kontrollierter Landwirtschaft.
Wem das seriös genug klingt, ist im Chicago Williams BBQ bestens aufgehoben. Denn hier bekommt man vor allem eines geboten: eine richtig leckere Fleischperformance. Und zwar mit Produkten, die von ausgesuchten Erzeugern aus der ganzen Republik geliefert werden. Aber anstatt mit piefigem Regionalchauvinismus dem derzeit so angesagten, extrem publicityträchtigen „Brutal-Lokal-Gedanken“ werbewirksam Rechnung zu tragen, konzentriert man sich hier ganz einfach aufs Grillen. „In dubio pro carne“, so das Motto, mit dem Küchenchef Nawid und seine Crew seit 2012 amerikanische Hausmannkost mit Niveau servieren.
Ich war mehr als gespannt, was unser Dreiergespann am zweiten Tag unserer kulinarischen Entdeckungstour durch Berlin in der Hannoverschen Straße (genau neben dem von Borgi besuchten und genial beschriebenen „Eins unter null“, Anm.) vorfinden würde. Im Zitty-Magazin, das ich jedem Berlin-Reisenden, der auch in Sachen Kulinarik unterwegs sein möchte, wärmsten ans Herz legen kann, hatte ich über den Laden gelesen. Angefixt von den leckeren Baby Back Rips vom Koreaner „Dae Mon“ am Tag zuvor, war mir nach Qualitäts-Grilladen zumute. Am besten in ungezwungenem, legeren Ambiente. Mit einem guten Schluck Craftbeer zum Runterspülen. Meine beiden Kolleginnen waren leichte Überzeugungsbeute. Der Veggie-Tante versprach ich saftig gegrillte Maiskolben und auf dem Rückweg eine Falafel-Flatrate auf meine Kosten bei einem der besten Läden Berlins (Dada Falafel in der Linienstraße). Die Kollegin aus dem Elsass war – typisch Französin eben – für alle gastronomischen Schandtaten zu haben.
Schade, dass an diesem sonnigen Abend draußen kein Platz mehr zu bekommen war. So wurden wir in unmittelbarer Nähe zur frischen Luft an die geöffnete Fensterfront gesetzt. Drinnen sitzend, aber den Blick nach draußen gerichtet – das passte perfekt. Das Ankommen wurde uns in Form einer Jalapeño-Maissuppe aus dem Becher erleichtert. Diese hatte die Funktion eines Begrüßungs-Süppchens, das wir direkt an der Bar im lockeren Plausch mit einem der „Meat-Crew“ zu uns nahmen. Und klar: natürlich kannte der Mann die Pfalz! Die erste regionale Hürde war locker genommen. Wir orderten gleich mal drei Flaschen vom hauseigenen Bier (Chicago hell für 3,50 Euro) zum Einstieg und befanden uns nach anregender Unterhaltung kurzerhand hinter der Bar das schwere Fleischerbeil schwingend, für ein kleines Erinnerungsfoto posierend wieder.
Genug herumgealbert. Es war Zeit für die „true school of meat“. Empfohlen wurde uns die „Meat Platter“ (für zwei Personen 28 Euro), die wie alle anderen Angebote in Kreideschrift auf der riesigen Tafel über der Theke nachzulesen war. Als Beilagen („Sides“) wählten wir Coleslaw (Krautsalat), Mash & Gravy (Kartoffelbrei mit Bratensoße) und Mac & Cheese (mit Käse überbackene Makkaroni-Nudeln) für jeweils 3,50 Euro in der kleinen Ausgabe. Die Vegetarierin am Tisch konnte auch die großformatige „Chicago Williams Beef Chart“ an der Wand nicht zum Besseren bekehren. Sie blieb an diesem Abend bei den Beilagen hängen (den versprochenen Maiskolben gab es leider nicht…), während wir mit Blick auf die verschiedenen Beef-Cuts (Shortrib, Rib, Rump, Flank, etc.) unsere Haus-Platte genossen. Das „Recht auf Rippchen“ ließen wir uns nicht nehmen und so befand sich auf der Fleischplatte natürlich auch das Signature Dish des Ladens schlechthin, die sagenhaften „Chicago Beach Style Ribs“, die genug Rauch vom Smoker aus dem Hinterhof der Nachbarschaft mitbekommen hatten und von ihrer Konsistenz schlichtweg sensationell waren. Das Fleisch löste sich nahezu widerstandslos vom Knochen, so zart gegart kamen die fein gewürzten „Best Rips in Town“ auf den Tisch. In Kombination mit der pikanten, hausgemachten BBQ-Sauce war das zweifellos ganz großer Grillsport!
Daneben lagen ein paar geräucherte Scheiben Pastrami. Perfekt gepökelt und daher angenehm salzig im Geschmack, war das eine echte Delikatesse, die mit etwas Rauch die passende Veredlung erfuhr. Die beiden saftig gegrillten Schenkel (BBQ-Chicken) lieferte das Kikok-Hähnchen von Borgmeier aus NRW. Diese zeichnen sich aufgrund ihrer Fütterung mit Weizen und Mais durch ein leicht gelbliches Fleisch aus. Auch hier war bester Fleischgenuss aufgrund überragender Qualität garantiert. Schade, dass das Pulled Pork nicht auf der Platte vertreten war, ich hätte es liebend gerne probiert.
Noch ein paar Worte zu den Preisen. Die Ribs kommen als „whole slab“ (große Portion für 12 Euro) oder „half slab“ (kleine Variante für 7,50 Euro) vom Grill. Die anderen BBQ-Gerichte (Pastrami, Pulled Pork, Merguez, Salsiccia oder Huhn) liegen preislich zwischen 10,50 und 12,50 Euro. Daneben werden Sandwiches mit den gleichen Leckereien durchgängig für 12,50 Euro angeboten. Mit zwei Beilagen liegt man dann pro Person im 20-Euro-Bereich, ist dafür aber auch mehr als satt. Bei Normalhunger reicht eine kleine „Side-Order“ völlig aus. Denn Sättigung erfährt man im CW BBQ auch in flüssiger Form. Ein passables Angebot an Craftbieren aus der Flasche sowie die bereits erwähnte Eigenmarke lockt die Biertrinker abseits des Mainstreams.
Von der Einrichtung her könnte der Laden auch eine rustikale Bierkneipe sein. Zünftiges Holzmobiliar dominiert den schlauchartigen, von Backsteinwänden umgebenen Gastraum. Etwas skurril muten die etwas über mannshoch angebrachten, ausziehbaren Schreibtischlampen schon an. Aber solche kleinen Design-Accessoires erhöhen einfach den Hipster-Faktor. Da passt es auch, dass der Bar- und Ausschankbereich mit auffallend roten Fliesen ausgestattet wurde. Die Trennwand zum hinteren Bereich hat man mit gestapelten Holzscheiten verziert. Ein gewollt chaotischer Stilmix, der sich auch in Form unterschiedlichster Sitzgelegenheiten ausdrückt. Die bereits erwähnte Beef Chart ziert die Hauptwand und informiert ganz nebenbei auch die fleischlustige Interessengemeinschaft, die ihr Halbwissen in Sachen Meat Cuts während dem Verzehr der Selbigen sicher gerne auffrischt.
Uns hat der Besuch im Chicago Williams richtig gut gefallen. Sein hoher Spaß- und Coolnessfaktor hat uns einen unterhaltsamen Abend beschert. Schön, dass es Läden gibt, in denen man sich schon beim Erstbesuch wie ein Stammgast fühlt. Und dann die Rippchen…sie allein sind schon Grund genug für eine Wiederholungstat.