"Graf Zeppelin lässt grüssen"
Geschrieben am 13.03.2018 2018-03-13
"Seeblick in zweiter Reihe"
Geschrieben am 13.03.2018 2018-03-13
"Schwankende Küchenleistung in einem schönen Hotel in zentraler Lage"
Geschrieben am 04.08.2017 2017-08-04
"tolle ,interessante Ausblicke"
Geschrieben am 26.06.2017 2017-06-26
"Gyros kann ich besser"
Geschrieben am 04.06.2017 2017-06-04
Das groß angelegte Lokal im Stile eines bayrischen Brauhauses verfügt über gut einem Dutzend unterschiedlich arrangierter und eingerichteter Stuben, einer Weinlaube und einem im Sommer gut und gerne besuchten Biergarten. Ohne Reservierung hat man hier offensichtlich schlechte Karten. Meine einheimischen Freunde – die mich auch zu diesem Abendessen einladen – berichten, dass das Lokal über die Jahre hinweg mehrfachen Pächterwechsel hatte, aber immer gut florierte. Das mag an der geschickten Lage an der zentralen Friedrichsstrasse liegen, auch unweit des Graf-Zeppelin-Hauses, in dem viele Veranstaltungen stattfinden.
Normalerweise bin ich bei überdekorierten, zünftig eingestimmten Brauhäusern mit allzu viel Lokalkolorit (zuletzt obskurerweise im Rheinland gesehen) immer etwas vorsichtig. Das sieht für mich doch allzu oft nach Disneyland oder Europapark Rust aus – und selten authentisch. Nun gut, das „Lukullum“ hat es wirklich gut und stimmig inszeniert. Hier scheint tatsächlich jemand mit Herzblut daran zu hängen. Und der Service wird gnädigerweise auch nicht in Dirndl und Lederhosen gesteckt. Innerlich atme ich also schon beim Eintreten auf. Unser reservierter Tisch liegt schön ums Eck an einer bequem gepolsterten Eckbank, ist nicht zu laut und verströmt angenehme Heimeligkeit.
Die gut 20seitige Speisekarte dürfte jeden Wunsch erfüllen, zwischen Avocado mit Shrimpscocktail und Rodeo-Pfefferspieß, zwischen Brätstrudelsuppe und Allgäuer Krautkrapfen. Sprich: badische, schwäbische und alpenländische Küche mit internationalen Anklängen. Vegetarische Speisen sind gut sichtbar extra gekennzeichnet. Natürlich darf auch Traditionelles, Allgemeingültiges wie Schnitzel, Steaks und Pizze nicht fehlen. In unserer Dreierrunde wählen wir:
1. Einen Tomaten-Brotsalat mit Büffel-Mozzarella, apart in einem Einmach-Gläschen mit Bügelverschluss serviert (ca. 9 Euro)
2. Einen total frischen, knackigen Beilagensalat mit Zutaten von der nahen „Gemüseinsel“ Reichenau – vor allem grüne Blattsalate, aber auch gestiftelte, rohköstliche Bestandteile (ca. 5 Euro)
3. Ein Putenschnitzel Tessiner Art in sahniger Rieslingsauce, mit breiten Nudeln, die hier ganz mediterran Tagliatelle genannt werden (ca. 15 Euro)
4. Regionale Allgäuer Kässpätzle mit herzhaftem Bergkäse und ausserordentlich knusprigen Röstzwiebeln (ca. 9 Euro)
5. Ein grosser Salat „Lukullus“ mit gegrillten Garnelen und gebeiztem Lachs, auf einem Bett von knackigen Blattsalaten und Möhrensalat in aromatischem Dressing (ca. 15 Euro)
Bei den Darreichungsformen und Geschirrvariationen ist man sehr kreativ. Die Käsespätzle werden in einem gusseisernen Pfännle serviert, der Salat Lukullus auf einer riesigen, organisch geschwungenen Schale, das Putenschnitzel auf einem ganzen Arrangement verschiedener Porzellanteile.
Auch die Getränke werden alle in passenden, formschönen Gläsern gereicht. Wir trinken ein grosses, spritziges Apfelsaftschorle, sowie kräftige italienische Rotweine (Bardolino und Primitivo – beide erstklassig). Zum Dessert empfiehlt sich der klassische Espresso, dazu eine Kugel Vanille-Eis mit einem Extraklacks Sahne (steht nicht auf der Karte, wird aber selbstverständlich geliefert) und einen bittermandeligen Nussbrand von Steinhauser.
Beim Service treten bestimmt drei unterschiedliche Personen in unterschiedlichen Funktionen an – allesamt professionell, zuverlässig und voll bei der Sache. Fragen, z.B. nach Bestandteilen der Speisen, können detailliert und kenntnisreich aus dem Stand heraus beantwortet werden. Chapeau! Unangenehme Wartezeiten gibt es keine. Wir erhalten unsere Speisen gleichzeitig serviert, das Timing funktioniert hier hervorragend.
Trotz meiner Vorbehalte gegenüber Restaurants, die auf zünftiges Brauhaus machen, muss ich hier mein uneingeschränktes Lob aussprechen. Falls es mich einmal wieder nach Friedrichshafen verschlagen sollte, komme ich gerne wieder – hoffentlich bei gutem Wetter und dann in den Biergarten!