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Nicht nur ich wurde darauf schnell in der Hoffnung, eine neue Anlaufstelle für "feinere" Küche in Lübecks Altstadt zu finden, aufmerksam, sondern bis heute kann sich das Restaurant auch über einen "Assiette" im roten Guide freuen.
So zog es mich an einem Abend im März des Eröffnungsjahres in dieses Restaurant.
Ambiente und Einrichtung passen diesen Ambitionen des Restaurants sehr gut an. Das Flair des älteren Patrizierhauses wurde mit dem antikeren Mobiliar und dem Erhalt des Holzdielenbodens erhalten, während helle Farben trotzdem kein erdrückendes Gefühl erzeugen. Auch die Tische waren damals bereits so aufgestellt, dass sich mit Sicherheit niemand über mangelnde Privatsphäre beschwerte, was ja heute auch noch aktueller und wichtiger denn je ist.
Für den Service war damals ein junger Herr verantwortlich, welcher auch grundsätzlich freundlich und aufmerksam agierte. Allerdings hätte ich mir angesichts des kulinarischen Anspruches damals durchaus gewünscht, dass wenigstens ein paar erklärende Worte beim Servieren zu den jeweiligen Speisen verloren werden und man nicht alles erst erfragen muss.
Das Tempo der Speisenabfolge war, bis auf ein etwas sehr langes Intermezzo zum 4. Gang, sehr angenehm und man wurde stets gefragt, ob man eine Pause einlegen möchte.
Auch heute noch wird am Abend jeweils ein 3- bzw. 4-Gang-Überraschungsmenü angeboten. Da mir jedoch damals bereits das "a la carte"-Angebot sehr zusagte, fragte ich im Vorhinein ganz spontan nach der Möglichkeit, mir ein individuellen 5-Gang-Menüs zusammenstellen zu können. Ein Wunsch, der mir gerne erfüllt wurde und für den am Ende 55€ berechnet wurden.
Der Küchenstil ist dabei durchweg recht klassisch ohne große Innovationen. Manchmal werden ein paar asiatische Elemente eingebaut, was sich dann jedoch zumeist nur in einigen Beilagen widerspiegelt.
Nach dem obligatorischen Brot, einem hausgemachten Baguette, welches jedoch leider eine sehr kompakte und nicht gerade fluffige Krume aufwies, mit einem aromatischen Dip aus Creme-fraiche, Knoblauch und Frühlingszwiebeln, folgte ein dreiteiliges Amuse-Gueule:
Eine Frühlingsrolle, gefüllt mit Pak-Choi, Karotte und Chinakohl, auf hauchdünnen Rettich-Scheiben (nicht so kross wie erhofft, aber trotzdem schön intensiv im Geschmack) ein paar Feldsalat-Blättern mit etwas Brot-Crumble und süß-saurem Dressing (ein ordentlicher Salat) und eine "asiatische Bulette" auf einem Avocado-Tomaten-Frühlingszwiebel-Salat mit süß-saurer Note (auf Grund der Größe natürlich nicht so saftig, aber in Verbindung mit dem Salat trotzdem schmackhaft, wenn auch nicht gerade "asiatisch" anmutend").
Der 1. Gang "Entenleber, Quitte, Feldsalat, Kürbispüree" war zugleich ein Highlight des Menüs.
Gebratene Entenleber wurde auf einem fein-cremigen Kürbispüree angerichtet. Dazu gesellte sich ein Quitten-Confit, Birnenspalten und Feldsalat mit getrockneten Cranberries. Die Entenleber war sehr gut gebraten und innen noch leicht rosa: Röstaromen und eine trotzdem zarte Konsistenz wurden perfekt getroffen.
Das Quitten-Confit und die Birnenspalten sorgen für einen angenehmen süßen Ausgleich, die Cranberries für etwas Säure.
Als zweite Vorspeise wurde "Pastinakensüppchen, Trüffelöl, Maronen, Shi Take Pilze" angekündigt.
Erneut zeigte die wunderbar sämige Konsistenz, dass man das Küchenhandwerk hier absolut beherrscht. Die Maronen gaben mit ihrem guten Biss einen schönen Ausgleich.
Ein Trüffelaroma ließ sich für mich leider nicht wahrzunehmen und statt den Shi Take Pilzen fanden sich Weintrauben und Zuckerschoten als weitere Einlagen. Solch eine gravierende Änderung der Zutaten hätte man meiner Meinung nach durchaus ankündigen sollen.
Auch wenn die Suppe schön heiß daher kam, ließ sie für meinen persönlichen Geschmack auch etwas Intensität vermissen.
Sogleich ging es mit dem Fischgang "Lachstatar, Avocado, Glasnudelsalat, Daikon-Rettich" weiter.
Das Lachstatar war frisch und von guter Produktqualität. Den an sich recht geschmacksarmen Glasnudeln wurde durch eine leicht scharfe Sauce, sowie Blumenkohl und Karotte etwas Abwechslung gegeben, trotzdem hätte man auch hier mit der Würzung durchaus noch mutiger sein können. Die Avocado präsentierte sich in dem gleichen Salat mit Tomaten und Frühlingszwiebeln, welcher bereits bei der asiatischen Bulette zum Gruß aus der Küche gereicht wurde. Den angekündigten Daikon-Rettich konnte ich leider erneut nicht entdecken.
Die Produkte hatten allesamt zwar eine gute Qualität, leider fehlte mir erneut etwas Spannung bei den Aromen.
Als Hauptgang folgte dann "Lammkarree, junges Pfannengemüse, Rosmarinjus".
Erneut bewies die Küche, wie gut sie Zubereitungstechniken beherrscht. Wie schon die Entenleber war auch das Karree perfekt gegart: innen rosa, zart und außen mit leichten Röstaromen. Auch das Pfannengemüse überzeugte mit Knackigkeit. Leider konnte der Rosmarinjus diesen an sich ungewürzten Zutaten nicht die benötigte geschmackliche Tiefe verleihen: Rosmarin war für mich nicht herauszuschmecken und somit fehlte es wieder etwas an aromatischer Intensität, die das Gericht von "einfacherer" Küche geschmacklich deutlich abhebt.
Abgeschlossen wurde das Menü mit einer "Käseauswahl".
Gerade hier war es doch sehr schade, dass sie mir, wie eingangs erwähnt, vom Service nicht näher vorgestellt wurde. Als Begleiter gab es lediglich ein paar Früchte, welche zwar durchaus frisch, aber auch ein wenig einfallslos wirkten. Ein paar selbstgemachte Chutneys wären den (auch preislichen) Ansprüchen sicher mehr gerecht geworden. Dazu wurde erneut das hausgemachte Baguette, mit nach wie vor gleicher Qualität gereicht. Die Käsesorten konnten mich auch nicht wirklich mit einer besonderen Qualität begeistern. Von diesem Abschluss hatte ich mir persönlich doch mehr erhofft.
Alles in allem lässt sich also sagen, dass die Küche ihr Handwerk vor allem hinsichtlich der Zubereitung auf jeden Fall einem gehobeneren Anspruch gerecht wurde, was z.B. die Leber und das Karree eindrucksvoll zeigten. Auch bei der Qualität der Produkte wurde (außer vielleicht beim Käse) nicht gespart.
Mehrmals zeigte sich für mich aber, dass es vor allem an aromatischer Tiefe und geschmacklicher Abwechslung fehlte, welche man sich von solch feinerer Küche doch eigentlich erhofft.
Auch das Austauschen einiger im Titel der Speisen genannten Hauptzutaten hätte man durchaus ankündigen sollen, aber eine Eigeninitiative Erläuterung der Speisen war ja sowieso ein kleines Problem beim Service (aber das war auch das einzig Negative in dieser Hinsicht).
Natürlich muss man bedenken, dass das Restaurant bei meinem Besuch erst ein paar Monate geöffnet hatte und der hier geschilderte Einblick mit Sicherheit nicht auf die Gegenwart 1:1 übertragen werden sollte.
Ich wünsche es Frau Berge und ihrem Team auf jeden Fall, dass sie sich auch weiterhin standhaft halten und beim Schreiben dieses Rückblicks kommt in mir auch der Wunsch auf, mich vom aktuellen Bild der Speisen- und Servicequalität nochmals zu überzeugen.