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Es wäre von uns aus fußläufig leicht zu erreichen, wenn man hinterher nicht wieder den Berg hochlaufen müsste. Selbst bescheidene 65 Höhenmeter können je nach dem, was man zu sich genommen hat, zu einer Herausforderung werden.
Das Restaurant gehört zum Kurhaus und liegt malerisch am Rande des dazugehörigen Parks. Vor allem auf der Terrasse sitzt es sich sehr schön, Ein- und Ausheimische spazieren vorbei – ein Sehen und Gesehen-Werden in dem Maße, wie es dieser ehemalige Kurort zu bieten hat. Unter der Woche und bei dem kühlen Wetter natürlich weniger, deswegen waren auch die sonst sehr beliebten Strandkörbe verhüllt und verunstalteten etwas die Aussicht.
Wir waren zu fünft, wir zwei, meine Schwägerin, ihr Sohn und unser ständiger kleiner Begleiter. Calvin wird von Restaurantbesuch zu Restaurantbesuch abgeklärter; selbst ein Hund am Nachbartisch ließ ihn später vergleichsweise kalt. (Dass es beim gestrigen Treffen dreier GG-Kollegen samt einem Anhang etwas wilder zuging, ist nur zum Teil dem Hund anzulasten. Leider wird man davon hier nie erfahren, da es ein paar Meter hinter der Grenze stattfand. Dies nur nebenbei.)
Begrüßt wurden wir von einer für uns noch unbekannten jungen Dame südostasiatischer Herkunft, die über das ausdauerndste Lächeln verfügte, das uns bei einer Servicekraft je begegnet war, und die alle unsere Wünsche entweder gerne, sehr gerne oder sehr, sehr gerne erfüllte. Der sympathische französische Herr von unserem letzten Besuch war ebenfalls im Dienst und operierte wie gewohnt freundlich und aufmerksam.
Das Wetter hatte etwas abgekühlt, seit langer Zeit hatte es sogar mal wieder ein bisschen geregnet. Deswegen waren wir draußen zunächst alleine, was sich aber bald ändern sollte.
Getränke waren schnell gewählt. Die Damen griffen zu Aperol Spritz (6 €), und da der ihnen so gut schmeckte, später zu noch einem. Das hing auch damit zusammen, dass wir vor lauter Alkoholseligkeit vergessen hatten, Wasser zu bestellen, und sorgte für eine gewisse Ausgelassenheit. Die Männer hielten sich an das gezapfte und bewährte Hoepfner Pils aus Karlsruhe (3,30 € für 0,4 L).
Schön ist hier, dass man auf der Karte immer wieder was Neues entdeckt. Die personelle Verflechtung mit der Villa Lina scheint sich hier befruchtend auszuwirken. Dazu gibt es auch immer noch eine Tafel mit den Spezialitäten des Tages, die ich diesmal aber weniger attraktiv fand als sonst.
Meine risikoscheue Frau griff aber wieder auf Bewährtes zurück und bestellte sich ein weiteres Mal die Forellenfilets „Müllerin Art“ mit reichlich Mandelbutter und Kartoffeln (19,90 €). Wenn die Forellen frisch sind, und das sind sie hier, denn sie haben es nicht weit, kann man da kaum was falsch machen. Von Kartoffeln und Mandelbutter wanderte später ein ordentlicher Teil über den Tisch in meine Richtung; letzten November waren sie so überirdisch, dass ich sie bis heute nicht vergessen habe, diesmal waren sie etwas weich geraten. Wodurch sie sich natürlich besser mit der Butter vermanschen ließen :-)
Für mich gab’s was Neues, die Pasta Aioli mit gebratenen, eingelegten Garnelen, verschwenderisch dosierten Frühlingszwiebeln und Parmesanhobelspänen (18,50 €). Eine gute Wahl: Die Garnelen hatten eine schöne Würze und waren trotz des zweimaligen Garens nicht zu fest geworden. Die Aioli war allerdings mit Sahne verlängert worden, das hatte das Aiolihafte leider etwas verdünnt. Jeder Vampir hätte sich kaputtgelacht.
Meine Schwägerin entschied sich für ein Gericht von der Tafel, Maultaschen auf Kartoffelsalat. Mit den Maultaschen war sie zufrieden, auch mit den großzügig darauf verteilten Schmelzzwiebeln. Der Kartoffelsalat war, wie es sich in unseren Breiten gehört, mayonnaisefrei und wirklich gut gelungen, das sage ich nach einer Probiergabel und als erklärter Mayofan.
Der Neffe hatte zur Feier seines Geburtstages - in vier Jahren wird er halb so alt sein wie ich - das marinierte Single Malt Whiskey Rinderfilet mit Wasabicreme und Pommes (26,90 €). Eigentlich hätten es Süßkartoffelpommes sein sollen, aber die waren aus. Das war vielleicht kein Nachteil, denn wie jeder weiß, geraten die gerne mal zu weich. Als weitere Beilage gab es lange Rote-Bete-Stifte, die von einer riesigen Knolle stammen mussten. Das Filet wollte er durchgebraten, das scheint in der Familie zu liegen, tut dem Fleisch aber selten gut. Ihm hat’s gefallen, die Qualität allerdings deutlich mehr als die Quantität. Da haben wir es hier schon mit ganz anderen Fleischportionen zu tun bekommen.
Inzwischen hatte sich die Terrasse gut gefüllt, bei gleichzeitigem fliegendem Wechsel von Mittags- zu Kaffeegästen. Schon beim Bestellen hatten wir gesehen, dass die kleine Dessertsektion mit ein paar interessanten Angeboten lockte. Ein kurzer Check der verbliebenen Speicherkapazität ergab, dass für zwei Teller noch Platz sein sollte.
Also gab es für Schwägerin und Neffen „Apfelstrudel mit Vanilleeis, Früchten der Saison und Sahne“,
Für Oma und Opa Razzo „Erdbeer-Mascarpone-Törtchen trifft Limonen-Basilikum-Sorbet“, ebenfalls mit Fruchtschnitzen und Sahne (je 8,50 €). Das Sorbet erwies sich als eins von der Johannisbeere, das machte aber nichts. Während es an den Hauptdarstellern Gebäck und Eis nichts auszusetzen gab, waren die Früchte zum Teil noch etwas unreif. Die Sahne kam leider, leider aus der Sprühflasche und hatte die dazugehörige schleimige Konsistenz. Dabei ist die Herstellung von ehrlicher Schlagsahne ja nun wirklich kein Hexenwerk und sollte bei dem Preis auch inbegriffen sein.
Aber: Trotz Sprühsahne und Bonsaifilet war es wieder ein erfreulicher Besuch. Es steht außer Frage, dass wir dort gerne wieder einkehren werden, schon damit meine Liebste endlich mal was anderes bestellt als Forelle Müllerin.