Ich bin ohne jeden gastronomischen Hintergrund, koche für mein Leben gerne und liebe es mich von jeglicher Küche kulinarisch verwöhnen zu lassen. Als Projektingenieur in der Erdöl- und Gasindustrie muss ich viel reisen und komme häufig in die erfreuliche (manchmal nicht so erfreuliche) Situation, außer Haus essen zu müssen und freue mich dann immer, wenn mir die Auswahl von Restaurants durch informative Kritiken erleichtert wird. Umgekehrt gebe ich meine Erfahrungen auch sehr gerne weiter.
Einige wenige meiner bisherigen Kritiken, die ältesten, stammen originär noch aus RK, aber nach dessen Verkauf an Yelp suche ich hier ein neues "Zuhause".
Zu meinen Bewertungskriterien ein kurzes Wort. Ich bin Relativbewerter, auch ein gut geführter Imbiss kann mal 4 Punkte bekommen, ebenso wie ein Sternerestaurant, es muss dem jeweiligen Anspruch entsprechen!
4 bis 5 Punkte bedeuten für mich, das das Restaurant seinen und meinen Anspruch erfüllt hat bei meinen Besuch. 3 Punkte bedeutet, gewissen Defizite in einzelnen Aspekten. Darunter bedeutet eine Bewertung erhebliche Mängel bei meinem Besuch.
Ich bin ohne jeden gastronomischen Hintergrund, koche für mein Leben gerne und liebe es mich von jeglicher Küche kulinarisch verwöhnen zu lassen. Als Projektingenieur in der Erdöl- und Gasindustrie muss ich viel reisen und komme häufig in die erfreuliche (manchmal nicht so erfreuliche) Situation, außer Haus essen zu müssen und... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 504 Bewertungen 769508x gelesen 14898x "Hilfreich" 14157x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 23.07.2021 2021-07-23| Aktualisiert am
28.07.2021
Besucht am 21.07.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
2019 haben Gina Duesmann und Lars Keiling ihr Restaurant, mit zum Schluss 2 Michelin Sternen bewertet, in Bad Bentheim geschlossen. Und für mich endete ein zehnjähriges Kapitel in meinem Leben, in dem ich voller Überzeugung sagen konnte, wenn ich gefragt wurde, in Bad Bentheim steht mein liebstes Restaurant für hochklassigen Genuss. Ich kann mich noch genau an meine erste spontane Einkehr erinnern, als wir an einem Samstagabend von der (damals noch sternelosen und gerade eröffneten) Küche von Lars Keiling überrascht wurden, dieser Abend war eine Art Erweckung im Bereich fine ding für mich.
Nach dem die Beiden nun ihr Engagement in Osnabrück fortsetzen, fand sich für die verlassenen Räumlichkeiten in der Wilhelmstraße 9a eine Nachfolgerin, eben die namensgebende Marija, vom Balkan stammend, siedelte mit ihrer Gastronomie um und eben in besagten neuen Standort. Seitdem stand ich des Öfteren (ich arbeite ja in Bad Bentheim) vor den Fenstern des Restaurants und weigerte mich immer, dort einzukehren, wenn die Sprache auf Marijas Restaurant kam. Zu viel Wehmut schwang dabei mit, und auch die Angst, dass ich nicht gerecht urteilen würde über das Essen im neuen Restaurant. Das neue Konzept ist natürlich kein fine dining, sondern eine eher mediterran ausgerichtete Balkanküche. Die Karte lässt sich auf der HP einsehen.
Nun aber stand mal wieder eine Nachhause-Fahrt mit dem Fahrrad von der Arbeit in Bad Bentheim nach Rheine an. Und die verbinden wir dann mit einer Abendessen-Einkehr auf dem Rückweg. Potentielle Ziele gibt es einige. Dieses mal wollten wir in Bad Bentheim einkehren. Und so kam es, dass wir die Räder schiebend, blödes Kopfsteinpflaster, die Wilhelmstraße Richtung Marktplatz entlang schreitend das Haus 9A passierten. Dort steht ein Schild: Bad Bentheims schönste Restaurant Terrasse. Das kann ich bestätigen aus unzähligen schönen Abenden die ich dort verbracht habe. Frau schaute mich an, es war schönes Wetter, perfekt für Terrasse. Ich schluckte, aber sie hatte schon gewonnen. Also gut, wir fragten nach einem Platz auf der Terrasse und hatten Glück, es gab noch einen Tisch für uns. Über den Abend waren alle Plätze besetzt, an einem Mittwochabend, Respekt!
Brauerei Schirme wären Frau Duesmann nicht auf die Terrasse gekommen, aber gut, ich muss mich zwingen, nicht zu viel ungerechte Vergleiche zu machen. Der erste Durst wurde mit einem Pils und Wasser gestillt.
Dann kam die Chefin selber und brachte die Karten und ein Tagesangebot auf einer Schiefertafel an den Tisch. Auf dieser wurde ein Dreigang-Menü für 35 EUR angeboten. Fisch oder Fleisch sowohl beim ersten wie beim Hauptgang konnte man auswählen. Das gefiel mir und ich orderte das Angebot mit dem Fleischgang in der Mitte. Frau erwählte die Fisch-Vorspeise aus dem Menü (wie ich), und ein Risotto aus der festen Karte.
In der Zwischenzeit wurde dann ein Küchengruß in Form von Baguette (aufgebackene Convinience Ware) und einer nicht näher erläuterten Kräuterbutter serviert. Meine Frage nach einer Weinkarte lief ins Leere, die Weinkarte findet sich im Kopf der Chefin. Ich fragte also mal nach Empfehlungen. Die Rückfrage war, wie weit unsere Probierfreudigkeit in Sachen Wein gehen würde. Die geht im Zweifel sehr weit, wenn man uns Spannendes anbietet. Wir vertrauten uns der Chefin mit der Ansage weiß, trocken, viel Körper an, gerne Holz und gereift.
Diese Flasche kam dann auf den Tisch. Mein erster Wein aus Bosnien Herzegowina. Wenn ich das richtig verstanden habe aus der Rebsorte Zilavka, dass könnte aber auch das Anbaugebiet sein, oder beides. Egal, der Wein war beim ersten Schluck noch äußerst verschlossen, aber gewann zunehmend an Ausdruck, als er wärmer wurde. Er erinnerte an knochentrockene, säurearme Gewürztraminer, hatte eine wahrnehmbare Holznote und eine Mineralität, die zuerst sehr vordergründig war, aber dann langsam in den Hintergrund trat. Das war spannend und der Wein würde uns gut durch Essen begleiten. Unsere Vorspeise kam, für beide der Lachs aus dem Tages-Menü.
Mit Orange marinierter Lachs war angekündigt. Auf dem Teller bot sich ein wirklich ordentlicher Anblick, dass war liebevoll angerichtet. Der Lachs war ganz im Inneren noch roh, nach außen hin leicht gegart, vielleicht kurz gedämpft, und dann mariniert. Zum Schluss schien er mir noch ganz kurz geflämmt. Pures Fischaroma mit Säure durch die Orange, schlicht und eine ziemlich gute Vorspeise. Marija und ihr Team hatten uns einen guten Start beschert. Kurz nach dem Lachs kamen dann zwei Beilagen-Salate.
Frisch, ordentliche Vinaigrette, ein Beilagen-Salat, wie man ihn serviert bekommen möchte, nicht mehr, nicht weniger. Die Terrasse war inzwischen komplett gefüllt, die beiden Damen im Service hatten alle Hände voll zu tun, denn der Weg vom Gastraum mit Theke und Küche ist ziemlich lang zur Terrasse, alles muss eine enge Treppe herunter. Meine Frau bekam ihr Risotto serviert.
Primavera genannt, vegetarisch, mit Gemüsen der Saison. In ihrem Risotto fand sich grüner Spargel mit gutem, ausreichendem Biss. Gut zubereitet war das Risotto auch, schön schlotzig, der Reis war einer mit viel Stärke, so wie es sein muss. Einziger Kritikpunkt, man war über dem optimalen Gargrad des Reises hinaus, der war schon etwas zu weich. Das ist aber ein geringfügige Kritik, gerade in unserer Gegend würde ein Risotto al dente serviert vermutlich auch Kritik auf sich ziehen. Ich bekam mein Fleischgericht serviert.
Flanksteak mit geschmorten Kalbsbäckchen, Grillgemüse und Polenta war jetzt nicht wirklich Balkan Grillküche, sah aber sehr lecker aus. Unten eine schön schlotzige Polenta, nicht zu trocken, da war viel Butter dran! Drum herum eine intensive Bratenjus und Grillgemüse. Drauf lag ein fein geschmortes Butterzartes Stück Kalbsbäckchen, saftig durch all das Collagen was dieses Stück Schmorfleisch auszeichnet. Weil das dem Balkan Koch als Fleischmenge noch nicht reicht, hatte er noch Tranchen von einem gut gereiften Flanksteak, medium gegrillt, dazu gelegt. Ich war pappsatt danach und positiv überrascht, ein schmackhaftes Gericht war das.
Dessert aus meinem Menü teilten wir uns. Kokos-Eis mit Mango und Papaya war ein guter Abschluss unseres Abendessens. Wir hatten sehr ordentlich gespeist bei Marija.
Die beiden Damen im Service hatten gut zu tun auf der komplett besetzten Terrasse, Freundlichkeit und Aufmerksamkeit gaben keinen Grund zu Kritik.
Kann ich also zum Fazit kommen. Trotz aller Wehmut die mitschwingt, wenn ich an diesen Platz vergangener Gaumenfreuden denke, muss ich gestehen, wir haben ein sehr ordentliches Essen serviert bekommen und hatten insgesamt eine qualitativ gute Einkehr. Ich war zufrieden und muss nun endlich meinen Frieden damit schließen, dass der Ort nicht mehr ist, den ich so gerne besucht habe. Allen, denen diese Gefühle nicht auf der Seele liegen, kann ich eine Einkehr wärmstens empfehlen, es speist und trinkt sich sehr ordentlich bei Marija.
2019 haben Gina Duesmann und Lars Keiling ihr Restaurant, mit zum Schluss 2 Michelin Sternen bewertet, in Bad Bentheim geschlossen. Und für mich endete ein zehnjähriges Kapitel in meinem Leben, in dem ich voller Überzeugung sagen konnte, wenn ich gefragt wurde, in Bad Bentheim steht mein liebstes Restaurant für hochklassigen Genuss. Ich kann mich noch genau an meine erste spontane Einkehr erinnern, als wir an einem Samstagabend von der (damals noch sternelosen und gerade eröffneten) Küche von Lars Keiling überrascht... mehr lesen
Marija‘s Restaurant
Marija‘s Restaurant€-€€€Restaurant05922776633Wilhelmstraße 9a, 48455 Bad Bentheim
4.0 stars -
"Bericht über ein Essen mit viel Wehmut....." Carsten19722019 haben Gina Duesmann und Lars Keiling ihr Restaurant, mit zum Schluss 2 Michelin Sternen bewertet, in Bad Bentheim geschlossen. Und für mich endete ein zehnjähriges Kapitel in meinem Leben, in dem ich voller Überzeugung sagen konnte, wenn ich gefragt wurde, in Bad Bentheim steht mein liebstes Restaurant für hochklassigen Genuss. Ich kann mich noch genau an meine erste spontane Einkehr erinnern, als wir an einem Samstagabend von der (damals noch sternelosen und gerade eröffneten) Küche von Lars Keiling überrascht
Geschrieben am 16.07.2021 2021-07-16| Aktualisiert am
18.07.2021
Besucht am 15.07.2021Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Die Geschäftsreiserei geht ja jetzt wieder los! Auch Carsten musste jetzt sich wirklich mal wieder bei einem seiner wichtigsten Kunden in Österreich sehen lassen. Der betreibt nordöstlich von Salzburg ein paar Gasspeicher in die wir Ausrüstung liefern. Und wie immer hatte ich mich im Hotel Iglhauser in Mattsee einquartiert, wo dann geschäftlicher Aufenthalt außerhalb der Arbeitszeit zu Urlaub wird.....leider kann man für Österreich keine Rezension schreiben.
Aber Donnerstagmorgen ging es dann doch auf den Heimweg, wenigstens kurz sollte meine Frau mich auch sehen, denn schon am Freitagabend würde ich mich schon alleine wieder auf den Weg nach Osnabrück machen. Wiedersehen mit dem Borgfelder nach dem Lockdown 2021.
Von Mattsee zu mir nach Hause sind es ca. 830 Kilometer, je nach gewählter Route. Fahre ich über die A7 Richtung Norden, bin ich zur Mittagszeit irgendwo zwischen Würzburg und Fulda. Und dann überlegt man, wo kann man ein annehmbares Mittagessen bekommen? In den Raststätten entlang der A7 jedenfalls komplett nicht, die sind unterirdisch bei der Qualität ihrer Speisen.
Während der Fahrt fiel mein Blick auf die Ankündigung der nächsten Abfahrt, da stand Hammelburg. Kenne ich bisher nicht, ist aber am fränkischen Saalestück, der nördlichste Teil des fränkischen Weinbaugebiet, und soll ganz schön sein. Probiere ich es da mal. Blinker gesetzt, und nach 15 Minuten parkte ich direkt vor dem Zentrum 2 Stunden mit Parkscheibe kostenfrei.
Aussteigen und mit dem Mobiltelefon eine Orientierung bekommen, ist schon Routine. Ein Eintrag hier bei GG erregte meine Aufmerksamkeit. Kollegin Maja hatte hier von sehr langer Zeit ein paar Zeilen geschrieben. Und Weingut, Hotel und Restaurant macht mich immer neugierig. Direkt am Marktplatz liegt der Betrieb der Familie Müller. Hier werde ich bleiben, dachte ich mir, und ging doch erst mal zurück zum Auto, Maske holen, Mist, vergessen. In den letzten Tagen in Österreich war die Auto geblieben, die wird dort nicht mehr getragen.
Dann war ich wieder da und betrat den Innenraum. Wow, dass war mal eine Weinstubengestaltung, sehr schön.
nach vorne zum Marktplatz gesehen.
Blickrichtung rückwärtig mit schönen Details mit Bezug auf den Wein. Mittags und Nachmittags gibt es eine kleine Snackkarte, die aber trotzdem regionale Qualität anbietet. Erst mal blicke ich ins Weinangebot, ein Lagen Silvaner vom Heroldsberg 2019 wurde als Viertel geordert.
Und ein Käsebrett mit einer Auswahl der regionalen Käserei Rau sollte dazu den Hunger stillen, dazu noch eine Karaffe Wasser.
Die Getränke nimmt man im Mittag und Nachmittagsgeschäft mit an den gewählten Tisch, die Speisen bringt der Chef selber raus. Per Luca wird eingecheckt.
So versorgt hatte ich eine genussvolle Mittagspause. Ganz fein mineralisch, frischer Silvaner im Glas, dazu vier Sorten Käse plus Feigensenf und einem wirklich schmackhaften Sauerteig-Brot. Ich konsultierte noch mal die Weinliste und ein Karton fand den Weg in den Kofferraum.
Kleine Weinprobe zu Hause mit dem Lagenweinen Silvaner, Sauvignon blanc und Riesling, sowie den Prädikatsqualitäten Spätburgunder 2018 und Weißburgunder 2014 aus dem Barrique (18 Monate). Der zumindest wurde am Abend der Ankunft mit meiner Frau noch geöffnet und für äußerst fein bewertet.
Fazit, hier lohnt sich eine Einkehr. Ich komme gerne wieder. Ergibt es sich auch gerne mal für eine Übernachtung mit mehr Zeit für eine ausgiebige Verkostung der Weine der Familie Müller.
Die Geschäftsreiserei geht ja jetzt wieder los! Auch Carsten musste jetzt sich wirklich mal wieder bei einem seiner wichtigsten Kunden in Österreich sehen lassen. Der betreibt nordöstlich von Salzburg ein paar Gasspeicher in die wir Ausrüstung liefern. Und wie immer hatte ich mich im Hotel Iglhauser in Mattsee einquartiert, wo dann geschäftlicher Aufenthalt außerhalb der Arbeitszeit zu Urlaub wird.....leider kann man für Österreich keine Rezension schreiben.
Aber Donnerstagmorgen ging es dann doch auf den Heimweg, wenigstens kurz sollte meine Frau mich... mehr lesen
Die Weinwirtschaft im Weingut Müller
Die Weinwirtschaft im Weingut Müller€-€€€Restaurant, Hotel0973278770Am Marktplatz 12, 97762 Hammelburg
4.0 stars -
"Perfekte Mittagspause" Carsten1972Die Geschäftsreiserei geht ja jetzt wieder los! Auch Carsten musste jetzt sich wirklich mal wieder bei einem seiner wichtigsten Kunden in Österreich sehen lassen. Der betreibt nordöstlich von Salzburg ein paar Gasspeicher in die wir Ausrüstung liefern. Und wie immer hatte ich mich im Hotel Iglhauser in Mattsee einquartiert, wo dann geschäftlicher Aufenthalt außerhalb der Arbeitszeit zu Urlaub wird.....leider kann man für Österreich keine Rezension schreiben.
Aber Donnerstagmorgen ging es dann doch auf den Heimweg, wenigstens kurz sollte meine Frau mich
Geschrieben am 11.07.2021 2021-07-11| Aktualisiert am
11.07.2021
Eigentlich hat Borgi im letzten Jahr (2020) einen so guten Bericht über die Küche von Daniel Schmidthaler verfasst, dass es ganz sicher nicht eines neuen Berichts von mir braucht, um einen Eindruck zu vermitteln. Demzufolge war ich nicht darauf eingerichtet, hier einen neuen Bericht zu verfassen. Aber hinter den Kulissen wird zwischen einem Kreis lieber Kollegen manches faszinierende Detail weiter gegeben. Und nun haben mich so viel Wünsche nach einer Bewertung des Menüs vom 10. Juli 2021 erreicht, dass ich doch ein paar Zeilen schreiben werde. Aber es wird nur eine Bilderreise durch das Menü. Daniel Schmidthaler verarbeitet in seinen streng regionalen und saisonalen Menüs so viele Zutaten von denen ich schlicht noch nie gehört habe, dass es ohne Notizblock unmöglich ist, eine fundierte Rezension zu verfassen. Also wird das hier ein Reigen von Gedanken und Erinnerungen, die sich zum Bild des jeweiligen Gangs einstellen.
Dann wollen wir mal loslegen. Im Vorfeld kann man Unverträglichkeiten und Abneigungen jeglicher Art kundtun, dann muss man sich von 6 bis 9 Gängen überraschen lassen. Wir sagen nichts, wir lassen uns immer komplett überraschen, was Daniel Schmidthaler für das jeweilige Menü so zusammengesucht hat.
Küchengruß eins.....und mir rutschte raus: hat er schon wieder Lindenblätter frittiert....Ups, aber zum Glück verbindet den Service und mich inzwischen ein unzerstörbares Band gegenseitiger Frotzeleien. Mein Einwand wurde mit einem herzhaften Lachen beantwortet.
Die Blätter waren gefüllt mit einer Frischkäsefarce und mit wieder unbekannten Kräutern. Dann gab es Schmackofatz Kartoffelpuffer a la Oma Carsten1972, aber drauf lag fermentierter Spargel. Auf dem zweiten Teller Pfifferlinge in einer Mousse und gebackenes Wachtelei in einer Panko? Kräuterhülle.
Es folgte der zweite Küchengruß, von einem Koch am Tisch serviert. Tomate, angetrocknet und wohl auch fermentiert, eine Tomatenmarmelade, und eine Mousse aus Pilzen mit Miso, dazu ein Kräuteröl und (kennt das jemand?) Olivenkraut und einem weiteren Kraut, dass ich nicht mehr erinnere.
Damit waren wir schon mitten in der Geschmackswelt von Daniel Schmidthaler. Seinen Kräutergärtner möchte ich wirklich mal besuchen. Das Menü, wir hatten full house bestellt, begann mit Salat!
Beete waren drin im Lockenwickler aus Salatblättern, dazu eine Sauce, die eher eine Mayonnaise war. Nussflocken und Granite vom Salat machten das Spannend. Gang 2 war ein Fisch, genauer gesagt marinierter Saibling.
Erster Höhepunkt des Abends war die unglaubliche Sauce unter dem Fisch! Das wurde kalt serviert und füllte trotzdem dem Gaumen mit anhaltenden Aromen. Pfifferlinge waren übrigens oben drauf plus wieder ein paar Kräuter.
Der Österreicher liebt Krapfen, also bekamen wir auch einen! Gefüllt mit mundfüllend sauren Marillen! Umani brachte gerösteter Blumenkohl in den Teller, in Verbindung mit einer wieder großartigen Sauce unten im Teller.
Einen zweiten Fischgang servierte uns die Küche mit Zander, gebraten auf der Haut. Serviert auf einem Bett aus Gurkenwürfeln, wieder mindestens mariniert, ich schätze eher ein wenig fermentiert. Oben drauf Bumms in Form von Rettich und gehobelten Spänen vom getrockneten Zanderbauch.
Unser Höhepunkt des Abends (einhellig) war Karotte pur! Eine Karotte, die man im ersten Augenblick für einen Carabiniero halten könnte. In die dünnen Scheiben war Urkarotte eingerollt, mit ordentlich Biss, aber trotzdem nicht roh. Sensationell die Sauce unten aus fermentierter Karotte, schönes Gegengewicht die zwei ordentlich sauren Blätter oben auf.
Rote Beete, Bohnen, Stachelbeeren, geile Sauce drum rum! Kann man nicht beschreiben, muss man probieren.
Umami! Lauchrollen, Kräuter, eine Art Mayonnaise und intelligent dazu gegebene Kräuter! Alles nur Beiwerk auf einer Jus aus gerösteten Gemüsen, die ich in dieser Form noch nie so probiert habe. Hätte man mir diese Jus als Sojasauce verkauft, ich hätte nicht gezweifelt.
Ein Fleischgang war im Menü. Reh tadellos als Filet und vor allen Dingen die Leber, die mir so viel besser gefiel als das Filet. Navetten gab es dazu, sehr guter Gang, aber bei weitem nicht so spannend wie die Gänge vorher. Noch ein Dessert sollte als Gang 9 folgen.
Rhabarber schloss das Menü mit durchdringender Säure ab. Eingefangen durch ein Eis. Zwei Petit fours folgten noch.
Rhabarber Eis mit Amaranth Blättern, die durch einen Teig gezogen worden waren und dann frittiert wurden und im zweiten Teller soul food, Sabayon mit Zimt.
Zwei spannende Weine wurden schon vor dem Menü dekantiert und erfreuten uns über den Abend.
Sauvignon blanc von Edi Simcic aus Slowenien 2013.
Chardonnay aus dem Jura (F) 2015 von der Domaine Pignier.
Tja, das war mein etwas kompakter Überblick über das in 2021 genossene Menü in der alten Schule. Ich kann jedem, der Lust hat, sich auf eine ungewöhnliche, kompromisslos regionale und saisonale Küche einzulassen einen Besuch empfehlen. Was Daniel Schmidthaler uns Jahr für Jahr serviert ist unendlich spannender Genuss. Dazu kommt, dass ein Aufenthalt im Hotel alte Schule vom ganzen Team zu einem einzigen Genuss gemacht wird. Alleine das Frühstück, für mich eines der besten Hotel-Frühstücke, das ich kenne, lohnt eine Übernachtung vor Ort.
Vielen Dank an das Ehepaar Schmidthaler und das ganze Team für einen wieder wunderschönen Urlaub in Fürstenhagen mit wunderschönen Stunden auf der Terrasse neben der Kirche (wo war Hinkebein, unser kleiner Waschbär dieses Jahr?) und ebenso wunderschönen Stunden im Restaurant. Wenn wir dürfen und können, sind wir in 2022 wieder da!
Eigentlich hat Borgi im letzten Jahr (2020) einen so guten Bericht über die Küche von Daniel Schmidthaler verfasst, dass es ganz sicher nicht eines neuen Berichts von mir braucht, um einen Eindruck zu vermitteln. Demzufolge war ich nicht darauf eingerichtet, hier einen neuen Bericht zu verfassen. Aber hinter den Kulissen wird zwischen einem Kreis lieber Kollegen manches faszinierende Detail weiter gegeben. Und nun haben mich so viel Wünsche nach einer Bewertung des Menüs vom 10. Juli 2021 erreicht, dass ich... mehr lesen
Hotel & Restaurant Alte Schule Fürstenhagen
Hotel & Restaurant Alte Schule Fürstenhagen€-€€€Restaurant, Hotel, Sternerestaurant03983122023Zur Alten Schule 5, 17258 Feldberger Seenlandschaft
5.0 stars -
"Konstanz beschreibt es nicht......" Carsten1972Eigentlich hat Borgi im letzten Jahr (2020) einen so guten Bericht über die Küche von Daniel Schmidthaler verfasst, dass es ganz sicher nicht eines neuen Berichts von mir braucht, um einen Eindruck zu vermitteln. Demzufolge war ich nicht darauf eingerichtet, hier einen neuen Bericht zu verfassen. Aber hinter den Kulissen wird zwischen einem Kreis lieber Kollegen manches faszinierende Detail weiter gegeben. Und nun haben mich so viel Wünsche nach einer Bewertung des Menüs vom 10. Juli 2021 erreicht, dass ich
Im August, vom 10. auf den 11. werde ich eine Nacht hier verbringen. Bin mit einem Freund auf sommerlicher Weineinkaufstour in der Pfalz. Hatte zufällig die Eintragung vom Kollegen entdeckt, mir die HP angeschaut und Karte und Weinkarte sehr verlockend empfunden. Bericht folgt.
Im August, vom 10. auf den 11. werde ich eine Nacht hier verbringen. Bin mit einem Freund auf sommerlicher Weineinkaufstour in der Pfalz. Hatte zufällig die Eintragung vom Kollegen entdeckt, mir die HP angeschaut und Karte und Weinkarte sehr verlockend empfunden. Bericht folgt.
Restaurant Atable im Boutiquehotel Amtshaus
Restaurant Atable im Boutiquehotel Amtshaus€-€€€Restaurant, Gourmet063535019355Hauptstraße 29, 67251 Freinsheim
stars -
"Ich bin gespannt!" Carsten1972Im August, vom 10. auf den 11. werde ich eine Nacht hier verbringen. Bin mit einem Freund auf sommerlicher Weineinkaufstour in der Pfalz. Hatte zufällig die Eintragung vom Kollegen entdeckt, mir die HP angeschaut und Karte und Weinkarte sehr verlockend empfunden. Bericht folgt.
was macht mein Bericht hier, der gehört nach Schüttorf, und auch der von Simba ist wohl unter falscher Flagge unterwegs.....
was macht mein Bericht hier, der gehört nach Schüttorf, und auch der von Simba ist wohl unter falscher Flagge unterwegs.....
Restro
Restro€-€€€Festsaal124542452542cxv, 73262 Reichenbach an der Fils
stars -
"??????" Carsten1972was macht mein Bericht hier, der gehört nach Schüttorf, und auch der von Simba ist wohl unter falscher Flagge unterwegs.....
Geschrieben am 25.06.2021 2021-06-25| Aktualisiert am
25.06.2021
Besucht am 24.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 86 EUR
Meine Frau hat den Job gewechselt, sie arbeitet seit dem Frühjahr 500 Meter Luftlinie von meinem Arbeitgeber entfernt, wir haben also denselben Weg zur Arbeit. Es bietet sich also an, wenn ich denn im Büro bin, zusammen zur Arbeit zu fahren. Das sind etwas über 30 Kilometer von Rheine zur holländischen Grenze.
Jetzt mit dem schönen Wetter haben wir entschieden, dass wir den im Lockdown etwas zu kurz gekommenen nötigen Sport mehr in unseren Alltag einbauen, weil es dann nicht so viele Gründe gibt, den dann doch nicht zu machen. Bei gutem Wetter fahren wir mindestens einmal die Woche morgens mit der Bahn von Rheine nach Bad Bentheim, dann weiter (10 KM) in das Gewerbegebiet, in dem unseren beiden Arbeitgeber beheimatet sind. Zurück dann die komplette Strecke am Abend. Weil das in etwa 30 bis 35 Kilometer, je nach gewählter Route, sind, bietet es sich an, dass Abendessen dann unterwegs einzunehmen.
Für eine erste derartige Einkehr wählten wir gestern Abend den Biergarten des Hotels Nickisch in Schüttorf. Um kurz nach 18 Uhr waren wir da und fragten nach einem Tisch draußen im renovierten Biergarten. Das Hotel und Restaurant war mit etwas Verspätung in die Wieder-Eröffnung gestartet, weil man Ende Mai noch in Renovierungsarbeiten steckte. Aber nun war auch hier geöffnet und wir wurden in den Garten geleitet.
Der letzte Besuch war schon etwas länger her, man hatte den Außenbereich ordentlich "gepimpt" und auch an einem Donnerstagabend war der Biergarten mit Haus- und externen Gästen gut gefüllt. Das Wetter war schön und gut für einen Abend draußen geeignet und Frau wählte einen Tisch aus.
Etwas sehr einfache Bestuhlung, aber okay, gemütlich waren die Stühle. Wir nahmen Platz und die Karten wurden gereicht. Corona-gerecht war jede Seite laminiert und gut zu desinfizieren. Auf den Seiten fand sich eine nicht zu große Auswahl an Speisen, von vegan über vegetarisch bis hin zu Fisch und Fleisch sollte jeder Gast etwas finden können für seine Speisenwahl. Dazu noch eine Spargelkarte und eine meiner Meinung nach doch arg limitierte Weinkarte mit einer sehr kleinen Auswahl an Weinen. Trotzdem fand sich einer.
Mit 22 Euro gehörte der schon zu den höher preisigen Weinen. Aus der Pfalz kam er, und war aus dem Jahre 2019. Im Mund war das dann ein mineralischer Schock. Ich kann mich an keinen Weißburgunder erinnern, der so viel Mineralität aufwies. Das erinnerte dann schon an manche Nahe Rieslinge die in meinem Keller liegen. Mit der Zeit ließ das Atmen des Weines die sehr vordergründige Mineralität etwas zurück gehen und der Wein begleitete uns ordentlich durch unsere Speisenwahl.
Meine Frau begann mit einer Vorspeise aus der Spargelkarte, es geht wieder zu Ende mit der Spargelzeit, also orderte sie eine Spargelcremesuppe.
Gut abgeschmeckt war die, heiß kam sie auf den Tisch. Einzig das Thema Cremesuppe hatte die Küche etwas zu hoch bewertet, die Konsistenz ging schon Richtung einer Sauce Hollandaise, da war etwas viel Sahne zur Anwendung gekommen. Lecker, so meine Frau, aber für eine Vorspeise zu mächtig. Auch für mich was Vegetarisches. Ochsenherztomate mit Burrata war das auf der Karte betitelt. Es geht ja so langsam wieder los mit Tomaten, die eine Qualität haben, die ich akzeptiere. Frische Tomaten verwende ich nur in den Sommermonaten von Juli bis September/ Oktober, wenn ich die hier lokal von Gärtnern kaufen kann. Und diese erste bewusst bestellte frische Tomate 2021 war für eine Juni Ernte schon ordentlich gereift. Zu der Tomate in Scheiben gesellte sich eine Kugel Burrata sowie Pesto und ein Balsamico. Den Rucola hätte man gerne weglassen können. Ich war zufrieden.
Der Service deckte die Teller ab und fragte wie schnell die Hauptgerichte folgen sollten. Wir baten um eine kleine Pause, deren Länge gut getroffen wurde, als der Service dann mit den Hauptgerichten vor uns stand.
Meine Frau hatte sich ein Thai-Curry bestellt, mit Reis serviert, vegetarisch. In der Curry-Kokos Sauce fand sich viel verschiedenes Gemüse mit ausreichend Biss. Ich durfte probieren, optisch machte das einen sehr guten Eindruck. Geschmacklich vermisste ich ebenso wie meine Frau einige Grundzutaten der Thai-Küche, vor allen Dingen fehlte Koriander, den schmeckte ich gar nicht heraus. Und die Sauce war etwas zu eindimensional süß, die zurückhaltende Schärfe konnte nicht viel dagegen setzen, ebenso fehlte auch etwas Salz als Gegenpol. Das ist aber alles Kritik an Details, insgesamt war das für 14 Euro ein sehr ordentliches Gericht. Ich frönte im Hauptgericht noch mal der endenden Spargelzeit. Bunte Spargelpfanne hatte ich mir bestellt, also auch vegetarisch im Hauptgang. Weißer und grüner Spargel war drin, ganz leicht blanchiert und dann angebraten, dazu Kräutersaitlinge, frischer Spinat, Kirschtomaten und Pesto. Die Kombi in der Pfanne konnte dann wirklich gefallen, besonders die unten in der Pfanne platzierte Tortilla war wirklich eine gute Idee und geschmacklich Klasse! Ich war sehr zufrieden mit meinem Hauptgang.
Die Damen im Service hatten beim Zuspruch der Gäste an unserem Besuchsabend gut zu tun, leisteten sich aber keine Patzer. Alle Gäste waren immer Blick und ich habe keine Probleme entdecken können. In Bezug auf den Service haben wir uns wohl gefühlt.
Kann ich also zum Fazit kommen. In Schüttorf gibt es nicht mehr so viele alt eingesessene Gaststätten oder Restaurants. Aber unten denen die es gibt, ist Nickisch immer eine sichere Bank in Sachen Essen gehen. Wir kommen gerne wieder.
Meine Frau hat den Job gewechselt, sie arbeitet seit dem Frühjahr 500 Meter Luftlinie von meinem Arbeitgeber entfernt, wir haben also denselben Weg zur Arbeit. Es bietet sich also an, wenn ich denn im Büro bin, zusammen zur Arbeit zu fahren. Das sind etwas über 30 Kilometer von Rheine zur holländischen Grenze.
Jetzt mit dem schönen Wetter haben wir entschieden, dass wir den im Lockdown etwas zu kurz gekommenen nötigen Sport mehr in unseren Alltag einbauen, weil es dann nicht so... mehr lesen
Zum Goldenen Anker
Zum Goldenen Anker€-€€€058462111Hauptstraße 33, 29471 Gartow
4.0 stars -
"Angenehme Einkehr....." Carsten1972Meine Frau hat den Job gewechselt, sie arbeitet seit dem Frühjahr 500 Meter Luftlinie von meinem Arbeitgeber entfernt, wir haben also denselben Weg zur Arbeit. Es bietet sich also an, wenn ich denn im Büro bin, zusammen zur Arbeit zu fahren. Das sind etwas über 30 Kilometer von Rheine zur holländischen Grenze.
Jetzt mit dem schönen Wetter haben wir entschieden, dass wir den im Lockdown etwas zu kurz gekommenen nötigen Sport mehr in unseren Alltag einbauen, weil es dann nicht so
Geschrieben am 21.06.2021 2021-06-21| Aktualisiert am
21.06.2021
Zitat von der HP:
liebe gäste und freunde !
seit 8. juni haben wir den innenbereich unseres restaurants , natürlich unter speziellen auflagen, wieder geöffnet.
dienstags bis samstags ab 18 uhr.
gerne nehmen wir ab sofort ihre reservierung entgegen und wir freuen uns, sie in unseren neuen räumlichkeiten in der joachimstraße / galerie luise begrüßen und verwöhnen zu können.
vielen herzlichen dank für ihre überragende unterstützung in dieser ungewohnten und beknackten zeit.
Zitat von der HP:
liebe gäste und freunde !
seit 8. juni haben wir den innenbereich unseres restaurants , natürlich unter speziellen auflagen, wieder geöffnet.
dienstags bis samstags ab 18 uhr.
gerne nehmen wir ab sofort ihre reservierung entgegen und wir freuen uns, sie in unseren neuen räumlichkeiten in der joachimstraße / galerie luise begrüßen und verwöhnen zu können.
vielen herzlichen dank für ihre überragende unterstützung in dieser ungewohnten und beknackten zeit.
stars -
"Umgezogen" Carsten1972Zitat von der HP:
liebe gäste und freunde !
seit 8. juni haben wir den innenbereich unseres restaurants , natürlich unter speziellen auflagen, wieder geöffnet.
dienstags bis samstags ab 18 uhr.
gerne nehmen wir ab sofort ihre reservierung entgegen und wir freuen uns, sie in unseren neuen räumlichkeiten in der joachimstraße / galerie luise begrüßen und verwöhnen zu können.
vielen herzlichen dank für ihre überragende unterstützung in dieser ungewohnten und beknackten zeit.
Geschrieben am 14.06.2021 2021-06-14| Aktualisiert am
15.06.2021
Besucht am 12.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Die Wiedereröffnung der Gastronomie hier im Münsterland ab Pfingsten hat uns ungeplant eine kleine Juni Rundreise durch die Münster‘sche Gastronomie beschert, einfach weil meine Frau und ich dort zuerst und am sichersten Tische reservieren konnten. So kommt also der Leser meiner Rezensionen in den hoffentlich positiven Genuss von aktuellen Wasserstandsmeldungen einiger Restaurants in Münster, die ich schon mehr oder weniger lang schätze.
Wieder hatten wir uns vorgenommen, von Rheine aus mit dem Fahrrad über den Nachmittag nach Münster zu fahren. Seit dem vergangenen Wochenende braucht es im Münsterland weder in der Innen- noch der Außengastronomie einen Schnelltest, man kann einfach so einkehren, wunderbar! Wir starteten in Rheine mit etwas Verspätung von der Vinothek von Sabine Kocks. Auch hier kommen die alten Routinen zurück, wenn es die Tagesplanung zulässt, sind wir Samstagmittags bei Sabine und Ulli und trinken ein Glas Wein. Etwas Verspätung ergab sich, weil über einer Lagenkarte der Cote d‘or und der Nuits Saint George mit den beiden besprochen werden musste, welche Lagen einem gewissen, manchmal hier auch etwas publizierenden Bremer Burgund-Wein Genießer an einem Samstagabend im Oktober ins Regal gelegt werden müssen. Das Leben ist kompliziert für die schon etwas aufgeregte Ladeninhaberin angesichts der ihr für den Abend angekündigten Genussfraktion.
Aber letztendlich kamen wir dann nach entspannten 50 Kilometern wohl behalten, entspannt und vorfreudig im Kreuzviertel in Münster an. Mitten im angesagtesten Kiez von Münster an der Ecke Finken- und Melchersstraße liegt seit vielen Jahren schon das Haus, in dem das Team vom Restaurant Brust oder Keule sein Restaurant betreibt. Der Gastraum im Halbgeschoss im Souterrain, eine kurze Treppe hinab, ist sehr dezent in der Außenwirkung.
Man hat aber auch schon etwas länger eine kleine, durch eine Hecke zur Melchersstraße abgegrenzte Terrasse, auf der man bei entsprechenden Wetter draußen speisen kann. Bei der Reservierung hatten wir schon erbeten, dass wir gerne draußen sitzen würden bei guten Wetter. Das war dann auch der Fall am Samstag, den 12. Juni 2021. Wir nahmen auf bequemen Stühlen Platz unter einer großen Markise mit integrierten Heizstrahlern, die meine Frau an dem Abend noch sehr zu schätzen wusste.
Der Service wurde an unserem Besuchsabend von der Serviceleiterin Anstasija Terehova, die auch famos durch die wunderbar üppige Weinkarte des BoK führte, sowie ihre Kollegin Natalie Köpplin wahr genommen. Ich nehme meine Bewertung des Service mal vorweg. Es ist immer eine Freude, wenn man gerade nach so langer gastronomischer Abstinenz spürt, dass zwei Menschen mit Freude in einem erlernten Beruf ihre Aufgabe ernst nehmen und den Gästen eine schöne Zeit zu bescheren. Beratung in Sachen Speisen und Getränke, aber auch die immer wieder zugewandte Art der Kommunikation unterscheiden halt die Profis von studentischen Aushilfskräften. Wir haben uns uneingeschränkt wohl gefühlt. Und weil die beiden Damen ihren Job ernst nehmen, wurde unser Tisch hergerichtet, nach dem wir Platz genommen hatten.
Die Frage nach einem Aperitif-Wunsch beantworten wir mit der Gegenfrage nach einer Empfehlung durch den Service. Frau Terehova zählte auf, einen Riesling Sekt, Champagner, etliche weitere Standards um dann noch einen Gin basierten Aperitif zu empfehlen, ein Basilikum Saft mit Limette und Eis wurde mit Gin aufgegossen.
Das war mal Laubfrosch-Optik! Fein, der Basilikum in unserem Garten nähert sich jetzt einer Größe, die erste Ernte erlaubt. Ich habe keinen Entsafter, aber diesen Drink werde ich irgendwie versuchen nachzubauen. Beim ersten Schluck vom Aperitif servierte uns Frau Köpplin hausgebackenes Sauerteig Brot. Wie sehr ich gutes Brot inzwischen schätze, merke ich immer dann wenn ich in nicht so ambitionierten Restaurants Convinience „Baguette“ jeglicher Couleur serviert bekomme. Dass lasse ich inzwischen konsequent liegen und äußere auch konsequent meinen Unmut über so eine Art von Küchen-„Gruss“.
Dazu gab es zwei Arten von Butter. Eine leicht gesalzene und eine famose Tomatenbutter, die ganz viel angenehme Säure mitbrachte. So konnte erster Hunger gut gestillt werden und die Wartezeit auf den Beginn der Menüs überbrückte sich angenehm.
Die Karte des BoK ist schnell erklärt, sie besteht aus einem Menüvorschlag mit maximal 6 Gängen (siehe HP), aus dem man ab drei Gängen frei wählen kann. Dazu kommen eben Brot und Butter, ein Amuse Gueule und ein Pre-Dessert. Meine Frau fragte, ob es möglich sei, dass Dessert weg zu lassen, weil ihr vier Gänge mehr gefallen hatten als der süße Abschluss. Frau Terehova erwiderte, dass das kein Problem sei. Somit ergab sich unser beider Wahl fast automatisch, die folgenden Gänge sollten es sein. Aber erst grüßte uns das Küchenteam vom Bok unter der Leitung Manfred Roß mit Variationen vom Matjes.
Dieser Teller machte schon mal deutlich, warum das BoK seit Jahren in Münster in der obersten Klasse spielt. Vom Küchenteam persönlich am Tisch serviert, wurden wir informiert über die Bestandteile des Tellers. Auf einem Chip ein Stück Matjes Filet mit viel Säure durch gepickeltes Gemüse. Dann ein Bärlauch Flan mit einer Mousse aus Matjes, sowie abschließend die Bok Interpretation von Matjes Hausfrauenart auf einer Tarte. Keine Gurke da drin, sondern mit Säure durch fermentierten Rotkohl. Bester Bestandteil des Tellers! Feiner Start, wir freuten und sehr auf die vier von uns erwählten Gänge. Es ging los mit einem klassischen Gang. Auster Poget No.2, eine naturbelassen und eine mit Tomaten-Holundervinaigrette und Melone. Und man ahnt es schon, die sehr guten, dickfleischigen Austern schmeckten mir ohne was drauf sehr viel besser als mit was drauf. Meine Frau würde die Frage danach natürlich anders herum beantworten. Nach diesem Eiweiß Schock ging es vegetarisch weiter, Gang 2 wurde serviert. Marinierter Büffelmozzarella mit Mango, Basilikum und geschmortem Radicchio. Ganz unten im Teller der geschmorrte Radicchio, der die sanften, süßlichen Aromen sehr gut durch seine herzhafte Salzigkeit konterte. Darüber eine Kugel Mozzarella von guter Qualität. Eine Mango Vinaigrette wurde am Tisch angegossen. Feiner, fruchtig frischer Sommergang, der vor allen Dingen durch das anrichten beeindruckte. Schon bei den Austern wechselten wir vom Aperitif auf den ersten Wein, einen Pouilly Fume von der Domaine Chatelain, ein Les Chailloux Silex von 2018. Der passte perfekt zu den von uns gewählten Gängen.
Gutes Essen, gute Weine, aufmerksamer Service an einem Abend im Sommer draußen, das war ein Abend nach meinem Geschmack. Gang 3 war ein Gang, auf den ich mich sehr freute. Kurz gebeizte Gelbschwanzmakrele an Variation von Spargel von Nahrups Hof und eingelegten Rettich, dazu eine Sauce aus fermentierten schwarzen Bohnen, alleine die Gang-Beschreibung ließ einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Buri oder Hamachi in der japanischen Küche genannt, bekomme ich diesen Fisch seit einiger Zeit auch regelmäßig bei meinem Fischhändler auf dem heimischen Rheinenser Markt. Roh, kurz gebeizt in einer (ich vermute) Soja (Shoyu) Sauce, lag er in drei Tranchen auf dem Teller. Wunderbare begleitende Säure durch den fermentierten und eingelegten Spargel und Rettich. Fast hätte ich das Tatar vergessen, nur mit ganz wenig Salz abgeschmackt und die Sauce aus den Bohne und einem Kräuteröl. Erster großer Höhepunkt in diesem Menü. Gang vier musste was können, wenn er eine Steigerung sein wollte. Weinflasche Nummer 2 hatte indessen schon geöffnet am Tisch geatmet und wurde verkostet.
Mal kein großer Burgunder, sondern ein Chardonnay aus dem Pay d’oc, von der Domaine Girard, Jahrgang 2018. Langsam gegarte Fjord Forelle mit Variation von der Gurke, Meeresspargel und Dill-Beurre Blanc. Ebenso wie beim vorherigen Gang wurde die Sauce am Tisch angegossen und die Sauciere stehen gelassen! Yippie! Denn von dieser Dill-Beurre Blanc blieb null Komma nix über, der Rest wurde gelöffelt. Aber natürlich waren auch die anderen Bestandteile des Tellers großer Genuss. Sei es die Krokette mit den Fischhaut-Chips, die für tollen Crunch sorgten, sie es das vermutlich sous vide gegarte Stück Saibling (meine Interpretation der servierten Fischart). Auch hier wieder Crunch durch Kräuter Chips. Salicorne mag ich, und auch die Gurken waren passend zubereitet. Welcher Gang jetzt besser war, wird jeder anders entscheiden, die asiatische Art der Makrelen Zubereitung gefiel mir einen Hauch besser als die klassische Zubereitung des Salmoniden. Aber letztendlich hatten wir die für uns perfekte Auswahl getroffen. Die Küche verabschiedete sich von uns mit einem zum Dessert gewordenen Pre-Dessert. Glacée aus Champagner und Olivenöl mit Rhabarber war das benannt in der Karte. Hier gefiel das Eis mit seinem recht bitteren Olivenöl Aroma, feiner Kontrast zur süßen Säure der Rhabarber. Mit einem Espresso dann noch Petit Fours.
Dann war er um, ein sehr gelungener Abend im Restaurant Brust oder Keule. Service und Küche hatten uns eine beeindruckende Leistung geboten. Das Konzept passt so, jeder kann glücklich werden, wir als Liebhaber aller möglichen Fischgerichte waren es außerordentlich! Daumen hoch in allen Aspekten an diesem Abend im Brust oder Keule, meine Frau und ich haben uns sehr wohl gefühlt. Und weil es so schön war noch ein Digestif, ein Lagavullin 16 Jahre zum Abschluss eines schönen Abend.
Der Weg vom Kreuzviertel zum Hauptbahnhof in Münster ist mit Fahrrädern schnell erledigt und um 23:13 saßen wir im Zug zurück nach Rheine mit unseren Rädern. Es war ein schöner Abend!
Apropos, wir schließen unsere kleine gastronomische Juni-Münster-Rundreise am nächsten Sonntag ab mit einem Besuch in einem Restaurant, dass sich in den knapp 2 Jahren seines Bestehens tief in mein kulinarisches Herz gekocht hat. Man wird wissen, wo wir dann sein werden für einen sonntäglichen Mittagstisch.
Die Wiedereröffnung der Gastronomie hier im Münsterland ab Pfingsten hat uns ungeplant eine kleine Juni Rundreise durch die Münster‘sche Gastronomie beschert, einfach weil meine Frau und ich dort zuerst und am sichersten Tische reservieren konnten. So kommt also der Leser meiner Rezensionen in den hoffentlich positiven Genuss von aktuellen Wasserstandsmeldungen einiger Restaurants in Münster, die ich schon mehr oder weniger lang schätze.
Wieder hatten wir uns vorgenommen, von Rheine aus mit dem Fahrrad über den Nachmittag nach Münster zu fahren. Seit... mehr lesen
BOK | Brust oder Keule
BOK | Brust oder Keule€-€€€Restaurant, Sternerestaurant02519179656Melchersstraße 32, 48149 Münster
4.5 stars -
"kulinarische Nach-Lockdown Tour Münster, Teil 3" Carsten1972Die Wiedereröffnung der Gastronomie hier im Münsterland ab Pfingsten hat uns ungeplant eine kleine Juni Rundreise durch die Münster‘sche Gastronomie beschert, einfach weil meine Frau und ich dort zuerst und am sichersten Tische reservieren konnten. So kommt also der Leser meiner Rezensionen in den hoffentlich positiven Genuss von aktuellen Wasserstandsmeldungen einiger Restaurants in Münster, die ich schon mehr oder weniger lang schätze.
Wieder hatten wir uns vorgenommen, von Rheine aus mit dem Fahrrad über den Nachmittag nach Münster zu fahren. Seit
Geschrieben am 06.06.2021 2021-06-06| Aktualisiert am
07.06.2021
Besucht am 05.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 268 EUR
Das Leben bewegt sich gefühlt schon fast wieder in normalen Bahnen. Hier im Münsterland sind die Werte jetzt stabil unter 30, Münster knabbert schon an der 10er Inzidenz. Man beginnt zu hoffen, dass die Entwicklung sich verfestigt und es stabil weiter abwärts geht.
Und weil das so ist, nutzen meine Frau und ich die Wochenenden im Juni für Restaurantbesuche die wir wegen des Lockdowns sieben Monate vermisst haben. Somit sind die Wochenenden im Juni jeweils an einem Abend verplant mit einem Restaurantbesuch. Da Münster als erste Region in unserer Umgebung die Innengastronomie öffnen konnte, konnten wir hier früh reservieren und sind demzufolge in den nächsten Wochen häufiger auf dem Weg nach Münster. Im Juli werden wir dann unsere Kreise erweitern und auch Osnabrück und die weitere Umgebung in unsere Restaurantwahl einbeziehen.
Für Samstag, den 5. Juni hatte ich früh eine Idee umgesetzt, die ich schon letztes Jahr auf dem kulinarischen Plan hatte. Endlich mal wieder in die Oerschen Höfe einkehren, zu Herrn Spitzner. Im August 2018 hatten wir letztmalig das Restaurant besucht. Es war mal wieder Zeit, die sehr klassische, französisch ausgerichtete Küche zu genießen. Die Reservierung per Mail war einfach und prompt erledigt, und somit fuhren meine Frau und ich mit dem PKW nach Münster.
Ja, richtig gehört, mal nicht per Bahn oder Fahrrad, wie sonst üblich. Ursächlich lag das am vorhergehenden Freitagabend. Im Kreise dreier Genießer-Pärchen hatten wir auf unserer Terrasse Fleisch vom münsterschen Wagyu Hof Holtmann auf dem Grill zubereitet, Nierenzapfen und Onglet wurden genossen. Da alle Anwesenden äußerst anspruchsvolle Weintrinker waren, musste unser privater Weinkeller ordentlich Federn lassen in Form von blanc de noir vom Spätburgunder von Kreuzberg aus Dernau an der Ahr, von Weißburgunder 2018 von Toni Jost, Mittelrhein, eines 2017 Riesling von der großen Lage Grainhübel, Weingut Siben Erben aus Deidesheim, Pfalz, gefolgt von einem weiteren Pfälzer Wein, einem Sauvignon blanc Reserve 2018 vom Weingut Siegrist aus Leinsweiler (Großartig, besser als der 2017er). Man versteht also vielleicht, wir hatten Lust auf Genuss, aber mal ohne Alkohol. Es war etwa zu viel Wein an dem besagten Freitagabend………
Kurz vor 19 Uhr waren nach einem Spaziergang von der Theater-Tiefgarage durch die Fußgängerzone dann vor dem Torbogen, durch den man die Oerschen Höfe betritt und in dem sich der Eingang zum Spitzner befindet. An der verschlossenen Tür dann ein Zettel mit der Information, dass man das Restaurant bitte über die Terrasse hinter dem Haus betreten sollte Kein Problem, 10 Meter weiter erwartete uns eine Dame am Eingang zur mit einer Buchenhecke umschlossenen kleinen Terrasse.
Reservierung war schnell gefunden, auch die Testergebnisse wurden kontrolliert und per Luca checkten wir uns für den Abend im Spitzner ein. Wir wurden gefragt, ob wir draußen oder drinnen speisen möchten. Wir entschieden uns für draußen, da man uns parallel einen Tisch im Inneren frei halten würde, für den Fall eines Wechsels in den Innenraum.
Eine junge Dame aus dem vierköpfigen Serviceteam brachte uns an den für uns vorgesehenen Tisch und überreichte Karten und Weinkarte. Es folgte die Frage nach einem Aperitif. Wir erfragten die Möglichkeit nach einem alkoholfreien Aperitif. Kein Problem, es wurde ein Trauben-Ingwer-Secco vom Weingut Schloss Neuweier, Baden vorgeschlagen. Wir nickten und mit dem Aperitif wurden die Karten studiert.
Das Angebot umfasst zwei Menüs, einen großen und einen kleinen Marktbummel mit bis zu maximal 5 oder 7 Gängen. Dann noch kleines a la Carte Angebot, dass man aber so gestaltet hat, dass sich fast alle Gäste den Menüs zuwenden dürften. Die Weinkarte ist wohl sortiert und enthält einige verlockende Positionen, ich war schon geplagt von Zweifeln, ob wir gut daran getan hatten, das Auto zur Reise nach Münster zu nehmen. Aber ein gestrenger Blick meiner Frau ließ mich zu meinen guten Vorsätzen zurückkehren und ich fragte nach der Möglichkeit einer alkoholfreien Menübegleitung. Der Kollege der jungen Frau, offensichtlich auch der Herr über den Weinkeller und Sommelier ließ sich nicht aus der Bahn werfen und sicherte uns das zu. Somit war alles klar, zweimal der große Marktbummel mit einer alkoholfreien Begleitung, Wasser und Kaffee sind ebenfalls im Preis des Menüs inbegriffen.
Mit dem Aperitif kam ein erster Gruß der Küche, Brot, gebacken für das Spitzner von einem Münsteraner Bäcker.
Dazu servierte der Service eine Mohn-Senf-Butter.
Sowie Gemüsechips, Zwiebel, rote Beete und Pastinake meinte ich erkannt zu haben, begleitet von einer Guacamole und sowie einem Ziegenfrischkäse, der mit Kräutern verfeinert war.
Ein schmackhaftes Sauerteigbrot konnten wir genießen, die Butter gefiel mir gut. Eine schöne Idee als crunchige Menüeinstimmung waren die Chips aus dem Gemüse, bei der die roten Beete Chips heraus stachen im Geschmack. Es folgte dann recht bald das eigentliche Amuse Gueule des Küchenteams unter Leitung von Herrn Spitzner.
Sardelle gab es, frisch, aber leicht gebeizt in Säure, sehr kräftig im Geschmack, trotz der geringen Größe wusste das Filet sich geschmacklich sehr hervorzuheben. Dazu ein gebratenes und gehäutetes Stück Spitzpaprika mariniert in Öl und Knoblauch. Sehr mediterraner Gruß der Küche, dass passte gut zu einem schönen Abend unter dem großen Ahornbaum in der Mitte der Terrasse, das Wetter hielt gut durch, es blieb trocken und einigermaßen warm, ganz viele Kerzen sorgten für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Ich begann mich auf das Folgende sehr zu freuen. Es ging dann auch los, den ersten Gang sollte ein weiteres Glas des oben schon verkündeten Seccos begleiten.
IMPERIALWACHTEL, Ballontine/Trüffel/Kräutersalat verkündete die Karte. Von klassischer, französisch basierter Küche hatte ich ja schon geschrieben. Und Herr Spitzner ließ dann gleich mit Gang eins keine Zweifel an seinen bevorzugten Küchenstil. Die Galantine aus der Wachtel war mit einer Farce umhüllt, in der sich Trüffel und Pistazien äußerst positiv bemerkbar machten. Das Ganze war kalt serviert, mit einem Trüffelschaum, einem marinierten Trüffelstück und einer Art Vinaigrette, insgesamt ein sehr überzeugender Start. So durfte es gerne weiter gehen bei Gang 2.
JAKOBSMUSCHEL, Roscoff-Zwiebel/wilde Brombeere 2020/Rauchspeck erläuterte der Service. In der Mitte eine tadellos gebratene Jakobsmuschel, platziert auf einem (vermutlich) Kartoffelpüree. Drum herum Brombeeren des letzten Jahres, eingelegt und als Mus. Die eigentliche Sensation auf diesem Teller war aber die Reduktion aus Zwiebeln. Roscoff Zwiebel aus der Bretagne bekomme ich auch recht regelmäßig auf unserem Markt, aber was hier mit der Zwiebel gemacht worden war, dass war außergewöhnlich. Eine unglaubliche Tiefe hatte diese Jus, fettes Umani verbunden mit einer großartig eingebundenen Süße, geil! Begleitet wurde der Gang von einem ungewöhnlich guten alkoholfreien Wermut aus Italien.
10KG+ STEINBUTT Tranche/Bearnaise "sous vide"/Spargel aus Pertuis/Ochsenmark war Gang 3. Vor dem Gang kam die junge Dame mit einem Glas mit einer klaren Flüssigkeit an den Tisch, und einer Karaffe Wasser. Am Tisch goss sie Wasser in das Glas zu und die Flüssigkeit färbte sich milchig. Ich wusste nicht das es so was gibt, aber wir sollten einen alkoholfreien Pernot zum Steinbutt trinken. In der Nase war der nicht von einem klassischen Pernot zu unterscheiden, im Geschmack dann aber schon. Trotzdem passte das gut zum Teller mit dem Steinbutt. Hier stach einfach die grandiose Qualität des Steinbutts hervor, Fische dieser Größe bekommt der Hobbykoch eigentlich nicht und wenn ja, dann kann er sie nur bezahlen, wenn er vorher im Lotto gewinnt. Auch die Sauce Bearnaise konnte mit einer ausgeprägten Säure sehr gefallen. Ein Fischgang, wie er sein muss!
WESTFÄLISCHES KALB, Bries & Rücken/Morchel/Erbse war die schlichte Ankündigung von Gang 4. Im letzten Licht des Tages kam ein Teller an den Tisch, wie er nicht besser für den beginnenden Sommer stehen kann. Ein wahre Augenweide! Grün, wunderbares Sommergrün in Form von ganzen Erbsen und einem Erbsenpüree, dazu Bries, paniert und rosa gebratene Rückenfilets. Das Bries grossartig, und wie immer kämpfte ich mit der relativen Geschmacklosigkeit von magerem kurz gebratenen Kalbfleisch, besonders nach dem Wagyu Stücken, die ich am Abend vorher genossen hatte. Die Jus war wie auch bei den vorher gehenden Gängen am Tisch angegossen worden. Trotzdem ein toller genau auf die Jahreszeit passender Gang.
Dazu die beste Begleitung des Abends, ein alkoholfreier Gin Tonic mit einem Gin aus UK, der ausgeprägte Nelkenaromen aufwies, die unser Sommelier elegant mit gerösteten Rosmarin und Limette einfing, toller Cocktail. Nach diesem Gang wechselten wir an unseren Tisch im Innenraum, es wurde meiner Frau zu kühl. Klassisch gab es nach dem Fleischgang einen Käsegang in der nächsten Runde.
ZIEGENKÄSE SCELLE BELLE Rosmarin/weißer Pfirsich/Pumpernickel wurden wir unterrichtet. Auf dem Teller ein Stück eines noch nicht allzu sehr gereiften Ziegenkäse, noch cremig mild im Inneren, außen schon aromatischer. Der Pumpernickel war mit Rosmarin geröstet worden und lieferte leckeren Crunch. Süße und Säure brachte der Pfirsich als Tatar und Mus. Der Rosmarin fand sich auch im Schaum noch mal wieder. Schöner Transit zu den beiden Desserts. Das erste erwarteten wir gespannt, denn die Hauptzutat machte neugierig, wie die Küche diese einsetzen würde.
VEILCHEN, Sorbet/Sauerrahm/Granny Smith waren die Zutaten. Die uns so neugierig machende Zutat war natürlich das Veilchen. Diese fand sich im Sorbet und als dekorativer Staub auf einem Schaumbett aus Sauerrahm, der Apfel war als Chip Träger von ein wenig Säure, die der Teller sehr nötig hatte mit seiner sanften Süße.
ERDBEERE, Meringue/Waldmeister/Granité war das finale Dessert, hier hatte Herr Spitzner die Erdbeere zum Hauptdarsteller gemacht, auch sehr passend in dieser Jahreszeit. Sehr gefiel mir hier das Waldmeistersorbet. Eine intelligente Kombination von Konsistenzen, Temperaturen und dem Spiel von Süße und Säure zeichnete diesen Teller aus. Mit dem finalen Espresso kamen dann noch ein paar Petit Fours.
Dann war er um, der Genuss. Und das Menü hinterließ einen sehr positiv überraschten Carsten, der sich über das erlebte sehr freuen konnte.
Einen großen Anteil an diesem genussvollen Abend hatten neben der einwandfreien Leistung der Küche vor allen Dingen die drei Herrschaften im Service, die uns über den Abend ohne jeden Anlass zur Kritik umsorgten. Sowohl die Dame als auch der Sommelier genauso wie der junge (wieder Vermutung) Auszubildende hatten uns immer Blick und es ergaben sich ausführliche Gespräche über Speisen und Weine und unsere ungewöhnliche und überraschend kreative Getränkebegleitung. Vielen Dank für so viel Engagement!
Kann ich also zum Fazit kommen. Das Spitzner gibt es ja schon ein paar Jährchen und es zeichnete sich immer dadurch aus, dass man in Münster zu den gehobenen Restaurants zählte. Gehobene Küche mit viel Anspruch, aber keine Ambitionen zu höheren Weihen, so dachte ich bisher. Und nun hatten wir einen so genuss- und stilvollen Abend erlebt. Auf einem Niveau, dass sich deutlich abhob vom bisher erlebten. Ich vermute ein bisschen, die Situation in den höheren Regionen der Münsteraner Restaurantlandschaft hat sich durch das Erscheinen des Ferment und des Coeur d’artichaut etwas verändert. Will man weiter an der Spitze mitspielen, muss man sich jetzt noch etwas mehr anstrengen! Konkurrenz belebt hier sehr positiv das Geschäft. Macht Herr Spitzner so weiter wie an unserem Besuchsabend, bin ich mir sicher, werden die professionellen Prüfer der beiden großen Guides sehr viel genauer hinschauen. Uns hat der Abend sehr gefallen! Und ebenso bin ich mir sicher, der Service Faux pas, den unser Kollege Borgfelder hier verkünden musste (Ende 2019) wird sich so nicht wiederholen.
Das Leben bewegt sich gefühlt schon fast wieder in normalen Bahnen. Hier im Münsterland sind die Werte jetzt stabil unter 30, Münster knabbert schon an der 10er Inzidenz. Man beginnt zu hoffen, dass die Entwicklung sich verfestigt und es stabil weiter abwärts geht.
Und weil das so ist, nutzen meine Frau und ich die Wochenenden im Juni für Restaurantbesuche die wir wegen des Lockdowns sieben Monate vermisst haben. Somit sind die Wochenenden im Juni jeweils an einem Abend verplant mit einem... mehr lesen
Spitzner im Oerschen Hof
Spitzner im Oerschen Hof€-€€€Restaurant, Sternerestaurant025141441550Königsstraße 42, 48143 Münster
4.5 stars -
"Genuss im historischen Ambiente" Carsten1972Das Leben bewegt sich gefühlt schon fast wieder in normalen Bahnen. Hier im Münsterland sind die Werte jetzt stabil unter 30, Münster knabbert schon an der 10er Inzidenz. Man beginnt zu hoffen, dass die Entwicklung sich verfestigt und es stabil weiter abwärts geht.
Und weil das so ist, nutzen meine Frau und ich die Wochenenden im Juni für Restaurantbesuche die wir wegen des Lockdowns sieben Monate vermisst haben. Somit sind die Wochenenden im Juni jeweils an einem Abend verplant mit einem
Geschrieben am 03.06.2021 2021-06-03| Aktualisiert am
30.06.2021
Besucht am 02.06.2021Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 215 EUR
Der Chef der Farmacia am Marktplatz in Rheine darf ganz sicher als einer der talentiertesten Gastronomen meiner Heimatstadt bezeichnet werden. Ein sicheres Gespür für das was seine Gäste wollen zeichnet ihn aus. Mit diesem Gespür hat er die Farmacia zu einem der angesagtesten Restaurants in Rheine gemacht. Man könnte die Farmacia als die Sansibar von Rheine bezeichnen, Stil von Restaurant und Gästeschar erinnern manchmal fatal an die Sylter Institution von Herrn Seckler.
Und weil der Patrone so einen guten Riecher hat, hat er zugeschlagen, als er im Nachbarhaus seiner Farmacia Räumlichkeiten für eine sehr sinnvolle gastronomische Ergänzung am sich immer mehr belebenden Marktplatz anmieten konnte. Ein bisschen unglücklich traf ihn der zweite Lockdown kurz nach der Eröffnung der Bottega im Herbst 2020. Aber er hat durch gehalten und wird nun mit reichlichem Kundenzuspruch belohnt.
Die Bottega ist aufgebaut als Feinkost- und Weingeschäft mit Bewirtung, ein Konzept, dass ja auch die Vinothek von Sabine Kocks sehr erfolgreich zelebriert. Die Bottega hat den zusätzlichen Vorteil einer sehr privilegierten Lage am Rheiner Marktplatz, der sich seit der Wieder-Eröffnung zu einem erfreulich belebten kulinarischen Hot Spot entwickelt.
Wenn so ein kulinarisches Konzept eröffnet, gibt es 4 Rheinenser Genießer, die da mal einkehren möchten. Nach der Wiedereröffnung, die in Rheine quasi über Nacht auch die Innengastronomie öffnete, so rapide fielen die Zahlen an Infizierten, ergatterten wir für den Mittwoch vor Fronleichnam einen Tisch und waren gespannt auf das was uns erwartete.
Sehr stilvoll hatte der Service vor der Tür einige hohe Tische aufgestellt, mit je 4 Stühlen, auch am Abend liegt der Außenbereich der Bottega im Sonnenschein. Das Ganze wirkt innen wie außen sehr edel und durchgestylt. Es gibt ein Angebot an offenen Weinen und einige Speisen dazu. Alle Flaschenweine im Geschäft sind mit Take away und Verzehrpreis ausgezeichnet. Das Tages-Service-Geschäft hat der Patrone einem langjährigen Serviceangestellten überlassen, der das Konzept mit viel Herzblut mit Leben füllt. Ein paar Weinflaschen gingen in die Kühlung, dann waren wir wieder an unserem Platz. Brot wurde serviert.
Der Tisch war schon eingedeckt.
Zum Brot gab es Salz und Pfeffer und ein mir sehr gut gefallendes sardisches Olivenöl. Das frische Hausgebackene Brot war ein Genuss zusammen mit dem Öl.
So konnte man die Wartezeit zur ersten abgekühlten Flasche Wein gut überstehen.
Zuerst eine Flasche aus der Pfalz, ein Lagenriesling von der Villa Wolf, Ernst Loosen, von der Lage Wachenheimer Goldbächle, Jahrgang 2012. Danach ein Mosel Riesling von Doktor Loosen, Jahrgang 2017 vom Graacher Himmelreich.
Last but not least, war waren ja in einer italienischen Weinbar noch ein Chardonnay aus dem Collio.
Mehr oder weniger wurden die quer verkostet. Und damit man dann auch ein Gläschen Wein mehr trinken kann, gibt es in der Bottega ein paar Speisenangebote. Zur Zeit werden ein paar Bowl-Variationen angepreist. Früher nannte man das einen Salatteller, aber geht ja nicht mehr, heute muss das eine Bowl sein.
In allen wird das Grün und Obst um ordentlich Burrata arrangiert, nur um gleich allen den Zahn zu ziehen, diese Bowl wären einem Salat in Sachen gesundes Essen gleich zu setzen! Die Dame an unserem Tisch, die das probieren wollte, aber hatte gefallen an ihrer Schüssel mit frischem Grün. Dazu hatten wir uns zwei Platten mit Antipasti, Käse und Wurstwaren erstellen lassen, die kamen dann auch an den Tisch.
Die beiden Platten waren die perfekten Weinbegleiter für uns! Alle Bestandteile wurden einzelnen vorgestellt. Wir naschten uns durchs Angebot, bestellten Brot nach und genossen alles mit den drei Weinen. Savoir vivre pur an diesem wunderschönen Frühsommerabend auf dem Marktplatz in Rheine. Es war wunderschön zu erleben, wie der Platz um uns herum summte und brummte und alle ansässigen Gastronomien restlos gefüllt waren. Wenn man es wieder hat, dann weiß man, was man vermisst hat im Lockdown.
Die beiden Servicekräfte, der schon angesprochene Herr und eine nicht minder aufmerksame Kollegin umsorgten uns ständig und hatten uns immer im Blick bis hin zu einem Grappa und einem Limoncello, den wir zum Abschied spendiert bekamen.
Ein tolles Konzept für den Rheinenser Marktplatz! Immer ein guter Ort für eine Einkehr (auch wenn ich ganz persönlich meinen Wein doch lieber bei Sabine Kocks genieße), ich komme aber gerne mal wieder und die Bottega hat meine uneingeschränkte Empfehlung.
Der Chef der Farmacia am Marktplatz in Rheine darf ganz sicher als einer der talentiertesten Gastronomen meiner Heimatstadt bezeichnet werden. Ein sicheres Gespür für das was seine Gäste wollen zeichnet ihn aus. Mit diesem Gespür hat er die Farmacia zu einem der angesagtesten Restaurants in Rheine gemacht. Man könnte die Farmacia als die Sansibar von Rheine bezeichnen, Stil von Restaurant und Gästeschar erinnern manchmal fatal an die Sylter Institution von Herrn Seckler.
Und weil der Patrone so einen guten Riecher hat,... mehr lesen
La Bottega Rheine
La Bottega Rheine€-€€€Bar, Cafe, Brasserie0177 6121248Marktplatz 2, 48431 Rheine
4.0 stars -
"Weingenuss am Marktplatz....." Carsten1972Der Chef der Farmacia am Marktplatz in Rheine darf ganz sicher als einer der talentiertesten Gastronomen meiner Heimatstadt bezeichnet werden. Ein sicheres Gespür für das was seine Gäste wollen zeichnet ihn aus. Mit diesem Gespür hat er die Farmacia zu einem der angesagtesten Restaurants in Rheine gemacht. Man könnte die Farmacia als die Sansibar von Rheine bezeichnen, Stil von Restaurant und Gästeschar erinnern manchmal fatal an die Sylter Institution von Herrn Seckler.
Und weil der Patrone so einen guten Riecher hat,
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Nach dem die Beiden nun ihr Engagement in Osnabrück fortsetzen, fand sich für die verlassenen Räumlichkeiten in der Wilhelmstraße 9a eine Nachfolgerin, eben die namensgebende Marija, vom Balkan stammend, siedelte mit ihrer Gastronomie um und eben in besagten neuen Standort. Seitdem stand ich des Öfteren (ich arbeite ja in Bad Bentheim) vor den Fenstern des Restaurants und weigerte mich immer, dort einzukehren, wenn die Sprache auf Marijas Restaurant kam. Zu viel Wehmut schwang dabei mit, und auch die Angst, dass ich nicht gerecht urteilen würde über das Essen im neuen Restaurant. Das neue Konzept ist natürlich kein fine dining, sondern eine eher mediterran ausgerichtete Balkanküche. Die Karte lässt sich auf der HP einsehen.
Nun aber stand mal wieder eine Nachhause-Fahrt mit dem Fahrrad von der Arbeit in Bad Bentheim nach Rheine an. Und die verbinden wir dann mit einer Abendessen-Einkehr auf dem Rückweg. Potentielle Ziele gibt es einige. Dieses mal wollten wir in Bad Bentheim einkehren. Und so kam es, dass wir die Räder schiebend, blödes Kopfsteinpflaster, die Wilhelmstraße Richtung Marktplatz entlang schreitend das Haus 9A passierten. Dort steht ein Schild: Bad Bentheims schönste Restaurant Terrasse. Das kann ich bestätigen aus unzähligen schönen Abenden die ich dort verbracht habe. Frau schaute mich an, es war schönes Wetter, perfekt für Terrasse. Ich schluckte, aber sie hatte schon gewonnen. Also gut, wir fragten nach einem Platz auf der Terrasse und hatten Glück, es gab noch einen Tisch für uns. Über den Abend waren alle Plätze besetzt, an einem Mittwochabend, Respekt!
Brauerei Schirme wären Frau Duesmann nicht auf die Terrasse gekommen, aber gut, ich muss mich zwingen, nicht zu viel ungerechte Vergleiche zu machen. Der erste Durst wurde mit einem Pils und Wasser gestillt.
Dann kam die Chefin selber und brachte die Karten und ein Tagesangebot auf einer Schiefertafel an den Tisch. Auf dieser wurde ein Dreigang-Menü für 35 EUR angeboten. Fisch oder Fleisch sowohl beim ersten wie beim Hauptgang konnte man auswählen. Das gefiel mir und ich orderte das Angebot mit dem Fleischgang in der Mitte. Frau erwählte die Fisch-Vorspeise aus dem Menü (wie ich), und ein Risotto aus der festen Karte.
In der Zwischenzeit wurde dann ein Küchengruß in Form von Baguette (aufgebackene Convinience Ware) und einer nicht näher erläuterten Kräuterbutter serviert. Meine Frage nach einer Weinkarte lief ins Leere, die Weinkarte findet sich im Kopf der Chefin. Ich fragte also mal nach Empfehlungen. Die Rückfrage war, wie weit unsere Probierfreudigkeit in Sachen Wein gehen würde. Die geht im Zweifel sehr weit, wenn man uns Spannendes anbietet. Wir vertrauten uns der Chefin mit der Ansage weiß, trocken, viel Körper an, gerne Holz und gereift.
Diese Flasche kam dann auf den Tisch. Mein erster Wein aus Bosnien Herzegowina. Wenn ich das richtig verstanden habe aus der Rebsorte Zilavka, dass könnte aber auch das Anbaugebiet sein, oder beides. Egal, der Wein war beim ersten Schluck noch äußerst verschlossen, aber gewann zunehmend an Ausdruck, als er wärmer wurde. Er erinnerte an knochentrockene, säurearme Gewürztraminer, hatte eine wahrnehmbare Holznote und eine Mineralität, die zuerst sehr vordergründig war, aber dann langsam in den Hintergrund trat. Das war spannend und der Wein würde uns gut durch Essen begleiten. Unsere Vorspeise kam, für beide der Lachs aus dem Tages-Menü.
Mit Orange marinierter Lachs war angekündigt. Auf dem Teller bot sich ein wirklich ordentlicher Anblick, dass war liebevoll angerichtet. Der Lachs war ganz im Inneren noch roh, nach außen hin leicht gegart, vielleicht kurz gedämpft, und dann mariniert. Zum Schluss schien er mir noch ganz kurz geflämmt. Pures Fischaroma mit Säure durch die Orange, schlicht und eine ziemlich gute Vorspeise. Marija und ihr Team hatten uns einen guten Start beschert. Kurz nach dem Lachs kamen dann zwei Beilagen-Salate.
Frisch, ordentliche Vinaigrette, ein Beilagen-Salat, wie man ihn serviert bekommen möchte, nicht mehr, nicht weniger. Die Terrasse war inzwischen komplett gefüllt, die beiden Damen im Service hatten alle Hände voll zu tun, denn der Weg vom Gastraum mit Theke und Küche ist ziemlich lang zur Terrasse, alles muss eine enge Treppe herunter. Meine Frau bekam ihr Risotto serviert.
Primavera genannt, vegetarisch, mit Gemüsen der Saison. In ihrem Risotto fand sich grüner Spargel mit gutem, ausreichendem Biss. Gut zubereitet war das Risotto auch, schön schlotzig, der Reis war einer mit viel Stärke, so wie es sein muss. Einziger Kritikpunkt, man war über dem optimalen Gargrad des Reises hinaus, der war schon etwas zu weich. Das ist aber ein geringfügige Kritik, gerade in unserer Gegend würde ein Risotto al dente serviert vermutlich auch Kritik auf sich ziehen. Ich bekam mein Fleischgericht serviert.
Flanksteak mit geschmorten Kalbsbäckchen, Grillgemüse und Polenta war jetzt nicht wirklich Balkan Grillküche, sah aber sehr lecker aus. Unten eine schön schlotzige Polenta, nicht zu trocken, da war viel Butter dran! Drum herum eine intensive Bratenjus und Grillgemüse. Drauf lag ein fein geschmortes Butterzartes Stück Kalbsbäckchen, saftig durch all das Collagen was dieses Stück Schmorfleisch auszeichnet. Weil das dem Balkan Koch als Fleischmenge noch nicht reicht, hatte er noch Tranchen von einem gut gereiften Flanksteak, medium gegrillt, dazu gelegt. Ich war pappsatt danach und positiv überrascht, ein schmackhaftes Gericht war das.
Dessert aus meinem Menü teilten wir uns. Kokos-Eis mit Mango und Papaya war ein guter Abschluss unseres Abendessens. Wir hatten sehr ordentlich gespeist bei Marija.
Die beiden Damen im Service hatten gut zu tun auf der komplett besetzten Terrasse, Freundlichkeit und Aufmerksamkeit gaben keinen Grund zu Kritik.
Kann ich also zum Fazit kommen. Trotz aller Wehmut die mitschwingt, wenn ich an diesen Platz vergangener Gaumenfreuden denke, muss ich gestehen, wir haben ein sehr ordentliches Essen serviert bekommen und hatten insgesamt eine qualitativ gute Einkehr. Ich war zufrieden und muss nun endlich meinen Frieden damit schließen, dass der Ort nicht mehr ist, den ich so gerne besucht habe. Allen, denen diese Gefühle nicht auf der Seele liegen, kann ich eine Einkehr wärmstens empfehlen, es speist und trinkt sich sehr ordentlich bei Marija.