Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 338 Bewertungen 496317x gelesen 10511x "Hilfreich" 10655x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 07.03.2024 2024-03-07| Aktualisiert am
07.03.2024
Besucht am 11.10.2023Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 197 EUR
Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische Stadt in der Stadt.
Damit die Soldaten ihr Fernweh wenigstens kulinarisch etwas lindern konnten, entstand 2006 am östlichen Rand vom „Benjamin Franklin Village“ (an der Gorxheimer Straße direkt neben der vielbefahrenen B38) der ebenfalls nach Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA und Mitunterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, benannte Benjamins American Diner. Dieser gilt seit Jahren als Mannheimer Institution in Sachen Hamburger, Ribs und Pancakes. Ich kannte ihn bisher nur vom Hörensagen, aber das sollte sich ändern...
Dass hier der Wörther Schlemmerclub mit fünf Mann – ein ehemaliges Mitglied konnte reaktiviert werden – aufschlagen würde, hätte nun wirklich niemand gedacht. Dem Ganzen ging eine neue „Verfahrensordnung“ voraus. Jede „Clubsitzung“ muss nun unter einem bestimmten Motto stattfinden. Aussuchen darf aber immer noch derjenige, der gerade an der Reihe ist. Auch die Geheimhaltung des Einkehrziels muss nach wie vor so lange wie möglich aufrechterhalten bleiben. Denn wie jeder in unserem Verein weiß: „Ordnung muss sein!“
Nun hatte der Kollege, der so gerne Einhörner und Drachen sucht, „Steaks & BBQ“ aus dem Lostopf mit den diversen gastronomischen Kategorien gezogen. Keine leichte Aufgabe für ihn, denn in ein ordinäres Steakhaus wollte er uns nicht entführen. Als glühender Verehrer der Spareribs im Benjamins lotste er die restliche Südpfälzer Gaumenfraktion an einem lauen Mittwochabend im Oktober nach Monnem – dem „Home of the Dower-Eater“.
Von außen wirkte der direkt an der Straße positionierte, partiell beleuchtete Diner schon ziemlich „retro“. Sein Logo mit der übertrieben lächelnden Servierdame, die ein gut gefülltes Tablett mit „schnellem Futter“ in der Hand balancierte, erinnerte doch arg an die 50/60iger Jahre, dem goldenen Zeitalter der Ausbreitung des amerikanischen Burgertums. Retro-Logo
Die Parkplatzsuche erwies als keine leichte Aufgabe. Schließlich fanden wir im angrenzenden Wohngebiet eine Freifläche, um den PKW ordnungsgemäß zu parkieren. Es war ein angenehm warmer Oktoberabend und auf der sonnenbeschirmten Außenterrasse saßen noch ein paar Gäste. Wir zogen es jedoch vor, im Inneren des zweistöckigen Anwesens zu dinieren, da es zu späterer Stunde herbstlich kühl werden sollte. Außenansicht am Abend
Ich konnte mir nicht helfen, aber von außen betrachtet wirkte der Laden doch reichlich deplatziert. Neben einem amerikanischen Highway hätte er eine deutlich bessere Figur gemacht. Vielleicht war das ja damals, als hier noch die Amerikaner ein- und ausgingen, ein ganz anderes Lebensgefühl, was einem da vermittelt wurde. Als Alternative zu den gängigen Franchise-Riesen McDo und BK sicherlich ein gern aufgesuchter Ort für Bulettenbuddys mit BBQ-Affinität und einem Hang zu hochgezuckerten US-Drinks.
In der heutigen Zeit, in der sich an jeder Ecke zeitgeistige Grillbastionen um das Amt des „Burgermeisters“ bewerben – und dies mit durchaus beachtlichen Qualitäten und nachvollziehbarem Erfolg –, hat solch ein in die Jahre gekommener „Fleischbrötchen-Tempel“ aus der „Besatzungszeit“ zwar einen gewissen anachronistischen Charme, aber ihm haftet eben auch der muffige Fritteusen-Dunst der ewig gestrigen, uramerikanischen Fastfood-Kultur an, die heute keinen mehr so recht hinterm langgezogenen Bartresen hervorlocken kann.
Außer natürlich die junge, weibliche Bedienung, die uns am Eingang mit geschäftstüchtiger Freundlichkeit – ich wertete das wohlwollend als „typisch amerikanisch“ – begrüßte. Da der Initiator dieses Ausritts nach Mannheim bereits zugegen war und sich an einer eiswürfelkalten, hausgemachten Zitronen-Limonade (0,4l für 3,90 Euro) delektierte, erübrigte sich schnell ihre Frage nach unserer Reservierung. Zitronenlimo nach Art des Hauses
Wir ließen die lange Theke rechts Auch am Tresen nix gewesen!
und die roten, mit Kunstleder überzogenen Dinerbänke – die zusammen mit einem Tisch in der Mitte den sogenannten „Dinerbooth“ bilden – links liegen und bewegten uns durch das schummrig beleuchtete Innere des Gastraums ins hintere Abteil, wo uns der „Ribster“ aus Böbingen freudestrahlend empfing. Schummrig, aber nicht ungemütlich
Abteil allein deshalb, weil es uns so vorkam, als würden wir in einem geräumigen Zugwaggon sitzen und durch die Fensterfront nach draußen auf den abendlichen Highway B38 schauen. Typische Diner-Atmo
Ungemütlich war es im „Benjamins“ nun wirklich nicht. Es war auch nicht wirklich viel los an jenem Abend, was leider auch dazu führte, dass sich unsere Bedienung irgendwann nicht mehr allzu oft bei uns blicken ließ. Lag es an unserem Humor? Oder einfach an der Lautstärke unserer kommunikativen Tischgesellschaft? Keine Ahnung. Zu Beginn war sie jedenfalls noch motiviert und auch präsent. Als wir später unser Essen hinter uns gebracht hatten und gerne noch das ein oder andere Getränk geordert hätten, machte sie sich erstaunlich rar.
Auf dem Tisch lagen mehrere einlaminierte Blätter mit dem Speisenprogramm. Auch das „Special Menu of the Month“ steckte in abwischbarer Plastikhülle. Anscheinend traute man hier dem Corona-Frieden noch nicht oder war organisatorisch noch im gut desinfizierbaren Pandemie-Modus hängengeblieben.
Uiuiui, was da auf der Monatskarte in Wort und Bild abgedruckt war, ließ mich dann doch ein wenig schmunzeln. “New Orleans Jerk Chicken“ (= gemeine Hühnerflügel mit „Jerk-Marinade“) und ein Burger mit dem schmissigen Namen „Jackfruit Joe“ fielen mir sofort ins Auge. Auch einen „Camembert Royale Burger“ (natürlich mit Preiselbeersauce) hatte man im Monatsprogramm gelistet. Für Leute, bei denen nach der Kalorienaufnahme vor der Kalorienaufnahme ist, hatte man sogar noch ein paar Zuckerattacken in Form von Karottenkuchen und Apfelkuchen-Milchshake („Pfui Deiwel!“) parat.
Der Kollege, der mit der größten Portion Lebensmittelhumor von uns allen gesegnet ist, griff ungeniert bei diesem obskur klingenden Monatsangebot zu und orderte später den „Bavarian Bliss Burger“. Was sich da auf seinem aufge“brezel“ten Bulettenbrötchen tummelte, hätte jede Geschichte aus dem Paulaner-Garten bereichert. Auch ohne Weißbier-Yoga.
Beim Studieren der Karte dachte ich wehmütig an meinen letzten Diner-Besuch in Solingen. Der lag zwar schon über 4 Jahre zurück, hatte aber mächtig Eindruck bei mir hinterlassen. Dass es diesmal auch nur annähernd so lecker ablaufen würde wie bei Überzeugungssmoker Dirk Vieth von „Charly’s Diner“ bezweifelte ich bereits beim Durchstöbern der von „Appetizers“, „Grilled Stuff“, „Best Classic Burgers“, „Sandwiches“, „Specials“ und „Sideorders“ kündenden Karte.
Aber immer schön der Reihe nach. Zuerst mussten wir nämlich unserem Durst Einhalt gebieten, was mit einem Grevensteiner Landbier vom Fass (0,5l für 4,90 Euro), einer Flasche Corona-Bier (0,33l für 3,90 Euro), einem Salitos Biermischgetränk (0,33l für 3,90 Euro) und einer hausgemachten Zitronen-Limo (0,4l für 3,90 Euro) kein großes Problem darstellte.
Im Laufe des Abends gesellten sich noch ein Fläschchen Budweiser, zwei Coke Zero, ein weiteres Salitos sowie drei weitere mexikanische Pandemiebiere – der auf Schluckimpfung programmierte Kollege dachte wohl das Zeug würde von der Firma BionTech stammen – hinzu. Ich blieb beim naturtrüben Grevensteiner vom Fass. Da machste in der Regel ja nix falsch.
Die mit BBQ oder Lousiana Hot Sauce bestrichenen Spareribs (13,90 Euro) sollten zusammen mit einer Auswahl an Appetizern („Appetizer Sampler“, 13,20 Euro) das Vorprogramm bestreiten. Da wir uns nicht auf eine Sauce beim Rippchen-Rack einigen konnten und unser Hunger von der langen Fahrt recht groß war, orderten wir sie einmal mit süßlich-rauchiger BBQ-Sauce und einmal mit scharfer Salsa.
Das sollte an Knabbersachen erst mal reichen, denn wir hatten schließlich noch einiges vor. Die beiden Herren, die mir gegenübersaßen, hatten sich zwei Spezialburger („Our Specials“) ausgeguckt. Der mit Bacon, Gouda, Schmelzzwiebeln, Pilzen, und dem üblichen Bulettenbouquet ausgestattete „Angus Burger“ vom irischen Rind aus ökologischer Aufzucht (ja, iss klar…) kam ohne Pommes-Beilage auf geschmeidige 13,90 Euro. Die frittierten Erdapfelstäbe schlugen zusätzlich mit 3,80 zu Buche. Angus Burger mit Pommes
Der „Double Cheese Mac“ (12,90 Euro) seines Nebenmannes hatte neben seinen beiden 125g-Patties eine doppelte Portion Cheddar, Zwiebeln und eine Cheddar Käse Sauce als Erweiterung der Serienausstattung (Salat, Gurke, Tomate) zu bieten. Seine Potato Wedges tauschte er nach dem Verzehr der gemischten Vorspeisenplatte – sie fielen alles andere als knusprig aus – in schnöde Pommes ein. Den höheren Wedges-Preis (4,90 Euro) zahlte er später aber trotzdem… Der „Double Cheese Mac“ mit Pommes statt Wedges
Dagegen klang die Aufmachung des stinknormalen Cheeseburgers (8,90 Euro) aus dem Klassikprogramm, den sich der Mann am anderen Ende des Tisches ausgesucht hatte, ja fast schon frugal. The lonesome (Cheese)Burger
Gar nicht gewöhnlich, sondern eher übermütig präsentierte sich mein direkter Sitznachbar, der – wie schon eingangs erwähnt – selbst vor dem „Bavarian Bliss Burger“ (11,90 Euro) nicht zurückschreckte.
Man nehme ein Laugen-Bun, bestreiche seine Basis mit Mayonnaise und belege sie danach mit der gängigen Garnitur aus Salatblättern, Tomate, Gurke, Zwiebel. Nun wird das genormte 180 Gramm schwere Patty (Standard-Größe im Benjamins) nach ausreichend Grillkontakt darauf platziert. Soweit – so gewöhnlich. Dann aber kommt Markus Söder ins Spiel, der vor unserem geistigen Auge eine ordentliche Portion Obazda auf die heiße Frikadelle schmiert, dass es nur so eine Wonne („Bliss“) ist.
Und wenn man schon mal dabei ist, dann wird mit gebratenem Bacon das Ganze noch ein wenig eingefettet. Dann kommt der Laugen-Deckel drauf und wird noch mit zwei Salzstangen als Knusperantennen verziert. An jenen lassen sich ganz prima furztrockene Mini-Brezel aus der Tüte befestigen. Ob das dann wirklich noch Kunst am „Burgerbau“ ist, sollen bitteschön andere beurteilen.
Mich reizte das Philly Cheese-Steak Sandwich (11,50 Euro), von dem ich schon viel gehört, gesehen und gelesen hatte – der Solinger Fast-Foodie berichtete vor geraumer Zeit so genüsslich darüber –, da musste ich einfach zugreifen. Außerdem klang die Kombi aus dünn geschnittenem Roastbeef, Schmelzzwiebeln, geschmolzenem Cheddar und Paprika in Ciabatta-Brot auf dem Papier gar nicht mal so übel. Dass auch Kartoffel-Chips mit von der Partie sein würden, sollte mich nicht stören. Also stand dem erstens Philly Cheese-Steak Sandwich meines Lebens nichts mehr im Wege.
Der gemeine Cheeseburger-Aspirant orderte noch einen kleinen Beilagensalat (4,90 Euro). Der auf bayrische Wonne setzende Frikadellen-Fuzzy komplettierte den bald startenden, kulinarischen „Western von gestern“ mit garstig klingenden Cheesy Fries (5,40 Euro), einer mit Käse überbackenen Pommes-Landschaft, die zusätzlich mit Jalapenos und Speck garniert war. Kartoffel-Käse-Landschaft mit Speck- und Jalapeno-Inseln
Wer den Obazda auf dem Burger nicht scheut – der vielleicht die Fritten bereut! So jedenfalls mein Gedanke beim Respekt heuchelnden Abnicken seiner dubios klingenden „Side-Order“. Wer solche Freunde hat, der braucht…
… vor allem eine gute Verdauung. Diese wurde gleich zu Beginn mit mehren „Grüßen“ aus der Fritteuse geprüft. Bonjour, la graisse!
Die drögen Hähnchenflügel, latschigen Kartoffel-Wedges und geschmacksarmen Zwiebelringe im Teigmantel unseres Vorspeisen-Samplers wurden im heißen Fettbad aus ihrem „convenience-ionellen“ Kühltruhenschlaf erweckt. Ein paar staubtrockene Nachos aus der Tüte waren auch darauf zu finden. Ein kleineres Rippenstück und drei verschiedene Saucen (BBQ, Sauerrahm und Salsa) komplettierten diese nicht besonders ansehnliche Auswahl an geläufigen Appetizern amerikanischer Provenienz. Die Grüße aus der Fritteuse
Auch geschmacklich blieben diese fettigen Fertigprodukte ohne rechte Gaumeninformation. „Bonjour, la graisse!“ auf ganzer Linie. Mein erfahrener BBQ-Begleiter von einst (ja genau, der Kenner aus Solingen) hätte bei ihrem traurigen Anblick wohl sofort die Flucht ergriffen. Wir dagegen steuerten geradewegs ins frittierte Verderben. Alles im „Rib“ – auf Benjamins „Ship“?!
Zeitgleich zu diesem Offenbarungseid in Sachen Vorabfütterung erreichten uns zwei stattliche, mit den beiden bereits erwähnten Saucen bestrichene Spareribs-Racks inklusive knarztrockenen Polenta-Quadern und lieblos in eine Schüssel gestopften Cole Slaw. Ein humorlos auf die Platte geklatschtes Rippenrack
Allein ihre Präsentation ließ optisch einiges zu wünschen übrig. Die durch den Konvektomaten geprügelten Rippchen vom Schwein fielen leider alles andere als saftig aus. „Totgegrillte schmecken besser!“ würde ich an dieser Stelle gerne verkünden. Dem war aber definitiv nicht so. Ein ziemlich trockenes Rippenbekenntnis
Natürlich waren die vorgegarten Schälrippchen essbar. Die scharfe Salsa und die rauchig-süße BBQ-Sauce, die beide mit zupackendem Branntweinessiganteil gesegnet waren, halfen den eher schüchtern „gerubbten“ Spareribs geschmacklich auf die Sprünge und ließen sie zumindest nicht „drüsch wie en Zementtütt“ wirken. Eine Sparerib-Portion mit Polenta-Quader und Cole Slaw
Von den in „Charly’s Diner“ zu Solingen genossenen Prachtexemplaren aus dem Smoker waren diese trockenen Rippenbekenntnisse mehr als nur einen St. Louis Cut weit entfernt. Da herrschte weitestgehend Konsens am Tisch.
Ok, die Palette an schludrig zu Porzellan gebrachten Vorweggerichten mussten wir erst einmal verdauen – und zwar in doppelter Hinsicht. Selten war ich nach einer Vorspeise so nah an Whisky on the Rocks gebaut. Viel Zeit zum inneren Verarbeiten ließ man uns jedoch nicht. Die Bedienung startete nämlich zeitnah ihre Burgerinitiative.
Die mehrheitlich von pappigen Sesambuns umhüllten Benjamin-Buletten wurden nicht alle auf Tellern, sondern einige von ihnen in kleinen Körbchen serviert. Diese lagen zusammen mit den Fritten auf rot-weiß-karierten Papierservietten. Nur der feine Herr Brezelburger kam ganz feudal auf Porzellan daher. Die Bayern halt… Der Bavarian Bliss Burger mit Laugengebäck
Von ihrer Optik unauffällig, von ihrer Ausstattung profan, waren das keine komplett misslungenen Frikadellen-Fehltritte, aber so richtige „Wow-Effekte“ wollten sich auch nicht einstellen. Angus Burger mit Schmelzzwiebeln satt
Dazu waren sie einfach nicht saftig genug. Man merkte gleich, dass die Patties nicht handgemacht waren. Ihrer Konsistenz nach zu urteilen, hatten wir es hier mit industriell hergestellter Fertigware zu tun. Wer auf körnige, lockere Buletten steht, wurde angesichts ihrer Kompaktheit enttäuscht.
Auch hätte man die flachen Fleischpflanzerl ruhig etwas schärfer anbraten dürfen. Die Röstaromen hielten sich doch arg in Grenzen. Dafür war der Fleischgeschmack ziemlich präsent, was uns über die fehlende Saftigkeit ein wenig hinwegsehen ließ. Die Cheesy Fries, die mein Kollege gerne mit uns teilen wollte (warum nur?...), sahen aus, als kämen sie direkt von Mama Mikrowelle. Cheesy Fries
Wer auf trockene Fritten unter fettiger Käsehaube mit versteckter Speckstippe und scharfen Chili-Schoten steht, der hätte an der lieblos arrangierten Kartoffelentweihung sicherlich seine Freude gehabt.
Der Laugenburger mit Brezelgeweih sah nicht nur grotesk aus, er war auch gustatorisch eher ein bescheidenes Mittel zum Sättigungszweck, wie mir mein Tischnachbar bestätigte. Tja, auch optisch kein Leckerbissen!
Die Idee mit der Obazdacreme wollte nicht so recht zünden. Und die auf dem Teller verstreuten Salzbrezeln machten das Monats-Special auch nicht besser. Die Burgerkreation wirkte in der Summe weder stimmig noch richtig zu Ende gedacht. „Schad ums Geld!“ hätte der große Gerhard an dieser Stelle losge“polt“ert.
Mein Philly Cheese-Steak Sandwich kam (gefühlt) mit einer halben Packung Chio Chips auf die Platte. Philly, where's my Cheese-Steak?
Links und rechts quollen Schmelzzwiebeln, Paprikastücke und Rindfleischfetzen aus dem auf der Innenseite angerösteten Ciabatta-Brot. Der Ersteindruck war trotz des scheibchenweisen Kartoffelknusper-Overkills durchaus positiv, was sich jedoch beim ersten Bissen ins käsige Steak-Sandwich geschmacklich nicht verifizieren ließ. Das Philly - außen hui, innen....
Die totgebrutzelten Fleischfetzen waren keines Rindviehs würdig. Die schmeckten quasi nach nichts. Außerdem fand ich sie auch von ihrer Konsistenz her nicht besonders angenehm zu essen. Bei der unterdurchschnittlichen Fleischqualität wollten dann auch die süßlichen Schmorzwiebeln und die würzige Schmelz-Cheddar-Masse im Inneren des Brötchens nicht mehr so richtig zünden. Na wenigstens war das angegrillte, warme Ciabatta-Brot angenehm fluffig und die Chips schön kross.
Scheinbar waren die Burger-Portionen für manche am Tisch nicht sättigend genug. Nur so kann ich mir die beiden süßen Kalorienbomben – Karottenkuchen mit Aprikose und Sahne (5,20 Euro) Karottenkuchen aus dem Kühlregal
sowie der „legendäre“ Schokokuchen namens „Devil‘s Food Cake“ (4,90 Euro) – „Devil‘s Food Cake“ - die volle Schokodröhnung!
zum Nachtisch erklären, die sich zwei Food Fellas zum Schluss noch einverleibten. Ich staunte nicht schlecht und der bloße Anblick verleitete mich zu 2cl Ouzo im Nachgang.
Tja, was war das mal wieder für ein geselliger Abend in bester Clubatmosphäre. Je schwächer die kulinarischen Leistungen, desto besser die Stimmung am Tisch – eine Kuriosität, die wir in dieser Runde schon einmal erlebten (im Purino in Karlsruhe, Anm.). Die Frage, ob sich für das hier verzehrte American Food die Fahrt nach Mannheim gelohnt hat, stellten wir uns gar nicht. Dafür war es ein viel zu lustiger Abend, der mit einer gehörigen Portion Lebensmittelhumor und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk dann doch seine witzigen Seiten hatte.
Aber wegen dem Essen muss in diesem aus der Zeit gefallenen Diner wahrlich keiner aufschlagen. Den „besten Burger Mannheims“ wird man hier genauso wenig finden, wie ein leckeres Philly Cheese-Steak Sandwich. Auch die übrigen Speisen, die man vornehmlich aus den Tiefen der kühlen Truhe fischt, werden in jedem x-beliebigen Foodtruck in besserer Qualität angeboten.
Die entspannt-authentische Atmosphäre des Ladens bleibt für „Ewiggestrige“ der einzige echte Anreiz, hier aufzuschlagen. Für uns war dieser Burger-Trip nach Mannheim ein kulinarisch lehrreicher „Western von gestern“, über den nicht nur die Frikadellen-Fuzzys am Tisch noch lange herzhaft schmunzeln mussten.
Ein Jammer, dass ich am kurz vor den Weihnachtsferien terminierten Clubtreffen in der „Vieux Moulin“ zu Lauterbourg (Elsass) krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Dort war die Welt der Wörther Gaumenfreunde nämlich wieder in bester Ordnung. Aber das holte ich zusammen mit meiner Frau im Januar nach…
Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische... mehr lesen
Benjamins | American Diner
Benjamins | American Diner€-€€€Restaurant, Catering06217616053Gorxheimer Straße 9, 68309 Mannheim
3.0 stars -
"Statt den angeblich „besten Burgern Mannheims“ erwartete uns ein unspektakulärer, kulinarischer Western von gestern…" marcO74Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische
Besucht am 01.10.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Mit der von Familie Roth in dritter Generation geführten Bienwaldmühle an der Grenze zum Elsass verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Hier machte ich meiner Frau den Heiratsantrag. Hier feierte ich mit meiner Mutter im August 2022 ihren letzten Geburtstag. Es ist ein Ort, an den es mich immer wieder gerne verschlägt – und das nicht nur der „alten Zeiten“ wegen.
Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach einer Wanderung entlang der Lauter, die hier nur ein paar Meter entfernt vorbeifließt. Oder man verzichtet auf den Kalorienverbrauch im Vorfeld und kommt hier ganz gezielt in bestbürgerlicher Absicht vorbei. Das traditionsreiche Anwesen
Denn wer auf hausgemachte, handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachte deutsche Küche aus qualitativ guten Zutaten steht, dem sei ein regelmäßiger Besuch dieses familiengeführten Traditionsgasthofs ans Herz gelegt. Für uns ist ein Abstecher zu „unserer Mühle“ immer ein kleines kulinarisches Highlight, da hier unserer Vorliebe für delikate Wildgerichte gerne entsprochen wird.
Die legendären Rehnüsschen und der geschmorte Rehbraten aus dem benachbarten Bienwald gehören schließlich zum Standardrepertoire von Küchenchef Philipp Roth, der den elterlichen Betrieb 2010 übernahm und ihn seitdem zusammen mit seiner Frau Miriam mit Fingerspitzengefühl und Bodenhaftung erfolgreich weiterführt.
Die Modernisierung der Räumlichkeiten ist mittlerweile abgeschlossen und so kann man sich ganz aufs Kerngeschäft konzentrieren. Denn auch in den geschmackvoll renovierten Gasträumen munden die alten „Bienwaldmühlen-Klassiker“ wie etwa die Medaillons vom Lammrücken oder die Edelfischvariation an Rieslingsauce wie eh und je. Ein paar Empfehlungen der Saison hat man auch immer parat, was der Abwechslung auf dem Teller guttut.
Und bei gutem Wetter lässt es sich auf der hübsch angelegten Gartenterrasse ganz ausgezeichnet unter freiem Himmel genießen. Wir erwischten einen goldenen Oktobertag, der uns im Vorfeld mit Kind und Buggy durch unwegsames Bienwaldgelände führte. Da hätte ich mal lieber die Machete eingepackt…
Nach der kleinen „Exkursion“ in die Lauterniederung, hofften wir auf kulinarische Wiedergutmachung in unserer Lieblingsmühle. An jenem herrlichen Sonntagmittag war „Draußensitzen“ quasi Pflicht. Wir hatten Glück, dass auf der Terrasse noch ein Tisch für uns frei war, denn unsere Entscheidung, hier einzukehren, fiel recht spontan. Immer gut, wenn man die Chefin vom Service kennt. Goldener Herbsttag auf der Terrasse
Das letzte Mal saß ich hier bei schönem Wetter zusammen mit Mutter, um das Menü für ihren 70.Geburtstag zu besprechen. Natürlich bei einem leckeren Kalbsrahmschnitzel aus Philipp Roths Küche. Manchmal würde man gerne die Zeit zurückdrehen… Erinnerungen...
Wir saßen recht zentral auf der Terrasse, aber Gott sei Dank nicht komplett in der prallen Sonne. Die Vegetation um uns herum spendete angenehmen (Halb)Schatten. Bald hielten wir das Speisen- und Getränkeprogramm in den Händen und konnten dieses auch ganz entspannt studieren, da unser quirliges Mädel bereits mit anderen Kindern in Sichtweite interagierte. Ich hätte nie gedacht, dass beim Restaurantbesuch das Vorhandensein von geeignetem Spielgerät für Kinder einmal so einen hohen Stellenwert einnehmen würde. Wie sich die Zeiten doch ändern.
Natürlich bekam das Töchterchen wieder ihre dünn gemixte Apfelsaftschorle (0,25l für 3,30 Euro), während sich meine Frau und ich mit einer Flasche Mineralwasser der Marke Teinacher (0,7l für 5,30 Euro) begnügten. Das durchaus reizvolle Aperitif-Angebot des Hauses überblätterte ich geflissentlich. Bevor es mit den kulinarischen Evergreens so richtig losging, blieb ich bei der saisonalen Empfehlung des Tages hängen: Medaillons vom Hirschkalb mit glacierten Weintrauben, kräftiger Wild-Jus und hausgemachten Kroketten (31,90 Euro). Da fiel mir die Entscheidung leicht, denn die Chance auf eine solche Fleischspezialität von Hubertus Gnaden bekommt man schließlich nicht allzu oft.
Was für den Herrn der Hirsch, war für die Dame das Reh. Meine bessere Hälfte kam nämlich am geschmorten Rehbraten mit hausgemachten Kartoffelknödeln, Preiselbeeren und kleinem Beilagensalat (24,90 Euro) nicht vorbei. Das Töchterlein durfte sich an Spätzle mit Rahmsoße (5,90 Euro) von der Kinderkarte erfreuen. Welches zweijährige Kind kann da schon „Mag ich nicht!“ sagen?
Ich bin immer wieder von der gut bestückten und zudem äußerst fair kalkulierten Flaschenweinkarte begeistert. Die 2020er „Black Print“-Rotwein-Cuvée, stets eine verlässliche Bank für Freunde 14%iger Infarktbremsen, vom Ellerstadter Weinpapst Markus Schneider, lässt sich hier für sympathische 37 Euro entkorken. Das nicht viel länger dauernde, rote „Minutenglück“ von Mathias Kleinmann aus Birkweiler bekommt man hier für einen Euro mehr aus dem wohltemperierten Weinschrank geholt.
Ach, könnte man hier einen schönen Abend unter „Weingesinnten“ verbringen, denn auch die weißen Kreszenzen, wie z.B. der Grauburgunder „Letten“ Réserve vom Hainfelder Weingut Koch oder der Sauvignon Blanc „Sonnenberg“ vom VDP-Winzer Johannes Jülg aus Schweigen, sind von ausgesuchter Qualität und darüber hinaus erschwinglich bepreist. Vielleicht betritt ja mein Freund aus Bremen irgendwann mal wieder pfälzischen Boden und bringt gehörigen Weißweindurst mit…
Es dauerte nicht lange, da wurden uns zwei lecker angemachte Beilagensalate serviert. Ich war angenehm überrascht, denn von Salat war bei meinen Hirschmedaillons laut Karte gar keine Rede gewesen. Frisches Blattgrün traf auf ein von leichter Fruchtsüße (Himbeeressig!) bestimmtes Essig-Öl-Dressing mit großem Suchtpotenzial. Dementsprechend schnell waren unsere beiden Salatplatten geputzt. Zwei durch und durch gelungene „Blattbeiträge“ zum Auftakt, die richtig Laune machten.
Und uns die Zeit bis zu den Wildgerichten auf wohltuende Art und Weise verkürzten. Denn plötzlich lachten mich zwei butterzarte, von einer profunden Wild-Jus großzügig umspülte Medaillons vom Hirschkalb herz- und magenerwärmend an. Die mitgelieferten, glacierten Trauben gemahnten an die Zeit der Weinlese, die dank des sonnigen Septembers schon größtenteils abgeschlossen war. Die Medaillons vom Hirschkalb
Außerdem sorgten sie für ein paar fruchtsüße Momente, die sich sehr gut mit den edlen, perfekt medium gebratenen Filetstücken vom Hirschkalb vertrugen. Die tiefgründige Wild-Jus schmeckte nach formidablem Saucenhandwerk und wusste als süffige Unterlage für die wohl besten Kroketten weit und breit zu gefallen. Hirsch mit Soße!
Vier stattliche Exemplare meiner Roth‘schen Lieblingsbeilage wurden à part im Schälchen gereicht. Die Roth'schen Wonnebrocken aus Kartoffelmasse
Die umsichtige Dame, die uns bediente, gab mir zu verstehen, dass bei vorzeitigem Krokettenmangel gerne nachgeliefert werden würde. Ein Angebot, das wir in Anbetracht der großzügig mit Rahmsauce gefüllten Sauciere nicht ablehnen konnten. Rahmsoße satt
Denn auch die übriggebliebenen Spätzle unseres Töchterchens wollten wir ihrer Bestimmung überführen.
Ach ja, auch die Frau an meiner Seite war von ihrem Waidmannsteller restlos begeistert. Die Kombination aus mürbe geschmortem Rehbraten, erdig-dunkler Sauce, süßen Preiselbeeren und fluffigen Kartoffelknödeln der Marke „Eigenbau“ ging vollends auf. Der geschmorte Rehbraten fristete nur kurzzeitig ein "Schattendasein"
Solche kräftigen Leib- und Seelengerichte funktionieren schließlich nicht nur im Winter. Aber da – zugegebenermaßen – besonders gut.
Beim Nachtisch gingen wir quasi „all in“ und orderten einmal die Dessertvariation „Bienwaldmühle“ (9,90 Euro) für uns drei. Da war für jeden etwas dabei. Dessertvariation "Bienwaldmühle"
Mein Favorit war die herrlich lockere Mousse au Chocolat aus belgischer Schokolade. Unser eisverrücktes Töchterlein fand natürlich auch die beiden Kugeln Fruchtsorbet (Erdbeere und Aprikose) ganz klasse. Nicht zu vergessen das selbst hergestellte Nougat-Parfait, welches das Desserttrio cremig ergänzte. Schön fand ich übrigens auch die Auswahl an reifen Früchten, die den süßen Abschluss etwas auffrischten. Vun allem ebbes...
Was ein Glück, wenn man einen so schönen Herbsttag zusammen mit seiner Familie bei derart gelungenen Speisen verbringen darf. Die Bienwaldmühle ist und bleibt eine Pflichtadresse für Wildfleischfreunde und Hausmannskostgänger mit Anspruch. Die idyllische Lage direkt an der deutsch-französischen Grenze, das schmucke Anwesen (samt beschaulicher Außenterrasse) und der freundlich zugewandte Service gehören ebenfalls zu den großen Stärken dieses sympathischen Familienbetriebs. Viele gute Gründe also, um bald mal wieder dort aufzuschlagen…
Mit der von Familie Roth in dritter Generation geführten Bienwaldmühle an der Grenze zum Elsass verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Hier machte ich meiner Frau den Heiratsantrag. Hier feierte ich mit meiner Mutter im August 2022 ihren letzten Geburtstag. Es ist ein Ort, an den es mich immer wieder gerne verschlägt – und das nicht nur der „alten Zeiten“ wegen.
Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach... mehr lesen
4.5 stars -
"Behutsam modernisierter Traditionsgasthof, in dem nicht nur Reh und Hirsch besonders gut gelingen" marcO74Mit der von Familie Roth in dritter Generation geführten Bienwaldmühle an der Grenze zum Elsass verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Hier machte ich meiner Frau den Heiratsantrag. Hier feierte ich mit meiner Mutter im August 2022 ihren letzten Geburtstag. Es ist ein Ort, an den es mich immer wieder gerne verschlägt – und das nicht nur der „alten Zeiten“ wegen.
Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach
Geschrieben am 23.02.2024 2024-02-23| Aktualisiert am
25.02.2024
Besucht am 27.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Wo es Napoleon (Herbst 1805) und Shaneymac (Sommer 2022) geschmeckt hat, da wollten auch wir auf dem Weg nach Österreich eine gehaltvolle Mittagsrast einlegen. Immer schön, wenn Portal-Kollegen den ein oder anderen Tipp raushauen, der einem dann sogar taugt. In unserem Falle nutzten wir die gut beleumundete Einkehradresse knapp neben der A8 sogar gleich zweimal, nämlich auf dem Hin- und Rückweg zum bzw. vom Bregenzerwald, unserer Lieblingsregion in der mittlerweile nicht mehr (zu) „kurz“geratenen Alpenrepublik.
Über das ganze Drumherum des feudalen Anwesens hat sich der wortgewaltige Vorrezensent bereits in epischer Länger ausgelassen. Auch den jungen, teilweise stoisch agierenden Servicemitarbeiter im Heavy-Metal-Shirt hat dieser ausreichend gewürdigt. Da uns dieser beim ersten Besuch auch beehrte und wir die nahezu gleichen Erfahrungen mit ihm machten, kann ich die diesbezüglich kolportierten Schilderungen des GG-Kollegen nur bestätigen.
Das Gasthaus ist riesig und bietet Platz für ganze Busladungen voller Touristen und Pilger. Das feudale Anwesen
Die auf dem „Heiligen Berg“ von Oberelchingen thronende, ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul – ein Wallfahrtsort nicht nur für Fleischgesinnte – liegt schließlich nur einen Steinwurf von den Klosterbräustuben entfernt und kann im Rahmen eines kleinen Verdauungsspaziergangs nach dem Essen problemlos zu Fuß erkundet werden.
Bei unserem ersten Besuch saßen wir in der rund 70 Sitzplätze fassenden Stube direkt am Fenster und blickten auf das geschäftige, sonntägliche Treiben zwischen dem Ausschanktresen und der dahinter befindlichen Küche. Die rustikale Stube
Hier inmitten der bayrisch-schwäbischen Provinz, wo der Herrgottswinkel deutlich sichtbar über der Theke hängt und man mit einem herzlichen „Grüß Gott“ begrüßt wird, scheint die Gasthauswelt noch halbwegs in Ordnung zu sein. Klassisches Wirtshausambiente
Die Preise waren es auf jeden Fall, wie mir der Blick in den übersichtlich angelegten Schmankerlkatalog gleich verriet. Die nicht nur in Solingen gerne weggelöffelte Flädlesuppe bekommt man hier noch für anständige 4,80 Euro. Und auch der legendäre Klosterbraten mit Biersoße und Semmelknödel sprengt mit 14,80 Euro keinesfalls das Urlaubsbudget. Jener kam an diesem Sonntag frisch aus dem Ofen, wie die Empfehlungstafel neben der Eingangstür frohlockte. The legendary "Klosterbraden"
Da gab es bei mir und meiner Frau dann auch kein langes Überlegen. Der wurde zweimal geordert, gegessen und – wen wundert’s – für „sau“gut befunden. ...einfach mal Schwein haben!
Außen knusprig, innen saftig. So lasse ich mir köstlich marinierte Stücke vom Schweinekamm gerne gefallen. Mit einem stattlichen Semmelknödel ausgerüstet, war das auch von der Portion her eine völlig ausreichende Hausmannköstlichkeit, deren leichte Kümmelnote sich mit der dunklen Biersoße ins beste Benehmen setzte. Schweinebraten mit Natur-Biersoße und Semmelknödel
Der kleine Beilagensalat, den sich meine Gattin noch dazu bestellt hatte, beruhigte ihr grünes Gewissen und kündete von frischem Blattwerk und soliden Rohkostbarkeiten (Weiß- und Rotkraut, Karotte, Gurke). Beilagensalat
Die Jüngste am Tisch machte derweil Bekanntschaft mit der teiggewordenen „Biene Maja“ (4,80 Euro). So jedenfalls nannte man in den Klosterbräustuben Spätzle mit Rahmsoße in der Kinderportion.
Ein großes Glas (0,4l) Augsburger Mineralwasser der Marke „Mozartquelle“ erfrischte ganz „fortissimo“ für nachvollziehbare 3,50 Euro, die kleine Apfelsaftschorle für unser Töchterchen (Lieblingsgetränk) kam in der 0,2l-Version auf den gleichen Preis. Mein Radler (0,3l für 3 Euro) war mit Bier von Augsburger Riegele Brauerei gemischt und genau das Richtige zur deftigen Schwabenkost.
Bei unserem Halt auf dem Rückweg – auch wieder an einem Sonntagmittag – platzierte man uns im nicht minder rustikal eingerichteten Nebenzimmer, das sich an die Stube anschloss. Auch hier war ganz schön was los. Der gute Ruf der Klosterbräustuben, in denen von 11.30 Uhr bis 21.30 Uhr durchgehend warme Küche angeboten wird, schien – dem Dialekt nach zu urteilen – auch bei vielen Gästen aus der näheren Umgebung Gehör zu finden.
Eine größere Gesellschaft feierte am Nebentisch, der zu einer längeren Tafel gestreckt war, Geburtstag. Die Stimmung war „typically wirtshauslike“ und wir fühlten uns mittendrin statt nur dabei. Einfach schön, wenn um einen herum zünftig zugelangt wird. Da kommt der Appetit von ganz allein.
Diesmal stand Kalbsrahmbraten mit Spätzle (21,80 Euro) auf der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen und natürlich griff ich den Vorschlag des Tages aus der Küche gerne wieder auf. Meine Frau wagte sich indes an das Bierkutschergeröstel (14,80 Euro) aus dem Standardrepertoire des von Otto Schweizer und Claudia Baumeister geführten Traditionsbetriebes. Unsere Kleine schulten wir in Sachen Mundraub, denn sie durfte Bekanntschaft mit einem kindgerechten Räuberteller machen. Ihr Hunger hielt sich jedoch in Grenzen.
Da mir ein wenig Koffein ganz guttat, tauschte ich diesmal den Radler gegen eine große Cola (0,4l für 4,20 Euro) ein. Die Mädels blieben stoisch bei Mineralwasser und Apfelsaftschorle. Cola ist für mich als notorischer Kaffeeverweigerer eine seltene, aber nicht ihre Wirkung verfehlende Alternative zum heißen Filtergetränk. Würde ich sogar öfter trinken, wenn da nicht der hohe Zuckergehalt wäre.
Auf dem Geröstel-Teller meiner Herzensdame ging es herzhaft zur Sache. Das Bierkutschergeröstel
In der Pfanne gegrilltes Schweinebratenfleisch (vom Nacken) kam mit Speck, Zwiebeln und Kartoffeln vermengt und mit reichlich Biersoße süffig unterfüttert auf die Platte. Dem nicht genug, besetzte ein ansehnlicher Sauerkrauthügel ein gutes Viertel der üppig gefüllten Spachtelunterlage.
Der alten Liebe der Deutschen zu reichlich Soße wurde hier mit Nachdruck entsprochen. Meiner Gattin war das dann aber doch ein „Bisschen“ zu viel des guten Schweinespecks. Ein Teil dieses großzügig portionierten Schwabenstreichs ging an ihren Ehemann, der mit seinem angenehm durchwachsenen Stück vom Kalbsrahmbraten auch keine einfache Fleischaufgabe zu bewältigen hatte. Kalbsrahmbraten mit Spätzle
Zumal auch hier die Soßenkelle großzügig zum Einsatz gekommen war. Die wahrscheinlich aus der Massenteigwarenhaltung stammenden Spätzle taten geschmacklich wenig zur Sache und stellten sich ganz in den Dienst der Sättigung. Ein echtes Schwabenschmankerl!
Diese war auch bald erreicht, weshalb auf einen süßen Nachtisch dankend verzichtet wurde. Dem Ruf der heimatlichen Pfalz folgend, verließen wir gut gestärkt dieses sympathische Gasthaus, das uns zweimal mit deftiger Hausmannskost versorgte. Unser Fleischhunger war danach für ein paar Tage gestillt.
Die Klosterbräustuben sind eine gutbürgerliche Alternative zu den üblichen Tank- und Rastgesellen. Genügend Hunger ist hier jedoch allererste Einkehrpflicht, denn die Portionen sind nicht gerade schüchtern. Der Service tut sein Bestes und das etwas altbacken wirkende Wirtshausambiente kann mit sympathischer Provinzialität punkten.
Sollte uns auf der Fahrt in den diesjährigen Pfingsturlaub, der uns mal wieder in den Bregenzerwald führen wird, der Sinn nach handfester Hausmannskost stehen, würde ich bei Oberelchingen sofort wieder den Blinker setzen und in den Klosterbräustuben zu Mittag essen.
Wo es Napoleon (Herbst 1805) und Shaneymac (Sommer 2022) geschmeckt hat, da wollten auch wir auf dem Weg nach Österreich eine gehaltvolle Mittagsrast einlegen. Immer schön, wenn Portal-Kollegen den ein oder anderen Tipp raushauen, der einem dann sogar taugt. In unserem Falle nutzten wir die gut beleumundete Einkehradresse knapp neben der A8 sogar gleich zweimal, nämlich auf dem Hin- und Rückweg zum bzw. vom Bregenzerwald, unserer Lieblingsregion in der mittlerweile nicht mehr (zu) „kurz“geratenen Alpenrepublik.
Über das ganze Drumherum des feudalen... mehr lesen
4.0 stars -
"Wenn der Hausmann zweimal kostet…" marcO74Wo es Napoleon (Herbst 1805) und Shaneymac (Sommer 2022) geschmeckt hat, da wollten auch wir auf dem Weg nach Österreich eine gehaltvolle Mittagsrast einlegen. Immer schön, wenn Portal-Kollegen den ein oder anderen Tipp raushauen, der einem dann sogar taugt. In unserem Falle nutzten wir die gut beleumundete Einkehradresse knapp neben der A8 sogar gleich zweimal, nämlich auf dem Hin- und Rückweg zum bzw. vom Bregenzerwald, unserer Lieblingsregion in der mittlerweile nicht mehr (zu) „kurz“geratenen Alpenrepublik.
Über das ganze Drumherum des feudalen
Geschrieben am 19.02.2024 2024-02-19| Aktualisiert am
20.02.2024
Besucht am 18.08.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 76 EUR
Diese in Leuchtschrift ans rustikale Mauerwerk aus Sandstein genagelte Aufforderung an die Gäste ist nur eine von vielen Besonderheiten der seit 1988 an der Weinstraße 66 existierenden, urgemütlichen Weinstube Mathis. Pfälzer Motto für mehr Frieden in der Welt
Fast könnte man meinen, dass der sympathische Betreiber Jakob Mathis, Sohn des mittlerweile im verdienten Ruhestand befindlichen Pfälzer Urgesteines Wilfried Mathis, die Welt mit den hauseigenen Weinen ein Stück weit besser machen möchte. Wer kann ihm das in Zeiten wie diesen verdenken?
Wer jemals in diesem weinseligen Südpfälzer Vorzeigefamilienbetrieb zu Gast war, kommt höchstwahrscheinlich wieder oder denkt zumindest noch eine ganze Weile gerne daran zurück. Denn solche hausmannsköstlichen Lokalitäten, die den Charme vergangener Zeiten ausstrahlen, werden auch in der „Toskana Deutschlands“ immer weniger.
Nicht nur weinaffine Pfalztouristen vermissen solch liebgewonnene Einkehradressen wie beispielsweise den „Kommerzienrat“ (Neustadt-Gimmeldingen), die Weinstuben „Jede“ und „Zum Mandelpfad“ (Rohrbach), die „Alte Kelter“ (Landau-Mörzheim) oder die Weinstube „Hahn“ (Landau-Arzheim). Die Liste der mittlerweile nicht mehr existierenden Weinlokale mit kulinarischem Anspruch und entsprechender Qualität ließe sich noch weiter fortsetzen.
Sie fehlen auf der gastronomischen Landkarte unserer Region und gestalten die Suche nach authentischer Pfalzkost mit Niveau nicht gerade einfacher. Klar, kann man sich in eine von vielen, zumindest am Wochenende noch bewirtschafteten Pfälzerwaldhütten begeben und dort für kleines Geld dem üppigen Pfälzer Teller die hungrige Stirn bieten. Aber wer eine etwas gediegenere Atmosphäre bei Saumagen und Leberknödel bevorzugt, der muss sich schon ein wenig auskennen. Oder einen kennen, der sich auskennt.
In diesem Fall kannten die beiden Pfalztouristen aus dem Bergischen jemanden. Und so kam es, dass wir an einem warmen Freitagabend Mitte August nach zuvor getätigter telefonischer Reservierung zu dritt in Klingenmünster an der legendären „Wine-Route Sixty-Six“ haltmachten Get your kicks - on wine route sixty-six!
und nur zu gerne auf der hübsch angelegten Weinterrasse der Familie Mathis Platz genommen hätten. Da es auf jener noch zuging wie auf einem gut besuchten Weinfest, mussten wir uns kurz gedulden und wurden in der nostalgischen Stube „geparkt“. Drinnen in der urgemütlichen Stube Lauschiges Eck neben dem nostalgischen Kaminofen
Diese hätte mir als altem Weinstubengänger natürlich auch zugesagt, aber meine beiden Solinger Gäste wollten unbedingt unter freiem Himmel dinieren. Nur ein nichtrauchender Schelm wie ich, vermutete später, dass dieser Wunsch wohl auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem regelmäßigen Nikotinkonsum meiner beiden Begleiter stand.
Besonders von dem gestandenen Kulinaristen zu meiner Rechten hätte ich da mehr Rücksichtnahme erwartet. Aber da man auch in der Pfalz seine Gäste wie Könige behandelt, versuchte ich geflissentlich darüber hinwegzuatmen, was mir nur leidlich gelang.
Nun gut, später beim nicht ganz so flachen Anstieg durch den Wald auf die Madenburg – dort spielte noch zu später Stunde die Musik – rächten sich die vielen Inhaliersünden meiner beiden Begleiter. Besonders Häuptling „Rauchender Rezensent“ keuchte ganz schön beim 30minütigen Fußmarsch auf die Burg meiner schönsten Erinnerungen. Vielleicht sollte er dieses Hobby irgendwann aufgeben, so jedenfalls mein Gedanke während unserer kurzen Wanderetappe im dunklen Eschbacher Wald.
Das Speisenangebot zeigte sich angenehm reduziert ohne dabei auf Traditionsgerichte früherer Tage gänzlich zu verzichten. Mit dem Königskotelett in Rotwein und den nach altem Hausrezept hergestellten Bratwürsten mit Sansibar-Pfeffer hatte man nach wie vor zwei echte Mathis-Klassiker auf der im Klemmbrett steckenden Liste.
Der mit den üblichen drei Schweinereien (Bratwurst, Saumagen und Leberknödel) bestückte „August-Becker-Teller“ von einst hieß jetzt „Pälzer Platt“ und konnte gegen Aufpreis um Bratkartoffeln oder Kartoffelstampf erweitert werden. „Mooshammer’s Lieblingsgericht“ – zwei gebratene Leberknödel mit Dornfelder Zwiebeln, Sauerkraut und Bratkartoffeln – fiel wahrscheinlich genau wie der „Schiefe Sack“ und das mit Münsterkäse gefüllte Cordon Bleu durchs zeitgeistige Raster.
Na wenigsten hatte Oma’s Schweinebraten mit Gemüse, Spätzle und Pfefferrahmsoße überlebt. Dagegen wurden das Winzersteak und die Rinderrouladen von König Rumpsteak mit Schmorzwiebel- oder Pfefferrahmgefolge aus der Speisensammlung verdrängt. Dafür hätten wir uns an jenem lauschigen Abend im August geschmorte Ochsenbäckchen mit Karottengemüse, Zwiebelmarmelade und Kartoffelstampf schmecken lassen können.
Doch für eine solch kräftige Schmorspeise war es schlicht und ergreifend zu sommerlich. Zumal sich die ständige Begleitung des Herrn aus Solingen schnell mit Roter Beete und Büffelmozzarella in Honig-Senf-Sauce (10 Euro) anfreundete, während der einstige Verfasser unterhaltsamer Rezensions-Romane (auf diesem Portal) das mit Thunfischsauce und Kapern kredenzte „Bullen-Tonnato“ (10 Euro) vorweg und die „Pälzer Platt“ mit Sauerkraut, deftiger brauner Soße und Brotbeilage (16 Euro) als Hauptgericht für sich proklamierte.
Ich hatte mal wieder einen Rückfall in Sachen kulinarischer Vergangenheitsbewältigung und orderte „der guten alten Zeiten wegen“ das Bratwurst-Duo mit Bratkartoffeln, Sauerkraut und Apfelmeerrettichsoße (16 Euro). Getrunken wurde natürlich auch etwas. Eine kalte Riesling-Schorle aus dem Dubbeglas wurde schnell zur obersten Terrassenpflicht erklärt.
Der Wein stammt hier übrigens ausschließlich von Ingo Mathis, dem älteren Bruder von Jakob, dessen Weinberge in den Lagen Maria Magdalena (Klingenmünster) und Heuchelheimer Herrenpfad beheimatet sind. Ingo Mathis versteht sein Weinhandwerk und baut seine guten Tropfen am liebsten „trocken“ aus. Mein Gegenüber probierte das ein oder andere Gläschen in weiß und lobte die Qualität der verkosteten Rebsäfte.
Zum gekochten Jungbullenfleisch mit Thunfischcrème und Kapern-Topping Der übersichtlich angelegte Tonnato-Teppich
gesellten sich ein paar Scheiben eines rustikalen Roggensauerteigbrots, das aller „Ähren“ wert war. Gutes Roggensauerteigbrot
Der mit etwas Zitronenabrieb veredelte Tonnato-Teppich sah ansprechend aus und mundete meinem Tischgenossen ganz vorzüglich wie er mir mehrfach versicherte. Das Bullen-Tonnato
Unsere Hauptgerichte ließen trotz voller Hütte auch nicht mehr lange auf sich warten. Mit meinen beiden aromatischen Pfefferwürsten war ich hochzufrieden. Auch das Sauerkraut und die Bratkartoffeln gelangen tadellos. Letztere hatten eine angenehme Majoran-Note. Sie kamen dezent knusprig und mit der richtigen Portion Salz aus der Butterpfanne. Gut gepfefferte Bratwürste mit Bratkartoffeln, Sauerkraut und Apfel-Meerrettichsoße
Der mit Apfelstücken gespickten Meerrettichsoße hätte dagegen etwas mehr „Wumms“ gutgetan – ich mag es einfach, wenn die Schärfe vom Kren das Stammhirn kitzelt –, konnte aber als süffiger Beiguss zu den gut gepfefferten Würsten dennoch überzeugen. Tolle Kombi, die gut sättigte!
Der Mann neben mir erfreute sich indessen an seinem schweinernen Pfalztrio, das von reichlich dunkler Soße überzogen war. Die heilige Dreifleischigkeit aus der Pfalz!
Auch hier trafen erstklassige Fleischerei-Erzeugnisse auf fachkundig zubereitetes Sauerkraut, das nach ausreichend langem Verbleib im Topf schmeckte. Die in der Pfanne angebratene Saumagenscheibe kam mit ordentlichem Kartoffelgehalt aufs Porzellan und hatte auch ihre knusprigen Momente.
Ein besonderes Highlight war jedoch der hoch oben auf dem Sauerkrauthügel kauernde Leberknödel, der geschmacklich und texturell keinerlei Wünsche offenließ. Der Pfalztourist mit dem lustigen Elsass-T-Shirt schnalzte mehrfach mit der Zunge und genoss jeden einzelnen Happen seines deftigen Regionaltellers, der ihm, zusammen mit einem trockenen Riesling genossen, völlig ausreichte, um rundum zufrieden festzustellen, dass es sich hier an der Weinstraße doch ganz gut leben lässt. Die urige Weinstube am Abend
Lebhaft ging es übrigens auch später noch auf der Madenburg zu. Zu den einfallsreich interpretierten Cover-Versionen des lediglich mit akustischer Gitarre auftretenden Künstlers wurde natürlich noch der ein oder andere Rieslingschorle „gepätzt“. Mit einem fantastischen Ausblick auf die Rheinebene by night und guten Gesprächen über unsere musikalischen Vorlieben ging der Abend entspannt zu Ende. Mit Handylampen und Headlamp bewaffnet, meisterten wir den Rückweg zum Parkplatz problemlos.
Diese in Leuchtschrift ans rustikale Mauerwerk aus Sandstein genagelte Aufforderung an die Gäste ist nur eine von vielen Besonderheiten der seit 1988 an der Weinstraße 66 existierenden, urgemütlichen Weinstube Mathis.
Fast könnte man meinen, dass der sympathische Betreiber Jakob Mathis, Sohn des mittlerweile im verdienten Ruhestand befindlichen Pfälzer Urgesteines Wilfried Mathis, die Welt mit den hauseigenen Weinen ein Stück weit besser machen möchte. Wer kann ihm das in Zeiten wie diesen verdenken?
Wer jemals in diesem weinseligen Südpfälzer Vorzeigefamilienbetrieb zu Gast war,... mehr lesen
4.0 stars -
"Trinkt Wein und liebt euch!" marcO74Diese in Leuchtschrift ans rustikale Mauerwerk aus Sandstein genagelte Aufforderung an die Gäste ist nur eine von vielen Besonderheiten der seit 1988 an der Weinstraße 66 existierenden, urgemütlichen Weinstube Mathis.
Fast könnte man meinen, dass der sympathische Betreiber Jakob Mathis, Sohn des mittlerweile im verdienten Ruhestand befindlichen Pfälzer Urgesteines Wilfried Mathis, die Welt mit den hauseigenen Weinen ein Stück weit besser machen möchte. Wer kann ihm das in Zeiten wie diesen verdenken?
Wer jemals in diesem weinseligen Südpfälzer Vorzeigefamilienbetrieb zu Gast war,
Geschrieben am 18.02.2024 2024-02-18| Aktualisiert am
18.02.2024
Besucht am 18.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Ein kaputtes ipad – das Töchterchen dachte es wäre ein Trampolin – führte mich an einem warmen Freitagmittag nach Speyer zum „Apfel-Laden“ meines Vertrauens. Die Chance, in dessen Innenhof das Vehikel kostenlos zu parkieren, ließ ich mir nicht entgehen, denn diese bekommt man im Zentrum der Domstadt nicht allzu oft.
Da mein Magen knurrte und die Zeit nach einem kurzen „Schliff“ beim „Barbier um die Ecke“ noch einen kleinen Mittagslunch zuließ, spazierte ich frisch rasiert in Richtung Schützenstraße, wo sich seit August 2019 ein mir bis dato unbekanntes vietnamesisches Restaurant in der altehrwürdigen Zisterne niedergelassen hat. Der Eingang zum nostalgischen Kellergewölbe
Meine gute Erfahrung im „Le Cyclo“ – ebenfalls ein empfehlenswertes vietnamesisches Lokal in Speyer – vor rund 5 Jahren im Hinterkopf und eine bemerkenswerte 4,6 im Google-Schnitt machten mir die Entscheidung leicht, mal wieder auf fernköstliche Verpflegung am Mittag zu setzen.
Außerdem war es sehr warm, weshalb ich ein Essen im kühlen Gewölbekeller aus dem 15.Jahrhundert schon allein aus klimatischen Gründen in Erwägung zog. Der neben dem Restaurant befindliche, mit reichlich Blumenschmuck ausstaffierte Biergarten, Nicht gerade unverblümt: der Eingang zum Biergarten
war zwar geöffnet, dennoch zog ich es vor, im angenehm temperierten Souterrain zu speisen.
Im mit reichlich Asia-Deko ausgestatteten „Domstadt-Dungeon“ ging es sehr entspannt zu. Die meisten Gäste wollten bei dem guten Wetter lieber draußen schwitzen. Schnell kam ich mit dem Inhaber des Ladens, der mich sehr freundlich empfing und einwandfrei umsorgte, ins Gespräch. Für einen kommunikativen Alleinesser wie mich immer eine willkommene Gelegenheit, die Lage vor Ort besser kennen und einschätzen zu lernen. Im mit viel Asia-Deko ausgestatteten "Domstadt-Dungeon"
Auf einem gut gepolsterten, schweren Holzstuhl sitzend, musste ich beim Anblick der mich umgebenden Asia-Folkore schon ein wenig schmunzeln. Was wohl der Weltenbummler aus Saarbrücken zu dieser kulissenhaften „Ho-Chi-Minh-Höhle“ gesagt hätte. Wahrscheinlich ging er hier bereits als Zeppelinschüler ein und aus. Mit einem Brezel in der einen und einem Schoppe(n)glas in der anderen Hand versteht sich…;-) Hatte dennoch seinen eigenen Charme...
Ihm zu Ehren hätte ich mich fast für die traditionelle Pho entschieden, aber bei der warmen Witterung wollte ich dann doch keine schweißtreibende Flüssignahrung zu mir nehmen. Eher was Knuspriges zum Dippen vorweg und was Kurzgegrilltes mit Salat zur leichten Sättigung schwebte mir vor. Am Abend stand ja noch gehaltvolle Weinstubenkost mit zwei Pfalztouristen aus dem Bergischen auf dem Programm.
Ein Blick in die Speisenkarte brachte Klarheit. Zwei kross frittierte, mit Glasnudeln, Gemüse und Hühnerfleisch gefüllte Frühlingsrollen, die man hier als „Hanoi Rolls“ (6,50 Euro) bezeichnete, sollten als Vorspeise fungieren. Von der Mittagskarte wählte ich den gegrillten Schweinebauch mit Reisnudeln und Salat für preisgünstige 9,50 Euro. Besonders auf dieses mit traditioneller vietnamesischer Limetten-Sauce servierte „Bun Thit Nuong“ war ich gespannt.
Eine gut gekühlte Flasche Vio Medium Mineralwasser (0,75l für 5,20 Euro) gesellte sich ebenfalls dazu. Man(n) war ja durstig. Dann hatte ich ein wenig Zeit, mir die Szenerie vor Ort etwas genauer anzuschauen. Nach meiner Exkursion zu den etwas in die Jahre gekommenen Nassräumen – da sollte man wirklich mal über eine Sanierung nachdenken – bestaunte ich die von der Decke baumelnde Lampion-Landschaft des schlauchartigen Gewölbeabteils zu meiner Linken.
Die ungenutzten, mit Stroh überdachten Buffetvorrichtungen beherbergten einen ganzen Berg von Fruchtattrappen, bei denen anscheinend der Deko-Zweck die fragwürdigen Mittel heiligte. Sicherlich Geschmackssache, aber meiner Meinung nach waren die quietschbunten Staubfänger aus Kunststoff – typische China-Gadgets – komplett entbehrlich. Generell täte dem Interieur des Loi Xua weniger Deko-Schnickschnack gut. Die historischen Räumlichkeiten würden ohne den ganzen Tinnef noch einladender wirken.
Zur Überbrückung der Zeit bis zu meinen Knusperrollen blätterte ich noch ein wenig im Speisenprogramm, dessen verheißungsvoll klingende Spezialitäten vom Holzkohlegrill mich besonders ansprachen. Jedenfalls ist das vietnamesische BBQ mit Entrecôte vom Rind, Lachs, Black Tiger Garnelen, Hähnchenfilet oder mariniertem Schweinebauch für den nächsten Besuch im Loi Xua bereits vorgemerkt.
„Hanoi, hat des geknuschbert!“ hätte man in Karlsruhe und Umgebung nach dem Verzehr der kross frittierten „Lenzrouladen“ begeistert festgestellt. "Hanoi, hat des geknuschbert!"
Und fürwahr gerieten die köstlich gefüllten Hanoi-Rollen durchaus „anNembar“. Die Frühlingsrollen
In die mitgelieferte Limetten-Fischsauce getunkt, war das ein knusprig-süffiges Fingerfood der besseren Art. Die knusprigen "Lenzrouladen" konnten was...
Nur der dazu gereichte Krautsalat war nicht so mein Ding und blieb deshalb weitgehend unangetastet auf dem Teller zurück.
Noch besser gefiel mir mein Hauptgericht von der Mittagskarte. Der Schweinebauch am Spieß
Zwei mit gegrilltem Schweinebauch bestückte Spieße lagen auf einem Hügel Reisnudeln. Daneben türmte sich ein ansehnlicher Wall aus frischen, mit ein wenig Rohkost vermengten Eisbergsalat-Schnipseln. Der Salat war mit einer leicht süßlichen Vinaigrette angemacht. „Bun Thit Nuong“ in der Lunchportion
Bei den Reis-Spaghetti bedurfte es der mitgelieferten Limetten-Soße, um ihnen ein wenig mehr Geschmack zu verleihen. Die Schweinebauchspieße wurden vor dem Grillen in Honig, Zitronengras und Milch mariniert. Die leichte Süße passte gut zu den saftigen Spießgesellen vom Holzkohlegrill. Toll marinierte Spießgesellen
Erinnerungen an längst vergangene BBQ-Zeiten auf meinem Balkon in Steinweiler wurden wach...
Für knapp unter 10 Euro war das eine absolut ausreichende Mittagsportion, an der es auch geschmacklich kaum etwas auszusetzen gab. Nach einem netten Schwätzchen mit dem Inhaber und Serviceleiter des Loi Xua verließ ich gut gesättigt das kühle Kellergewölbe und genoss den kurzen Spaziergang zurück in die Karmeliterstraße, wo mein Auto stand.
Abends ging es dann mit pfalzaffinen Wiederholungstätern zuerst in eine urige Pfälzer Weinstube und danach auf eine der schönsten Burgen, die ich kenne. Dort ging es nämlich – wie jeden Freitagabend im Sommer – auf musikalische Weise „unplugged“ zu, weshalb das alte, über dem Weinort Eschbach thronende Gemäuer von vielen Musik- und Schorleliebhabern an diesem Abend erwandert wurde. In vielerlei Hinsicht ein passender Schlusspunkt...
Ein kaputtes ipad – das Töchterchen dachte es wäre ein Trampolin – führte mich an einem warmen Freitagmittag nach Speyer zum „Apfel-Laden“ meines Vertrauens. Die Chance, in dessen Innenhof das Vehikel kostenlos zu parkieren, ließ ich mir nicht entgehen, denn diese bekommt man im Zentrum der Domstadt nicht allzu oft.
Da mein Magen knurrte und die Zeit nach einem kurzen „Schliff“ beim „Barbier um die Ecke“ noch einen kleinen Mittagslunch zuließ, spazierte ich frisch rasiert in Richtung Schützenstraße, wo sich... mehr lesen
Loi Xua | Restaurant in der alten Zisterne
Loi Xua | Restaurant in der alten Zisterne€-€€€Restaurant06232 6221970Schützenstr. 21A, 67346 Speyer
4.0 stars -
"Ein knusprig-schweinisches Vergnügen im angenehm kühlen Gewölbekeller" marcO74Ein kaputtes ipad – das Töchterchen dachte es wäre ein Trampolin – führte mich an einem warmen Freitagmittag nach Speyer zum „Apfel-Laden“ meines Vertrauens. Die Chance, in dessen Innenhof das Vehikel kostenlos zu parkieren, ließ ich mir nicht entgehen, denn diese bekommt man im Zentrum der Domstadt nicht allzu oft.
Da mein Magen knurrte und die Zeit nach einem kurzen „Schliff“ beim „Barbier um die Ecke“ noch einen kleinen Mittagslunch zuließ, spazierte ich frisch rasiert in Richtung Schützenstraße, wo sich
Geschrieben am 13.02.2024 2024-02-13| Aktualisiert am
14.02.2024
Besucht am 17.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 79 EUR
Wer dem gemeinen Pfalztouristen den Pfälzerwald schmackhaft machen möchte, der fährt zur Burg Lindelbrunn, einer mittelalterlichen Ruine, die keck über dem rund 600 Einwohner zählenden Örtchen Vorderweidenthal thront und ein beliebtes Ausflugsziel für Freunde des gepflegten Fernblicks darstellt.
Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen, etwas steileren Abschnitte mühelos bewältigt werden können.
Neben der wunderschönen Aussicht auf die bewaldeten Hügel und die gut versteckten, roten Sandsteinfelsen der Umgebung, zählt die Existenz eines sehr empfehlenswerten, am Fuß der Lindelbrunn gelegenen Ausflugslokals zu den Hauptargumenten für einen Abstecher nach Vorderweidenthal.
Denn hat man erst einmal die recht enge, kurz vor dem Örtchen abzweigende Straße passiert, wartet dort nicht nur ein ausreichend großer Wanderparkplatz, sondern eben auch das nach dem Pfälzer Forstwissenschaftler Heinrich Cramer benannte Cramerhaus. Was im Jahr 1934 als einfache Wanderhütte begann, entwickelte sich in der Folgezeit zu einer veritablen Waldgaststätte, in der sich Wanderer und Erholungssuchende bei gutbürgerlicher Pfalzküche stärken können. Da geht's rein ins Cramerhaus!
Zwei Jahrzehnte lang wurde das Cramerhaus, das auch 13 Doppel- und Dreibettzimmer sowie ein großzügiges Apartment für Übernachtungsgäste bereithält, von Inge und Mathias Becker mit viel Herzblut geführt und zu dem gemacht, was es heute ist. 2022 verkaufte die Familie Becker ihr Schmuckkästchen an Jean-Pierre Baron, den Geschäftsführer der Pro Jagdkonzept GmbH.
Zusammen mit seinem Kompagnon und Freund aus Schultagen Uli Osterheld, der mit seiner Familie im benachbarten Forsthaus wohnt, führt er seitdem das idyllisch gelegene Traditionslokal. Und das nach wie vor mit großem Erfolg.
Schuld daran ist vielleicht auch das neue Konzept, bei dem verstärkt auf Wildfleisch aus der eigenen Jagd gesetzt wird. Die Jagdhütte befindet sich schließlich nur ein paar Meter weiter und mit den beiden neuen Betreibern, zwei passionierten Jägern und Jagdkonzeptlern, war dieser Schritt nur logisch.
Genug der Vorgeschichte und hinein ins schmucke Anwesen. Es war Mitte August und wir zeigten zwei Pfalzbesuchern, wie schön unsere Heimat ist. Nachdem wir sie den Weg zur Burg hinauf und wieder hinunter gescheucht hatten, kehrten wir spontan im Cramerhaus ein.
Es war ein herrlicher Sommertag und auf der großen, kinderfreundlich angelegten Gartenterrasse ging es sehr beschaulich zu. Draußen im Grünen Pfälzerwald-Idylle pur!
Nun, es war Ferienzeit und das Wetter passte, aber unter der Woche hält sich der Ansturm meist in Grenzen.
Wir nahmen draußen auf leidlich bequemem Gartengestühl Platz und durchblätterten die bereits ausliegenden Speisen- und Getränkekarten. Bestellt wird hier übrigens drinnen an der Theke. Wenn der mitgegebene Pager bzw. das „Bing-Gerät“ (Danke Manowar!) brummt, macht man sich auf den Weg, um das bestellte Essen abzuholen. Die Getränke erhält man dagegen gleich nach Bestellung an der Theke ausgehändigt. Damit auch ja keiner verdurstet. Drinnen geht es rustikal zu
Ich gönnte mir an jenem sonnigen Donnerstagmittag eine gut gekühlte Rieslingschorle. Natürlich aus dem Schoppenglas – alles andere würde ja auch den Pfälzer Schorlegott erzürnen. Dieser wird hier übrigens für (noch) faire 4,50 Euro unters durstige Volk gemischt. Um mich herum ging es dagegen alkoholfrei zu. Der halbe Liter Mineralwasser wurde mit 3 Euro berechnet.
Ein Glas Apfelschorle fürs Töchterlein (0,3l für 3,30 Euro) und eine große Kirschschorle (0,5l für 4,50 Euro) fanden ebenfalls den Weg an unseren Tisch. Irgendjemand kippte sich auch noch ein alkoholfreies Weizenbier (0,5l für 4,50 Euro) rein. Pfui Deiwel!
Beim Essen sollte es bald wesentlich wilder zugehen. Für die Dame mit halbem Hunger gab es einen kleinen Wurstsalat mit Brot (8,50 Euro), ihr ständiger Begleiter ergötzte sich an einem deftigen Wildragout mit Spätzle und Salat (18,90 Euro), einem waschechten Waidmannsteller nach Art des Hauses. Ordentlicher Waidmannsteller!
Dem Pfalznovizen gefiel sein süffiges Schmorgericht und auch seine Lebensabschnittsgefährtin schien mit ihrem sauer angemachten, mit reichlich Zwiebel und Gurke versehenen Wurstsalat ziemlich zufrieden zu sein. Der kleine Wurstsalat mit Brot (für den kleinen Hunger)
Mich gelüstete es nach einem schiefen „Wildsack“ (13 Euro). Jenem aus einer Bratwurst und einem Leberknödel bestehenden Pfälzer Waldhüttenklassiker, den erst ein stattlicher Sauerkrauthügel adelt. Der schiefe "Wildsack"
Nur dass hier die herzhaften, von fachkundiger Metzgerhand erzeugten Schweinereien mit reichlich Wildfleischanteil auf dem Teller landeten, was sie mit einer noch kräftigeren Fleischnote ausstattete. Besonders die saftige Bratwurst fiel zum Zunge schnalzen lecker aus. What a Wurst!
Meine Gattin bestellte ebenfalls das Wildragout mit Spätzle und Salat (18,90 Euro), das als lange geschmortes Schwarzkittelgulasch im Grunde keines Messers bedurfte, um es zu verzehren. Es fiel derart mürbe aus, dass es förmlich auf der Zunge zerging. Pulled wild boar mit viel Sooß!
Zum üppig bemessenen, in dunkler Wildsoße ertränkten Fleischgericht gesellten sich noch eine halbe Birne, etwas Preiselbeermarmelade und ein ansehnlicher Spätzleberg – nicht selbstgemacht, dafür aber gut zugekauft – hinzu. Waldragout mit Spätzle
Ein Teller, der jeder hungrigen Wandersfrau zur vollständigen Sättigung gereicht hätte. Vom dazu gelieferten, schmackhaft angemachten Blattsalat ganz zu schweigen. Beilagensalat zum Wildragout
Ja, die Portionen sind hier eher was für Gut- und Gerneesser. Aber frischer Luft und zurückgelegten Wanderkilometern wird ja häufig appetitsteigernde Wirkung nachgesagt. Also passte das auch portionsmäßig zur Umgebung.
Wir genossen unser spätes Mittagessen unter freiem Himmel, blickten hoch zur über uns thronenden Burg Lindelbrunn und hinüber zum Spielplatz, wo es sich unsere Kleine im Sandkasten bequem machte. Freisitz mit Burgblick
Natürlich bemerkte sie die neben dem Ausschanktresen platzierte Kühltruhe, in welcher verschiedene Sorten „Roberto-Eis“ in 200ml-Bechern lagerten.
Der ebenfalls aus dem Pfälzerwald (Gossersweiler-Stein) stammende Roberto Soravia gilt bei uns als lokale Größe in Sachen Speiseeis und taucht mit seinem Eisauto zu festen Zeiten in bestimmten Ortschaften der Region auf. Auch in Steinweiler, meinem früheren Wohnort, stand er regelmäßig vor dem Gemeindehaus. Klar, dass wir da nicht umhinkamen, auch unser Töchterchen mit einem Becher Schoko-Eis von Roberto zu erfreuen.
Als wir Anfang September im Anschluss an einen kleinen Familienausflug in den Wild- und Wanderpark bei Silz wieder im Cramerhaus aufschlugen, wollte die ältere meiner beiden Herzensdamen unbedingt wieder vom Wildragout naschen, was sie dann auch ohne Umschweife tat. Sachen gibt’s. Ich beschied mich dagegen ganz asketisch mit einem Paar wilder Weißwürste mit Brezel (ohne „tz“…) und süßem Senf (10,50 Euro). Klassisches Weißwurstgedeck
Es war das erste Mal, dass mir Wildfleisch in einem blassen Brätling unter Messer und Gabel kam. Die im Petersilienwasserbad servierten Würste schmeckten etwas kräftiger als ihre bleichen Artverwandten und hatten zudem ein tolles Kräuteraroma. Wildweißwürste im Petersilienbad
Dass da der süße Senf von Händlmeier aus dem Tütchen kam und die Aufbackbrezel etwas zu viel Salz abbekommen hatte, konnte mein spätes Weißwurstfrühstück nicht im Geringsten trüben.
Das Cramerhaus kann ich jedem Pfälzerwaldbesucher mit Wildfleischaffinität nur wärmstens empfehlen. Ob nur zur Rast oder zur längeren Einkehr, hier lässt es sich verdammt gut aushalten. Das weitläufige Außengelände ist besonders für Familien mit Kindern sehr attraktiv, da hier den Kleinen viele Spielmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Qualität der Speisen stimmt und die Preise für feste und flüssige Nahrung bewegen sich auch im vernünftigen Rahmen.
Derzeit wird die Küche komplett saniert, weshalb das Cramerhaus bis zum April noch geschlossen bleibt. Die Idee, hier meinen runden Geburtstag im Sommer nachzufeiern, besteht bereits. Mal schauen, wie ich sie umgesetzt bekomme.
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf den nächsten Familienausflug zu dieser „wilden“ Waldgaststätte, den wir selbstverständlich wieder mit einer kleinen Wanderung zur Burg verknüpfen werden. Denn nicht nur der gipfelstürmende Sandsteinkletterer weiß, dass der Pfälzerwald von oben betrachtet immer noch am schönsten ist.
Wer dem gemeinen Pfalztouristen den Pfälzerwald schmackhaft machen möchte, der fährt zur Burg Lindelbrunn, einer mittelalterlichen Ruine, die keck über dem rund 600 Einwohner zählenden Örtchen Vorderweidenthal thront und ein beliebtes Ausflugsziel für Freunde des gepflegten Fernblicks darstellt.
Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen,... mehr lesen
4.5 stars -
"Wilde Waldpartie bei deftiger Pfälzer Hausmannskost" marcO74Wer dem gemeinen Pfalztouristen den Pfälzerwald schmackhaft machen möchte, der fährt zur Burg Lindelbrunn, einer mittelalterlichen Ruine, die keck über dem rund 600 Einwohner zählenden Örtchen Vorderweidenthal thront und ein beliebtes Ausflugsziel für Freunde des gepflegten Fernblicks darstellt.
Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen,
Geschrieben am 30.01.2024 2024-01-30| Aktualisiert am
30.01.2024
Besucht am 23.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 85 EUR
Angenehm angeheitert aber noch nicht komplett gesättigt, verließen mein kulinarischer Komplize aus dem Waldhof und ich den hippen Plattenspanier mit dem Lächeln im Namen und steuerten per pedes gen Neckarstadt-West, wo sich – mitten im Rotlichtviertel – der angeblich beste Burgerladen der Stadt befinden sollte.
Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost der südamerikanischen Art mehr auf dem Teller gehabt. Da auf der Terrasse vor dem Lokal noch ein paar Tische frei waren, entschlossen wir uns kurzerhand zu einer Spontaneinkehr unter freiem Himmel. Draußen "uff de Gass"
Ein junger Servicemitarbeiter begrüßte uns sehr freundlich, erläuterte kurz das kulinarische Konzept und stand uns auch später bei Rückfragen gerne Rede und Antwort. Er hatte sichtlich Freude an seinem Tun und beriet uns fachkundig bei der Auswahl der bald folgenden Ceviche-Teller.
Aber zuerst hatten wir Bier-Durst! Obwohl man es ja mit dem Konsum von Gerstensaft nach getaner Weinarbeit nicht unbedingt übertreiben sollte („Bier auf Wein – schmeckt auch fein!“), orderten wir zwei malzig-milde Lager-Biere aus dem fernen Peru. Das flüssige Gold Perus
„Cusqueña Golden Lager“ hieß die süffige Importware, die mit strammen, aber nachvollziehbaren 5 Euro pro 0,33l-Flasche zu Buche schlug. Es sollten im Laufe des Abends noch zwei weitere folgen. Man kennt das ja: wenn’s läuft, dann säuft’s eben!
Und so saßen wir bei wohlgehopfter Bierlaune an einem warmen Sonntagabend auf dem Gehsteig direkt an der Ecke Werftstraße/Dalbergstraße und fühlten uns bereit für eine spontane Gaumenreise in Richtung Südamerika. Klasse Laden!
Dass wir dabei im ersten peruanischen Restaurant Baden-Württembergs saßen, war uns damals gar nicht bewusst.
Rückblende: es ist Mitte Dezember 2019, das neuartige, ein paar Monate später zum ersten Lockdown führende „China-Virus“ (Trump-Zitat) war noch nicht in Deutschland angekommen, da eröffnete die Halbperuanerin und studierte Gastronomie-Managerin Alexandra Zahn – ihre Mutter stammt aus dem Andenstaat – im Herzen des Mannheimer Szene- und Multi-Kulti-Viertels Jungbusch das Mima Peru.
Um ihren Traum vom eigenen Restaurant zu verwirklichen, suchte sie lange nach einem geeigneten Küchenchef. Mit dem peruanischen Herdmeister Abrahan Gabriel Cabanillas fand sie schließlich den perfekten „Partner in Lime“, der nicht nur genau weiß, wie man die perfekte Tigermilch für die Ceviche herstellt, sondern auch andere Klassiker aus seinem Heimatland gekonnt auf die Teller bringt.
Nach unserer eher dürftigen Tapas-Erfahrung im „Sonrisas“ aus der Böckstraße, kam uns der rohmarinierte Fischfang des Tages – es handelte sich dabei um Viktoriabarsch – namens Ceviche Carretillero (21 Euro) gerade Recht. Allein schon wegen seiner knusprig frittierten Meeresfrüchte war das ein optimaler Übergang von der recht mächtigen, iberischen Vorspeisenplatte zur leichten Sommerküche Südamerikas. Ceviche Carretillero mit frittierten Meeresfrüchten
Auch hier folgten wir dem bereits zuvor beherzigten „Sharing-is-caring-Motto“ und genossen gemeinsam dieses wunderbar aromatisch ausfallende Ceviche (natürlich auf getrennten Tellern…), dessen anregende Habanero-Schärfe unsere Geschmacksnerven richtig schön aus der Reserve lockte. Roher Fisch meets schöne Schärfe!
Hauchdünn geschnittene, rote Zwiebel, großkörniger, gerösteter Cancha-Mais und gekochte Süßkartoffel verliehen dem hübsch arrangierten Gericht neben Farbe, Frische und Textur auch einen süßlich-milden Gegenpart zum präsenten Gaumenfeuer, das die hausgemachte Rocoto-Sauce entfachte. Was für ein farbenfroher Auftakt!
Das weckte unsere Lust auf Nachschub. Also riskierten wir nochmal einen Blick in das übersichtlich angelegte Speisenprogramm und orderten eine zweite Portion vom kaltgegarten Tagesfisch. Diesmal trug das Ceviche den Beinamen „Aji Amarillo“ (20 Euro) und hatte neben einem Häuflein gedämpften Choclo-Maises auch wieder orangefarbene Süßkartoffel und rote Zwiebel als Komparsen am Start. Ceviche "Aji Amarillo"
Die gelb leuchtende Aji Amarillo ist übrigens eine in Peru weit verbreitete Chili-Sorte im mittleren Schärfegrad. Hier war sie auch Bestandteil der Tigermilch, in der unsere Rohfischwürfel zum Kaltgaren mariniert wurden und aus der eine ebenso gelbe Sauce hervorging. "...I see your truuueee colors shining through..."
Schon die Farben dieses Tellers wussten zu gefallen. Kollege Daueresser nannte das „Geschmacksexplosion am Gaumen“ und strahlte mit mir zufrieden um die Wette. Attention! Explosive!
In der Tat war auch dieses Ceviche ein Gericht, das unsere Papillen herausforderte. Doch es war genau dieses angenehme Schärfe-Säurespiel, was uns daran so begeisterte. Außerdem federten die passend gewählten Kaltfischkomplizen (Mais und Kartoffel) die aromatische Wucht der Aji-Amarillo-Sauce so genial ab, dass eine beeindruckende Liaison aus rohen Fischstückchen, fruchtig-scharfer Sauce und süßlich-mildem Beiwerk unseren in hellem Blau erstrahlenden Teller zierte. Bei all den Farbkontrasten freute sich auch das stets mitessende Auge.
Was waren wir froh, dass wir uns zu dieser Spontanaktion entschlossen hatten. Besonders der Monnemer zeigte sich nach den multiplen Gaumenorgasmen während seines Rohfischverzehrs wie „aus-ceviched“. Da war dann auch die Wahl eines landestypischen Absackers im Anschluss an unsere formidable Speisung keine nüchtern zu betrachtende Frage.
Wie lecker so ein aus Traubenschnaps, Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar gemixter Pisco Sour (12 Euro) doch schmeckt, wenn er von fachkundigem Barpersonal geschüttelt wird. Nicht nur für meinen Kollegen war es Liebe auf den ersten Schluck, was seinen stolzen Preis mehr als rechtfertigte. Der Pisco Sour - ein vorzüglicher Schaumschläger aus Lima!
Auch mir sagte der nach der peruanischen Stadt Pisco benannte, frisch-säuerliche Drink mit Eiweißhaube sehr zu. Und wenn ich nicht bereits leicht einen sitzen gehabt hätte, wäre ein zweiter sicher auch noch möglich gewesen. Aber ich musste ja schließlich noch zum Bahnhof und den richtigen Zug in Richtung Pfalz erwischen…
Und so rehabilitierte uns der zweite Teil des Abends im Mannheimer Ausgehviertel Jungbusch in kulinarischer Hinsicht. Das Mima Peru ist eine stylish-hippe Location, die jede Menge lateinamerikanisches Lebensgefühl versprüht. Stylishes Ambiente im Inneren
Die hier erlebte Gastfreundlichkeit und das hervorragende Ceviche machten richtig gute Laune. Wenn ich (noch) in Mannheim wohnen würde, wäre dieses außergewöhnlich sympathische Lokal definitiv meine regelmäßige Besuchsstätte.
Und so bleibt mir zum Schluss nur ein leicht abgewandeltes UKW-Zitat aus dem NDW-Hit „Sommersprossen“ von 1981: „Haben wir hier (gemeint ist ausnahmsweise mal die Südpfalz) schlechtes Klima, fahren wir sofort ins Mima!“ Oder mit anderen Worten: War Prima!
Angenehm angeheitert aber noch nicht komplett gesättigt, verließen mein kulinarischer Komplize aus dem Waldhof und ich den hippen Plattenspanier mit dem Lächeln im Namen und steuerten per pedes gen Neckarstadt-West, wo sich – mitten im Rotlichtviertel – der angeblich beste Burgerladen der Stadt befinden sollte.
Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost... mehr lesen
4.5 stars -
"Betreutes Trinken in Mannheim Teil 2: In dieser lässigen Cevicheria für maritime Rohkostgänger wird auch beim Pisco keiner „sour“!" marcO74Angenehm angeheitert aber noch nicht komplett gesättigt, verließen mein kulinarischer Komplize aus dem Waldhof und ich den hippen Plattenspanier mit dem Lächeln im Namen und steuerten per pedes gen Neckarstadt-West, wo sich – mitten im Rotlichtviertel – der angeblich beste Burgerladen der Stadt befinden sollte.
Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost
Geschrieben am 21.01.2024 2024-01-21| Aktualisiert am
21.01.2024
Besucht am 23.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 87 EUR
Im Sommer (sorry, Jahr weiß ich nimmer, ist schon so lange her...) war ich mal wieder mit meinem alten Dauerbuddy vom Collini Center in dessen quadratisch praktischer Heimatstadt unterwegs. Wie entspannend und tröstlich zugleich, dass wir uns nach all den Jahren kulinarisch nichts mehr beweisen müssen, aber für eine horizonterweiternde Spontaneinkehr immer noch zu haben sind.
Einem alkoholaffinen Plauderabend bei deftigen Kleinspeisen stand also nichts mehr im Wege. Dass uns diese sommerliche Länderküchenexkursion über Spanien nach Peru führen sollte, stand zu Beginn noch gar nicht fest. Nur den Ort des genüsslichen Geschehens schien die lebende Waldhoflegende von langer Hand geplant zu haben.
Der redselige „Aperitifling“ schleppte mich nämlich ins angesagte Hafenviertel Jungbusch. Nein, nicht in das dort ebenfalls beheimatete Rotlichtviertel – dies konnte ich gerade noch abwenden –, sondern in einen in zeitgemäßer Optik erscheinenden Trendschuppen, von dem er im Vorfeld Gutes gehört hatte.
Die Rede ist vom seit Februar 2020 in der Böckstraße ansässigen Restaurant Sonrisas, das hinter einer trutzigen Sandsteinfassade und mit einem Lächeln im Namen auf seine jüngere Klientel wartet. Einladende Sandsteinfassade außen
Hier wird eine von Alltagssorgen befreiende Redundanzküche „rund ums Mittelmeer“ geboten, die nicht nur auf urlaubsreife Häppchenesser und vorglühende Cocktailkomplizen wartet, sondern auch plattenweise dem angesagten Food-Sharing-Trend huldigt. Da wundert es auch nicht, dass die Betreiberin mit dieser durchaus zeitgeistigen Attitüde nicht medial hinterm Berg halten möchte.
Die auf Bildern im Internet sehr herzlich wirkende Inhaberin des mit lauschiger Hinterhofterrasse ausgestatteten Lokals, Isabelle Kapelakis, war an jenem Abend nicht zugegen. Zumindest wurden wir nicht von ihr bedient. Auch ob Küchenchef Marc Pettler selbst an diesem warmen Sonntagabend am Herd stand, kann ich im Nachhinein nicht sagen, gehe aber mal davon aus.
Den Service wuppte eine junge weibliche Aushilfskraft, die zwar einen freundlich-netten Eindruck auf uns machte, aber nicht so recht mit der Materie be- bzw. vertraut war, wie wir bei kleineren Nachfragen – und die hat ein echter Daueresser meistens – aus ihren wenig hilfreichen Antworten schlussfolgern konnten.
Egal, draußen auf der Hinterhofveranda saß es sich eigentlich ganz kommod. Schade nur, dass dort die Tische so dicht nebeneinanderstanden. Man wollte wohl den wenigen Platz der Freifläche möglichst optimal ausnutzen. Nun gut, dann kamen wir wenigstens mit unseren Nachbarn schnell ins Gespräch.
Ob das dem auf Zweisamkeit bedachten Pärchen neben uns gefiel? Keine Ahnung, denn sommerlicher Rotweingenuss und Empathie für zurückhaltende „Techtelmechtler“ geht bei gesprächigen Schluckspechten selten Hand in Hand.
Auf dem Weg ins Sonrisas hatten wir uns mittels Gersten- bzw. Weizensaft noch etwas mehr Hunger „angehopft“. Im selbsternannten „Aperitivo-Place-To-Be“, so stand es jedenfalls im Willkommenstext auf der aus einem Flammkuchenbrett gezimmerten Speise- und Getränkekladde, war uns dann eher nach Wein zumute. Speisen- und Getränkekladde "Elsässer Art"
Eine gut gekühlte Flasche Weißburgunder vom Buhl‘schen Reichsrat stand für faire 26,90 Euro auf der Weinliste. Bei den Temperaturen ein durchaus feinfruchtiger Durstlöscher. Ob er – wie in der Karte vermerkt – tatsächlich als einer der besten Weißburgunder der Pfalz durchgeht, vermag ich nach wie vor stark zu bezweifeln.
Kollege Daueresser, dem selbst im Hochsommer kein Rotwein zu schwer erscheint, liebäugelte indessen mit einer samtweichen Infarktbremse aus Süditalien, die unsere spanische Sharing-Platte, für die wir uns nach reiflicher Überlegung entschieden hatten, begleiten sollte.
Es handelte sich dabei um einen Primitivo Sasseo von der Masseria Altemura aus Apulien, der mit 29,90 Euro nicht nur seinem Kalkulationsfaktor 3 voll gerecht wurde, sondern auch einen ganz passablen Terrassenwein abgab. Ging gut in die Blutbahn!
Natürlich wurde dieser von unserer nicht sonderlich weinerfahrenen Bedienung viel zu warm eingeschenkt. Aber ein Flaschenkühler war schnell besorgt und so ließen sich dann auch die fruchtig-würzigen 14,5% in Rot genießen. Der dazu bestellten Flasche Mineralwasser für urbane 6,90 Euro kam dabei sowohl eine durstlöschende als auch eine verdünnende Rolle zu.
An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Anmerkungen zum hier gebotenen Speiseprogramm machen. Der Schieferaufsteller auf unserem Tisch kündete von einer vegetarischen Auswahl an Antipasti, Spaghetti mit Safran-Garnelen-Ragout und Hähnchenbrust auf griechische Art. Aha, da ging es also schon bei den Empfehlungen kreuz und quer durch Europas Süden.
Blättert man in der Futterfibel im Ringbuchformat (klar, was sonst…), so stößt man zunächst auf ein gutes Dutzend Vorspeisen spanischer und italienischer Provenienz. Chorizo, Salsiccia, Bruschetta und Co. warten hier auf Gäste mit kleinerem Hunger oder mit Lust auf eine große Auswahl zum Teilen. Das Bisschen „Pflichtgrün“ in Form von Salaten ist schnell überblättert, ehe man mit Pilzrisotto, Spaghetti AO, Piccata Milanese und cremiger Polenta auf südländische Hausmannsklassiker trifft.
Darüber hinaus stellt man aus verschiedenen Vor- und Hauptgerichten sogenannte „Sharing Platten“ für zwei Personen zusammen. Bei diesem mediterranen Teil&Tafel-Konzept lassen sich unterschiedliche Leckereien aus Spanien, Italien, Griechenland, Vegetarien und Veganien (liegen die beiden letztgenannten „Länder“ wirklich am Mittelmeer?...) auf rustikalen Holzplatten zu zweit genießen.
Da wir an diesem Abend noch eine zweite Einkehr im Hinterkopf hatten – der gute Ruf der Premiumbuletten von der „19ten Straße“ hatte die Neugier des Pfälzers geweckt –, kam uns eine solche Platte zum Teilen gerade recht. Die spanische Variante sagte uns dabei am meisten zu. Für nicht gerade schüchterne 46,50 Euro bot sie einen bunten Reigen gängiger Tapas von Aioli bis Patatas Bravas. Wir waren gespannt, ob die Jungs aus der „Lächel-Küche“ auch bei uns für gute Stimmung auf den Tellern sorgen würden.
Wobei diese infolge unseres Rotweinkonsums mit zunehmender Dauer tatsächlich immer besser wurde. Der Dauerkalauer im schwarzen AMG-Petronas-T-Shirt lieferte Pointen auf bewährtem Fips-Asmussen-Niveau. Klar wurde da verbal auch mal ein wenig über die Stränge geschlagen, aber so what! Im Monnemer Jungbusch simma halt all ä bissel Bülent ;-)
Als der Rotwein schon richtig am Stammhirn anklopfte, brachte unsere Bedienung die iberische Vesperplatte nach Art des Hauses. Also ran an das güldene Besteck aus dem Kasten und losgelegt.
Schon der erste Anblick gemahnte zur Vorsicht, denn da war vieles Fett, was glänzte. Diese Platte kam uns spanisch vor!
Die mächtigste Ración stellten die mit Schale sautierten Patatas Bravas dar. Diese waren großzügig mit einer geräucherten Paprika-Aioli benetzt. Die zu braven Patatas
Die schmeckte sogar richtig gut, während es den Brat- bzw. Frittierkartoffeln doch arg an Salzwürze mangelte. Was anscheinend beim Kochen vergessen wurde, wurde kurz vorm Servieren in kristalliner Form darüber gestreut. Leider nur in homöopathischer Menge.
Die in Knoblauchbutter getränkten Baguettescheiben waren schön kross, aber halt auch entsprechend fettig. Knusprig-fettiges Knobi-Baguette
Gleiches galt für die Datteln im Speckmantel, die mir recht „convenience-ionel“ vorkamen. Datteln im Speckmantel...Allerwelts-Tapa!
Die kurz frittierten Pimentos de Padrón gingen voll in Ordnung, aber auch die hätten etwas mehr Fleur-de-Sel-Würze vertragen. Schade, dass der Chorizo-Anteil unserer Tapas-Platt so gering ausfiel. Denn gerade die fand ich überaus lecker. Wem der Fettgehalt dieses Fingerfutters nicht reichte, konnte sich ungeniert aus der Aioli-Schale bedienen.
Highlight der iberischen Brettljause waren die in einer pikanten, mit roten Zwiebeln, Knoblauch und frischen Kräutern verfeinerten Tomatensauce schwimmenden White Tiger Garnelen ordentlicher Sortierung. Garnelen in pikanter Tomatensauce
Einziges Manko war auch hier die recht überschaubare Portionsgröße der in einer putzigen gusseisernen Minipfanne servierten Meeresfrüchte.
Mittlerweile hatte sich unser netter Freisitz mit Blick auf grün berankte Sichtschutzzäune aus Holz und hinterhöfische Backsteinfassaden ziemlich geleert. Mannheimer Hinterhofromantik pur!
Ähnlich erging es auch unserem Primitivo aus Apulien. Auch bei der spanischen Tapas-Platte blieb nicht viel übrig. Aus etwas Aioli und ein paar Kartoffelschnitzen rekrutierte sich der kümmerliche Anstandsrest.
Dem Herrn Daueresser und mir erging es derweil wie der nimmersatten Raupe aus dem Kinderbuch von Eric Carle. Denn wir futterten uns durch eine Handvoll Pimentos, ein Garnelenpfännchen, vier kleine Chorizo-Würste, ein halbes Dutzend Datteln im Speckmantel, vier Scheiben Knoblauchbrot, ein Schälchen Aioli und einen ansehnlichen Bratkartoffelhügel…aber satt waren wir noch immer nicht.
Zeit also, die Rechnung zu verlangen und den Ort der iberischen Vorspeisung zu verlassen. Der zweite Teil unseres kulinarischen Duathlons durch den Mannheimer Jungbusch verlief zwar äußerst unerwartet. Aber doch um einiges schmackhafter. Und außerdem hatten wir ja noch nichts getrunken…
Ein kleiner Nachtrag noch. Als wir uns die Rechnung genauer anschauten, fiel uns auf, dass dort ein Trinkgeld von 3,70 Euro (rund 4% des Gesamtbetrages) bereits als Position aufgeführt wurde. Habe ich in der Art und Weise auch noch nicht erlebt. Ist das in Mannheim so üblich? Maestro Collini übernehmen Sie!
Im Sommer (sorry, Jahr weiß ich nimmer, ist schon so lange her...) war ich mal wieder mit meinem alten Dauerbuddy vom Collini Center in dessen quadratisch praktischer Heimatstadt unterwegs. Wie entspannend und tröstlich zugleich, dass wir uns nach all den Jahren kulinarisch nichts mehr beweisen müssen, aber für eine horizonterweiternde Spontaneinkehr immer noch zu haben sind.
Einem alkoholaffinen Plauderabend bei deftigen Kleinspeisen stand also nichts mehr im Wege. Dass uns diese sommerliche Länderküchenexkursion über Spanien nach Peru führen sollte, stand... mehr lesen
3.0 stars -
"Betreutes Trinken in Mannheim Teil 1: Wenn im Herzen des Jungbuschs ein italienischer Rotwein auf eine spanische Tapas-Platte trifft, dann sollte man beides teilen…" marcO74Im Sommer (sorry, Jahr weiß ich nimmer, ist schon so lange her...) war ich mal wieder mit meinem alten Dauerbuddy vom Collini Center in dessen quadratisch praktischer Heimatstadt unterwegs. Wie entspannend und tröstlich zugleich, dass wir uns nach all den Jahren kulinarisch nichts mehr beweisen müssen, aber für eine horizonterweiternde Spontaneinkehr immer noch zu haben sind.
Einem alkoholaffinen Plauderabend bei deftigen Kleinspeisen stand also nichts mehr im Wege. Dass uns diese sommerliche Länderküchenexkursion über Spanien nach Peru führen sollte, stand
Geschrieben am 16.01.2024 2024-01-16| Aktualisiert am
16.01.2024
Besucht am 22.07.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Packt einen im südpfälzischen Landau die Lust auf griechische Küche, gibt es prinzipiell nur zwei Optionen. Und diese liegen kurioserweise keine 50 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Die Rede ist vom alteingesessenen Gyrosspezialisten „Olympia“ in der Martin-Luther-Straße, den ich nach wie vor zu meinen kulinarisch wertvollsten Hellas-Helden zähle, sowie vom Landauer „Gewölbegriechen“, dem seit 1987 (!) in der Schützengasse beheimateten Restaurant Poseidon.
Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich nur sehr selten dorthin. Da meine Frau kein großer Fan der griechischen Küche ist, muss ich mir für einen zünftigen Grillfleischabend stets ein paar plattenputzende Bifteki-Brüder rekrutieren, was nicht immer so einfach ist.
Außerdem liegt Landau nicht gerade um die Ecke und wir sind in Wörth mit dem „Bayerischen Hof“ sowie dem „Kalimera“ oder dem Gasthaus „Zum Pflug“ in Hatzenbühl in Sachen deutsch-griechischer Gastfreundschaft solide aufgestellt.
Mein letzter Besuch im Poseidon – damals saß ich im gemütlichen Gewölbekeller – fand im September 2015 statt. Zeit also, dem Ruf meiner Freunde an einem warmen Samstagabend Ende Juli zu folgen und mich abends im trubeligen Innenhof Landauer „Meeresgottes“ einzufinden.
Ein guter Freund hatte geladen, um sich vor seinem knapp fünfmonatigen Abenteuertrip, auf dem er vorhatte, zusammen mit seiner Frau von Vancouver aus mit dem Fahrrad die komplette Westküste der USA bis nach Mexiko-City zu durchqueren (und dies dann auch tat!), von seinen Kumpels gebührend zu verabschieden.
Es war verdammt viel los und die Servicekräfte wuselten von Tisch zu Tisch. Wir waren insgesamt sieben Personen und die Stimmung war dem Abend entsprechend eine ganz besondere. Hier traf mediterranes Freisitzflair auf pfälzer Geselligkeit, was eine fast schon weinfestartige Atmosphäre entstehen ließ, die jedoch bei fortschreitender Dauer des Abends immer mehr ins Gemütliche abflaute.
Der Serviceleiter und Inhaber des Ladens machte – vielleicht stressbedingt – einen total überdrehten Eindruck. Mit peinlichen Sprüchen und flapsigem Humor sorgte er nicht nur bei mir für Kopfschütteln. Auch mit zwei bis drei leisen Sätzen war ihm nicht so richtig beizukommen. Glitschig wie ein eingeölter griechisch-römischer „Um-Worte-Ringer“, wand er sich aus einer Fremdscham erzeugenden Situation nach der anderen heraus. Gut, dass er irgendwann von uns abließ und einen seiner Kollegen an unseren Tisch delegierte.
Von da an verlief der Rest des Abends in deutlich entspannteren Bahnen, was sicherlich auch dem bald folgenden Genuss der qualitativ guten Speisen zuträglich war. Da jener für mich an diesem Abend nicht im Vordergrund stand, lag mein Fokus eher auf dem kommunikativen Austausch mit meinen Freunden.
Was da im Einzelnen alles bestellt und dann auch verputzt wurde, habe ich heute nicht mehr parat. Da war unsere Tafel auch schlichtweg zu lang, um die Gerichte aller Anwesenden abzulichten. Nur ein paar wenige Foodfotos lassen mich zumindest das Verzehrverhalten meiner direkten Tischnachbarn rekonstruieren.
Neben dem riesigen Angebot aus der Standardkarte – über 120 verschiedene Gerichte sind dort gelistet – bot man auf einem Einlageblatt eine Reihe von Empfehlungen an, von denen einige wirklich verlockend klangen. Der Feta Saganaki (7,90 Euro) ist seit meinem letzten Griechenlandurlaub eine liebgewonnene Vorspeisentradition, der ich auch diesmal nicht entsagen wollte. Das Cannelloni Pastizio (14,50 Euro) vom Empfehlungsschreiben – eine etwas abgewandelte Version des griechischen Auflaufklassikers – kam mir als Alternative zum sonst üblichen Grillfleischteller gerade recht. Meinem Durst kam ich mit einem halben Liter Radler (4,30 Euro) problemlos bei.
Bei meinem frittierten Schafskäse war wohl zuvor das Paniermehl ausgegangen, denn seine Hülle fiel doch arg blass aus. Etwas blass panierter... äh frittierter Schafskäse
Geschmacklich konnte der würzig-mürbe Käsequader dennoch überzeugen. Was das Balsamico-Graffiti auf dem Teller zu suchen hatte, entzog sich zunächst meinem kulinarischen Verständnis. Na wenigstens punktete die mitgelieferte Salatbeilage mit Frische und knackig roher Kost. Hier machte dann auch der Einsatz von Balsamessig wieder deutlich mehr Sinn. Feta "Saganaki" mit frischer Salatbeilage
Angenehm vorgesättigt ging es in Richtung Hauptmahlzeit. Schade, dass man den Cannelloni-Auflauf wohl etwas zu lange am Pass hatte stehen lassen. Dadurch war er nicht mehr ganz so heiß, was an einem warmen Sommerabend grundsätzlich nicht verkehrt ist. Das Problem war nur, dass auch die Rindfleisch-Béchamel-Füllung recht trocken ausfiel. Cannelloni Pastizio (dry aged)
Die Idee mit dem frisch darüber gehobelten Gravierakäse fand ich dagegen richtig gut. Der mildwürzige Hartkäse half dem an sich eher unauffällig gewürzten Nudelauflauf geschmacklich etwas auf die Sprünge. Mein etwas zu trockener Röhrenauflauf
Mein mit größeren Röhrennudeln als üblich serviertes Pastizio war jetzt kein totaler Reinfall. Das konnte man durchaus essen, aber etwas saftiger hätte ich mir die Griechenpasta schon gewünscht.
Der Kollege gegenüber verputzte eine stattliche Moussaka (13,90 Euro), die mit dicker Béchamel-Haube die Kartoffel-Auberginen-Schichten unter sich begrub. Mighty Moussaka!
Nur die Hackfleischmasse quoll förmlich aus dem Auflaufklassiker wie zu viel Sauce beim Burger. Der gute Mann war dennoch zufrieden mit seiner wohlportionierten Schichtspeise aus dem Backofen.
Der gute Freund und Badmintonkollege neben mir trotzte der allgemeinen Auflaufsucht und orderte ganz "oldschool" das Gyros mit Zaziki und Tomatenreis (12,90 Euro). Der Gyros-Teller vom Kollegen
Dieses kam mit viel roten Zwiebeln on top und dem klassischen TK-Gemüse auf die dunkle Keramik. Sein vom Drehspieß gesäbeltes Redundanzgericht sah verdammt gut aus. Auch der süffige Tomatenreis und das cremig-würzige Zaziki konnten anscheinend was.
Da wusste ich sofort, was ich beim nächsten Besuch im Poseidon auf dem Teller haben wollte. Kurioserweise sollte mein frommer Gyroswunsch tatsächlich ein paar Monate später im Rahmen einer „Saloniki-Platte“ für zwei Personen in Erfüllung gehen. Jedoch nicht im Poseidon, sondern beim benachbarten „Tranchenprimus“ Olympia. Denn was der vom Drehspieß schneidet, ist wirklich über jegliche Fleischfetzen anderer Hellasbuden erhaben.
Im Poseidon würde ich dennoch jederzeit wieder einkehren, da man im Gewölbekeller außergewöhnlich schön sitzt und die Fleischteller von solider Qualität sind. Wenn man trotz besseren Wissens dann doch zu griechischer Pasta greift, dann kann es – wie bei mir geschehen – nur noch ein sündig-süßes Galaktoburiko mit einer Kugel Vanilleeis (5,90 Euro) richten. Dieses war nämlich jede Kalorie wert und ein absolut versöhnlicher Abschluss.
Packt einen im südpfälzischen Landau die Lust auf griechische Küche, gibt es prinzipiell nur zwei Optionen. Und diese liegen kurioserweise keine 50 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Die Rede ist vom alteingesessenen Gyrosspezialisten „Olympia“ in der Martin-Luther-Straße, den ich nach wie vor zu meinen kulinarisch wertvollsten Hellas-Helden zähle, sowie vom Landauer „Gewölbegriechen“, dem seit 1987 (!) in der Schützengasse beheimateten Restaurant Poseidon.
Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich... mehr lesen
Restaurant Poseidon
Restaurant Poseidon€-€€€Restaurant0634120880Schützengasse 4, 76829 Landau in der Pfalz
3.5 stars -
"Wer bei einem renommierten Grillfleischgriechen Pasta bestellt, muss auch die kulinarischen Konsequenzen tragen…" marcO74Packt einen im südpfälzischen Landau die Lust auf griechische Küche, gibt es prinzipiell nur zwei Optionen. Und diese liegen kurioserweise keine 50 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Die Rede ist vom alteingesessenen Gyrosspezialisten „Olympia“ in der Martin-Luther-Straße, den ich nach wie vor zu meinen kulinarisch wertvollsten Hellas-Helden zähle, sowie vom Landauer „Gewölbegriechen“, dem seit 1987 (!) in der Schützengasse beheimateten Restaurant Poseidon.
Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich
Geschrieben am 12.01.2024 2024-01-12| Aktualisiert am
13.01.2024
Besucht am 20.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 106 EUR
Im Juli waren mein Kletterkollege und ich mal wieder im Pfälzer Sandstein unterwegs. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung an der majestätischen Rappenwand bei Erfweiler (in der Nähe von Dahn) kam uns eine gemeinsame Einkehr zum Abendessen in den Sinn.
Da wir sowieso über das kleine Örtchen Birkenhördt (westlich von Bad Bergzabern) zurückfahren mussten und ich dort ein Jahr zuvor im Jägerhof der Familie Mössinger einen wunderbaren Coq au Vin verzehrt hatte, rief ich von unterwegs aus dort an, um uns einen Tisch zu organisieren.
Wir hatten Glück und bald darauf durften wir es uns im hübsch angelegten Außenbereich bequem machen. Parkplatzprobleme gibt es hier wirklich keine. Da findet sich meist direkt vorm Haus eine Gelegenheit, das Vehikel abzustellen. Oder schräg gegenüber auf dem größeren Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus.
Von außen wirkt der seit 1998 von der Familie Mössinger betriebene Landgasthof eher unscheinbar. Betritt man jedoch dieses gutbürgerliche Kleinod an der Birkenhördter Hauptstraße, zieht einen die heimelige Atmosphäre gleich in ihren Bann. Eine solch idyllisch angelegte Gartenterrasse würde man hier nie und nimmer vermuten.
Die im Slowfood-Genussführer gelistete Einkehradresse mit dem gutbürgerlichen Namen und den sympathischen Gastgebern hat kulinarisch weit mehr zu bieten als Schnitzel mit Pommes frites oder den berühmten Pfälzerteller. Schon die von Frau Mössinger direkt neben uns aufgestellte Schiefertafel mit den Empfehlungen des Tages versprach Leckereien jenseits des üblichen Gutbürgertums.
Anscheinend war bei Küchenchef Bernd Mössinger gerade Lammsaison, denn als besondere Gerichte außerhalb der Karte bot er Lammleber in Champignon-Burgundersauce, Lammrollbraten mit Spätzle vom Brett und eine geschmorte Lammhaxe in Rosmarin-Sauce an. Das klang ja schon mal sehr verlockend.
Auch das restliche Speisenprogramm las sich wie das einfallsreich zusammengestellte Portfolio eines Allrounders am Herd, der gerne kocht, auf was er gerade Lust hat und was die Saison ihm so bietet. Von der hausgemachten Gazpacho über Russische Eier bis zum Grillkotelett vom Pfälzer Strohschwein war so ziemlich alles vertreten, was man in anderen Speiselokalen des Pfälzerwalds vergeblich suchen würde.
Manches davon klang herrlich zeitlos – wie direkt aus Omas Kochbuch entnommen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, eine hausgemachte Schweinefleisch-Pilzpastete im Schinkenmantel mit Kartoffel-Endiviensalat oder ein feuriges Lammragout mit Herz jemals auf einem Speisenzettel vergleichbarer Lokalitäten entdeckt zu haben.
Dass neben der nicht gerade geringen Anzahl an Vor- und Hauptspeisen auch eine Handvoll sogenannter „Versucherle“ angeboten wurde, machte uns die Entscheidung nicht einfacher. Bei ihnen handelte es sich um klassische Leib- und Seelengerichte im Zwischengang-Format. So nach dem Motto: „Zwei Versucherle sind auch eine Mahlzeit!“
Zwei solcher „Versucherle“ bestritten bei uns das kulinarische Vorprogramm. Meinen Kletterkameraden sprachen dabei die hausgemachten Ravioli mit Salbeibutter und Parmesan (13,80 Euro) am meisten an, während ich mit dem Lammrückenmedaillon in Rosmarinsauce mit Parmesan-Kartoffelstampf (17,80 Euro) an den Start gehen wollte.
Da es unser Hunger zuließ, machten wir auch bei der Wahl unserer Hauptgerichte keine halben Sachen. Mein Gegenüber orderte die geschmorte Lammhaxe (26,80 Euro) von der Empfehlungstafel. Mich hingegen überzeugten die interessant klingenden Spaghetti „Bozen“ (22,80 Euro) – gibt es diese Garnitur wirklich? –, die mit frischen Pfifferlingen, Tomaten, Knoblauch und Speck ausgestattet waren und zusätzlich noch mit Parmesan überhobelt wurden.
Vorweg genehmigte ich mir einen mit Grenadine und Eiswasser gemischten Pernod (5,20 Euro), der hier unter dem Namen „La Tomate“ auf frankophile „Aperitiflinge“ wartete. Die Tomate, die nach Anis schmeckte...
Die süße Frucht der Grenadine stellte sich mutig dem intensiven Anisgeschmack entgegen ohne ihn zu überdecken. Ein gut gekühlter, durchaus trinkbarer Apéro, der an diesem lauen Sommerabend seine entschleunigende Wirkung nicht verfehlte.
Das herbe, unfiltrierte Kellerbier von der Homburger Karlsbergbrauerei (0,5l für 4,80 Euro) war uns als veritabler Durstlöscher nach anstrengender Kletterei gerade recht. Die Durstlöschabteilung
Die mit einer guten Portion Humor ausgestattete und um keinen Spruch verlegene Hausherrin Frau Dagmar Mössinger versorgte uns zeitnah mit zwei Schoppen des trüben Gerstensafts, der mich meine (berechtigten) Vorurteile gegenüber Bieren von der Karlsbergbrauerei noch einmal überdenken ließ. Denn: ihr mit dezenter Malznote und herbem Hopfenaroma gesegnetes Kellerbier mundete uns ganz vorzüglich. Schade, dass wir mit dem Auto unterwegs waren…
Das Lammrückenmedaillon und die beiden hausgemachten Ravioli machten den Auftakt. Zwei ordentliche Pfundskerle, die von ihrer Größe eher an Maultaschen erinnerten, zierten das weiße Rund meines Kollegeen. Hausgemachte Ravioli mit Salbeibutter und Parmesan
Frittierte Salbeiblätter, frisch geriebener Parmesan und geschmolzene Butter verliehen der herzhaft gefüllten Pfälzerwald-Pasta zusätzlichen Schmackes. Nicht nur mein Kletterfreund staunte über die Qualität seiner leckeren Nudeltaschen, die man so nicht unbedingt in einem gutbürgerlichen Landgasthof erwarten würde. Mehr als nur ein "Versucherle"!
Mein mit röscher Kruste ausgestattetes Medaillon vom Lammrücken offenbarte beim Anschnitt sein saftig-zartes Rosa. So muss das!
Es thronte auf einem ansehnlichen Hügel aus fachkundig zubereitetem Kartoffelstampf, dessen vollmundiger Geschmack vom Parmesankäse herrührte. Lammrückenmedaillon in Rosmarinsauce mit Parmesan-Kartoffelstampf
Das war nicht gerade eine homöopathische Vorspeisendosis, die ich mir da verabreichte. Aber zusammen mit der aromatischen Rosmarinsauce rutschte auch die cremig-stückige Erdapfelmasse prima runter.
Nach diesen beiden alles andere als bescheiden portionierten Eröffnungstellern, hatte sich der erste Hunger bereits etwas gelegt. Wahrscheinlich um sich für die bald folgenden Aufgaben zu wappnen. Gut, dass wir uns im Vorfeld körperlich ertüchtigt hatten. Sonst wäre unser Nahrungsbedarf wohl schon nach den Vorgerichten gedeckt gewesen.
Ich muss zugeben, dass ich beim Anblick der geschmorten Lammhaxe große Augen machte. Geschmorte Lammhaxe mit Bohnen-Kartoffelstampf und Rosmarinsauce
Unter dem prächtigen Exemplar lugte der mit Bohnen durchmengte Kartoffelstampf hervor. Die gleiche tiefgründige Rosmarinsauce – nur etwas großzügiger beigegossen – bedeckte den Boden des Tellers. Meinem Mitstreiter war mit einem Mal ganz provenzalisch zumute. Kein Wunder, denn das zarte, fast vom Knochen fallende Lammfleisch duftete herrlich nach mediterranen Kräutern und Knoblauch. Keine Frage, hier handelte es sich zweifellos um das Ergebnis einer handwerklich tadellosen Schmorküche. Die Begeisterung meines Tischgenossen war nachvollziehbar. I call it a "Prachtexemplar"!
Mich hatte es – zumindest namentlich – in die norditalienische Provinz Südtirol verschlagen. Da mir an jenem Abend ein paar zusätzliche Kohlenhydrate gut zu Gewicht standen, hatte ich mich für die Spaghetti „Bozen“ entschieden. Spaghetti „Bozen“ mit frischen Pfifferlingen, Tomaten, Knoblauch und Speck
Die mit umami-lastiger Tomatensauce servierte Nudelkombi schmeckte mir besser als in so manchem Pastalokal. Die etwas dickeren Spaghetti hatte man zur richtigen Zeit aus dem Salzwasserbad geholt. Dementsprechend bissfest fielen sie aus.
Aber auch die aus Tomaten, Pfifferlingen, Speck und frischen Kräutern erköchelte Sauce erfreute meine Geschmacksknospen. Da ging „Soßengott“ Bernd Mössinger beim Abschmecken seinem Faible fürs Mediterrane nach, denn Thymian, Rosmarin und Salbei waren hier mit von der Partie. Geschmacklich einwandfreier Nudelteller
Frisch darüber geriebener, wunderbar würziger Parmesankäse (der besseren Art) verlieh dem an sich schon leckeren Nudelteller noch einen zusätzlichen Geschmacksschub. In der Summe ergab das ein sommerliches Wohlfühlgericht, das mich satt und zufrieden den letzten Schluck meines naturtrüben Bieres leeren ließ.
An einen Nachtisch war nicht mehr zu denken. Dafür waren die Portionen dann doch zu mächtig. Nach einem netten Plausch mit der Chefin ging es wieder zurück in Richtung Rheinebene. Solche Ausflüge in den Pfälzerwald sind mir nach wie vor am liebsten. Klettern und Kulinarik müssen sich ja nicht ausschließen, sondern lassen sich wie in diesem familiär geführten Vorzeigegasthof im Ortskern von Birkenhördt perfekt miteinander verbinden.
Wer auf grundehrlich zubereitete Landküche mit gutem Preis-Genuss-Verhältnis steht, ist hier seit vielen Jahren richtig oder eben längst Stammgast geworden. Die kulinarischen Ausflüge des Küchenchefs in südlichere Gefilde, sein Faible für die Zubereitung substanzieller Saucen, Wildgerichte und Innereien, die hauseigene Räucherei zur Herstellung von Wildschinken, Speck oder Entenbrust sowie die Rückbesinnung auf aus der Mode gekommene Klassiker machen den Jägerhof der Familie Mössinger nicht nur zu einer außergewöhnlichen Einkehradresse, sondern auch zu einer liebenswert aus der Zeit gefallenen Stätte des bewährten Geschmacks.
Ich freue mich schon, wenn im Frühjahr die Freiluft-Klettersaison beginnt und es mich wieder öfter in den so geliebten Pfälzerwald verschlägt. Denn dann werde ich mit Sicherheit mal wieder in Birkenhördt anhalten, um das zeitlose Küchenhandwerk des erfahrenen Chefkochs und Inhabers Bernd Mössinger zu genießen. Man weiß schließlich nie, wie lange es solche gastronomischen Raritäten noch gibt…
Im Juli waren mein Kletterkollege und ich mal wieder im Pfälzer Sandstein unterwegs. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung an der majestätischen Rappenwand bei Erfweiler (in der Nähe von Dahn) kam uns eine gemeinsame Einkehr zum Abendessen in den Sinn.
Da wir sowieso über das kleine Örtchen Birkenhördt (westlich von Bad Bergzabern) zurückfahren mussten und ich dort ein Jahr zuvor im Jägerhof der Familie Mössinger einen wunderbaren Coq au Vin verzehrt hatte, rief ich von unterwegs aus dort an, um uns einen Tisch... mehr lesen
4.5 stars -
"Liebenswert aus der Zeit gefallene Stätte des bewährten Geschmacks" marcO74Im Juli waren mein Kletterkollege und ich mal wieder im Pfälzer Sandstein unterwegs. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung an der majestätischen Rappenwand bei Erfweiler (in der Nähe von Dahn) kam uns eine gemeinsame Einkehr zum Abendessen in den Sinn.
Da wir sowieso über das kleine Örtchen Birkenhördt (westlich von Bad Bergzabern) zurückfahren mussten und ich dort ein Jahr zuvor im Jägerhof der Familie Mössinger einen wunderbaren Coq au Vin verzehrt hatte, rief ich von unterwegs aus dort an, um uns einen Tisch
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Damit die Soldaten ihr Fernweh wenigstens kulinarisch etwas lindern konnten, entstand 2006 am östlichen Rand vom „Benjamin Franklin Village“ (an der Gorxheimer Straße direkt neben der vielbefahrenen B38) der ebenfalls nach Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA und Mitunterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, benannte Benjamins American Diner. Dieser gilt seit Jahren als Mannheimer Institution in Sachen Hamburger, Ribs und Pancakes. Ich kannte ihn bisher nur vom Hörensagen, aber das sollte sich ändern...
Dass hier der Wörther Schlemmerclub mit fünf Mann – ein ehemaliges Mitglied konnte reaktiviert werden – aufschlagen würde, hätte nun wirklich niemand gedacht. Dem Ganzen ging eine neue „Verfahrensordnung“ voraus. Jede „Clubsitzung“ muss nun unter einem bestimmten Motto stattfinden. Aussuchen darf aber immer noch derjenige, der gerade an der Reihe ist. Auch die Geheimhaltung des Einkehrziels muss nach wie vor so lange wie möglich aufrechterhalten bleiben. Denn wie jeder in unserem Verein weiß: „Ordnung muss sein!“
Nun hatte der Kollege, der so gerne Einhörner und Drachen sucht, „Steaks & BBQ“ aus dem Lostopf mit den diversen gastronomischen Kategorien gezogen. Keine leichte Aufgabe für ihn, denn in ein ordinäres Steakhaus wollte er uns nicht entführen. Als glühender Verehrer der Spareribs im Benjamins lotste er die restliche Südpfälzer Gaumenfraktion an einem lauen Mittwochabend im Oktober nach Monnem – dem „Home of the Dower-Eater“.
Von außen wirkte der direkt an der Straße positionierte, partiell beleuchtete Diner schon ziemlich „retro“. Sein Logo mit der übertrieben lächelnden Servierdame, die ein gut gefülltes Tablett mit „schnellem Futter“ in der Hand balancierte, erinnerte doch arg an die 50/60iger Jahre, dem goldenen Zeitalter der Ausbreitung des amerikanischen Burgertums.
Retro-Logo
Die Parkplatzsuche erwies als keine leichte Aufgabe. Schließlich fanden wir im angrenzenden Wohngebiet eine Freifläche, um den PKW ordnungsgemäß zu parkieren. Es war ein angenehm warmer Oktoberabend und auf der sonnenbeschirmten Außenterrasse saßen noch ein paar Gäste. Wir zogen es jedoch vor, im Inneren des zweistöckigen Anwesens zu dinieren, da es zu späterer Stunde herbstlich kühl werden sollte.
Außenansicht am Abend
Ich konnte mir nicht helfen, aber von außen betrachtet wirkte der Laden doch reichlich deplatziert. Neben einem amerikanischen Highway hätte er eine deutlich bessere Figur gemacht. Vielleicht war das ja damals, als hier noch die Amerikaner ein- und ausgingen, ein ganz anderes Lebensgefühl, was einem da vermittelt wurde. Als Alternative zu den gängigen Franchise-Riesen McDo und BK sicherlich ein gern aufgesuchter Ort für Bulettenbuddys mit BBQ-Affinität und einem Hang zu hochgezuckerten US-Drinks.
In der heutigen Zeit, in der sich an jeder Ecke zeitgeistige Grillbastionen um das Amt des „Burgermeisters“ bewerben – und dies mit durchaus beachtlichen Qualitäten und nachvollziehbarem Erfolg –, hat solch ein in die Jahre gekommener „Fleischbrötchen-Tempel“ aus der „Besatzungszeit“ zwar einen gewissen anachronistischen Charme, aber ihm haftet eben auch der muffige Fritteusen-Dunst der ewig gestrigen, uramerikanischen Fastfood-Kultur an, die heute keinen mehr so recht hinterm langgezogenen Bartresen hervorlocken kann.
Außer natürlich die junge, weibliche Bedienung, die uns am Eingang mit geschäftstüchtiger Freundlichkeit – ich wertete das wohlwollend als „typisch amerikanisch“ – begrüßte. Da der Initiator dieses Ausritts nach Mannheim bereits zugegen war und sich an einer eiswürfelkalten, hausgemachten Zitronen-Limonade (0,4l für 3,90 Euro) delektierte, erübrigte sich schnell ihre Frage nach unserer Reservierung.
Zitronenlimo nach Art des Hauses
Wir ließen die lange Theke rechts
Auch am Tresen nix gewesen!
und die roten, mit Kunstleder überzogenen Dinerbänke – die zusammen mit einem Tisch in der Mitte den sogenannten „Dinerbooth“ bilden – links liegen und bewegten uns durch das schummrig beleuchtete Innere des Gastraums ins hintere Abteil, wo uns der „Ribster“ aus Böbingen freudestrahlend empfing.
Schummrig, aber nicht ungemütlich
Abteil allein deshalb, weil es uns so vorkam, als würden wir in einem geräumigen Zugwaggon sitzen und durch die Fensterfront nach draußen auf den abendlichen Highway B38 schauen.
Typische Diner-Atmo
Ungemütlich war es im „Benjamins“ nun wirklich nicht. Es war auch nicht wirklich viel los an jenem Abend, was leider auch dazu führte, dass sich unsere Bedienung irgendwann nicht mehr allzu oft bei uns blicken ließ. Lag es an unserem Humor? Oder einfach an der Lautstärke unserer kommunikativen Tischgesellschaft? Keine Ahnung. Zu Beginn war sie jedenfalls noch motiviert und auch präsent. Als wir später unser Essen hinter uns gebracht hatten und gerne noch das ein oder andere Getränk geordert hätten, machte sie sich erstaunlich rar.
Auf dem Tisch lagen mehrere einlaminierte Blätter mit dem Speisenprogramm. Auch das „Special Menu of the Month“ steckte in abwischbarer Plastikhülle. Anscheinend traute man hier dem Corona-Frieden noch nicht oder war organisatorisch noch im gut desinfizierbaren Pandemie-Modus hängengeblieben.
Uiuiui, was da auf der Monatskarte in Wort und Bild abgedruckt war, ließ mich dann doch ein wenig schmunzeln. “New Orleans Jerk Chicken“ (= gemeine Hühnerflügel mit „Jerk-Marinade“) und ein Burger mit dem schmissigen Namen „Jackfruit Joe“ fielen mir sofort ins Auge. Auch einen „Camembert Royale Burger“ (natürlich mit Preiselbeersauce) hatte man im Monatsprogramm gelistet. Für Leute, bei denen nach der Kalorienaufnahme vor der Kalorienaufnahme ist, hatte man sogar noch ein paar Zuckerattacken in Form von Karottenkuchen und Apfelkuchen-Milchshake („Pfui Deiwel!“) parat.
Der Kollege, der mit der größten Portion Lebensmittelhumor von uns allen gesegnet ist, griff ungeniert bei diesem obskur klingenden Monatsangebot zu und orderte später den „Bavarian Bliss Burger“. Was sich da auf seinem aufge“brezel“ten Bulettenbrötchen tummelte, hätte jede Geschichte aus dem Paulaner-Garten bereichert. Auch ohne Weißbier-Yoga.
Beim Studieren der Karte dachte ich wehmütig an meinen letzten Diner-Besuch in Solingen. Der lag zwar schon über 4 Jahre zurück, hatte aber mächtig Eindruck bei mir hinterlassen. Dass es diesmal auch nur annähernd so lecker ablaufen würde wie bei Überzeugungssmoker Dirk Vieth von „Charly’s Diner“ bezweifelte ich bereits beim Durchstöbern der von „Appetizers“, „Grilled Stuff“, „Best Classic Burgers“, „Sandwiches“, „Specials“ und „Sideorders“ kündenden Karte.
Aber immer schön der Reihe nach. Zuerst mussten wir nämlich unserem Durst Einhalt gebieten, was mit einem Grevensteiner Landbier vom Fass (0,5l für 4,90 Euro), einer Flasche Corona-Bier (0,33l für 3,90 Euro), einem Salitos Biermischgetränk (0,33l für 3,90 Euro) und einer hausgemachten Zitronen-Limo (0,4l für 3,90 Euro) kein großes Problem darstellte.
Im Laufe des Abends gesellten sich noch ein Fläschchen Budweiser, zwei Coke Zero, ein weiteres Salitos sowie drei weitere mexikanische Pandemiebiere – der auf Schluckimpfung programmierte Kollege dachte wohl das Zeug würde von der Firma BionTech stammen – hinzu. Ich blieb beim naturtrüben Grevensteiner vom Fass. Da machste in der Regel ja nix falsch.
Die mit BBQ oder Lousiana Hot Sauce bestrichenen Spareribs (13,90 Euro) sollten zusammen mit einer Auswahl an Appetizern („Appetizer Sampler“, 13,20 Euro) das Vorprogramm bestreiten. Da wir uns nicht auf eine Sauce beim Rippchen-Rack einigen konnten und unser Hunger von der langen Fahrt recht groß war, orderten wir sie einmal mit süßlich-rauchiger BBQ-Sauce und einmal mit scharfer Salsa.
Das sollte an Knabbersachen erst mal reichen, denn wir hatten schließlich noch einiges vor. Die beiden Herren, die mir gegenübersaßen, hatten sich zwei Spezialburger („Our Specials“) ausgeguckt. Der mit Bacon, Gouda, Schmelzzwiebeln, Pilzen, und dem üblichen Bulettenbouquet ausgestattete „Angus Burger“ vom irischen Rind aus ökologischer Aufzucht (ja, iss klar…) kam ohne Pommes-Beilage auf geschmeidige 13,90 Euro. Die frittierten Erdapfelstäbe schlugen zusätzlich mit 3,80 zu Buche.
Angus Burger mit Pommes
Der „Double Cheese Mac“ (12,90 Euro) seines Nebenmannes hatte neben seinen beiden 125g-Patties eine doppelte Portion Cheddar, Zwiebeln und eine Cheddar Käse Sauce als Erweiterung der Serienausstattung (Salat, Gurke, Tomate) zu bieten. Seine Potato Wedges tauschte er nach dem Verzehr der gemischten Vorspeisenplatte – sie fielen alles andere als knusprig aus – in schnöde Pommes ein. Den höheren Wedges-Preis (4,90 Euro) zahlte er später aber trotzdem…
Der „Double Cheese Mac“ mit Pommes statt Wedges
Dagegen klang die Aufmachung des stinknormalen Cheeseburgers (8,90 Euro) aus dem Klassikprogramm, den sich der Mann am anderen Ende des Tisches ausgesucht hatte, ja fast schon frugal.
The lonesome (Cheese)Burger
Gar nicht gewöhnlich, sondern eher übermütig präsentierte sich mein direkter Sitznachbar, der – wie schon eingangs erwähnt – selbst vor dem „Bavarian Bliss Burger“ (11,90 Euro) nicht zurückschreckte.
Man nehme ein Laugen-Bun, bestreiche seine Basis mit Mayonnaise und belege sie danach mit der gängigen Garnitur aus Salatblättern, Tomate, Gurke, Zwiebel. Nun wird das genormte 180 Gramm schwere Patty (Standard-Größe im Benjamins) nach ausreichend Grillkontakt darauf platziert. Soweit – so gewöhnlich. Dann aber kommt Markus Söder ins Spiel, der vor unserem geistigen Auge eine ordentliche Portion Obazda auf die heiße Frikadelle schmiert, dass es nur so eine Wonne („Bliss“) ist.
Und wenn man schon mal dabei ist, dann wird mit gebratenem Bacon das Ganze noch ein wenig eingefettet. Dann kommt der Laugen-Deckel drauf und wird noch mit zwei Salzstangen als Knusperantennen verziert. An jenen lassen sich ganz prima furztrockene Mini-Brezel aus der Tüte befestigen. Ob das dann wirklich noch Kunst am „Burgerbau“ ist, sollen bitteschön andere beurteilen.
Mich reizte das Philly Cheese-Steak Sandwich (11,50 Euro), von dem ich schon viel gehört, gesehen und gelesen hatte – der Solinger Fast-Foodie berichtete vor geraumer Zeit so genüsslich darüber –, da musste ich einfach zugreifen. Außerdem klang die Kombi aus dünn geschnittenem Roastbeef, Schmelzzwiebeln, geschmolzenem Cheddar und Paprika in Ciabatta-Brot auf dem Papier gar nicht mal so übel. Dass auch Kartoffel-Chips mit von der Partie sein würden, sollte mich nicht stören. Also stand dem erstens Philly Cheese-Steak Sandwich meines Lebens nichts mehr im Wege.
Der gemeine Cheeseburger-Aspirant orderte noch einen kleinen Beilagensalat (4,90 Euro). Der auf bayrische Wonne setzende Frikadellen-Fuzzy komplettierte den bald startenden, kulinarischen „Western von gestern“ mit garstig klingenden Cheesy Fries (5,40 Euro), einer mit Käse überbackenen Pommes-Landschaft, die zusätzlich mit Jalapenos und Speck garniert war.
Kartoffel-Käse-Landschaft mit Speck- und Jalapeno-Inseln
Wer den Obazda auf dem Burger nicht scheut – der vielleicht die Fritten bereut! So jedenfalls mein Gedanke beim Respekt heuchelnden Abnicken seiner dubios klingenden „Side-Order“. Wer solche Freunde hat, der braucht…
… vor allem eine gute Verdauung. Diese wurde gleich zu Beginn mit mehren „Grüßen“ aus der Fritteuse geprüft.
Bonjour, la graisse!
Die drögen Hähnchenflügel, latschigen Kartoffel-Wedges und geschmacksarmen Zwiebelringe im Teigmantel unseres Vorspeisen-Samplers wurden im heißen Fettbad aus ihrem „convenience-ionellen“ Kühltruhenschlaf erweckt. Ein paar staubtrockene Nachos aus der Tüte waren auch darauf zu finden. Ein kleineres Rippenstück und drei verschiedene Saucen (BBQ, Sauerrahm und Salsa) komplettierten diese nicht besonders ansehnliche Auswahl an geläufigen Appetizern amerikanischer Provenienz.
Die Grüße aus der Fritteuse
Auch geschmacklich blieben diese fettigen Fertigprodukte ohne rechte Gaumeninformation. „Bonjour, la graisse!“ auf ganzer Linie. Mein erfahrener BBQ-Begleiter von einst (ja genau, der Kenner aus Solingen) hätte bei ihrem traurigen Anblick wohl sofort die Flucht ergriffen. Wir dagegen steuerten geradewegs ins frittierte Verderben. Alles im „Rib“ – auf Benjamins „Ship“?!
Zeitgleich zu diesem Offenbarungseid in Sachen Vorabfütterung erreichten uns zwei stattliche, mit den beiden bereits erwähnten Saucen bestrichene Spareribs-Racks inklusive knarztrockenen Polenta-Quadern und lieblos in eine Schüssel gestopften Cole Slaw.
Ein humorlos auf die Platte geklatschtes Rippenrack
Allein ihre Präsentation ließ optisch einiges zu wünschen übrig. Die durch den Konvektomaten geprügelten Rippchen vom Schwein fielen leider alles andere als saftig aus. „Totgegrillte schmecken besser!“ würde ich an dieser Stelle gerne verkünden. Dem war aber definitiv nicht so.
Ein ziemlich trockenes Rippenbekenntnis
Natürlich waren die vorgegarten Schälrippchen essbar. Die scharfe Salsa und die rauchig-süße BBQ-Sauce, die beide mit zupackendem Branntweinessiganteil gesegnet waren, halfen den eher schüchtern „gerubbten“ Spareribs geschmacklich auf die Sprünge und ließen sie zumindest nicht „drüsch wie en Zementtütt“ wirken.
Eine Sparerib-Portion mit Polenta-Quader und Cole Slaw
Von den in „Charly’s Diner“ zu Solingen genossenen Prachtexemplaren aus dem Smoker waren diese trockenen Rippenbekenntnisse mehr als nur einen St. Louis Cut weit entfernt. Da herrschte weitestgehend Konsens am Tisch.
Ok, die Palette an schludrig zu Porzellan gebrachten Vorweggerichten mussten wir erst einmal verdauen – und zwar in doppelter Hinsicht. Selten war ich nach einer Vorspeise so nah an Whisky on the Rocks gebaut. Viel Zeit zum inneren Verarbeiten ließ man uns jedoch nicht. Die Bedienung startete nämlich zeitnah ihre Burgerinitiative.
Die mehrheitlich von pappigen Sesambuns umhüllten Benjamin-Buletten wurden nicht alle auf Tellern, sondern einige von ihnen in kleinen Körbchen serviert. Diese lagen zusammen mit den Fritten auf rot-weiß-karierten Papierservietten. Nur der feine Herr Brezelburger kam ganz feudal auf Porzellan daher. Die Bayern halt…
Der Bavarian Bliss Burger mit Laugengebäck
Von ihrer Optik unauffällig, von ihrer Ausstattung profan, waren das keine komplett misslungenen Frikadellen-Fehltritte, aber so richtige „Wow-Effekte“ wollten sich auch nicht einstellen.
Angus Burger mit Schmelzzwiebeln satt
Dazu waren sie einfach nicht saftig genug. Man merkte gleich, dass die Patties nicht handgemacht waren. Ihrer Konsistenz nach zu urteilen, hatten wir es hier mit industriell hergestellter Fertigware zu tun. Wer auf körnige, lockere Buletten steht, wurde angesichts ihrer Kompaktheit enttäuscht.
Auch hätte man die flachen Fleischpflanzerl ruhig etwas schärfer anbraten dürfen. Die Röstaromen hielten sich doch arg in Grenzen. Dafür war der Fleischgeschmack ziemlich präsent, was uns über die fehlende Saftigkeit ein wenig hinwegsehen ließ. Die Cheesy Fries, die mein Kollege gerne mit uns teilen wollte (warum nur?...), sahen aus, als kämen sie direkt von Mama Mikrowelle.
Cheesy Fries
Wer auf trockene Fritten unter fettiger Käsehaube mit versteckter Speckstippe und scharfen Chili-Schoten steht, der hätte an der lieblos arrangierten Kartoffelentweihung sicherlich seine Freude gehabt.
Der Laugenburger mit Brezelgeweih sah nicht nur grotesk aus, er war auch gustatorisch eher ein bescheidenes Mittel zum Sättigungszweck, wie mir mein Tischnachbar bestätigte.
Tja, auch optisch kein Leckerbissen!
Die Idee mit der Obazdacreme wollte nicht so recht zünden. Und die auf dem Teller verstreuten Salzbrezeln machten das Monats-Special auch nicht besser. Die Burgerkreation wirkte in der Summe weder stimmig noch richtig zu Ende gedacht. „Schad ums Geld!“ hätte der große Gerhard an dieser Stelle losge“polt“ert.
Mein Philly Cheese-Steak Sandwich kam (gefühlt) mit einer halben Packung Chio Chips auf die Platte.
Philly, where's my Cheese-Steak?
Links und rechts quollen Schmelzzwiebeln, Paprikastücke und Rindfleischfetzen aus dem auf der Innenseite angerösteten Ciabatta-Brot. Der Ersteindruck war trotz des scheibchenweisen Kartoffelknusper-Overkills durchaus positiv, was sich jedoch beim ersten Bissen ins käsige Steak-Sandwich geschmacklich nicht verifizieren ließ.
Das Philly - außen hui, innen....
Die totgebrutzelten Fleischfetzen waren keines Rindviehs würdig. Die schmeckten quasi nach nichts. Außerdem fand ich sie auch von ihrer Konsistenz her nicht besonders angenehm zu essen. Bei der unterdurchschnittlichen Fleischqualität wollten dann auch die süßlichen Schmorzwiebeln und die würzige Schmelz-Cheddar-Masse im Inneren des Brötchens nicht mehr so richtig zünden. Na wenigstens war das angegrillte, warme Ciabatta-Brot angenehm fluffig und die Chips schön kross.
Scheinbar waren die Burger-Portionen für manche am Tisch nicht sättigend genug. Nur so kann ich mir die beiden süßen Kalorienbomben – Karottenkuchen mit Aprikose und Sahne (5,20 Euro)
Karottenkuchen aus dem Kühlregal
sowie der „legendäre“ Schokokuchen namens „Devil‘s Food Cake“ (4,90 Euro) –
„Devil‘s Food Cake“ - die volle Schokodröhnung!
zum Nachtisch erklären, die sich zwei Food Fellas zum Schluss noch einverleibten. Ich staunte nicht schlecht und der bloße Anblick verleitete mich zu 2cl Ouzo im Nachgang.
Tja, was war das mal wieder für ein geselliger Abend in bester Clubatmosphäre. Je schwächer die kulinarischen Leistungen, desto besser die Stimmung am Tisch – eine Kuriosität, die wir in dieser Runde schon einmal erlebten (im Purino in Karlsruhe, Anm.). Die Frage, ob sich für das hier verzehrte American Food die Fahrt nach Mannheim gelohnt hat, stellten wir uns gar nicht. Dafür war es ein viel zu lustiger Abend, der mit einer gehörigen Portion Lebensmittelhumor und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk dann doch seine witzigen Seiten hatte.
Aber wegen dem Essen muss in diesem aus der Zeit gefallenen Diner wahrlich keiner aufschlagen. Den „besten Burger Mannheims“ wird man hier genauso wenig finden, wie ein leckeres Philly Cheese-Steak Sandwich. Auch die übrigen Speisen, die man vornehmlich aus den Tiefen der kühlen Truhe fischt, werden in jedem x-beliebigen Foodtruck in besserer Qualität angeboten.
Die entspannt-authentische Atmosphäre des Ladens bleibt für „Ewiggestrige“ der einzige echte Anreiz, hier aufzuschlagen. Für uns war dieser Burger-Trip nach Mannheim ein kulinarisch lehrreicher „Western von gestern“, über den nicht nur die Frikadellen-Fuzzys am Tisch noch lange herzhaft schmunzeln mussten.
Ein Jammer, dass ich am kurz vor den Weihnachtsferien terminierten Clubtreffen in der „Vieux Moulin“ zu Lauterbourg (Elsass) krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Dort war die Welt der Wörther Gaumenfreunde nämlich wieder in bester Ordnung. Aber das holte ich zusammen mit meiner Frau im Januar nach…