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Nicht so am Abend des 14. August 2019, da hatte uns ein Restaurant einen Tisch an seinem Ruhetag reserviert und diesen Fehler erst einen Tag vorher bemerkt. So blieb uns nicht anderes übrig als das Radar zu aktivieren und zu schauen, wer hat auf an einem Mittwochabend (ist auf Sylt ein gern angesetzter Ruhetag) in erreichbarer Distanz, was gefällt uns von den offenen Restaurants und welches von diesen will uns dann auch noch empfangen, beziehungsweise einen Tisch reservieren.
Schon im letzten Jahr war uns in Hörnum in der Straße Blankes Tälchen Nummer 8 ein Restaurant aufgefallen, dass sich offensichtlich eines regen Zuspruchs erfreute. Und verschiedene Konsultationen von Bekannten auf der Insel hatten ergeben, dass diesem Restaurant ein recht guter Ruf voraus ging. Also mal angerufen im Anker, ja, sie hatten Mittwochabend geöffnet, ja ein Tisch für 20 Uhr wäre noch frei, also dann los, auf ins Abenteuer und reserviert!
Demzufolge standen meine Frau und ich um kurz vor 20 Uhr in Hörnum vor diesem Haus.
Draußen sitzen ging nicht an diesem Abend und wir traten ein. An der Tür ein Bildschirm mit Information über das Restaurant und seinen Chef. Zitat aus dieser Vorstellung: Seit 2012 führt Thorsten Möller sein südliches Kleinod im lauschigen Sylter Süden. In dem mit Liebe zum Detail eingerichteten Familienrestaurant trifft sich ein stimmiges Ambiente zwischen rustikalem Hafenstil und charmanter Moderne.
Für die Gäste warten Thorsten Möller und sein kreatives Team mit erstklassiger Frischeküche aus regionalem Anbau auf - und dies in hoch gelobter Bio-Qualität! Neben den hafentypischen Gerichten erwarten Sie Fisch- und Fleischspezialitäten der Extra-Klasse. Dazu richtet der Anker seinen Gäste auf Vorbestellung auch ein feines Gourmet-Fisch- und Fleisch-Fondue aus.
Apropos Extraklasse: Vegetarier und Veganer werden ebenfalls in der anspruchsvollen Karte fündig, sind doch vegetarische und vegane Gerichte ein liebgewonnenes Steckenpferd in Möller's Anker.
Abgerundet wird die Speisekarte durch die aufmerksame Kinderkarte, Spezialitäten-Tagen, wie zum Beispiel die freitäglichen frischen Miesmuscheln, dem außergewöhnlich populären Labskaus-Tag jeden Mittwoch und einer ausgefeilten internationalen Weinkarte, die jedem Gast gerecht werden sollte.
Na, dann wollen wir doch mal sehen. In Hörnum hat sich in den letzten Jahren viel getan in Sachen anspruchsvoller Küche, wir waren gespannt, ob Herr Möller dort mithalten würde können. Seinen Anspruch darauf verkündet er ja recht selbstbewusst.
Ein Spiel zwischen Rustikal und Modern war der Gastraum tatsächlich. Nicht ganz durchrenoviert, verbreitete er immer noch ein wenig Kneipencharme. Was auch an viel dunklem Holz im Innenraum lag.
Davor, da drin und dabei aber immer wieder sehr schöne Deko. Nicht trennen wollte man sich augenscheinlich von den alten Tischen und Stühlen aus den Kneipenzeiten, die in ihrem dunklen Holz-Charme dazu beitrugen, dass der Gastraum irgendwie so wirkte, als sei man mitten in der Renovierung stehen geblieben. Aber vielleicht ist das ja auch ein kontinuierlicher Prozess, dass müsste man über die Jahre mit verfolgen. Aber genug der Ambiente-Diskussion, wir brauchten einen Tisch zum Essen.
Und den bekamen wir nach dem eintreten vom Service zugewiesen, Platz nahmen wir an dem schon angesprochenen antik wirkenden Mobiliar, das war aber sehr gut eingedeckt mit ordentlichen Servietten, gutem Besteck und guten Gläsern und ausgesprochen groß dimensioniert. Dass geht auf Sylt auch gerne mal ins andere Extrem mit Zweiertischen die gerade ausreichend für 2 Weingläser sind. Wir fühlten uns an unserem Tisch wohl und willkommen, was auch an den beiden sehr sympathischen Servicedamen lag, die sich unserer annahmen.
Die Karten lassen sich auf der HP einsehen, es gibt ein Mittags und ein Abendangebot, dazu eine recht ordentliche Weinkarte. Die Hoheit über diese nahm sich wieder meine Frau (wieder kein Riesling.....seufz) und orderte einen aber doch sehr ordentlichen Weißburgunder aus dem Anbaugebiet Mosel
aus einem hinreichend in Genießerkreisen bekannten Weingut in Wiltingen an der Saar mit dem auch ich sehr glücklich war. Zum Wein dann eine "Liebeserklärung" der Küche
bestehend aus Olivenöl, Balsamicoessig, einem Gewürzsalz und Brot. Da punktet Herr Möller natürlich bei meiner Frau. Sehr kreativ.......dass war ja seine Ansage. Wir hatten inzwischen auch gewählt aus der Karte, und dass fällt bei den Angeboten doch recht schwer, da waren viele Verlockungen aufgelistet. Letztendlich orderte meine Frau als Vorspeise
Anker Tapas genannt, bestehend aus einer Hummersuppe im Anker Stil, einer Labskaus Krokette und noch einer Komponente, die ich nicht mehr erinnere (füge ich hinzu, wenn die Speisekarte wieder online ist). Meine Frau war aber zufrieden mit ihrer Wahl.
Für mich sollte es ein Rind sein.
Geflämmtes Rind, japanisch inspiriert, mariniert mit Teriyaki-Sauce. Das in dünne Scheiben geschnittene Fleisch lag auf einem Spiegel aus Maracujapüree, darüber ein milder Rettich, roh und frisch, und Granatapfelkerne. Hatte ich kreative Küche verlangt? Nun hatte ich die bekommen! Das war ein wilder Mix! Aber es schmeckte tatsächlich ganz gut. Ein wenig kritteln könnte ich am übermäßig eingesetzten Maracujapüree, weil es schnell dominant zu werden drohte. Entsprechende Dimensionierung auf der Gabel wirke dem entgegen. Kreative Küche, wahrlich!
Beim Hauptgang waren wir uns einig, eine Paella a la Anker sollte es sein. Die kam in der Schmiedeeisernen Pfanne (für jeden eine) an den Tisch.
Wir erblickten eine recht freie Interpretation des spanischen Klassikers! Hoch lebe die kreative Küche........aber Kreativität muss natürlich auch munden. Probiert und festgestellt, der Reis ist noch schön al dente, lecker, aber eher Risotto (gab es auch in der Karte, vegetarisch) denn Paella. Frische Erbsen waren drin, frische Schnippelbohnen und weiteres Gemüse. Ein Fischfond war auch drin im Reis, so entstand Bezug zu den Dingen auf dem Reis, gedünsteter Dorsch, pazifische Miesmuscheln (die ganz großen), Gamba und Pulpoarme........insgesamt ein sehr leckerer Teller/ Pfanne! Aber der Spanier hätte das natürlich nicht Paella genannt, schon weil die Röstaromen vom angebrannten Reis (rühre eine Paella niemals um) nicht vorhanden waren.
Wir waren ziemlich satt nach dem leeren unser beiden Pfannen und deswegen ein Dessert für uns Beide zusammen.
Salzkaramelleis mit karamellisierten Oliven, dass mit dem kreativ hatten wir ja schon..........aber genau deswegen hatten wir dieses Dessert erwählt aus der verlockenden Auswahl im Anker. Salzkaramell ist super, und wenn Oliven karamellisiert werden, kriegen sie einen Salmiakton(Lakritz) im Aroma, woran meine Frau heftig litt, ich nicht! Sehr lecker und begleitet von einem restsüßen Riesling.....da hatte ich doch noch ein bisschen was von meinem Lieblingswein.
Ich hatte es oben schon kurz angesprochen, die beiden Damen im Service machten einen hervorragenden Job. Sylt-typisch im Du-Modus, aber wir waren immer im Blick, nichts entging ihnen und sie strahlten trotz der hohen Besucherzahl eine große Freundlichkeit aus. Absolut ohne Fehl und Tadel, auch der Kollege hinter dem Tresen, der sich den Getränken widmete.
Kann ich also zum Fazit kommen. Manchmal etwas rigoros kreative Küche bot sich uns beim Erstbesuch im Möllers Anker. Herr Möller und sein Team trauen sich was, und dass ist uns immer lieber als 08/15 Küche, die Massengeschmack befriedigen will. Aber keine Angst, in der Karte gibt es auch Klassiker und ich bin mir ziemlich sicher, das man die hier auch sehr gut essen kann (der Labskaus am Nachbartisch sah verlockend aus!). Die Weinkarte ist gut sortiert und fair bepreist. Aus unserem Erstbesuch wird bei Gelegenheit sehr gerne ein Zweitbesuch!