Geschrieben am 24.02.2022 2022-02-24| Aktualisiert am
24.02.2022
Besucht am 13.02.2022Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 74 EUR
Ich hatte eine Weile geschwankt, ob ich über dieses traumatische Erlebnis überhaupt berichten sollte. Ein wenig Nachsicht ist bei Neueröffnungen ja manchmal angebracht. Doch dann fiel mir ein, dass ein weiser Mann von der Weser einmal gesagt hatte, ein guter Grieche sei ein Menschenrecht.
Und über Menschenrechtsverletzungen darf man nicht schweigen.
Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den verheißungsvollen Namen Dionysos hörte. Nach zwei oder drei Besuchen hatten wir damals beschlossen, dort nicht mehr einzukehren, aus Gründen, die auszuführen heute nicht mehr lohnt. Umso größer war also unsere Freude, als wir kürzlich feststellten, dass hier die Betreiber gewechselt hatten.
Und die neuen Pächter sind schon länger in Bad Herrenalb aktiv, indem sie einige Jahre ein Restaurant namens Aroma betrieben hatten, etwas abgelegen am Ortsrand in einem ehemaligen Hotel und heutigen Monteursilo. Das hatte uns aber nie so angezogen, und dann kam sowieso Corona.
Mit dem Wechsel war also für uns der Moment für einen neuen Versuch gekommen. Dies aber nur als Take-out, denn bevor wir uns wieder mit rundum gutem Gefühl in ein Restaurant setzen, muss es mit der Inzidenz noch ein gutes Stück bergab gehen. So rief ich vor knapp zwei Wochen gegen 11 Uhr frohgemut an, um uns für 12 ein Mittagessen zu organisieren. Und da wir am nächsten Tag keine Zeit zum Kochen hatten, bestellte ich gleich noch ein paar Gerichte mehr. Bei der Personenzahl habe ich deshalb 4 eingesetzt, damit die Relation zum Preis stimmt. In die Beurteilung ist natürlich nur der Eindruck vom ersten Tag eingeflossen.
Für uns kam nur der Sonntag in Frage, da unter der Woche das Restaurant mittags geschlossen ist. Auf der Website des Aromas findet man zwar eine Wochenmittagskarte, die scheint sich aber auf dem Sommer zu beziehen; wie die jetzt schon dahin kommt, ließ sich das am Telefon nicht richtig klären. Ansonsten ist der Internetauftritt aber aktuell und ansprechend gestaltet.
Als ich pünktlich um 12 das Restaurant betrat, warteten auf der Theke schon zwei große Tüten mit Styoporschachteln auf mich. Das fand ich nicht ideal, denn wenn bei Take-out jemand warten sollte, dann der Kunde auf das Essen und nicht das Essen auf den Kunden - kein Gericht profitiert davon, in Styropor eingesperrt irgendwo rumzustehen.
Aus diesem Grund hatte ich am Telefon auch darum gebeten, die Pikilia (eine Auswahl warmer und kalter Vorspeisen, 10,80) getrennt zu verpacken, ein Wunsch, dem gerne entsprochen wurde. Das änderte aber nichts daran, dass uns mit den ersten Bissen erste Zweifel an der Idee beschlichen, uns gleich für zwei Tage einzudecken. Während die Teigtaschen, wie eigentlich alles, was hier aus der Fritteuse kam, recht gut schmeckten, waren die drei Cremes eine im wahrsten Sinn des Wortes milde Enttäuschung: Die Chtipiti beileibe nicht so pikant, wie auf der Website angekündigt, von frischen Chilis keine Spur, die feine Zitronennote im Taramas unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze, und das Tsatsiki nahezu knoblauchfrei.
Eine insgesamt sehr mutlose Angelegenheit, allerdings eine wahre Delikatesse verglichen mit dem Oktopus: Je nach Kochkunst wird dieser beim Kochen ja entweder schön mürbe oder unangenehm zäh, aber ein solch wabbeliges und geschmackloses Zeug wie hier war uns im Leben noch nicht untergekommen; beim Draufbeißen trat tatsächlich Wasser aus. Nachgerade unheimlich und ein Fall für die Biotonne. Leider nicht der einzige.
Etwas besser schnitten die frittierten Sardellenfilets mit Taramas, Rosmarinkartoffeln und Salat ab (13,80). Die Panade war gut, und die Sardellen hatten keinen fischigen Beigeschmack. Der Salat bestand aus grob geschnittener Rohkost mit ein paar Tropfen Öl und Zitronensaft, Dressing konnte man das nicht nennen.
Leider, leider waren die Sardellen schon lau, denn hier hatte man den heißen Fisch und den kalten Salat dann doch zusammengepackt, hier und bei allen anderen Hauptgerichten auch. Mit der Konsequenz, dass sich die Temperaturen einander angenähert hatten, verfluchte Thermodynamik... Und das in einer Zeit, wo Take-out eine so große Rolle spielt.
Den Sardellen war es allerdings noch gut ergangen im Vergleich zu den gegrillten Doradenfilets (17,80). Keine Ahnung, wie und wann sie gegrillt worden waren, jedenfalls waren sie so zäh und geschmacklos, als wären sie schon ein paarmal aufgewärmt worden. Wir können uns beide nicht erinnern, jemals einen derart misshandelten Fisch vorgesetzt bekommen zu haben. Meine Frau hat sich größte Mühe gegeben, was auch damit zusammenhängt, dass wir beide so erzogen wurden, dass man Essen nicht wegschmeißt, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, aber nach einem Filet ging nichts mehr. Dass die Kartoffeln von der Karte aus irgendeinem Grund durch Ofengemüse ersetzt waren, war an sich kein Problem, allerdings war es im Gargrad ziemlich uneinheitlich, teils sehr knackig, teils sehr weich.
In der gleichen untersten Liga spielte auch das Gyros mit Kalamares, Salat und Pommes (15,80). Das Fleisch war hart und zäh, aber nicht knusprig, als wären Reste vom Vortag wieder aufgewärmt worden. Dass sie auf den Pommes lagen, war denen natürlich auch nicht gut bekommen, sie waren komplett weich, wozu sicher auch die Wartezeit auf der Theke das Ihrige beigetragen hatte. Zum Tsatsiki und der kalt-warmen Combo in der Schachtel ist schon alles gesagt. Nach der Hälfte musste ich passen, und Oktopus und Dorade in der Tonne bekam weitere Gesellschaft. Einziger Lichtblick des Desasters waren die frittierten Kalamares, die obenauf lagen.
Sieger dieses zweitägigen Marathons, knapp vor den Sardellen, war schließlich die Lammkeule mit den dicken Bohnen (15,80). Natürlich geht das noch zarter, und mit Knoblauch gespickt war sie auch nicht, aber dicke Bohnen kann man kaum ruinieren, und ich hatte hier nicht das Gefühl, als wollte uns jemand veräppeln. Da ich mir die Keule fast vollständig für den Montag aufgehoben hatte, war sie ein vergleichsweise erfreulicher Abschluss. Leider war ich der einzige Nutznießer, weil meine Frau kein Lamm isst.
Es ist sicher nicht zu 100% fair, ein Restaurant nur auf Basis eines einmaligen Take-outs zu beurteilen. Das eine oder andere hätte bestimmt besser geschmeckt, wenn wir es vor Ort verzehrt hätten, vor allem, weil die Küche offenbar viel zu früh fertig geworden war. Aber was man zum Beispiel dem Gyros, der Dorade oder dem Oktopus angetan hatte, war einfach unverzeihlich, die wären auch im Restaurant eine Katastrophe gewesen. Mit solchen Küchenleistungen wird man es schwer haben, selbst mit den vielen Einmal-und-nie-wieder-Gästen, die ein Touristenort wie Bad Herrenalb einem vor der Haustür abliefert.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass eine Nachbarin uns später von einem Lammkarree erzählte, dass sie dort mit großem Genuss verspeist hatte. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass wir noch mal einen Anlauf unternehmen – ich liebe nämlich Lammkarree. Das bedeutet allerdings, dass die mir angetraute Lammverächterin überzeugt oder zumindest überredet werden muss. Und dieser Weg wird kein leichter sein.
Ich hatte eine Weile geschwankt, ob ich über dieses traumatische Erlebnis überhaupt berichten sollte. Ein wenig Nachsicht ist bei Neueröffnungen ja manchmal angebracht. Doch dann fiel mir ein, dass ein weiser Mann von der Weser einmal gesagt hatte, ein guter Grieche sei ein Menschenrecht.
Und über Menschenrechtsverletzungen darf man nicht schweigen.
Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den... mehr lesen
Restaurant Aroma
Restaurant Aroma€-€€€Restaurant, Biergarten070835454Dobler Straße 14, 76332 Bad Herrenalb
2.0 stars -
"Griechische Tragödie" OparazzoIch hatte eine Weile geschwankt, ob ich über dieses traumatische Erlebnis überhaupt berichten sollte. Ein wenig Nachsicht ist bei Neueröffnungen ja manchmal angebracht. Doch dann fiel mir ein, dass ein weiser Mann von der Weser einmal gesagt hatte, ein guter Grieche sei ein Menschenrecht.
Und über Menschenrechtsverletzungen darf man nicht schweigen.
Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den
Geschrieben am 23.12.2021 2021-12-23| Aktualisiert am
23.12.2021
Besucht am 15.12.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Es gibt in Bad Herrenhalb Restaurants, wo sich die Pächter die Klinke in die Hand geben. Dazu gehört auch das Haus am Sägwasenplatz 10, das in den inzwischen 12 Jahren, die wir hier wohnen, vier Betreiber der unterschiedlichsten Küchenrichtungen gesehen hat, und dazwischen zum Teil jahrelange Leerstände. Nachdem dem letzten Pächter ein fataler Mix aus mäßiger Kochkunst und Corona den Garaus gemacht hat (finanziell jedenfalls), führt seit November ein junges Pächterpaar mit türkischem Namen den Herrenalber Gockel, ein Restaurant, das sich, na klar, auf Hähnchen fokussiert.
Die Einrichtung ist für hiesige Verhältnisse angenehm zurückhaltend. Man wird weder mit Nachdruck daran erinnert, dass man sich in den Ausläufern des Schwarzwaldes befindet, noch springt einen von allen Seiten Geflügel an.
Die Speisekarte ist spektakulär kurz für ein Restaurant dieser Größe, zu dem neben einem hier nicht sichtbaren Raucherraum auch noch ein Biergärtchen gehört. Der Internetauftritt lässt leider immer noch auf sich warten, deshalb hier das ganze Angebot, das auch durch Aufklappen nicht richtig groß wird (wann, o wann werden bei GG auch andere Formate als 16:9 im Text anständig abgebildet??):
Das ist einerseits vorteilhaft, da es Küchenabläufe und Vorratshaltung vereinfacht. Auch den durchreisenden Besucher mag das nicht so sehr stören. Wenn aber wir Ortsansässigen uns nach zwei Besuchen durch die Karte gefuttert haben, dann ist das weniger gut. Und außerhalb der Saison sind es ja wir, die für den Cash-flow zu sorgen haben.
Obwohl meine Frau und ich insgesamt sechsmal geimpft sind, haben wir Restaurantbesuche erst mal wieder runtergefahren. Als bekennende Gallophile wollten wir aber doch wissen, was in den uns gut bekannten Räumlichkeiten jetzt vonstatten geht, deshalb hatten wir dort vor einer guten Woche auf dem Rückweg vom Tierarzt kurz angehalten und zwei halbe Hähnchen zum Mitnehmen geordert, ein normales und ein extra scharfes. Dazu Kartoffelecken und Krautsalat, Preise siehe Foto. Nach einer halben Stunde konnte ich die Bestellung abholen; von Haus zu Haus sind es nur zwei Minuten.
Sowohl beim Bestellen als auch beim Abholen herrschte ausgesprochen ruhiger Betrieb (s. Fotos); ich hatte fast den Eindruck, als hätte es sich am Ort noch nicht richtig herumgesprochen, dass hier wieder was geboten wird, aber ich gehe davon aus, dass abends und am Wochenende mehr los ist.
Die Hähnchen waren schön gesalzen und mit einer orientalischen Note gewürzt; mit dem hierzulande verbreiteten Gockel- und Hendlwesen hat das wenig zu tun. Sicherlich für viele eine Überraschung, ich hoffe sehr, dass es meist eine angenehme ist, auch für eingehühnerfleischte Wienerwäldler.
Besondere Knusprigkeit wird im Herrenalber Gockel dadurch erzielt, dass die gegrillten Tiere in der Fritteuse noch mal eins übergebraten kriegen. Respekt auch dafür, dass man das „extra“ in „extra scharf“ durchaus ernst nimmt; ich musste zwischendurch ein paar Mal die Nase putzen.
Die Kartoffelecken waren ziemlich wabbelig, ich vermute, die hatten in der Styroporschachtel noch eine Weile auf die Hähnchen warten müssen. Dem Krautsalat hatte die Warterei natürlich nichts ausgemacht, der war gut und cremig und brauchte sich vor keinem Cole Slaw zu verstecken.
Und weil das Huhn ein ordentliches Lebendgewicht auf die Waage gebracht hatte, schafften wir unsere Portionen nur mit Mühe, wobei ein Großteil der Brust meiner Frau auch noch auf meinem Teller landete. Sie mag die Teile lieber, in denen Haut zu Fleisch in einem besseren Verhältnis stehen, allen voran die Flügel.
Das war dann auch der Grund, dass wir eine Woche später gleich wieder dort bestellt hatten. Jetzt die Wings, und diesmal normal und mittelscharf, mit Rücksicht auf den höheren Anteil an gewürzter Oberfläche. Dazu den Chefsalat mit Hähnchenbruststreifen und zwei Portionen Pommes.
Erfreulicherweise erfüllten auch die Flügel unsere inzwischen gestiegenen Hoffnungen: Außen knusprig, innen saftig und wieder von einem so gut genährten Huhn, dass sie zusammen mit den Pommes eine vollkommen ausreichende Mahlzeit abgaben. Diese hatten die kurze Reise in der Styroporschachtel etwas besser überstanden als beim vorigen Mal die Wedges; im Restaurant werden sie im Drahtkorb serviert, da sind sie natürlich noch knuspriger.
Den Chefsalat hätte es also gar nicht gebraucht, zumal der ja ebenfalls zu der Sorte Gerichte gehört, der die physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Take-outs schnell ihren Reiz nehmen, in Form eines Temperaturausgleichs zwischen heißem Fleisch und kaltem Salat. Da findet ja selbst im Restaurant ein Wettessen gegen Zeit und Entropie statt. Hier waren die obenauf liegenden Hähnchenbruststreifen nach dem Auspacken so lau und lappig, dass ich vermute, dass auch der Salat früher fertig war als der Rest. Abgesehen vom Timing sollte man sich bei solchen Gerichten wirklich überlegen, die Komponenten getrennt zu verpacken, vor allem vor dem ebenso unerfreulichen wie unausweichlichen Hintergrund, dass das Außer-Haus-Geschäft in den nächsten Monaten noch eine große Rolle spielen wird.
Uns hat es trotzdem beide Male gut geschmeckt, und das liegt vor allem daran, dass der Chef ein Händchen für Hähnchen hat: So gut gewürzte waren uns bislang noch nicht untergekommen, und das ist bei einem Restaurant, dass den Gockel im Namen führt, die Hauptsache. Bei dem Salat und den Beilagen waren da eher Abstriche zu machen, aber dass man Kartoffeln, die aus der Fritteuse kommen, eher vor Ort konsumieren sollte, ist auch kein Geheimnis. Es wäre wohl in beiderseitigem Interesse, das sehr übersichtliche Angebot des Hauses um ein paar Beilagen zu erweitern, die man ohne Qualitätsverlust mit nach Hause nehmen kann. (Selbst der mobile Hähnchengriller, der einmal die Woche nach Bad Herrenalb kommt, hat ein paar nahrhafte Salate im Angebot, selbst wenn er geflügelmäßig in keiner Weise mithalten kann.)
Preislich gibt es insgesamt wenig zu meckern, wobei ich die Hähnchen erstaunlich günstig finde im Vergleich zu den Beilagen, vor allem aber zum Chefsalat. Datum und Preis beziehen sich aufs erste Mal.
Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen, wenn den beiden Pächtern mehr Glück beschieden wäre als ihren Vor- und Vorvorgängern. Brauchen werden sie eine Menge davon, angesichts der Knüppel, die ihnen die Pandemie unmittelbar nach der Eröffnung bereits zwischen die Beine geworfen hat und in Gestalt des restlichen griechischen Alphabets weiter werfen wird. Aber vielleicht hat das Virus ja ein Einsehen und macht spätestens dann Schluss, wenn es bei Omega angekommen ist.
Es gibt in Bad Herrenhalb Restaurants, wo sich die Pächter die Klinke in die Hand geben. Dazu gehört auch das Haus am Sägwasenplatz 10, das in den inzwischen 12 Jahren, die wir hier wohnen, vier Betreiber der unterschiedlichsten Küchenrichtungen gesehen hat, und dazwischen zum Teil jahrelange Leerstände. Nachdem dem letzten Pächter ein fataler Mix aus mäßiger Kochkunst und Corona den Garaus gemacht hat (finanziell jedenfalls), führt seit November ein junges Pächterpaar mit türkischem Namen den Herrenalber Gockel, ein Restaurant, das... mehr lesen
Herrenalber Gockel | Hähnchen-Restaurant
Herrenalber Gockel | Hähnchen-Restaurant €-€€€Restaurant070839325161Sägwasenplatz 10, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Und zweimal krähete der Gockel" OparazzoEs gibt in Bad Herrenhalb Restaurants, wo sich die Pächter die Klinke in die Hand geben. Dazu gehört auch das Haus am Sägwasenplatz 10, das in den inzwischen 12 Jahren, die wir hier wohnen, vier Betreiber der unterschiedlichsten Küchenrichtungen gesehen hat, und dazwischen zum Teil jahrelange Leerstände. Nachdem dem letzten Pächter ein fataler Mix aus mäßiger Kochkunst und Corona den Garaus gemacht hat (finanziell jedenfalls), führt seit November ein junges Pächterpaar mit türkischem Namen den Herrenalber Gockel, ein Restaurant, das
Geschrieben am 10.12.2021 2021-12-10| Aktualisiert am
10.12.2021
Besucht am 29.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 41 EUR
Wer mit seiner Frau das Amazon-Konto teilt, sollte für Weihnachtsgeschenke auf den stationären Handel zurückgreifen. Aus diesem Grunde, aber auch, weil der nächste Lockdown nicht zu 100% auszuschließen war, bin ich Anfang letzter Woche noch mal schnell in die Stadt geflitzt. Da die daheimgebliebene Frau und ihre Schwester an diesem Tag ausnahmsweise Besseres zu tun hatten als zu kochen, baten sie mich, etwas mitzubringen, und zwar - Überraschung! - vom Yangda.
Bevor treue Leser meiner Beiträge „bitte nicht schon wieder!!“ aufstöhnen: Das Restaurant, um das es hier geht, ist bei GG noch gar nicht beschrieben. Ihr wisst ja inzwischen, dass es in Karlsruhe drei Yangdas gibt, die ursprünglich in einer Hand waren. Seit einigen Jahren hat die älteste Filiale, das ist die in der Kaiserstraße, einen anderen Besitzer, auch wenn die Speisekarte durchaus noch Ähnlichkeiten aufweist. Die anderen beiden kochen zumindest auf dem Papier das Gleiche, und die in der Ettlinger Allee suchen wir zu einigermaßen normalen Zeiten etwa monatlich auf.
In der Filiale im Passagehof waren wir bisher nur einziges Mal, nämlich vor vier Jahren. Damals verband ich mit GG noch Große Gewächse und Gewürzgurken, und natürlich den festen Boden, auf dem wir alle stehen (sollten). Ich habe diesen Besuch wegen Magen-Darm in gemischter Erinnerung. Das waren die Hauptbestandteile meines Gerichts, nicht etwa hochnotpeinliche Folgen (letztere waren eine andere Geschichte). Das Gericht von damals finde ich inzwischen nicht mehr auf der Karte, es könnte sein, dass es doch nicht so der Renner war.
Da es von meinen weihnachtlichen Anlaufstellen zum Passagehof aber nicht weit war, beschloss ich, unser Mittagessen dort zu besorgen. Gedacht, getan und angerufen, und eine Viertelstunde später konnte ich die Bestellung abholen, obwohl die Küche eigentlich noch beim Hochfahren war.
Schnitt
Daheim angekommen, gab es zum Einstieg ausgebackene Wan-Tans mit Schweinehackfüllung (4,90). Teigtaschen gehören nicht zu den Stärken der drei Yangdas, im Gegenteil, aber die Wan-Tans waren neu auf der Karte, und vielleicht konnten die ja was gut machen. Konnten sie aber nicht, und das nicht nur wegen der Stunde, die zwischen Inempfangnahme und Auspacken lag und in der sie naturgemäß ihrer Knusprigkeit teilweise verlustig gingen.
Die Wan-Tans wären nämlich auch vor Ort durchgefallen. Sie bestanden aus viel Teig und wenig Füllung, und diese gab geschmacklich kaum etwas her. Die süße Chilisauce, wohl aus irgendeiner dieser handelsüblichen Flaschen, konnte da auch nichts mehr retten.
Da die Wan-Tans auf meinem Ideenmist gewachsen waren, übernahm ich für diesen Fehlstart zähneknirschend (und viele Wan-Tans-kauend) die Verantwortung. Merke: Take nie etwas out, das auf dem Weg nach Hause das MHD überschreitet.
Die weich geschmorten Auberginen mit Schweinehack (7,90) waren eine sehr ölige und ziemlich breiige Angelegenheit, ich muss aber gestehen, dass ich für dieses Mundgefühl eine Schwäche habe; vielleicht habe ich in meiner Kindheit nicht genug Fett wegbekommen.
Der Koch im Passagehof greift ein ganzes Stück tiefer in die Zuckerdose als der Kollege in der Ettlinger Allee, etwas weniger süß hätte mir auch gereicht. Meine Frau hat da keine Probleme, aber die kommt ja aus einem Land, wo selbst die Bratwurst süß ist. (Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, aber inzwischen esse ich Longganisa richtig gerne.)
Auch die Gong-Bao-Garnelen, mit frischen Erdnüssen und großen getrockneten Chilischoten (18,90), waren deutlich süßer als beim Kollegen und schmeckten eher wie das, was einem überall in Deutsch-China unter dem Stichwort süß-sauer angeboten wird. Meine Frau war allerdings auch hier sehr angetan, bis auf die großen Chilis, die sie alle aussortiert hat. Meine Favoriten sind die aber auch nicht, weil sie erstens keine Schärfe ans Essen abgeben und zweitens sich beim Kauen wie Hartplastik anfühlen. Dafür lieben wir beide den Biss von gekochten frischen Erdnüssen.
Einzig der geschmorte Schweinebauch mit gekochten Eiern war ohne Fehl und Tadel (8,90). Der hatte sicher viele, viele Stunden vor sich hin geschmurgelt, so schmolz er auf der Zunge.
Der Reis wiederum war nichts Besonderes, nämlich grau und ohne erkennbares Aroma. Das finde ich ein bisschen lieblos; vielleicht meint man, dass die doofen Deutschen da ohnehin keinen Unterschied herausschmecken. Vielleicht stimmt das ja im Prinzip auch, wo selbst für die hochfeine Zunge des Hl. Wolfram Reis einfach nur Reis war. Aber der hatte auch eine eigenartige Asiaphobie.
Da ich mit meiner Abholung sehr früh dran war und das Restaurant noch leer, kann ich nicht sagen, ob es von vielen Chinesen frequentiert wird, denn die würde man so wohl nicht bei der Stange halten. In der anderen Filiale, in der wir manchmal die einzigen Nichtchinesen sind, ist der Reis jedenfalls ein ganzes Stück besser.
Fairerweise muss man aber auch in Rechnung stellen, dass dieser Take-out preisleistungsverhältnismäßig ein ziemliches Schnäppchen war, denn wir drei hatten für die schlappen 41 Euro zwei Tage lang zu essen, am zweiten allerdings mit eigenem Reis. Nur die Garnelen lässt man sich recht wacker bezahlen.
Fazit: Es muss nicht wieder vier Jahre bis zum nächsten Mal dauern. Und wenn’s ein Take-out wird, dann mit Sicherheit keine gebackenen Wan-Tans, aber gerne was von der fetten Wampe meines Zweitlieblingstiers (vom Erstlieblingstier heute kein Foto, da kein Bezug zum Geschehen). Und wer weiß, vielleicht finden wir ja noch etwas, was sie besser können als die Kollegen.
Wer mit seiner Frau das Amazon-Konto teilt, sollte für Weihnachtsgeschenke auf den stationären Handel zurückgreifen. Aus diesem Grunde, aber auch, weil der nächste Lockdown nicht zu 100% auszuschließen war, bin ich Anfang letzter Woche noch mal schnell in die Stadt geflitzt. Da die daheimgebliebene Frau und ihre Schwester an diesem Tag ausnahmsweise Besseres zu tun hatten als zu kochen, baten sie mich, etwas mitzubringen, und zwar - Überraschung! - vom Yangda.
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3.5 stars -
"Kann man ab und zu machen" OparazzoWer mit seiner Frau das Amazon-Konto teilt, sollte für Weihnachtsgeschenke auf den stationären Handel zurückgreifen. Aus diesem Grunde, aber auch, weil der nächste Lockdown nicht zu 100% auszuschließen war, bin ich Anfang letzter Woche noch mal schnell in die Stadt geflitzt. Da die daheimgebliebene Frau und ihre Schwester an diesem Tag ausnahmsweise Besseres zu tun hatten als zu kochen, baten sie mich, etwas mitzubringen, und zwar - Überraschung! - vom Yangda.
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Geschrieben am 21.11.2021 2021-11-21| Aktualisiert am
21.11.2021
Besucht am 19.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 57 EUR
Für die Mehrzahl der chinesischen Restaurants in Deutschland gilt: Kennst du eins, kennst du alle. Drei oder so Soßen und eine begrenzte Zahl immergleicher Zutaten, die so lange durchpermutiert werden, bis eine dreistellige Anzahl von Gerichten zusammenkommt. Umso mehr freut sich dann der Gast, wenn er auf Ausnahmen trifft. Eine davon ist das Karlsruher Yangda, das es sogar in dreifacher Ausfertigung gibt und über das ich hier schon so oft berichtet habe, dass sich bereits vorsichtige Stimmen des Protests erhoben haben.
Deswegen hatte ich mich sehr gefreut, als Spachtelbuddy und Bruder im Weingeiste MarcO74 mir vor ein paar Wochen von einer Entdeckung erzählte, die der Internetform nach Optimismus weckte, das Wangji am Mühlburger Tor. Das gibt es zwar schon seit März letzten Jahres, liegt allerdings im toten Winkel, wenn wir aus Herrenalb in die große Stadt fahren, deshalb hatten wir es bisher glatt übersehen. Auch die Wangji-Karte ist voller Körperteile, die zu einer nose-to-tail-Küche gehören, wenn sie ihren Namen tatsächlich verdient, und die für Chinesen und die härter Gesottenen unter uns Nichtchinesen den Reiz ausmachen.
Hühnerherzen, Entenblut und Schweinefüße (etwas irreführend übersetzt mit Traber, wegen pigs’ trotters; ich frage mich jedes Mal, warum die Betreiber nicht einen Muttersprachler zu Rate ziehen, wenn sie die Speisekarte aufsetzen, aber vielleicht gehört das ja zur Folklore wie die roten Lampions) waren allerdings nicht der Grund, weswegen wir beiden uns aus entgegengesetzten Richtungen aufmachten, die schöne, wenn auch noch junge Tradition unserer Freitagmittagsdates fortzusetzen. Das war nur deshalb möglich, weil der junge Vater kurzfristig von seinen jungväterlichen Pflichten entbunden worden war. Herzlichen Dank dafür an seine liebreizende Gattin!
Das Restaurant ist eine kuriose deutsch-chinesische Mischung. Bis 2015 befand sich hier Prasses Kaiserplatzl, eine dank jeder Menge Holz, Schmiedeeisen und Butzenscheiben immer noch durchscheinende badische Weinstube. Danach dann die Casa Rustica, die aber keinen erkennbaren Stiefelabdruck hinterlassen hat. Seit März 2020 kann man nun sehen, wie sich mit überschaubarem Aufwand und etwas chinesischem Krimskrams fernöstliche Atmosphäre erzeugen lässt. Der Osten ist rot, das weiß man schon seit Mao. Dieses Vorgehen ist in diesen unsicheren Zeiten sicher vernünftiger als sich schon fürchterlich zu verschulden, bevor es überhaupt losgeht. Umso mehr, als das Wangji bereits eine Woche nach Eröffnung gleich wieder coronabedingt schließen musste.
Dass die Zeiten nach wie vor unsicher sind, scheint man allerdings schon verdrängt zu haben. Impfnachweis und Kontaktdaten? Wollte keiner von uns haben. Das lässt sich auch dadurch nicht entschuldigen, dass, wie wir später hörten, die dafür zuständige Dame heute nicht vor Ort war und wir deshalb vom Koch empfangen wurden. Ein Glück fürs Wangji, dass wir beiden nicht vom Ordnungsamt waren, sondern nur von einem renommierten Bewertungsportal. So leidet eben die Bewertung der Sauberkeit und nicht das Betriebsergebnis.
Die Speisekarte bekamen wir ebenfalls noch vom Koch präsentiert; die Bestellung übernahm dann eine Servicedame, die mittlerweile ihren Dienst angetreten hatte. (Nicht die, die für Coronavorschriften zuständig war, die hatte ja frei.) Bei der Bestellung waren auch drei Gerichte, die ich später für daheim mitnehmen wollte.
Kurz darauf präsentierte uns die Kellnerin noch eine zweite, fast ebenso umfangreiche Karte „mit Spezialgerichten“, anscheinend zur Lektüre für den Fall, dass wir uns langweilen würden. (Wir! Haha...) Was anderes kommt kaum in Frage, denn als ich nach ein paar Minuten noch eines der Takeout-Gerichte austauschen wollte, wurde ich beschieden, dass es dafür jetzt zu spät sei. Soso, da war der Aufwand wohl doch zu groß, die Bestellung zu stornieren und durch eine andere zu ersetzen. Ich wollte nicht insistieren, dazu waren die beiden Gerichte dann doch zu ähnlich, aber so sammelt der Service keine Punkte.
Auf dem Tisch war übrigens noch ein Aufsteller, mit dem man sich über einen QR-Code die Speisekarte aufs Handy ziehen kann. Wie man sieht, ist das Resultat ist gar nicht so übel, vor allem wegen der bunten Bildchen (die gedruckte Karte ist schwarz-weiß bzw. grau-weiß), leider kam ich da erst zu spät drauf. Jetzt bin ich initiiert und werde von nun an auch an vorderster Technologiefront speisen.
Wir starteten mit ein paar Dimsums. Erfreulicherweise bietet das Wangji hier eine beachtliche Auswahl an Siumais, Jiaozis, Buns und Wantans. Das Yangda führt leider nur eine Sorte Siumai, die zugekauft und nicht zu empfehlen ist. (Für kurze Zeit gab es in Karlsruhe noch den Monkey King, bei dem es richtig gute Dimsums gab, aber der ist ja leider an Corona gestorben und hat dabei meine allererste GG-Bewertung mit sich in den Tod gerissen.)
Jetzt musste nur noch die Qualität stimmen, und das tat sie zumindest teilweise. Die gebratenen Jiaozi hatten Charakter, auch die Siumai mit Garnelen (das sind die oben offenen) hinterließen bei mir einen properen Eindruck, die Garnelen-Jiaozi kamen mir aber eher wie Fertigware vor. Der chinesische Essig, der aussah wie Balsamico, aber kräftiger schmeckte, konnte das teilweise wieder gutmachen (insgesamt 13,70 Euro).
Die Hauptgerichte teilten wir uns natürlich auch; jeder durfte eins aussuchen. Ich plädierte für das Lamm mit Kreuzkümmel (14,90 Euro), weil es im Yangda mein Lieblingsessen ist und sich deshalb für einen direkten Vergleich anbot. (Mapo Tofu wollte ich meinem Gegenüber nicht mehr zumuten; der Grund ist in den letzten Yangda-Bewertungen nachzulesen.) Der Punkt ging diesmal nicht ans Wangji: Das Fleisch war ok und weitgehend sehnenfrei, auch das Lamm schmeckte durch, doch war es für meinen Geschmack viel zu sparsam gewürzt. Das gilt für den Kreuzkümmel und auch für die Chilis. Die grob geschnittenen Zwiebeln waren irgendwo auf halbem Weg von roh nach gar stecken geblieben, so war ich ganz froh, dass ich auf dem Rückweg allein im Auto saß.
Der Reis zu beiden Gerichten war eines asiatischen Restaurants unwürdig: Ein Matsch ohne Biss, zu Tode gekocht und frei von jedem Aroma. Sowas Trauriges habe ich mein Lebtag noch nirgends serviert bekommen, nicht mal beim Nullachtfuffzehn-Chinesen oder im 5-Euro-Imbiss.
Mein Freund und Mitesser entschied sich, nach dem oben gesagten durchaus überraschend, für den gebratenen Schweinebauch mit Chili (12,90). Schweinebauch ist ja immer eine sichere Bank, auch wenn er mir dicker geschnitten und dafür schärfer gebraten lieber ist. Auch hier wurde Chili, obwohl als einzige Zutat und auch als Icon präsentiert, nur in homöopathischer Dosierung verwendet (außer wenn mit Chili die ganze grüne Paprika gemeint war). Später erfuhren wir, dass man sich da bei deutschen Gästen lieber zurückhält. Es ist gut möglich, dass man das übliche Feedback leid war („Ich kann das nicht essen, da schmeckt man ja vor lauter Schärfe gar nichts mehr!!1!“), doch könnte man eigentlich auch vorher fragen, ob es die deutschen Gäste nicht vielleicht doch gerne à la chinoise hätten. Wo Chili dick draufsteht, soll schließlich auch Chili drin sein.
Überhaupt, deutsche Gäste. Wir waren die einzigen, alle anderen waren Chinesen, die meisten davon im Studentenalter. Nur einmal kam jemand Langnasiges herein, um eine Bestellung abzuholen. Eigentlich ist das kein schlechtes Zeichen, im Gegenteil. Ich glaube allerdings nicht, dass das, was wir gegessen hatten, die ganzen Landsleute angelockt hat. Vielleicht waren es ja Sachen aus der speziellen Speisekarte, die wir leider zu spät einsehen durften. Es ist zu befürchten, das möchte ich vorwegnehmen, dass wir das nie herausfinden werden.
Das Pfälzer Süßmaul bestellte sich übrigens noch einen ungewöhnlichen Nachtisch, von dem er selber erzählen soll. Ich kann ihm ja nicht alles wegschreiben, auch frühe Vögel müssen ein paar Würmer übriglassen.
Die Gesamtrechnung enthält auch etwas Bier und wurde wie immer nach Art des Hl. Martin geteilt.
Als besagter Kollege später auf dem Rückweg von der (sauberen) Toilette heftig fotografierend durch den Gastraum schritt, verriet er der Dame vom Service, dass er im Dienste eines führenden deutschen Gastroportals unterwegs sei. Es war überraschend, wie gesprächiger und verbindlicher man danach wurde; ich bin mir einigermaßen sicher, dass unter diesen Umständen sogar ein Wechsel beim Take-out möglich gewesen wäre. Zu spät, zu spät, lass fahren dahin...
Apropos Take-out und der Vollständigkeit halber: Dazu gehörte dann doch das schon oben erwähnte Mapo Tofu. Auch dieses Gericht, das per Definition zumindest vorhöllisch scharf sein sollte, schmeckte ein bisschen wie eigschloofne Fieß, wie mein innerer Pfälzer sagen würde. Auch dieser Punkt geht ganz klar ans Yangda.
Meiner Frau und ihrer Schwester sollte ich je eine Ente mit gebratenen Nudeln mitbringen. Da diese auf der zweiten, „zu spät“ überreichten Karte standen, hatte ich von der ersten zwei andere Enten ausgesucht und den Reis für einen Aufpreis von 2 Euro gegen Nudeln ausgetauscht.
Die „Entenbrust gebacken mit Mango und Currysoße“ ähnelte etwas der Ente mit der gelben Kanistersoße, die es in fast jedem Asia-Imbiss gibt und für die ich eine dieser befremdlichen Schwächen habe, über die man in Gourmetkreisen nicht gerne spricht, ein schwer zuzuordnender Geschmack aus dem kulinarischen sino-indischen Niemandsland. Die Ente war fleischig und zart und für mich mit Abstand das Beste an der ganzen Wangji-Unternehmung. Knusprig konnte sie am nächsten Tag natürlich nicht mehr sein, aber das war nicht schlimm. Mit 15,90 + 2,00 Euro war sie aber auch fürstlich, ach was, geradezu xijinpinglich bezahlt.
Ähnlich die „knusprige gebratene Ente“, auch hier das Fleisch das Highlight. Das dazu gereichte Gemüse in der braunen dicken Soße schmeckte allerdings so wie es aussah. 16,50 + 2,00 Euro waren auch hierfür schlichtweg zu teuer.
Wo wir schon bei den Preisen sind: Ganz dringend gehört die Website aktualisiert, inzwischen wurden nämlich fast überall 2 Euro draufgeschlagen. Und da alle vergleichbaren Gerichte auch deutlich teurer sind als im Yangda (das Kreuzkümmel-Lamm zum Beispiel 3 Euro), brauche ich nicht weiter auszuführen, wohin es uns ziehen wird, wenn uns wieder mal die Lust auf original chinesische Küche packt.
Für die Mehrzahl der chinesischen Restaurants in Deutschland gilt: Kennst du eins, kennst du alle. Drei oder so Soßen und eine begrenzte Zahl immergleicher Zutaten, die so lange durchpermutiert werden, bis eine dreistellige Anzahl von Gerichten zusammenkommt. Umso mehr freut sich dann der Gast, wenn er auf Ausnahmen trifft. Eine davon ist das Karlsruher Yangda, das es sogar in dreifacher Ausfertigung gibt und über das ich hier schon so oft berichtet habe, dass sich bereits vorsichtige Stimmen des Protests erhoben... mehr lesen
3.0 stars -
"Authentisch ist nicht immer gut" OparazzoFür die Mehrzahl der chinesischen Restaurants in Deutschland gilt: Kennst du eins, kennst du alle. Drei oder so Soßen und eine begrenzte Zahl immergleicher Zutaten, die so lange durchpermutiert werden, bis eine dreistellige Anzahl von Gerichten zusammenkommt. Umso mehr freut sich dann der Gast, wenn er auf Ausnahmen trifft. Eine davon ist das Karlsruher Yangda, das es sogar in dreifacher Ausfertigung gibt und über das ich hier schon so oft berichtet habe, dass sich bereits vorsichtige Stimmen des Protests erhoben
Geschrieben am 15.11.2021 2021-11-15| Aktualisiert am
15.11.2021
Besucht am 14.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 6 Personen
Rechnungsbetrag: 234 EUR
In der Villa Lina hatten wir über die Jahre recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht; von den beiden letzten hatte ich hier bei GG berichtet. Nach allem, was man so erfuhr, war Fluktuation in der Küche an diesem Auf und Ab nicht unschuldig.
Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht bekannte Neffe mit der Freundin, seine Schwester und die Mutter der beiden, die Schwester meiner Frau. Mit von der Partie war natürlich auch Klein-Calvin, dessen Umgangsformen diesmal auf eine härtere Probe gestellt wurde. Davon später mehr.
Freundlich empfangen wurden wir von einem jungen Mann, der sich gleich an der Tür von uns allen die Impfnachweise zeigen ließ UND später einen Zettel für die Kontaktdaten präsentierte. Gut so, denn in einem Lokal, wo die Regeln endlich mal ernst genommen werden, fühlt man sich doch gleich viel besser aufgehoben. (Kölner Karnevalisten mögen über sowas höhnisch lachen, aber das, was dort an 11.11. abging, kann man allenfalls damit erklären, dass der Präsident des Festkomitees ein Bestattungsunternehmer ist. Dies nur ganz am Rande.)
Drinnen ist es herrlich verwinkelt und gemütlich, ohne im mindesten kitschig zu sein. Allerdings nicht barrierefrei: Schon um reinzukommen, muss man eine Stufe überwinden, zu den Toiletten sind es dann deren drei. Zumindest bei den Männern gehen die Türen von selbst wieder auf, wenn man sie nicht fest schließt, sodass man plötzlich exponierter dasteht als einem das lieb ist. Und den großen Urinalspülknopf muss man mit sehr viel Inbrunst drücken, damit überhaupt was fließt. Das hat man noch nie gerne gemacht, und in heutigen Zeiten erst recht nicht.
Damit können wir uns endlich dem Essen zuwenden. Mit Bedacht hatten wir sechs zwar spät, aber zurückhaltend gefrühstückt, und daher ausreichend Raum für zunächst zwei Gänge mitgebracht.
Für den Fotografen war es etwas unbefriedigend, dass drei der vier Damen so fischversessen sind, dass sie die jeweils einzigen Fischgerichte auf der Karte wählten. Das waren die geräucherte Albtalforelle mit Äpfeln, Rettich und Forellenkaviarschmand (10,50 Euro), gefolgt vom Catch of the Day.
Die Albtalforelle gibt mir insofern Rätsel auf, als sich an der Alb, auf ihrem nur 50 km kurzen Weg von der Loffenauer Teufelsmühle durch Bad Herrenalb in den Rhein, meines Wissens keine einzige Forellenzucht befindet. Es steht insofern zu vermuten, dass es sich eher um Eyachtalforellen, vielleicht sogar um Würzbachtalforellen handelte, was ihrer Qualität aber keinen Abbruch tat. Alle drei Abnehmerinnen waren glücklich, höchstens überfordert mit dem reichlichen, auf der Karte gar nicht angekündigten, liebevoll gemischten Salat. Die beiden anwesenden Herren kümmerten sich aber gerne um die Überschüsse.
Die vierte Dame hatte keinen Bedarf, denn sie hatte als Vorspeise den kleinen Feldsalat gewählt (6,50 Euro). Alle in diesem Bericht erwähnten Salate waren mit einer hausgemachten Joghurtsauce angemacht, die ein wenig blass schmeckte und mit etwas mehr Pep perfekt hätte sein können.
Auf einer Tafel mit den Highlights des Tages stand auch eine Kürbissuppe, für die sich unser Neffe entschied. Er fand sie zwar sehr schmackhaft, aber verdammt knapp bemessen, welches nachzuvollziehen einem bei Betrachtung des Bildes nicht schwerfällt. Für 5,50 Euro hat man tatsächlich etwas mehr als einen Finger breit Suppe verdient.
Meine konfierten Kräutersaitlinge mit Cashewkernen schließlich waren ein Hochgenuss (9,50 Euro). Ich liebe Pilze im Allgemeinen und Kräutersaitlinge im Speziellen (jedenfalls von den im Laden erhältlichen Sorten). Diese hatten durch das Konfieren ein feines Aroma und einen schönen, zartfesten Biss erhalten; die gehackten Cashews steuerten passendes Knuspergefühl bei. Für den ebenfalls auf der Karte nicht angekündigten, aber knackigen und rückstandsfrei geputzten Feldsalat gilt das oben Gesagte.
Wie sich das in guten Restaurants gehört, wurden die Vorspeisen gleichzeitig serviert, allerdings erst eine gute Dreiviertelstunde nach der Bestellung, und das, obwohl das Restaurant da noch weitgehend leer war. Meine Nachfrage ergab, dass die Küche an diesem Tage nicht in vollständiger Besetzung angetreten war. Ein entsprechender Hinweis zu Beginn hätte sicher nicht geschadet, zumal am Nachbartisch die gleiche Klage geführt wurde. Arg gelitten hatten wir allerdings nicht, da wir genug zu erzählen und zu trinken hatten, und wir hatten ja sowieso spät gefrühstückt.
Apropos Nachbartisch: Als uns die Vorspeisen serviert wurden, ließen sich dort Gäste mit zwei kleinen Hunden nieder, von denen einer auch noch genau so aussah wie Calvins Spielgefährtin zwei Häuser weiter. Das brachte ihn hörbar aus der Fassung, und es bedurfte einiger Überzeugungskunst, dass er wieder Ruhe und sich mit dem Platz unterm Tisch zufrieden gab. Essen gehen mit Hund klappt ja schon ganz gut, essen gehen mit Hund am Nachbartisch bedarf aber dringend weiterer Trainingseinheiten.
Die Hauptgerichte kamen dann aber doch nach einer angemesseneren Pause, obwohl das Lokal dann schon gut gefüllt war. Für Gattin, Schwägerin und Nichte gab es wie gesagt den Catch of the Day (20,50 Euro). Wolfsbarsche waren es, die der Koch an diesem Tag beim Fischhändler gefangen hatte. Wolfsbarsch ist meiner Gattin Lieblingsfisch, insofern hatten wir einen guten Tag getroffen, und er wurde in der Küche auch mit Liebe gedämpft und mit Gemüse und Kartoffelstampf serviert. Keine der drei Abnehmerinnen hatte etwas auszusetzen, nicht einmal die mir angetraute Fischfachfrau.
Die Neffenfreundin hatte Ravioli, gefüllt mit Feigen und Walnüssen und garniert mit Rucola und frischen Trüffeln, das Ganze zufriedenstellend abgerundet mit einer leicht aufgeschäumten Sahnesauce (19,50 Euro, davon 5 für die Trüffel).
Das Ribeye des Neffen fand sich ebenfalls auf der Tagestafel. Wieder serviert mit Gemüse und Kartoffelstampf, dazu eine respektable Menge angemachter, vermutlich mit Roten Beten dezent kolorierter Butter (24,50 Euro). Das kleine Steak war gut, aber nicht ganz so durchgebraten, wie er es gerne gehabt hätte – für diese Verirrung scheint in der Familie meiner Frau eine genetische Disposition vorzuliegen -, und mit dem einen oder anderen Stück Sehne hatte er auch zu kämpfen. Mit dem Kürbissüppchen (hier ist der Diminutiv endlich mal angebracht) und dem nicht zu 100% essbaren Steak hatte er es PLV-mäßig insgesamt am ungünstigsten getroffen, alles übrige lag (noch) im akzeptablen Bereich.
Da brauchst du keine rosa Brille
Glücklicher mit seiner Wahl war hingegen der Verfasser dieser Zeilen. Rosa die Entenbrust, kreativ die Beilagen: Pistazien, Aprikosenstückchen und eine feine Maronencreme, eine phänomenale Kombination, aus der die weichgedünsteten Pistazien mit ihrem schönen Biss herausragten (24,50 Euro). Wenn ich eingangs von der originell zusammengestellten Speisekarte gesprochen habe, ist das ein gutes Beispiel.
Und obwohl schon zwei Stunden vorbei waren und obwohl der kleine Freund unterm Tisch erneutes Interesse an seinen Artgenossen anmeldete, bestellten meine Frau und ihre Schwester, vermutlich aus reiner Lust an der Völlerei, noch je ein Dessert, nämlich die Mascarponecreme mit Zartbitterschokolade und Birnensorbet. Völlig überflüssig, was den Energiebedarf der beiden betraf, aber total lecker, obwohl wegen der vielen Knuspersachen die Süße am Ende ziemlich dominierte. Ich kann das beurteilen, schob mir doch schließlich meine Frau den größeren Teil rüber, als kleinen Ausgleich für den supergesunden Salat zwei Gänge früher.
Rund, satt und zufrieden verließen wir das schnuckelige Häuschen. Wir werden gerne wiederkommen und hoffen natürlich, dass dann die Küche wieder im Vollbesitz ihrer Arbeitskräfte ist.
In der Villa Lina hatten wir über die Jahre recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht; von den beiden letzten hatte ich hier bei GG berichtet. Nach allem, was man so erfuhr, war Fluktuation in der Küche an diesem Auf und Ab nicht unschuldig.
Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht... mehr lesen
Restaurant Villa Lina
Restaurant Villa Lina€-€€€Restaurant, Biergarten, Eventlocation070839330805Weg zur Schanz 1, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Ein Vergnügen, wenn auch kein schnelles und kein billiges" OparazzoIn der Villa Lina hatten wir über die Jahre recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht; von den beiden letzten hatte ich hier bei GG berichtet. Nach allem, was man so erfuhr, war Fluktuation in der Küche an diesem Auf und Ab nicht unschuldig.
Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht
Geschrieben am 07.11.2021 2021-11-07| Aktualisiert am
09.11.2021
Besucht am 03.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Meine Liebste ist nicht nur eine Künstlerin am Herd, sondern auch an der Staffelei. Überwiegend zu ihrem (und meinem) Vergnügen, aber ab und zu verkauft sie auch was. Zweitgrößter Fan (nach mir) ist mein alter Chef von der Uni Freiburg, den wir mindestens einmal im Jahr besuchen, sofern Pandemien uns keinen Strich durch die Rechnung machen. Der hatte kürzlich festgestellt, dass an einer der Wände seines Domizils noch Platz für ein drittes Bild war, und das hatten wir jetzt im Kofferraum.
Zu diesen Treffen gehört stets, dass er uns in eines der zahllosen großartigen Restaurants des Markgäflerlandes ausführt; diesmal ging es nach Münstertal in die Bure Stube. Das stattliche Gasthaus gehört zum einem Campingplatz, man kann dort auch Ferienwohnungen mieten, vor allem aber um einiges besser essen, als man es normalerweise mit Camping assoziiert.
Haus und Umgebung könnten aus einem Schwarzwald-Werbeprospekt stammen, und da die Münstertalbahn unmittelbar vorbeiführt, fühlt man sich fast wie in einer Faller-Modelllandschaft. Schließlich soll der Camper nicht vergessen, in welcher gebenedeieten Region Deutschlands er sich befindet.
Der Gastraum ist riesig, aber verwinkelt und mit viel Holz unterteilt, sodass es trotzdem gemütliche Ecken gibt.
Eine resolute Dame ließ sich am Eingang die Impfnachweise zeigen. (Ich habe momentan den Eindruck, dass man entweder einen Impfnachweis erbringen oder seine Kontaktdaten hinterlegen muss, aber nie beides.)
Dass wir nicht reserviert hatten, ließ sie kurz die Augenbrauen heben, aber es fand sich dann doch noch ein Tisch für uns drei plus Hund. Vielleicht hätten wir bei besserem Wetter tatsächlich Pech gehabt.
Unsere Nische
Die Speisekarte bietet die ganze bekannte Palette der regionalen Genüsse, allerdings auch Exoten wie Toast Hawaii, mit schönen posthumen Grüßen von Clemens Wilmenrod. Dazu passt auch irgendwie, dass die Seniorenteller mit sechs Gerichten die größte Sektion darstellen. Natürlich nichts für uns, obwohl ja teilweise überqualifiziert; ich glaube, um da fündig zu werden, muss man im Großen und Ganzen mit dem Leben abgeschlossen haben. Also schnell weitergeblättert.
Wo ist der Beleuchter, wenn man ihn braucht?
Zweitgrößte Abteilung sind die Fische, nämlich fünf, davon drei Forellen. Die ichthyophile Gattin entschied sich für eine in blau, die wie immer mit zerlassener Butter, Petersilienkartoffeln und Blattsalaten serviert wurde (18,80). Am Fisch gab es nichts auszusetzen, er war frisch, aromatisch und nicht zerkocht, er sollte es ja auch nicht weit gehabt haben, wo im Schwarzwald an fast jedem Bächle Forellen gezüchtet werden.
Der eigentlich knackige Salat war der einzige Minuspunkt des gesamten Essens, denn er war nur mit Zitrone angemacht, und zum Nachdressieren stand nichts auf dem Tisch. Das wäre auf dem flachen, vollen Teller aber auch schwierig gewesen.
Unter den drei so genannten Feinschmeckergerichten fand sich ein Burepfännle, in groß mit zwei Schweine- und einem Rindermedaillon (19,80), in klein mit nur je einem (16,80).
Mit Schwung abgestelltes Burepfännle, genau genommen –tellerle
Dazu Rahmsauce, Marktgemüse und hausgemachte Spätzle, beide nach guter alter Sitte großzügig mit knusprig-buttrigen Semmelbröseln garniert, und die Brokkoli natürlich mit gehobelten Mandeln.
Für dieses entschieden sich wir beiden Herren, schließlich kann man erwarten, dass Gerichte nach Art des Hauses immer besonders gut sind, wobei sich mein Ex-Chef mit nur einem Schweinemedaillon begnügte, wohl doch ein Zugeständnis an die Seniorität.
Burepfännle für den nicht ganz so großen Hunger
Der Gemüseeinkäufer hatte auf dem Markt auch Gutes gefunden, beim großen Pfännle war sogar Kürbis dabei, schließlich war gerade erst Halloween gewesen. Und die Sauce war perfekt, und passend zu der Menge Spätzle auch reichlich bemessen. Wenn sie in Baden irgendwas können, dann sind es wirklich Sahnesaucen.
Das Fleisch war hervorragend, zart und schmackhaft, und das Rindermedaillon ganz schön rare. Jedenfalls verfärbte sich die Sauce nach dem Anschneiden, als hätte Hitchcock Regie geführt.
Nichts für zarte Seelen
Das war überraschend, auch wenn ich mich darüber gefreut habe, meine Frau hätte hingegen schreiend die Serviette geworfen. Ich glaube, das sollte man besser vorher klären, da blutrünstige Tellerbilder nicht jedermanns Sache sind.
Ansonsten war junge Servicemitarbeiterin sehr kompetent und freundlich, und besonders nett fanden wir, dass sie unseren kleinen Pudel so nett fand (und er sie, das soll nicht verschwiegen werden). Uns mangelte es jedenfalls an nichts. So war es insgesamt ein ausgesprochen erfreuliches Mittagessen, und die Münstertäler Camper können sich wahrlich glücklich schätzen, dass sie nach ihren kräftezehrenden Wanderungen entlang der Gestade des Neumagens (!) dort einkehren können. Und alle anderen Besucher natürlich auch.
Meine Liebste ist nicht nur eine Künstlerin am Herd, sondern auch an der Staffelei. Überwiegend zu ihrem (und meinem) Vergnügen, aber ab und zu verkauft sie auch was. Zweitgrößter Fan (nach mir) ist mein alter Chef von der Uni Freiburg, den wir mindestens einmal im Jahr besuchen, sofern Pandemien uns keinen Strich durch die Rechnung machen. Der hatte kürzlich festgestellt, dass an einer der Wände seines Domizils noch Platz für ein drittes Bild war, und das hatten wir jetzt im... mehr lesen
Zur Bure Stube · Camping Münstertal
Zur Bure Stube · Camping Münstertal€-€€€Restaurant07636353Dietzelbachstr. 6, 79244 Münstertal
4.5 stars -
"Heilix Pfännle, von der Sahne verwöhnt" OparazzoMeine Liebste ist nicht nur eine Künstlerin am Herd, sondern auch an der Staffelei. Überwiegend zu ihrem (und meinem) Vergnügen, aber ab und zu verkauft sie auch was. Zweitgrößter Fan (nach mir) ist mein alter Chef von der Uni Freiburg, den wir mindestens einmal im Jahr besuchen, sofern Pandemien uns keinen Strich durch die Rechnung machen. Der hatte kürzlich festgestellt, dass an einer der Wände seines Domizils noch Platz für ein drittes Bild war, und das hatten wir jetzt im
Geschrieben am 26.10.2021 2021-10-26| Aktualisiert am
26.10.2021
Besucht am 16.10.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 75 EUR
Das schöne Haus am Bad Herrenalber Rathausplatz blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Als wir vor 12 Jahren zuwanderten – Kinder, wie die Zeit vergeht! -, befand sich darin ein frisch geschlossenes Ristorante, noch gut erkennbar an der trikolorierten Fensterbemalung. Bald darauf eröffnete eine resolute Dame das „La Plaza“, um in dessen großzügig dimensionierten Räumen ansässigen und durchreisenden Gästen die Küche ihres spanischen Gatten schmackhaft zu machen. Es blieb bei dem Versuch, trotz Stockfisch und anderen Spezialitäten. Die nächsten Pächter strichen das „La“ aus dem Namen und fokussierten sich auf hochwertiges Fleisch, vom Luxusburger über mächtige Steaks bis hin zum Chateaubriand für zwei, das zum Beispiel wir anlässlich eines unserer inzwischen recht zahlreichen Hochzeitstage vertilgten. Wir fanden es sehr bedauerlich, dass auch dieses Unternehmen nach schätzungsweise einem Jahr wieder die Pforten schloss. Nach längerem Leerstand öffnete dann das „Cilantro“, in dem eine junge Chilenin Pisco Sour, Tapas und andere Gerichte offerierte, auf die der Koch gerade Lust hatte. Ein eklatantes Missverhältnis zwischen Preis und Leistung ließ uns dort nur einmal zu Gast sein, und Corona versetzte dem semiprofessionellen Tun schließlich den Gnadenstoß.
Nun also wieder „Plaza“, allerdings unter ganz neuen Vorzeichen. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, ob mir außerhalb der Schweiz je ein schweizerisches Restaurant untergekommen ist. (Die Rarität erkennt man bereits daran, dass GG die Schweizer Küche beim Neueintrag von Gastros bislang gar nicht auf dem Schirm hatte.) Betreiber ist ein freundlicher Herr in den Fünfzigern, den ich auf Grund seiner thüringischen Dialektfärbung kaum mit der Schweiz in Verbindung gebracht hätte, der aber knapp die Hälfte seines Lebens im Engadin verbracht hat und so die nötigen Voraussetzungen mitbringt.
Das Plaza ist also the place to go, wenn man einen Blick auf die wunderbare Welt der Rösti werfen möchte. (Übrigens, ich hatte tatsächlich bis zu dem Moment, wo ich dies niedertippe, nicht gewusst, dass die Rösti weiblich ist und nur im Singular existiert. Das liegt sicher daran, dass man nach einer schon recht satt ist.)
Nach Schweiz sieht es drinnen nicht aus - weder innen noch außen hat sich über die Jahre, die wir das verfolgen, etwas verändert, für aufwendige Umgestaltungen gab es auch keinen Grund. Vorne modern und offen, hinten klösterliches Kreuzgewölbe, eine sehr anpassungsfähige Innenarchitektur.
Im Prinzip besteht die Speisefolge in der Plaza also aus Vorspeise, einem Röstihauptgericht und Dessert, wobei wir uns auf Vorspeise und Hauptgericht beschränkten. Zu trinken gab es Ginger Ale für meine Frau und für mich Hoepfner Kräusen, ein leicht säuerliches unfiltriertes Pils, das ich noch nicht kannte. Nicht schlecht, aber auch kein Grund, unserer jungen Herrenalber Kleinstbrauerei Zaubercraft Bräu untreu zu werden.
Meine Frau begann mit einer moderat gewürzten Kartoffellauchcremesuppe (4,90), die sie nach der Hälfte gerne mit mir tauschte (wie wir es vorher aber auch abgesprochen hatten).
Ich hatte mir eine gewaltigen Büffelmozzarellakugel bestellt, die auf ein paar Fleischtomatenscheiben ruhte und mit etwas Basilikum garniert war (8,50). Die Mozzarella war aus dem Land ihrer Herkunft importiert und deshalb von einer geradezu sündhaften Cremigkeit. Da reichten die Tomaten nicht hin, was zu dieser Jahreszeit aber auch zu viel verlangt gewesen wäre. Der Koch hätte gerne etwas mehr von dem sehr guten Olivenöl darüberträufeln können; die zackig applizierte Crema di Balsamico hat dagegen gereicht.
Jetzt aber addio Italia, hopp Schwyz!
Meine Liebste, die als Spross eines Landes, das fast nur aus Küste besteht, fast immer Fisch bestellt, wenn sie welchen auf der Karte findet, hatte sich für die Rösti mit gebratenem Butterfisch und Crême-fraiche-Dip entschieden (18,80),
dazu ein knackiges Salätchen. Butterfisch findet man hierzulande meist geräuchert, zum Beispiel da, wo es Sushi gibt, aber frisch zubereitet eher selten. Meine in Fischdingen stets kritische Frau war restlos begeistert! So enthusiastisch habe ich sie lange nicht mehr erlebt, und da ich ein Stück probieren durfte, verstand ich auch, warum. Perfekt gebraten, noch etwas glasig, aber trotzdem mit feinen Röst-(und Butterfisch)aromen, a fish lover’s translucent dream.
So viel Glück hatte ich leider nicht. Und das, obwohl ich mich für das Flaggschiff der Röstiflotte entschieden hatte, ein 200g-Rumpsteak mit Steinpilzrahmsauce als Beilage zum Schweizer Puffer, ebenfalls mit Salat, zu äußerst stolzen 26,80 Euro. Beim Bestellen hatte ich dummerweise vergessen, den Gargrad zu klären (selber schuld! Wenn auch nur zu 50%...), ich konnte aber noch rechtzeitig während der Vorspeise nachreichen, dass ich es gerne medium-rare hätte. Anschließend muss irgendwas schiefgelaufen sein, denn das gute Stück aus der renommierten Metzgerei Glasstetter, ihres Zeichens Hoflieferant der gehobenen Küchen der Region, war weller done, als ich es je erlebt hatte, also wirklich durcher als durch.
Da meine Frau weder Blut noch blutähnliche Fleischsäfte sehen kann, ist das eigentlich genau der Zustand, in dem sie ihre Steaks mag. Aber sie wollte ihren Butterfisch nicht hertauschen, wobei ich das aber auch nicht übers Herz gebracht hätte. Da man Fleisch dieser Qualität aber auch dann noch essen kann, wenn es zu lange in der Pfanne gelegen hat, ließ der Gourmand in mir am Ende auch nichts zurückgehen.
Wie es zu diesem Missgeschick kam, blieb ein Rätsel; das freundliche Angebot, alles noch mal von vorne zu machen, wollten wir aber nicht annehmen,
da unser immer noch etwas restaurantunerfahres Haustier nicht zu lange leiden sollte. Ein vorzüglicher Grappa sollte später als Entschädigung herhalten und tat es mit Bravour.
Der Rösti, auch dies darf nicht verschwiegen werden, mangelte es etwas an Knusprigkeit und Bindung. Da könnte man noch am Timing arbeiten. (Meine Frau verwendet festkochende Kartoffeln und die Stärke aus dem Ausquetschwasser, das verleiht Crunch und Biss.) Mir war es letztlich wurscht, weil ich die Rösti sowieso mit der leckeren Pilzsauce vermanscht hatte. Über Butterfisch- und Rumpsteakdiskussionen haben wir aber leider vergessen, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Das bleibt daher einem Folgebesuch vorbehalten, welcher mit Sicherheit stattfinden wird, allein schon wegen der überirdischen Makrele. (Ich hatte am selben Abend noch unseren mobilen Fischhändler angewhatsappt, aber der musste tatsächlich passen.)
An der Sauberkeit gab es nichts zu bemängeln. Die Toiletten, die wir diesmal nicht aufgesucht hatten, liegen einen Stock höher und sind nur über Treppe zu erreichen. Coronamaßnahmen beschränkten sich auf das Hinterlassen der Kontaktdaten; für den Impfnachweis genügte ein Blick in unsere vertrauenswürdigen Augen. Angesichts der Tatsache, dass beim Fußball inzwischen sämtliche Dämme gebrochen sind und damit die rigorosen Auflagen für die Gastronomie noch absurder erscheinen, ist diese Entspanntheit zwar zu verstehen, aber wird sich kaum durchhalten lassen, wenn die Winterwelle über uns hereinbricht.
Die EDV ist wohl noch im Aufbau, denn bezahlt wurde in bar, den Bon gab es handgeschrieben.
Der Service, in dem der Chef des Hauses als Restaurantleiter fungiert, war zuvorkommend und stets interessiert an unserem Wohlbefinden. Die Küche ließ sich etwas Zeit (anderthalb Stunden hat das Ganze gedauert), das gehört sich aber auch so, wenn nach guter alter Sitte gekocht wird. Einen fetten Minuspunkt gibt es natürlich für das Rumpsteak, den machen aber das Angebot der Wiedervorlage und der Trostgrappa zum Teil wieder wett. Auch die lange und nette Unterhaltung, die wir am Ende mit dem Chef geführt hatten und in der er uns versicherte, im Unterschied zu seinen Vorgängern auch in zehn Jahren noch am Platze zu sein, trug dazu bei, dass wir uns insgesamt sehr wohlfühlten.
Das schöne Haus am Bad Herrenalber Rathausplatz blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Als wir vor 12 Jahren zuwanderten – Kinder, wie die Zeit vergeht! -, befand sich darin ein frisch geschlossenes Ristorante, noch gut erkennbar an der trikolorierten Fensterbemalung. Bald darauf eröffnete eine resolute Dame das „La Plaza“, um in dessen großzügig dimensionierten Räumen ansässigen und durchreisenden Gästen die Küche ihres spanischen Gatten schmackhaft zu machen. Es blieb bei dem Versuch, trotz Stockfisch und anderen Spezialitäten. Die nächsten Pächter... mehr lesen
Plaza Restaurant
Plaza Restaurant€-€€€Restaurant070839335445Rathausplatz 1, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Hopp Härealb!" Oparazzo
Das schöne Haus am Bad Herrenalber Rathausplatz blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Als wir vor 12 Jahren zuwanderten – Kinder, wie die Zeit vergeht! -, befand sich darin ein frisch geschlossenes Ristorante, noch gut erkennbar an der trikolorierten Fensterbemalung. Bald darauf eröffnete eine resolute Dame das „La Plaza“, um in dessen großzügig dimensionierten Räumen ansässigen und durchreisenden Gästen die Küche ihres spanischen Gatten schmackhaft zu machen. Es blieb bei dem Versuch, trotz Stockfisch und anderen Spezialitäten. Die nächsten Pächter
Geschrieben am 23.07.2021 2021-07-23| Aktualisiert am
23.07.2021
Besucht am 16.07.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 65 EUR
Seit März dieses Jahres ziert die Osteria Parma den Ortskern von Bad Herrenalb. In meinem Bericht vom April war ich recht ausführlich auf Anspruch und Potential einerseits sowie Realität andererseits eingegangen, wozwischen sich eine gewisse Schere aufgetan hatte. Ich hatte damals versprochen, der Lieferung baldmöglichst einen Ortstermin folgen zu lassen, und der fand vor einer Woche endlich statt.
Tief Bernd – der Namenspate dürfte sich die Augen gerieben haben über das Unglück, das er sich da ans Revers geheftet hat – hatte sich gerade etwas beruhigt, und so war die beschirmte Terrasse gut besetzt. Von den wenigen noch freien Tischen durften wir uns den schattigsten aussuchen, mit Blick auf das Geschehen auf der Straße und den Kurpark dahinter.
Zu trinken sollte es eine große Flasche des heimischen Wassers geben, welches unter dem Namen Black Forest aus Funk und Fernsehen bekannt ist. Zum Preis kann ich nichts sagen, da uns, wie ich erst jetzt sehe, aus Versehen nur ein Viertelliter (2,70 €) berechnet wurde.
Ich hatte außerdem noch Durst auf ein frisch gezapftes Hoepfner Pils aus Karlsruhe (die Halbe zu 3,80 €). Das wird seit einigen Jahren nicht mehr so privat gebraut wie ehedem, sondern gehört jetzt zur weitverzweigten Paulaner-Familie, schmeckt aber immer noch sehr gut.
Wir hatten beide ordentlich Appetit mitgebracht, allerdings nicht für eine ganze Vorspeise, deshalb entschieden wir uns für eine Portion Vitello tonnato zum Zwecke des gemeinsamen Verzehrs (13,50 €).
In der Osteria Parma sieht das Vitello tonnato nicht so aus wie eines dieser bedauernswerten Flutopfer, denen man häufig begegnet und bei denen man das Kalbfleisch aus einem graubräunlichen See herausfischen muss, sondern es wird mit drei verschiedenen hausgemachten Saucen serviert, genau genommen mit einer Paste (Thunfisch) und zwei Dips (Sardellen und Mayo). So war das Tellerbild auch gleich viel ansprechender. Das Kalbfleisch war zart, die beiden Dips schön cremig, die mittig platzierte Thunfischpaste allerdings weniger, die kam ziemlich krümelig daher und hätte auch noch etwas Säure vertragen. Insgesamt aber ein fröhlich stimmender Einstieg.
Auftritt Secondo di Carne. Meine Frau hatte ihr wohlgefälliges Auge auf das Galletto ruspante alla birra geworfen, ein in Hoepfner geschmortes Freilandhuhn zu 20,90 €, mit Kartoffelpüree und knusprigem Parmaschinken. Damit das Huhn von einer Person zu bewältigen war, hatte man es nicht allzu lange nach dem Schlüpfen geschlachtet, vom Format her ging es also eher in Richtung Stubenküken, aber das war wie gesagt genau die richtige Portionsgröße. Wir hätten gerne gewusst, wo es herkam, aber da musste der Kellner passen. Der Kartoffelbrei war so na ja, eigentlich sogar verzichtbar, denn man hatte überraschenderweise noch Rosmarinkartöffelchen auf den Teller gepackt, die die Karte verschwiegen hatte. Ein seltsames Paar, denn so kartoffelig is(s)t man in Germania nun auch wieder nicht; über ein wenig Gemüse hätte sich meine Frau auf jeden Fall mehr gefreut.
Das zarte Hühnchen selbst machte zunächst einen ordentlichen Eindruck. Es stellte sich im Laufe des Verzehrs allerdings heraus, dass es gerne noch länger im Ofen verweilt hätte, und das nicht nur, um der Haut ein wenig Knusprigkeit zu verpassen.
Blutgericht
Als nämlich meine Frau in Richtung Karkasse vordrang, stieß sie auf mehr Blut als ihr lieb war. Und da sie zu den Leuten gehört, die selbst ein Entrecôte eher durch als medium bevorzugt, verging ihr da ganz schnell der Appetit.
Der Kellner nahm unseren diesbezüglichen Hinweis ohne erkennbare Gemütsregung entgegen, keine Ahnung, ob es in der Küche ankam. Der Teller mit den Resten sprach ja eigentlich auch für sich, trotzdem kam erstaunlicherweise keine Rückmeldung irgendwelcher Art. Jedenfalls ist da noch ganz viel von der guten Herrenalber Luft nach oben, deswegen die deutlichen Abzüge in der B-Note.
Ich hatte es mit meiner Rosa di Parma entschieden besser getroffen (24,50 €). Diese parmesische Spezialität ist zwar eine Rinderroulade, hat aber mit der hierzulande bekannten, zur Trockenheit neigenden Namenscousine nur wenig zu tun: Aus dem Filet geschnitten, zart, rosa (na klar!), saftig, gefüllt mit Parmaschinken (hätte etwas mehr sein können, aber vielleicht gehört das so) und Parmesan (ebenfalls), in einer fast nicht zu schaffenden Menge, das Ganze gegart in Lambrusco, dieser prickelnden Einstiegsdroge meiner jungen Jahre. Zu der Roulade gehörten die vorzüglichen, mit knusprig gebratenem Knoblauch durchsetzten Rosmarinkartoffeln diesmal wirklich. Und zum Glück gab es keinen Bonus in Form von Kartoffelbrei dazu, sondern knackigen, gut gewürzten Spinat. Ähnlich wie beim Huhn war allerdings auch hier die Sauce etwas dünn, der Lambrusco hätte mit dem Bratensaft gerne noch etwas geköchelt. Eigentlich waren es sogar zwei Saucen, denn die Sahne wurde hier separat über das Fleisch gegeben.
Das würde ich durchaus wieder so bestellen, allerdings nicht beim nächsten Mal. Es wurden nämlich etliche äußerst ansprechende, wulstig geränderte Pizzen an uns vorbeigetragen. (Ich hatte mich nicht getraut, am Nachbartisch um ein Foto zu bitten, man möchte ja nicht unangenehm auffallen.) Der nächste Besuch wird allerdings erst dann stattfinden, wenn das Innere des Huhns im Hinterkopf meiner Frau nicht mehr ganz so präsent ist. Und das kann dauern.
Seit März dieses Jahres ziert die Osteria Parma den Ortskern von Bad Herrenalb. In meinem Bericht vom April war ich recht ausführlich auf Anspruch und Potential einerseits sowie Realität andererseits eingegangen, wozwischen sich eine gewisse Schere aufgetan hatte. Ich hatte damals versprochen, der Lieferung baldmöglichst einen Ortstermin folgen zu lassen, und der fand vor einer Woche endlich statt.
Tief Bernd – der Namenspate dürfte sich die Augen gerieben haben über das Unglück, das er sich da ans Revers geheftet hat –... mehr lesen
3.0 stars -
"Auch beim zweiten Anlauf noch nicht das Gelbe vom Ei, eher das Rote vom Huhn" Oparazzo
Seit März dieses Jahres ziert die Osteria Parma den Ortskern von Bad Herrenalb. In meinem Bericht vom April war ich recht ausführlich auf Anspruch und Potential einerseits sowie Realität andererseits eingegangen, wozwischen sich eine gewisse Schere aufgetan hatte. Ich hatte damals versprochen, der Lieferung baldmöglichst einen Ortstermin folgen zu lassen, und der fand vor einer Woche endlich statt.
Tief Bernd – der Namenspate dürfte sich die Augen gerieben haben über das Unglück, das er sich da ans Revers geheftet hat –
Geschrieben am 07.07.2021 2021-07-07| Aktualisiert am
16.07.2021
Besucht am 05.07.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Es gibt Lieblingsspeisen, in die könnte ich mich immer wieder reinsetzen. Eine davon ist gebratene Blutwurst, gerne auch in Kombination mit ihrer Schwester, der Leberwurst.
Ein besonders appetitliches Geschwisterpaar begegnete mir auf dem vorgestrigen Heimweg von Saarbrücken, als wir zu späterer Mittagsstunde das teilweise schöne Hauenstein passierten. Eigentlich hatten wir vor, bis Birkweiler weiterzufahren, um im halb gefüllten Kofferraum ein wenig Weinkartontetris zu spielen (vielen Dank, lieber MarcO74, für die hervorragende Adresse!), aber um dort noch auf Restaurantsuche zu gehen, war es schon etwas spät, vor allem an einem Montag, wo gefühlte 9 von 10 Restaurants Pause machen.
Deswegen steuerten wir zunächst das Hauensteiner Dorfstübel an, wo wir vor einigen Jahren mal ein ordentliches Mittagessen zu uns genommen hatten, standen dort aber auch vor montäglich verschlossenen Türen. Verhungern mussten wir glücklicherweise nicht: Der Landgasthof Zum Ochsen, recht malerisch am Marktplatz gelegen (für ein Beweisfoto war das Wetter leider zu schlecht), hatte auf.
Blick auf den Empfang
Dort drinnen geht es bürgerlich-rustikal zu, mit so viel Holz, wie es sich für einen Landgasthof gehört. Artefakte aus heimischer Künstlerhand, die man auch käuflich erwerben kann, schmücken den Gastraum. Wir kauften nichts, denn wir brauchten ja noch Platz.
Wir wurden ausgesprochen freundlich empfangen und an einen von mehreren freien Tischen geleitet. Meine fischverliebte Frau entschied sich für das Zanderfilet mit Gemüse und Basmatireis, und ich natürlich für die eingangs erwähnte Pfälzer Delikatesse, die hier in Kombination mit Bratkartoffeln als Schusterpfanne firmiert.
Schonkost
Die Zufriedenheit war leider ungleich verteilt. Der Zander (21 €*) war blass, nicht nur farblich, sondern auch geschmacklich: Der Fisch zwar frisch, aber nicht mal gesalzen; bei der Sauce hätte bereits ein bisschen Wein wahre Wunder wirken können. Das Gemüse dagegen war gut und knackig. Einerseits war ja Schonkost angesagt, weil meine gastritische Frau in den Tagen zuvor ziemlich gesündigt hatte (ich sage nur: Döner...), andererseits war es auch wieder enttäuschend, weil sie gerne noch ein bisschen weiter gesündigt hätte. Aber gut, Mund abgeputzt und die Erfahrung abgehakt...
Dreggische Grumbeere
Ich hatte es auf jeden Fall besser getroffen. Bei meiner Schusterpfanne (11,80 €) passte wirklich alles, beide Würste von feiner Qualität, die Blutwurst mild geräuchert, und die Bratkartoffeln eine wunderbar krosse Angelegenheit, die mit dem geschmolzenen Fett aus der Wurst geradezu unanständig gut harmonierte. Wieder einmal hat sich bestätigt, dass man gut beraten ist, sich bei seinen Überlandfahrten aufs Regionale zu beschränken.
Wanderbeilage
Den Salat, unter dem auch noch ein gut angemachter Kartoffelsalat steckte, gab‘s übrigens zum Fisch, aber machte sich als frischer Kontrapunkt zur mächtigen Schusterpfanne eigentlich noch besser. Und so wurde er mir großzügigerweise rübergeschoben. Wie ich sie liebe...
Dazu gab es noch eine große Flasche Teinacher Natur für solide 5,90 €. Sauber geputzt war alles, und der Service war schnell und aufmerksam. Die Dame, die uns bediente, trug keine Maske, was uns zunächst wunderte; inzwischen glaube ich herausgefunden zu haben, dass das mit einem aktuellen Test erlaubt ist. Ob es allerdings gästepsychologisch geschickt ist, ist eine andere Sache.
Epilog:
Da meiner Frau beim Zusehen das Wasser derart im Munde zusammenlief, wobei die Probierhäppchen das ihrige dazu beitrugen, gab es an den zwei Tagen danach zu Hause...
Trommelwirbel...
noch ein Trommelwirbel...
call us crazy...
und noch ein Trommelwirbel...
gebratene Blutwurst!
Erst mit selbstfermentiertem Sauerkraut und Bratkartoffeln, dann nach guter philippinischer Sitte mit Peperoni und Reis. Und wer sagt, des passt doch net, der kann uns mal besuchen.
Es gibt Lieblingsspeisen, in die könnte ich mich immer wieder reinsetzen. Eine davon ist gebratene Blutwurst, gerne auch in Kombination mit ihrer Schwester, der Leberwurst.
Ein besonders appetitliches Geschwisterpaar begegnete mir auf dem vorgestrigen Heimweg von Saarbrücken, als wir zu späterer Mittagsstunde das teilweise schöne Hauenstein passierten. Eigentlich hatten wir vor, bis Birkweiler weiterzufahren, um im halb gefüllten Kofferraum ein wenig Weinkartontetris zu spielen (vielen Dank, lieber MarcO74, für die hervorragende Adresse!), aber um dort noch auf Restaurantsuche zu gehen, war... mehr lesen
Landgasthof Zum Ochsen
Landgasthof Zum Ochsen€-€€€Restaurant, Hotel0639292330Marktplatz 15, 76846 Hauenstein (Pfalz)
4.0 stars -
"Schuster, bleib bei deinen Würsten!" OparazzoEs gibt Lieblingsspeisen, in die könnte ich mich immer wieder reinsetzen. Eine davon ist gebratene Blutwurst, gerne auch in Kombination mit ihrer Schwester, der Leberwurst.
Ein besonders appetitliches Geschwisterpaar begegnete mir auf dem vorgestrigen Heimweg von Saarbrücken, als wir zu späterer Mittagsstunde das teilweise schöne Hauenstein passierten. Eigentlich hatten wir vor, bis Birkweiler weiterzufahren, um im halb gefüllten Kofferraum ein wenig Weinkartontetris zu spielen (vielen Dank, lieber MarcO74, für die hervorragende Adresse!), aber um dort noch auf Restaurantsuche zu gehen, war
Geschrieben am 05.07.2021 2021-07-05| Aktualisiert am
05.07.2021
Besucht am 03.07.2021Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Prädikate wie „Bester Döner der Stadt“ werden häufig mit geringerer Zurückhaltung verliehen, als es angebracht wäre. Denn die Gefahr ist doch viel zu groß, dass hinter der nächsten Ecke ein noch besserer wartet. Aber ab und zu juckt es einen schon...
Imbiss mit ausreichend Parkplätzen
Der Arian Grill / parkdeck trägt einen etwas irreführenden Namen, ist er doch zu ebener Erde in einer wenig ansehnlichen Ecke des Rathaus-Parkhauses untergebracht. Das tut aber seiner Beliebtheit bei den Saarbrücker Tag- und Nachtschwärmern keinen Abbruch; Wochenend-Öffnungszeiten bis 5 Uhr in der Früh sprechen für sich, selbst wenn das eine Dienstleistung ist, die der Schreiber dieser Zeilen allenfalls als notorischer Bettflüchter in Anspruch nehmen würde.
Die Döner sind tatsächlich etwas Besonderes. Ungläubige kriegen vom Schwein, Gläubige von Huhn und Pute, Vegetarier können zwischen Käse, Auberginen und Falafel wählen. Und dazu gibt es eine einzigartige, gelbe Sauce, bei der Senf und vermutlich etwas Curry den farblichen und geschmacklichen Unterschied machen. Sowas habe ich bisher nirgendwo bekommen. Außer Döner gibt es dann noch eine schier endlose Liste verschiedener Pizzas und Pastas, über deren Qualität ich nichts weiß, außer dass sie meinen Enkeln schmecken.
Der Saarbrücker Teil der weit verstreuten Familie frequentiert diese Döneria schon seit Langem, und so war es nicht verwunderlich, dass nach einer ausgiebigen Erwanderung des Ensheimer Brunnenwegs der knapp 5-jährige Enkel ein plötzliches Verlangen nach Döner und Co. äußerte, eine Idee, die auf sehr fruchtbaren Boden fiel. Ein kleiner Schlenker auf dem Weg nach Hause durch St. Johann brachte uns in den Besitz verschiedenster, in reichlich Wertstoff verpackter Köstlichkeiten.
Und die Sauce... sieht man nicht!
Meine Frau und ich teilten uns einen Schweine- und einen Falafeldöner (je 5,50 € mit Käsecreme, sonst 4,50). Falafeldöner klingt ein bisschen nach eingeschlafenen Füßen, ist hier aber das genaue Gegenteil. Die Arier vom Parkdeck haben eine Art, die flachen Falafel doppelt zu frittieren, dass sie ordentlich Crunch und Aroma kriegen. Und mit dieser Sauce ist das dann richtig feine Dönerküche.
Mit alles für (fast) alle
Meine Tochter orderte den Arian Teller (10 €), das Flaggschiff das Hauses, ahnend, dass ihre Kinder bei ihr ordentlich stibitzen würden.
Vor der Rollung
Mein Schwiegersohn schließlich hatte zur Abwechslung mal eine türkische Pizza (5 €), die hier zusammengerollt serviert wird und zu der er sich wohlwollend äußerte.
Gemessen an dem, was wir an Dönern bisher so verzehrt haben, nehmen diese tatsächlich einen Platz ganz weit oben in der Rangliste ein. Auch preislich gibt es kaum was zu meckern, Arian-Teller und Salamipizza ragten etwas oben heraus. Und wenn mein Schwiegersohn, der nie um Worte verlegen ist, wenn es was zu kritisieren gibt, sich so positiv äußert, dann muss auch die türkische Pizza sehr, sehr ordentlich gewesen sein. Die Salamipizza von der Pizzakarte kann ich nur schwer beurteilen, das Urteil der Kleinen (lecker) scheint mir wenig zuverlässig, aber so wie sie aussieht, würde ich ehrlich gesagt keine 7 Euro dafür ausgeben wollen, um sie zu testen. Aber vielleicht kann man der Pasta mal eine Chance geben.
Am Service gab es nichts zu beanstanden, der Dönermann stand auch bereitwillig fürs Fotografieren zur Verfügung, obwohl ganz schön was los war. Und der ausgiebige Blick ins Innere, den ich dabei nehmen konnte, fiel in eine angenehm saubere Werkstatt. Das Ambiente lasse ich lieber aus der Bewertung heraus, das ist bei Take-out ja auch unerheblich. Da kann man doch schon mal yelpen: Gerne wieder!
Prädikate wie „Bester Döner der Stadt“ werden häufig mit geringerer Zurückhaltung verliehen, als es angebracht wäre. Denn die Gefahr ist doch viel zu groß, dass hinter der nächsten Ecke ein noch besserer wartet. Aber ab und zu juckt es einen schon...
Der Arian Grill / parkdeck trägt einen etwas irreführenden Namen, ist er doch zu ebener Erde in einer wenig ansehnlichen Ecke des Rathaus-Parkhauses untergebracht. Das tut aber seiner Beliebtheit bei den Saarbrücker Tag- und Nachtschwärmern keinen Abbruch; Wochenend-Öffnungszeiten bis 5... mehr lesen
Arian Grill | Parkhausgrill
Arian Grill | Parkhausgrill€-€€€Imbiss, Take Away068135723Großherzog-Friedrich-Straße 6, 66111 Saarbrücken
4.5 stars -
"Beste Döneria der Stadt?" OparazzoPrädikate wie „Bester Döner der Stadt“ werden häufig mit geringerer Zurückhaltung verliehen, als es angebracht wäre. Denn die Gefahr ist doch viel zu groß, dass hinter der nächsten Ecke ein noch besserer wartet. Aber ab und zu juckt es einen schon...
Der Arian Grill / parkdeck trägt einen etwas irreführenden Namen, ist er doch zu ebener Erde in einer wenig ansehnlichen Ecke des Rathaus-Parkhauses untergebracht. Das tut aber seiner Beliebtheit bei den Saarbrücker Tag- und Nachtschwärmern keinen Abbruch; Wochenend-Öffnungszeiten bis 5
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Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den verheißungsvollen Namen Dionysos hörte. Nach zwei oder drei Besuchen hatten wir damals beschlossen, dort nicht mehr einzukehren, aus Gründen, die auszuführen heute nicht mehr lohnt. Umso größer war also unsere Freude, als wir kürzlich feststellten, dass hier die Betreiber gewechselt hatten.
Und die neuen Pächter sind schon länger in Bad Herrenalb aktiv, indem sie einige Jahre ein Restaurant namens Aroma betrieben hatten, etwas abgelegen am Ortsrand in einem ehemaligen Hotel und heutigen Monteursilo. Das hatte uns aber nie so angezogen, und dann kam sowieso Corona.
Mit dem Wechsel war also für uns der Moment für einen neuen Versuch gekommen. Dies aber nur als Take-out, denn bevor wir uns wieder mit rundum gutem Gefühl in ein Restaurant setzen, muss es mit der Inzidenz noch ein gutes Stück bergab gehen. So rief ich vor knapp zwei Wochen gegen 11 Uhr frohgemut an, um uns für 12 ein Mittagessen zu organisieren. Und da wir am nächsten Tag keine Zeit zum Kochen hatten, bestellte ich gleich noch ein paar Gerichte mehr. Bei der Personenzahl habe ich deshalb 4 eingesetzt, damit die Relation zum Preis stimmt. In die Beurteilung ist natürlich nur der Eindruck vom ersten Tag eingeflossen.
Für uns kam nur der Sonntag in Frage, da unter der Woche das Restaurant mittags geschlossen ist. Auf der Website des Aromas findet man zwar eine Wochenmittagskarte, die scheint sich aber auf dem Sommer zu beziehen; wie die jetzt schon dahin kommt, ließ sich das am Telefon nicht richtig klären. Ansonsten ist der Internetauftritt aber aktuell und ansprechend gestaltet.
Als ich pünktlich um 12 das Restaurant betrat, warteten auf der Theke schon zwei große Tüten mit Styoporschachteln auf mich. Das fand ich nicht ideal, denn wenn bei Take-out jemand warten sollte, dann der Kunde auf das Essen und nicht das Essen auf den Kunden - kein Gericht profitiert davon, in Styropor eingesperrt irgendwo rumzustehen.
Aus diesem Grund hatte ich am Telefon auch darum gebeten, die Pikilia (eine Auswahl warmer und kalter Vorspeisen, 10,80) getrennt zu verpacken, ein Wunsch, dem gerne entsprochen wurde. Das änderte aber nichts daran, dass uns mit den ersten Bissen erste Zweifel an der Idee beschlichen, uns gleich für zwei Tage einzudecken. Während die Teigtaschen, wie eigentlich alles, was hier aus der Fritteuse kam, recht gut schmeckten, waren die drei Cremes eine im wahrsten Sinn des Wortes milde Enttäuschung: Die Chtipiti beileibe nicht so pikant, wie auf der Website angekündigt, von frischen Chilis keine Spur, die feine Zitronennote im Taramas unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze, und das Tsatsiki nahezu knoblauchfrei.
Eine insgesamt sehr mutlose Angelegenheit, allerdings eine wahre Delikatesse verglichen mit dem Oktopus: Je nach Kochkunst wird dieser beim Kochen ja entweder schön mürbe oder unangenehm zäh, aber ein solch wabbeliges und geschmackloses Zeug wie hier war uns im Leben noch nicht untergekommen; beim Draufbeißen trat tatsächlich Wasser aus. Nachgerade unheimlich und ein Fall für die Biotonne. Leider nicht der einzige.
Etwas besser schnitten die frittierten Sardellenfilets mit Taramas, Rosmarinkartoffeln und Salat ab (13,80). Die Panade war gut, und die Sardellen hatten keinen fischigen Beigeschmack. Der Salat bestand aus grob geschnittener Rohkost mit ein paar Tropfen Öl und Zitronensaft, Dressing konnte man das nicht nennen.
Leider, leider waren die Sardellen schon lau, denn hier hatte man den heißen Fisch und den kalten Salat dann doch zusammengepackt, hier und bei allen anderen Hauptgerichten auch. Mit der Konsequenz, dass sich die Temperaturen einander angenähert hatten, verfluchte Thermodynamik... Und das in einer Zeit, wo Take-out eine so große Rolle spielt.
Den Sardellen war es allerdings noch gut ergangen im Vergleich zu den gegrillten Doradenfilets (17,80). Keine Ahnung, wie und wann sie gegrillt worden waren, jedenfalls waren sie so zäh und geschmacklos, als wären sie schon ein paarmal aufgewärmt worden. Wir können uns beide nicht erinnern, jemals einen derart misshandelten Fisch vorgesetzt bekommen zu haben. Meine Frau hat sich größte Mühe gegeben, was auch damit zusammenhängt, dass wir beide so erzogen wurden, dass man Essen nicht wegschmeißt, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, aber nach einem Filet ging nichts mehr. Dass die Kartoffeln von der Karte aus irgendeinem Grund durch Ofengemüse ersetzt waren, war an sich kein Problem, allerdings war es im Gargrad ziemlich uneinheitlich, teils sehr knackig, teils sehr weich.
In der gleichen untersten Liga spielte auch das Gyros mit Kalamares, Salat und Pommes (15,80). Das Fleisch war hart und zäh, aber nicht knusprig, als wären Reste vom Vortag wieder aufgewärmt worden. Dass sie auf den Pommes lagen, war denen natürlich auch nicht gut bekommen, sie waren komplett weich, wozu sicher auch die Wartezeit auf der Theke das Ihrige beigetragen hatte. Zum Tsatsiki und der kalt-warmen Combo in der Schachtel ist schon alles gesagt. Nach der Hälfte musste ich passen, und Oktopus und Dorade in der Tonne bekam weitere Gesellschaft. Einziger Lichtblick des Desasters waren die frittierten Kalamares, die obenauf lagen.
Sieger dieses zweitägigen Marathons, knapp vor den Sardellen, war schließlich die Lammkeule mit den dicken Bohnen (15,80). Natürlich geht das noch zarter, und mit Knoblauch gespickt war sie auch nicht, aber dicke Bohnen kann man kaum ruinieren, und ich hatte hier nicht das Gefühl, als wollte uns jemand veräppeln. Da ich mir die Keule fast vollständig für den Montag aufgehoben hatte, war sie ein vergleichsweise erfreulicher Abschluss. Leider war ich der einzige Nutznießer, weil meine Frau kein Lamm isst.
Es ist sicher nicht zu 100% fair, ein Restaurant nur auf Basis eines einmaligen Take-outs zu beurteilen. Das eine oder andere hätte bestimmt besser geschmeckt, wenn wir es vor Ort verzehrt hätten, vor allem, weil die Küche offenbar viel zu früh fertig geworden war. Aber was man zum Beispiel dem Gyros, der Dorade oder dem Oktopus angetan hatte, war einfach unverzeihlich, die wären auch im Restaurant eine Katastrophe gewesen. Mit solchen Küchenleistungen wird man es schwer haben, selbst mit den vielen Einmal-und-nie-wieder-Gästen, die ein Touristenort wie Bad Herrenalb einem vor der Haustür abliefert.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass eine Nachbarin uns später von einem Lammkarree erzählte, dass sie dort mit großem Genuss verspeist hatte. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass wir noch mal einen Anlauf unternehmen – ich liebe nämlich Lammkarree. Das bedeutet allerdings, dass die mir angetraute Lammverächterin überzeugt oder zumindest überredet werden muss. Und dieser Weg wird kein leichter sein.