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„Der Schneider – taylored food“ wurde im August 2016 von dem jungen Phillip Schneider, gelernter Koch und Restaurantfachmann, in den Räumen des Hotel Ambiente gegenüber des Dortmunder Hauptfriedhofes eröffnet. Er hat bereits in einigen renommierten Häusern gearbeitet.
Für den eiligen Leser nehme ich es vorweg: Kreative Cross-Over Küche toll präsentiert. Herr Schneider und sein Team zaubern am Herd. Und im Gastraum geben alle Servicekräfte ihr Bestes, damit jeder Gast sich sauwohl fühlt. Dazu trägt auch das moderne, unkonventionelle Ambiente bei.
Er hatte in diesen Räumen schon vorher bei dem damaligen Inhaber, David Kikillus, als angestellter Koch gearbeitet, der das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant „Kikillus“ im Mai 2016 leider geschlossen hatte. Phillip Schneider setzt den Küchenstil innovativ fort.
Geschickt hat er aus seinem Namen „Schneider“ ein Markenzeichen gemacht: In seinem kreativen Kochatelier wird jedoch nicht mit Schneiderwerkzeug, sondern mit Kochwerkzeugen maß-“geschneiderte“ („taylored-food“) Küche aus hochwertigen frischen Produkten der Saison, interessanten Gewürzen und unterschiedlichen neuzeitigen Kochtechniken ganz nach den Wünschen der Gäste gezaubert.
Anfahrt und Parken
Mit dem PKW ist man über die B1/A40 von der Abfahrt Hauptfriedhof in 2 Minuten da. Hauseigene Parkplätze sind vor und neben dem Gebäude reichlich vorhanden. Von dem Haltepunkt der U-Bahn ist es fußläufig auch in einigen Minuten erreichbar.
Das Restaurant in einem zweigeschossigen Flachdachanbau hinter dem Hotelkomplex ist ebenerdig erreichbar. Die WC liegen einige Stufen höher im Hotelkomplex.
Hinter dem Restaurant wartet an lauen Sommertagen eine lauschige Terrasse auf die genießenden Gäste.
Ambiente
Das Interieur hat sich seit dem Vorpächter nicht wesentlich verändert; nur die drei wuchtigen Holzgondeln wurden von der Mitte an die Seitenwände platziert, was den Raum großzügiger wirken lässt. Auf den großzügig verteilten ca. 30 Plätzen sitzt man mit angenehmem Abstand keineswegs zu eng zu den Nachbartischen.
Die Einrichtung ist kreativ modern. Dunkles Stabparkett am Boden. Überwiegend helle Wände, an denen moderne Kunst hängt. Die hohen Decken sind teilweise loftartig offen angelegt, man sieht dicke silberne Lüftungsrohre. Dazwischen hängen jede Menge großformatige helle Lampenschirme. Alles umrandet von einem Lichtband, das farblich variabel aktiviert werden kann. An den Wänden hängen unter den Fenstern golden lackierte alte Heizkörper. Golden ist auch die Farbe der schweren Vorhänge vor den teilweise ebenerdigen Fenstern.
Die Bestuhlung ist unkonventionell modern und bequem mit verschiedenen gepolsterten Modellen mit Armlehnen.
Die großzügigen Zweiertische können je nach Anzahl der Gäste flexibel zusammengestellt werden. Sie sind teilweise mit mittelgrauen Stofftischdecken eingedeckt, teilweise mit passenden Stofftischläufern. Alle Tische sind eingedeckt mit Brottellern, Besteck, Wein- und Wassergläsern, weißen Stoffservietten sowie Windlichtern und Vasen mit frischen Blumen. Die Kerzen aller Windlichter sind bereits angezündet und steigern mit ihrem warmen Licht den Wohlfühlcharakter.
Service
Den Service managten an diesem Tag vier junge, reizende Damen: Tülay Tsakiridis, die Restaurantleiterin und Sommelière, sowie Heide, Jennifer und Lisa. Leider hatte die uns von früheren Gastronomien altbekannte und ebenso reizende junge Kim heute frei. Also Kim, so geht das nicht! Wir vermissen Sie!
Die sehr gut geschulten Damen agierten ohne Hektik, aufmerksam, konzentriert, kompetent, gepaart mit viel Charme, Herzlichkeit und Höflichkeit. Ganz auf das Wohl des Gastes bedacht. Das änderte sich auch nicht, als das Restaurant gegen 20 Uhr voll belegt war. Wir fühlten uns rundherum sehr gut versorgt.
Speisenkarte
Der klassische Schnitt…
4 Vorspeisen (erster Schnitt) – 12-21 €
3 Hauptgerichte (zweiter Schnitt) – 21-34 €
2 Desserts (dritter Schnitt) – 9-12 e
Menü nach Maß…
6 Gänge – 74 €
8 Gänge – 94 €
Begleitende Weinreise 36 / 48 €
Es gibt immer Apero und Amuse vorher und Süßigkeiten nachher
Unsere Speisen
Aperos und Amuse:
Eine Schwertmuschelschale belegt mit einem kalten Gel aus Earl Grey Tee, etwas Hühnerhaut und kleinen Stücken von Passe Pierre Algen, was die Geschmacksnerven anregte.
Je ein rundes Tortelett, gefüllt mit kalter Steckrübenmousse und Kimchi (so nennt man in der koreanischen Küche fermentiertes Gemüse – hier Weißkohl - vergleichbar mit unserem Sauerkraut). Der süß-säuerliche Geschmack überdeckte die mir etwas fade schmeckende Steckrübe.
Brotzeit. Zwei dunkle Brotsorten mit aufgeschlagener französischer Butter, griechisches Olivenöl und grobes Maldon Meersalz erzeugten bei uns eine erste kleine Sättigung. Das Brot war frisch mit fester Kruste und innen saftig.
Ein kleines Stück kalte Forelle wurde behütet von einer dünnen Scheibe Möhre und wurde flankiert von etwas säuerlicher Ziegenkäsecreme, zwei weiteren Möhrenscheiben und etwas Honig-Kräuter-Öl.
Der Säurepegel stieg. Mehrere Scheiben Essiggurke, bestreut mit getrocknetem pulverartigem Joghurt. Dieses Amuse habe ich gönnerhaft an meinen Begleiter weitergereicht, der es sofort verputzte.
Die letzten drei Amuse waren mir durch die Säuredominanz geschmacklich zu einseitig, Da hätte die Küche mehr Abwechslung bieten können, wenn sie schon mit Beigaben vom Haus ihr Spektrum präsentieren wollte. Ich lasse die Säurevielfalt mal aus meiner Wertung raus, da mir persönlich zu viel Säure nicht zusagt, obwohl sie derzeit im Trend zu sein scheint.
Schluss mit sauer. Gott sei Dank! Eine dickcremige kalte Geflügelpaté mit Roggenespuma und Berberitzen folgte. Roggen und Berberitzen habe ich nicht herausgeschmeckt.
Nun waren warme Leckerchen dran. Ganz fein pürierte Maronencreme von fester nicht zerlaufender Konsistenz wurde vom Service annonciert als Mousse. Für eine Mousse war sie mir nicht fluffig genug. Darauf eine kleine kugelrunde Praline goldgelb frittiert und gefüllt mit leicht schmelzig zerlaufenem Knochenmark. Oben auf der Praline thronte ein Häuflein Imperial Kaviar. Den hätte ich nicht gebraucht. Ein intensiver Pilzfond wurde vom Service erst am Tisch rund herum gegossen. Diese Komposition hat mir insgesamt sehr gut geschmeckt.
Ungestopfte Gänseleber | Birne | Brioche - 17,50 €
Mittig auf dem Teller lagen zwei kalte wunderbar schmelzige Scheiben Gänselebermousse. Obendrauf tummelte sich eine Truppe kleiner gefrorener Gänseleberkügelchen. Leber in zwei Texturen. Wunderbar! Ein Hochgenuss.
Einige dünne Birnenscheiben und ein weißes süßes Pulver (aus Birnen?) sowie geröstete Briochedreiecke rundeten dieses gelungene Gericht wundervoll ab.
Langostino | Wacholder | Topinambur – 17,00 €
Der Langostino versteckte sich unter knusprig frittierten Topinamburstreifen und dicken Tupfern Topinambur. Aber ich wollte ja das Tier auf seinen Gargrad überprüfen und schaufelte es energisch frei. Wow, ein tolles Exemplar! Sorgfältig vom Darm befreit und nur wirklich ganz kurz gegart. Glasige Konsistenz, mit Biss und voller Geschmack, wie ich ihn bei erstklassigen Krustentieren liebe. Wunderbar dazu der dezente Fond, der den Geschmack dieses Produktes nicht überdeckte. Glücklich lehnte ich mich nach dem letzten Bissen in meinen Armlehnstuhl zurück.
Und wieder grüßte die Küche unerwartet mit Sellerie in verschiedenen Texturen. Am Tellerboden ein kleiner Spiegel Selleriepüree. Darauf eine gebratene Tranche Sellerie und darauf crunchige getrocknete Selleriestückchen. Als Schmankerl auf diesem Türmchen fein gehobelter weißer Albatrüffel. Als geschmackliche Abrundung diente eine aromatische dunkle Sellerie demi glace.
Dieser spontane warme Zwischengang überzeugte mich total. Was man aus einem einfachen Gemüse wie Sellerie alles zaubern kann! Toll!
Bretonischer Hummer | Fenchel | Kumquat – 34,00 €
Die Schlemmerei geht weiter. Eine Augenweide: ein dickes Stück Hummerfleisch und eine sorgsam ausgelöste Hummerschere warteten auf den Verzehr. Das Fleisch leicht faserig in der Struktur, was bei Hummer normal ist, noch total saftig mit fleischigem Biss. Die Schere natürlich noch feiner, zarter im Mund; eben das Beste vom Tier.
Fenchel mit seinem Anisgeschmack spielten die Beilage in zwei Varianten. Das geschmackliche Highlight war jedoch Krustentierschaumsauce, die üppig darüber nappiert war. Ein Saucenträumchen! Glücklicherweise hatte man meiner Begleitung noch ein Kännchen von dieser köstlichen sahnigen Kalorienbombe dazugestellt. Und die Scheibchen von herb-fruchtigen Kumquats passten hervorragend dazu.
Kaninchenragout | Kerbelwurzel | Steinpilz – 21,00 €
Kaninchen zart geschmort in einer konzentriert eingekochten dunklen Fleischsauce auf einem dicken Bett von Kerbelwurzelpüree. Kerbel hielt sich geschmacklich dezent zurück. Schließlich war das köstliche Fleisch mit seiner üppigen Sauce der Hauptdarsteller auf diesem Teller. Nur einige leicht knusprige Kerbelscheibchen wagten sich als Deko auf das Kaninchen. So muss Kaninchen schmecken!
Schokolade | Kirsche | Tabak – 8,50 €
Als süßes Finale ein Klassiker: Schokolade mit Kirsche. Mittig eine dicke Nocke Kirschsorbet auf einem Spiegel von konzentriertem Kirschsaft und ganzen Kirschen. Am Rand mehrere Brocken dunkler Schokoladenkuchen, der mir persönlich etwas zu fest geraten war. Vielleicht war es auch gewollt als Kontrast zu den anderen weichen Zutaten.
Mein Begleiter war äußerst zufrieden und das war entscheidend. Schließlich hatte ich nur ein Räuberbesteck zum Naschen bekommen.
Als wäre ich nicht schon satt, musste ich zum Schluss noch Marshmallows mit Himbeere und Zitronen-Oliven-Ganache vernichten…Danke, die passten gerade noch genussvoll!
Getränke
Badoit Sparkling 0,75 l zu 7,40 €
Hausgemachte Limonade mit Limette, Ingwer Yuzu zu 4,90 €
0,1 l Pinot Noir Rosé brut, Crémant d’alsace AC Grand C, zu 6,90 €
0,1 l Grauburgunder trocken, Weingut Dr. Heger, Baden, zu 6,00 €
Fazit
Ein hervorragender kulinarischer Abend mit sehr guter Serviceleistung. Diese Qualität in jeder Hinsicht gibt es in Dortmund nicht häufig. Man wird vom Schneider noch viel hören!
5 – unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)