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Für unser nächstes Club-Meeting (wir sind ein kleiner nicht eingetragener Verein mit bisher zwei Mitgliedern, aber das seit Jahren stabil) zum anstehenden Genießertag kann es aber eigentlich nur die Dom-Stadt (oder ein Ort im Bergische Land) sein.
Das ist unser Operationsfeld. Die Entfernungen sollen nicht zu groß sein; denn wir wollen am Abend jeweils ohne Probleme mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause können.
Der Start ins Vergnügen ist immer ein Lunch in einem ausgewählten Lokal unter meist einem bestimmten Motto. Es sollte diesmal „japanisch“ sein. Der Schwerpunkt sollte dabei nicht unbedingt nur auf Sushi liegen.
Das ist kein Heimspiel, weil wir auf diesem Gebiet ungeübt sind. - Aber: „Der wahre Gourmet ist ja vor allem sehr tolerant und immer an Neuem interessiert. Schließlich würde er sich ja selber blockieren wenn er - wie das die Scheinschmecker oft tun - immer nur die gleichen Sachen sucht.“, meint schon Jürgen Dollase (der aber nicht unbedingt in all seinen Ansichten unser Maßstab ist).
Nach Carsten Henn, dem Restaurant-Kritiker des Kölner Stadtanzeigers, kam dafür das „Daikan“ hauptsächlich in Frage (abends allerdings noch mehr das „Zen“).
Sein Vorgänger Helmut Gote nannte (jedoch Stand 2013) das „Kintaro“ als seine erste Wahl. „Küchenreise“ vergibt 4 von 5 Punkten „gerne wieder“ (2014). Doch aktuellere positive Empfehlungen konnte ich nicht finden.
Der geschätzte GG-Kollege Tischnotizen hat vor kurzer Zeit das „Akira“ ganz gut bewertet und nannte es sein Lieblingslokal für Sushi (in Köln) – sein Besuch war aber auch abends.
Und da sind leider bei immer mehr Lokalen Unterschiede zum Lunch zu bemerken, wie zum Beispiel eine eingeschränkte Mittagskarte. Grund dafür mag unter anderem sein, dass das heutige Publikum den Lunch schnörkellos und schnell einnehmen will. – Wir aber nicht! Auch mittags liegt uns die Betonung des Genusses beim Essen am Herzen und drei Gänge in aller Ruhe sollten es mindestes sein.
Es bleibt auf jeden Fall auf der Japan-Liste.
Im „taku“ (asiatisch) haben wir schon gespeist – und es ist immer einen Besuch wert - aber nicht unbedingt typisch japanisch.
Im „Daitokai“ wird stets die „Show“ des Hauses gelobt – und damit ist es für uns aus dem Rennen; denn wir wollen den Schwerpunkt auf das Essen legen (obwohl Damen im Kimono sicher eine Bereicherung sind). Und bei vielen weiteren Lokalen scheint es schwerpunktmäßig nur Sushi zu geben und es handelt sich wohl oft auch eher um Schnellrestaurants. Vielleicht ein anderes Mal.
Auf meine E-Mail-Anfrage zum Mittagstisch antwortete das Kintaro freundlich und zeitnah: „Mittags bieten wir unsere Lunch-Menüs an, allerdings können Sie gerne Gerichte aus unserer Abendkarte verzehren“. Vom Daikan kam auch eine Rückmeldung, die mich aber weniger zufrieden stellte: „Leider haben wir keine Speisekarte online. Gerne kannst du aber auch einfach bei uns vorbeischauen und in die Speisekarte reinschauen.“
Michelin und GaultMillau heben in Köln nur taku und Zen in diesem Bereich heraus. Aber Schlemmeratlas und Feinschmecker vergeben Kintaro immerhin 1,5 Punkte.
Und dann sind wir auch dorthin gegangen.
Das japanisch-kölsche Ehepaar Arakawa führt das Restaurant seit Oktober 1988. Takusaburo und Hedwig waren damit die ersten, die in Köln original japanisch kochten. – Bis heute wurde an diesem Konzept wohl nicht viel geändert: „Wir servieren traditionelle japanische Speisen, nichts Neumodisches“, erklärt die Chefin dazu.
Ambiente
Innen ist das Lokal wirklich minimalistisch eingerichtet. Um die Theke, die auch Küche ist, herum gibt es Sitzplätze und im übrigen Raum sehr einfache Tische und Stühle. An den Wänden sind einige Bilder und Fotos zu sehen.
Am Platz liegen Einwegstäbchen und eine einfache Papierserviette.
ein Platz
Das entspricht wohl dem Ideal der Schlichtheit, die der japanischen Architektur und Einrichtung nachgesagt wird. Ob es eine typische Ausstattung ist, kann ich erst nach weiteren Besuchen in anderen Häusern feststellen.
Teilansicht Gastraum
Sauberkeit
Alles wirkte gut gepflegt.
Service
Die Chefin des Hauses Hedi Arakawa begrüßte uns freundlich. Ich nahm Bezug auf unsere Emails. Und sie empfahl uns die Lunch-Box, die im Wesentlichen alle Bereiche eines japanischen Essen abbildet: Etwas Gemüse und Salat, eine Suppe, Tempura, verschiedene Fischspeisen und Eis. Zusätzlich bestellten wir noch etwas gebratenes Rindfleisch und noch etwas aus dem Meer (Jakobusmuschel, Oktopus). Damit waren unterschiedliche Garmethoden, die wohl typisch für die Küche sind, erfasst: roh, gebraten, gekocht, frittiert.
Neben dem schweigenden Koch hinter der Theke waren noch zwei junge japanische Servicekräfte tätig.
der Koch
Für kurze Konversation beim Aufenthalt war jedoch Frau Arakawa zuständig. Ihre klaren und treffenden Aussagen waren für mich herzerfrischend. Sie überließ uns auch gerne „Kinderessstäbchen“, die den Vorteil haben wie eine Pinzette zu wirken, ohne dass man sie richtig im Griff haben muss.
Die Frage nach passenden Getränken beantwortete sie mit der Bemerkung, dass man in Japan, das nimmt was einen schmeckt. So entstand der Kurze Dialog: „Wie steht es mit Kölsch?“ – „Mühlen Kölsch ist eine gute Wahl!“
Die verkosteten Speisen
Zensai - Suppe mit Einlage und roher Salat aus Gurke, feinen Möhrenfäden und Eisberg
Suppe
Die Brühe war relativ neutral im Geschmack. Darin waren dunkle Algen und eine Art feiner dünner Eierstich. Da ich gerne Speisen mit mutiger Würzung verkoste, war ich über die dezenten Aromen etwas verunsichert. Aber nach ein paar kleinen Schlucken habe ich mich damit arrangiert.
Salat
Das Schälchen mit Gurke und Eisbergsalat überraschte mich mit noch mehr Schlichtheit. Weniger geht kaum noch. Es war eine leichter Hauch von einem Dressing aufgesprüht.
Yasai Nimono - Gekochtes Gemüse: Lotus, Möhre, Bohne, asiatische Pilze, weißes Gemüse (Sellerie ?)
Gemüse
Diese Art der Zubereitung und die verwendeten Gemüse waren für mich relativ ungewohnt bzw. auch neu. Die Happen waren weder weich noch hart – also wohl optimal gegart. Lotus habe ich bisher nicht verkostet. Wiederum waren alle Gemüse sehr natürlich im Geschmack; also ich konnte keine Gewürze spüren. Aber auf jeden Fall interessant, weil ich sie so pur schon lange nicht mehr verspeist habe. Zu Hause lassen wir unser Gemüse bissfester und würzen dafür stärker.
Box (23 €)
Lunch-Box
Ein quadratisches Gebilde mit vier Mulden (lackiertes Holz ?):
Oben quer: Maki, Negiri, Sashimi, rohes Gemüse, Glasnudeln, eingelegter Ingwer
Links länglich: Tempura - Garnele (Scampo) und Gemüse - eine separate Schale mit einem Dip außerhalb der Box
Mitte rechts eine Vertiefung mit Sojasauce für das Sushi und ein Klecks Wasabi-Paste auf dem Rand
Unten rechts: Thunfisch mit Zitrone
Sushi
Sushi habe ich natürlich schon bei einigen Gelegenheiten in sehr unterschiedlichen Lokalen serviert bekommen. Ich mag diese Happen grundsätzlich gerne. Hier waren Lachs, Thun und ein heller Fisch (Kabeljau ?) verarbeitet bzw. angerichtet worden. Die Wasabipaste war pikant und nicht zu scharf. Der eingelegte Ingwer war auch angenehm im Geschmack.
Tempura
Bei den gegrillten Teilen hat mit die Garnele schon recht gut geschmeckt. Die anderen Stücke waren wohl Gemüse. Zusammen mit dem Dip kam hier eine Spur von Würze für mich spürbar.
Dip für Tempura
Der Happen Thunfisch der auf einem großen Blatt Eisbergsalat und neben einer Scheibe Zitrone lag, war sanft gebraten oder gekocht. Auf jeden Fall durchgegart. Der Geschmack erinnerte mich noch an den Fisch, war mir zu kompakt und stark neutralisiert.
Schale mit Reis
Reis
Der Reis war überraschend körnig und gar nicht pappig. Salz war wiederum sparsam verwendet.
Gyuniku Amiya (13,50 €) - gegrilltes Rindfleisch und Eisbergsalat
Rind gegrillt
Die Portion haben wir uns geteilt. Das Fleisch war angebraten und innen noch leicht rosa. Der Geschmack war kräftig, die Konsistenz relativ fest. Auf jeden Fall im Ergebnis am ehesten wie ein dünn aufgeschnittenen Steak. Es hat uns geschmeckt.
Hotategai (4,30 €) – Jakobsmuschel; dazu eine kleine Portion Soja-Sauce
Die Muschel mir Reis und Sojasauce hat mir sehr gut geschmeckt. Dieser Einzel-Happen von der Sushi-Karte war genau mein Fall. Bei zukünftigen Besuchen wäre diese Liste auf jeden Fall meine Fundgrube.
Tintenfisch und Jakobsmuschel
Ika Remon Shi (3,20 €) – Tintenfisch mit Salz und Zitrone
Auch dieses zweite Einzelstück war wirklich etwas für mich. Der Tintenfisch war zart und aromatisch. Mit dem Reis eine prächtige Einheit.
Matcha-Eis
Matcha-Eis
Die kleine Kugel Eis zum Abschluss war ebenfalls ein Treffer. Der Teegeschmack war als dezenter Bitterton harmonisch vorhanden und erfrische die Zunge und den Mundraum. Das Eis war nicht cremig, aber angenehm weich. Auch das würde ich gerne wieder essen.
Als Getränk (1,90 € für 0,2 l) haben wir das frische Mühlen Kölsch genommen. Und es hat wirklich gut zu den japanischen Speisen gepasst.
Fazit
3 – wenn es sich ergibt; auf jeden Fall werde ich weiterhin japanisch essen gehen und auch weitere Lokale (s. o.) aufsuchen. Ich möchte auf diesem Feld noch viele Erfahrungen sammeln.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 19.07.2017 - zwei Personen - mittags