Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 364183x gelesen 10192x "Hilfreich" 9143x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 28.05.2023 2023-05-28| Aktualisiert am
28.05.2023
Besucht am 23.03.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 44 EUR
Ich war noch nie in Japan, deshalb sollte ich mich mit Urteilen über die Authentizität japanischer Lokale zurückhalten. Allerdings dürfte Düsseldorf mit der - lt. Sender Keeken;-) - größten japanischen Kolonie dafür schon ein recht gutes Pflaster sein. Erst recht Klein-Tokyo rund um Immermann-, Ost- und Klosterstraße und an deren westlichem Ende ebbt auch der Zulauf der meist jungen Einheimischen ab. Um sich im Hakata schließlich auf einen Borgfelder zu reduzieren. Ansonsten waren die Holznischen mit ihren typischen Vorhängen schnell mit Gruppen ausschließlich asiatischer Gäste gefüllt, vermutlich Kollegen, die ihren Feierabend doch zunehmend lautstark genossen.
Authentisch, gell? Dass der Service durch zwei sehr junge Männer versehen wurde, eher nicht. Oder doch? Denn deutsch konnten beide nicht, nur einer etwas englisch, so dass die Konversation überwiegend mittels Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone stattfand, was überraschend gut klappte. So wurde mir gleich nach dem Eintritt bedeutet zu warten und nach Rückfrage in der Küche via Display mitgeteilt, dass das Essen wohl 30 Minuten dauern würde. Aber ich hatte ja keine Termine mehr und so verzog ich mich an den zugewiesenen Platz an der Stirnseite der (ehemaligen) Sushi-Theke, an der ich den Abend über einsam blieb.
Aber gut, so hatte ich genügend Zeit die Gerichte aus der Karte zu googeln und gewann so die Erkenntnis, dass ich weder in einer Sushi-Bar gelandet war, noch in einem Spezialitäten- oder gar Kaiseki-Restaurant. Tatsächlich will das Hakata (Benannt natürlich nach dem alten Hafenviertel von Fukuoka, aber das ist hier ja Allgemeinwissen…;-) ein Izakaya sein. Ich hatte mir diese Kneipen mit kleinen Speisen weniger „gesetzt“ vorgestellt, aber Portionsgrößen und Preise passten genau. Erfreulich die guten Abbildungen in der Karte, denn die deutschen und englischen Übersetzungen der Gerichte beschränkten sich teilweise darauf, den japanischen Namen zu transkribieren. Nützlich auch die Angabe, ob es sich um kalte, warme oder heiße Gerichte handelt. Ich war jedenfalls gespannt.
Zur Überbrückung der Wartezeit bestellte ich in der Fastenzeit grünen Tee (freundliche 2,5€ je Kännchen), lauschte einer Mischung von J-Pop und westlichen Klassikern und knabberte den angenehm bissfesten, scharf-würzig-säuerlich eingelegten Chili-Senfkohl (takana), der als kaltes Gericht doch recht fix an den Tresen kam (5,5€).
Nach der als gar nicht so lang empfundenen Wartezeit ging es mit nicht mehr warmem Aburi Mentai los, überflämmter Fischrogen, als Fisch war dazu cod angegeben, also Kabeljau. Vielleicht ist der in Europa leichter zu bekommen. In der Textur etwas weicher als z. B. geräucherter Bottarga. Die beigelegte Limette sorgte für zitrische Frische im ansonsten recht salzigen Geschmacksbild, und eine deutliche Schärfe im Abgang gefiel mir gut (8,5€).
Ebenso wie die Takoyaki, frittierte Weizenteig-Bällchen, die mich etwas an spanische Croquetas erinnerten, was natürlich auch an der béchamelartigen Sauce im Inneren lag, die mittelzartes Oktopusfleisch umhüllte. Dazu zum Stippen Bonitoflocken, Frühlingszwiebeln und eine süße Sauce, die etwas nach Cola schmeckte. (8,5€). Das Frittiergut kam höllisch heiß aus dem Fett, wie mein gemarterter Gaumen empört meldete.
Nach dem Fingerfood hatte ich mir noch eine halbe Atja-Makrele (hokke) für 8€ bestellt. Der kleine Fisch war an der Karkasse über Holzkohle gegrillt worden und hatte einschließlich der Gräte eine perfekte Röstung. Das fette, aber feste Fleisch war ein Hochgenuss. Mit Zitrone und geriebenem Rettich konnten je nach Geschmack frische Akzente gesetzt werden.
Sehr passend dazu ume-chiri, Reis mit getrocknetem, geriebenem Fisch und äußerst fein geschnittener Essig-Pflaume und anderem Gemüse.
Anders als eine japanische Familie, die unter vielen Verbeugungen verabschiedet wurde, durfte ich nach dem Bezahlen mit einem knappen Kopfnicken in den späten Abend gehen. Immerhin war mir Einlass in eine recht verschlossene Gesellschaft gewährt worden…
Und eines kann ich als absoluter Experte als völlig authentisch versichern: Nämlich meine tiefe Zufriedenheit mit den Speisen im Hakata! Sehr gerne wieder, wenn es „Einfach. Einfach lecker.“ sein soll.
Ich war noch nie in Japan, deshalb sollte ich mich mit Urteilen über die Authentizität japanischer Lokale zurückhalten. Allerdings dürfte Düsseldorf mit der - lt. Sender Keeken;-) - größten japanischen Kolonie dafür schon ein recht gutes Pflaster sein. Erst recht Klein-Tokyo rund um Immermann-, Ost- und Klosterstraße und an deren westlichem Ende ebbt auch der Zulauf der meist jungen Einheimischen ab. Um sich im Hakata schließlich auf einen Borgfelder zu reduzieren. Ansonsten waren die Holznischen mit ihren typischen Vorhängen schnell... mehr lesen
4.0 stars -
"Authentisch? Überzeugend!" DerBorgfelderIch war noch nie in Japan, deshalb sollte ich mich mit Urteilen über die Authentizität japanischer Lokale zurückhalten. Allerdings dürfte Düsseldorf mit der - lt. Sender Keeken;-) - größten japanischen Kolonie dafür schon ein recht gutes Pflaster sein. Erst recht Klein-Tokyo rund um Immermann-, Ost- und Klosterstraße und an deren westlichem Ende ebbt auch der Zulauf der meist jungen Einheimischen ab. Um sich im Hakata schließlich auf einen Borgfelder zu reduzieren. Ansonsten waren die Holznischen mit ihren typischen Vorhängen schnell
Geschrieben am 20.05.2023 2023-05-20| Aktualisiert am
30.04.2024
Besucht am 29.03.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 134 EUR
In der fleischlosen (Fasten-)Zeit stehen für mich viel Fisch und Schalentiere auf dem Speiseplan bei Restaurantbesuchen. Aber auch mal ein vegetarisches Menü. Nicht, weil es mir zu anderer Zeit nicht auch schmecken würde. Aber die tierischen Alternativen reizen mich zumeist einfach mehr.
Also suchte ich bei meinem letzten Berlinaufenthalt bewusst nach einem entsprechenden Angebot, gern auch gehoben, weil dort sehr oft kreativ ohne tierische Produkte gekocht wird.
Der Guide Michelin ist bislang immer ein guter Ratgeber gewesen und auch ohne einen Stern klang die Empfehlung des Bonvivants als unkompliziert, relaxed und originell ebenso einladend wie die Selbstbeschreibung als „Cocktail Bistro“ interessant. Eine Reservierung schien mir an einem Dienstagabend nicht zwingend.
Die Entfernung von meinem Hotel in der Nähe des Jüdischen Museums hatte ich etwas unterschätzt und war daher nach dem 50-minütigen Fußmarsch recht froh, endlich die großzügigen Altbau-Räume in Schöneberg erreicht zu haben. Der Empfang war nicht unfreundlich, aber ein wenig reserviert, später entpuppte sich der durchweg junge Service als engagiert, fachlich professionell und freundlich, meine kleinen Extrawünsche wurden gern erfüllt. An einer Rückmeldung war man ehrlich interessiert und die Gerichte und Getränke wurden sowieso gern erklärt. Gern hockend vor der Tischplatte, um Augenhöhe zum Gast herzustellen - ich hatte gehofft, diese Attitüde wäre endgültig vorbei. Abgesehen davon agierte der Service unprätentiös, sieht man von den zwar individuellen, aber uniform klein-geblümten Hemden bzw. Blusen ab, die hier als „Arbeitskleidung“ über der Hose getragen werden. (Berlin, da machste nix…)
Der ebenerdige, überraschend große Gastraum mit gewöhnungsbedürftigem, grau gestrichenem Estrichboden wird durch die Bar geteilt: Vorne tatsächlich eine Lounge mit Polstermöbeln, dann schließen sich einige Hochtische und -Stühle für kleinere Gruppen an. Im hinteren Bereich befindet sich der eigentliche Restaurantbereich. Tatsächlich war weder an den großen Fenstern mit ihren samtenen Stores noch an den moosgrün gestrichenen Wänden mit stilsicheren Deko-Elementen etwas für mich frei.
Die Holz-Metallrohr-Stühle sind auf Dauer etwas hart. Mit dem Zweiertisch in der Mitte war ich trotzdem zufrieden, denn genau über mir war ein Lichtauslass in der abgehängten Decke, die erfreulicherweise noch einen Blick auf die umlaufende Stuckleiste frei ließ. Dass allerdings ab 20.00 Uhr das Licht foto-unfreundlich gedimmt wurde, läuft für mich unter „Konzept vor Kunde“.
Aber bitte, vielleicht ist manchen Gästen die Bar-Atmosphäre wichtiger als ein erhellender Blick auf das Menü (4 bis 6 Gänge von 69 bis 81€), welches zweisprachig schon am Platz auslag, sehr schön. Und auch die Getränkebegleitung war schon angedruckt, die hier eine echte Besonderheit darstellt: Statt einer Begleitung aus der übersichtlichen Weinkarte werden passende Cocktails (44 bis 53€) serviert! Der vor meinem Tisch hockende Bar-Keeper (Inhaber?) erklärte mir, dass man einfach mehr Aromenvielfalt als bei Wein sehe, gegen den aber „nichts zu sagen sei“. Ganz schön schnöselig, dachte ich zuerst bei mir. Aber es ist schon was dran: Kräftig zitrische Säure ist bei Wein eher schwierig, Würzigkeit wird man selten finden, bittere Noten erst recht. Und Schärfe schon mal gar nicht. All diese Aromen konnte ich an diesem Abend beim - selbstverständlich auch alkoholfrei angebotenen - Pairing erleben, mal verblüffend gut, mal weniger passend. Aber das geht mir mit den meisten Weinbegleitungen auch so. Eine sehr gute neue Erfahrung, danke an das Bonvivant!
Bei angenehmer, mal chilliger, mal funky Hintergrundmusik ließ ich mir den Aperitif schmecken, der dem eher sauren als kräuterigen Wacholder-Verbene-Mix gleich mal mit Weizengraspuder am Glasrand ungewöhnlich „getreidige“ Nuancen spendierte!
Der vegetarische Abend begann mit drei Aperos, die wunderbar in die Küche einführten:
Eine Steinpilzpraline, die geschmacklich keinen Zweifel an ihrer Herkunft aus dem Wald aufkommen ließ, wurde von säuerlich eingelegten Buchenpilzen und kräftigem, fast schon scharfen Bärlauch begleitet. Süffiger Gegenpart ein kleiner, nicht zu matschiger Kartoffelsalat auf einem Chip, gekrönt von einer „Blüte“ der Belper Knolle (nach der Art des Tête de Moine) mit Gemüseasche. Schließlich eine Tartelette mit einer feinen Crême von Karotte und Petersilie, die durch eine Blütenessenz gut eingefasste bittere Noten erhielt. Süß, bitter, „blütig“. Stark. Spätestens jetzt war klar, dass hier keine grobe Gemüseküche zu erwarten war, sondern künstlerische Verfeinerung.
Dementsprechend startete das eigentliche Menü mit Kohlrabi, der mit Holunderblüten, Tannennadeln und schwarzem (nämlich gegrilltem) Apfel kombiniert war. Von roh über gepickelt und cremig bis hin zu Öl, wurden hier zunächst klare Aromen sich gut ergänzend nebeneinander gestellt. Während das „versteckte“ Tatar auf den Punkt gegart kam, war mir die rohe Scheibe zu dick. Da musste man sich beim Schneiden schon bemühen, was dazu führte, dass schnell ein unansehnlicher „Einheitsbrei“ entstand. Heimlicher Star war die gesondert gereichte, aufgeschäumte Suppe aus den Blättern, aus der deutlich saure Apfelzesten aromatisch hervorstachen.
Als Begleitung Wacholdergrün-Essenz von LaOri mit Apfel-Verjus, Oolong und Ingwer.
Der nächste Teller war ein Hingucker und präsentierte Texturen des vegetarischen Alleskönners Sellerie in einer Beurre blanc von über Holzkohle geräucherter Butter. Weizengras und Wildkräuter sorgten dafür, dass es nicht zu sehr ins Süßliche abdriftete. Die optisch an Trüffel erinnernde gehobelte Belper Knolle blieb überraschend blass. Schon gefällig, war aber von Anfang an überraschend breiig und damit auch schnell in einen indifferenten Einheitsgeschmack einmündend, der wenig Nuancen bereit hielt. Der Lieblingsgang der sehr netten Frau im Service, für mich der „schwächste“ auf diesem hohen Niveau.
Herausfordernd ein Zero-Cider von Jörg Geiger der mit einer Mezcal-ähnlichen Räucheressenz das Thema der Beurre blanc sehr herausfordernd aufnahm.
Sehr gut die folgende Brotauswahl mit kreativen Begleitern: Das Sauerteigbrot, litt noch an seiner etwas zu harten Kruste, dafür war der Langos ebenso spitzenmäßig wie der hauchdünne Leinsamen-Cracker. Dazu machte die Cashew-Crème mit Ziegenkäse-Kulturen viel mehr Spaß, als es die Beschreibung vermuten ließ, und die fermentierte Miso-Butter war pures umami-Fett.
Als passenden Drink hätte man für zusätzliche 7,5€ ein alkoholfreies Knärzje-Bier aus Brotabschnitten erwerben können. Ich versuchte stattdessen den Laori Juniper No. 1, dessen kräftiger Wacholdergeschmack zunächst nicht von einem Dry Gin zu unterscheiden war. Nur im Abgang fehlte mir dann doch die Schärfe.
Beim nächsten Gang drehte es sich um Topinambur, dem kleinen Bruder der Sonnenblume. Confiert, fast roh und glasiert, als Püree und Chip, gerieten die Kombinationen mit Zwiebeln, Majoran und diesmal wirklich Trüffel zwar kräftig, aber nie unpassend. Kein Teller für Beckenrandschwimmer.
Dementsprechend war die flüssige Kombination von Gerstenmalzbier und schwarzem Trüffel einerseits rau, aber auch schon fast wieder traubig. Hat gut gepasst.
Erneut wählte die Küche eine kreisförmige Anrichte: Unterschiedlich gegarte Flowersprouts und Kräuter umrahmten geräucherte Belugalinsen in einer Beurre blanc, die ihre Säure aus einem koreanischen Sauerkrautansatz bezog. Das Eigelb hatte einen perfekten Schmelz und leuchtete verlockend aus dem geheimnisvollen Dunkel. Das sah nicht nur gut aus, das konnte in seiner Aromatik und Konsistenz mit jedem Fleischgang mithalten. Crunch brachten frittierte Zwiebelringe, die etwas Süße beisteuerten, was wohltuend die Schärfe des Kimchi dämpfte. Mein Favorit.
Die Schärfe griff ein Muskatauszug auf, der mit Hibiskus und Wildkirsche gezähmt wurde. Am Tisch gab es noch eine Haube aus Bierschaum aus dem Syphon. Sehr gut.
Die Rolle eines Pre-Dessert erfüllte ganz frühlingshaft Kirschblatt-Granité und eingelegte Blüte einerseits und Rhabarber andererseits. Ganz ausdrucksstark dazu eine Mousse von Johannisbeerholz. Schließlich Sauerampfer und nix mehr mit Blütenträumen - da wurde der Gaumen ordentlich erfrischt. Super knusprig und eindeutig der Mohn-Chip.
Im Glas eine harmonische Komposition von Rooibos und geklärtem Erdbeersaft mit Zimt und Ingwer gegen zu plakative Fruchtigkeit.
Das eigentliche Dessert überzeugte mich wie oft (etwas) weniger. Die gedünstete Pastinake mit ihrer Glasur von weißer Schokoladen-Ganache geriet doch recht pappig-süß. Eingelegte Kiefernzapfensamen und Fichtennadel-Eis hielten schön würzig dagegen, die Mousse aus Robinienblüten blieb etwas blass. Natürlich war alles selbst gesammelt, wie mir auch ungefragt versichert wurde. Ach, Berlin…
Trotzdem hätte auch dieser Gang ein Foto verdient gehabt.
Die Orangenessenz mit Kardamom und Fenchelsamen konnte mit ihrer ätherischen Aromenwelt gut an die Nadelbaumsamen anschließen.
Das sehr lecker ausschauende Praliné musste ich fastenbedingt ablehnen. Die zuvorkommende Crew spendierte mir daraufhin einen entkoffeinierten Espresso (eigentlich schmale 2,5€), den ich mir zum Abschluss eines überaus ansprechenden fleischfreien Abends bestellt hatte.
Ich war insgesamt sehr zufrieden mit meinem Besuch in diesem kulinarisch gleich in mehrfacher Hinsicht interessanten und überraschenden vegetarischen Restaurant. Und die Tester des Guide Michelin offenbar auch. Eine Woche nach meinem Besuch gehörte das Bonvivant zu den neu besternten Restaurants. Verdient.
In der fleischlosen (Fasten-)Zeit stehen für mich viel Fisch und Schalentiere auf dem Speiseplan bei Restaurantbesuchen. Aber auch mal ein vegetarisches Menü. Nicht, weil es mir zu anderer Zeit nicht auch schmecken würde. Aber die tierischen Alternativen reizen mich zumeist einfach mehr.
Also suchte ich bei meinem letzten Berlinaufenthalt bewusst nach einem entsprechenden Angebot, gern auch gehoben, weil dort sehr oft kreativ ohne tierische Produkte gekocht wird.
Der Guide Michelin ist bislang immer ein guter Ratgeber gewesen und auch ohne einen Stern... mehr lesen
4.5 stars -
"Aus gegebenem Anlass!" DerBorgfelderIn der fleischlosen (Fasten-)Zeit stehen für mich viel Fisch und Schalentiere auf dem Speiseplan bei Restaurantbesuchen. Aber auch mal ein vegetarisches Menü. Nicht, weil es mir zu anderer Zeit nicht auch schmecken würde. Aber die tierischen Alternativen reizen mich zumeist einfach mehr.
Also suchte ich bei meinem letzten Berlinaufenthalt bewusst nach einem entsprechenden Angebot, gern auch gehoben, weil dort sehr oft kreativ ohne tierische Produkte gekocht wird.
Der Guide Michelin ist bislang immer ein guter Ratgeber gewesen und auch ohne einen Stern
Geschrieben am 02.04.2023 2023-04-02| Aktualisiert am
03.04.2023
Vor ein paar Wochen empfahl Kritiker-Kollege Shaneymac auf seinem Facebook-Account ein Solinger Sushi-Lokal sehr, das zwar mit guten Produkten und makellosem Handwerk punktet, aber versehentlich an einem sehr ungünstigen Standort eröffnet hatte und daher jede Werbung brauchen kann. Solch lobenswertem Tun gilt es nachzustreben. Und daher statt einer üblichen Kritik hier ein Aufruf: Ab ins Sushimoto, wenn Ihr in Frankfurt seid!
Jahre, eher Jahrzehnte lang wäre Werbung nicht nötig gewesen. Denn die Lage in der Arabella-Passage des Westin Grand Hotels, bescherte dem japanischen Restaurant seit Anfang der 90er ein volles Haus und zahlungskräftige Kunden. Dementsprechend war es bei vorigen Besuchen immer gut gefüllt, Familien und staunende Touristen saßen vor mehreren Teppans, an denen die Köche ihr fast schon artistisches Handwerk vollführten. Ich war immer froh, wenn ein Platz an der Theke frei war, um Itamae (Sushimeister) Mitsunori Sakamoto bei der fingerfertigen Gestaltung wunderschöner Teller zu beobachten.
Das Bild bei meiner letzten Visite war ein deutlich anderes: Das Hotel war mitten in der Renovierung. Die Passage geschlossen und statt aus dem Hotel oder dem Haupteingang war ein Zugang nur noch vom Schwedenkronenplatz möglich. Das ist entgegen dem herrschaftlichen Namen ein besserer Hinterhof. Ich lugte also durch die Glastüren in die dunkle Passage hinein und konnte erst dort einen Aufsteller entdecken, der überhaupt auf ein geöffnetes Restaurant hinwies. Der große Raum war weitgehend leer, die langen Tische verwaist - Teppan-yaki wird nicht mehr angeboten. Das dunkle Holz und die schweren Stoffe wirkten kulissenhaft aus der Zeit gefallen. Weiter hinten war ein Zweiertisch mit japanischen Gästen besetzt. Ein weiterer saß an der Theke, stellte sich später aber als Vertreter heraus. Ich nahm trotzdem Platz, weil ich Angst vor dem langen Rückzug hatte. Und Mitleid. Später kam noch ein deutscher Besucher, das war’s dann aber auch an diesem Abend. Hintergrundmusik Fehlanzeige, was ebenfalls zur Nighthawks-Atmosphäre beitrug.
Was sich erfreulicherweise nicht verändert hatte, war Sakamoto-san, der inzwischen über 70 sein müsste, aber natürlich mit Oberhemd und akkurat gebundener Krawatte unter dem schneeweißen Kittel gut gelaunt seiner Arbeit nachging. In der hinteren Küche wurden die warmen Speisen zubereitet. Für den Service standen am Rand stets zwei Damen bereit. Ich fühlte mich etwas beobachtet. Sie waren höflich, aber reserviert, bei Nachfragen freundlich. Meinen Wunsch nach einem heißen Tuch zur Reinigung konnten sie nicht erfüllen. Etwas hilflos wurde mir angeboten, eine Papierserviette durch warmes Leitungswasser zu ziehen…
Spätestens jetzt konnte den Abend nur noch erstklassiges Essen retten. Und da wurde geliefert wie eh und je. In japanischen Restaurants setze ich bedenkenlos auf das Omakas(e), die Auswahl des Chefs. In der Arabella-Passage wird diese erfreulicherweise in drei Größen (aktuell zwischen 80€ und 140€) angeboten. Ernstzunehmendes Sushi war noch nie billig. Nennt mich verrückt (bzw. verfressen), aber ich ging all-in für damals noch 120€. Da ich keine Kritik geplant hatte, fehlt es an Notizen und somit auch an konkreten Details. Was ich aber noch sicher weiß, ist, dass ganz klassisch produktfokussiert auf Einzelaromen gesetzt wurde, die mich teilweise geradezu euphorisiert haben. Am Ende des Abends jedenfalls hatten sich alle Zweifel daran aufgelöst, dass das Sushimoto weiter ganz oben auf meiner Frankfurter Genuss-Liste steht!
Seht selbst:
Vor ein paar Wochen empfahl Kritiker-Kollege Shaneymac auf seinem Facebook-Account ein Solinger Sushi-Lokal sehr, das zwar mit guten Produkten und makellosem Handwerk punktet, aber versehentlich an einem sehr ungünstigen Standort eröffnet hatte und daher jede Werbung brauchen kann. Solch lobenswertem Tun gilt es nachzustreben. Und daher statt einer üblichen Kritik hier ein Aufruf: Ab ins Sushimoto, wenn Ihr in Frankfurt seid!
Jahre, eher Jahrzehnte lang wäre Werbung nicht nötig gewesen. Denn die Lage in der Arabella-Passage des Westin Grand Hotels, bescherte... mehr lesen
Sushimoto · The Westin Grand
Sushimoto · The Westin Grand€-€€€Restaurant0691310057Konrad-Adenauer-Str. 7, 60313 Frankfurt am Main
4.0 stars -
"Versteckt, veraltet und trotzdem empfehlenswert!" DerBorgfelderVor ein paar Wochen empfahl Kritiker-Kollege Shaneymac auf seinem Facebook-Account ein Solinger Sushi-Lokal sehr, das zwar mit guten Produkten und makellosem Handwerk punktet, aber versehentlich an einem sehr ungünstigen Standort eröffnet hatte und daher jede Werbung brauchen kann. Solch lobenswertem Tun gilt es nachzustreben. Und daher statt einer üblichen Kritik hier ein Aufruf: Ab ins Sushimoto, wenn Ihr in Frankfurt seid!
Jahre, eher Jahrzehnte lang wäre Werbung nicht nötig gewesen. Denn die Lage in der Arabella-Passage des Westin Grand Hotels, bescherte
Geschrieben am 25.03.2023 2023-03-25| Aktualisiert am
25.03.2023
Besucht am 04.03.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 502 EUR
Dazu trugen gleich mehrere Faktoren bei:
Zum einen die nette und vertraute Gesellschaft von Ehepaar Carsten1972, die das günstig in der Mitte zwischen Rheine und Bremen gelegene Sternerestaurant als Treffpunkt für ein feines Essen zu viert vorgeschlagen hatten.
Zum anderen die engagierte Betreuung von Gina Duessmann, die mit der Unterstützung einer „altgedienten“ Kraft aus dem leider geschlossenen, eigenen Restaurant in Bad Bentheim und eines weiteren Kollegen an diesem Abend besonders freundlich und geradezu gelöst agierte. Inzwischen weiß sie genau, wie sie die kleinen Spitzen des Borgfelder Grantlers einzuschätzen und zu parieren hat - zum Beispiel mit einer wirklich überzeugenden alkoholfreien Begleitung! Den beeindruckenden Sprizz „Paradisbakkerne“ des dänischen Produzenten Muri bestellten wir noch aus dem Restaurant für Zuhause! Aber auch die abwechslungsreichen Kompositionen von Altmeister Jörg Geiger oder dem Pfälzer Bio-Weingut Leiner performten ebenso wie die der anthroposophisch wirtschaftenden Österreicher von Wachstum König oder des französischen Traubenspezialisten L‘Antidote. Großes alkoholfreies Kino, welches mal wieder bestätigte, dass hervorragend zugekauft für den Gast allemal befriedigender ist, als experimentell selbst fermentiert. Für knapp 10 Euro pro Glas (bei extrem großzügigem Nachschenken) haben wir viel Neues und vor allem Spannendes kennengelernt. Darauf noch einen nullprozentigen Siegfried Wonderleaf-„Gin“-Tonic, den wir klassisch sowie mit Orange aromatisiert (für je 13,5€) ins Glas bekamen.
Aber zu allererst begeisterte uns alle natürlich die Küche von Lars Keiling, der sich nach einer Anlaufzeit in den gewiss nicht einfachen letzten zweieinhalb Jahren hier wieder an das alte Niveau herangekocht hat. Gut Ding will gerade an neuem Standort mit vorsichtigem Publikum Weile haben.
Breaking news: Grumpy old Borgfelder hatte an diesem Abend aber so gar nichts zu meckern. Denn die etwas zähe Haut einer gebeizten Makrele, die als (millimeterdünner) harter Streifen im Mund blieb, war nichts als ein winziger Schönheitsfleck, der die Fehlerlosigkeit der Küchenleistung nur unterstrich!
Da der vordere, recht schmale Restaurantbereich von einer Gruppe belegt war, saßen wir erstmals im hinteren Bereich des Hauses, zu dem ebenso wie zu den Toiletten mehrere Stufen hinaufführen. Das Ambiente ist von zugänglicher Eleganz, edel und wohnlich zugleich, trotz des gefliesten Bodens. Meine Frau und ich durften auf einer schönen Eckbank Platz nehmen. Die Tische sind mit ausreichend Abstand gestellt.
Die Küche begrüßte uns mit drei Kleinigkeiten:
Sesam-Soja-Waffel mit Mandelcreme und -Chip. Knusprig mit präsenter Mandel.
Kurkuma-Chip mit Räucheraal, Apfelgel und Hagebutten-Ketchup. Fruchtige Säure und leichter Knusper.
Dinkel-Kimchi-Macaron. Angenehme Schärfe, etwas weich geraten.
Nach diesem abwechslungsreichen Auftakt, sorgte das mir noch in bester Erinnerung befindliche Rosmarin-Focaccia für Zufriedenheit am Tisch - wortwörtlich zum Fingerabschlecken lecker.
Durch den selbst auferlegten Verzicht auf Dessert hatte ich problemlos das Menü auf sechs Gänge reduziert; für meine Liebste durfte es noch ein Teller weniger sein. Auch der vorher per Mail erbetene Austausch von Fleisch bei meiner Frau und mir war natürlich überhaupt kein Problem. Preislich spielt das Friedrich immer noch (oder bald wieder???) in der 2-Sterne-Liga — mit 159€ für vier Gänge geht es los, jeder weitere Gang erhöht die Rechnung um vergleichsweise geringe 10€; das Kalkül ist klar.
Aber vor dem Einstieg schickte uns Lars Keiling noch ein aufwändiges Amuse bouche aus gebeizter Makrele, Süßkartoffelcrème, lila Blumenkohl, roter Bete und pochiertem Eigelb, bei dem die würzigen und angenehm salzigen Noten schmackhaft eingefasst wurden. Harmonie-Küche, die Programm sein sollte.
Das eigentliche Menü startete mit Kingfish, Beten und Pumpernickel, abgerundet mit Dillöl. Der ebenfalls makrelenartige Fisch wurde als marinierte Tranche und rohes Tatar serviert, das sich in einer gepickelten Betescheibe versteckte. Die Bestandteile wurden alle in verschiedenen, teils unerwarteten Texturen präsentiert, z.B. Essig und Öl auch als „Schnee“. Auf dem Teller etwas übersichtlicher, aber in der Komposition sehr gelungen, im würzig-säuerlichen Geschmacksbild entsteht vage die Assoziation Fischbrötchen, aber viel, viel feiner.
Der folgende Eismeer-Saibling geriet optisch noch klarer. Kombiniert mit Alblinsen einerseits, Kumquat und Tahini andererseits ein gelungenes Crossover. Die helle Sesamkruste hatte ein schönes Aroma und fügte dem recht weichen Fischfleisch einen kleinen Knusper hinzu. Die Tahinisauce überraschte mit deutlicher Schärfe, die von den festen Linsen eingefangen und von der herb-säuerlichen Fruchtigkeit der Zwergorange interessant kontrastiert wurde. Sehr schön auch die Kombi aus Algencracker und Buchenpilz. Klingt nach einem Durcheinander, das aber am Gaumen mit jedem Bissen ein abwechslungsreiches und dabei stets harmonischen Gesamtbild bildete.
Kulinarisch trennten sich nun die Wege am Tisch. Während für die Carnivoren als weitere Gänge Wachtel, Kalbszunge (abgewählt?) und Iberico-Schweinekinn auf dem Genießer-Programm (oder pelzisch: im Köchel-Verzeichnis) standen, waren wir gespannt auf den „Ersatz“.
Als erstes kam ein schlicht perfektes Stück Winterkabeljau. Hier gelang es Lars Keiling, die lange unterschätzte Schwarzwurzel spannend zu variieren und mit Cranberries und Kakao einen kreativen Twist zu finden. Kateifi aus Brioche-Teig zauberte uns ein Lächeln auf die Lippen, ehe wir andächtig die tiefe Trüffelsauce genossen. Ich war verblüfft, dass sich letztere nicht als zu mächtig für den Fisch herausstellte. Aber ursprünglich war ja auch Geflügel vorgesehen.
Die für sich wunderbare, nur kurz geflämmte Wildgarnele hatte es da schon schwerer, die eigentlich vorgesehene Kalbszunge zu ersetzen. Einerseits - denn Rotkohl hatte schon eine gewichtige Stimme im Aromenkonzert. Andererseits hielten der „göttliche“ (O-Ton Süßer Fan) Nussbutterschaum und die Passionsfruchtkleckse teils mollig, teils frisch dagegen. Gebratene Flowersprout sorgte für grüne, herbe Noten.
Zum Ausklang der warmen Gerichte schickte die Küche eine dicke Tranche Tataki vom Thunfischrücken. Das Fleisch war von makelloser Qualität und wirklich nur wenige Sekunden gebraten, dazu mit einer präsenten Salzzitronencrème aus der Quetschflasche benetzt. Blanchierter und fermentierter Spitzkohl einerseits und gepickelte Gurke andererseits schoben dieses Gericht deutlich in eine „grüne“, überraschend frische Richtung, wurden aber durch eine intensive, wie Honig fließende BBQ-Teriyaki-Sauce wieder geerdet.
Während die andere Seite des Tisches sich von einem dekonstruierten Waldorf-Salat (Walnuß, Apfel, Joghurt, Sellerie) zum Dessert überraschen ließ,
ging es bei mir zwar „konventioneller“, nichts desto trotz sehr genussvoll zu:
Chaource, St. Maure, Beaufort, Taleggio und Stilton vom Tölzer Kasladen hatten (für mich) den perfekten Reifegrad und brauchten keine Begleitung. Das wäre aber schade gewesen, denn die dunkle Nuss-Crème, das Feigenkompott und besonders die Balsamico-Korinthen schmeckten sensationell, ebenso wie das super reichhaltige Früchtebrot.
Bei den Petits Fours lehnten wir (blutenden Herzens) ab, aber es ging nichts verloren, sondern fand - von der großzügigen Gina Duessmann gut verpackt - den Weg nach Rheine.
„Wir suchen nach Harmonie!“, beschrieb mir mal Hans Stefan Steinheuer seine Küche. Bei seinem Kollegen Lars Keiling würde er fündig.
Von den „Carstens“ noch bis zur Bushaltestelle begleitet, machten wir uns nicht nur satt, sondern kulinarisch beglückt auf den nächtlichen Heimweg.
Dazu trugen gleich mehrere Faktoren bei:
Zum einen die nette und vertraute Gesellschaft von Ehepaar Carsten1972, die das günstig in der Mitte zwischen Rheine und Bremen gelegene Sternerestaurant als Treffpunkt für ein feines Essen zu viert vorgeschlagen hatten.
Zum anderen die engagierte Betreuung von Gina Duessmann, die mit der Unterstützung einer „altgedienten“ Kraft aus dem leider geschlossenen, eigenen Restaurant in Bad Bentheim und eines weiteren Kollegen an diesem Abend besonders freundlich und geradezu gelöst agierte. Inzwischen weiß sie genau, wie sie die... mehr lesen
Restaurant Friedrich
Restaurant Friedrich€-€€€Restaurant054196380899Lotter Straße 99, 49078 Osnabrück
4.5 stars -
"Was für ein genussvoller Abend!" DerBorgfelderDazu trugen gleich mehrere Faktoren bei:
Zum einen die nette und vertraute Gesellschaft von Ehepaar Carsten1972, die das günstig in der Mitte zwischen Rheine und Bremen gelegene Sternerestaurant als Treffpunkt für ein feines Essen zu viert vorgeschlagen hatten.
Zum anderen die engagierte Betreuung von Gina Duessmann, die mit der Unterstützung einer „altgedienten“ Kraft aus dem leider geschlossenen, eigenen Restaurant in Bad Bentheim und eines weiteren Kollegen an diesem Abend besonders freundlich und geradezu gelöst agierte. Inzwischen weiß sie genau, wie sie die
Geschrieben am 11.03.2023 2023-03-11| Aktualisiert am
11.03.2023
Besucht am 18.02.2023Besuchszeit: Abendessen
Auf subtil geäußerten Wunsch hin also noch ein paar Worte zum GG-Abendmahl an der Nahe. Im Zweifel gilt: Schon alles gesagt, aber noch nicht von mir!
Zum Service hat Nolux klare, trotzdem wertschätzende Worte gefunden, wie ich finde. Dass der Chef den Abend über anwesend war, aber sich keinen Deut um das Chaos scherte (oder gar an den Tisch kam), zeigt wieder mal, von welcher Seite der „Fisch“ müffelt…
Über die lieben Menschen, mit denen wir schöne Stunden im Denkmal(z) verbringen durften, wurde ebenso berichtet und auch zum Ambiente ist das Meiste schon geschrieben. Was mir zum äußeren Rahmen noch aufgefallen ist: Ein nur teilweise eingedeckter, den ganzen Abend frei gebliebener 6er-Tisch wies eine ungewöhnliche, geschwungene Form auf. Entweder Teil einer Riesen-Carrerabahn oder vielleicht der Platz, an dem Trauungen vollzogen werden, denn in der vorzüglich renovierten Kapelle kann man auch standesamtlich heiraten?
Von unserem Platz im „Chor“ schweifte mein Blick immer wieder in die Höhe, wie das die gotischen Baumeister ja beabsichtigt hatten. Dabei irritierten die Aussparungen in den Pfeilern und im Mauerwerk auf halber Höhe, die ich erst für Figurnischen hielt, die aber von den hölzernen Zwischendecken stammen, die während der Nutzung als Lagerraum nach der Reformation eingezogen wurden. Schön, dass solche „Wunden“ nicht zugedeckt werden; eben ein echtes Denk mal!
In aller Bescheidenheit hat der gute Nolux versäumt, die von ihm höchstpersönlich ausgesuchten Weine - prickelnd wie still - hinreichend zu loben. Feiner Nahe-Stoff mal ganz ohne VDP-Siegel - kein Wunder, dass es zwei seiner Lieblingswinzer sind (und vielleicht ja in Bremen werden?).
Meinen White Port Tonic hatte ich übrigens bestellt, weil mich nach dem anstrengenden Marsch dürstete und ich beim Sekt nicht durch ein unangemessenes „Herunter-Pulschen“ auffallen wollte (Eine etwas beleidigende Wortschöpfung zur Beschreibung meines mitunter gierigen Trinkverhaltens durch eine Dessertliebhaberin…).
Und damit auch schon zu den Speisen.
Zu Sesamsticks und dem leckeren Treberbrot erhielten wir neben der Butter einen nicht minder gut schmeckenden, pikanten Wasabi-Frischkäse.
Bei der in der Tat sehr mild gebeizten dick geschnittenen Saiblings-Tranche des ersten Gangs lobte der Nahe-Botschafter unserer Herzen die gute Schärfe des Passionsfrucht-Gels. Die konnte ich zwar nicht wahrnehmen, aber eine sehr deutliche Säure, die mir etwas zu aggressiv war. Davon abgesehen klappte das Zusammenspiel mit den weiteren Komponenten Bete und Schmand sehr gut. Ein Geschmacksbild, das ich als Norddeutscher eher mit Hering verbunden hätte. Der Wakamesalat war ohne Zweifel zugekauft. Warum auch nicht, IMHO. Guter Auftakt.
Noch besser das Hauptgericht, das der Mann von PetraIO und ich aufgrund des falsch bonierten Menüs schon deutlich vor den Damen erhielten: Zwei dicke Doradenfilets machten sich auf einem Bett von gut abgeschmecktem Kartoffelpüree (für „Stampf“ war es mir zu wenig stückig) und noch knackigem Lauchgemüse gemütlich. Leicht mehliert war der Fisch knusprig gebraten worden, zart und saftig. Einfach lecker, erst recht mit der Zitronenbutter! Frittierter Grünkohl sorgte für etwas Knusper. Kräftig gewürzt wird auch im Denkmalz.
Statt Dessert entschied ich mich mal wieder für Käse. Der noch recht junge Comté wurde mit einer Balsamico-Reduktion serviert, von den weiteren Beilagen gefiel das saftigen Früchtebrot. Die schwarzen Walnüsse waren gefällig, aber längst nicht so gut, wie die Preziosen aus dem Hause P. in Idar-Oberstein! Solide.
Die Küche hat an diesem Abend deutlich über dem Service agiert und tadelloses Handwerk bei guten Qualitäten abgeliefert. An den Kleinigkeiten erkannte man den Anspruch. Die kreativen Highlights der ersten Zeit konnte ja nur Nolux vermissen, und wer weiß schon, welche (Unter-)Besetzung an diesem Abend herrschte. Ich für meinen Teil war mit dem Essen jedenfalls rundum zufrieden und das soll schon was heißen;-).
Danke an alle Beteiligen für diesen schönen Faschingsabend!
Auf subtil geäußerten Wunsch hin also noch ein paar Worte zum GG-Abendmahl an der Nahe. Im Zweifel gilt: Schon alles gesagt, aber noch nicht von mir!
Zum Service hat Nolux klare, trotzdem wertschätzende Worte gefunden, wie ich finde. Dass der Chef den Abend über anwesend war, aber sich keinen Deut um das Chaos scherte (oder gar an den Tisch kam), zeigt wieder mal, von welcher Seite der „Fisch“ müffelt…
Über die lieben Menschen, mit denen wir schöne Stunden im Denkmal(z) verbringen durften, wurde... mehr lesen
DENKMALZ - Die Kapellenküche
DENKMALZ - Die Kapellenküche€-€€€Restaurant, Hausbrauerei067518577080Kapellenstraße 5, 55566 Bad Sobernheim
3.5 stars -
"And here are the results of the Bremer Jury" DerBorgfelderAuf subtil geäußerten Wunsch hin also noch ein paar Worte zum GG-Abendmahl an der Nahe. Im Zweifel gilt: Schon alles gesagt, aber noch nicht von mir!
Zum Service hat Nolux klare, trotzdem wertschätzende Worte gefunden, wie ich finde. Dass der Chef den Abend über anwesend war, aber sich keinen Deut um das Chaos scherte (oder gar an den Tisch kam), zeigt wieder mal, von welcher Seite der „Fisch“ müffelt…
Über die lieben Menschen, mit denen wir schöne Stunden im Denkmal(z) verbringen durften, wurde
Geschrieben am 01.03.2023 2023-03-01| Aktualisiert am
01.03.2023
Besucht am 13.09.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Die östliche (Bahnhofs-)Vorstadt ist der Stadtteil Bremens mit der höchsten Anzahl an Gastronomien; da ich bin mir auch ohne statistische Belege recht sicher. Während auf dem über 2 Kilometer langen Straßenzug Ostertorsteinweg/Vor dem Steintor inzwischen (nicht nur, aber überwiegend) Streetfood, Kneipen, Bistros und einfache Lokale dominieren, sind in den umliegenden Quer- und Parallelstraßen einige schöne Restaurants zu finden. Allerdings fast immer mit einem kleinen „Szene-Touch“, ohne den es bei der hier ansässigen Kundschaft nicht zu gehen scheint.
Das im letzten Sommer eröffnete „unhold“ (Ausgesprochen nicht anhoald, sondern Unhold, aber Rechtschreibung ist so lame…) liegt in einer ruhigen Wohngegend an der zwar breiteren, aber inzwischen verkehrsberuhigten Humboldtstraße, schräg gegenüber der neugotischen Friedenskirche. An der Straße steht eine hohe Platane, die das angerostete Klappgestühl fein beschattet.
Ein schönes Ambiente, das ein wenig im Gegensatz zu den Innenräumen steht. Als ich nach zwei hohen Stufen den verwinkelten Eingang zur ehemaligen Eckkneipe erklommen hatte, entfuhr mir ein spontanes „Wie ungemütlich!“, was der junge Mann hinter der Theke eher überrascht als verärgert entgegen nahm. Nun ja, „nacktes“ Holzmobiliar, minimalistische Lampen, weiße Wände und grau gestrichener Estrich wirkten nicht sehr einladend, zumal die durchmischte Gästeschar komplett einen (Spät-)Sommer auf dem Trottoir genoß. Nur die Säulen, die den Gastraum eher ungünstig teilen, waren mit irritierenden Strickmanschetten ummantelt.
Der Herr am Tresen erklärte die recht kahlen Wände mit Kunstausstellungen, die geplant seien. In der Tat hing bei einem späteren Besuch Kunst an den Wänden, im auf den letzten Platz gefüllten Raum herrschte ein recht lautes Stimmengewirr und viele Teelichter spendeten ihr heimeliges Licht (und ließen das Angebot auf der sehr hübschen, handgeschriebenen Speisekarte so im Dunkeln, dass ich kurz in den Eingangsbereich wechselte, um den dortigen Aushang zu studieren..). Anklicken Anklicken Anklicken
Den Service versah ein freundlicher, leicht vergesslicher junger Mann. Sicher nur angelernt, aber engagiert und vor allem nicht so verpeilt, wie das in einer gewissen Art von Gastronomie scheinbar Einstellungsvoraussetzung zu sein scheint…).
Warum auch immer bestellte ich keinen Wein, sondern eine selbst gemachte Zitronenlimonade, die mit angenehm ausgewogenem Süße-Säure-Spiel gefiel. Im Dezember wählten wir aus der Weinkarte, die überwiegend französische Gewächse aus der „Kann-man-mal-machen“-Kategorie enthält.
Der geografische Schwerpunkt der Weine verweist auf die Küchenrichtung. Hier wird à la France profonde gekocht. Erst dachte ich an Brasserie, aber Landhausküche trifft es wohl eher, wobei solche Zuschreibungen ja nirgendwo mehr sklavisch durchgehalten werden, sondern eher eine grundsätzliche Ausrichtung beschreiben.
Um gleich mal einzuordnen, was ich meine: Rognons blancs d‘agneau (Lammhoden) habe ich in Deutschland nur selten bekommen, rustikal in Panko paniert und ausgebacken schon gleich gar nicht. Von festerer Textur als in meiner Erinnerung war das vor allem ein super-knuspriger Genuss, der mich begeistert hat. Dazu erfrischend krachiger Spitzkohl, nur leicht angezogen in Salz und Olivenöl. Selbst gebratene Rosmarinzweige machten als Aromengeber durchaus Sinn. Zum Aufnehmen der zurückhaltenden PortweinJus eignete sich das leider etwas weiche Baguette natürlich perfekt. Nur die Petersilienstreifen hab ich nicht verstanden - War der Estragon etwa aus? Für 12,9€ zudem ein echter Schnäppchenpreis.
Da schienen 7,5€ für einen Tomatensalat schon teurer, aber Kerl! Was war der gut! Zwei Sorten reife, geschmacksvolle Cherries, kombiniert mit Granatapfelkernen(!), Minze(!!) und Salzzitrone(!!!). Alles einzeln schmeckbar, alles fügte sich zu einem frischen, vollmundigen Sommergenuss! Begleitet wurde der Salat von kalten Polenta-Talern. Nun ist der Maisgries nicht mein Favorit, schon zu oft zu trocken bekommen. Aber nicht hier! Locker, mit eingearbeiteten Stückchen roter Paprika und nach längerem Kauen leicht süß werdend, gingen die sattgelben Maisbrei-Knödel eine wunderbare Liaison mit dem tiefroten Granatapfelsaft ein.
Beim Hauptgang galt das Adenauer-Motto „Keine Experimente!“: Schon auf der Tafel mit dem Tagesmenü klangen Lammkoteletts vom Suffolk-Schaf verlockend, erst recht von einem regionalen Erzeuger.
Auch die Belana kamen nicht von Vulkan, sondern von einem nahegelegenen Hof (Also relativ gesehen - wir sind einen Kilometer vom Weserstadion entfernt…) und Kartoffelkrossis klingen für mich Knusper-Junkie höchst verlockend. Auf den Sellerie-Dip war ich ebenfalls gespannt. Da ich Spitzkohl schon in der Vorspeise hatte, fragte ich nach einer anderen Beilage, was kein Problem war. Im Gegenteil: Das mediterrane Grillgemüse mit Biss und eher süß als sauer eingelegt stand dem Lamm bestens zu Gesicht. Apropos Sicht: Als der Teller kam, hatte ich keine Fragen mehr: DAS wird ein Hochgenuss. Und er wurde es!
Zum Hauptdarsteller: Statt zwei kleinen dünnen Koteletts à la Marathon-Platte ein dicker Schnitt, voller Lammgeschmack. Anständig, doch nicht zu dunkel gebräunt, saftig und fest, aber nie zäh. Ein wirklich gutes Stück Fleisch.
Fast ebenso so gut die Knusperkartoffeln: Inder Schale noch fest gekocht, angequetscht, im Ofen gebacken, zuletzt noch einmal durch die Pfanne gezogen und kräftig gewürzt. Dazu der nicht zu Sellerie-lastige Frischkäse-Dip: Ein knuspriges Festmahl, das ich beim zweiten Besuch sofort wieder orderte, mit gleichem, begeisterndem Ergebnis.
Unter dem Grillgemüse versteckte sich sogar noch ein Süßkartoffel-Püree, das ich nicht gebraucht hätte. Aber die Beilage gehörte ja auch nicht zu diesem Teller und geschmeckt hat es tadellos.
Man merkt es deutlich: Ich war begeistert und hab das unhold sogleich einem Kollegen empfohlen. Der war nicht völlig zufrieden, so dass ich etwas sorgenvoll dem Zweitbesuch entgegenblickte. Unnötig! Ein sehr saftiges, angenehm geschärftes Piri-Piri Hähnchen überzeugte völlig. Den Service versah eine erfahrene Dame mit echtem Interesse an unserem Wohlergehen, aufmerksam und trotz ausgebuchtem Laden entspannt. Die Service-Note ist der Mittelwert. Beim Essen gibt es eh kein Vertun: Ich wüsste nicht, was hier einen Abzug von der Höchstnote ernsthaft begründen sollte. Bravo, holdes unhold-Team!
Die östliche (Bahnhofs-)Vorstadt ist der Stadtteil Bremens mit der höchsten Anzahl an Gastronomien; da ich bin mir auch ohne statistische Belege recht sicher. Während auf dem über 2 Kilometer langen Straßenzug Ostertorsteinweg/Vor dem Steintor inzwischen (nicht nur, aber überwiegend) Streetfood, Kneipen, Bistros und einfache Lokale dominieren, sind in den umliegenden Quer- und Parallelstraßen einige schöne Restaurants zu finden. Allerdings fast immer mit einem kleinen „Szene-Touch“, ohne den es bei der hier ansässigen Kundschaft nicht zu gehen scheint.
Das im letzten Sommer... mehr lesen
4.0 stars -
"Rundum überzeugende Neueröffnung" DerBorgfelderDie östliche (Bahnhofs-)Vorstadt ist der Stadtteil Bremens mit der höchsten Anzahl an Gastronomien; da ich bin mir auch ohne statistische Belege recht sicher. Während auf dem über 2 Kilometer langen Straßenzug Ostertorsteinweg/Vor dem Steintor inzwischen (nicht nur, aber überwiegend) Streetfood, Kneipen, Bistros und einfache Lokale dominieren, sind in den umliegenden Quer- und Parallelstraßen einige schöne Restaurants zu finden. Allerdings fast immer mit einem kleinen „Szene-Touch“, ohne den es bei der hier ansässigen Kundschaft nicht zu gehen scheint.
Das im letzten Sommer
Geschrieben am 20.02.2023 2023-02-20| Aktualisiert am
20.02.2023
Besucht am 09.02.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hatte ich das große Glück, dass Inhaber Falk Heinrich für zwei Kollegen (Stammgäste) und mich sein Chemnitzer Restaurant exklusiv an einem Abend unter der Woche öffnete. Denn der sympathische Sachse konzentriert sich von Dienstag bis Donnerstag auf Catering und Events sowie das in der Pandemie eingeführte Mittags- und Abholgeschäft. Letzteres so erfolgreich, dass inzwischen eine Begrenzung erfolgen muss, um die Kapazitäten - organisatorisch und besonders personell! - am feinen Kapellenberg nicht zu überlasten. Umso schöner, dass Auszubildende Luisa erneut ihren Lehrmeister unterstützte und sich trotz herannahender Prüfung für uns zumindest die späten Abendstunden um die Ohren schlug. Es gibt immer noch junge Menschen, die für die Gastronomie brennen - wie überaus erfreulich!
Während die ehemalige Fabrikantenvilla die Architektur-Interessierten speziell Fans von Henry van der Velde anlockt, werden in der im Garten gelegenen, mustergültig renovierten ehemaligen Remise eher die Anhänger einer stimmig modernisierten Gourmetküche auf klassischer Grundlage glücklich. Und wenn die Begeisterung des Chefs für weiße Burgunder sogar noch die des Gastes übertrifft, darf man wohl von einem „Match made in Borgfeld“ sprechen.
Brot und aufgeschlagene Butter nahm ich in Erinnerung an die erste Sause nur in homöopathischen Dosen zu mir, um die angekündigten 10 Teller auch alle genießen zu können (Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt…)
Etwas ungewöhnlich starte das Menü warm mit dem ersten von zwei Geflügel-Gängen. Die fast durchgebratene Tranche vom Huhn (Bresse-Ware über Rungis Express) war sehr saftig und von vollmundigem Geschmack. Die Kombi Geflügel mit Frucht führte in der gutbürgerlichen Küche meiner Jugend geradewegs in die Libbys-Fruchtcocktail-Hölle (Wer bekommt die Kirsche?). Die Erinnerung könnte nicht weiter entfernt sein von Falk Heinrichs mutiger Interpretation mit eingekochter Kumquat und Thymian. Nur, dass die vorzüglich gebräunte Haut durch das Napieren viel von ihrer Knusprigkeit eingebüßt hatte, betrübte mich ebenso wie den Chef; das war so nicht gewollt.
Beim zweiten Streich badete ein auf der Haut vorsichtig gebratener, schneeweißer, natürlich saftiger Seeteufel in einer samtigen Safransauce, die durch Ingwer und Chili eine wahrnehmbare, aber nicht anstrengende Schärfe erhalten hatte. Eine echte Entdeckung für mich. Ein kleiner Salat von Erbsenschoten war für den Knack zuständig; ein grobes Püree für etwas Süße. Exzellente Produktküche!
Genauso begeistert waren die drei Carnivoren am Tisch über die Schweinerippchen auf fermentierten Spitzkohl in Gang 3. Das über Stunden im Smoker butterzart gewordene Fleisch hatte an kleinen Spießen noch einmal kurz Grillhitze bekommen, was ihr eine Knusper-Haut bescherte, die auch die unverschämt süffige Sauce nicht erweichen konnte. Entdeckung des Abends war der Voatsiperifery Bourbon-Pfeffer aus Madagaskar, mit dem eine unglaublich interessante zitrusfruchtige(!) Schärfe ins Gericht kam. Vom prickelnden Effekt entfernt dem Szechuan-„Pfeffer“ ähnlich. Diese gar nicht mal so kleinen Soulfood-Happen haben wir andächtig schmatzend weggelutscht. Bourbonen-Pfeffer aus Madagaskar
Knusper? Hat da jemand Knusper gesagt? Was das angeht, sagt ein Bild mehr als 1000 Worte:
Der zweite Teil des Bresse-Huhns konkurrierte mit einer bewusst nur leicht abgezogenen Morchel-Zwiebelsauce um unsere Aufmerksamkeit. Wir lobten beides sehr. Dass in der Villa nur sehr gute Qualität und ausgezeichnetes Handwerk die Teller schmückt, bedarf an dieser Stelle keiner besonderen Betonung mehr.
Eher, dass der Reigen der Gaumengenüsse immer wieder von angeregten Gesprächen über Weine, Gerichte und die Gastronomie allgemein unterbrochen wurden, untereinander und immer wieder mit unserem Gastgeber. Die eigene Menü-Geschwindigkeit mit diesem ebenso engagierten wie fachkundigen Koch abstimmen zu dürfen, war ein großes, zusätzliches Geschenk!
In der Mitte des Menüs kehrten wir noch einmal kurz ans Meer zurück: Unser Gastgeber kombinierte untadeligen Kaisergranat mutig mit Ananas und selbst eingelegtem Kimchi, der zurückhaltend genug geschärft war, um auch dem edlen Krustentier Raum zu lassen. Frisch und knackig und im Reigen der Winteraromen eine willkommene Erfrischung.
Aber natürlich wurde es dann auch wieder jahreszeitlich passend. Die Portwein-Trüffelsauce zum Hinknien umschmeichelte eine halbe gebackene Taube, die mit ihrer wunderbaren Leber kredenzt wurde. Zum Aufnehmen auch des letzten Tröpfchens diente ein perfekt lockerer Semmelknödel.
Man beachte bitte die Portionsgröße an dieser Stelle.
Und kann sich vielleicht mein „Entsetzen“ vorstellen, als die beiden Küchen-Musketiere den folgenden Teller brachten:
„Ganz ohne Beilagen!“, wie Falk Heinrich betonte, kam als (zugegeben) dünn geschnittenes Minuten-Steak ein medium gebratenes Entrecôte an den Tisch. Abgezogen mit einer Emulsion von Rinderfett mit Bergamotte und Granatapfel hatte das perfekte Fleisch beides: Süffigkeit und Frische! Extrem aromatisches Fleisch, wie meist viel besser als Filet.
Aber trotzdem: Gnade! Nach 7/8 machte mein Magen buchstäblich zu und ich hätte „ums Verre…“ keinen weiteren Bissen geschafft.
So musste ich - auch fotografisch - beim folgenden Rehrücken mit Schwarzwurzel und Wildpreiselbeeren passen. Zumal auch hier eine zwei Finger dicke Tranche mit kräftig gebräuntem Äußeren und zartrosa inneren Werten lockte. Interessanterweise gingen bei den beiden verbliebenen Essern die Meinung über die geschmackliche Intensität auseinander. Ich war derweil damit beschäftigt nicht zu platzen.
Als Pre-Dessert schickte der gebürtige Chemnitzer Heinrich ein Kürbis-Sorbet mit Aprikosenessig, dessen prononcierte Säure ich mir vor dem Steak gewünscht hätte.
Trotzdem nahm ich vom Dessert, einem Kaffee-Tiramisu, der Höflichkeit wegen und aus Neugier zwei Löffel. Denn Falk Heinrich hatte schon eingangs des Abends berichtet, dass eine eigene Kraft für die Patisserie sich nicht trage und Desserts seine Sache nicht seien. Jedenfalls nicht auf dem Niveau der sonstigen Küche. Deshalb habe er sich entschieden, auf Klassiker zu setzen. Die aber in sehr guter Produktqualität. Genauso war es. Ein Tiramisu mit klarer Kaffeenote und ohne Schnickschnack. Aber halt ausgewogener, frischer und fluffiger als bei 90% der hiesigen Italo-Restaurants.
Während draußen völlig unerwarteter Schneefall den Garten malerisch verzauberte
klang drinnen der Abend aus; wir sinnierten noch etwas über die Weine, die dieses Mal allesamt auf Empfehlung des überaus zugewandten Chemnitzer Küchenkünstlers geöffnet wurden.
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Natürlich ist mir bewusst, dass ein solches private-dining nicht mit dem üblichen Restaurant-Besuch zu vergleichen ist. Aber die Philosophie einer produktorientierten Küche mit zumeist drei Komponenten auf französischer Grundlage wurde hoffentlich erkennbar; meine Begeisterung darüber sicherlich!
Wanderer, kommst du nach Chemnitz, gräme dich nicht: Ein Kleinod wartet auf dich!
Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hatte ich das große Glück, dass Inhaber Falk Heinrich für zwei Kollegen (Stammgäste) und mich sein Chemnitzer Restaurant exklusiv an einem Abend unter der Woche öffnete. Denn der sympathische Sachse konzentriert sich von Dienstag bis Donnerstag auf Catering und Events sowie das in der Pandemie eingeführte Mittags- und Abholgeschäft. Letzteres so erfolgreich, dass inzwischen eine Begrenzung erfolgen muss, um die Kapazitäten - organisatorisch und besonders personell! - am feinen Kapellenberg nicht zu überlasten.... mehr lesen
Villa Esche
Villa Esche€-€€€Restaurant03712361363Parkstraße 58, 09120 Chemnitz
4.5 stars -
"Ein Abend wie ein Geschenk" DerBorgfelderSchon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hatte ich das große Glück, dass Inhaber Falk Heinrich für zwei Kollegen (Stammgäste) und mich sein Chemnitzer Restaurant exklusiv an einem Abend unter der Woche öffnete. Denn der sympathische Sachse konzentriert sich von Dienstag bis Donnerstag auf Catering und Events sowie das in der Pandemie eingeführte Mittags- und Abholgeschäft. Letzteres so erfolgreich, dass inzwischen eine Begrenzung erfolgen muss, um die Kapazitäten - organisatorisch und besonders personell! - am feinen Kapellenberg nicht zu überlasten.
„Sehr geehrte Gäste... wir müssen leider aufgrund eines Wasserschadens den Hotel und restaurant Betrieb vom 15.02.2023 bis einschließlich 23.02.2023 schließen. Wir sind weiterhin telefonisch für Sie erreichbar und nehmen gerne Ihre Reservierung ab den 24.02.2023 wieder an. *Ab den 01.03.2023 haben wir wieder unseren Regelbetrieb - dies bedeutet der Ruhetag Donnerstag fällt weg. Durchgehend warme Küche bis 20:30 Uhr an den Öffnungstagen. Wir haben dann wieder nur Mittwoch unseren Ruhetag. Wir freuen uns auf Sie. Ihr Berkelmann - Team“
(Quelle: Homepage)
„Sehr geehrte Gäste... wir müssen leider aufgrund eines Wasserschadens den Hotel und restaurant Betrieb vom 15.02.2023 bis einschließlich 23.02.2023 schließen. Wir sind weiterhin telefonisch für Sie erreichbar und nehmen gerne Ihre Reservierung ab den 24.02.2023 wieder an. *Ab den 01.03.2023 haben wir wieder unseren Regelbetrieb - dies bedeutet der Ruhetag Donnerstag fällt weg. Durchgehend warme Küche bis 20:30 Uhr an den Öffnungstagen. Wir haben dann wieder nur Mittwoch unseren Ruhetag. Wir freuen uns auf Sie. Ihr Berkelmann - Team“
(Quelle: Homepage)
Hotel Haus Berkelmann
Hotel Haus Berkelmann€-€€€Restaurant, Hotel04293344Zum Dieker Ort 13, 28870 Ottersberg
stars -
"Kurzzeitige Schließung aufgrund eines Wasserschadens" DerBorgfelder„Sehr geehrte Gäste... wir müssen leider aufgrund eines Wasserschadens den Hotel und restaurant Betrieb vom 15.02.2023 bis einschließlich 23.02.2023 schließen. Wir sind weiterhin telefonisch für Sie erreichbar und nehmen gerne Ihre Reservierung ab den 24.02.2023 wieder an. *Ab den 01.03.2023 haben wir wieder unseren Regelbetrieb - dies bedeutet der Ruhetag Donnerstag fällt weg. Durchgehend warme Küche bis 20:30 Uhr an den Öffnungstagen. Wir haben dann wieder nur Mittwoch unseren Ruhetag. Wir freuen uns auf Sie. Ihr Berkelmann - Team“
(Quelle: Homepage)
Nach längerer Renovierungsphase soll es im zentralsten historischen Wirtshaus der Stadt gegenüber dem imposanten Dom endlich weitergehen. So jedenfalls die Homepage, auf der schon/noch Personal gesucht wird. Ich spare mir also, die Schließung einzutragen und drücke den Betreibern die Daumen, dass sie tatsächlich jemanden finden...
(Quelle: Borgfeld-News;-)
Nach längerer Renovierungsphase soll es im zentralsten historischen Wirtshaus der Stadt gegenüber dem imposanten Dom endlich weitergehen. So jedenfalls die Homepage, auf der schon/noch Personal gesucht wird. Ich spare mir also, die Schließung einzutragen und drücke den Betreibern die Daumen, dass sie tatsächlich jemanden finden...
(Quelle: Borgfeld-News;-)
Restaurant Haus Heuport
Restaurant Haus Heuport€-€€€Restaurant, Bar, Cafe09415999297Domplatz 7, 93047 Regensburg
stars -
"Bald ist es soweit..." DerBorgfelderNach längerer Renovierungsphase soll es im zentralsten historischen Wirtshaus der Stadt gegenüber dem imposanten Dom endlich weitergehen. So jedenfalls die Homepage, auf der schon/noch Personal gesucht wird. Ich spare mir also, die Schließung einzutragen und drücke den Betreibern die Daumen, dass sie tatsächlich jemanden finden...
(Quelle: Borgfeld-News;-)
Geschrieben am 30.01.2023 2023-01-30| Aktualisiert am
30.01.2023
Besucht am 04.11.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 130 EUR
Nachdem ich am ersten Kölner Abend schon Julia Komps Kochkünste abseits der Gourmetküche probiert hatte, traf es sich für den Folgetag doch prächtig, dass ein weiterer Sternekoch wenige Tage zuvor ein Zweitrestaurant eröffnet hatte. In Eric Werners Augustin soll es Brauhausküche 2.0 geben - Kölsche Klassiker veredelt. Eine telefonische Reservierung war erfolgreich.
Ins Restaurant gelangt man durch einen unscheinbaren Eingang, dem sich ein längerer gefliester Hausflur anschließt. Hier atmet alles Kaiserreich. Der Speisesaal des ehemaligen Kolpinghauses für wandernde Handwerksgesellen ist mit seinem hohen Tonnengewölbe für den Brauhaus-Ansatz eine durchaus beeindruckende Bühne. Dunkle Parkettoptik und Holzmobiliar stehen für Rustikalität, in edlem dunkelgrün gestrichenen Wände für Eleganz. Die halbhohe Wandverkleidung aus türkisfarbenen(!), holzeingefassten Fliesen lässt mich etwas wehmütig an den verblichenen Berliner Pauly Saal denken. In der Mitte stehen größere Tische ganz in Brauhausmanier, an den Seiten Bänke, davor und auf einer kleinen Empore zur linken Hand Tische für Pärchen und alleinspeisende Gäste. Die Sitzgelegenheiten sind mit schwarzem Kunstleder bezogen und dick gepolstert. Dafür wird die Rückenlehne mit der Zeit recht hart. Vielleicht hätte ich den Tipp annehmen sollen, meine Garderobe (noch?) mangels anderer Möglichkeiten über den Stuhl zu hängen. Hatte ich offenbar vorschnell abgelehnt, weil ich mit meinem langen Mantel nicht den Boden wischen wollte…
Für gedämpftes Licht im Saale sorgen einerseits in den Säulen eingefügte Leuchtbänder. Hingucker sind aber natürlich die im Netz schon vielfach beschriebenen, ganz unterschiedlichen Kronleuchter; 14 Varianten habe ich ausgemacht. Meine Begeisterung wurde etwas gedämpft, als ich sehe, dass sich das im wesentlich gleiche Ensemble nur etwas anders aufgehängt wiederholt. Vielleicht ein Statement zur Unmöglichkeit von Individualität in unserer Zeit? Egal. Wichtiger ist, dass die vielen Lampen kaum den Lärmpegel dämpfen können, der sich trotz recht manierlich erscheinendem Publikum immer weiter erhöht. (Man kennt das: Weil es laut ist, spricht man selbst lauter und das verstärkt sich immer weiter gegenseitig…) Auch, wenn man zum lauschigen Tète-à-Tète sicherlich nicht das Brauhaus ansteuert: Vor dem letzten Gang bat ich um eine Pause und flüchtete regelrecht in das ruhige Foyer des angrenzenden, Design-Hotels, zu dem keine geschäftliche Verbindung besteht. Eine Wohltat! Im abschließenden Plausch mit der Serviceleitung hieß es dann auch, dass man über Geräuschdämpfung unter der Decke nachdenke. Bitte, unbedingt!
Nicht nur beim Gespräch machte der komplett in schwarz gewandete Service wenige Tage nach der Eröffnung eine gute Figur: Der junge Mann, der mich überwiegend bediente, war zwar anfangs etwas nervös, aber mit zunehmender Zeit freundlich, flott und gewissenhaft. Und er gab, wie sich später herausstellte, meine Reaktionen an die Küche weiter.
Nachdem ich mich - netterweise ungestört - ausführlich umgeschaut hatte, bestellte ich für die prickelnde Abendbegleitung einen rotfruchtigen Rosé Brut vom renommierten Würzburger Juliusspital.
In der gut sortierten Weinkarte finden sich viele große Namen, aber auch viele Entdeckungen, die teilweise sehr fair kalkuliert sind. Galt leider ausgerechnet nicht für den Frankensekt, der im Netz mit 15€ angeboten wird, hier aber 55€ kostet.
Amuse wurde konzeptgerecht nicht gereicht, auch kein Brot etc. Die Karte wird den Ankündigungen gerecht: Für mich sollte et kölsche Verjnöje aus Fisch-Röllchen, Kalbs-Terrine, Himmel un Äd sowie Halve Hahn bestehen.
Natürlich wurde zum Auftakt kein ordinärer Hering gerollt, sondern Seezunge, die ab dem ersten Bissen mit klarer Aromatik punktete (günstige 19€). Das gefiel und konnte sich neben der Füllung aus Cornichons, eingelegtem, mildem Apfel und einer feine Fischfarce gut behaupten. Die Beilagen passten wunderbar dazu: Gepickelte Radieschen, Rotweinschalotten, Senfsaat mit ein paar Blättchen diverser Salate und gesondert ein angenehm zurückhaltender Kartoffel-Dill-Gurken-Salat mit nicht verkochten Erdäpfeln.
Im Ergebnis ganz harmonisch, ohne jedoch langweilig zu sein. Ganz im Gegenteil: Die Erwartungen an das Geschmacksbild wurden voll erfüllt und dabei alle (Säure-, Salz-, Fisch-)Brutalismen vermieden. Und - selten genug - der als add-on angebotene Kaviar (39€/20g) hätte sogar einen kulinarischen Zusatznutzen für den Gast bedeutet und nicht nur für die Kalkulation des Wirtes. Konnte ich ja nicht ahnen. Toller, toller Auftakt!
Mehrere Vorspeisen zu bestellen, ist riskant - Wiederholungen drohen.
Hier nicht, denn die Terrine vom Kalb (18€) zeigte sich erfreulich eigenständig: Alles einen Tick kräftiger, so dass quasi auf einem aromatisch erhöhten Level auch hier wieder eine Harmonie hergestellt wurde: Die geschichtete Terrine enthielt nach meiner Wahrnehmung gebeizte Zunge, geschmortes Bäckchen und gezupfte Maske. Umhüllt von einem knusprigen Teig kam die Scheibe heiß (statt lauwarm lt. Karte) an den Tisch. Das perfekte Unentschieden zwischen Fleischer und Bäcker. Die Blattsalate schufen hier eine willkommene „frische“ Ergänzung.
Als Hauptgericht „natürlich“ der (nicht nur rheinische) Klassiker Himmel un Äd für 24€. Häufig ist es ja so, dass die Hauptgerichte in Sachen Kreativität nicht ganz mit den Entrées mithalten können. Als ich die ordentliche Portion Kartoffelpüree im satten Soßensee erblickte,
schoss mir der Gedanke „Recht konventionell“ in den Kopf - und wohl auch über die Lippen. Denn nach dem Abgang des Obers dauerte es gefühlt drei Sekunden, bis mir ein zorniger junger Mann aus der Küche als erstes entgegen schleuderte, ob ich wisse wer er sei? Nun, ich hatte zwar eine Ahnung, aber solche Fragen verneine ich prinzipiell. Das würzt die Stimmung immer so schön…
Na, jedenfalls „zählte“ der engagierte Küchenkünstler: Die Feinheiten der Küche auf und mich damit aus: Ob ich denn geschmeckt hätte, dass die Soße auf einem doppelten Ansatz beruhe und zudem mit Thymian und Basilikum verfeinert sei. Die Blutwurst sei baskische Ware, im Topping werden nicht nur Schmorzwiebeln, sondern auch ein selbst gemachtes Zwiebelchutney verwendet. Und Herbsttrompeten werde ich in einem „konventionellen“ Brauhaus schwerlich finden. Ich bedankte mich höflich für die Hinweise und entließ den selbstbewussten Herrn, um mich nun endlich nicht nur optisch meinem erkaltenden Gericht zu widmen. Die dichte Soße war in der Tat klasse; ich empfand sie persönlich aber als sehr salzig. Das wurde indes gut von der Fruchtsüße des Jona Gold gedämpft, der hier hier geschmort und als knackig-frische Julienne verarbeitet worden war. Nur die so gelobten Pilze gingen leider geschmacklich in der Soße unter. Bei der Zwiebel kamen nicht nur die verkündeten Varianten, sondern auch frisch Frittiertes. Die Blutwurst erfüllte ihre Aufgabe, dem süß-sauer-erdigen Gericht, einen Umami-Booster verpassen, wunderbar. Ob nun die baskischen Schlachter ihr Geschäft besser als die rheinischen verstehen, mögen berufenere Kritiker entscheiden…
Insgesamt natürlich eine sehr leckere Version, aber insgesamt doch recht schwer. Vielleicht etwas konv…. Ach, lassen wir das.
Gelegentlich gibt es Käse als Vorspeise. Der wird natürlich sofort zum Dessert umfunktioniert, auch dann, wenn Halver Hahn auf der Karte steht.
Die augustinische Version von Gouda mit Senf und Gurke im Röggelchen kam als veritabler Domturm daher: Die Basis bestand aus einer dicken Scheibe sehr stark gerösteten Landbrotes, dessen scharfe Kante den Gaumen des gierigen Schlemmers malträtierten. Die nächste Schicht ein säuerlicher Käsesalat mit frischer Gurke und Paprikapulver, getoppt von einer Nocke Senfsorbet mit deutlicher Schärfe. Auch wenn das Spiel mit der Temperatur bei warmem Röstbrot und kühlem Salat vielleicht nicht unbedingt notwendig war, und ich mir eher noch die weiche, verbindende Textur eines Schaums oder einer Crème gewünscht hätte. Den oberen Abschluss, quasi den Brötchendeckel, bildete schließlich ein Roggenbrot-Chip.
Moderne Ideen in die rustikale Küche übersetzt. Mit 14€ nicht zu teuer.
Küche und Service haben bei meinem Besuch fast durchgehend überzeugt. Das Ambiente ist wie so oft Geschmacksache; in einer fröhlichen Gruppe würde ich das Augustin aber sehr gern erneut besuchen.
Nachdem ich am ersten Kölner Abend schon Julia Komps Kochkünste abseits der Gourmetküche probiert hatte, traf es sich für den Folgetag doch prächtig, dass ein weiterer Sternekoch wenige Tage zuvor ein Zweitrestaurant eröffnet hatte. In Eric Werners Augustin soll es Brauhausküche 2.0 geben - Kölsche Klassiker veredelt. Eine telefonische Reservierung war erfolgreich.
Ins Restaurant gelangt man durch einen unscheinbaren Eingang, dem sich ein längerer gefliester Hausflur anschließt. Hier atmet alles Kaiserreich. Der Speisesaal des ehemaligen Kolpinghauses für wandernde Handwerksgesellen ist mit... mehr lesen
4.0 stars -
"Brauhausküche meets Sternekoch" DerBorgfelderNachdem ich am ersten Kölner Abend schon Julia Komps Kochkünste abseits der Gourmetküche probiert hatte, traf es sich für den Folgetag doch prächtig, dass ein weiterer Sternekoch wenige Tage zuvor ein Zweitrestaurant eröffnet hatte. In Eric Werners Augustin soll es Brauhausküche 2.0 geben - Kölsche Klassiker veredelt. Eine telefonische Reservierung war erfolgreich.
Ins Restaurant gelangt man durch einen unscheinbaren Eingang, dem sich ein längerer gefliester Hausflur anschließt. Hier atmet alles Kaiserreich. Der Speisesaal des ehemaligen Kolpinghauses für wandernde Handwerksgesellen ist mit
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Authentisch, gell? Dass der Service durch zwei sehr junge Männer versehen wurde, eher nicht. Oder doch? Denn deutsch konnten beide nicht, nur einer etwas englisch, so dass die Konversation überwiegend mittels Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone stattfand, was überraschend gut klappte. So wurde mir gleich nach dem Eintritt bedeutet zu warten und nach Rückfrage in der Küche via Display mitgeteilt, dass das Essen wohl 30 Minuten dauern würde. Aber ich hatte ja keine Termine mehr und so verzog ich mich an den zugewiesenen Platz an der Stirnseite der (ehemaligen) Sushi-Theke, an der ich den Abend über einsam blieb.
Aber gut, so hatte ich genügend Zeit die Gerichte aus der Karte zu googeln und gewann so die Erkenntnis, dass ich weder in einer Sushi-Bar gelandet war, noch in einem Spezialitäten- oder gar Kaiseki-Restaurant. Tatsächlich will das Hakata (Benannt natürlich nach dem alten Hafenviertel von Fukuoka, aber das ist hier ja Allgemeinwissen…;-) ein Izakaya sein. Ich hatte mir diese Kneipen mit kleinen Speisen weniger „gesetzt“ vorgestellt, aber Portionsgrößen und Preise passten genau. Erfreulich die guten Abbildungen in der Karte, denn die deutschen und englischen Übersetzungen der Gerichte beschränkten sich teilweise darauf, den japanischen Namen zu transkribieren. Nützlich auch die Angabe, ob es sich um kalte, warme oder heiße Gerichte handelt. Ich war jedenfalls gespannt.
Zur Überbrückung der Wartezeit bestellte ich in der Fastenzeit grünen Tee (freundliche 2,5€ je Kännchen), lauschte einer Mischung von J-Pop und westlichen Klassikern und knabberte den angenehm bissfesten, scharf-würzig-säuerlich eingelegten Chili-Senfkohl (takana), der als kaltes Gericht doch recht fix an den Tresen kam (5,5€).
Nach der als gar nicht so lang empfundenen Wartezeit ging es mit nicht mehr warmem Aburi Mentai los, überflämmter Fischrogen, als Fisch war dazu cod angegeben, also Kabeljau. Vielleicht ist der in Europa leichter zu bekommen. In der Textur etwas weicher als z. B. geräucherter Bottarga. Die beigelegte Limette sorgte für zitrische Frische im ansonsten recht salzigen Geschmacksbild, und eine deutliche Schärfe im Abgang gefiel mir gut (8,5€).
Ebenso wie die Takoyaki, frittierte Weizenteig-Bällchen, die mich etwas an spanische Croquetas erinnerten, was natürlich auch an der béchamelartigen Sauce im Inneren lag, die mittelzartes Oktopusfleisch umhüllte. Dazu zum Stippen Bonitoflocken, Frühlingszwiebeln und eine süße Sauce, die etwas nach Cola schmeckte. (8,5€). Das Frittiergut kam höllisch heiß aus dem Fett, wie mein gemarterter Gaumen empört meldete.
Nach dem Fingerfood hatte ich mir noch eine halbe Atja-Makrele (hokke) für 8€ bestellt. Der kleine Fisch war an der Karkasse über Holzkohle gegrillt worden und hatte einschließlich der Gräte eine perfekte Röstung. Das fette, aber feste Fleisch war ein Hochgenuss. Mit Zitrone und geriebenem Rettich konnten je nach Geschmack frische Akzente gesetzt werden.
Sehr passend dazu ume-chiri, Reis mit getrocknetem, geriebenem Fisch und äußerst fein geschnittener Essig-Pflaume und anderem Gemüse.
Anders als eine japanische Familie, die unter vielen Verbeugungen verabschiedet wurde, durfte ich nach dem Bezahlen mit einem knappen Kopfnicken in den späten Abend gehen. Immerhin war mir Einlass in eine recht verschlossene Gesellschaft gewährt worden…
Und eines kann ich als absoluter Experte als völlig authentisch versichern: Nämlich meine tiefe Zufriedenheit mit den Speisen im Hakata! Sehr gerne wieder, wenn es „Einfach. Einfach lecker.“ sein soll.