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Für den letzten Abend sollte es aber ein Restaurantbesuch sein. Und da sich das Denkmalz mal wieder selbst aus dem Rennen geschossen hat, die beiden Restaurants im Bollant’s aus Gründen nicht in Frage kamen, lag es Nahe, mal wieder seit langer Zeit die Kupferkanne in Bad Sobernheim zu besuchen. Welch ein Glück. Zum einen erst einmal, da wir dort in gut 30 Minuten selbst hinlaufen konnten (die 18 km Stunden zuvor fielen somit nicht mehr arg ins Gewicht), und zum andern, viel bedeutender, hier wird mittlerweile richtig gut aufgetischt. Da wurde deutlich an der Qualitätsschraube gedreht. Mein letzter Besuch liegt mehr als sechs Jahre zurück.
Und so war es nun endlich mal wieder an der Zeit. Etwas vor der gebuchten Uhrzeit trafen wir nach einem Rundgang durch die Innenstadt vor dem Lokal ein. Wir warteten keine fünf Minuten, da trafen auch schon PetraIO und ihr Mann ein. Das eigentliche Wiedersehen gab es ja schon am Abend zuvor, dennoch war die Begrüßung erneut sehr herzlich. Immer wieder schön, wenn sich nette Menschen mit den gleichen Interessen und der Vorliebe für gutes Essen treffen und zusammentun.
Zu sechst enterten wir also die Kupferkanne. Eine von zwei Service Damen zeigte uns den reservierten Tisch. Groß verändert hat sich im Gastraum nicht. Immer noch recht nüchtern eingerichtet und gestaltet, aber alles ordentlich und sauber. Der Tisch dekoriert mit grauen Läufern, zwei Windlichtern, gestärkten Serviette, Gläser für Wein und Wasser, ein Satz Besteck lag ebenso bereit wie das Tellerchen mit Messer für Brot uns Amuse Gueule. Man reichte uns alsbald Speise- und Weinkarte und gab uns ausreichend Zeit um zu wählen. Die Weinauswahl wurde mir übertragen, ließ mich aber von Carstens Frau beraten. Am Ende hatten wir schöne Weine zum Menü.
Zunächst sollte es aber ein Aperitif sein. Bei mir in Form eines kleinen Landbier hell der Kirner Brauerei. Das tat gut nach der langen Wanderung und der Jahrgangsverkostung im Weingut Marx in Windesheim sechs Stunden zuvor. Mein Spatz freute sich über einen Aperol Spritz. Zum Essen sollte es aber dann erlesener Nahewein sein, und zum Glück ist die zwar kleine, aber feine Weinkarte auch mit ein paar Flaschen älteren Jahrgangs ausgestattet. Allerdings zu 96% mit trockenen Weinen. Was aber angesichts unserer Auswahl nicht wirklich stören sollte. Als erstes, zu den Vorspeisen wählten wir dann einen 2019er Windesheimer Chardonnay ‚S‘ trocken vom Weingut Sinß aus Windesheim.
Ein eher frischer Vertreter seiner Art, mit leichten Zitrusaromen, dennoch cremig und nur wenig Holz. Ein Wein der schon jetzt in einem guten Trinkfenster ist. Der aktuelle Jahrgang ist der 2021er und kostet ab Weingut 12,50€.
Im Service waren neben der Chefin Frau Wahl eine langjährige Mitarbeiterin an diesem Abend tätig, die gemeinsam die ca. 20-25 Gäste an diesem Abend verwöhnten. Mit der Art von Frau Wahl muss man klarkommen. Ich nenne das Auftreten mal ‚rustikal‘. Man muss sich dran gewöhnen. Wenn man nämlich nicht aufpasst, wird einem das scheinbar leere Glas sehr schnell unter der Lippe abgeräumt. Freundlich und aufmerksam ist sie und ihre Angestellte aber jederzeit. Für ein kurzes Schwätzchen in Sachen Wein ist sie auch gerne zu haben. Und am Ende gab es dann auch noch einen Schnaps aufs Haus.
Kurz nachdem wir also unseren Wein hatten, kam der obligatorische Brotkorb mit einem Gläschen salziger Butter und einem Schnittlauch Frischkäse. Ich sag mal so; geht schlechter. Aber auch besser. Das helle Baguette Brot kaum der Rede wert – Standardware, das dunkle dann schon etwas besser. Die Butter hatte recht wenig Salz abbekommen, der Fischkäse machte seinem Namen alle Ehre. Für den ersten Hunger aber mehr als genug. Eher überraschend für mich, und ich kann mich nicht erinnern in diesem Haus jemals ähnliches bekommen zu haben, es erreichte uns ein echter Gruß aus der Küche. Was dann auch die kleine Gabel neben dem Hauptbesteck erklärte. Eine kleine Gemüse Quiche mit dem wohl selben Schnittlauch Frischkäse.
Das war doch schon deutlich besser als das trockene Brot. Eine schöne Überraschung. Eine saftige Quiche, aber wenn ich mich erinnere war sie nicht (mehr) richtig warm. Egal, ich fand es gelungen und für die Kupferkanne passend. So durfte es gerne weitergehen.
Wir bestellten am Tisch recht unterschiedlich und während um mich herum lange gegrübelt wurde entschied ich mich rasch und kurzerhand für das angebotene Vier-Gang-Menü. Der Saison entsprechend mit viel Spargel in den einzelnen Gängen. Generell sollte es viel von dem Stangengemüse am Tisch geben. In den unterschiedlichsten Ausführungen.
Relativ einig waren wir uns mit der Vorspeise. Fünfmal fand sich folgendes ein, als auch bei mir und meinem Spatz
Spargel Panna Cotta mit mariniertem Spargel, Kerbel und gehacktem Ei
Ein sehr gelungener und schmackhafter Auftakt. Nachahmungswürdig sowieso (gelle Petra?). Mittig des Tellers eine etwas an Wackelpudding erinnernde Spargel Panna Cotta, die perfekt (unter anderem mit einem Hauch Muskat) abgeschmeckt war und immer noch schön nach Spargel schmeckte. Allein die Konsistenz war nicht so ganz meins. Etwas weniger Gelatine wäre da besser. Der Salat aus Spargelspitzen hatte noch einen angenehmen Biss, war sehr schön mariniert, die Blattsalate und das gehackte Ei rundeten das Gericht ab. Würde ich gerne so wieder essen, vorausgesetzt die Panna Cotta ist nicht mehr so „wackelig“. 4*
Was ist schon eine Flasche Wein, wenn sie von sechs Personen getrunken ist? Leer! Also bedurfte es Nachschub. Wir blieben bei den Burgundern. Riesling Alternativen gab es auch nicht wirklich. Wir wählten einen Weißburgunder Lagenwein. Vom Weingut Hees in Auen einen 2020er Römerstich Weißburgunder trocken. Ein spontan vergorener und in größtenteils neuem Holz ausgebauten Spitzenwein. Der durchaus noch zwei Jahre Reife vertragen könnte, aber auch schon so gut zu den kommenden Zwischengerichten passen sollte.
Kartoffel-Bärlauch-Suppe mit Croûtons und gebratener Riesengarnele
Gleich vorweg, die Garnele hätte es nicht gebraucht. Habe sie auch nicht gleich entdeckt, da sie untergetaucht war. Geschmacklich und von der Zubereitung war sie okay, aber die köstliche Suppe hatte das zu keinem Zeitpunkt nötig. Einfach herrlich. Soul Food. Wunderbar cremig, samtig und voller Aroma. Der Bärlauch präsent aber nie überbordend. Eine schon fast perfekte Suppe und eigentlich das Highlight des Abends. Der Wein passte ebenfalls hervorragend dazu. Ein wahrhaftes 5* Gericht.
Wir waren also bei bester Stimmung, Essen, Gesellschaft und Getränke passten, der Service immer da, wenn er gebraucht wurde. Es deutete sich ein sehr gelungener Abend an. Wenn da nicht schon wieder der Wein leer wäre. Also wenn ich mit meinem Spatz allein eine Flasche aufmache, hält die meist etwas länger. Muss an dem Besuch aus Nordrhein-Westfalen gelegen haben… Also musste die nächste her. Und dieses Mal wurde es ein gereifter Riesling von einem der besten Erzeuger an der Nahe. 2018 Niederhäuser Hermannshöhle ‚Magnus‘ trocken vom Weingut Jakob Schneider in Niederhausen.
Ein grandioser Wein aus einem unterschätzten Jahrgang, der jetzt immer mehr zeigt was in ihm steckt. Ich nehme es vorweg, es waren am Ende zwei Flaschen dieses exzellenten Weines.
Die Hauptgänge waren da auch sehr dankbar dem Riesling gegenüber. Kein schweres Gericht, eher leichte bis mittelschwere Frühlingsküche. Nun ja, mein Spatz gönnte sich ein saftiges
Schnitzel "Wiener Art“ vom SooNahe Schwein mit Pommes frites und Salat
SooNahe ist ein regionaler Verbund von Erzeugern verschiedenster Produkte und Erzeugnisse rund um Nahe, Soonwald und Hunsrück. Das Schwein, welches nun paniert mir gegenüber auf dem Teller meines Spatz‘ lag, hatte somit ein recht glückliches Leben. Schön ausgeacken, saftig und gut gewürzt kam es super an. Auch die Pommes und der frische Beilagen Salat ohne Fehl und Tadel. Das richtige um nach einer anstrengenden Wanderung wieder zu Kräften zu kommen. 4*
Gebratene Maishähnchenbrust mit Kerbeljus, zweierlei Spargelragout und gebackene Kartoffelkrapfen
Das Gericht meiner Wahl, bzw. der Hauptgang des Menüs. Optisch schon mal der Gewinner des Abends, so auch die einhellige Meinung am Tisch. Und auch am Gaumen hielt das das Gericht sein Versprechen. Saftige Hühnerbrust, geschmackvolle Jus, perfekt abgestimmtes Spargelragout und knackige, kartoffelige Krapfen. Von denen ich mir gerne drei, vier mehr gewünscht hätte. Alles in allem aber ein sehr gutes Gericht, gerne wieder so! 4,5*
Bis hierhin war ich mehr als begeistert von der Entwicklung der Kupferkanne. Schlecht gegessen hatte ich hier ja noch nie, aber das war ein Schritt weiter nach vorne und machte definitiv Lust auf weitere Besuche. Allein schon wegen der Weinkarte.
Für ein Dessert sollte aber auch noch Platz sein. Einen Dessertwein gab es erstmal aus Mangel an Angebot nicht. Später erzählte man mir, es gibt ein paar Spätlesen auf Nachfrage. Für den nächsten Besuch weiß ich es ja nun.
Crème brûlée mit Mandeleis
Die Wahl von meinem Spatz. Eigentlich laut Karte mit Vanilleeis, doch Petras Mann kam auf die Idee nach dem Mandeleis zu fragen. Kurz gesagt. Geht nicht besser. Schöne Crème mit vanilligem Geschmack, dazu reichlich, knuspriger Karamell. Das Eis konnte auch begeistern. 4,5*
Quarkmousse mit marinierten Erdbeeren und hausgemachtem Rhabarbersorbet
Mein letzter Gang. Optisch vielleicht nicht der große Bringer, geschmacklich aber auch wieder weit vorne. Die Mousse leicht mit Zitrusaromen versehen, die Erdbeeren frisch und geschmackvoll, das Rhabarbersorbet nicht zu sauer und erfrischend. Ein einfacher aber guter Abschluss. 4*
Wie eingangs erwähnt, gab es zum Abschluss einen Schnaps aufs Haus. Eine Alte Mirabelle von der Brennerei Dotzauer / Oberstreit. Zwanzig Gehminuten von meiner Hütte entfernt.
Ich denke wir sind alle zufrieden nach diesem gelungenen Abend zu Hause ins Bett gefallen. Es gab eigentlich nicht wirklich Anlass zur Kritik, sieht man mal von dem Fauxpas mit dem zu schnellen Abräumen einiger Gläser ab. Ich fand es einen rundum gelungenen Abend, fühlte mich immer gut umsorgt, Speisen und Weine waren super. Das Ambiente muss ein paar Abstriche machen, was Sauberkeit angeht gab es ebenfalls nix zu beanstanden. Das PLV bei dieser gebotenen Leistung sehr, sehr gut. Schön, dass sich die Kupferkanne die letzten Jahre so gut entwickelt hat.
Danke auch an Petra und ihren Mann für die nette Gesellschaft, gleiches gilt auch für Carsten und seine Frau und auch hier noch einmal Dankeschön für die Einladung an diesem Abend. Unter diesen Umständen dürft ihr gerne wieder kommen :-)