Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 287 Bewertungen 360534x gelesen 10137x "Hilfreich" 9100x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 02.01.2023 2023-01-02| Aktualisiert am
02.01.2023
Besucht am 29.05.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Leider musste ich mich mental vom Wiedersehen mit einer langjährigen Kollegin erholen, deren Leben durch eine CFS-Erkrankung aus der Bahn geworfen worden ist. Und - ungleich unwichtiger - vom schlechtesten halben Hendl mit Pommes seit Menschengedenken, das ich das Pech hatte, im Augustiner Stammhaus zu erwischen.
Um den Kopf frei zu bekommen, machte ich mich auf den halbstündigen Fußmarsch hinüber auf die andere Isarseite, wo vis-a-vis des ältesten Freibads München Dominik Obalski seit November 2021 oberhalb des Keller-Resto/Bar/Club-Konzepts Charlie „französisch-amerikanische Fusionküche in nobel-nonchalanter Atmosphäre“ feilbietet. Soweit der Marketing-Sprech aus dem Netz. Schaung mar amoi...
Obwohl ohne Reservierung eintreffend und die „Terrasse“ ignorierend
wurde ich freundlich begrüßt und nicht mit irgendwelchen baldigen Schließzeiten belästigt. Im Gegenteil, ich durfte durch die ganze - selbstverständlich in Englisch ausgeführten - Karte bestellen und, nachdem mir die freundliche junge Bedienung unsicher Leitungswasser zu meinem Wein verweigerte, ergab sich nach ein paar klärenden Sätzen ein nettes, ausführliches Gespräch mit dem Barmann (und Chef?) zur Getränkekarte, die u.a. auf Naturweine setzt. Da verzeiht man doch gern, wenn einer (auch) Cocktailbar die Sahne für den After-Dinner-Drink ausgegangen ist...
Der abendliche Besuch war überschaubar, aber auf den insgesamt 44 Plätzen verteilten sich doch mehrere Freundes- u.a. Paare; der sich anschließende Nebenraum hat vielleicht 20 weitere Plätze und dient wohl als Café am Wochenende. Dafür spricht der separate Eingang und mit eigener Theke und einer Gestaltung in gold und rot. Das eigentlich Obalski erinnerte mich spontan an eine englische Landhaus-Bar, die ins 21. Jahrhundert gebeamt wurde. Das satte Racing-Green an den Wänden ist einladend und wird durch den Steinfußboden und die nackten Marmortischplatten elegant aufgewertet, auf denen klassisch eingedeckt ist. Nicht nur kunstleder-bezogene Stühle und Sitzbänke erinnern minimalistisch daran, dass hier durchaus ein „hippes“ Publikum verkehrt, sondern auch Plattencover, Notenblätter, Schreibmaschinen(?) und Musterkoffer(??) die Wände und Fensterbänke „schmücken“. Die golden leuchtenden Riesenglühbirnen scheinen inzwischen Standard in diesem Gastro-Segment.
Der Last Word mit einem sehr kräftigem Chartreuse-Anteil eröffnete wie häufig den flüssigen Teil des Abends (9,5€).
Da ein Amuse offenbar zu old-school ist, startete ich meine Soulfood-Reise mit frittierter Softshell-Crab, deren Panko-Panade wunderbar knusperte. Die nach der Häutung noch mit einer weichen bis leicht brüchigen Schale ausgestattete Krabbe wurde in eine selbstgemachte Majonäse gestippt, bei der mir das Piment d‘Espelette besser gefiel, als die sehr starke Limettensäure. Als frischer Ausgleich kam ein gemischter Blattsalat mit dreierlei Mini-Tomaten, die geschmacklich völlig überzeugten! Dazu ein fruchtiges Cranberry-Dressing.
Neugierig war ich auf den burgenländischen PetNat aus Scheurebe und Moscatel Ottonel (7€/0,1l). Die Flaschengärung hatte einerseits eine typische Muskateller-Süße, die aber nicht ins Klebrige abkippte, sondern im Gegenteil mit Frische und einer leicht bitteren Note überraschte. Gute Empfehlung, Maître!
Mein Appetit auf kleine Fettigkeiten war noch nicht ganz gestillt, so dass ich eine halbe Portion Fried Chicken (13€) orderte, die ebenfalls im Panko-Mantel ultra-heiß und vorbildlich entfettet an den Tisch kam. Das Fleisch vor dem Panieren in Zitrone und Milch eingelegt, wunderbar zart. Mir fehlte etwas Salz, aber in oder unter der Panade war eine feine Schärfe eingearbeitet. Fein! Zum Dippen einerseits eine helle, wieder sehr saure „Salatsauce“, die die Schärfe abpufferte und andererseits eine „heiße“ Chipotle, die einen draufsetzte. Zur Beruhigung der Papillen kamen die beiden gesondert servierten Salätchen gerade recht: Der Gurken-Weißkraut-Salat mit Parmesan blieb zwar eher blass, dagegen schmeckte der asiatisch gewürzte Selleriesalat mit Mandel und Koriander umso besser.
Aber damit nicht genug der Vitamine: À part wurde ein halbiertes gegrilltes Römersalatherz gereicht, dem ja stets mein selbiges gehört. Das Blattgemüse muss für mich sehr heiß und sehr schnell gebräunt werden, aber leider hatte man dafür nicht genug Traute. Demgemäß zwar knackig, aber eher blass und nicht mal genug Hitze im Salat, um die Parmesanspäne schmelzen zu lassen. Das Foto schmeichelt der Küche. Nur ganz nett.
Nachdem der vegetarische Ausflug (ein wenig!) enttäuschte, sollte es zum Abschluss wieder der weltberühmte Geschmacksträger richten:
Also, trotz inzwischen schon weit fortgeschrittener Sättigung, her mit dem geschmorten Teriyaki-Schweinebauch mit Krusteln! Das Fleisch fest und nicht mit zu hohem Fettanteil (9€). Anders als gewohnt, aber sehr lecker. Auch die Speckkrusteln sehr gelungen, ganz ausgelassen und geradezu luftig. Allein die Teriyaki-Sauce hat mich gekillt, so salzig und umami am Ende des Abends. Da half auch das geröstete Scheibe Weißbrot nichts. Selbst getunkt konnte ich die handwerklich tadellose, fast schon klebrige, aber eben brutal salzige Sauce nicht genießen.
Im Nachgespräch an der Bar wurde auch deutlich, dass genau dieser Punch gewollt war. Geschmacksache. Ebenso wie der After-Dinner-Grashopper mit Milch statt Sahne (9,5€). Mir gefiel‘s und „schwääre Koost“ ist ja eh nicht so meins. Natürlich.
Ich hab mich in der entspannten Atmosphäre des Obalski durchaus wohlgefühlt, trotz des einen oder anderen nicht ganz nachvollziehbaren Twists der Küche. Ein schon reservierter Wiederholungsbesuch zu viert fiel der Absage des Termins in München zum Opfer. Schade!
Leider musste ich mich mental vom Wiedersehen mit einer langjährigen Kollegin erholen, deren Leben durch eine CFS-Erkrankung aus der Bahn geworfen worden ist. Und - ungleich unwichtiger - vom schlechtesten halben Hendl mit Pommes seit Menschengedenken, das ich das Pech hatte, im Augustiner Stammhaus zu erwischen.
Um den Kopf frei zu bekommen, machte ich mich auf den halbstündigen Fußmarsch hinüber auf die andere Isarseite, wo vis-a-vis des ältesten Freibads München Dominik Obalski seit November 2021 oberhalb des Keller-Resto/Bar/Club-Konzepts Charlie „französisch-amerikanische Fusionküche... mehr lesen
Restaurant Obalski
Restaurant Obalski€-€€€Restaurant015161220980Schyrenstraße 8, 81543 München
4.0 stars -
"Kleine Fettigkeiten unter Freunden" DerBorgfelderLeider musste ich mich mental vom Wiedersehen mit einer langjährigen Kollegin erholen, deren Leben durch eine CFS-Erkrankung aus der Bahn geworfen worden ist. Und - ungleich unwichtiger - vom schlechtesten halben Hendl mit Pommes seit Menschengedenken, das ich das Pech hatte, im Augustiner Stammhaus zu erwischen.
Um den Kopf frei zu bekommen, machte ich mich auf den halbstündigen Fußmarsch hinüber auf die andere Isarseite, wo vis-a-vis des ältesten Freibads München Dominik Obalski seit November 2021 oberhalb des Keller-Resto/Bar/Club-Konzepts Charlie „französisch-amerikanische Fusionküche
"Spitzenkoch Denis Feix kocht bald im „Marburger Esszimmer“. Dort übernimmt er zusammen mit Ehefrau und Sommelière Kathrin Feix die Leitung des renommierten Restaurants von VILA VITA Marburg. Nach zweijähriger Pause eröffnet das Haus im Winter mit neuem Konzept und in neuem Look wieder. Das richtige Ambiente für hochwertige Küche, die modern, locker und zeitgemäß interpretiert wird." (Quelle: Gourmetwelten Das Genussportal)
"Spitzenkoch Denis Feix kocht bald im „Marburger Esszimmer“. Dort übernimmt er zusammen mit Ehefrau und Sommelière Kathrin Feix die Leitung des renommierten Restaurants von VILA VITA Marburg. Nach zweijähriger Pause eröffnet das Haus im Winter mit neuem Konzept und in neuem Look wieder. Das richtige Ambiente für hochwertige Küche, die modern, locker und zeitgemäß interpretiert wird." (Quelle: Gourmetwelten Das Genussportal)
stars -
"Neues Konzept im Marburger Esszimmer" DerBorgfelder"Spitzenkoch Denis Feix kocht bald im „Marburger Esszimmer“. Dort übernimmt er zusammen mit Ehefrau und Sommelière Kathrin Feix die Leitung des renommierten Restaurants von VILA VITA Marburg. Nach zweijähriger Pause eröffnet das Haus im Winter mit neuem Konzept und in neuem Look wieder. Das richtige Ambiente für hochwertige Küche, die modern, locker und zeitgemäß interpretiert wird." (Quelle: Gourmetwelten Das Genussportal)
Geschrieben am 17.12.2022 2022-12-17| Aktualisiert am
17.12.2022
Nicht nur was für‘s Auge! Eigentlich wollte ich nach zwei Gängen im Canova nur noch auf einen Dark’n’Stormy ins Topaz.
Und außerdem bin ich kein großer Dessert-Fan und man soll ja bekanntlich immer auf sein Herz hören. Aber wenn Dir Fynn Fabian den „Muddy Snow“ empfiehlt, DANN HÖRST DU, VERDAMMT NOCH MAL, AUF DEN CHEF!!! (Bratapfelparfait, Punschpraline, Haselnussfinancier, Schoko, Schoko-Malto, Apfel-Rum-Crunch. Für un-fass-bare 12,50€. Was da für Arbeit drin steckt...). Optik in dieser Stadt lange nicht mehr erlebt, Texturen intelligent verteilt, Temperatur-Kontraste haben gepasst und alle Aromen eindeutig zu schmecken bis hin zum Rum im Knusperpapier. Schon jetzt DAS Winter-Dessert der Saison. Vor ein paar Jahren, als Dessert-Landschaften en vogue waren, wäre der Teller Sterne-verdächtig gewesen. Und weil es so gut war, verträgt das Dessert sogar einen klitzekleinen Verbesserungsvorschlag: Am Ende noch etwas Schärfe schadet bei den Schokodesserts nie, sei es Chili (Vorschlag Ibo, der Bar-Chef) oder Ingwer (Borgi, der Glückspilz).
Nicht nur was für‘s Auge! Eigentlich wollte ich nach zwei Gängen im Canova nur noch auf einen Dark’n’Stormy ins Topaz.
Und außerdem bin ich kein großer Dessert-Fan und man soll ja bekanntlich immer auf sein Herz hören. Aber wenn Dir Fynn Fabian den „Muddy Snow“ empfiehlt, DANN HÖRST DU, VERDAMMT NOCH MAL, AUF DEN CHEF!!! (Bratapfelparfait, Punschpraline, Haselnussfinancier, Schoko, Schoko-Malto, Apfel-Rum-Crunch. Für un-fass-bare 12,50€. Was da für Arbeit drin steckt...). Optik in dieser Stadt lange nicht mehr erlebt, Texturen intelligent... mehr lesen
Restaurant Topaz
Restaurant Topaz€-€€€Restaurant042177625Horner Straße 90, 28203 Bremen
5.0 stars -
"In Bremen? Ernsthaft?" DerBorgfelderNicht nur was für‘s Auge! Eigentlich wollte ich nach zwei Gängen im Canova nur noch auf einen Dark’n’Stormy ins Topaz.
Und außerdem bin ich kein großer Dessert-Fan und man soll ja bekanntlich immer auf sein Herz hören. Aber wenn Dir Fynn Fabian den „Muddy Snow“ empfiehlt, DANN HÖRST DU, VERDAMMT NOCH MAL, AUF DEN CHEF!!! (Bratapfelparfait, Punschpraline, Haselnussfinancier, Schoko, Schoko-Malto, Apfel-Rum-Crunch. Für un-fass-bare 12,50€. Was da für Arbeit drin steckt...). Optik in dieser Stadt lange nicht mehr erlebt, Texturen intelligent
Geschrieben am 14.12.2022 2022-12-14| Aktualisiert am
14.12.2022
Besucht am 03.11.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 655 EUR
Also, DAS mal vorweg: So freundlich, offen, interessiert und engagiert bin ich bei einem Erstbesuch, also als unbekannter Gast, sehr, sehr lange (seit meiner Premiere im Tulus Lotrek) nicht mehr begrüßt, bedient und unterhalten worden!
Aber der Fisch duftet hier vom Kopfe, denn auch Julia Komp und Yunus Özananar, die als Paar die zwangslose(re) Schwester des benachbarten Fine-Dining-Restaurants Sahila betreiben, waren mehrfach zum guten Austausch bereit. (Lifehack: Starre den Leuten in die Augen und lächle! Irgendwann denken die, sie würden dich kennen... 1. Ausnahme: Länder, in denen sich auch fremde Menschen anlächeln. Soll es geben. Aber wir sind ja in Deutschland. 2. Ausnahme: Frankreich. Wer einmal versucht hat, die Aufmerksamkeit eines unwilligen Garçon zu erringen, weiß, was ich meine...)
Die räumliche Nähe der beiden Lokale mit getrennten Eingängen sorgt dafür, dass die Mannschaft über den Innenhof - im Sommer bestimmt wunderbar - kurze Wege in die gemeinsame Küche hat (Es werden identische Qualitäten eingekauft.) und z.B. der Sommelier mal hier und mal dort aufschlägt. Schlau für unterschiedliche Auslastungen. Wir haben uns dabei nie vernachlässigt gefühlt, im Gegenteil, s.o.
Der übersichtliche, viereckige Raum ist gegen die herrschende Mode in weiß und sandfarbenen Tönen gehalten, was ich stets mit Wärme assoziiere. (Gut geheizt war noch; meine Bedenken gegen den Fensterplatz unbegründet.) Keine Tischdecken, aber hochwertig eingedeckt bis zum Serviettenring. Viele Details verweisen kulturell auf die hier angebotene Speisen aus der Levante und dem Maghreb, besonders aus Marokko; ein Land, das Julia Komp auf ihrer kulinarischen Weltreise besonders lieb gewonnen hat. Dabei vermeidet die Innenausstattung jeden Kitsch, entweder wird konsequent umgewidmet oder man kann das Augenzwinkern quasi sehen, wie z.B. an den beiden Kamelen im Fenster, die mich eher an Flamingos erinnern. Wir sind ja schließlich in Köln;-)
Die Tische stehen in einem angenehmen Abstand, so dass trotz annähernd voller Belegung ein Gespräch jederzeit möglich war.
Eigentlich zu viert, musste eine meiner Kolleginnen aus persönlichen Gründen leider absagen. Wir bemühten uns zu dritt nach Kräften, dies nicht zum wirtschaftlichen Nachteil von Frau Komp werden zu lassen, die in ihrer Werbung nie vergisst zu erwähnen, dass sie einst jüngste Sterneköchin Deutschlands war. Allerdings hatten wir auch längere Arbeitsphasen, denen das eine oder andere Foto zum Opfer gefallen ist. Service und Köche wussten damit professionell umzugehen. Ich war extra etwas früher gekommen, um schon mal die ebenfalls einheitliche Weinkarte zu sichten, der ich eine Kalkulation mit Faktor 3 unterstelle. Die Flasche Mineralwasser mit 7,5€ auf üblichem Großstadtniveau.
Wir starteten als Aperitif mit einem Fläschchen von J.J. Prüm, ein junger Riesling Kabinett, der mächtig viel Trinkfluss hatte. Zuviel jedenfalls für ein Foto.
Die Küche grüßte derweil in einer silbrigen Spielzeug-Tajine mit einer Backfisch-Spielerei.
Könnte Steinbutt gewesen sein, heiß, knusprig, auch durch die Remoulade süffig. Machste nichts falsch.
Dem Konzept der Mezze-Bar folgend, beinhalten alle drei Menüs im Yu*lia den gleichen Reigen der kleinen Köstlichkeiten, die im gesamten östlichen Mittelmeerraum unabdingbarer Teil eines gemeinsamen Mahls sind.
Dazu werden entweder je Gast zwei der vier angebotenen Zwischengänge (58€) gewählt, alternativ einer der zwei Hauptgänge (56€) oder die große Variante mit zwei Zwischengängen, einem Hauptgericht und einem Dessert (69€). Dazu können weitere Speisen gesondert bestellt werden, bevorzugt natürlich die nicht im ausgewählten Menü enthaltenen. Die kulinarische Reise führt dabei von Marokko bis nach Georgien(!).
Bevor es mit dem Potpourri losgehen sollte, labten wir uns erst noch an Gillardeau-Austern. Für mich wie stets natur; meine Kolleginnen lobten das zurückhaltende Apfel-Sellerie-Dressing, das den schönen Französinnen nicht die Schau stahl. Geografisch hat das mit Mezze zwar wenig zu tun, aber wenn der Deckungsbeitrag (15€ für eine zusätzliche „Löwen-Ration“ neben den zum Menü gewählten drei Stück) so schmackhaft erhöht wird, wollten wir nicht kleinlich sein. Da zwar die Unterhaltung, aber bislang nichts im Glase perlte, gab es Champagner en rosé. Ich denke, es war Ruinart, zwar nicht zu Dresdener Mondpreisen, aber schon stramm kalkuliert. Mir zu fruchtig; die Kolleginnen waren entzückt.
Die auf der großen, leider nicht drehbaren Platte servierten Mezze enthielten viel Bekanntes, aber auch Überraschungen: Scharf gewürzte Kalamata Oliven, Baba Ganoush, dem mehr Rauchnote gut getan hätte, Hummus, Falafel, fein gepickeltes Gemüse, Tabouleh, Cigara Börek, Yogurtlu Pancar Salatasi, gefüllte Zucchini-Röllchen und Pastilla. Letzteres sind kleine Pasteten aus Blätterteig, gefüllt mit Geflügel und einer Mandel-Zimt-Mischung. Der knusprige Teig und die interessante Mischung aus salzig und süß, abgerundet mit den Gewürzen machte die Pastilla für mich zum Favoriten. Aber auch die Joghurt-Zubereitung mit roter Bete war schmackhaft. Eine Kollegin lobte den besonders cremigen Hummus, der ebenfalls kräftig nach einer Gewürzmischung schmeckte, in der Kreuzkümmel führte. Die Falafel waren okay, aber nichts besonderes. Auch gut die mit einer Spinat-Kartoffel-Feta-Mischung gefüllten kleinen Börek, deren sehr heller Teig nur partiell knusperte. Julia Komp bedauerte und berichtete, dass längeres Frittieren zwar eine schönere Farbe, aber auch Trockenheit mit sich bringe. Die Lösung wäre, die Rollen in der Pfanne auszubacken, aber das sei bei der Besetzung in der Küche einfach nicht leistbar. Wir hatten Verständnis und freuten uns an einer geschälten und ausgehöhlten halben Tomate, die mit einem Couscous-Salat gefüllt war. Lecker und etwas Frisches zwischen den eher fettlastigen Kleinigkeiten. Zum Dippen und Aufnehmen der cremigen Speisen gab es reichlich frisches Baguette mit verschiedenen Aromaten.
Als Sonder-Order hatten wir Lust auf Arancini. Die frittierten italienischen Reisbällchen überzeugten auf ganzer Linie. Locker, saftig, vielleicht etwas salzig. Dazu Currymajonäse, eine kalte, überraschend scharfe Spinatzubereitung und gegrilltes Salatherz. Bei letzterem fehlten die entscheidenden Röstnoten. Ein bisschen schade. Wir orderten einfach eine weitere Rutsche (6€) - immerhin ein wenig mehr Grillpower beim Salat.
Insgesamt erfüllten die Mezze ihren Zweck, kleine leckere Happen, die unser angeregtes Gespräch mehr begleiteten als sich durch kulinarische Raffinesse in den Vordergrund zu spielen. Dabei aber natürlich ausgearbeiteter als „beim Syrer ums Eck“. Die Menge fand ich für drei Gäste grenzwertig wenig. Die Präsentation mit am Tisch angegossenem Stickstoff würde Pfälzer Sushi-Kozaren vermutlich gut gefallen. Für mich war das schlicht Effekthascherei ohne kulinarischen Sinn, zudem den warmen Komponenten nicht wirklich förderlich.
Zu den kräftigen Aromen erfreute im Glas ein weißer Burgunder. Natürlich.
Dann war Zeit für eine Suppe. Wir hatten uns alle gegen eine italienische Tomaten-Consommé mit Garnele und für die Mercimek entschieden. Die türkische Linsensuppe mit Teigstreifen ist ein Klassiker, der wirklich an jeder zweiten Ecke zu bekommen ist. Da musst du liefern, um einen Aha-Effekt zu erzeugen. Wir hatten eher den Auweia-Effekt, denn die schon fast zu Brei reduzierte Suppe war mir von Beginn viel zu salzig, was an der anderen Tischseite erst bezweifelt wurde, bevor mit jedem Löffel die Gesichtsmuskeln mehr entgleisten. Da hatte die Dritte im Bunde bereits vor der massiven Schärfe der Chili-Schafskäse-Nocke die weiße Fahne gehisst. Keiner der Teller wurde leer und die Patronin war untröstlich; hätten wir doch rechtzeitig Signal gegeben, dass wir es etwas subtiler mögen - das sei hier sonst nicht so der Mainstream unter den Gästen...
Bei den noch ausstehenden Zwischengängen enttäuschte die trocken gereifte Lachsforelle Italo-Style (Fenchel und knusprige Kartoffeln) mit weitgehender Abwesenheit von Eigengeschmack. Möglicherweise (auch) einem Missverständnis zwischen Küche und Service geschuldet. Denn obwohl die Karte Forelle ankündigte, bestand die schwarze Brigade hartnäckig darauf, Lachs serviert zu haben. Da sind die Gaumen-Erwartungen halt andere...
Auch das seinerseits unauffällige Kalbstatar gab Anlass zu Diskussionen, denn es „nervte“ eine heftige Salzigkeit, vermutlich durch die prononciert eingesetzten Sardellen. Interessant und herausfordernd erneut die Schärfe der Kürbisbeilage. Spätestens hier musste das handgeschnittene Filet vom Blonde d‘Aquitaine vollends kapitulieren.
Inzwischen waren wir auf einen großartigen, deutlich mineralischen Sauvignon von Hannes Sabathi aus der Süd-Steiermark umgestiegen. Für mich Österreich-Novizen die Entdeckung des Abends!
So richtig satt war ich noch nicht und probierte die Hühnerlebern türkische Art, die sauber pariert waren und mir mit ihrer süßlichen Sauce gut gefielen (24€). Mutig schloss sich eine Innereien-Zweiflerin an und fand die Sache „gar nicht übel“. Das ist ein Anfang... Die andere Kollegin hatte auf Rinderbäckchen gesetzt und war auch nicht unzufrieden. „Butterzart“, wie vom Service angekündigt, sei aber etwas anderes...
Man merkt schon, so rechte Begeisterung wollte sich bei allen Fleischgerichten nicht einstellen. „Solide“ trifft es wohl.
Dafür konnte die Küche bei den Desserts wieder punkten. Dem Pflaumenbeignet (9€) hatte das Ölbad eine schöne Farbe verliehen. (Nimm dies, Börek!) Und Soulfood geht ja immer. Erst recht syrische Spezereien mit Nüssen (9€). Unser Favorit waren die Schoko-Variationen (14€), die mit Fenchel und Olivenöl behutsam „modern“ daher kamen. Ich mag bekanntlich Gemüse in meinem Nachtisch.
Die Küche entließ uns 1001-Nacht-gerecht mit einem Halbmond.
Damit der Abend auf jeden Fall hochwertig endete, durften wir uns zum Süßkram an einer Flasche Château Rieussec laben, meinem absoluten Lieblings-Sauternes. Auch die erst zögerliche Kollegin wurde bekehrt! Gute Entscheidung, denn an einem Abend unter der Woche in der selbsternannten Weltstadt Köln nach 23.00 Uhr noch eine geöffnete Cocktailbar zu finden, erwies sich als langwierige Aufgabe. Aber wir sind ja hartnäckig... Nicht nur dafür gebührt den Gefährtinnen meines night-flights Dank, sondern auch für die vielen, zu dieser Kritik beigesteuerten Details, die mir nur noch schemenhaft im Gedächtnis waren. Vermutlich noch nicht abgehangen genug, der Bericht. Soll mir nicht wieder passieren…
Jetzt aber zum Fazit: Kulinarisch ist (zu) wenig vom Yu:lia in Erinnerung geblieben. Vielleicht lag das an der netten Gesellschaft. Oder dem entspannten Konzept. (Wogegen die etwas strengen Regeln des Menüs sprechen...) Oder eben an meiner übersteigerten Erwartungshaltung, die bei einem benachbarten Gourmet-Restaurant immer auf ein „Abfärben“ hofft.
Daher für eine Gruppe bestimmt eine gute Location, wenn auch etwas teuer. Als Alleingast bin ich gespannt auf das benachbarte Sahila.
Also, DAS mal vorweg: So freundlich, offen, interessiert und engagiert bin ich bei einem Erstbesuch, also als unbekannter Gast, sehr, sehr lange (seit meiner Premiere im Tulus Lotrek) nicht mehr begrüßt, bedient und unterhalten worden!
Aber der Fisch duftet hier vom Kopfe, denn auch Julia Komp und Yunus Özananar, die als Paar die zwangslose(re) Schwester des benachbarten Fine-Dining-Restaurants Sahila betreiben, waren mehrfach zum guten Austausch bereit. (Lifehack: Starre den Leuten in die Augen und lächle! Irgendwann denken die, sie würden dich... mehr lesen
4.0 stars -
"Tolle Crew - solide Speisen" DerBorgfelderAlso, DAS mal vorweg: So freundlich, offen, interessiert und engagiert bin ich bei einem Erstbesuch, also als unbekannter Gast, sehr, sehr lange (seit meiner Premiere im Tulus Lotrek) nicht mehr begrüßt, bedient und unterhalten worden!
Aber der Fisch duftet hier vom Kopfe, denn auch Julia Komp und Yunus Özananar, die als Paar die zwangslose(re) Schwester des benachbarten Fine-Dining-Restaurants Sahila betreiben, waren mehrfach zum guten Austausch bereit. (Lifehack: Starre den Leuten in die Augen und lächle! Irgendwann denken die, sie würden dich
Weltrad Schönebeck: Aus Restaurant „Endlos“ wird „Le petit Wirtshaus“
Es bewegt sich einiges an der Elbe in Schönebeck. Das Restaurant Endlos by Weltrad wird für zwei Monate schließen. Und dennoch geöffnet sein. Mit einem Pop-up-Restaurant.
(Quelle: Volksstimme)
Weltrad Schönebeck: Aus Restaurant „Endlos“ wird „Le petit Wirtshaus“
Es bewegt sich einiges an der Elbe in Schönebeck. Das Restaurant Endlos by Weltrad wird für zwei Monate schließen. Und dennoch geöffnet sein. Mit einem Pop-up-Restaurant.
(Quelle: Volksstimme)
ENDLOS by Weltrad
ENDLOS by Weltrad€-€€€Restaurant, Eventlocation03928-421015Cokturhof 3, 39218 Schönebeck (Elbe)
stars -
"Französisches Pop-Up an der Elbe" DerBorgfelderWeltrad Schönebeck: Aus Restaurant „Endlos“ wird „Le petit Wirtshaus“
Es bewegt sich einiges an der Elbe in Schönebeck. Das Restaurant Endlos by Weltrad wird für zwei Monate schließen. Und dennoch geöffnet sein. Mit einem Pop-up-Restaurant.
(Quelle: Volksstimme)
"Für die Südtiroler Stuben ist Ende 2022 Schluss. Schuhbeck muss sich aus der Küche verabschieden. Für die Räume gibt es sehr prominente Interessenten." (Quelle: Augsburger Allgemeine)
"Für die Südtiroler Stuben ist Ende 2022 Schluss. Schuhbeck muss sich aus der Küche verabschieden. Für die Räume gibt es sehr prominente Interessenten." (Quelle: Augsburger Allgemeine)
Schuhbecks Südtiroler Stuben
Schuhbecks Südtiroler Stuben€-€€€Restaurant, Weinstube, Sternerestaurant0892166900Platzl 6+8, 80331 München
stars -
"Jedenfalls in der bisherigen Form ist am Jahresende Schluss" DerBorgfelder"Für die Südtiroler Stuben ist Ende 2022 Schluss. Schuhbeck muss sich aus der Küche verabschieden. Für die Räume gibt es sehr prominente Interessenten." (Quelle: Augsburger Allgemeine)
Geschrieben am 15.11.2022 2022-11-15| Aktualisiert am
15.11.2022
Zum Martinstag natürlich Gans „mit allem Zipp und Zapp“, dieses Jahr im Schröter‘s Leib und Seele. Keule und ein Stück von der Brust, etwas Haut gesondert. Kräftig geröstet, aber nirgends zu dunkel, Fein-knusprig, nicht zu fett, fast überall saftig. Handwerklich und geschmacklich sehr gut. Vom Drumherum lediglich der Semmelknödel kritikfähig, weil sehr, sehr fest. Da blieb (auch bei anderen Gästen) einiges über, trotz der schönen Butterbrösel und der tollen, klassischen Sauce, der vielleicht etwas mehr Orangenfrische gut getan hätte. Fantastico der mürbe Bratapfel mit einer Gansleber-Praline. Nicht weniger gut der würzig-schlotzige Rotkohl und der nicht verkochte Rosenkohl mit ausgelassenen Speckstückchen. Sehr, sehr lecker, ohne Frage.
Der Preis von 49€ für ein Tellergericht indes verursachte Schnappatmung; die hohen Geflügelpreise dieses Jahr gingen schon durch die Presse. Deshalb auch vor der Bestellung vom Oberkellner Herr Martin (Sic!) deutlich angesagt. Kann dann jeder selbst entscheiden, finde ich fair. Weniger, dass das alkoholfreie 0,33l-Fläschchen KöPi weiterhin mit 4,70€ berechnet wird. Aber das ist eine andere Geschichte...
Zum Martinstag natürlich Gans „mit allem Zipp und Zapp“, dieses Jahr im Schröter‘s Leib und Seele. Keule und ein Stück von der Brust, etwas Haut gesondert. Kräftig geröstet, aber nirgends zu dunkel, Fein-knusprig, nicht zu fett, fast überall saftig. Handwerklich und geschmacklich sehr gut. Vom Drumherum lediglich der Semmelknödel kritikfähig, weil sehr, sehr fest. Da blieb (auch bei anderen Gästen) einiges über, trotz der schönen Butterbrösel und der tollen, klassischen Sauce, der vielleicht etwas mehr Orangenfrische gut getan hätte. Fantastico... mehr lesen
4.0 stars -
"Man gönnt sich ja sonst auch was..." DerBorgfelderZum Martinstag natürlich Gans „mit allem Zipp und Zapp“, dieses Jahr im Schröter‘s Leib und Seele. Keule und ein Stück von der Brust, etwas Haut gesondert. Kräftig geröstet, aber nirgends zu dunkel, Fein-knusprig, nicht zu fett, fast überall saftig. Handwerklich und geschmacklich sehr gut. Vom Drumherum lediglich der Semmelknödel kritikfähig, weil sehr, sehr fest. Da blieb (auch bei anderen Gästen) einiges über, trotz der schönen Butterbrösel und der tollen, klassischen Sauce, der vielleicht etwas mehr Orangenfrische gut getan hätte. Fantastico
Geschrieben am 04.11.2022 2022-11-04| Aktualisiert am
04.11.2022
Besucht am 27.06.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 171 EUR
Eigentlich wollte ich gar nichts schreiben, denn das Treffen diente eher dem fröhlichen Miteinander als der kritischen Bestandsaufnahme. Aber das wäre etwas ungerecht gegenüber Küche und Service, die an diesem Abend gute bis sehr gute Leistungen zeigten. Also mal sehen, was ohne Notizen noch aus den Tiefen der Erinnerung auftaucht...
Zum wiederholten Male musste am Montagabend eine ansprechende Location in Schwerin gefunden werden und da Abwechslung bekanntlich erfreut, sollte es nicht wieder das grundsätzlich sehr feine Bistro George im Weinbaus Uhle sein. Nach eher zweifelhaften italienischen Angeboten erinnerten wir uns an dieses Traditionsrestaurant, das schon 1982 als Gastmahl des Meeres eröffnet wurde. Nach der Wiedervereinigung wurde es wie an vielen anderen Standorte auch, vom damaligen Betriebsleiter übernommen. 1999 ging es dann an den heutigen Betreiber, der nach einer grundlegenden Renovierung unter dem Namen Lukas eröffnete. Im Inneren dominiert allenthalben Holz, etwas in die Jahre gekommen, aber noch nicht so sehr, dass es schon wieder nostalgisch wäre. Die verglaste Veranda ist immerhin schön hell. Trotz einiger dunkler Wolken entschieden wir uns aber für einen Tisch auf der Terrasse direkt an der Fußgängerzone. Bei Prüfung unserer Reservierung wurde gleich darauf hinweisen, dass ein späterer Umzug nicht möglich sein werde, da man - am Montag! - ausgebucht sei. Wir blieben trotzdem unter freiem Himmel und haben es nicht bereut. Die weiblichen Servicekräfte mussten sich ordentlich sputen und hatten dabei anfangs eine mehr oder weniger direkte Ansprache, wussten aber gut Bescheid und erledigten ihren Job ohne Fehl und Tadel. Später wurde der Ton freundlicher - vielleicht, weil der größte Ansturm abgearbeitet war oder aufgrund unser üppigen Bestellungen?
Erfreulich war schon mal die zwar kleine, aber vernünftig bestückte Weinkarte. Wir einigten uns auf eine Flasche Rosé Aix (günstige 31€), gefolgt von einem Spitzen Rheingau-Riesling zum absoluten Schnäppchenpreis (41€!).
Wird hier vermutlich nicht oft bestellt. Auch das Mineralwasser mit 5€ für die Flasche preiswert.
Neben den üblichen Verdächtigen in norddeutschen Fischrestaurants gab einige kreative, eigenständige Angebote, die sich aktuell nicht mehr auf der Karte finden. Das spricht für den Hinweis der Bedienung, dass der Chef regelmäßig neue Angebote entwickle.
Ich startete mich einem selbst gebeizten Lachs-Carpaccio (13,9€), das durch seine ungewöhnliche Wacholder-Note aus dem erwartbaren Rahmen fiel.
Auf die kleinen Scheiben war ein Gurken-Radieschen-Salat drapiert und schließlich Grana Padano gehobelt worden. Etwas wilde Mischung, aber hat gut funktioniert.
Meine Mitstreiter hatten sich für Bruschette entschieden, die auf jeden Fall durch gutes Handwerk überzeugten:
Dicke Scheiben Oliven-Ciabatta waren ordentlich geröstet worden, so dass das Gesamtkunstwerk weder matschig war, noch zu „keksig“. Das angekündigte Basilikum wurde kurzerhand durch Schnittlauch ersetzt. Dazu gab’s Rauke und Spinat ohne bemerkbares Dressing, naja. Rohe rote Zwiebeln gehören für mich nicht in diesen Appetizer, sind aber ja nicht völlig unüblich, was man dem zerlaufenen Käse nicht bescheinigen kann. Beschwerden gab es aber keine; im Gegenteil.
Als Zwischengang teilten wir uns die „dreierlei Schnittchen“.
Unterschiedliches Graubrot war bei diesem Teller direkt mit Käse überbacken worden; ich tippe auf den Grana Padano. Sehr gut die Auflagen: Nordseekrabben, Jakobsmuschel, Garnele überzeugten allesamt geschmacklich, was für die Qualität spricht. Von Muschel und Garnele hätte jeweils ein weiteres Exemplar schon auf das Brot gepasst... Dafür war die Salatbeilage um Blutampfer und Sprossen erweitert worden, aber immer noch eine trockene Angelegenheit.
Beim Hauptgericht wählte die Dame drei Sherry-Matjesfilets, die ihr sehr gut schmeckten.
Auch die Bratkartoffeln gefielen trotz der etwas fettigen Optik; davon durfte ich mich selbst überzeugen. Die Hausfrauensauce schien mir etwas dick geraten, wurde aber immerhin separat serviert.
Die Herren der Schöpfung waren sich einig, dass es Ostseefisch sein sollte.
Na klar, eine saftige Scheibe Dorsch, mit einer Kruste aus gekräuterten Semmelbröseln überbacken, die ihren Namen verdiente. Auch hier wieder sehr gutes Handwerk. Für den kleinen kreativen Kick, der mich im Lukas insgesamt positiv überrascht hat, standen hier die Beilagen: Süßkartoffel-Stampf und eine Mischung verschiedener, nicht verkochter (!) Wurzeln. Das Schäumchen am linken Bildrand kann ich beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren. Aber was ist schon perfekt im Leben?
Das Lukas zwar auch nicht, aber immerhin doch so gut, dass es sich von den üblichen Fischrestaurants in Küstennähe angenehm abhebt, allemal mit der Sonderkarte. Als Alternative durchaus geeignet und gern empfohlen.
Eigentlich wollte ich gar nichts schreiben, denn das Treffen diente eher dem fröhlichen Miteinander als der kritischen Bestandsaufnahme. Aber das wäre etwas ungerecht gegenüber Küche und Service, die an diesem Abend gute bis sehr gute Leistungen zeigten. Also mal sehen, was ohne Notizen noch aus den Tiefen der Erinnerung auftaucht...
Zum wiederholten Male musste am Montagabend eine ansprechende Location in Schwerin gefunden werden und da Abwechslung bekanntlich erfreut, sollte es nicht wieder das grundsätzlich sehr feine Bistro George im Weinbaus Uhle... mehr lesen
4.0 stars -
"Empfehlenswertes Fischrestaurant - seit 1982!" DerBorgfelderEigentlich wollte ich gar nichts schreiben, denn das Treffen diente eher dem fröhlichen Miteinander als der kritischen Bestandsaufnahme. Aber das wäre etwas ungerecht gegenüber Küche und Service, die an diesem Abend gute bis sehr gute Leistungen zeigten. Also mal sehen, was ohne Notizen noch aus den Tiefen der Erinnerung auftaucht...
Zum wiederholten Male musste am Montagabend eine ansprechende Location in Schwerin gefunden werden und da Abwechslung bekanntlich erfreut, sollte es nicht wieder das grundsätzlich sehr feine Bistro George im Weinbaus Uhle
Geschrieben am 23.10.2022 2022-10-23| Aktualisiert am
06.08.2023
Besucht am 16.06.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 49 EUR
Die zweite Runde meiner kleinen Copa Peruana erfolgte am nächsten Abend auf den Außenplätzen vor dem Pajaten. Neben der angenehmen Beobachtung vieler bekannter und unbekannter Flaneure bescherte mir die wunderbare Abendsonne einen veritablen Sonnenbrand. Irgendwas ist ja immer.
Das Restaurant selber ist seit einigen Jahren in einem flachen Gebäude entlang der Bahnstrecke Bremen-Hannover beheimatet, vielleicht ein Behelfsbau aus der Nachkriegszeit. Die ehemaligen Veranda ist mittlerweile komplett umbaut und großzügig verglast. Hier kann man auch an trüberen Tagen hübsch sitzen, wobei es nach meiner Erfahrung in solchen „Schuppen“ oft übelst zieht. Aber das ist Spekulation und an diesem Sommertag sicher nicht das Problem der Golden Ager und Freundinnen-Gruppen, die es sich lautstark gut gehen ließen, wie ich durch die geöffneten Fenster live miterleben durfte. Auch mehrere Südamerikanerinnen waren unter den Gästen; ist ja nicht die schlechteste Visitenkarte für eine exotische Gastro. Nach hinten gleicht der Raum einem langen Schlauch, links Theke und Küchenzeile, rechts mit notdürftiger Deko hingezimmerte „gemütliche“ Nischen. Kann man mögen... Wenn ich beim Essen ungestört Geheimnisse austauschen will, nehm ich lieber eine Priölke im Bremer Ratskeller.
Angesichts des doch regen Zuspruchs war die Besetzung etwas dünn. Eine Dame in der Küche, eine im Service, die auch für die Getränke zuständig war. Ich halte sie für die Betreiberin, denn die Auskünfte waren freundlich und fachkundig. Nach der ersten Runde dauerte es - zwangsläufig - recht lange, bis sie wieder vor der Tür erscheinen konnte, so dass ich mich für spätere Bestellungen eigenfüßig an die Theke begab. Speisen musste ich dabei nicht zurücktragen, denn das Essen im Pajaten war zwar anders als im Pachamama, aber ebenfalls gut.
Was sich problemlos vergleichen ließ, denn nach Durchsicht des Angebots fasste ich natürlich den kühnen Vorsatz, weitgehend identisch zu bestellen.
Was schon beim Getränk scheiterte. Cusqueño steht zwar Karte, sei aber „aus“. Nun gut, es hätte hier wohl kaum anders geschmeckt. Aber: Wenn die Wirtin dir kein Bier gibt, bestell halt Chicha Morada! Schon wieder eine Premiere! Nicht etwa, da eine Einkehr auch außerhalb der Fastenzeit so ganz ohne geistige Getränke blieb, sondern weil ich ganz sicher noch nie etwas auf der Basis von ausgekochtem Purpurmais getrunken hatte. Wer sich für die Zubereitung interessiert, möge bitte dem Link folgen https://de.m.wikipedia.org/wiki/Chicha_morada#Zubereitung
Optisch und auch am Gaumen erinnerte es an eingekochten Kirschsaft, aber mit deutlichen Aromen von Zitrone, Zimt und Nelke (Wie Kinder-Glühwein?).
Mir zu süß, aber etwas verdünnt, gerne wieder. Der halbe Liter schlug auf dem ordentlichen Kassenbon mit satten 5€ zu Buche.
Für den gerösteten Knuspermais, der im Pachamama auf‘s Haus ging, hätte ich hier 3,5€ (!) löhnen müssen. Vielleicht wäre die Portionsgröße ja entsprechend gewesen; ich verzichtete dankend und orderte erneut
Empanadas
Leche de Jaguar (Richtig so, wie kommt der Tiger überhaupt in die Anden?)
Causa limeña de pollo
Anticuchos und Patacones mit Huancaina-Soße
Und ohne ein Schmankerl ging‘s los:
Statt einer großen kam hier ein Trio von drei kleinen Teigtaschen (10€), alle sich gleichend wie ein Ei dem anderen und diejenigen mit Fleischfüllung zur Unterscheidung mit einem kleinen Brandzeichen versehen.
Also höchstwahrscheinlich vorgefertigte Ware, deren Teig auch deutlich dicker war und auch nicht so fein knusperte wie bei den drei Damen vom Anden-Grill. Die Füllungen waren kräftig, aber nicht überwürzt.
Besonderheit: Die vegetarische Version war mit lockerem Weißkäse gefüllt und frittiert, ein Tequeño.
Das hat natürlich wieder etwas Boden gut gemacht, aber trotzdem fehlte die Raffinesse des Vortags: Punkt für das Pachamama.
Auch beim Ceviche (9,5€) ging das Pajaten eigene Wege. Statt einer frittierten Garnele wurde ein gekochtes Exemplar noch mit Kopf und Panzer aufgelegt, das gegen den knusprigen Kameraden etwas das Nachsehen hatte. Das glich dann der getrocknete Mais wieder aus, der hier anstelle der eingekochten Riesen-Variante vorhanden war. Als Fisch wurde Rotbarsch verwendet, eine der leider vielen überfischten Arten. Für die „Raubkatzen-Milch“ wurde lt. Karte neben Limettensaft Chili-Art Aji de Limo (Lemon Drops) genutzt, die wohl auch einen eigenen Zitrusgeschmack mitbringt. Da überrascht zwar, dass weniger Schärfe im Spiel war, aber nicht die kräftige Säure. Für den Ausgleich war im Pachamama der eingekochte süße Mais zuständig, im Pajaten erfüllte Süßkartoffel die gleich Aufgabe. Statt der Gemüseeinlage begleiteten hier nur rote Zwiebeln den Fisch, die etwas gröber geschnitten waren.
Zwei unterschiedliche Varianten; für mich ein geschmackliches Unentschieden.
Noch interessanter dann die zweite Causa de pollo (8,5€), die zumindest äußerlich der Premiere sehr nahe kam; Avocado war allerdings reichlicher verwendet worden. Die Innenansicht zeigte einen höheren Kartoffelanteil, den die Küche zu einem gröberen Püree verarbeitet hatte. Auch das Hähnchen in größeren Fetzen, was kein Schaden war. Die Farbe belegte wieder die gelbe Paprika, aber am Gaumen überraschte die fast völlige Abwesenheit von Limette.
Same, same but different.
Beim Hauptgericht wenig Überraschendes. Die Scheiben vom Rinderherz (9,5€) kamen aus der Pfanne, nicht vom Grill. Das Muskelfleisch war besser pariert, aber ordentlich kauen musste ich auch diesmal. Die angenehm pikante Sauce leider nur sparsam portioniert. Am Gaumen leider ein Totalausfall die gekochten Maiskolbenringe. Würde ich jetzt erst mal nicht wieder bestellen.
Die frittierte Kochbanane (6,5€) etwas dünner geschnitten, die Panade nicht ganz so knusprig wie tags zuvor aber durchaus gelungen. Da passte es doch gut, dass wie zum Fleisch ein Töpfchen Huancaína-Salsa serviert wurde.
Die braven Leute aus der Anden-Stadt Huancayo vermengen Frischkäse mit der beliebten gelben Chili Aji Amarilla, Knoblauch und roten Zwiebeln zu einer cremigen, würzigen Käsesauce. Die Karte wies keine Zusatzstoffe aus, trotzdem kam sie mir wie ein Industrieprodukt vor. Sie war schon bei den Vorspeisen reichlich zur Verzierung verwendet worden. Beim letzten Teller leichte Vorteile für das Pajaten.
„Und damit darf ich zum Fazit kommen“ (C.), nämlich meiner kleinen Battle:
Beide Restaurants sind zu empfehlen, auch um eine neue Küche kennenzulernen.
Die Speisen im Pachamama schienen mir einen Tick „echter“. Die Authentizität kann ich gar nicht beurteilen, aber sie hatten im Vergleich(!) mehr Eigenständigkeit. Im Pajaten alles professioneller und „glatter“. Aber wie immer Geschmacksache - und das ist auch gut so!
Die zweite Runde meiner kleinen Copa Peruana erfolgte am nächsten Abend auf den Außenplätzen vor dem Pajaten. Neben der angenehmen Beobachtung vieler bekannter und unbekannter Flaneure bescherte mir die wunderbare Abendsonne einen veritablen Sonnenbrand. Irgendwas ist ja immer.
Das Restaurant selber ist seit einigen Jahren in einem flachen Gebäude entlang der Bahnstrecke Bremen-Hannover beheimatet, vielleicht ein Behelfsbau aus der Nachkriegszeit. Die ehemaligen Veranda ist mittlerweile komplett umbaut und großzügig verglast. Hier kann man auch an trüberen Tagen hübsch sitzen, wobei... mehr lesen
3.5 stars -
"Krasse Nix-Nikkei-Battle Teil 2" DerBorgfelderDie zweite Runde meiner kleinen Copa Peruana erfolgte am nächsten Abend auf den Außenplätzen vor dem Pajaten. Neben der angenehmen Beobachtung vieler bekannter und unbekannter Flaneure bescherte mir die wunderbare Abendsonne einen veritablen Sonnenbrand. Irgendwas ist ja immer.
Das Restaurant selber ist seit einigen Jahren in einem flachen Gebäude entlang der Bahnstrecke Bremen-Hannover beheimatet, vielleicht ein Behelfsbau aus der Nachkriegszeit. Die ehemaligen Veranda ist mittlerweile komplett umbaut und großzügig verglast. Hier kann man auch an trüberen Tagen hübsch sitzen, wobei
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