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Ein Anruf bei den Pizzabäckern unseres Vertrauens, Marco und Serafino Stefanizzi, die seit 2016 im idyllischen Weinort Mörzheim (bei Landau) unfassbar geile Teigfladen aus dem Ofen zaubern, genügte, um meine Frau und mich nach gut sieben monatiger Abstinenz tatsächlich mal wieder zusammen einkehren zu lassen. Der Weg nach „Mörze“ ins „kleine Paradies“ stand uns offen.
Nicht nur bei uns war die Wiedersehensfreude groß, als wir an jenem Donnerstagabend Anfang Juni dort aufschlugen. Die Begrüßung der beiden Brüder fiel sehr herzlich aus. Wie lange vermisste Freunde wurden wir empfangen. Besonders Inhaber Marco, der an diesem Abend aufgrund der vielen Bestellungen – der Abholservice schien nach wie vor sehr gut zu laufen – in der Küche mithalf, war blendend aufgelegt.
Er setzte sich später, nach getaner Arbeit noch zu uns an den Tisch und quatschte munter drauflos. Nach dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren und all den Tälern, die er zu durchlaufen hatte, freute es mich sehr, ihn wieder bei besserer Stimmung vorzufinden. Seine Botschaft nach der langen Zeit der Trauer und der Resignation: endlich wieder leben!
Vielleicht nicht unbedingt vergleichbar, aber nach dem überstandenen Lockdown, ist dies wahrscheinlich der Wunsch von ganz vielen Menschen im Moment. Eine positive Aufbruchstimmung, die derzeit nicht nur bei Restaurantbesuchern zu spüren ist.
Dort wo früher Michael Mury und Corinne Berrevoets ihr (erstes) Weinkontor betrieben, nehmen uns heute die Stefanizzis auf bewährte Geschmacksexkursionen in Richtung Bella Italia mit. Über den gemütlichen Gewölbekeller und seine nostalgischen Sandsteinwände sowie die ganz besonders urige Atmosphäre im Inneren der kleinen Osteria habe ich mich schon bei meinem letzten Bericht ausführlich ausgelassen.
Auch das Speisenangebot, das sich, infolge der hier vorherrschenden Kernkompetenzen, fast gänzlich der gängigen Varianten des traditionellen Pizza- und Pastatums bedient, hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Von Spaghetti AOP über Tortellini alla Panna bis hin zu Tagliatelle Salmone werden hier die bekannten Nudelklassiker aufgetischt. Gerne auch „al Forno“. Daneben locken verführerische Rundbackwaren in zwei Größen, aber in nur einer Qualität. Nämlich in einer phänomenalen!
Natürlich hat man auch Milanese und Saltimbocca Romana für den eingefleischten Auswärtsschnitzler im Repertoire. Gestandene Rumpsteakvernichter dürfen da ganz ungeniert zwischen der Schmorzwiebel- und Pfeffersaucenausstattung wählen. Tintenfisch, Lachs und Garnelen kommen frisch gegrillt auf die Platte. Und selbst Suppenkasper und grüngelaunte Salatgesellen gehen hier nicht leer aus.
Um es gleich vorweg zu nehmen: das klingt zwar alles nach bereits ausgetretenen Kulinarikpfaden, wird aber in überdurchschnittlicher Qualität zu Teller gebracht und das nicht nur an „guten Tagen“. Eine Kontinuität, die von den vielen Stammgästen hochgeschätzt wird. Einzig die Preise sind nicht mehr ganz dieselben wie vor 5 Jahren. Aber wen wundert das…?
Und da saßen wir nun auf bequem gepolstertem Gestühl aus Polyrattan im recht spartanisch dekorierten Innenhof – hier merkt man dann doch, dass (fast) nur Jungs am Werk sind – und hatten bereits eine große Flasche San Pellegrino (0,75l für 5,50 Euro) sowie ein Viertel von der lambrusconischen Weinbrause (4,50 Euro) vor uns stehen.
Innenhof...mit der besten Nachricht überhaupt!
An Letzterer verging sich übrigens der Schreiber dieser Zeilen, da seine Frau aufgrund besonderer Umstände schon seit ein paar Monaten vernünftigerweise auf Alkohol verzichtet.
Geordert hatten wir bei der stets freundlichen Servicekraft Chiara, die in diesem reinen Männerladen ganz schön was zu erdulden hat, aber sich scheinbar blendend mit den Stefanizzi-Boys versteht. Was sehr positiv auffällt: es wird hier gerne und auch viel miteinander gescherzt und gelacht. Ohne dabei ins Unseriöse abzudriften. Eine sympathische Mischung aus apulischer Lockerheit und Pfälzer Lebensgefühl. Das kommt bei vielen Gästen sehr gut an.
Vorneweg hatte ich mich für den Insalata Italia mit Hausdressing (10 Euro) entschieden. Die obligatorische Pizza Diavola (in groß für 12,50 Euro) musste ich gar nicht erst bestellen, die ahnte der gute Marco Stefanizzi auch so. Meine Herzensdame wählte diesmal überraschenderweise keine Pizza. Sie hatte Lust auf die Rigatoni Arrabiata (11 Euro). Unseren beiden Hauptspeisen zufolge stand uns ein scharfer Abend bevor.
Beim Salat stand ich schon oft vor der Entscheidung: „Italia“ oder „Nizza“? Ohne hier dem Ganzen das legendäre (und zugegeben etwas abgedroschene) Andy-Möller-Zitat überstülpen zu wollen, sagte ich mir auch an diesem Abend: „Hauptsache Hausdressing!“. Denn an diesem leicht cremigen und definitiv nicht kalorienarmen Beiguss wird hier selten gespart.
Insalata Italia
Gott sei Dank nicht, denn das mit fluffigen Ciabatta-Scheiben gefüllte Brotkörbchen wollte ja auch geleert werden.
fluffige Tunkware
Die leicht säuerliche, auf Joghurt-Basis kredenzte Tunke, die das frische, mit etwas Rohkost unterfütterte Grün ausreichend benetzte, wurde somit bis zum letzten Tropfen beflissentlich aufgesaugt. Hart gekochte Eier, in Streifen geschnittener Kochschinken und Schnittkäse (schätze mal Gouda), Gurkenscheiben und Tomatenviertel gehörten zur Standardausführung selbstverständlich dazu. Sie verliehen dem eher geschmacksneutralen Blattwerk genügend Frische und Würze.
Insalata Italia nochmal
Bei unseren Hauptgängen ging es scharf zur Sache. Die feurigen Rigatoni Arrabiata waren perfekt im Biss und dufteten unverschämt gut nach Knoblauch. Besonders das intensive Aroma der Tomatensauce nahm meine Herzensdame gleich in Beschlag und zauberte ihr ein leicht errötetes Capsaicin-Lächeln ins Gesicht. Eigentlich ganz banale Italo-Kost, die aber brutal schmackig den Gaumen erfreut.
Rigatoni Arrabiata
Auch meine Teufelspizza geizte nicht mit Brennschärfe. Die Kombination aus eingelegter Paprika, Ei, Knoblauch, herzhafter Peperoni und köstlicher Hackfleischsauce ließ mir schon vom Duft her das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Diavola ganz nah...
Der gute AndiHa, ein im Portal bekannter „Dauerdiavolaner“, hätte seine wahre Freude an diesem Prachtbackwerk aus Serafinos Wunderofen gehabt. Dünner, knuspriger Teig, aromatische Tomatenbasis, kein Gramm Käse zu viel und ein herrlich saftiger Belag aus fruchtig-pikanten Zutaten. Mehr bräuchte noch nicht einmal Herr Rossi für sein rundes „Stück vom Glück“.
Sympathy for the Devil!
Nach einem lustigen Plausch mit dem Inhaber Marco Stefanizzi, dessen selbst auferlegtes Abnehmprogramm ich in den nächsten Wochen überwachen werde (…völlig uneigennütziger Legitimationsgrund für den nächsten Besuch), ging es wohlgesättigt und rundum zufrieden wieder zurück nach Hause.
Wir sind einfach dankbar, dass die Jungs vom Piccolo Paradiso nicht von Corona „geschluckt“ wurden und wir auch weiterhin in den Genuss ihrer Highend-Pizzen kommen dürfen. Folgebesuch ist schon in Planung…