Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 28.11.2021 2021-11-28| Aktualisiert am
29.11.2021
Besucht am 16.11.2021Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 157 EUR
Fällt der Name „Raffaele“, so weiß der auf Pizza und Pasta gepolte Landauer worauf er sich einlässt. Der freundliche Italiener Raffaele Luca gilt mittlerweile als alteingesessene Gastro-Institution in der ehemaligen Garnisonsstadt an der Queich. Sein kulinarisches Wirken nahm 1973 in der Landauer Reiterstraße seinen Anfang. Dort betrieb er bis in die 90er Jahre eine kleine Trattoria, die so richtig brummte.
Bumsvoll war seine Hütte – jeden Abend. Er war es leid, täglich so viele Gäste aus Platzmangel wieder wegzuschicken. Die logische Folge: er vergrößerte sich. Die passenden Räumlichkeiten dazu fand er im Zentrum direkt neben dem Alten Kaufhaus. Dort am historischen Rathausplatz bezog er die obere Etage des Böckingschen Hauses, dessen Terrasse nach wie vor als einer der begehrtesten Logenplätze Landaus gilt. Bis 2016 war er dort ansässig, als er den Platz an der Luitpold-Statue räumte bzw. räumen musste. Nähere Gründe dazu sind mir jedoch nicht bekannt.
Im Mai 2017 dann der Neustart in der Industriestraße. Wo zu Zeiten des ehemaligen „Green“ eifrig getanzt, gebruncht und gecocktailt wurde, hielt der Landauer Pizza-Pate Don Raffaele Einzug. Abends vor dem Hause...
Im modern eingerichteten Klinkerbau werden seitdem die üblichen Verdächtigen in Sachen Italokost aus der Pfanne bzw. dem Ofen gehoben. Modernes Bistroambiente
Familie Luca fährt kein überbordendes Programm, das den Gast in allzu große Entscheidungsnöte bringt, sondern belässt es lieber bei einer durchdachten Sammlung von Altbewährtem. Mit Gerichten, die schon vor gut 40 Jahren funktioniert haben, macht man in der Regel auch heute nichts falsch. Kein avantgardistischer, aber ein durch und durch verlässlicher Ansatz, der die Stammklientel in kulinarischer Sicherheit wiegt.
Besuch 1 im September
Zu eben jener gehören weder meine Frau noch ich. Und trotzdem verschlug es uns kurz vor der Geburt unserer Tochter im Anschluss an einen Kinobesuch Ende September dorthin. Es war eine dieser Bauchentscheidungen (in mehrfacher Hinsicht), der ein kurzes Telefonat zur Klärung der Platzverhältnisse vorausging und die uns einen – vorerst – letzten Abend zu zweit im Restaurant bescherte.
Die rückseitig gelegene Terrasse war uns dann aber doch zu voll, um unter freiem Himmel zu speisen. Dass wir uns als nahezu einzige Gäste im hübsch gestalteten Inneren des Lokals niederließen, hatte durchaus positiven Einfluss auf die Tischromantik, die noch zusätzlich von italienischen Schmacht-Pop-Hymnen aus den 70ern – spätestens bei „Tornerò“ von I Santo California schmolz ich wie Pizzakäse dahin – nostalgisch unterfüttert wurde. Aber so „a Überdosis G’fühl“ hat ja noch keinem werdenden Vater geschadet.
An diesem Abend bediente uns die Tochter von Raffaele Luca, die ihre Sache wirklich ganz ausgezeichnet machte und eine bemerkenswert zugewandte Bedienung darstellte. Nachdem wir uns den Tisch ausgesucht hatten – natürlich den, mit den besten Lichtverhältnissen –, hielten wir auch bald die Speisenkarten in den Händen und blätterten uns durch Raffaeles Pizza-Pasta-Kompenium. Eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 5,30 Euro) sowie ein Pils in der Halbliterklasse (4,30 Euro) fanden wenig später den Weg auf unseren Tisch.
Damals teilten wir uns vorweg die mit kalabresischer N’duja, einem wahrhaft scharfen Rachenräuber, und getrockneten Tomaten ausgestattete Bruschetta Calabrese (7,50 Euro), um dann mit Spaghetti Diavola (13 Euro) und einer Pizza Marinara (13,50 Euro) in sättigender Absicht nachzuziehen. Da meine Frau schon ein paar Tage über ihrem Entbindungstermin war, wollte sie wahrscheinlich mit scharfer Kost die „Sache“ anstoßen, was jedoch außer einem brennenden Gaumen keinerlei pränatale Konsequenzen hatte.
Hätten wir zu dem Zeitpunkt schon gewusst, dass es erst einer saftigen Fasanenbrust im Speckmantel mit glasierten Träubchen, Rahmkraut und Kartoffelpüree bedürfe, um den Geburtsvorgang „ins Rollen“ zu bringen, wären wir vermutlich noch am selben Abend zu unseren Freunden nach Ilbesheim in den Hubertushof gefahren und nicht erst am Freitag darauf…
Zurück zur Bruschetta nach „Stiefelspitzenart“. Bruschetta Calabrese (mit N'Duja)
Die mit der Paprikawurst aus der südlichsten Region Italiens bestrichenen Weißbrotscheiben waren noch leicht warm. Selbst kein großer Freund von getrockneten Tomaten, ließ ich mir sie in dieser Kombination dennoch gefallen. Fruchtige Säure traf hier auf würzige Schärfe. Einer schnöden, leicht angetoasteten Ciabattascheibe könnte Schlimmeres widerfahren, so die einhellige Vorspeisenmeinung am Tisch. Scharfe kalabresische Bruschetta
Nach diesem gelungenen Einstand duftete mir eine mit frischen Meeresfrüchten – keine Gummiware aus dem Glas – belegte Pizza Marinara entgegen. Poseidons Früchte bestanden hierbei aus Mies- und Venusmuscheln, Baby-Calamari, in Ringe geschnittene Tuben vom Kalmar und nicht zu klein geratenen Shrimps. Gib mir Frutti, gib mir Mare!
Ein 1A-Meeresteppich, der dieses ansehnliche Hefeerzeugnis bedeckte. Vom Belag her gab es da nicht das Geringste auszusetzen. Pizza Marinara
Äußerst saftig und mit einem ausgewogenen Käse-Tomatensauce-Verhältnis auf dem Teigfladen gaben sich der wohl dienstälteste Padrone Landaus und sein Pizzaiolo in der Küche keine Blöße. Nur dem an sich recht fluffig geratenen Pizzaboden hätte eine etwas längere Verweildauer im Ofen gutgetan.
Als wir im November mit dem kollegialen Club Culinaire dort speisten, bestätigten meine Kollegen den etwas zu lax gebackenen Untergrund bei ihren Pizzen. Keine Ahnung, warum man bei Raffaele die wohlbelegten Rundlinge so früh aus dem Ofen holt. Zusammen mit dem vor frischen Zutaten strotzenden Belag ergab das nämlich ein recht durchweichtes Vergnügen, das – je weiter man sich dem Mittelpunkt der Scheibe näherte – zur labberigen Angelegenheit avancierte.
Um es gleich vorwegzunehmen: dies blieb der einzige kleine kulinarische Lapsus an diesem Abend. Die mit Tomatenwürfeln, Sardellenpaste, Kapern, Oliven, Petersilie und Chilischoten verfeinerten Knoblauch-Spaghetti meiner Gattin fielen wie angekündigt sehr „diavola“ aus. Hier wurde definitiv kein gustatorischer Etikettenschwindel betrieben. In Teufels Namen, die waren ihr Geld wert! – so jedenfalls die Meinung der „heißhungrigen“ Genießerin am Tisch. Spaghetti Diavola
Nach einem netten Austausch mit Signore Luca über die Option, die kalabresische N’Duja als neuen Pizzabelag ins Repertoire aufzunehmen, einem zuckersüßen Marsala aufs Haus und den besten Wünschen für die bevorstehende Geburt verließen wir das Lokal in gut gesättigter Zufriedenheit.
Da hätte ich eigentlich gleich in die Tasten hauen sollen, um den Abend mit einer entsprechenden Rezension zu würdigen. Aber viel ist passiert seit diesem Septemberabend in der Landauer Industriestraße und die Zeit danach war aufgrund der Geburt unserer Tochter knapp bemessen.
Außerdem plante ich da bereits die Wiederholungstat, die sich dann rund zwei Monate später auch tatsächlich ereignen sollte.
Besuch 2 im November
Nicht zu zweit, sondern, wie bereits erwähnt, mit meinen drei Futterfreunden aus dem Kollegenkreis machten wir Raffaele Luca Mitte November unsere Aufwartung. Zwei davon kannten das Etablissement wesentlich besser als ich, da sie dort schon früher gerne einkehrten.
Und so saßen wir dann zu viert an einem Dienstagabend als nahezu einzige Gäste im stimmig beleuchteten Gastraum. Wir werteten dies als Auswirkung der in die Höhe geschnellten Corona-Zahlen und der damit verbundenen, allgemeinen Unsicherheit. Meinem Wunsch nach Tisch Nr.6 („der hinten rechts“) wurde gerne entsprochen. Allein der Fotoqualität wegen steuerten wir dieses etwas heller beleuchtete Eck zielstrebig an. Tisch 6, hinten links - einer der wenigen mit ausreichend Licht für Food-Fotos
Dass an diesem Abend kaum etwas los war, störte den Padrone wesentlich mehr als uns. Wir fühlten uns nach der obligatorischen Impfnachweiskontrolle und dem Check-In per Luca-App pudelwohl und freuten uns auf einen entspannten Abend in geselliger Runde. Eine gemütliche Atmosphäre durchwehte den von modernem Bistromobiliar geprägten Gastraum. Auf den bequem gepolsterten Stühlen ließ es sich ebenfalls gut aushalten. Angenehme Atmo im Gastraum
Eine junge Dame hieß uns freundlich willkommen und händigte uns umgehend die Speisenlektüre aus. Natürlich hatten sich die Aspiranten am Tisch bereits auf der übersichtlich gestalteten Homepage vorinformiert. Einer aus unserer Runde sprach schon im Vorfeld von der Absicht einen Burger zu vernichten. Ein anderer erinnerte sich an die Cocktails, die er früher hier gebechert hatte. Er konnte gar nicht umhin, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen – wenn auch aus fahrtechnischen Gründen ohne alkoholischen Anteil.
Auch Padrone und Namensgeber des Ristorantes Raffaele Luca ließ sich nicht lange bitten. Anekdotenreich und um keinen Schwank aus der goldenen Gastrozeit früherer Tage verlegen, gab er den südländischen Vorzeigewirt alter Schule. Charmant, witzig und dankbar zugleich hätte er uns sicherlich jeden kulinarischen Extrawunsch erfüllt. Selbst die kalabresische Feuerwurst von der Bruschetta wäre auf der Pizza kein Problem gewesen.
Aber nach Pizza war mir an dem Abend irgendwie nicht. Dagegen ließen mich die von ihm mündlich vorgetragenen Empfehlungen aufhorchen. Spätestens bei den Linguine alla Vongole (Venusmuscheln) hatte er mich überzeugt. Der Burgerspezi schräg gegenüber ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Bei den beiden anderen Kollegen überwog letzten Endes die Pizzapassion.
Doch zuvor wurden erste Durstlöscharbeiten in Angriff genommen. Ein Caipirinha mit (7,90 Euro) und eine Virgin-Ausgabe ohne Alkohol (7 Euro), eine große Flasche San Pellegrino (5,30 Euro) und eine Viertel Lambrusco (5,60 Euro) bevölkerten bald unsere Tischplatte.
Unserem ersten Hunger boten eine Bruschetta Calabrese (7,50 Euro), ein kleiner Beilagensalat (4,10 Euro), eine Fischsuppe nach Art des Hauses (7,20 Euro) und eine Tomatensuppe (4,90 Euro) trotzig Paroli. Die Bruschetta hatte ich meinem Kollegen wärmstens – um nicht zu sagen schärfstens – empfohlen. Die Zuppa di Pesce wählte der Kenner neben mir in routinierter Manier.
Eine Tomatensuppe ist für mich seit jeher eine Art kulinarischer Lackmustest für die allgemeine Küchenleistung italienischer Verköstigungsbetriebe. Wenn ihre Qualität stimmt, künden in der Regel auch die übrigen Speisen von handwerklich einwandfreier Zubereitung.
Verlockend knallte mir das pürierte Rot in zeitgemäßer Keramik entgegen. Mit ein paar Tröpfchen Sahne verlieh man dem Aussehen meiner Zuppa di Pomodoro etwas mehr Dynamik. Also nix wie ran an die Tomatenturbine! Feines Tomatensüppchen
Gleich beim ersten Löffel stellte sich Glückseligkeit ein. Basierend auf einem aromatischen Basisfond mit eben genau jenem perfekten Süße-Säure-Verhältnis, das auf die Verwendung vollreifer Protagonisten schließen ließ.
Keine Frage, da hatte man Rotes zur richtigen Zeit eingeweckt, um nun im kalten Herbst mit vollmundiger Präsenz am Gaumen zu punkten. Ein Hauch von Knoblauch durfte da natürlich nicht fehlen, während Olivenöl und Zwiebeln um den Oskar des besten Nebendarstellers rangen. Vielleicht war es aber auch der berühmte Tropfen Gin, der diese Terrine geschmacklich fast zum Überlaufen brachte. In der Summe war das zwar keine „gröTaZ“ (= größte Tomatensuppe aller Zeiten), aber definitiv eine aus besseren Pürierstabkreisen.
Gleiches, nur mit ein paar Leckereien aus dem Meer drin, hatte mein Nebenmann auszulöffeln. Zwei leicht angeröstete Scheiben Ciabatta-Brot hatte man ihm gleich als Saug- und Sättigungsbeilage mit hineingelegt. Auch er zeigte sich von seiner Fischsuppe hellauf begeistert. Da wurde nicht mit fruchtiger Meereseinlage gegeizt. Tomatensuppe in der Meeresversion aka Zuppa di pesce
Der überzeugte "Bruschettarier" lobte seine drei scharfen, mit N’Duja und eingelegten Trockentomaten verfeinerten Stullen. Respekt vor ihm, hatte er noch das Burgerexperiment im Hauptgang zu wuppen. Unser präsidiales Oberhaupt zeigte sich indes von all den extravaganten Vorweggerichten sichtlich unbeeindruckt und genoss seinen fast schon frugal anmutenden, mit Joghurtdressing angemachten Beilagensalat in aller Gemütsruhe. Beilagensalat
Dann begann die Hauptgerichtsverhandlung. Gleich vorweg möchte ich erwähnen, dass etwas weniger Tomatensauce meinen Linguine mit Vongole (16 Euro) nicht geschadet hätte. Auch die Nudeln wären mir etwas „al denter“ lieber gewesen. Aber das waren alles nur Nuancen, die den schmackigen Inhalt meines eckigen Porzellantellers kaum schmälerten. Linguine mit Venusmuscheln
Der gehaltvoll knoblierte Sugo wusste auch beim Hauptgang zu überzeugen. Das war nach der aus dem gleichen Nachtschattengewächs zubereiteten Suppe auch keine allzu große Überraschung. Die Muschelschalen konnten auf einem extra dafür gereichten Teller schnell entsorgt werden. Erfreulich zu sehen: der Service dachte mit.
Auch der Kollege neben mir nutzte so die Gelegenheit, die Miesmuschelschalen von seiner Pizza Marinara (13,50 Euro) loszuwerden. Mit seiner Pizza war er übrigens genauso zufrieden wie ich rund zwei Monate zuvor. Pizza Marinara vom Kollegen
Über den etwas zu hell geratenen Boden herrschte die ein“hell“ige Meinung am Tisch, dass hier ein 30 Sekunden längerer Aufenthalt im Ofen ein Vielfaches an Knusprigkeit bewirkt hätte. Wenn sich so gewiefte Hobby-Pizzabäcker an einem Tisch zusammenfinden, fällt die Analyse umso leichter.
Von der mit Salami, Kochschinken, Paprika und frischen Champignons belegten Pizza Toscana (12,30 Euro) meines Gegenübers durfte ich dann auch mal ein Stück probieren. Auch an ihr gab es geschmacklich wenig auszusetzen. Nur von der Textur her hätte auch seine Erquickungsscheibe italienischer Provenienz etwas rescher ausfallen dürfen. Pizza Toskana
Und dann war da ja auch noch der Kollege mit Burgerbeteiligung. Sein Raffaele-Burger (13,40 Euro), den ein recht ordinär wirkendes Bun - wahrscheinlich aus der Aufbacktüte - umgab, hatte ein saftiges Innenleben vorzuweisen. Das Rindfleischpatty hatte den Grill mit ausreichend Röstaromen verlassen. Parmaschinken, Parmigiano und Cheddar fassten es mit reichlich Geschmacksfülle ein. Der Raffaele-Burger
Daneben zeichneten sich rote Zwiebeln, Tomate und Rucola für die frischeren Momente rund um das Patty verantwortlich. Dem passionierten Burgerrechtler schien dies sichtlich zu gefallen. Nur der gut gesalzene, wohlwollend portionierte Pommes-Frites-Anteil erlaubte ihm keinen Komplettverzehr. Erste, deutliche Sättigungsanzeichen, die den wackeren Bruschetta-Bruder spätestens beim Dessert in ernsthafte Verzehrnöte bringen sollten.
Unter Normalbedingungen hätte wohl keiner der Akteure einen Nachtisch gebraucht, zumal ein paar zusätzliche Cocktails zuvor schon die Runde gemacht hatten. Ob es nun dem Gruppenzwang oder einfach nur der guten Stimmung am Tisch geschuldet war, kann ich retrospektiv gar nicht mehr so richtig einschätzen. Wahrscheinlich eine Melange aus beidem. Tatsache war jedoch, dass dreimal Tiramisu (zu je 6,50 Euro) und einmal das Mandel-Parfait (7 Euro) geordert wurden.
Die drei Mascarpone-Biskuit-Quader sahen aber auch zum Weglöffeln gut aus! Das Tiramisu
Natürlich ließ auch mein mit großzügig darauf verteilter Karamellsauce verziertes Mandeldessert keinen Unterzucker aufkommen. Mandel-Parfait
Besonders das darin enthaltene Röstmandelaroma lieferte jede Menge Assoziationen zu früheren Kirmesbesuchen. Da fehlte letztlich nur noch das „Nappo“ zum Mitnehmen…
Aber es kam, wie es kommen musste. Der Biskuitblender von schräg gegenüber gab buchstäblich den Löffel ab. Und das ohne sein venezianisches Nationaldessert zu Ende gegessen zu haben. Damit brachte er Schimpf und Schande über unseren Spachtelclub und musste zur Strafe noch einen Marsala aufs Haus hinabkippen. Wie übrigens die zwei anderen Alkoholbejaher am Tisch auch. Die hatten aber, im Gegensatz zu ihm, ihre Dessertaufgabe „cum laude“ erfüllt.
Es war mal wieder ein richtig gemütlicher Abend in bester Gesellschaft, der auch dank eines redseligen Patrons mit viel guter Laune endete. Ich bin gespannt auf unser nächstes, offizielles „Clubtreffen“ Anfang Dezember. Sofern es das Infektionsgeschehen erlaubt, machen wir uns auf den Weg nach Neustadt. Der Schreiber dieses Genussaufsatzes sucht aus und gibt vorab schon mal eine Gaumenfreudengarantie!
Fällt der Name „Raffaele“, so weiß der auf Pizza und Pasta gepolte Landauer worauf er sich einlässt. Der freundliche Italiener Raffaele Luca gilt mittlerweile als alteingesessene Gastro-Institution in der ehemaligen Garnisonsstadt an der Queich. Sein kulinarisches Wirken nahm 1973 in der Landauer Reiterstraße seinen Anfang. Dort betrieb er bis in die 90er Jahre eine kleine Trattoria, die so richtig brummte.
Bumsvoll war seine Hütte – jeden Abend. Er war es leid, täglich so viele Gäste aus Platzmangel wieder wegzuschicken. Die... mehr lesen
Raffaele
Raffaele€-€€€Restaurant, Loungebar0634120013Industriestr. 7a, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Wiederholungstat beim Landauer Pizza-Experten für helle Böden und saftige Beläge" marcO74Fällt der Name „Raffaele“, so weiß der auf Pizza und Pasta gepolte Landauer worauf er sich einlässt. Der freundliche Italiener Raffaele Luca gilt mittlerweile als alteingesessene Gastro-Institution in der ehemaligen Garnisonsstadt an der Queich. Sein kulinarisches Wirken nahm 1973 in der Landauer Reiterstraße seinen Anfang. Dort betrieb er bis in die 90er Jahre eine kleine Trattoria, die so richtig brummte.
Bumsvoll war seine Hütte – jeden Abend. Er war es leid, täglich so viele Gäste aus Platzmangel wieder wegzuschicken. Die
Geschrieben am 09.11.2021 2021-11-09| Aktualisiert am
09.11.2021
Besucht am 23.09.2021Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 170 EUR
Ende September verschlug es den neu formierten Wörther Gaumenvierer in die mehr durch ihren Essig als durch ihren Wein bekannte Gemeinde Venningen. Schon seltsam, obwohl das zur Verbandsgemeinde Edenkoben zählende Dorf in direkter Nachbarschaft zu namhaften Weinorten wie Maikammer, Kirrweiler und Edenkoben liegt, kennt man von hier eigentlich nur die Weinessigspezialitäten des berühmten Doktorenhofs. Zur gehobenen Pfälzer Rebsaftriege hat sich anscheinend noch kein Venninger Winzer aufschwingen können.
Auch das Weingut Bauer, dessen in keinem regionalen Restaurantführer fehlender Gutshof von Freunden deftiger Regionalküche schon seit vielen Jahren großen Zuspruch erfährt, gehört zu den nicht ganz so bekannten Produzenten im Bereich der Südlichen Weinstraße. Dafür kennt fast jeder heimische Gut- und Gernesser den Namen ihrer Gastronomie.
„Bauer’s Stuben“ sind ein durch und durch sympathischer Familienbetrieb, den ich trotz seiner guten Referenzen noch nie besucht hatte. Wahrscheinlich dem ebenfalls in Venningen ansässigen „La Vigna“, einer meiner liebsten italienischen Einkehradressen, geschuldet.
1977 eröffneten Rosemarie und Wolfgang Bauer eine Straußwirtschaft namens „Bauernstube“. In ihrem urgemütlichen Gewölbekeller wurde handfeste Hausmannskost zum eigenen Wein dargeboten. Der Gewölbekeller (an diesem Abend ungenutzt)
Ein kulinarischer Synergieeffekt, der auch heute noch in vielen Ecken der Südpfalz erfolgreich ausgenutzt wird – zumeist an den Wochenenden, wenn die Ausflügler über den Rhein kommen.
Mittlerweile ist aus der heimeligen Weinstube ein mehrfach erweitertes Restaurant mit Schlemmerscheune, In dieser Scheune lässt sich gut schlemmen!
Wintergarten, idyllischem Innenhof und einer fast schon toskanisch anmutenden Gartenterrasse hinterm Haus geworden. Allein wegen diesem, im mediterranen Stil gestalteten Genussgarten lohnt sich ein Abstecher ins gut zu erreichende, da nicht weit von der Autobahn A65 entfernt gelegene Venningen.
Es ist wirklich ein ganz besonders behagliches Fleckchen Pfalz, das die beiden Töchter Carina und Christin im Laufe der Jahre mit familiärer Unterstützung geschaffen haben. Auch wir waren schwer beeindruckt von der heimeligen Atmosphäre, die dieser Ort ausstrahlte.
Schön, dass wir unser Essen noch unter freiem Himmel genießen konnten. Später wechselten wir aufgrund der frischen Temperaturen in das urgemütliche Sandsteingemäuer. So gesehen, durften wir also gleich zwei Örtlichkeiten des Gutshofes auf Gasttauglichkeit prüfen. Nur so viel vorweg: den „Ambiente-Test“ haben sie beide mit Bravour bestanden.
Die Idee, dem Wörther Futterquartett einen Ausflug nach Venningen zu bescheren, kam von unserem Neuling, der im nicht weit entfernten Örtchen Böbingen residiert und dieses Lokal schon lange zu seinen regionalen Favoriten zählt. Die von ihm verteilten Vorschusslorbeeren bezüglich Service, Umgebung und Essensqualität sollten sich im Laufe des Abends vollends bestätigen.
Also dann „Food-Fellas“, auf nach Venningen zur Familie Bauer, wo die Gutbürgerlichkeit in ihrer besten Form zu Hause bzw. zu Hofe ist.
Der groß angelegte, hauseigene Parkplatz entspannt die Situation für die Gäste mit motorbetriebenem Mobilitätshintergrund ganz erheblich. Dennoch parkten wir unser Vehikel direkt an der Altdorfer Straße, keine 50m vom Anwesen der Familie Bauer entfernt. Unser Kollege hatte uns die letzte, an der Durchgangsstraße gelegenen Parkbucht freigehalten.
Wir betraten die Lokalität über den etwa zur Hälfte besetzten Garten. Impfnachweise wurden kontrolliert. Mit der Luca-App war auch der Check-In schnell erledigt. Als wäre der große Ansturm schon vorüber, präsentierte sich der von Olivenbäumen und anderen mediterranen Gewächsen geschmackvoll begrünte Außenbereich als wahres Weingartenidyll. Die nicht mehr komplett besetzten Tische standen in angenehmer Distanz zueinander. Um sie herum sorgte gut gepolstertes Polyrattan für komfortable Sitzverhältnisse. Gartenimpression 1
Man begrüßte uns herzlich. Kein Wunder, war doch ein Mitglied unserer Tischgesellschaft hier amtsbekannt. Vom auffallend freundlich und flink agierenden Servicepersonal hatte ich bereits im Portal Tripadvisor mehrfach gelesen. Und ja, die Jungs und Mädels machten ihre Sache richtig gut. Auf unsere Fragen hatten sie immer eine passende Antwort parat. Dabei wurde mit dem berühmten Pfälzer Charme beraten und auch der Umzug nach drinnen zu späterer Stunde problemlos über die Bühne gebracht.
Der kleine Plausch mit dem Serviceleiter, der mir bei meiner von Neugier getriebenen Inspektion der Räumlichkeiten über den Weg lief, verriet mir so einiges über die Historie des Betriebes, die gutseigenen Weine sowie die Bauer’sche Bewirtungsphilosophie, bei der die Verwendung regionaler Produkte großgeschrieben wird.
Diese finden sich auf einem recht ausgewogenen Speisenzettel wieder. Eine knappe Handvoll herzhafter Vorspeisen, ein paar fleischlose Klassiker, Salatschüsseln – sorry, Bowls natürlich – in diversen Ausstattungen, vier verschiedene Flammkuchenversionen und ein karnivorenfreundliches Repertoire an hausmannsköstlichen Hauptgerichten, die vom Wiener Schnitzel über Ossobuco bis hin zum Zwiebelrostbraten und Medaillons von der Schweinelende reichten.
Komplettiert wurde das Bauer’sche Leibspeisenprogramm von einer Reihe süßer Verlockungen sowie einem saisonal geprägten Empfehlungsschreiben, das sich schon ganz dem kulinarischen Herbst verpflichtet hatte. Das darauf abgedruckte Herbst-Menü für schlanke 34 Euro bestand aus einem Kürbiscremesüppchen, einem Kastanien-Saumagen mit Rotkraut und Bratkartoffeln sowie einer süßen Trilogie zum Abschluss. „Kannschd nid meckre!“ hörte ich den Aspiranten am Nachbartisch freudig tönen.
Außerdem tummelten sich handfeste Herzhaftigkeiten wie Schweinsroulade mit Brätfüllung, Cordon Bleu vom Landschwein sowie Steinpilz-Nudeltaschen in Trüffelsahne. Ach, könnte ich doch nur dem würzigen Knollenpilzgeschmack etwas mehr abgewinnen, ich hätte mich wahrscheinlich für das Pilzgericht entschieden.
Auf einer laminierten Karte ließ sich das offene Weinprogramm der Familie Bauer studieren. Vom einfachen Portugieser Rotwein (Viertel zu 2,80 Euro) über trocken ausgebaute Burgundersorten in Weiß, bis hin zu restsüßen Spätlesen und etwas gehaltvollerem Cabernet Sauvignon bzw. Merlot (Viertel zu 4,90 Euro) waren so ziemlich alle Rebsorten vertreten, die in der Südpfalz bevorzugt angebaut werden.
Daneben hatte man auch ein paar Flaschenweine befreundeter Winzerkollegen am Start. Einen klassischen Gutsriesling aus dem Hause Reichsrat von Buhl gab es bereits für erschwingliche 22,50 Euro. Auch die sehr fairen 29 Euro für die Black-Print-Cuvée von Markus Schneider aus Ellerstadt würden wohl nicht nur bei Sylt-Besuchern ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen.
Den besonderen Umständen geschuldet – es war der Tag des errechneten Geburtstermins unserer Tochter und obwohl sich noch nichts regte, saß ich quasi auf „glühenden Kohlen“ – verzichtete ich auf einen alkoholischen Aperitif und orderte brav einen Hugo komplett ohne (4,50 Euro). Später konnte ich allerdings dem gutseigenen Merlot nicht widerstehen und ließ ihn korrespondierend gewähren.
Meine Kollegen begnügten sich mit Mineralwasser aus dem Schwarzwald (0,75l-Flasche für 4,20 Euro), einem „echten“ Hugo mit Vol.% (5,90 Euro) und einer Flasche Bischoff Premium Pilsener (0,33l für 2,80 Euro) zum Auftakt.
Man ließ uns vier Plappermäulern genügend Zeit, um uns zuerst einmal etwas „frei“ zu quatschen. Auf die Idee, die vor uns ausliegenden, bedruckten Seiten zu lesen, kamen wir deshalb mit etwas Zeitverzögerung. Alles halb so wild, die Getränke standen da ja bereits auf dem Tisch.
Dann wurde eifrig bestellt. Ein buntes Potpourri aus Kürbissuppe, Räucherlachs auf Kartoffelrösti, Saumagencarpaccio, Cordon Bleu, Wiener Schnitzel (natürlich vom Kalb) und zweimal Rumpsteak – einmal mit Kräuterbutter, einmal mit Pfefferrahmsauce – wurde dem Küchenteam in Auftrag gegeben. Dem nicht gerade geringen Hunger der gutgelaunten Herrenrunde würde damit sicherlich Genüge getan werden. So zumindest der erste Eindruck, wenn man auf die Teller der Nachbartische schielte.
Der Service lieferte flott. Das Loblied des Kollegen über sein Kürbiscremesüppchen (7,90 Euro) ist mir heute noch im Ohr. Kürbiscremesüppchen im Weckglas
Sie wurde in einem Weckglas serviert und erhielt durch ein wenig Schnittlauch, aufgeschäumte Sahne und fein gewürzte Knuspercroutons on Top den letzten „Schliff“. Kürbiscremesüppchen im Detail
Der „Local“ neben mir hatte sich für den zu einer hübschen Rosenblüte geformten Räucherlachs auf Rösti (8,90 Euro) entschieden. Eine gute Wahl, wie mir ein kleiner Probierhappen verriet. Räucherlachs auf Rösti
Der Mann gegenüber spielte noch ein wenig auf Zeit. Allerdings in sehnsüchtiger Erwartung seines Wiener Panierstücks mit Beilagensalat.
Meine Wenigkeit erfreute sich derweil an einem Saumagencarpaccio (8,90 Euro) der besseren Art. Das Saumagencarpaccio
Allein für dessen himmlisch saure Zwiebel-Senf-Vinaigrette hatte sich der Weg nach Venningen bereits gelohnt. Die dünnen, unter dem Schmacko-Dressing lauernden Saumagenscheiben waren mit etwas Schnittlauch, halbierten Cocktailtomaten, Salatgrün und saftig-süßen Weintrauben (die Lese war ja bereits in vollem Gange!) garniert. Saumagen als Carpaccio...why not?
Dass auch der letzte Tropfen dieser Leckertunke mit Hilfe des dazu gereichten Weißbrots verputzt wurde, war dann auch keine Überraschung.
Die Vorspeisen hatten also alle gesessen. So viel stand zu diesem Zeitpunkt fest. In freudiger Erwartung auf die Hauptgänge setzte die Dämmerung ein. Die angestrahlten Bäume und Sträucher, zwischen denen wir saßen, ließen den ohnehin sehr angenehm gestalteten Außenbereich noch eine Spur lauschiger wirken. Gartenimpression 2
Das beschauliche Abendessen im allerbesten Kollegenkreis ging in die entscheidende Phase.
Da es sich im Dunkeln nicht sonderlich gut Fotografieren lässt, musste beim Abknipsen der Hauptgerichte das Handy vom Kollegen als Lichtquelle dienen. Bis dann alles im „Kasten“ war dauerte es ein wenig, was von so manchem am Tisch „högschde“ Disziplin verlangte. Der Dunkelheit geschuldet blieb dann das Cordon Bleu des schräg gegenüber von mir sitzenden, präsidialen Oberhauptes unseres Kaukonsortiums leider unverewigt.
Doch seine Zufriedenheit über den mit Kochschinken und Gouda gefüllten, dem Aussehen nach der Butterpfanne entstiegenen Fleischklassiker mit dem wohlklingenden französischen Namen (19,80 Euro) drang bis zu mir herüber. Bei allen Hauptspeisen war übrigens ein kleiner, mit schmackhaftem Essig-Öl-Dressing angemachter Beilagensalat inkludiert. Beilagensalat 1
Und der erfüllte seine Aufgabe als frischer Nebendarsteller zum deftigen Gaumenkino aus Rind, Kalb und Landschwein auf wunderbare Art und Weise. Beilagensalat 2
Gegenüber glänzten zwei herrlich mürbe Wiener Kalbsschnitzel (21,90 Euro) mit den daneben liegenden Bratkartoffeln um die Wette. Dem Schnitzelschurken, der sie anschnitt, entlockten sie jedenfalls ein breites Grinsen. Das bzw. die Wiener Schnitzel
Mein Bratkartoffelbuddy neben mir – unsere Beilagenportion kam zum Teilen auf einem großen Teller – Knusprige Kartoffelbeilage aus der Pfanne
hatte sich für das Rumpsteak mit hausgemachter Kräuterbutter entschieden. Er lobte den perfekt getroffenen Gargrad („medium“) seines Fleisches und ließ mich von der wirklich sensationellen Kräuterbutter kosten. Schon faszinierend, was Kleinigkeiten bei einem Allerweltsgericht so ausmachen können. Das Rumpsteak mit Kräuterbutter
Auf meinem Rumpsteak (wie das vom Kollegen 24,50 Euro), das übrigens wie bestellt „medium rare“ geliefert wurde, lag eine ordentliche Anzahl an Pfefferkörnern und eine Chili-Schote, deren dekorativer Zweck sich mir erst nach dem ersten kleinen, höllisch scharfen Probierstückchen erschloss, was von der gut aufgelegten Servicedame mit ungläubigem Staunen quittiert wurde. Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
„Hot happens!“ Mit der geschmeidigen Pfefferrahmtunke im süffigen Schlepptau und einem Klecks Sahne wurde der kleine Lapsus am Gaumen auf angenehme Weise wieder austariert.
Besonders lobenswert: die auf Basis einer kräftigen Jus und ganz ohne (zumindest schmeckbare) Helferlein kredenzte Sauce hatte genau die richtige Pfefferdosis vorzuweisen, die das zarte, schätzungsweise 200 Gramm schwere Stück vom Rinderrücken geschmacklich kurzerhand in Richtung Malabarküste verlegte. In Kombination mit der urdeutschesten aller Kartoffelbeilagen war das hedonistischer Saucengenuss ohne Reue, der auch wirklich jedem der knusprig sautierten Fitzelchen von der Pfälzer Erdfrucht zur Ehre gereichte. Bratkartoffelportion für Zwei
Schon jetzt war ich von dem hier vorherrschenden Preis-Genuss-Verhältnis mehr als angetan. Wie konnte ich so viele Jahre lang dieses besserbürgerliche Einkehridyll links liegen gelassen haben?
Je später der Abend, desto kühler wurde es im Sommergarten. Der Umzug in das schützende Sandsteingemäuer der Schlemmerscheune war unvermeidlich. Drinnen: keine Spur von unübersichtlicher „Gourmengelage“. Die meisten Gäste hatten schon den Nachhauseweg angetreten. Man platzierte uns direkt neben der Tür zum Garten. Schlemmescheune mit 3 von 4 "Food Fellas" an Bord
Auch das Innere des Gutshofs konnte sich sehen lassen. Viel wertiges, helles Holz beim Mobiliar, indirekt angestrahlte Sandsteinwände, eine mit derben Fassdauben verkleidete Decke und jede Menge Weinflaschen sorgten für genau die richtige Mischung aus gemäßigter Pfalzfolklore und zeitgemäßer Landhausoptik. Ein gutes Beispiel dafür, was eine warme, mit Bedacht installierte Beleuchtung doch so alles ausmacht. Pälzer Atmo pur!
Kaum hatten wir unsere innere Wärme zurück, stand uns der Sinn nach Süßem. Unser „Stubenältester“ (nur auf seine Gesamtverweildauer in diesem Lokal bezogen…) hatte ja bereits im Vorfeld von der geeisten Nougat-Marzipan-Lasagne (8,90 Euro) in höchsten Tönen geschwärmt. Da kam auch ich nicht umhin, mir diese Dessertkreation einzuverleiben. Zumal mich Marzipan so gut wie immer anspricht, auch außerhalb der gut gezuckerten Weihnachtssaison.
Außerdem gönnte sich ein anderer Kollege das Zitronen-Sekt-Sorbet (6,50 Euro), das mit dem hauseigenen Riesling-Winzersekt aufgegossen wurde. Der letzte im Bunde bevorzugte wie stets eine Tasse Kaffee (2,20 Euro), um sein Mahl zu beenden.
An der süßen Versuchung aus Nougatcrème und Marzipan gab es geschmacklich nichts auszusetzen. Natürlich war das nichts für Diabetiker, aber mit ihrer fluffigen Textur und dem dezenten Kalt-Warm-Kontrast konnte das „Hausdessert“ voll überzeugen. Meine Zucker-Süßspeise aka Wuchtdessert
Ein paar reife Weintrauben, eine orangefarbene Physalis und ein paar frisch aufgeschnittene Stücke von der Mango versuchten der in zwei stattliche, hübsch angeordnete „Kalorienkörper“ geteilten Zuckersüß-Speise etwas fruchtige Frische entgegenzusetzen, was jedoch nur begrenzt gelang. Dafür war die verkappte „Nougat-Marzipan-Torte“ einfach zu dominant. Nougat-Marzipan-Dessert
Ich muss gestehen, dass mir eine halbe Portion vollends gereicht hätte. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch, auch das zweite Stück dieses Wuchtdesserts zu verdrücken. Werdende Väter können gar nicht genug Kalorien abbekommen – so der Eindruck von dem ein oder anderen Kollegen am Tisch.
Danach war aber wirklich Schluss. Da ging nichts mehr. Zumindest rein. Raus dagegen schon, wenn auch um ein paar gefühlte Kilo schwerer. Nachdem wir die Rechnung beglichen hatten verließen wir nämlich den Gutshof durch den Vordereingang. Eine letzte Gelegenheit, das imposante Anwesen noch einmal näher in Augenschein zu nehmen.
Mit der Auswahl des Gutshofs „Bauer’s Stuben“ hatte unser „Newcomer“ im Gastroquartett gut geliefert. Sein Einstand kann als gelungen bezeichnet werden. Hätte es einer Aufnahmeprüfung für diesen Böbinger Kulinarkollegen bedurft, er hätte sie wohl mit Auszeichnung bestanden.
An diesem Abend endete übrigens auch das Freiluftfuttern. Das sommerliche Dinieren unter freiem Himmel fand mit dem Umzug in die Bauer’sche Schlemmerscheune ein jähes Ende. Urgemütlich...
Nicht nur der kulinarische Herbst war bereits in vollem Gange, auch der kalendarische hatte ja einen Tag zuvor bereits Einzug gehalten.
Unser fortgeschrittenes Sättigungsgefühl und der Umstand des jahreszeitlichen Wechsels veranlassen mich, in der Nachbetrachtung dieses wunderbaren Abends, mit einem Gedicht von Friedrich von Logau (deutscher Dichter und Epigrammatiker des Barocks, Anm.) zu schließen:
„Der Frühling ist zwar schön,
doch wenn der Herbst nicht wär,
wär zwar das Auge satt,
der Magen aber leer!“
Ja. Kann man so stehen lassen…
Ende September verschlug es den neu formierten Wörther Gaumenvierer in die mehr durch ihren Essig als durch ihren Wein bekannte Gemeinde Venningen. Schon seltsam, obwohl das zur Verbandsgemeinde Edenkoben zählende Dorf in direkter Nachbarschaft zu namhaften Weinorten wie Maikammer, Kirrweiler und Edenkoben liegt, kennt man von hier eigentlich nur die Weinessigspezialitäten des berühmten Doktorenhofs. Zur gehobenen Pfälzer Rebsaftriege hat sich anscheinend noch kein Venninger Winzer aufschwingen können.
Auch das Weingut Bauer, dessen in keinem regionalen Restaurantführer fehlender Gutshof von Freunden... mehr lesen
Bauer's Stuben
Bauer's Stuben€-€€€Restaurant063232734Altdorfer Straße 3, 67482 Venningen
4.5 stars -
"Entspannte „Gourmengelage“ dank hervorragender Hausmannskost in einem Pfälzer Traditionsbetrieb" marcO74Ende September verschlug es den neu formierten Wörther Gaumenvierer in die mehr durch ihren Essig als durch ihren Wein bekannte Gemeinde Venningen. Schon seltsam, obwohl das zur Verbandsgemeinde Edenkoben zählende Dorf in direkter Nachbarschaft zu namhaften Weinorten wie Maikammer, Kirrweiler und Edenkoben liegt, kennt man von hier eigentlich nur die Weinessigspezialitäten des berühmten Doktorenhofs. Zur gehobenen Pfälzer Rebsaftriege hat sich anscheinend noch kein Venninger Winzer aufschwingen können.
Auch das Weingut Bauer, dessen in keinem regionalen Restaurantführer fehlender Gutshof von Freunden
Geschrieben am 01.11.2021 2021-11-01| Aktualisiert am
01.11.2021
Besucht am 15.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
…und zwar in der von außen recht unscheinbaren Vereinsgaststätte des Karlsruher FC Südstern 06, deren 1.Mannschaft in der Kreisklasse A (Kreis Karlsruhe) derzeit im sicheren Mittelfeld der Tabelle rangiert und am letzten Spieltag eine derbe Klatsche gegen den SSV Ettlingen kassierte.
So viel fußballerisches Halbwissen sei hier mal vorangestellt, da sich zwei der chinesischen Futterphilosophie zugewandte Genussathleten in ungewohnt sportlicher Umgebung – erste gemeinsame Einkehr in einer Vereinsgaststätte (!) – auf den Weg nach Fernkost begaben.
Über den Background des Karlsruher Yangda-Konsortiums hat mein guter Gaumenfreund ja schon in seiner unverwechselbaren Art referiert. Er kennt alle beiden Filialen – laut Homepage sind es derer zwei, vielleicht existiert die dritte Dependance in der Kaiserstraße ja nicht mehr – dieser erfreulich unprätentiösen, jedoch recht authentisch auftischenden China-Gastronomie in der Fächerstadt.
Da saßen wir also in trauter Herrenrunde an einem Mittwochmittag auf dem Balkon des Yangda im Stadtteil Dammerstock, der sich etwas südlich des Zentrums erstreckt und zur Zeit der Weimarer Republik dank Walter Gropius (Bauhaus) und Konsorten zu einem der wichtigsten Beispiele für die Kunst des „Neuen Bauens“ avancierte.
Doch was interessierte uns die dort vorherrschende Zeilenbauweise mit dem Ziel einer optimalen Besonnung? Hatten wir doch sowieso Letztere im Herzen als wir das gemeinsame Mittagsmahl begingen. Und das, obwohl unsere beiden Herzensdamen nicht mit von der Partie waren. Meine bessere Hälfte musste aufgrund ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft und den dazugehörigen Begleiterscheinungen passen. Frau Oparazzo wohl aus Gründen der Solidarität mit ihr.
Mit einem alkoholfreien Hoepfner Pils (2,90 Euro) – der Mann musste ja schließlich noch den serpentinenreichen Weg zum Herrenalber Hochplateau unter Verwendung seines persönlichen Kraftwagens erklimmen – und einem Fläschchen Tsingtao (auch 2,90 Euro) – der junge Wörther gab sich ganz bewusst weltmännisch – bewaffnet, bliesen wir zum kulinarischen Sturm auf die reich gefüllte Speisenkammer des sympathischen Vereinslokals, dem man eines sicherlich nicht nachsagen konnte, nämlich der zeitgeistigen Ponzu-Yuzu-Shiso-Dashi-Mode hinterherzurennen.
Hier in der von außen eher an eine schaurige Schnitzelstube erinnernden Speisegaststätte erwarteten wir keine avantgardistische Verblüffungsküche der asiatischen Art, sondern kompetent Gewoktes – auch gerne jenseits ausgetretener Schweinefleisch-süß-sauer-Pfade.
Unser Hunger war groß. Mein verspätetes Erscheinen schien den lechzenden Rentner klammheimlich in Richtung Unterzucker zu bugsieren. Eine schnelle Entscheidung war jedoch gar nicht so einfach, da ich mir als Neuling zunächst einen Überblick über die üppige Speisenauswahl mit Hilfe der komplett laminierten Karte verschaffen wollte. Anmerkungen und Tipps meines gegenübersitzenden Tofumeisters sog ich indes ein wie das zuvor bestellte Leichtbier aus der Volksrepublik.
Wohl um eine bessere Vorstellung von den einzelnen Gerichten zu bekommen, wurden sie alle mit einem kleinen Foto in der Speisenkarte versehen. Für die hier einkehrende Klientel aus China – die Universitätsstadt Karlsruhe gibt sich heute internationaler denn je – sind die Gerichte sogar in den Schriftzeichen ihres Landes abgedruckt.
Ich staunte nicht schlecht, las ich doch von Schweinezungen mit Lauchzwiebeln, tausendjährigen Eiern (für Historiker nicht uninteressant), Schweineohren und gebratenem Schweinemagen mit Paprika. Wenn eine Nation das Borstenvieh (egal ob juvenil oder senil) komplett verwertet, dann sind es wohl die Chinesen, ging es mir durch die Birne.
Um den Dammerstocker Aromafrieden am Tisch nicht zu gefährden, einigten wir uns im Stile daoistischer Geschmackszwillinge auf drei Tellergerichte:
Herr Yin sicherte beim doppelt gebratenen Schweinebauch mit Zwiebeln und Paprika (8,90 Euro) seine vollste Unterstützung zu und ließ sich gleichzeitig von seiner Lammfleisch-mit-Kreuzkümmel-Idee (11,90 Euro) nicht abbringen, was auch dem Herrn Yang aromatisch sehr zu Pass lief. Dieser wiederum setzte das Hühnerbeinfleisch nach guter alter Gong-Bao-Sitte (10,90 Euro) – einem Klassiker aus der südchinesischen Provinz Szechuan – durch.
Für die Daheimgebliebenen orderten wir zwei Portionen des ebenfalls aus dem Südwesten Chinas stammenden Scharfmachers namens „Mapo Tofu“ (jeweils 7,90 Euro), ein mir bis dahin völlig unbekannter Zungenerhitzer aus Tofuwürfeln und Schweinehack, der meiner Frau und mir am Folgetag mit seiner fast den Tatbestand der Körperverletzung erfüllenden, höllisch scharfen Reiswein-Soja-Chilisoße aber sowas von einheizte.
Die Portionen im Yangda geraten zwar nicht in den Verdacht „Schmalhansens Notrationen“ zu sein, sind aber auch nicht übertrieben üppig angelegt. Klar hätten auch zwei Tellergerichte gereicht, zumal das Ganze ja mit einer ordentlichen Menge Klebereis verspachtelt wurde, aber allein der kulinarischen Neugier willen geriet unser Mittagslunch zur genussvollen Drei-Teller-Orgie, die uns später schwer gesättigt in die jeweilige Heimat entließ.
Der doppelt gebratene Schweinebauch brachte dabei genau die richtige Würze aufs Porzellan, die den in dünnen Scheiben servierten, knusprig-zarten Leckerbissen gerecht wurde. Best Schweinebauch in Town
Keine Ahnung, ob da auch ein wenig in die Glutamat-Tüte gegriffen wurde. In der Karte war jedenfalls nur Kartoffelmehl als „Stärkemittel“ ausgewiesen. Knackige Zwiebeln und Paprika ergänzten den chinesischen Schweineklassiker um ein paar frische Aspekte. Ein rundum gelungener Einstieg, der mir das „Mit-den-Stäbchen-essen“ ganz schnell abgewöhnte, da sich mein Appetit nicht so recht mit meiner semiprofessionellen Klemmakrobatik vertragen wollte. For Bauch-Buddies only!
Die mit Kumin verfeinerten Lammfetzen kamen geschmacklich hervorragend ausbalanciert aus dem Wok. Ich war überrascht, wie gut sich das häufig in der Küche des Nahen Ostens anzutreffende, intensiv duftende Gewürz mit dem Fleisch vertrug. Denn der gerne zur Aromentyrannei neigende Kreuzkümmel unterhielt sich mit den zarten, überhaupt nicht totgebratenen Lammschnipseln „auf Augenhöhe“. Keine Frage, das Leib- und Seelengericht des promovierten Chineasten aus Bad Herrenhalb hielt auch den Erwartungen seines Asia-Azubis stand. Ein Teller wie geschaffen für perpetuales Dauerdinieren in bester Gesellschaft. Kreuzkümmel-Lamm
Teller Nummer Drei hatte zartes Hühnerschenkelfleisch mit einer an Teriyaki erinnernden, etwas dickflüssigeren Sauce auf Sojabasis zu bieten. Hühnerbeinfleisch nach Gong-Bao-Art
Zwischen dem saftigen Geschnetzelten vom Huhn tummelten sich eher grob geschnittene Frühlingszwiebeln, getrocknete Chilischoten und jede Menge Erdnüsse. Nochmal das Gong-Bao-Huhn im Detail
Szechuan-Pfeffer, Ingwer und Knoblauch waren weitere Mitstreiter auf dem Teller, die sich allerdings in wohltuender Zurückhaltung übten. Der Versuch, eine der roten Schoten zumindest teilweise zu verzehren, scheiterte jäh und hinterließ am Gaumen verbrannte Erde.
Nach dem Motto: „Versuch macht kluch“ wurden die restlichen Scharfmacher geflissentlich aussortiert. Neben ein paar groß geschnittenen Zwiebelstücken und etwas Frühlingslauch waren sie jedoch die einzigen Überbleibsel unseres Mittagsmahls, wie die ansonsten blank geputzten Teller bewiesen. "Hat's geschmeckt?"...."Äh, ja...."
Wie zufrieden doch ein gutes Essen mit einem Gleichgesinnten macht. Und das ganz ohne Spektakel auf dem Teller oder Hochartistik am Herd. Konfuzius sagte mal: „Es gibt niemanden, der nicht isst und trinkt, aber nur wenige, die den Geschmack zu schätzen wissen.“ Schön, wenn man sich mit solch einem Mitstreiter ein Mittagessen teilen darf.
„Danke für diese wohlschmeckende Asia-Erfahrung, Herr Yin.“ sagte Herr Yang und fügte noch hinzu: „Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen.“ Dann trennten sich ihre Wege und die „Mapo-Tofu-Leiden“ des jungen Wörthers nahmen ihren Lauf…
…und zwar in der von außen recht unscheinbaren Vereinsgaststätte des Karlsruher FC Südstern 06, deren 1.Mannschaft in der Kreisklasse A (Kreis Karlsruhe) derzeit im sicheren Mittelfeld der Tabelle rangiert und am letzten Spieltag eine derbe Klatsche gegen den SSV Ettlingen kassierte.
So viel fußballerisches Halbwissen sei hier mal vorangestellt, da sich zwei der chinesischen Futterphilosophie zugewandte Genussathleten in ungewohnt sportlicher Umgebung – erste gemeinsame Einkehr in einer Vereinsgaststätte (!) – auf den Weg nach Fernkost begaben.
Über den Background des... mehr lesen
4.5 stars -
"Erst war der „Yin“ und dann auch der „Yang“ da…" marcO74…und zwar in der von außen recht unscheinbaren Vereinsgaststätte des Karlsruher FC Südstern 06, deren 1.Mannschaft in der Kreisklasse A (Kreis Karlsruhe) derzeit im sicheren Mittelfeld der Tabelle rangiert und am letzten Spieltag eine derbe Klatsche gegen den SSV Ettlingen kassierte.
So viel fußballerisches Halbwissen sei hier mal vorangestellt, da sich zwei der chinesischen Futterphilosophie zugewandte Genussathleten in ungewohnt sportlicher Umgebung – erste gemeinsame Einkehr in einer Vereinsgaststätte (!) – auf den Weg nach Fernkost begaben.
Über den Background des
Geschrieben am 22.10.2021 2021-10-22| Aktualisiert am
23.10.2021
Besucht am 11.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Ich habe mir lange überlegt, ob ich hier auf GG ein paar Worte über die Bühlhofschänke verliere. Macht es Sinn, eine Gastronomie zu rezensieren, in der man sich zu zweit lediglich ein Hauptgericht und eine Flasche Mineralwasser teilte?
Keine Ahnung, aber verdient haben es die freundliche Chefin, Frau Luise Veiock, und ihr Team allemal. Zumal ich während des Lockdowns echt meine Zweifel hatte, ob diese alteingesessene Einkehradresse etwas außerhalb von Oberschlettenbach jemals wieder öffnen würde.
Anfang Juni tat sie das dann tatsächlich wieder. Viele Wanderer, die in der Gegend um die Burgruine Lindelbrunn, den Bärenbrunnerhof und die Ruine Drachenfels (bei Busenberg) unterwegs sind, können sich nun wieder an dem tollen Blick hinüber zum Rödelstein und zur Burgruine Lindelbrunn erfreuen und sich mit handfesten Pfälzer Tellern stärken.
Denn die Bühlhofschänke liegt strategisch gut und lässt sich deshalb hervorragend mit anderen Einkehrmöglichkeiten kombinieren. Cramerhaus, Bärenbrunnerhof, Drachenfelshütte und das Wanderheim Dicke Eiche sind auch für Genusswanderer gut erreichbar und bieten dem hungrigen Ausflügler neben der obligatorischen Riesling-Schorle auch deftige Hausmannskost zu äußerst moderaten Preisen.
Zu dieser Reihe empfehlenswerter Verpflegungsstätten zwischen Hauenstein, Dahn und Vorderweidenthal lässt sich auch die Bühlhofschänke zählen, die das Ziel unserer letzten längeren Wanderung im September war. Meine zu dieser Zeit bereits hochschwangere Gattin steckte die am Fuße der Buhlsteine (beliebte Kletterfelsen!) vorbeiführende, an sich harmlose Wanderroute von rund 5 Kilometern (einfache Strecke) sehr gut weg.
Dass wir auf dem Rückweg noch den kompletten Buhlsteingrad erwanderten und zur Krönung hoch auf den Buhlsteinpfeiler – einem Aussichtsfelsen von Rang – stiegen, tat sie sicherlich auch ihrem kletterabstinenten Ehemann zuliebe.
Vielleicht klappte der letzte Anstieg auch nur wegen der vorher genossenen Schweinskost, die wir uns auf der Terrasse des urigen Holzhauses nahe Oberschlettenbach schmecken ließen. Der stattliche Holzbau
Was mit 10,80 Euro in der von deftigen Pfälzer Tellern kündenden Speisenkarte stand, firmiert hier landläufig unter dem Namen „Schiefer Sack“. Seinen Ursprung kenne ich nicht, aber vielleicht weiß ja der Urpfälzer aus dem Saarland dazu mehr.
Egal, die Kombination aus Bratwurst, Leberknödel und Sauerkraut erschließt sich für jeden guten Appetitler quasi von selbst. An der braunen Sauce zum Leberknödel sollte man sich nicht stören. Diese wird von jedem ehrlich agierenden Metzgersmann zusammen mit den darin schwimmenden „Läwwerkneedl“ gleich mitgeliefert. Und ehrlich gesagt, so ein kleiner See aus würziger Bratentunke, in dem sich der säuerliche Krautberg spiegelt, gehört einfach ins kulinarische Landschaftsbild der Pfalz. Der "Schiefe Sack"
An der Qualität der beiden Fleischwaren gab es nichts zu beanstanden. Bratwurst und Innereienkloß lagen wohlgepfeffert auf der nostalgisch anmutenden Porzellanscheibe mit Blümchenmuster. Da schien vorher ein fachkundiger Fleischer am Werk gewesen zu sein. Dem ausreichend lange eingekochten und deshalb tadellos weichen Sauerkraut verhalfen die nicht zu sparsam verwendeten Senfkörner zu noch mehr Geschmack. Deftiges Zwei-...äh Dreigestirn
Die Flasche Mineralwasser (0,7l für 3 Euro) brauchten wir dann auch, denn die fleischerne Zweifaltigkeit, die wir zusammen mit dem herzhaften Krauthügel genossen, machte mindestens genauso durstig wie die kleine Wanderung davor.
Übrigens wurde auch hier der Pandemie adäquat Rechnung getragen. Name und Anschrift zwecks Nachverfolgung durften wir ganz unkonventionell auf einem kleinen Zettel eintragen. Da wir das Essen unter freiem Himmel einnahmen, wurde auf das Vorzeigen der Impfnachweise verzichtet.
Wie gut, dass es auf den Wanderwegen im Pfälzerwald genügend zünftige Schänken und Hütten gibt. Sie haben als kulinarische Anlaufstellen nicht nur stärkende, sondern auch erholende Funktion. Von der geselligen ganz zu schweigen. Die Bühlhofschänke ist dazu noch eine sehr sympathisch geführte Waldwirtschaft, in der grundsolide Pfalzmannskost zu erschwinglichen Preisen aufgetischt wird.
Da verzeiht der sandsteinaffine Kletterer auch den etwas kitschig wirkenden Nachbau des Teufelstisches (berühmter Tischfelsen bei Hinterweidenthal) im Vorgarten und freut sich schon auf einen baldigen Besuch zu dritt.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich hier auf GG ein paar Worte über die Bühlhofschänke verliere. Macht es Sinn, eine Gastronomie zu rezensieren, in der man sich zu zweit lediglich ein Hauptgericht und eine Flasche Mineralwasser teilte?
Keine Ahnung, aber verdient haben es die freundliche Chefin, Frau Luise Veiock, und ihr Team allemal. Zumal ich während des Lockdowns echt meine Zweifel hatte, ob diese alteingesessene Einkehradresse etwas außerhalb von Oberschlettenbach jemals wieder öffnen würde.
Anfang Juni tat sie das dann... mehr lesen
4.0 stars -
"Alteingesessene Wanderadresse in herrlicher Lage" marcO74Ich habe mir lange überlegt, ob ich hier auf GG ein paar Worte über die Bühlhofschänke verliere. Macht es Sinn, eine Gastronomie zu rezensieren, in der man sich zu zweit lediglich ein Hauptgericht und eine Flasche Mineralwasser teilte?
Keine Ahnung, aber verdient haben es die freundliche Chefin, Frau Luise Veiock, und ihr Team allemal. Zumal ich während des Lockdowns echt meine Zweifel hatte, ob diese alteingesessene Einkehradresse etwas außerhalb von Oberschlettenbach jemals wieder öffnen würde.
Anfang Juni tat sie das dann
Geschrieben am 10.10.2021 2021-10-10| Aktualisiert am
10.10.2021
Besucht am 22.08.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Kaum war der Umzug nach Wörth erfolgreich überstanden, verschlug es den gastronomischen Großinquisitor aus der Pfalz samt besserer Hälfte in sein näheres Umfeld zu einer ersten kulinarischen Bestandsaufnahme vor Ort. Denn im Gegensatz zur gastronomischen Diaspora Steinweiler hat die Stadt Wörth zusammen mit ihrer „Außenstelle“, dem Ortsbezirk Maximiliansau, doch einige Einkehradressen mehr zu bieten.
Gut, das einstige Aushängeschild der heimischen Feinschmeckerei, das Gourmetlokal „Zur Einigkeit“ vom Klöffer Franz – Gott hab‘ ihn selig! –, gibt es seit fast 10 Jahren nicht mehr. Eine Genusslücke, die leider nie mehr geschlossen wurde.
Jedoch gibt es für Freunde deftiger Hausmannskost eine ganze Reihe gutbürgerlich ausgerichteter Gasthäuser, die dem gemeinen Volkshunger nicht selten mit handfester Fleischhaftigkeit begegnen. Ein paar dieser – teilweise alteingesessenen – Sättigungsinstitute werde ich in den nächsten Monaten etwas näher beleuchten.
Über die ebenfalls in Maximiliansau beheimatete Gockelburg, diesen etwas anachronistisch anmutenden, mittlerweile schon zum Wörther Kulturgut zählenden Prototyp einer urigen Hähnchenbutze, habe ich bei GG ja bereits ausführlich berichtet. Und auch das von der gleichen Betreiberfamilie unterhaltene, in direkter Nachbarschaft befindliche Restaurant Bajazzo habe ich vor ein paar Jahren unter Messer und Gabel genommen.
Dagegen fiel meine Abhandlung über die geballte Gutbürgerlichkeit der immer noch existierenden, ebenfalls in Maximiliansau ansässigen Kaminstubb dem Niedergang unseres geliebten RK-Portals zum Opfer.
Aber keine Sorge liebe Rumpsteak- und Schnitzelschwelger, auch die kernigen Karnivorenteller dieses altehrwürdigen Gasthauses wird der Hausmannskosthasardeur in spe bald genauer inspizieren. Freut euch also schon jetzt auf eine vor Friteusenfett triefende Neuauflage aus der „Max’auer“ Keimzelle gediegener Haureinschaufelei demnächst auf diesem Kanal…
Doch zuvor geht es an den etwas außerhalb, in direkter Nähe zum Altrhein befindlichen Turnerplatz. Dort betreibt Gerold Knoch seine Turnerstube, die als Vereinsgaststätte des Turnvereins Pfortz-Maximiliansau 1901 e.V. fungiert und direkt neben den Tennisplätzen angesiedelt ist. Idyllisch gelegen
Die direkte Nähe zu Vater Rhein macht die Turnerstube zu einem attraktiven Ausflugsziel. Und das sowohl für Radfahrer, die entlang des Rheinradwegs unterwegs sind als auch für mückenresistente Spaziergänger, die auf dem Hauptdeich rund um den „Hagenbacher Altrhein“ flanieren. Dementsprechend ist man auf Sportler wie Spaziergänger gleichermaßen eingestellt.
Ein stattlicher Biergarten lädt hier zum Verweilen unter freiem Himmel ein. Wir zogen es an jenem warmen Sonntagabend jedoch vor, auf der zwischen Außenbereich und Gaststube positionierten, komplett überdachten Terrasse zu sitzen. Es war noch nicht besonders viel los, denn wir hatten uns etwas früher auf den Weg gemacht, wohlwissend dass später die Moskitoplage über uns hereinfallen würde. Auf der Veranda
Hier saß es sich recht kommod auf robusten Holzstühlen mit Strohsitzfläche, die durch Polsterkissen an Bequemlichkeit gewannen. Unser Blick fiel auf die benachbarten Tenniscourts. Blick hinüber auf die Tennisplätze
Ein gar nicht mal kleiner Spielplatz war auch um die Ecke. Eine an einem Pfosten angebrachte Empfehlungstafel kündete von einem Spätburgunder Rosé vom Weingut Faubel aus Maikammer und einem Weißburgunder von Jungwinzer Fabian Nagel aus Vollmersweiler zu Preisen um die 5 Euro.
Wir blieben jedoch weinfrei an diesem Abend und orderten bei der Chefin eine Flasche Bellaris Classic zu 4,20 Euro sowie ein kleines Lord-Pils vom Fass (0,33l für 2,70 Euro) aus dem Hause Bellheimer.
Die auch auf der Homepage einsehbare Speisenkarte bot eine bunte Mischung aus kleineren Leckerbissen (Schafskäse, Maultaschen, Wurstsalat), mit Hausdressing und Baguette servierten Salaten (z.B. mit Rumpsteak- oder Putenstreifen), ein paar Pastatellern (z.B. Rigatoni mit Garnelen oder „Puttanesca“), veganer Trendkost (Black Bean Pattys, Bio Seitan-Gyros) und fleischhaftigen Hausmannsmahlzeiten, bei denen die üblichen Verdächtigen aus der brutzelnden Pfanne gehoben wurden. Rumpsteak aus Argentinien, Cordon Bleu vom Schweinelachs und natürlich das „artige“ Wiener frisch von der Paniermeile.
Fischfutzies durften sich an auf der Haut gebratenem, mit Zitrone und Thymian aromatisiertem Zanderfilet oder paniertem Kapseehecht mit Kartoffelsalat und Remoulade erfreuen. Suppenkasper hatten die Wahl zwischen hausgemachter Fleischbrühe mit Einlage und einer Curry-Ingwer-Suppe mit Shrimps.
Mein Hunger war groß. So groß, dass ich das Wagnis mit der Curry-Ingwer-Suppe (6,50 Euro) vorweg mutig einging. Curry-Ingwer-Suppe mit Baguette
Meine Frau verzichtete dagegen auf eine Vorspeise. Sie hatte sich auf die Rigatoni Puttanesca (10,50 Euro) festgelegt.
Bei mir hatte schon das Bild vom Cordon Bleu (14,50 Euro) auf der Homepage reichlich Appetit ausgelöst. Warum also nicht das mit Schinken und Emmentaler gefüllte Schweineschnitzel ordern? Zur süffigen Unterfütterung der obligatorischen Pommesbeilage äußerte ich den Wunsch nach einer Pfeffersoße (1 Euro Aufpreise), wie man sie hier üblicherweise zum Rumpsteak reicht. Dem wurde ohne weiteres entsprochen.
Dass ich kurz nach Abschluss unseres Bestellvorgangs aus der Küche ein plattierendes Klopfen vernahm, erfüllte mich mit Vorfreude auf das deftige Panierstück, das gerne dem kulinarischen Erbe der Schweiz zugesprochen wird. Doch zuvor erschien nach angenehmer Wartezeit das sämige Curry-Ingwer-Süppchen, das zusammen mit einem Körbchen geschnittenen Baguettes in klassischer Terrinenform serviert wurde.
Gut, die Shrimps waren im Verhältnis zum flüssigen Inhalt der Tasse eher zurückhaltend portioniert. Sie waren quasi auf dem Boden der „Tat-Tasse“ gelandet. Aber die mit Chili-Fäden-Frisur und etwas Petersilie on top servierte Suppe hinterließ am Gaumen keinen schlechten Eindruck. Die leichte Ingwerschärfe tat der asiatisch angehauchten Tunke gut. Vielleicht wurde dem Curry-Sud mit einem Pülverchen zu Brühe gerückt. Aber das schmeckte man nur marginal heraus. Mein "Süppchen" mit Chili-Faden-Frisse on Top
Insgesamt war das eine durchaus passable, pikant gewürzte Vorspeise, die den ersten Hunger des Tisches verwies und aus meiner Sicht lediglich etwas dünnflüssiger hätte ausfallen dürfen. Meine Frau war da jedoch ganz anderer Meinung. Denn was die Textur von Terrinen betrifft, gehen wir nicht immer konform. Muss ja auch nicht.
Keine Ahnung, was in italienischen Bordellen in den 50er Jahren so abgegangen sein muss, dass man ausgerechnet Sardellen in die mit scharfen Peperoni und Knoblauch verfeinerte Tomatensauce gab. Aber die Zubereitung nach „Hurenart“ („Puttanesca“) hat bis heute ihren Stellenwert in der (süd)italienischen Küche bewahrt. In unserem Fall waren es jedoch keine Spaghetti, die von der schmackigen Sauce benetzt wurden, sondern laut Karte Rigatoni.
Anscheinend war der gute „Nudel-Anton“ aus der lettischen Hauptstadt an diesem Abend ausgegangen und wurde von etikettenschwindelerregenden Penne rigate vertreten. Ja genau die kleinen Hartweizendübel mit den abgeschrägten Enden und der geriffelten Oberfläche, an der die Sauce so schön kleben bleibt. Schade, dass sie nicht etwas „al denter“ ausfielen, denn die sauber eingeköchelte, fruchtig-aromatische Tomatensauce hätte etwas bissfestere Pasta allemal verdient gehabt. Die Rigatoni...ääh Penne "Puttanesca"
Natürlich monierten wir den Nudeltausch nicht. Waren ja nur Kleinigkeiten. Nur die Portionsgröße fand meine Frau zu üppig bemessen. Das war selbst für eine hungrige junge Dame im 8.Monat nicht zu schaffen. Ich wollte ihr ja helfen, aber Anchovis gehören nun wahrlich nicht zu meinen Favoriten. Schon gar nicht in der Pastasauce.
Außerdem lag da noch ein frisch der Butterpfanne – vielleicht kam es aber auch aus der Fritteuse (?) – entstiegenes Cordon Bleu neben einem ansehnlichen Frittenberg. Über das wacker gefüllte Schnitzel hatte man die dunkle, pikant-salzige Pfeffersauce vom scheinbar schwer verliebten Küchenchef gekippt. Cordon Bleu Teller
Oh oh, à part hätte mir das deutlich besser gefallen. Zumal der großzügig portionierte Beiguss schlicht und ergreifend überwürzt war. Cordon Bleu mit reichlich Pfeffersauce
Obwohl ich der Verwendung von Sahne in Saucen eher kritisch gegenüberstehe, hätten hier ein paar Milliliter für ein runderes Geschmacksbild gesorgt und zur allgemeinen Pfeffer-Salz-Eindämmung beigetragen. Schade drum, denn am Cordon Bleu selbst gab es nichts auszusetzen. Würzige Panade, mürbe geklopftes, dünnes Schweinefleisch vom Rücken und eine saftige Kochschinken-Emmentaler-Füllung zeugten von ehrlichem, hausmannsköstlichem Handwerk. Cordon Bleu im Anschnitt
Dass zur papillenlahmlegenden Pfeffertunke dann auch noch die Fritten meine Zunge zur Salzsäule erstarren ließen, war natürlich too much, passte aber ins kulinarische Gesamtbild dieses Rustikaltellers. Egal, mir würde der Nachdurst sowieso ein paar Stunden später den freiwillig angetretenen Saucentrip heimzahlen. Da kam es auf ein paar salzige Pommes mehr oder weniger nun auch nicht mehr an.
Platz für einen süßen Abschluss war nach den strammen Portionen nun wirklich nicht mehr. So verließen wir die Turnerstube unter komplett gesättigten Umständen. Eberhard Gienger hätte hier wohl nur am Salatbouquet geknappert, während sich Fabian Hambüchen vielleicht das wochenlang am Reck abgehangene Rumpsteak ohne alles gegönnt hätte. Aber auch ohne Mitglied des örtlichen Turnvereins zu sein, lässt es sich in der gutbürgerlichen Gaststube am Turnerplatz gut aushalten. Nur eines sollte man definitiv dabeihaben: reichlich Hunger!
Kleiner Nachtrag
Wie ich auf der Facebook-Seite der Turnerstube erfahren habe, scheidet der derzeitige Pächter Gerold Knoch zum Jahresende aus, da er in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Deshalb sucht der Turnverein Maximiliansau einen neuen „engagierten und kontaktfreudigen“ (Zitat) Nachfolger, der diese idyllisch gelegene Vereinsgaststätte weiterführt. Ich drücke die Daumen, dass dies klappt, denn es wäre schön, wenn wir auf unseren zukünftigen Ausflügen mit der Säuglingskutsche dort aufschlagen könnten. Anstatt in Pfeffersauce werden dann die Fritten einfach in Ketchup getunkt und gut is(s)t!
Kaum war der Umzug nach Wörth erfolgreich überstanden, verschlug es den gastronomischen Großinquisitor aus der Pfalz samt besserer Hälfte in sein näheres Umfeld zu einer ersten kulinarischen Bestandsaufnahme vor Ort. Denn im Gegensatz zur gastronomischen Diaspora Steinweiler hat die Stadt Wörth zusammen mit ihrer „Außenstelle“, dem Ortsbezirk Maximiliansau, doch einige Einkehradressen mehr zu bieten.
Gut, das einstige Aushängeschild der heimischen Feinschmeckerei, das Gourmetlokal „Zur Einigkeit“ vom Klöffer Franz – Gott hab‘ ihn selig! –, gibt es seit fast 10 Jahren... mehr lesen
Vereinsgaststätte Turnerstube
Vereinsgaststätte Turnerstube€-€€€Biergarten, Gaststätte0727142541Am Turnerplatz 1, 76744 Wörth am Rhein
3.5 stars -
"Cordon und Bleu statt Gienger und Hambüchen!" marcO74Kaum war der Umzug nach Wörth erfolgreich überstanden, verschlug es den gastronomischen Großinquisitor aus der Pfalz samt besserer Hälfte in sein näheres Umfeld zu einer ersten kulinarischen Bestandsaufnahme vor Ort. Denn im Gegensatz zur gastronomischen Diaspora Steinweiler hat die Stadt Wörth zusammen mit ihrer „Außenstelle“, dem Ortsbezirk Maximiliansau, doch einige Einkehradressen mehr zu bieten.
Gut, das einstige Aushängeschild der heimischen Feinschmeckerei, das Gourmetlokal „Zur Einigkeit“ vom Klöffer Franz – Gott hab‘ ihn selig! –, gibt es seit fast 10 Jahren
Besucht am 07.08.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 107 EUR
Anfang August verschlug es meinen Vater und mich übers Wochenende ins ehemalige Lothringer Steinkohlerevier, genauer gesagt nach Stiring-Wendel, einer vom Bergbau geprägten („Quartier Habsterdick“, „Grube Wendel“) französischen Kleinstadt, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hauptstadt des Saarlandes bzw. direkt an der deutsch-französischen Grenze befindet. Hier gastierten wir in einer herzlich geführten Airbnb-Unterkunft, die strategisch gut ausgesucht war:
Das Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ in Reichweite, Saarbrücken quasi um die Ecke und im Ort selbst war ein angesehenes Sternelokal, das seit nunmehr 41 (!!!) Jahren von zwei Schwestern geführt wird und das sich seit 1990 mit einem Michelin-Stern schmücken darf, beherbergt.
„Beherbergt“ passt in diesem Falle wie der berühmte Deckel auf den Topf, denn in diese „gute Herberge“ (Restaurant La Bonne Auberge) ging es dann auch am Abend zuvor. Der enthusiastische, nach bewährter „Elsassinatorenmanier“ verfasste „Kurzbericht“ kann bei den Kollegen von Tripadvisor gerne eingesehen werden. Den Link dorthin erspar ich euch an dieser Stelle, denn zu viel Eigenwerbung ist ja bekanntlich schlecht fürs kulinarische Karma.
Am Samstagabend sollte es jedoch etwas bescheidener zugehen. Da mein Vater den kleinen Köstlichkeiten aus rohem Fisch und gesäuertem Reis grundsätzlich zugeneigt ist, suchte ich nach einem geeigneten Sushitempel und stieß auf das bei TA sehr gut bewertete „Akira – Japanese Sushi Dining“, das im Saarbrücker Stadtteil St. Johann ansässig ist.
Ein kurzer Anruf genügte und wir hatten einen Tisch für 20 Uhr reserviert. Bis dahin wäre wieder etwas frei, so die freundliche Stimme mit asiatischem Akzent am Telefon. Die Zeit bis dahin wollten wir mit einem kleinen Spaziergang an der Saar entlang füllen. Wir parkten „Am Staden“ und erfreuten uns des lauen Sommerabends, das den Saarbrücker Stadtteil St. Johann von seiner entspannten Seite zeigte.
Der entschleunigende Charakter dieses Naherholungsgebiets war nicht zu verachten. Vom Ufer der Saar blickten wir hoch zu gepflegten, geradezu herrschaftlich wirkenden Anwesen, die dieses parkähnliche Areal zwischen Bismarckbrücke und Heizkraftwerk Römerbrücke prägten.
Unweit des von der Energie SaarLorLux AG betriebenen Kraftwerks befand sich unser kulinarisches Ziel des Abends, das in einem recht unscheinbaren, freistehenden Häuschen an der Ecke Bismarckstraße/Straße des 13.Januar untergebracht war. Erforts Schlachthof Brasserie – Ort einer erst vor kurzem abgehaltenen, lukullischen „Löwenfütterung“ – war in unmittelbarer Reichweite. Genau wie das neulich vom geschätzten GG-Kollegen Simba rezensierte Restaurant Undine, vor dem wir unser Auto abstellten. Die Parkplatzsituation hatte sich am Ende der Bismarckstraße wieder deutlich entspannt.
In dem putzigen Eckhaus war in den 60er/70er-Jahren eine kleine Bier- bzw. Tabakbude untergebracht. Die Arbeiter des nahegelegenen Schlachthofes wussten dies in ihren Pausen sicherlich zu schätzen. Ab Mitte der 80er Jahre stand das Gebäude leer, ehe der japanische Sushikoch Akira Hirose den Pavillon renovierte und im April 2017 zusammen mit seiner Frau Asuka eröffnete. Impression aus dem Gastraum (früh am Abend)
Akira Hirose hat das Sushi- bzw. Sashimihandwerk in Japan gelernt - also „vom Yanagiba auf“ könnte man sagen. Nach seinen ersten gastronomischen Erfahrungen dort, zog es ihn nach Saarbrücken, wo er mit seinen Rohfischkreationen im Restaurant Kimdo in der Mainzer Straße erste kulinarische Ausrufezeichen setzte. Dort hatte sich Akira Hirose schnell einen Namen gemacht. Die Entscheidung für ein eigenes Sushi-Restaurant ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Der Sushi-Pavillon
Auf der übersichtlich gestalteten Homepage des Ladens kann man sich vorab über die Philosophie dieses Kleinods unweit der „Daarler Brück“ (Fußgängerbrücke), die nach St. Arnual hinüberführt, informieren. Von authentischer japanischer Sushi-Küche mit qualitativ hochwertigen und stets frischen Zutaten ist da die Rede. Deren Zubereitung findet übrigens in einer offenen Küche statt, so dass man dem Meister wunderbar beim „Werkeln“ zusehen kann. Impression aus dem Gastraum (später am Abend)
Frau Asuka Hirose, die in dem gerade mal sechs Tische zählenden Lokal den Service alleine wuppt, begrüßte uns freundlich, wies uns den angedachten Tisch zu und händigte uns wenig später das in abwischbare Klarsichthüllen verpackte Speisenprogramm aus. Dieses fiel – im Gegensatz zu den meisten zeitgeistigen, panasiatischen Sushiläden – nicht überbordend aus. Dem Frische-Credo von der Homepage schien man also tatsächlich Rechnung zu tragen.
Unter den zehn verschiedenen Gerichten für vorweg traf ich auf Bewährtes aus „Fernkost“, wie z.B. Misosuppe, Edamame, Lachstatar und Tempura-Garnelen. Kinpira, japanischer Schwarzwurzelsalat mit Karotten, Konjakwurzel und Sesam, sowie die Takoyaki genannten, mit Pulpo gefüllten Teigkugeln waren mir dagegen neu.
Weiterhin zählte ich 14 verschiedene Nigiri-Varianten – darunter Exquisites wie Seeigel, echte Krabbe, Jakobsmuschel und gegrillter Aal. Vieles davon gab es auch in der Maki-Version. Herzstück der kleinen, aber feinen Sushikarte waren aus meiner Sicht die abwechslungsreichen „Rollenspiele“, die Küchenchef Akira Hirose mit Leidenschaft betrieb. Von „California“ bis „Unagi“ machte das in der Summe 14 unterschiedlich bestückte Sushi-Rollen, von denen eine appetitlicher klang als die andere.
Auch ein kleines Speisenangebot kann ja bekanntlich zu Entscheidungsnöten führen. Da kamen uns die beiden gut gekühlten Sapporo-Biere aus der 0,33l-Flasche (jeweils 3,30 Euro) gerade Recht, um nach dem Anstoßen auf unseren erlebnisreichen Tag im Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ noch ein wenig Bedenkzeit zu haben und das „Kleingedruckte“ im DIN-A5-Format noch einmal näher unter die Lupe zu nehmen.
Oder das nicht ungemütliche Innere der kleinen Frischfischklause etwas genauer zu inspizieren. Wir saßen recht kommod auf bequem gepolsterten Holzstühlen und ließen die unaufgeregt lockere Atmosphäre des Ladens auf uns Wirken. Die überschaubare Gästeschar schien sich sichtlich wohlzufühlen. Die meisten von ihnen hatten schon ihre Sushiplatten geputzt bzw. orderten einfach sukzessive weiter nach.
Mein Blick hing an der offenen Küche, wo ich Meister Hirose beim Hantieren zusehen konnte. Heller Fliesenboden, in ebenfalls heller Steinoptik verputzte Wände und die fast komplett ringsherum verlaufende Fensterfront sorgten für ein durchweg freundliches Ambiente, das später von den in die Decke eingelassenen Spots in nicht minder gemütliches Licht getaucht wurde. Alles in allem ein zwar puristisch eingerichteter, aber dennoch recht behaglicher Ort des Geschehens. Impression aus dem Gastraum (kurz vor Ladenschluss) Gemütliches Eck Hier lässt es sich aushalten...
Den kulinarischen Start ins Rohfischrennen machten drei Vorspeisen. Den bereits erwähnten Takoyaki-Teigkugeln (6 Euro) konnte ich nicht widerstehen. Auch die Garnelen im Tempurateig (6,50 Euro) entstammten meiner Idee nach „etwas Knusprigem zum Dippen“ vorweg. Mein Vater wollte den Abend zunächst mit einer heißen Misosuppe (4 Euro) begehen.
„Spicy Tuna Roll“ (11 Euro) und „Teriyaki Sake Roll“ (10 Euro) nannten sich die beiden akkurat angefertigten und säuberlich zerteilten Reiszylinder aus Avocado und Thunfischtatar bzw. gebratenem Lachs, die danach auf dunkler Keramik platziert den Weg an unseren Tisch finden sollten. Jeweils zwei von Jakobsmuschel (Hotate), Thunfisch (Maguro) und Lachs (Sake) getoppte Nigiri waren ebenfalls mit von der ersten Partie. Das Nachordern wurde da schon als Option in Betracht gezogen.
Bemerkenswert fand ich die Tatsache, dass Herr Hirose seine hausgemachte Sojasauce in zwei Varianten anbot: eine kräftigere, mit höherem Salzanteil, die speziell für die Nigiri gedacht war, sowie eine etwas leichtere Sauce mit mild-süßlichem Charakter, die besser zu den Maki-Rollen passen sollte.
Natürlich probierten wir beide aus und mir persönlich war die mildere Variante am angenehmsten. Aber zunächst lagen da ja drei heiße Teigkugeln vor mir, die von ein wenig Frühlingszwiebel getoppt wurden und in einem leicht säuerlichen Okonomiyaki-Sud badeten. Ähnlich wie die Poffertjes aus Holland werden diese etwa pflaumengroßen Teigkugeln in einem speziellen Brateisen gefertigt. Der Name bedeutet so viel wie „gebratener Krake“, womit auch seine zarte Meeresfüllung erklärt wäre. Takoyaki
Ein gelungener Start, der von drei stattlichen, dank ihres Tempurateigs nicht allzu fettigen Knuspergarnelen sowie einer wohlig duftenden Umami-Brühe aus Soja-Paste stimmig ergänzt wurde. Für die frittierten Knusperfinger hatte man Garnelen ordentlicher Qualität und Sortierung verwendet. In etwas Sojasauce gedippt, waren sie ein guter Beweis dafür, wie glücklich einfaches, aber topfrisch zubereitetes Fingerfood aus guten Produkten machen kann. Tempura-Garnelen
Auch mein Vater zeigte sich mit seiner von Tofustücken, Wakame und Frühlingszwiebeln kündenden Misosuppe hochzufrieden. „Perfektion im Einfachen!“ schien das Motto des Abends zu werden. Wir waren gespannt. Miso-Suppe
Mit zwei Klecksen Wasabi-Paste am Rand und einem à part gereichten Schälchen Gari (eingelegter Ingwer) kam die ansehnliche Sushi-Platte, welche die beiden in Häppchen zerteilten Rollen sowie die kleine Nigiri-Auswahl bereithielt. Die roten Rohfisch-Toupets aus Lachs und Thunfisch stachen aus der Reislandschaft farblich hervor. Unser erster Sushi-Gang
Dass diese Nigiri-Preziosen - genau wie die Jakobsmuschelvariante - förmlich auf der Zunge zergingen, machte das Sashimi-Erlebnis zum Einstieg perfekt. Unsere Nigiri-Auswahl (Thunfisch, Lachs und Jakobsmuschel)
Die Spicy Tuna Roll trug ihren scharfen Namen nicht zu Unrecht. Das herrlich pikant angemachte Thunfischtatar erfuhr durch die süßlich-cremige Avocado zwar „mildernde Umstände“, brannte aber am Gaumen noch spürbar nach. Spicy Tuna Roll (mit Thunfischtatar)
Charakter-Sushi! Ohne Frage. Auch mit dem gebratenen Lachs vertrug sich die birnenförmige Beerenfrucht mit dem weichen, grüngelben Fruchtfleisch sehr gut.
Die mit geröstetem Sesam bestreuten Rollen wurden von perfekt gesäuertem Reis, der trotz seiner Klebrigkeit eine leicht körnige Textur vorweisen konnte, zusammengehalten. Auf Saucenorgien aus der Quetschflasche wurde dankenswerter Weise verzichtet. Auf Trockeneisnebel übrigens auch. Der Geschmack des kurz zuvor verarbeiteten Frischfischs sollte für sich alleine stehen und tat dies auch. Da bedurfte es keinerlei Ablenkungen vom Wesentlichen. Teriyaki Sake Roll (mit gebratenem Lachs)
Genussvoll klemmten wir die kalten Reisteilchen zwischen unsere Ess-Stäbe und tauchten sie in Sojasauce, um dem Ganzen noch ein wenig mehr Schmackes zu verleihen. Natürlich wurde diese vorher mit ein wenig Wasabi-Paste geschärft. Der eingelegte Ingwer besorgte dann am Gaumen den Rest.
Der Sättigungsprozess schritt zwar häppchenweise voran, erlaubte aber noch zwei Rollen als Zugabe, was uns eine zweite Sushi-Welle einbrachte. Mit der von rotem Thunfischfilet getoppten Tuna Roll (11 Euro) sowie der mit frittierter Garnele gefüllten Crispy Shrimp Roll (12 Euro) machten wir genau da weiter, wo wir bei ihren reisummantelten Vorgängern aufgehört hatten. Crispy Shrimp Roll (mit Tempura-Garnele) Tuna Roll
Zwei weitere Flaschenbiere der Marke Sapporo durften dazu nicht fehlen.
Zum süßen Finale gönnten wir uns noch ein japanisches Gebäck in Form eines Fisches. Das traditionell mit Anko, einer süßen Bohnenpaste, gefüllte Taiyaki (4 Euro) war keine allzu klebrige Angelegenheit. Aber warum sich dieses Waffelgericht in Japan so großer Beliebtheit erfreut, erschloss sich mir beim Verzehr nicht unbedingt. Taiyaki
Hochzufrieden verließen wir als letzte Gäste dieses Kleinod gehobener Rohfischverarbeitung und waren uns einig, solch eine tolle Qualität nicht allzu oft zwischen die Ess-Stäbchen geklemmt zu bekommen. Dass der Laden etwas unter dem Hashimoto-Radar läuft, tut ihm vielleicht sogar ganz gut. Das Preis-Genuss-Verhältnis hat jedenfalls gepasst. Und nach dem Gourmetabend in der Bonne Auberge (Stiring-Wendel) fiel uns das Saarvoir-vivre im Stadtteil St. Johann gar nicht mal schwer.
Wenn Sushi, dann bitte so wie im Akira, das ich jedem in Saarbrücken weilenden Rohfischversteher nur wärmstens empfehlen kann. Herr Hirose ist ein Meister seines Faches, der ganz ohne Chichi und Kinkerlitzchen frische Produkte aus dem Meer in köstlichen Reisgebilden versteckt. Heißer Tipp? Ja klar, aber auch irgendwie ein kalter... ;-)
Anfang August verschlug es meinen Vater und mich übers Wochenende ins ehemalige Lothringer Steinkohlerevier, genauer gesagt nach Stiring-Wendel, einer vom Bergbau geprägten („Quartier Habsterdick“, „Grube Wendel“) französischen Kleinstadt, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hauptstadt des Saarlandes bzw. direkt an der deutsch-französischen Grenze befindet. Hier gastierten wir in einer herzlich geführten Airbnb-Unterkunft, die strategisch gut ausgesucht war:
Das Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ in Reichweite, Saarbrücken quasi um die Ecke und im Ort selbst war ein angesehenes Sternelokal, das seit nunmehr 41... mehr lesen
Akira - Japanese Sushi Dining
Akira - Japanese Sushi Dining€-€€€Restaurant068190670681Straße des 13. Januar 32A, 66121 Saarbrücken
4.5 stars -
"Sashimi, Sushi, Saarvoir-vivre! Oder: wie uns ein japanischer Rohfischexperte einen genussvollen Sommerabend in Saarbrücken bescherte" marcO74Anfang August verschlug es meinen Vater und mich übers Wochenende ins ehemalige Lothringer Steinkohlerevier, genauer gesagt nach Stiring-Wendel, einer vom Bergbau geprägten („Quartier Habsterdick“, „Grube Wendel“) französischen Kleinstadt, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hauptstadt des Saarlandes bzw. direkt an der deutsch-französischen Grenze befindet. Hier gastierten wir in einer herzlich geführten Airbnb-Unterkunft, die strategisch gut ausgesucht war:
Das Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ in Reichweite, Saarbrücken quasi um die Ecke und im Ort selbst war ein angesehenes Sternelokal, das seit nunmehr 41
Besucht am 05.08.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Der letzte Bericht über das „Drei Mohren“ in Kandel liegt schon ein paar Jahre zurück. Nicht dass ich dieses Haus für Knusper-Hendl-Freunde absichtlich gemieden hätte, die Besuche dort wurden in den letzten Jahren immer weniger, da bei aufkommender Lust auf krossfrittierte Grillhähnchen häufig der über den Rhein hinweg bekannte Branchenprimus „Gockelburg“ in Wörth-Maximiliansau angesteuert wurde.
Egal, ob nun der Name des Lokals politisch korrekt ist oder nicht. Da sich das Gasthaus nun schon seit ewigen Zeiten so nennt, scheint niemand Anstoß daran zu nehmen. Und mir ist es ehrlich gesagt auch „Wurschd“, da ich die sympathische Betreiberin Annette Rimmel seit vielen Jahren kenne und sie seit jeher sehr leidenschaftlich, aber natürlich fernab jeglicher, rassistischer Gesinnung ihren Laden führt.
Mit meinem guten Freund und Schulleitungskollegen, der ganz nebenbei auch als Präsident unserem Schlemmerclub vorsteht, ging es Anfang August in das etwas in die Jahre gekommene Gasthaus, das schon 1962 den Sängern vom Männergesangsverein „Volkschor Kandel“ als Ort für ihre Chorproben diente. Natürlich waren wir beide in der vollen Absicht dorthin gefahren, dem populärsten deutschen Haustier, dem halben Hähnchen, in seiner knusprigsten Form zu frönen.
Nur die aufziehende Regenfront bereitete uns an diesem schwülwarmen Donnerstagabend etwas Sorgen, da wir im hübsch angelegten Biergarten, also quasi unter freiem bzw. beschirmten Himmel Platz genommen hatten. Die jungen Mädels, die man im Service als Aushilfen beschäftigt, hatten bei etwa halber Auslastung des Außenbereichs noch nicht den ganz großen Stress.
Beim Durchstöbern der letzten Einträge über das „Drei Mohren“ auf dem Reise- und Gastroportal Tripadvisor wurde ich auf zahlreiche „Bewertungen“ aufmerksam, bei denen das Servicepersonal als „unhöflich“, „mega unfeundlich“, „unmotiviert“ und „schnippisch“ bezeichnet wurde. Diese Einschätzung kann ich nicht teilen.
An dem Abend, als wir dort einkehrten, war es für die jungen Bedienungen wahrlich nicht einfach, die Situation bei einsetzendem Regen gut zu meistern. Aber mit beherztem Einsatz und entsprechend nassen Klamotten gelang es ihnen doch. Und freundlich war unser Mädel vom Service allemal.
Gut, vielleicht könnten ein paar Abläufe noch optimiert werden, damit z.B. die Getränkebestellung bzw. deren Ausschank etwas schneller vonstattengehen kann. Vielleicht wurden die „extrem langsamen“ und „unfreundlichen“ Servierkräfte aber auch ausgetauscht. Wir jedenfalls fühlten uns gut versorgt und konnten keinerlei Überforderung beim Personal feststellen. Wie es bei gutem Wetter und entsprechend vollerem Biergarten gewesen wäre, kann ich natürlich nicht sagen.
Am Speisenangebot hat sich in all den Jahren nichts geändert. Auch preislich ist man sich im Großen und Ganzen treu geblieben. Der Aufregung eines TA-Schmierfinks über die „extrem teuer“ gewordenen Speisen und Getränke würde man nicht nur in städtischen Räumen mit Kopfschütteln begegnen.
Dass die halben Hähnchen vor rund 5 Jahren noch 5,50 Euro kosteten und nun mit 7 Euro zu Buche schlagen, ist wenig verwunderlich. Allgemeine Teuerung, Inflation, Corona und andere Preistreiber haben in nahezu allen Bereichen des Lebens zu spürbaren Aufschlägen geführt – da blieb die Gastronomie natürlich nicht außen vor.
Dennoch übt man sich hier in puncto Preispolitik in gästefreundlicher Zurückhaltung. Die Flasche Mineralwasser (0,7l) belief sich auf noch nachvollziehbare 4 Euro, während man für einen Radler in der 0,4-Liter-Klasse ganze 3 Euro hinblättern durfte. So viel zu den „überteuerten“ Getränkepreisen des Gasthauses, wie sie auf anderen Portalen „fachmännisch“ beurteilt wurden.
Neben dem „Signature-Dish“ des Hauses, dem röschen Halben mit Brot, werden auch weiterhin diverse Kleingerichte angeboten. Chicken Wings (als Dutzend oder halbes Dutzend), gefüllte Champignons, gebackener Schafskäse, Gemüserösti, Pommes frites und gemischte Salate in zwei Größen stehen nach wie vor auf dem überschaubaren Speisezettel des Hähnchenlokals.
Die Hähnchen sind – genau wie in der Maxauer Gockelburg – in verschiedenen Schärfegraden erhältlich. Mein Kollege entschied sich für die „mittelscharfe“ Variante, die mit ordentlich Pfeffer auf der knusprigen Hühnerhaut aufwartet. Mich verlangte es nach einem „scharfen Halben“, bei dem dann auch Cayenne-Pfeffer und/oder geschrotete Chilischoten zum Einsatz kommen. Das macht besonders die ersten heißen Hühnerhappen zu einem einbrennenden Geschmackserlebnis. Hot Chick
Eine Portion Pommes (3 Euro) zum Teilen ergänzte die schlichte Brotbeilage. Vorweg orderten wir noch zwei kleine Salate (jeweils 4 Euro), in erster Linie um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen. Außerdem schmecken die mit leicht säuerlichem Joghurtdressing angemachten Frischeteller auch ganz passabel. Kleiner Salat mit...
Das mit Radieschen, Tomaten, Petersilie, Frühlingszwiebeln und Ei dekorierte Blattgrün war auch diesmal ein verlässlicher Vorbereiter auf den „etwas“ fettiger ausfallenden Hauptgang, dessen bloßer Geruch mir jedes Mal das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. ...frischen Zutaten
Pünktlich zur Ankunft des Brutzelbroilers öffnete der Himmel seine Schleusen. Zwar blieben Blitz und Donner fern, aber trotz aufgespanntem Sonnen- äh Regenschirm wurde es recht unangenehm. Von der ursprünglichen Tischfläche war nur noch ca. ein Drittel nutzbar. Auch am Nachbartisch sah es nicht besser aus. Die kleine Gruppe von Elsässern musste sich ähnlich zusammenkauern wie wir, um sich vor Durchnässung zu schützen.
Die Abstandsregel zwischen unseren beiden Tischen musste aus ebendiesen Gründen etwas lockerer ausgelegt werden. Nachbarschaftshilfe und Infektionsschutz wollten an der Stelle einfach nicht so recht zusammenpassen.
Schon bei schönem Wetter ist der schiere Anblick eines frisch dem Fettjacuzzi entstiegenen Frittiervogels eine recht mundwässernde Angelegenheit. Das Kandeler Halbe (Schenkelansicht)
Wenn es um einen herum aber so richtig wie aus Kannen gießt, dann steigert sich der Genuss eines solchen Gummiadlers noch um ein Vielfaches. Einfach mal ausprobieren!
Da saßen wir also unter luftiger Plane und futterten das unfassbar saftige und rustikal gewürzte Geflügel mit unseren Händen. Das Kandeler Halbe (Flügelansicht)
Das bisschen Altsteinzeit konnte uns an diesem regnerischen Augustabend wahrlich nichts anhaben. Natürlich sind die Hühner bei dem abgerufenen Preis nicht vom Bio-Bauernhof um die Ecke. Das kann jeder an einem Flügel abzählen. Man setzt hier auf solide Großmarktqualität (C&C), wie sie in Sachen Fleisch von vielen Gastronomen gerne in Anspruch genommen wird.
Auch klar: so ein Teil kann und sollte man sich vielleicht nicht jede Woche einverleiben. Dafür ist die Angelegenheit dann doch etwas zu fettig. Aber dreimal im Jahr gönne ich mir solch eine knusprige Halbhuhnerfahrung schon. Zwischen den hier servierten Exemplaren und den ausgetrockneten Drehschwindeleien vom Hühner-Grill vorm Supermarkt liegen nämlich Welten.
Der letzte Bericht über das „Drei Mohren“ in Kandel liegt schon ein paar Jahre zurück. Nicht dass ich dieses Haus für Knusper-Hendl-Freunde absichtlich gemieden hätte, die Besuche dort wurden in den letzten Jahren immer weniger, da bei aufkommender Lust auf krossfrittierte Grillhähnchen häufig der über den Rhein hinweg bekannte Branchenprimus „Gockelburg“ in Wörth-Maximiliansau angesteuert wurde.
Egal, ob nun der Name des Lokals politisch korrekt ist oder nicht. Da sich das Gasthaus nun schon seit ewigen Zeiten so nennt, scheint niemand... mehr lesen
Gasthaus Zu den Drei Mohren
Gasthaus Zu den Drei Mohren€-€€€Gasthaus, Imbiss, Biergarten07275617332Landauer Straße 7 a, 76870 Kandel
4.0 stars -
"The smart side of the Huhn" marcO74Der letzte Bericht über das „Drei Mohren“ in Kandel liegt schon ein paar Jahre zurück. Nicht dass ich dieses Haus für Knusper-Hendl-Freunde absichtlich gemieden hätte, die Besuche dort wurden in den letzten Jahren immer weniger, da bei aufkommender Lust auf krossfrittierte Grillhähnchen häufig der über den Rhein hinweg bekannte Branchenprimus „Gockelburg“ in Wörth-Maximiliansau angesteuert wurde.
Egal, ob nun der Name des Lokals politisch korrekt ist oder nicht. Da sich das Gasthaus nun schon seit ewigen Zeiten so nennt, scheint niemand
Geschrieben am 28.08.2021 2021-08-28| Aktualisiert am
29.08.2021
Besucht am 17.08.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Diese leicht abgewandelten Zeilen des 70er-Jahre-Schlagers von Roberto Zerquera Blanco müssen jetzt einfach mal als Überschrift herhalten, um meine Zufriedenheit nach dem Genuss zweier höllisch scharfer Currygerichte bei meinem neuen Lieblingsthailänder in Karlsruhe-Mühlburg auf den Punkt zu bringen.
Denn gerade im Stressmonat August, der ganz im Zeichen unseres Umzugs von Steinweiler nach Wörth stand, durfte es nach überstandenen Ikea- und Baumarktbesuchen in des Pfälzers liebster Fächerstadt auf der gegenüberliegenden Seite des Rheines kulinarisch gerne auch mal etwas schärfer zur Sache gehen.
Zweimal innerhalb von 14 Tagen besuchten meine Frau und ich das Restaurant Nat-Pob, das schon seit mehreren Jahren im Vereinsheim der Turnerschaft Mühlburg 1861 e.V. untergebracht ist. Eingang zum Lokal
Den Tipp bekamen wir von der thailändischen Frau unseres Parkettabschleifers, die uns eine ganze Reihe guter Asiaten in Karlsruhe und Umgebung ans Herz legte. Also, stay tuned folks for more Asian reports from KA!
Nach der coronabedingten Schließung des von mir sehr geschätzten Chinaladens namens „Monkey King“ in der Kaiserstraße (Fußgängerzone) war es in puncto „Fernkost“ mal wieder Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Ein kurzer Anruf sicherte uns einen Tisch für Zwei unter freiem Himmel.
Mit Blick auf das weitläufige Sportgelände der Mühlburger Turnerschaft – inklusive knüppelharter Aschenbahn, Rasenplatz und Weitsprunggrube – saßen wir ganz entspannt auf der rückseitigen Terrasse, die primär von geschlossenen Sonnenschirmen und Sitzmöbeln aus Polyrattan bevölkert wurde. Auf der Terrasse hinterm Haus
Außer unserem waren noch drei weitere Tische besetzt. Eine Gruppe von Best-Agern betrieb lautstark Stammtischpolitik in „breidschdem badisch“.
Unsere Servicedame stellte sich als echtes Unikat heraus. Die ältere Dame gehörte scheinbar zum Inventar des Vereinsheims. Sie machte ihren Job ganz hervorragend. Sowohl ihre langjährige Gastro-Erfahrung als auch die sympathisch-humorvolle Art, mit der sie die Gäste – darunter auch viel Stammklientel, wie ich den Konversationen an den Nachbartischen entnahm – umsorgte, kam gut bei uns an und hieß uns ohne jeglichen Dünkel willkommen.
Bald hielten wir die bunt bebilderten Speisenkarten in den Händen. Mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Thai-Suppen und eine Handvoll Salate machten gleich Appetit. Dann – oh Schreck – fünf deutsche Gerichte (Maultaschen, Schnitzel und Wurstsalat) für die unverbesserlichen Kulinar-Gutbürger und Asia-Ignoranten. Schnell wurde weitergeblättert, denn da wartete bereits der wohlfrittierte fernöstliche Vorspeisenreigen in Form von Frühlingsrollen, Wantan und Knuspergarnelen.
Ein paar Veggieteller bzw. Reis-/Nudelgerichte weiter kamen endlich die ersehnten Curry-Gerichte zum Zug. Diese wurden in gewohnter Manier unter Zugabe von Schwein, Rind, Ente, Huhn, Fisch und Garnelen durchdekliniert. Das machte in der Summe rund 50 (!) mehr oder minder verschiedene Teller- bzw. Schüsselgerichte, die sich neben ihrem tierischen Bestandteil auch in der Zusammensetzung ihrer vegetabilen Momente unterschieden und preislich zwischen 12 und 15 Euro oszillierten. Die Auswahl war also nicht gerade übersichtlich. Das genaue Lesen des „Kleingedruckten“ erschien mir oberste Gästepflicht zu sein.
Der halbe Liter Radler belief sich auf 3,60 Euro. Die gleiche Menge Mineralwasser schlug mit 40 Cent weniger zu Buche. Dass man hier in Mühlburg das badische Hoepfner-Bier ausschenkte, wunderte mich nicht. Das Karlsruher Hopfenerzeugnis genießt zumindest rechtsrheinisch einen guten Ruf. Dass mir als Pfälzer die Bellheimer „Patriotenplörre“ etwas besser „reinläuft“, ist wohl meiner alkoholischen Sozialisierung im Jugendalter geschuldet.
Die kühlere Witterung verlangte beim ersten Besuch nach einer warmen Thai-Terrine, die in Form einer „Tom Yam Gung“, also einer Garnelensuppe mit Kokosmilch, Champignons uns Zitronengras (4,80 Euro), vorweg bestellt wurde. Wer sucht, der findet...Garnelen!
Bei unserer zweiten Einkehr teilten wir uns vorab den als „Yam Wun Sen“ bezeichneten Glasnudelsalat mit Garnelen, Schweinehack, Zwiebeln, Sellerie und Mu-Err-Pilzen (9,50 Euro).
Der mit gängigen TK-Garnelen ausgestattete Kokossud wurde mit frischem Koriander und Frühlingszwiebel etwas „aufgegrünt“. Aromatisch duftend und wohltuend säuerlich abgeschmeckt wurde jene Thaisuppe von uns für schmackhaft befunden. Tom Yam Gung
Der Biss auf einen darin herumschwimmenden Zitronengrasstängel empfand ich als etwas zu viel des guten Geschmacks. Auch die kleinen Stücke von der Galgantwurzel waren mir - pur genossen - etwas zu heftig und verblieben deshalb in der Schale.
Ganz anders beim Glasnudelsalat, den wir uns zwei Wochen später als Vorspeise einverleibten. Hier blieb nicht ein Fitzelchen zurück. Tomaten, Paprika, Sellerie, rote Zwiebel und Frühlingslauch sorgten für hier für frische Verhältnisse und entsprechenden Biss. Yam Wun Sen (Glasnudelsalat)
Das Highlight dieses kalten Thaiklassikers für warme Tage war sein feinsäuerlich abgeschmecktes, erfreulich pikantes Dressing, das die dünnen Reisfäden, das herzhaft gewürzte Schweinehack und die noch leicht glasigen Garnelen zu einem köstlichen Ganzen vereinte. Glasnudelsalat mit Garnelen
Nach dem Motto: „Delicious bowls can curry us home!“ orderten meine Frau und ich bei unserer ersten Einkehr zwei frischgewokte Curry-Gerichte. Die Gattin entschied sich – wie zu erwarten war – für die Veggie-Variante. Nr. 92 nannte sich „Gäng Pak“ (8,90 Euro), enthielt jede Menge Gemüse und hatte anstatt Fleisch ein paar Tofuwürfel in der Schüssel. Gäng Pak (Gemüsecurry mit Tofu)
Ich wählte die 173 mit der mutigen Bemerkung, mein grünes Curry mit Huhn („Gäng Kiew Wan Gai“, 12,90 Euro) doch bitte ein wenig schärfer als üblich zu servieren. Gäng Kiew Wan Gai (Grünes Curry mit Huhn)
Vielleicht ging mein Zusatz „ein wenig schärfer“ bei der Bestellung unter. Keine Ahnung, aber was mir da aus dem blau-weißen Porzellantöpfchen entgegenduftete war ein hocharomatischer Hotpot – ich sag nur Thai-Basilikum! –, wie ich ihn das letzte Mal zu Zeiten meines Referendariats bei meinem Mannheimer Lieblingsthai-Imbiss „Supans“ genossen habe. Ach wie schön, wenn ein Gericht alte Erinnerungen in einem wachzurufen vermag. Klar ging die Chili-Schärfe voll auf die Schleimhäute, aber bekanntlich kommen ja nur die Harten in den grünen Curry-Garten! Das grüne Curry auf dem Teller angerichtet
Nur gut, dass genug Duftreis mitgeliefert wurde. Der milderte den mit reichlich Hühnerfleisch, Bambussprossen, Bohnen, Zucchini, Paprika und Chilischoten versehenen Thai-Eintopf wenigstens etwas ab. Trotz des wirklich einbrennenden Esserlebnisses war das ein grünes Curry ohne Fehl und Tadel. Das grüne Curry auf dem Teller angerichtet
Die Soße fiel nicht gar so sämig aus, was mir sehr entgegenkam. Sogar die von mir ungeliebten Auberginen hatte man freundlicherweise weggelassen. Ich fühlte mich nach dem Verzehr dieser thailändischen Scharfspeise jedenfalls fitter als vorher – auch wenn mein Gaumen noch etwas nachbrannte.
Dass meine Frau ihr wesentlich milderes Gemüsecurry noch mit meiner Sauce pimpte, ehrte sie. Das Gemüsecurry auf dem Teller angerichtet
Auch sie war mit ihrer Wahl voll zufrieden und bekräftigte die Absicht auf einen baldigen Wiederholungsbesuch. Dieser ließ ja dann auch nicht lange auf sich warten. Und auch da verließen wir das Nat-Pob mit brennenden Zungen und gutem Bauchgefühl. Gefühlt war mein „Gäng Gai Nor Mai“ (12,90 Euro), was im Grunde das gleiche Curry-Gericht darstellte, nur diesmal eben in Rot, sogar noch eine Spur schärfer als das Grüne zwei Wochen zuvor. Auch diesmal wurde meinem Wunsch auf ein Chili-Upgrade entsprochen, was mir wieder kräftig einheizte. Gäng Gai Nor Mai (Rotes Curry mit Huhn) -> Attention, explosive!
Meine Frau ging dagegen mit „Pad Pak Tao Hu“ – gebratenem Gemüse ohne Tofu (8,90 Euro) – auf Nummer sicher. Ihr ansehnlicher Wok-Gemüse-Hügel fiel süßlich-pikant aus. Pad Pak Tao Hu (gebr. Gemüse, aber ohne Tofu!)
Über meine laufende Nase musste sie genauso schmunzeln wie über die Tatsache, dass mir während der Curryvernichtung dann doch ein paar Tränchen die Wangen herunterliefen. Nicht weil es so schlecht schmeckte, sondern aus reinster Feuerfreude am Schotenschlemmen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass wir beim zweiten Mal im Inneren des Lokals Platz nahmen. Gastraum Ansicht 1
Die digitalen Impfnachweise wurden kurz kontrolliert und auch die schriftliche Erfassung unserer Daten war schnell abgehandelt. Im geräumigen Gastraum war ausreichend Platz zwischen den Tischen. Linoleum- und Fliesenboden, Faltschiebetüren im Ziehharmonika-Style und eine mit quadratischen Paneelen verkleidete Decke kündeten von der Nutzung als Vereinsheim. Gastraum Ansicht 2
Insgesamt keine ungemütliche Bahnhofshallenatmosphäre, aber draußen auf der Terrasse hatte es mir besser gefallen. Gastraum Ansicht 3
Egal, entscheidend war bei beiden Besuchen das, was auf dem Teller bzw. in der Schüssel landete. Und da hatte Chefkoch Jakkachai Netkhema, der sich gleichzeitig auch als Inhaber des Lokals verantwortlich zeichnet, richtig gut abgeliefert und das zu äußerst erschwinglichen Preisen. Die höheren Schärfegrade bei den beiden Currys waren ja meine Idee, die ich dort übrigens jederzeit wieder äußern würde.
Durch die neue Nähe zu Karlsruhe werden wir in den nächsten Jahren sicherlich die ein oder andere kulinarische Entdeckung auf der rechten Rheinseite machen. Die beiden passenden Mitstreiter (sind genau genommen jetzt deren drei…) haben wir ja seit dem Besuch bei „Sokrates“ auch gefunden. Allein schon deshalb stimme ich als Pfälzer Rhein- und nicht als Bochumer Ruhrbarde an:
„Baden, ich ess‘ gern bei diiiir – Baden, ich fahr auch gerne wieder weg von diiiir!“
Diese leicht abgewandelten Zeilen des 70er-Jahre-Schlagers von Roberto Zerquera Blanco müssen jetzt einfach mal als Überschrift herhalten, um meine Zufriedenheit nach dem Genuss zweier höllisch scharfer Currygerichte bei meinem neuen Lieblingsthailänder in Karlsruhe-Mühlburg auf den Punkt zu bringen.
Denn gerade im Stressmonat August, der ganz im Zeichen unseres Umzugs von Steinweiler nach Wörth stand, durfte es nach überstandenen Ikea- und Baumarktbesuchen in des Pfälzers liebster Fächerstadt auf der gegenüberliegenden Seite des Rheines kulinarisch gerne auch mal etwas schärfer zur Sache... mehr lesen
Restaurant Nat Pob
Restaurant Nat Pob€-€€€Restaurant0721590980Am Mühlburger Bahnhof 12, 76189 Karlsruhe
4.0 stars -
"Ein „bisschen“ scharf muss sein – dann zieht‘s sich um von ganz allein…" marcO74Diese leicht abgewandelten Zeilen des 70er-Jahre-Schlagers von Roberto Zerquera Blanco müssen jetzt einfach mal als Überschrift herhalten, um meine Zufriedenheit nach dem Genuss zweier höllisch scharfer Currygerichte bei meinem neuen Lieblingsthailänder in Karlsruhe-Mühlburg auf den Punkt zu bringen.
Denn gerade im Stressmonat August, der ganz im Zeichen unseres Umzugs von Steinweiler nach Wörth stand, durfte es nach überstandenen Ikea- und Baumarktbesuchen in des Pfälzers liebster Fächerstadt auf der gegenüberliegenden Seite des Rheines kulinarisch gerne auch mal etwas schärfer zur Sache
Besucht am 16.07.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Im Gegensatz zu meinem Heimatort Herxheim existierten im rund 6 Kilometer entfernten Nachbarort Rülzheim eine ganze Reihe gastronomischer Einrichtungen, die einen Besuch lohnen. Und das obwohl die südpfälzische Gemeinde mit dem goldenen Ritter im Wappen knapp 2000 Einwohner weniger zählt als sein westlicher Nachbar. Auch bei Tierfreunden und Naturliebhabern genießt das Dorf ein gewisses Ansehen, denn im südwestlich, zwischen Kling- und Rottenbach gelegenen Naherholungsgebiet wird einiges geboten.
Gegenüber der 2007 eröffneten Straußenfarm „Mhou“ befindet sich ein großer Campingplatz. Ein Streichelzoo und eine „alla hopp!-Anlage“ (Spielplatz, der auf Initiative der Dietmar-Hopp-Stiftung entstanden ist, Anm.) begeistern Klein und Groß. Sportlich Aktive können im nahegelegenen Badesee schwimmen oder auf der Tennisanlage ein paar Asse servieren. Außerdem gibt es genug Möglichkeiten, die Gegend rund um das Strandbad und die Straußenfarm zu Fuß zu erkunden. Auch lädt das gut ausgebaute Wegenetz zum Spaziergang durch den angrenzenden Gemeindewald ein.
Gründe genug also, um dort an einem warmen Sommerabend Mitte Juli mal aufzuschlagen. Nach unserer Runde um das weitläufige Gelände der Straußenfarm, das mir die Erkenntnis brachte, nicht der einzige seltsame Vogel auf diesem Erdenrund zu sein, beschlich uns ein abendliches Hungergefühl.
Unser Auto hatten wir vor der Tennisanlage abgestellt. Direkt neben den Tennisplätzen war ein italienisches Restaurant beheimatet, das ich nicht kannte. Früher, beim gutbürgerlich eingestellten Vorpächter wurden hier bemerkenswerte Rumpsteaks serviert, die mich sehr positiv an die ein oder andere Geburtstagsfeier meiner Frau Mutter zurückdenken ließen. Besonders mein Schwager, der ein gutes Stück Fleisch zu schätzen weiß, war damals sehr angetan von der „Holzhütte beim Tennisclub“. Innenansicht vom Gastraum
Das ist alles schon eine ganze Weile her. Seit März 2017 tischen hier Küchenchef Basilio Madeo und sein Team auf italienische Art auf. Das nach seinem Inhaber benannte Ristorante befand sich vorher in der Bismarckstraße (Ortskern). Der Umzug in den grünen Teil von Rülzheim hat Herr Madeo nicht bereut, wie er uns bei einem netten Plausch nach dem Essen mitteilte. Eingangsschild
Es war eine Spontaneinkehr, die uns auf der zwischen Tenniscourts eingebetteten Außenterrasse Platz nehmen ließ. Dem etwas sperrigen Gartengestühl rückten wir mit bequemen Sitzkissen zu Lehne und genossen die ruhige Atmosphäre, die den sonnenbeschirmten Außenbereich umgab. Terrassenidylle neben dem Court
Noch war es zu früh, um von den Stechmücken gefressen zu werden, aber sie würden bald um uns herumschwirren, so viel war sicher.
An den Tischen tat sich ein gemischtes Publikum an Pizza, Pasta und Co. gütlich. Die beiden Servicekräfte schienen auf Zack zu sein und bald hielten wir die Karte in Händen, um das reichhaltige Angebot an Speisen zu studieren. Einem halben Dutzend kalter Vorspeisen folgte ein ausgedehntes Salatprogramm. An die 30 (!) verschiedene Pastavarianten waren erhältlich. Und auch bei den Pizzen war alles vertreten, was Teig und Namen hat. Das Fleisch- und Fischangebot fiel dagegen recht übersichtlich aus. Witzig, das Rumpsteak von damals schien überdauert zu haben.
Zusätzlich zum umfangreichen Standardrepertoire listete eine Tafel am „Hütteneingang“ noch ein paar Tagesempfehlungen. Zwei Ravioli-Teller, Lachsfilet, Pasta Greca, Bistecca Funghi-Speck-Gorgonzola und ein Scaloppine waren darauf nachzulesen.
Viel Auswahl bei den Speisen traf auf notorische Entscheidungsschwäche unsererseits. Der freundliche junge Mann, der unsere Bestellungen aufnehmen wollte, musste mehrmals unverrichteter Dinge von dannen ziehen. Da nur Barzahlung möglich war und die „Scheindebatte“ mit meinem Portemonnaie keine großen Sprünge an diesem Abend erlaubte, gaben wir uns getränketechnisch kleinlaut, das heißt: mit einer Dreiviertelliterflasche Mineralwasser Classic (4,90 Euro) zufrieden. Ciró, Primitivo und Nero d’Avola gerne dann beim nächsten Mal und gerne auch glasweise in dieser Reihenfolge.
Vorweg durften es ein paar angeröstete Weißbrotscheiben mit Tomaten-Zwiebel-Knoblauch-Topping (6 Euro) sein. Bruschetta und Sommerabend sind schließlich keine Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen. Nach diesem klassischen Antipasti-Einstieg war uns beiden dann nach Pasta zumute. Die Spaghetti AOP (8,50 Euro) taugten meiner werten Gattin, während meine Wahl auf die hausgemachten Ravioli mit Garnelen (13,90 Euro) fiel.
Bei der Bruschetta wurde für meinen Geschmack etwas zu grob „modelliert“. Bruschetta 2
Keine Frage, der herzhafte Tomatenbelag auf den röschen Brotscheiben hielt allen Frischekriterien stand, nur hätte man Zwiebel und Knoblauch etwas feiner hacken können. Aber in dieser Hinsicht bin ich vielleicht zu penibel, wie meine Frau sicher bestätigen würde. Auch wenn ich die Bruschette schon etwas ansprechender serviert bekommen habe, geschmacklich gab es da nichts auszusetzen. Bruschetta
Sehr positiv überrascht war meine Frau von ihren Spaghetti Aglio, Olio et Peperoncino. Die Nudeln mit leichtem Biss, die Knoblauch-Olivenöl-Tunke mit ordentlicher Schärfe. Das Glück lässt sich manchmal so einfach um die Gabel wickeln. Auch schwamm die Pasta nicht in Öl, was gar nicht mal so häufig vorkommt. Ein paar Peperoni-Stücke schärften zusätzlich ein. Etwas geriebener Parmesan on top sorgte für noch mehr Mundfülle. Einfache Küche schnörkellos aufgetischt! Spaghetti AO mit reichlich P
Bei meinen Ravioli wurde nicht mit Garnelen gespart. Leider auch nicht mit Sahne, die das ansonsten sehr schmackige Nudelgericht etwas zu wuchtig daherkommen ließ. Hausgemachte Ravioli mit Garnelen in Sahnesauce
Da meine Knoblauchtoleranz bereits mit dem Verzehr der Bruschetta ausgereizt war, empfand ich den rustikalen Knofeleinsatz bei meiner Pasta etwas too much. Die Füllung der hausgemachten Ravioli, bei der Chefkoch Basilio Madeo Spinat, Ricotta und Thunfisch kombinierte, harmonierte gut mit der Garnelensauce, bei der auch etwas Krustentierpaste zum Einsatz kam, wie mir der sympathische Küchenchef später verriet. Nochmal die Hauspasta
Der dazu bestellte, kleine Beilagensalat (4 Euro) war schön sauer angemacht und ein willkommener Moment der Frische – gerade im Kontext der beiden deftigen Pastagerichte, die für mehr als ausreichend knoblierte Umstände auf den Tellern sorgten. Sorgte für Frische!
Sehr positiv empfanden wir die lockere Atmosphäre vor Ort und die Tatsache, dass der Chefe nach getaner Arbeit den Kontakt zu seinen Gästen suchte und dabei den ein oder anderen Digestiv – ich ließ mich gerne auf Herrn Grappa ein – spendierte. Auf kulinarische Fragen reagierte der erfahrene Koch aus Italien souverän und meinungsstark. Abendstimmung am Italo-Pavillon
Man merkte sofort, dass da jemand mit einer über viele Jahre hinweg angeeigneten Beschlagenheit in Sachen Gastronomie vor einem stand. Eine echte Type, der wir gerne zuhörten und bei dem wir bestimmt auch mal wieder einkehren werden. Denn nicht nur das Rülzheimer Naherholungsgebiet war einen kleinen Abstecher wert, auch die Küche von „Basi“ konnte uns überzeugen.
Im Gegensatz zu meinem Heimatort Herxheim existierten im rund 6 Kilometer entfernten Nachbarort Rülzheim eine ganze Reihe gastronomischer Einrichtungen, die einen Besuch lohnen. Und das obwohl die südpfälzische Gemeinde mit dem goldenen Ritter im Wappen knapp 2000 Einwohner weniger zählt als sein westlicher Nachbar. Auch bei Tierfreunden und Naturliebhabern genießt das Dorf ein gewisses Ansehen, denn im südwestlich, zwischen Kling- und Rottenbach gelegenen Naherholungsgebiet wird einiges geboten.
Gegenüber der 2007 eröffneten Straußenfarm „Mhou“ befindet sich ein großer Campingplatz. Ein Streichelzoo... mehr lesen
Da Basi - Ristorante am Tennisclub
Da Basi - Ristorante am Tennisclub€-€€€Restaurant07272 774579Am See, 76761 Rülzheim
4.0 stars -
"Knoblauchlastige Neuentdeckung zwischen Strandbad, Straußenfarm und Streichelzoo" marcO74Im Gegensatz zu meinem Heimatort Herxheim existierten im rund 6 Kilometer entfernten Nachbarort Rülzheim eine ganze Reihe gastronomischer Einrichtungen, die einen Besuch lohnen. Und das obwohl die südpfälzische Gemeinde mit dem goldenen Ritter im Wappen knapp 2000 Einwohner weniger zählt als sein westlicher Nachbar. Auch bei Tierfreunden und Naturliebhabern genießt das Dorf ein gewisses Ansehen, denn im südwestlich, zwischen Kling- und Rottenbach gelegenen Naherholungsgebiet wird einiges geboten.
Gegenüber der 2007 eröffneten Straußenfarm „Mhou“ befindet sich ein großer Campingplatz. Ein Streichelzoo
Geschrieben am 09.08.2021 2021-08-09| Aktualisiert am
09.08.2021
Besucht am 15.07.2021Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 158 EUR
Wie sang einst die irische Rockband Thin Lizzy Mitte der 70er Jahre? Ja, richtig: „The boys are back in town!“
In etwa so fühlte es sich an, als die vierköpfige Wörther Hedonistenhorde nach langer Abstinenz mal wieder zusammen tafelte. Und das obwohl sich diese erste Zusammenkunft nach dem Lockdown gar nicht „in town“ abspielte, sondern auf der „grünen Wiese“, nämlich direkt neben dem Fußballfeld des TB Jahn Zeiskam.
Krankheitsbedingt hatte unsere Genussgemeinschaft während des letzten Schuljahres zwei Ausfälle zu verkraften. Bei lediglich vier Mitgliedern hätte dies auch gut und gerne das Aus der kollegialen Futtertruppe bedeuten können. Aber dem gastronomisch interessierten „Nachwuchs“ sei Dank erlebte der angeschlagene Gaumenvierer vor ein paar Wochen eine Art Renaissance.
Der eine Neuzugang bestand die Aufnahmeprüfung beim Griechen in Maikammer souverän, denn er machte sich dort als veritabler Plattenputzer einen Namen. Der andere Newcomer brachte durch seine jahrelange Erfahrung als treuer Einkehrer genügend Gourmandkompetenz mit, um mit offenen Armen in unserem Verzehrverein aufgenommen zu werden. Ein Mann, der sich gastronomisch sehr gut in der Region auskennt und hoffentlich auch bald die GG-Gemeinde bereichern wird. Ich arbeite daran…
Die Idee, das von Chefkoch Jörg Weinacht im September 2020 vor den Toren von Zeiskam eröffnete Tapas-Lokal anzusteuern, hatte ich schon eine ganze Weile. Die Mundpropaganda – die Pfalz ist und bleibt halt ein Dorf – fiel derart positiv aus, dass man dort dem Hörensagen nach auf eine hervorragende spanische Küche treffen würde.
In den Örtlichkeiten der ehemaligen Jahnstube – früher ein gutbürgerliches Vereinslokal, in dem ich mir an einem längst vergangenen Karfreitag ein solides Fischbuffet gönnte – hatte sich kulinarisch scheinbar einiges getan. Umso schöner, dass meine Kollegen den Vorschlag guthießen und wir uns an einem Donnerstagabend zu viert im Zeiskamer Sportzentrum einfanden. Von außen eher unscheinbar...
Natürlich hatte ich im Vorfeld einen Tisch auf der Terrasse reserviert. Unser Tisch auf dem Balkon (im Hintergrund: hungrige Fußballer)
Schon da war klar, dass der Weinacht’sche Tapastempel auch unter der Woche gut lief. Nur noch ein Tisch war zur gewünschten Uhrzeit verfügbar. Dass wir den aus Böbingen angereisten Kollegen über eine halbe Stunde vor Ort warten ließen, tat uns schrecklich leid. Wir hatten nicht mit der Umleitung in Bellheim gerechnet und auch die tatsächliche Entfernung nach Zeiskam etwas unterschätzt.
Der Gute nahm es mit Gelassenheit. Er hatte in der ein paar Hundert Meter entfernten Zeiskamer Mühle noch einen Essensgutschein zum Verschenken besorgt und war deshalb noch vor der ausgemachten Uhrzeit vor Ort. Genug Zeit, um den übersichtlichen Speisenzettel auswendig zu lernen und die Teller der Nachbartische genauer unter die Lupe zu nehmen.
Auf dem Parkplatz vorm Haus gab es genug Möglichkeiten das Vehikel abzustellen. Der goldene Stierkopf unter den beiden Zauberworten „Tapas“ und „Meer“ hieß uns iberisch willkommen. Parkplatz vorm Haus und den Stier im Wappen! Eingang
Eine Treppe musste noch erklommen werden und dann befanden wir uns in der komplett renovierten Gastwirtschaft, wo man uns freundlich in Empfang nahm und zum wartenden Kollegen auf die Terrasse führte.
Da hatte sich einiges getan in Sachen Inneneinrichtung. Ich war erstaunt, wie geschmackvoll man das altbackene Innenleben der früheren Jahnstube auf Vordermann gebracht hatte. Das Raumkonzept erschien zeitgemäß: dunkle Bistrotische mit wertigen Holzplatten, bequem gepolsterte Stühle und Wandbänke, warme Beleuchtung. Da störte selbst der etwas nüchtern wirkende, zu helle Fliesenboden nicht. An den grau gestrichenen Wänden scharrten großformatige Stiere mit den Hufen. Ansicht Gastraum
Eine überdimensionierte Schwarz-Weiß-Fotographie aus dem Archiv des TB Jahn Zeiskam mit historischen Fußballhelden zierte großflächig eine Wand. In dieser von einem Sideboard abgetrennten Nische war etwas erhöht in der anderen Ecke ein Flachbildfernseher installiert. Ein idealer Platz zum Fußballschauen in gepflegter Herrenrunde. Gemütliches Fußball-Eck
In unmittelbarer Reichweite dieser lauschigen Stammtischecke befand sich der Tresen mit Durchgangstür zur Küche. Ausschankbereich mit Tür zur Küche
Daneben glänzten Weinkühlschrank und Dry Ager im Edelstahlgewand um die Wette. In letzterem hing ein stattliches Stück vom Rind. Dem goldenen Kopf nach zu urteilen, der das Trockenreifebehältnis trophäisch zierte, hätte es durchaus vom vorher in der Arena erlegten Toro stammen können. Für reife Leistungen!
Aber das war es dann auch schon an Deko, die das erfreulich unfolkloristische Innere des Lokals zu bieten hatte. Auch draußen auf der terrakottagefliesten Terrasse empfing uns eine schlichte Szenerie, die jedoch mit einem tollen Blick auf Feld, Wald und Wiese aufwartete. Ein Ort zum Verweilen, ein Ort zum Genießen.
Und genau deswegen hatten wir uns ja auf den Weg nach Zeiskam gemacht. Und natürlich wegen der Paella, die es laut Speisenkarte auf der Homepage nur auf Vorbestellung (ein bis zwei Tage vorher) gab. Beim Reservieren wurde diese für drei hungrige Reisenthusiasten angefordert. Wobei einer der Kollegen noch nie zuvor Paella gegessen hatte. Sachen gibt’s…aber solche kulinarischen Bildungslücken lassen sich ja Gott sei Dank leicht schließen.
Das Speisenangebot des „Tapas & Meer“ passte auf eine DIN-A4-Seite und war in Folie gepackt an einem Klemmbrett befestigt. Knapp 20 verschiedene Tapas waren darauf verzeichnet, darunter etliche bekannte Klassiker wie Chipirones (kleine frittierte Tintenfische), Datteln im Speckmantel, Albondigas (Hackfleischbällchen) in Tomatensauce, Croquetas de Pollo (vom Suppenhuhn) und Pimientos de Padron. Die Karte empfahl als Richtwert drei Tapas pro Person, was jedoch nicht für Gäste mit Hauptgangwunsch galt.
Denn die „Raciones“ bei Jörg Weinacht und seinem Team sind nicht gerade schüchtern portioniert. Kleine Tonschälchen (Cazuelas) sucht man hier vergeblich. Man setzt auf ansprechende, schwarze Keramik, in die auch ordentlich was reinpasst.
Neben dem Tapasprogramm standen noch drei Fleischgerichte – Iberico Kotelett auf spanischen Bratkartoffeln und Grillgemüse, Rumpsteak mit Schmorzwiebeln in Dornfelderjus und ein mit Käse, Speck und Zwiebel überbackenes Schnitzel – zur Auswahl. Ein paar Salate, wahlweise mit Rindfleischstreifen, Garnelenspieß oder Ziegenkäse mit Honig, hatte man ebenfalls gelistet. Mehr war nicht und mehr brauchte auch nicht sein.
Die Weinkarte konzentrierte sich erwartungsgemäß auf zwei Regionen: die heimische Pfalz, denn die hat ja bekanntlich ein paar ganz passable Weißweine zu bieten, und natürlich Spanien, das Land der Tintos und Reservas. Eine beeindruckende Auswahl an spanischen Flaschenweinen listete das mit Bedacht zusammengebastelte Suffsortiment. Schwerpunktmäßig sah man hier „Rot“, aber auch ein paar weiße Terrassenweine hatte man im Repertoire – einige davon auch glasweise im offenen Ausschank.
Auch preislich schien sich das alles im fairen Rahmen zu bewegen. Viele Flaschenweine waren schon für um die 20 Euro zu haben. Dass man für einen „Anima Negra“ aus Mallorca oder eine Reserva von Luis Cañas etwas tiefer in die Tasche greifen musste, war da nicht weiter verwunderlich.
Unsere Entscheidung fiel auf den 2019er „k-naia“, einer Cuvée aus Verdejo und Sauvignon Blanc aus der Region Rueda. Mit 22 Euro waren wir dabei und ich muss gestehen, dass unsere Wahl keine schlechte war. Feinfruchtig und mit genügend Zitrusfrische am Gaumen sorgte dieser aromatische Sommerwein für viel Trinkfreude bei meinem Kollegen und mir. Einfach mal die K-Frage mit "naia" beantworten...
Dass die beiden anderen am Tisch lieber auf Mineralwasser (Bellaris Gourmet Classic für 4,50 Euro die Flasche) und Bier (Bellheimer Silberpils vom Fass für 3,50 Euro den halben Liter) setzten, störte uns dabei nicht im Geringsten.
Der Zettel mit unseren Daten zwecks Rückverfolgung war schnell ausgefüllt. Auch die freundliche Bedienung ließ uns nicht lange warten und wir konnten unsere Bestellungen diktieren. Da ja schon dreimal Paella (18 Euro pro Person) gebucht war, wurde nur noch um einen Hauptgang ergänzt. Der Kollege entschied sich dabei für das Iberico-Kotelett (22 Euro), das er noch um einen kleinen Beilagensalat (4,50 Euro) erweiterte.
Die drei Paella-Pädagogen ließen es sich aber nicht nehmen, vorweg noch ordentlich die Tapas-Keule zu schwingen. Da waren die Augen mal wieder größer als die Mägen, denn auch die Reispfanne wollte ja noch geschafft werden. Der Kollege zu meiner Linken entschied sich für die Albondigas auf gemischten dicken Bohnen in Rosmarin-Tomaten-Sugo (8 Euro), während der gegenübersitzende Pilstrinker die spanische Chorizo auf gegrilltem, mediterranem Gemüse (8 Euro) bevorzugte.
Ich brauchte zu Beginn dringend was Knuspriges. Dies brachte mir ein Frittierkörbchen voller Alitas y Muslitos de Pollo (7 Euro) ein. Dem nicht genug, orderte ich ganz fettaffin die Chipirones fritos (8 Euro) noch obendrauf. Reines „Impaniergehabe“ zwar, aber die Lust auf rösche Häppchen war recht groß.
Den Anfang machte der Beilagensalat vom Kollegen, der schon optisch einen guten Eindruck hinterließ und der laut seinem Verspachtler diesen auch gustatorisch bestätigte. Klasse Beilagensalat!
Dann setzte der Tapas-Reigen ein. Zeitlich wurden die spanischen Leckereien an unseren Tisch gebracht. Auch hier war zuerst einmal allgemeines Staunen angesagt. Sowohl die Portionsgrößen als auch die Art, wie die Speisen präsentiert wurden, imponierten uns.
Die Albondigas vom Kollegen gerieten herrlich fluffig und die Tomatensauce, in der sie lagen, duftete aromatisch nach Rosmarin und langem Einköcheln. Albondigas auf gemischten dicken Bohnen in Rosmarin-Tomaten-Sugo
Meine „Wings“ hätten krosser gar nicht ausfallen können. Mutig gesalzen und gar nicht mal besonders fettig lagen sie übereinander gestapelt im Körbchen. Gut, dass mir die Kollegen beim Verzehr ein wenig aushalfen. Die Portion allein hätte mich nämlich fast gesättigt. Alitas y Muslitos de Pollo = mehr als ein frittiertes Stück vom Glück
Auch nicht von schlechten Fetten frittiert zeigten sich die Baby-Kalamares, die mit ein paar Spritzern Zitrone genossen eine ganz vorzügliche Vorspeise darstellten. Den schmackigen Mini-Tuben fehlte es auch nicht an Würze. Dafür hatte man beim Anfertigen des Backteigs gut gesorgt. Ein maritimes Vergnügen zum Fingerablecken! Maritime Frittaten-Taten!
Die beiden feurigen Chorizo-Würste, die auf knackigem Grillgemüse (Zucchini, Paprika, Kirschtomaten) weilten, muteten keineswegs wie leichtverdauliche Kost an. So eine würzige spanische Paprikawurst kann ja ganz schön auf den deutschen Magen schlagen. Wobei ihr seitlicher Einschnitt verriet, dass ein Großteil des Fetts bereits während des Grillvorgangs ausgetreten war. Also alles halb so wild, wie ich dem „Wurstwehrbeauftragten“ am Tisch entlocken konnte. Chorizo auf gegrilltem, mediterranem Gemüse
Zumindest bei den drei Paella-Anwärtern war das Hungergefühl nach dem Verzehr der nicht gerade spartanisch ausgefallenen Vorspeisen – natürlich wurde dabei auch kreuz und quer probiert – bereits gut gestillt. Aber allein der Anblick der prächtig gefüllten Emaille-Pfanne ließ wieder Appetit aufkommen. DIE Paella!
Ein ausgewogenes und äußerst ansehnliches Potpourri aus Meeresfrüchten (Garnelenschwänze, Venus- und Miesmuscheln, Shrimps), Fleisch (Hähnchenflügel und -schenkel, gewürfelter Schweinenacken), Gemüse (Bohnen, Paprika, Zwiebeln und Erbsen) und gelb gefärbtem Reis hatte man in Tischmitte platziert. Da war beherztes Zulangen angesagt! Paella auf dem Teller
Ich muss gestehen, dass ich selbst bei meinen vielen Urlaubsreisen nach Spanien bzw. Mallorca nie eine köstlichere Reispfanne vorgesetzt bekommen habe. Das war wirklich allerfeinstes Handwerk, das da mit frischen Zutaten und dem richtigen Händchen beim Würzen und Abschmecken ausgeübt wurde.
Jörg Weinacht, der viele Jahre als Koch in Spanien verbracht hat und dort in sehr guten Häusern (z.B. im Restaurant „L’Illa/Die Insel“ bei Harry Phal in Roses) tätig war, weiß eben genau, wie man eine Spitzenpaella in die Pfanne bringt.
Der Reis hatte noch ganz leichten Biss und auch das Gemüse war nicht zu weich geraten. An den himmlischen Duft von Safran und frischem Meeresgetier, den die Paella bei ihrer Ankunft auf unserem Tisch ungeniert verströmte, kann ich mich auch Wochen später noch bestens erinnern. Nicht nur das Auge aß hier eifrig mit, auch die Nase war stets mittendrin statt nur dabei.
Auch über die Meeresfrüchte bzw. deren Qualität kann ich mich nur lobend äußern. Das passte genauso wie die delikat gewürzten Geflügelteile und die saftigen Stückchen vom Schwein, die den fleischigen Gegenpol bildeten und dem spanischen Nationalgericht genügend Deftigkeit verliehen. Kann man eigentlich nicht besser machen, so die einhellige Meinung der drei „Paellamentarier“ am Tisch. Paella (Detailansicht)
Der Vierte im Bunde hatte derweil sein Iberico-Kotelett „in Arbeit“. Das Fleisch lag zusammen mit einer großzügig bemessenen Portion hausgemachter Kräuterbutter auf den Bratkartoffeln, die wiederum von etwas Grillgemüse flankiert wurden. Das Iberico-Kotelett
Dem Kollegen war das gute Stück vom Iberischen Schwein etwas zu durchgebraten bzw. zu trocken. Aufgrund des Sous-Vide-Vermerks in der Karte hatte er sich wohl Saftigeres vorgestellt. Und nochmal das Iberico!
Dies blieb jedoch der einzige kleine Kritikpunkt eines insgesamt sehr stimmigen Abends, denn alles andere gelang vortrefflich und machte richtig (Urlaubs-)Laune. Den guten Ruf hat sich das Tapas & Meer in Zeiskam definitiv verdient. Für Freunde der spanischen Küche ein absolutes Muss.
Nach Germersheim ins „Las Tapas“ – meinem früheren Lieblingsspanier – zieht mich nun nichts mehr, denn die von Jörg Weinacht angebotene „Cocina Brava“ ist dem um mehr als eine Stierlänge voraus. Und zwar in allen Belangen. Ich bin sehr gespannt, wo es uns dieses Jahr noch überall hin verschlägt und freue mich schon auf weitere Schlemmerabende mit den drei Kollegen.
In diesem Sinne: „Vámonos de esta habitación al espacio exterior…“ (aus dem Song „Hechizo“ von Héroes del Silencio)
Wie sang einst die irische Rockband Thin Lizzy Mitte der 70er Jahre? Ja, richtig: „The boys are back in town!“
In etwa so fühlte es sich an, als die vierköpfige Wörther Hedonistenhorde nach langer Abstinenz mal wieder zusammen tafelte. Und das obwohl sich diese erste Zusammenkunft nach dem Lockdown gar nicht „in town“ abspielte, sondern auf der „grünen Wiese“, nämlich direkt neben dem Fußballfeld des TB Jahn Zeiskam.
Krankheitsbedingt hatte unsere Genussgemeinschaft während des letzten Schuljahres zwei Ausfälle zu verkraften.... mehr lesen
Tapas und Meer - Cocina Brava
Tapas und Meer - Cocina Brava€-€€€Restaurant06347 6125Karl-Doppler-Str. 1, 67378 Zeiskam
5.0 stars -
"Ambitioniert vorgetragene Tapas und eine Paella vom Allerfeinsten! – In Zeiskams Sportzentrum begeisterte uns Jörg Weinacht mit seiner „Cocina Brava“ auf ganzer Linie" marcO74Wie sang einst die irische Rockband Thin Lizzy Mitte der 70er Jahre? Ja, richtig: „The boys are back in town!“
In etwa so fühlte es sich an, als die vierköpfige Wörther Hedonistenhorde nach langer Abstinenz mal wieder zusammen tafelte. Und das obwohl sich diese erste Zusammenkunft nach dem Lockdown gar nicht „in town“ abspielte, sondern auf der „grünen Wiese“, nämlich direkt neben dem Fußballfeld des TB Jahn Zeiskam.
Krankheitsbedingt hatte unsere Genussgemeinschaft während des letzten Schuljahres zwei Ausfälle zu verkraften.
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Bumsvoll war seine Hütte – jeden Abend. Er war es leid, täglich so viele Gäste aus Platzmangel wieder wegzuschicken. Die logische Folge: er vergrößerte sich. Die passenden Räumlichkeiten dazu fand er im Zentrum direkt neben dem Alten Kaufhaus. Dort am historischen Rathausplatz bezog er die obere Etage des Böckingschen Hauses, dessen Terrasse nach wie vor als einer der begehrtesten Logenplätze Landaus gilt. Bis 2016 war er dort ansässig, als er den Platz an der Luitpold-Statue räumte bzw. räumen musste. Nähere Gründe dazu sind mir jedoch nicht bekannt.
Im Mai 2017 dann der Neustart in der Industriestraße. Wo zu Zeiten des ehemaligen „Green“ eifrig getanzt, gebruncht und gecocktailt wurde, hielt der Landauer Pizza-Pate Don Raffaele Einzug.
Abends vor dem Hause...
Im modern eingerichteten Klinkerbau werden seitdem die üblichen Verdächtigen in Sachen Italokost aus der Pfanne bzw. dem Ofen gehoben.
Modernes Bistroambiente
Familie Luca fährt kein überbordendes Programm, das den Gast in allzu große Entscheidungsnöte bringt, sondern belässt es lieber bei einer durchdachten Sammlung von Altbewährtem. Mit Gerichten, die schon vor gut 40 Jahren funktioniert haben, macht man in der Regel auch heute nichts falsch. Kein avantgardistischer, aber ein durch und durch verlässlicher Ansatz, der die Stammklientel in kulinarischer Sicherheit wiegt.
Besuch 1 im September
Zu eben jener gehören weder meine Frau noch ich. Und trotzdem verschlug es uns kurz vor der Geburt unserer Tochter im Anschluss an einen Kinobesuch Ende September dorthin. Es war eine dieser Bauchentscheidungen (in mehrfacher Hinsicht), der ein kurzes Telefonat zur Klärung der Platzverhältnisse vorausging und die uns einen – vorerst – letzten Abend zu zweit im Restaurant bescherte.
Die rückseitig gelegene Terrasse war uns dann aber doch zu voll, um unter freiem Himmel zu speisen. Dass wir uns als nahezu einzige Gäste im hübsch gestalteten Inneren des Lokals niederließen, hatte durchaus positiven Einfluss auf die Tischromantik, die noch zusätzlich von italienischen Schmacht-Pop-Hymnen aus den 70ern – spätestens bei „Tornerò“ von I Santo California schmolz ich wie Pizzakäse dahin – nostalgisch unterfüttert wurde. Aber so „a Überdosis G’fühl“ hat ja noch keinem werdenden Vater geschadet.
An diesem Abend bediente uns die Tochter von Raffaele Luca, die ihre Sache wirklich ganz ausgezeichnet machte und eine bemerkenswert zugewandte Bedienung darstellte. Nachdem wir uns den Tisch ausgesucht hatten – natürlich den, mit den besten Lichtverhältnissen –, hielten wir auch bald die Speisenkarten in den Händen und blätterten uns durch Raffaeles Pizza-Pasta-Kompenium. Eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 5,30 Euro) sowie ein Pils in der Halbliterklasse (4,30 Euro) fanden wenig später den Weg auf unseren Tisch.
Damals teilten wir uns vorweg die mit kalabresischer N’duja, einem wahrhaft scharfen Rachenräuber, und getrockneten Tomaten ausgestattete Bruschetta Calabrese (7,50 Euro), um dann mit Spaghetti Diavola (13 Euro) und einer Pizza Marinara (13,50 Euro) in sättigender Absicht nachzuziehen. Da meine Frau schon ein paar Tage über ihrem Entbindungstermin war, wollte sie wahrscheinlich mit scharfer Kost die „Sache“ anstoßen, was jedoch außer einem brennenden Gaumen keinerlei pränatale Konsequenzen hatte.
Hätten wir zu dem Zeitpunkt schon gewusst, dass es erst einer saftigen Fasanenbrust im Speckmantel mit glasierten Träubchen, Rahmkraut und Kartoffelpüree bedürfe, um den Geburtsvorgang „ins Rollen“ zu bringen, wären wir vermutlich noch am selben Abend zu unseren Freunden nach Ilbesheim in den Hubertushof gefahren und nicht erst am Freitag darauf…
Zurück zur Bruschetta nach „Stiefelspitzenart“.
Bruschetta Calabrese (mit N'Duja)
Die mit der Paprikawurst aus der südlichsten Region Italiens bestrichenen Weißbrotscheiben waren noch leicht warm. Selbst kein großer Freund von getrockneten Tomaten, ließ ich mir sie in dieser Kombination dennoch gefallen. Fruchtige Säure traf hier auf würzige Schärfe. Einer schnöden, leicht angetoasteten Ciabattascheibe könnte Schlimmeres widerfahren, so die einhellige Vorspeisenmeinung am Tisch.
Scharfe kalabresische Bruschetta
Nach diesem gelungenen Einstand duftete mir eine mit frischen Meeresfrüchten – keine Gummiware aus dem Glas – belegte Pizza Marinara entgegen. Poseidons Früchte bestanden hierbei aus Mies- und Venusmuscheln, Baby-Calamari, in Ringe geschnittene Tuben vom Kalmar und nicht zu klein geratenen Shrimps.
Gib mir Frutti, gib mir Mare!
Ein 1A-Meeresteppich, der dieses ansehnliche Hefeerzeugnis bedeckte. Vom Belag her gab es da nicht das Geringste auszusetzen.
Pizza Marinara
Äußerst saftig und mit einem ausgewogenen Käse-Tomatensauce-Verhältnis auf dem Teigfladen gaben sich der wohl dienstälteste Padrone Landaus und sein Pizzaiolo in der Küche keine Blöße. Nur dem an sich recht fluffig geratenen Pizzaboden hätte eine etwas längere Verweildauer im Ofen gutgetan.
Als wir im November mit dem kollegialen Club Culinaire dort speisten, bestätigten meine Kollegen den etwas zu lax gebackenen Untergrund bei ihren Pizzen. Keine Ahnung, warum man bei Raffaele die wohlbelegten Rundlinge so früh aus dem Ofen holt. Zusammen mit dem vor frischen Zutaten strotzenden Belag ergab das nämlich ein recht durchweichtes Vergnügen, das – je weiter man sich dem Mittelpunkt der Scheibe näherte – zur labberigen Angelegenheit avancierte.
Um es gleich vorwegzunehmen: dies blieb der einzige kleine kulinarische Lapsus an diesem Abend. Die mit Tomatenwürfeln, Sardellenpaste, Kapern, Oliven, Petersilie und Chilischoten verfeinerten Knoblauch-Spaghetti meiner Gattin fielen wie angekündigt sehr „diavola“ aus. Hier wurde definitiv kein gustatorischer Etikettenschwindel betrieben. In Teufels Namen, die waren ihr Geld wert! – so jedenfalls die Meinung der „heißhungrigen“ Genießerin am Tisch.
Spaghetti Diavola
Nach einem netten Austausch mit Signore Luca über die Option, die kalabresische N’Duja als neuen Pizzabelag ins Repertoire aufzunehmen, einem zuckersüßen Marsala aufs Haus und den besten Wünschen für die bevorstehende Geburt verließen wir das Lokal in gut gesättigter Zufriedenheit.
Da hätte ich eigentlich gleich in die Tasten hauen sollen, um den Abend mit einer entsprechenden Rezension zu würdigen. Aber viel ist passiert seit diesem Septemberabend in der Landauer Industriestraße und die Zeit danach war aufgrund der Geburt unserer Tochter knapp bemessen.
Außerdem plante ich da bereits die Wiederholungstat, die sich dann rund zwei Monate später auch tatsächlich ereignen sollte.
Besuch 2 im November
Nicht zu zweit, sondern, wie bereits erwähnt, mit meinen drei Futterfreunden aus dem Kollegenkreis machten wir Raffaele Luca Mitte November unsere Aufwartung. Zwei davon kannten das Etablissement wesentlich besser als ich, da sie dort schon früher gerne einkehrten.
Und so saßen wir dann zu viert an einem Dienstagabend als nahezu einzige Gäste im stimmig beleuchteten Gastraum. Wir werteten dies als Auswirkung der in die Höhe geschnellten Corona-Zahlen und der damit verbundenen, allgemeinen Unsicherheit. Meinem Wunsch nach Tisch Nr.6 („der hinten rechts“) wurde gerne entsprochen. Allein der Fotoqualität wegen steuerten wir dieses etwas heller beleuchtete Eck zielstrebig an.
Tisch 6, hinten links - einer der wenigen mit ausreichend Licht für Food-Fotos
Dass an diesem Abend kaum etwas los war, störte den Padrone wesentlich mehr als uns. Wir fühlten uns nach der obligatorischen Impfnachweiskontrolle und dem Check-In per Luca-App pudelwohl und freuten uns auf einen entspannten Abend in geselliger Runde. Eine gemütliche Atmosphäre durchwehte den von modernem Bistromobiliar geprägten Gastraum. Auf den bequem gepolsterten Stühlen ließ es sich ebenfalls gut aushalten.
Angenehme Atmo im Gastraum
Eine junge Dame hieß uns freundlich willkommen und händigte uns umgehend die Speisenlektüre aus. Natürlich hatten sich die Aspiranten am Tisch bereits auf der übersichtlich gestalteten Homepage vorinformiert. Einer aus unserer Runde sprach schon im Vorfeld von der Absicht einen Burger zu vernichten. Ein anderer erinnerte sich an die Cocktails, die er früher hier gebechert hatte. Er konnte gar nicht umhin, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen – wenn auch aus fahrtechnischen Gründen ohne alkoholischen Anteil.
Auch Padrone und Namensgeber des Ristorantes Raffaele Luca ließ sich nicht lange bitten. Anekdotenreich und um keinen Schwank aus der goldenen Gastrozeit früherer Tage verlegen, gab er den südländischen Vorzeigewirt alter Schule. Charmant, witzig und dankbar zugleich hätte er uns sicherlich jeden kulinarischen Extrawunsch erfüllt. Selbst die kalabresische Feuerwurst von der Bruschetta wäre auf der Pizza kein Problem gewesen.
Aber nach Pizza war mir an dem Abend irgendwie nicht. Dagegen ließen mich die von ihm mündlich vorgetragenen Empfehlungen aufhorchen. Spätestens bei den Linguine alla Vongole (Venusmuscheln) hatte er mich überzeugt. Der Burgerspezi schräg gegenüber ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Bei den beiden anderen Kollegen überwog letzten Endes die Pizzapassion.
Doch zuvor wurden erste Durstlöscharbeiten in Angriff genommen. Ein Caipirinha mit (7,90 Euro) und eine Virgin-Ausgabe ohne Alkohol (7 Euro), eine große Flasche San Pellegrino (5,30 Euro) und eine Viertel Lambrusco (5,60 Euro) bevölkerten bald unsere Tischplatte.
Unserem ersten Hunger boten eine Bruschetta Calabrese (7,50 Euro), ein kleiner Beilagensalat (4,10 Euro), eine Fischsuppe nach Art des Hauses (7,20 Euro) und eine Tomatensuppe (4,90 Euro) trotzig Paroli. Die Bruschetta hatte ich meinem Kollegen wärmstens – um nicht zu sagen schärfstens – empfohlen. Die Zuppa di Pesce wählte der Kenner neben mir in routinierter Manier.
Eine Tomatensuppe ist für mich seit jeher eine Art kulinarischer Lackmustest für die allgemeine Küchenleistung italienischer Verköstigungsbetriebe. Wenn ihre Qualität stimmt, künden in der Regel auch die übrigen Speisen von handwerklich einwandfreier Zubereitung.
Verlockend knallte mir das pürierte Rot in zeitgemäßer Keramik entgegen. Mit ein paar Tröpfchen Sahne verlieh man dem Aussehen meiner Zuppa di Pomodoro etwas mehr Dynamik. Also nix wie ran an die Tomatenturbine!
Feines Tomatensüppchen
Gleich beim ersten Löffel stellte sich Glückseligkeit ein. Basierend auf einem aromatischen Basisfond mit eben genau jenem perfekten Süße-Säure-Verhältnis, das auf die Verwendung vollreifer Protagonisten schließen ließ.
Keine Frage, da hatte man Rotes zur richtigen Zeit eingeweckt, um nun im kalten Herbst mit vollmundiger Präsenz am Gaumen zu punkten. Ein Hauch von Knoblauch durfte da natürlich nicht fehlen, während Olivenöl und Zwiebeln um den Oskar des besten Nebendarstellers rangen. Vielleicht war es aber auch der berühmte Tropfen Gin, der diese Terrine geschmacklich fast zum Überlaufen brachte. In der Summe war das zwar keine „gröTaZ“ (= größte Tomatensuppe aller Zeiten), aber definitiv eine aus besseren Pürierstabkreisen.
Gleiches, nur mit ein paar Leckereien aus dem Meer drin, hatte mein Nebenmann auszulöffeln. Zwei leicht angeröstete Scheiben Ciabatta-Brot hatte man ihm gleich als Saug- und Sättigungsbeilage mit hineingelegt. Auch er zeigte sich von seiner Fischsuppe hellauf begeistert. Da wurde nicht mit fruchtiger Meereseinlage gegeizt.
Tomatensuppe in der Meeresversion aka Zuppa di pesce
Der überzeugte "Bruschettarier" lobte seine drei scharfen, mit N’Duja und eingelegten Trockentomaten verfeinerten Stullen. Respekt vor ihm, hatte er noch das Burgerexperiment im Hauptgang zu wuppen. Unser präsidiales Oberhaupt zeigte sich indes von all den extravaganten Vorweggerichten sichtlich unbeeindruckt und genoss seinen fast schon frugal anmutenden, mit Joghurtdressing angemachten Beilagensalat in aller Gemütsruhe.
Beilagensalat
Dann begann die Hauptgerichtsverhandlung. Gleich vorweg möchte ich erwähnen, dass etwas weniger Tomatensauce meinen Linguine mit Vongole (16 Euro) nicht geschadet hätte. Auch die Nudeln wären mir etwas „al denter“ lieber gewesen. Aber das waren alles nur Nuancen, die den schmackigen Inhalt meines eckigen Porzellantellers kaum schmälerten.
Linguine mit Venusmuscheln
Der gehaltvoll knoblierte Sugo wusste auch beim Hauptgang zu überzeugen. Das war nach der aus dem gleichen Nachtschattengewächs zubereiteten Suppe auch keine allzu große Überraschung. Die Muschelschalen konnten auf einem extra dafür gereichten Teller schnell entsorgt werden. Erfreulich zu sehen: der Service dachte mit.
Auch der Kollege neben mir nutzte so die Gelegenheit, die Miesmuschelschalen von seiner Pizza Marinara (13,50 Euro) loszuwerden. Mit seiner Pizza war er übrigens genauso zufrieden wie ich rund zwei Monate zuvor.
Pizza Marinara vom Kollegen
Über den etwas zu hell geratenen Boden herrschte die ein“hell“ige Meinung am Tisch, dass hier ein 30 Sekunden längerer Aufenthalt im Ofen ein Vielfaches an Knusprigkeit bewirkt hätte. Wenn sich so gewiefte Hobby-Pizzabäcker an einem Tisch zusammenfinden, fällt die Analyse umso leichter.
Von der mit Salami, Kochschinken, Paprika und frischen Champignons belegten Pizza Toscana (12,30 Euro) meines Gegenübers durfte ich dann auch mal ein Stück probieren. Auch an ihr gab es geschmacklich wenig auszusetzen. Nur von der Textur her hätte auch seine Erquickungsscheibe italienischer Provenienz etwas rescher ausfallen dürfen.
Pizza Toskana
Und dann war da ja auch noch der Kollege mit Burgerbeteiligung. Sein Raffaele-Burger (13,40 Euro), den ein recht ordinär wirkendes Bun - wahrscheinlich aus der Aufbacktüte - umgab, hatte ein saftiges Innenleben vorzuweisen. Das Rindfleischpatty hatte den Grill mit ausreichend Röstaromen verlassen. Parmaschinken, Parmigiano und Cheddar fassten es mit reichlich Geschmacksfülle ein.
Der Raffaele-Burger
Daneben zeichneten sich rote Zwiebeln, Tomate und Rucola für die frischeren Momente rund um das Patty verantwortlich. Dem passionierten Burgerrechtler schien dies sichtlich zu gefallen. Nur der gut gesalzene, wohlwollend portionierte Pommes-Frites-Anteil erlaubte ihm keinen Komplettverzehr. Erste, deutliche Sättigungsanzeichen, die den wackeren Bruschetta-Bruder spätestens beim Dessert in ernsthafte Verzehrnöte bringen sollten.
Unter Normalbedingungen hätte wohl keiner der Akteure einen Nachtisch gebraucht, zumal ein paar zusätzliche Cocktails zuvor schon die Runde gemacht hatten. Ob es nun dem Gruppenzwang oder einfach nur der guten Stimmung am Tisch geschuldet war, kann ich retrospektiv gar nicht mehr so richtig einschätzen. Wahrscheinlich eine Melange aus beidem. Tatsache war jedoch, dass dreimal Tiramisu (zu je 6,50 Euro) und einmal das Mandel-Parfait (7 Euro) geordert wurden.
Die drei Mascarpone-Biskuit-Quader sahen aber auch zum Weglöffeln gut aus!
Das Tiramisu
Natürlich ließ auch mein mit großzügig darauf verteilter Karamellsauce verziertes Mandeldessert keinen Unterzucker aufkommen.
Mandel-Parfait
Besonders das darin enthaltene Röstmandelaroma lieferte jede Menge Assoziationen zu früheren Kirmesbesuchen. Da fehlte letztlich nur noch das „Nappo“ zum Mitnehmen…
Aber es kam, wie es kommen musste. Der Biskuitblender von schräg gegenüber gab buchstäblich den Löffel ab. Und das ohne sein venezianisches Nationaldessert zu Ende gegessen zu haben. Damit brachte er Schimpf und Schande über unseren Spachtelclub und musste zur Strafe noch einen Marsala aufs Haus hinabkippen. Wie übrigens die zwei anderen Alkoholbejaher am Tisch auch. Die hatten aber, im Gegensatz zu ihm, ihre Dessertaufgabe „cum laude“ erfüllt.
Es war mal wieder ein richtig gemütlicher Abend in bester Gesellschaft, der auch dank eines redseligen Patrons mit viel guter Laune endete. Ich bin gespannt auf unser nächstes, offizielles „Clubtreffen“ Anfang Dezember. Sofern es das Infektionsgeschehen erlaubt, machen wir uns auf den Weg nach Neustadt. Der Schreiber dieses Genussaufsatzes sucht aus und gibt vorab schon mal eine Gaumenfreudengarantie!