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Man wolle, dass man die besten Geschichten über das „eleven stories“ erzähle, ist zu lesen über die arg konstruierte Namensfindung, die wenig bis keinen Aufschluss darüber gibt, dass es hier vornehmlich um Mittelmeerküche gehen soll. Nun denn.
Die Geschichten, die man nach mehreren Monaten im Netz findet, sind indes nur bedingt schmeichelhaft. Von überzogenen Preisen, nachlässigem Service und langen Wartezeiten ist da häufig die Rede. Keine Geschichte, die mich normalerweise reizen würde, den Realitätscheck zu machen. Aber im Rahmen eines Firmenessens ergab sich im Dezember doch die Möglichkeit.
Das Restaurant hat eine beeindruckende Architektur und bei schönem Wetter sicher auch eine ebensolche Aussicht auf den Rhein. Unter dem Backsteingewölbe finden sicher 200 Gäste Platz, dazu eine große Bar, ein kleiner Loungebereich und im hinteren Teil sind noch abgetrennte Räumlichkeiten, die an diesem Abend für Weihnachtsfeiern genutzt werden.
Unsere Gruppe ist größer und verteilt sich auf drei Tische. Das mag für Service und Küche vielleicht eine Herausforderung sein. Allerdings ist das Haus ohnehin voll besetzt und wenn man nebenbei noch Weihnachtsfeiern bespielen kann, sollte auch unsere Gruppe eigentlich kein Problem darstellen. Zumal die Speisekarte übersichtlich zusammen gestellt ist.
Sie weist gerade mal drei Vorspeisen, eine Suppe, ein Salat, einmal Pasta, einmal Risotto, zwei Hauptgerichte und drei Desserts aus. Daneben kann man noch zweierlei Steaks wählen, die nach Gewicht abgerechnet werden (13,-- bzw. 15,--€ pro 100g). Das kann dann schon mal locker einen Endpreis von mehr als 50,--€ ergeben, wenn man sich ein 400g Entrecôte bestellt. Hat mein Kollege gemacht und ich fand ja, dass es auf dem Teller irgendwie nicht nach etwas aussah, für das ich so viel Geld hätte zahlen wollen. Aber ich habe es nicht probiert und kann daher nichts über die Qualität sagen.
Gut, mittlerweile bietet die auf der Internetseite verfügbare Speisekarte doppelt so viele Gerichte. Aber das nützt mir an diesem Abend nichts. Das Angebot ist ähnlich dürftig wie das bei einer Seminar-Verköstigung.
Es gibt zwar noch eine Tafel mit Tagesempfehlungen, aber auch die bleibt uns verwehrt, weil wir eine größere Gesellschaft sind. Angesichts der ohnehin geringen Anzahl an Gerichten kann ich dieser Logik nur schwerlich folgen.
Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis zumindest ein paar Scheibchen Focaccia und etwas Paprikacreme gebracht werden. Selbstgemacht ist ja schön und gut, aber Focaccia habe ich schon weniger trocken bekommen und für den ersten Hunger taugt die kleine zugeteilte Menge auch nur bedingt.
Focaccia & Paprikacreme
Aus dem regulären Angebot wähle ich Pulpo mit confierter Melone und Staudensellerie (16,-€). Alternativ hätte es noch ein Carpaccio (15,--€) sowie Burrata und Tomate (12,--€) gegeben. Nicht gerade übermäßig kreative oder aufwändige Gerichte, so dass sich mein Pulpo dagegen schon fast originell ausnimmt. Dass er sich allerdings auch in sämtlichen Beschreibungen seit Sommer wieder findet, spricht nicht dafür, dass die Karte häufig ausgewechselt wird. Aber wenn es denn gut ist, spricht ja nichts dagegen, sich ein paar Klassiker zu erarbeiten. Nur müssten sie dann auch irgendwann mal an den Tisch kommen. Mehr als eine Stunde nach Bestellung ist es dann soweit. Zu diesem Zeitpunkt dürfte sich unsere Getränkerechnung bereits gut aufsummiert haben.
Der Pulpo ist ordentlich gegart, an der Melone ist auch nichts auszusetzen, der Staudensellerie ist ok. Aber das Ganze hat vorne und hinten nichts besonderes. Und dass sich die Küche der unsäglichen Balsamicocreme bedient, die einmal quer über alles gekleckst wird, ist für sich genommen schon ein Unding.
Pulpo & Melone mit confierter Cantaloupe-Melone, mariniertem Staudensellerie und Szechuan-Pfeffermarinade
Da man, wenn man kein Steak essen möchte, nur die Wahl zwischen einem Fleisch- oder Fischgang hat, entscheide ich mich für den Wolfsbarsch mit Gnocchetti, Kürbis und Paprikajus (25,--€). Auch dieses Gericht ist allerhöchstens anständige Bistroküche, wie ich sie zuhause auch hinbekomme. Ein paar Nudeln, etwas gebratener Kürbis und eine Paprikasauce sind jetzt nicht die ganz hohe Schule der Kochkunst. Der Fisch ist von guter Qualität, allerdings hätte ich mir die Haut lieber gebraten gewünscht. Etwas salzarm ist er auch.
Wolfsbarsch mit Gnocchetti, Kürbis und Paprikajus
Meine Kollegin gegenüber möchte Scaloppine al limone (21,--€) essen, traut aber meiner Erklärung, worum es sich dabei handelt, noch nicht vollständig und fragt den Kellner, der wie aus der Pistole geschossen antwortet: „Das sind Muscheln.“ Innerlich rollen meine Augen in dem Moment gerade im Quadrat und ich bitte ihn, das doch besser noch mal in der Küche abzufragen.
Selbst unterstellt, dass der gute Mann, der ja ansonsten recht freundlich ist, eine Aushilfskraft ist, frage ich mich in dem Moment, warum man nicht mal bei einer so überschaubaren Karte die Basics beherrscht.
Es kommt natürlich ein Kalbsschnitzel in Zitronensauce mit belanglosen Rosmarinkartoffeln und Blattspinat, der für meine Kollegin versalzen ist (für mich, der sie mich hat probieren lassen, zumindest hart an der Grenze).
Die Sauce macht auch den Eindruck, als würde sie sich nicht noch weitere fünf Minuten zusammenreißen können und lieber abhauen...
Scaloppine al limone mit Blattspinat, Rosmarinkartoffeln und Limette
Zu diesem Zeitpunkt sind seit der Bestellung mehr als zwei Stunden vergangen für zwei magere Gänge und die Stimmung an unserem Tisch ist nur durch ausgiebigen Alkoholkonsum leidlich hochzuhalten. Denn wenn auch sonst schon alles andere lange dauert, das Nachschenken des Weins hingegen funktioniert rasant und großzügig. Ein Schelm, wer Methode dahinter vermutet.
Ein besonderes Highlight aus der Speisenfolge präsentiert mir ein weiterer Kollege, der sich für das Risotto „Nero venere“ mit Muscheln und Fenchel (17,--€) entschieden hat. Sein Teller, den er nahezu unangerührt zurück gehen lassen wird, ist so ziemlich das Abenteuerlichste, was ich je unter der Bezeichnung Risotto gesehen habe. Es ist eine unansehnliche, graue Suppe mit schwarzem Reis und weichem Gemüse, darunter neben Fenchel auch wieder Staudensellerie. Ok, ich kenne Venere-Reis und weiß, dass der schwarz ist. Aber ich weiß auch, dass der nicht für Risotto taugt. Und wie viele andere Gäste wissen mit der Bezeichnung etwas anzufangen und erwarten ein cremiges, schlotziges Risotto mit Muscheln? Das hier ist eine Reissuppe. Keine schöne, aber eine Suppe und die hat nichts zu tun, mit dem, was in der Speisekarte steht.
Risotto „Nero venere“ mit Bouchot-Muscheln und jungem Fenchel
Die ersten Mitglieder unserer Gruppe machen sich auf den Heimweg und bestellen angesichts der Wartezeiten kein Dessert mehr. Die übrigen erkundigen sich zumindest vehement, wie viel Zeit sie dafür einplanen müssen. Zur großen Überraschung dürfen wir jetzt aber auch zusätzlich aus den Tagesempfehlungen auswählen.
Aus Trotz bleibe ich aber bei der Standardkarte und nehme eine klassische Mousse au Chocolat mit Blätterkrokant und Mini-Crème Brûlée (10,--€). An den Blätterkrokant erinnere ich mich nicht mehr. Der Rest ist solide.
Schokoladenmousse mit Blätterkrokant und Mini-Crème brûlée
Bei einer Kollegin darf ich vom Nougattörtchen (10,--€) probieren, das mit dem gleichen Mangokompott kommt und einer Nocke Kaffeeeis. Letzteres gefällt mir gut. Das Törtchen ist eine muntere Schichtung von Teig und Creme und insgesamt zu mächtig.
Nougat-Törtchen, Mangochutney und Kaffeeeis
Ach herrje! Was war denn das für ein obskures Restaurant-Erlebnis? Nicht nur für meinen Geschmack, sondern auch für den meiner Kollegen, stimmte hier rein gar nichts. Die Wartezeiten waren inakzeptabel lang, der Service völlig überfordert und die Preise entschieden zu hoch. Dazu kommt eine Küche, die auf einer viel zu kleinen Karte nichts als belanglose Allerwelts-Bistrogerichte anbietet und diese dann noch nicht einmal zeitgerecht und fachlich einwandfrei hinbekommt.
Was soll hier das Alleinstellungsmerkmal sein, dass man Lust auf einen erneuten Besuch hat? Außer der Location kann ich nichts erkennen – und die alleine genügt mir nicht.
Wer ein Restaurant dieser Größe betreibt und zur Marke werden möchte, und das scheint das erklärte Ziel der Inhaber zu sein, muss mehr und Besseres bieten. Ein Restaurantbesuch sollte etwas Besonderes bieten, etwas, das ich eben zuhause nicht haben kann. Das gilt vor allem bei den mehr als selbstbewussten Preisen.
So ist auch meine Geschichte tatsächlich nur eine von überzogenen Preisen, nachlässigem Service und langen Wartezeiten. Und die traurigste Geschichte überhaupt ist die von uninspiriertem Essen.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog unter: http://tischnotizen.de/eleven-stories-koeln/