Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Knefler hat sich mittlerweile ein treues Stammklientel „erkocht“. Einge“fleisch“te (oder besser einge“fisch“te?) Knefler-Fans und pfalzweinaffine Genießer mit ambitionierten kulinarischen Absichten, finden regelmäßig den Weg ins pfälzische Örtchen Frankweiler, um sich dort vom noch recht jungen Chefkoch kulinarisch verwöhnen zu lassen. Dabei stört die häufig von weit her Gereisten das schlicht-rustikale Ambiente der Gaststube nicht im Geringsten. Im Gegenteil, hier finden sie ein Refugium vor, das ihnen erlaubt, feinste Gerichte in unprätentiösem, fast schon familiär-vertrautem Rahmen einzunehmen.
Diese Urzelle gehobener Pfälzer Weinstubenkulinarik hat mich bei meinem letzten Besuch aufs Neue begeistert. Meine jahrelange Abstinenz hatte keinen erklärbaren Grund (außer vielleicht die Tatsache, dass vorgenommene Spontanereservierungsversuche meist fehlschlugen…), sind mir doch solche bodenständigen, aber dennoch raffiniert aufkochenden Restaurants junger Küchenchefs in der Südpfalz mittlerweile die liebsten. Und ihre Auswahl wächst erfreulicherweise von Jahr zu Jahr…
Zurück zur Weinstube Brand. Früher war hier eine einfache Pfälzer Woistubb, in der die Eigentümer des gleichnamigen Weinguts ihre Weine gern schoppenweise ausschenkten. Wenn man heute das urige Holztor zum schlauchartigen Innenhof passiert hat, wundert sich der Erstankömmling, wo sich denn nun die Weinstube versteckt hält. Und tatsächlich strahlt allein der Eingangsbereich bereits pures Understatement aus. Die historischen Landwirtschaftsutensilien an der Wand, der Blick durch die Scheiben der Tür ins gemütliche Sandsteininnere sowie die warme Beleuchtung erzeugen augenblicklich ein warmes Willkommensgefühl. Drinnen wird man freundlich begrüßt. Eine Aushilfe hat an diesem Abend Frau Knefler unterstützt und uns hervorragend bedient.
Das „Zusammenrücken“ bzw. „an einen Tisch dazusetzen“ gehört im Übrigen zu dieser Weinstube genauso dazu wie die Schiefertafel mit Knefler’s Top-Empfehlungen. Die eigentliche Speisekarte besteht aus zwei mit Leder zusammengebundenen Holzdeckeln, die selbst entworfen und vom Schreiner eigens dafür angefertigt wurden. Ein originelles Unikat, das etliche Leckereien aus der Pfälzer Küche, wie beispielsweise die Doppelte Kraftbrühe mit Blut- und Leberwurstravioli (5,60 Euro), Pfälzer Rumpsteak (18,50 Euro), Saumagen mit Kraut (9,90 Euro) oder Blut- und Leberwurststrudel mit Kartoffelmeerrettichpüree (11,90 Euro), beinhaltet. Daneben umfasst die Karte 10 offene Weiß- und 7 Rotweine. Alle von namhaften Pfälzer Winzern. VDP-Größen wie etwa Minges, Meßmer und Bernhart sind hier genauso vertreten wie die Weingüter Sohn und Lidy aus dem lokalen Umfeld. Die Viertelpreise oszillieren zwischen 3,50 Euro und 6,90 Euro, was bei den gebotenen Qualitäten ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt. Man schaue sich da mal die Preise für Pfälzer Weine im Badischen an. Der Trinkwein dieses Abends war eine einfache rote Cuvee vom Knipser, ich glaube sogar aus der Literflasche, das Viertel für 5,80 Euro. Hat mich nicht umgehauen, tat aber auch nicht weh. Den tollen Speisen konnte er jedenfalls nichts anhaben...
Soweit lässt sich das alles noch mehr oder weniger unter dem Titel „übliches Weinstubenangebot in der Pfalz“ verbuchen. Dies ändert sich jedoch schlagartig, wenn die Bedienung die bereits erwähnte Schiefertafel im Blickfeld der Gäste platziert. St.Pierre (Petersfisch) auf Blumenkohl und Rote-Beete-Graupenrisotto (23,90 Euro), Wildkaninchenrücken im Schinkenmantel auf Apfelrosenkohl und Kartoffelstrudel (18,90 Euro) sowie die knapp 4 Stunden im Ofen geschmorte Ochsenschulter auf Cassisrotkraut und Kartoffelpüree (20,90 Euro) seien hier beispielhaft erwähnt.
Letztere orderte ich als Hauptgang und war sogar als bekennender Rotkrautverschmäher total begeistert. Eine ordentliche Portion landete da auf meinem Teller. Mit mürbe geschmortem Rindfleisch, einem Püree, das wie bei Muttern schmeckte und einer delikaten Jus, die mit dem süßlichen Saft des Cassis-Rotkrauts eine wunderbare Aromen-Liaison einging. Ein rundherum harmonisch zusammengestelltes Gericht, das ein absolut stimmiges Gesamtbild abgab. Gerade in der harmonischen Verknüpfung verschiedener Geschmackskomponenten liegt die große Stärke von Küchenchef Knefler, der unter anderem bei Sternekoch Joachim Wissler („Vendôme“) gelernt und sich dort scheinbar einiges abgeschaut hat. Er versteht es gekonnt, asiatische, orientalische, französische und mediterrane Einflüsse mit regionalen Basics adäquat zu verbinden. Dadurch kreiert er neue „Geschmacksakkorde“, die seine Kompositionen als ausgewogenes Ganzes erscheinen lassen.
In gleichem Maße gelungen war der Hauptgang meiner Begleitung. Das bestellte Spanferkel mit Topinambur und gut gewürzten Serviettenknödeln (19,90 Euro) von der Tafel war ein leicht orientalisch angehauchter Gaumenschmaus mit schön knusprig gegrillter Kruste. Topinambur hat ja als Beilage keinen besonders intensiven Eigengeschmack. Hier allerdings trumpfte die Wurzelknolle mit einer feinen Kreuzkümmelnote groß auf. Genau wie beim Schaumsüppchen der Saison (5,90 Euro), das ich vorweg zu mir nahm. Auch hier versetzte mich Knefler kulinarisch in den Vorderen Orient, indem er in Sachen Würze den „Lawrence von Arabien“ gab und das Wurzelgemüse einer regelrechten Baharat-Kur (Baharat, eine arabische Gewürzmischung, Anm.) unterzog. Ein Duft von frisch gehacktem Koriander toppte das schaumig-aromatische Elixier, in dem ein ebenfalls sehr morgenländisch gewürzter Maronenflan schwamm.
Das „Warm/Kalt“ von der Valrhona-Schokolade (9,50 Euro) setzte in Kombination mit der gepfefferten Ananas und dem cremigen Safraneis einen würdigen Schlusspunkt und musste aufgrund der ordentlichen Hauptgang-Portionen gar geteilt werden.
Und so schließe ich meine „Brand-Rede“ über eine der ambitioniertesten Weinstuben der Pfalz mit einer Bemerkung zur außergewöhnlich fairen Preisgestaltung. Wenn es in der Südpfalz eine Auszeichnung für das Restaurant mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis gäbe, wäre die Weinstube Brand in Frankenweiler sicherlich ganz vorne mit dabei. Mit Freude erwarte ich Knefler’s „Neuigkeiten von der Schiefertafel“ beim nächsten Besuch.