Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
namensgebender Kaminofen
Ein wenig verschreckt hat mich dann die Vorbereitung auf der Homepage: die Steakkarte, die ja stets einige Besonderheiten bietet, war nicht existent. Nun denn, es gibt auch ein Leben ohne Rindfleisch.
Die Princess arbeitet mittlerweile weit im Süden Deutschlands und reist am Wochenende per Zug an. Die gemeinsame Wohnung nutzen die beiden zu zweit nur ca. 65 Tage im Jahr. Die beiden gehen damit besser um, als wir es täten.
Verabredet hatten wir 19:30 Uhr, aber die Bahn glänzte mal wieder mit Extremverspätung. Eine Mail aus dem Zug kündigte Zugankunft kurz vor 20:00 Uhr an. Ich rief also in der alten Mühle zwecks Verschiebung an, was problemlos klappte. Meine Frau war erst einmal sauer (ich habe keine Lust, da bis 23:00 Uhr herum zu hängen). Durch Ihren Schulleitungsjob ist sie gezwungen, werktags in der Dunkelheit der Nacht aufzustehen. Das brennt sich ein. Die nächste Mail der Princess gab Kunde von dem Versäumen des Anschlusszuges in Göttingen. Ankunft Hannover somit voraussichtlich 20:50 Uhr.
Unser afghanischer Taxifahrer, dessen Sohn gerade zum ärztlichen Kollegen reift, brachte uns zügig und pünktlich zum Ziel. Wirtschaftswunder saß für uns von außen erkennbar schon am Tisch, den wir schnurstracks ansteuerten, ohne jemanden belästigen zu müssen. Wir begrüßten uns angemessen ktitikerherzlich. Ein junge weibliche Servicekraft bot alsbald Wasser an, was wir dankend annahmen. Bei der allfälligen Champagnerauswahl hatten wir die Wahl zwischen der Hausmarke Pierre Moncuit (Flasche 82.-, Glas 12,50) und Moét Ice. Letzterer ist uns zu süß. Blöde Modeerscheinung zur Zeit. Da ich lernfähig bin, bestellte ich mir gleich mit dem Champagner ein Glas trockenen Pfälzer Spätburgunder. Ich meine, angesichts meiner Schläue einen Hauch von Neid in den Augen der Mitesser gesehen zu haben. Meine Frau bat um etwas Brot, das in sehr übersichtlicher Menge, aber frisch gebracht wurde. Die beiden Creme-/Buttervariationen dazu waren gut. Meine Frau war so verzweifelt, dass sie ein zweites Glas Champagner orderte.
Hirschschinkenteller
Nun zog es sich in die Länge. Die Stimmung meiner Frau steuerte auf den Tiefpunkt zu. Ich wollte zur Wartezeitüberbrückung einen Teller Hirschschinkencarpaccio (heißt inzwischen alles in dünne Scheiben Geschnittene so?) mit Weintrauben und Feigen in die Tischmitte stellen lassen. Das klappte nicht. Meine Frau brach zwecks sanfter Stimulation in Richtung Service auf, wo sie die harsche Bemerkung erntete, es gehe doch nun los. Der Hirschteller kam also gleich nach dem Amuse gueule, zwei Eismeerkrabben auf Salat (meiner mit braunem Rand, der meiner Frau frisch), zusammen mit den gewählten Vorspeisen, bei denen meine Begleitungen mit ihrer Linsencreme und gebratener Wachtelbrust (16,50) gegenüber meiner Alte-Mühle-Tapas-Platte (14,50) eindeutig den Kürzeren gezogen hatten. Als Wein sollte es der Spätburgunder sein, den ich vorab hatte. Diese Literflaschen seien eigentlich nicht als Flache erhältlich, aber man mache mal eine Ausnahme für uns, wurde uns beschieden. Ein ganzer Liter konnte nicht verkehrt sein.
Alte-Mühle-Tapas
Die Princess traf abgehetzt ein und wurde angemessen geknuddelt, bevor sie sich auf die Aufholjagd begab. Da unsere Hauptgerichte zeitgleich serviert werden sollten, war eine weitere Verzögerung nun systemimmanent. Meine Frau hatte den Frischlingsrücken gewählt, weil es eine der wenigen Speisen ohne Pilze war. Als Küchengimmick kam er mit satt Pilzen. Wenn man – wie ich – weiß, dass schon ein Fitzel Paprika oder Pilz für meine Frau eine ganze Mahlzeit verdirbt, weiß, was das bedeutet. Hinzu kam noch, dass sie bei der Entsorgung der Pilze auf die Nachbarteller ihre gesamte Soße verlor. Der Frischlingsrücken (27.-) war so totgebraten, dass meine Frau von Sägemehlgefühl am Gaumen berichtete. Unsere junge Servicedame kam zu uns, beugte sich über meine Frau und murmelte Entschuldigungen. Der Koch habe es gut gemeint. Was soll man sagen? Alles damit entschuldigen, dass die Erfahreneren durch die Hochzeit gebunden waren? Im Service sollte es eigentlich bekannt sein, wenn der Koch zu solchen „Wohltaten“ neigt.
Wachtelbrust auf Linsencreme
Deutlich besser war der Rehrücken in einer Trüffel-Leber-Farce mit Waldzwergen, Schwarzwurzeln und Schupfnudeln, den Wirtschaftswunder und ich für 30 Euro bestellt hatten. Fast gritzegrau war er zwar auch, aber noch ein wenig saftig. Die Farce hatte ihn wohl vor dem Schlimmsten bewahrt. Pilze und Schwarzwurzeln waren gut gewürzt und bissfest, die Schupfnudeln hatten schöne Röstaromen.
Rehrücken Leber-Trüffel-Farce
Frau Bursch, die Chefin, kam leutselig an unseren Tisch. Es stellte sich heraus, dass die so angenehme und warmherzige Frau Linke leider im Mutterschutz war. Nach ein wenig Smalltalk zog sie weiter.
Gern hätten wir Crèpe Suzette als Dessert gehabt, nur fehlte das Vertrauen. Da Frau Linke ausgefallen war, hatte man versucht, eine andere dunkelhäutige Servicekraft in der Suzette-Kunst zu unterweisen. Sie versuchte am Nachbartisch bestimmt 15 mal vergeblich einer leeren Gasflasche eine Flamme zu entlocken. Angst vor Feuer dürfte hier eine große Rolle gespielt haben. So sparten wir Zeit, und meine Frau war davon sehr angetan. Wir baten um eine Taxibestellung und ließen die beiden sitzen. Die Bezahlung des gesamten Malheurs überließen wir Wirtschaftswunder mit seiner herzallerliebsten Kreditkarte (Ausgleich auf Zuruf per Überweisung).
Das Restaurant ist in allen Bereichen behindertengerecht. Die Tischabstände reichen auch für Rollstühle. Vorbildlich ist auch die Allergenausweisung auf der Karte. Über das Ambiente habe ich schon genug berichtet.
Unser Taxifahrer, ein in Deutschland geborener Türke, war wohl zur Nachschulung in Istanbul. Er fuhr uns sehr effizient schnell nach Hause.