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Hotel war aber gebucht, und Hannover an sich ist ja immer eine Reise wert, ich hab da ja lange genug gelebt, um das zu fundiert behaupten zu können. Die Borgis in HB wurden kontaktiert, und es bestand schnell Konsens, wenn wir den Abend nicht in den Herrenhäuser Gärten verbringen können, dann verbringen wir den in einem Restaurant in Hannover. Kollege Borfelder strich das Handwerk aus meiner Liste, da will er diese Woche noch hin. Die Sichtung potentiell möglicher Ziele in Hannover ergab dann als Restaurant der Wahl das Basil. Kollege Tischnotizen hatte mir das immer wieder ans Herz gelegt für einen gemeinsamen Besuch, insbesondere weil der Weinkeller im Basil seinen Worten nach eine Sensation sein sollte. Und weil der Tipp von TiNo kam, wurde er natürlich parallel angefragt, ob er mit Ehemann ebenso an dem Abend Tischgenosse von uns sein möchte. Leider ging das nicht, die Beiden waren schon verplant mit einem Konzertbesuch.
So fuhren am Samstagmorgen von Bremen und Rheine kommend zwei PKW nach Hannover hinein. Der GDL und Herrn Weselsky hatten wir es zu verdanken, dass die Bahn keine Alternative bei der Anreise bot. Plan war, den Nachmittag zu nutzen für eine Shoppingtour durch die List und eine kleine Mittagseinkehr einzuschieben. Die Mittagseinkehr verbrachten wir wie fast immer im Ecco Feinkostladen auf der List in der Nähe der U Bahnstation Sedanstraße, dann ging es weiter in die erste Shopping Station meiner Liebsten. Da das alles kleine Boutiquen sind, die schon mit einer Kundin und der Verkäuferin überfüllt sind, blieb der Gatte draußen und trug die Taschen mit dem bereits erstandenen Gütern des täglichen (weiblichen) Bedarfs.
Und wen sah er dann auf der Terrasse des benachbarten Café Lohengrin sitzen? Frau und Herr Borgfelder! Sie hatten ja Shoppingvorsprung vor uns, waren früher im Hotel angekommen, und hatten ihre ermatteten Leiber an einen Tisch bugsiert und beschlossen sich zu stärken. Ich weiß nicht, was da bestellt wurde auf dem einen großen Teller für Beide, aber ich weiß, dem Borgi reichte das nicht, er verleibte sich noch einen hausgemachten Rote Beete-Herings-Salat ein. So verbringt man Nachmittage in Hannover, etwas essen, Geld ausgeben für Klamotten und Handtaschen und am späteren Nachmittag noch ein Glas Wein auf der Terrasse des Vince, bzw. dessen Vinoteca, dann kommt der Abend ganz schnell.
Tja, und auf ebenjener Vinoteca Terrasse erreichte mich dann auch noch eine Nachricht von den beiden Tischnotizen. Konzerte werden noch kurzfristiger abgesagt als Feuerwerke. Man hatte sich von Hannover-Linden aus also die Freiheit genommen über die etablierten guten Kanäle zum Basil einfach mal die Tischreservierung zu erweitern und aus dem Vierer- einen Sechsertisch werden zu lassen. Super, die Band of Brothers (in mind) war wieder vollzählig, ich zählte im Geiste schon mal, ob wir genug Kopfschmerztabletten dabei hatten……..
So fanden meine Frau und ich uns im Verein mit Frau und Herr Borgfelder um kurz vor 19 Uhr nach viertelstündigem Fußmarsch in den alten Pferdestallungen an der Dragonerstraße ein. Impfcheck per App war bei allen 4 schnell erledigt, irgendwann hatte dann auch mein Mobiltelefon es geschafft mich per Luca einzuchecken und es ging an den Tisch.
6 Plätze so wie es angekündigt war. Speisekarten und vor allen Dingen diese angebliche so legendäre Weinkarte ließen sich über einen QR Code mit dem Handy aufrufen und konnten dann gelesen werden. Der Gastraum war Teil der ehemaligen königlichen Pferdestallungen und aufwendig umgebaut worden zu einem Restaurant. Etliche Tische finden in ihm Platz und waren zum größten Teil an unserem Besuchsabend auch besetzt.
Irgendwann nicht so viel später als wir 4 tauchten dann auch Herr und Herr Tischnotizen auf. Die Beiden hatte ich schon seit dem 3. Oktober 2020 nicht mehr gesehen, den Borgi hatte ich ja im Juli recht angeheitert noch auf dem Hauptbahnhof Osnabrück ein letztes Mal verabschiedet. Herr TiNo bekam dann auch gleich den Auftrag einen angemessenen Aperitif zu erwählen.
Das Prickelwasser kam in geeistem Glas, sehr fein, auch für einen Champagner Amateur wie mich. Ein Champagner aus dem Hause Andre Clouet, Jahrgang 2008. Meine Frau gegenüber war schwer begeistert, ebenso so wie Frau Borgfelder. Ich habe bei mir persönlich immer das Gefühl, ich weiß so edle Champagner nicht genug zu schätzen und bekomme ein schlechtes Gewissen. Aber meine (Wein)Stunde würde schon noch kommen.
Parallel zum Champagner servierte der Service noch hausgemachtes Brot in drei Variationen mit einer Butter. Ein bisschen Knabbern an den drei leckeren und knusprigen Broten steigerte die Vorfreude auf das georderte Essen.
Das Restaurant bietet kein Menü an, es werden einige Vorspeisen, Zwischengänge und Hauptspeisen angeboten, dazu noch 3 Desserts, daraus kann man sich dann selber was zusammen basteln. Am Tisch war Einigkeit, dass Essen sollte sich 4 Gänge erstrecken. So wurde dann bestellt und ich konzentriere mich hier mal auf die Gänge von meiner Frau und mir. Die Speisekarte lässt sich hier einsehen:
https://www.basil.de/speisekarte.pdf
Ebenso die Weinkarte, die an unserem Besuchsabend noch reichlich virtuell gewälzt wurde.
https://www.basil.de/weinkarte.pdf
Danke an Frau Borgfelder, dass ich eine Lesebrille leihen durfte dafür! Bevor es dann mit der Vorspeise beginnen sollte, noch ein kleiner Gruß aus der Küche. Ich weiß nicht mehr 100% was es genau war.
Aber Rindfleisch war drin, aus der Region, ich meine dass vom Angus stammte (man mag mich korrigieren), geschmort war es und dann gezupft, so eine Art pulled beef oder Rillette. Das Ganze aus einem Boden aus Backwerk und einem Deckel aus einer gelierten Jus. Daneben noch eine Creme, aber auch bei der gilt, ich weiß nicht mehr was es war. Im Gesamten war es aber eine stimmige Aromen-Kombination mit viel Umami. Ich hatte inzwischen echt Hunger! Und zum Glück begann unser Menü dann auch, Frau und Herr Carsten1972 hatten natürlich (bei dem Angebot) dasselbe geordert.
Hamachi mit Quinoa, Mango und Tomate war unser Beider Order. Auf einem Kreis aus Quinoa Salat, so könnte man es bezeichnen, in dem sich fruchtige und tomatige Aromen wieder fanden, lagen ein paar Scheiben roher Gelbflossenmakrele. Darauf dann Tupfen mit Säure und für die Cremigkeit. Weitere Säure brachte ein süß-saurer Saucenspiegel auf den Teller. Sehr fein, das war ein guter Start in unsere 4 Gänge. Der Champagner war geleert, und da ich mich beim Riesling deutlich besser auskenne als beim Champagner, durfte ich Bouteille Nummer zwei ordern. Die Weinkarte umfasst fast 75 eng bedruckte Seiten und sehr viele davon sind versehen mit Riesling Angeboten von deutschen und internationalen Winzern in einer sehr beeindruckenden Jahrgangstiefe. Man hätte jetzt Nummer sicher gehen können, und von allen möglichen VDP Weingütern etablierte große Lagen bestellen können, aber ich ging ins Risiko, orderte einen Wein von einer VDP klassifizierten großen Lage, aber nicht von einem VDP Weingut.
Weingut von Racknitz, Niederhäuser Hermannshöhle aus dem Jahr 2012. Ich gebe zu, ich hatte etwas Muffensausen vor dem Urteil der verwöhnten Tischrunde, aber ich glaube, der Wein gefiel in der Runde allen fast so gut wie mir selber. Fein, der durfte auch noch ein wenig nach Gang 2 hinüber läuten. Borgi war parallel beschäftigt, den Service einen angemessenen Burgunder öffnen und dekantieren zu lassen. Aber erstmal Gang 2 für meine Frau und mich. Hier gingen wir verschiedene Wege, für meine Frau Muscheln.
Gebratene Jakobsmuschel mit Nordsee-Krabbensalat, Artischockenpüree und Cognacschaum war ihre Wahl. Ich durfte das Artischockenpüree probieren, eines meiner liebsten Gemüse. Das war perfekt geworden. Und auch über den Rest des Tellers hörte ich keine Klagen. Meine Wahl war ein klassisches Zwischengericht, eine Suppe.
Aber nicht irgendeine, sondern eine meiner Liebsten überhaupt. Erbsencrèmesuppe mit geräuchertem Heilbutt hatte ich geordert. Eine klassische schlichte Erbsencremesuppe ist ein Gericht, dass ich 24/7 essen könnte, 52 Wochen im Jahr! Diese war recht klassisch abgeschmeckt, keine ergänzenden Aromen, aber sie harmonierte zu meiner Überraschung perfekt mit der Einlage, dem geräucherten Heilbutt, der wahrlich in seiner puren Form ein Fisch ist, den ich nicht besonders schätze. Hier aber war die Kombination perfekt. Ebenso wie bei Frau Borgfelder wurde der Teller quasi lupenrein zurückgegeben, nicht verblieb darin! Klasse, diese Suppe! Neben mir war nach etlichen Tuscheleien vom Borgi mit dem Chef vom Basil, Stefan Kobling ein dekantierter Weißwein an den Tisch gebracht worden.
Zwar nur premier cru clos Saint Jean, wie unser Borgunder nicht müde wurde zu betonen, aber es war klar, meine Frau war im siebten Himmel, bzw. gedanklich in Chassagne Montrachet…….Chardonnay wie er sein muss, und perfekt zum Hauptgang meiner Frau und mir.
Gepfefferter Kabejau mit Bohnencasoulette, geschmolzenen Birnen, Sellerie-Kartoffelstampf und (abwählbar) Schinken war unsere gemeinsame Wahl. Und Schinken abwählen bei einem Gericht mir Kabeljau kommt für uns Beide nicht in Frage! Wieder eine schöne klassische Kombination, unten ein schlotziges Püree, darüber ein paar Birnenschnitzen, die mit Fruchtigkeit und Säure ein Gegengewicht zum Püree waren, schön sättigend die wundervolle Cassoulette mit Bohnen und Kartoffeln. Und nicht zu vergessen ein aufs feinste gebratenes Stück Filet mit Kabeljau, selbstverständlich mit krosser Haut serviert. Die drei Fisch / Meeresfrüchte Gänge meiner Frau und mir waren ein Volltreffer! Noch weiter rechts von mir war man unterdessen zu der Meinung gelangt, ein Chardonnay ist kein Chardonnay und hatte Herrn Kobling wieder in den Keller geschickt um was aus der neuen Welt zu holen.
Vom Weingut Ramey Wine Cellars, Sonoma County, präsentierte sich dieser Chardonnay druckvoller, nicht so frisch wie der gleichaltrige Franzose aus dem Burgund. In direktem Vergleich, eingeschenkt in edlem Zalto DenkArt Degustations-Glas sicherte sich bei mir persönlich der Franzose den ersten Platz. Man mag das aber am Tisch auch anders gesehen haben. Unsere Tischrunde hatte, an zwei verschiedenen Chardonnays nippend beschlossen, Dessert geht noch. Und Frau und ich orderten wieder gleich.
Baklava „Basil style“ mit Honig-Eis wurde uns Beiden serviert. Drei Tischgenossen war Baklava suspekt und sie orderten dieses Dessert.
Kirsche und Kokos. Optisch war diese Wahl deutlicher gefälliger als unsere. Da durfte sich die Patisserie mal richtig austoben. Und natürlich gehört zu solchen Desserts ein ordentlicher Wein, nein, diesmal kein Sauternes für den Borgi und Carsten, sondern was von der Mosel.
Mit dieser Auslese von 2006 schlossen wir unser Mahl!
Die Servicetruppe um Herrn Kobling machte einen guten Job über den Abend. Die hauptsächlich jungen Damen waren sehr freundlich und zuvorkommend, und bis auf einen Fehlläufer, den man uns unterschieben wollte, war das alles wirklich in Ordnung. Spaß machten die Fachgespräche mit Herrn Kobling über sein Wein-Steckenpferd, Weinliebhaber müssen hier unbedingt einkehren, wenn sie in Hannover sind.
Kann ich also zum Fazit kommen. Wieder einmal war es ein wunderschöner Abend in unserer inzwischen etablierten Sechserrunde. Und das Restaurant Basil hatte mit seiner Leistung nicht unerheblich dazu beigetragen, dass wir glücklich den Rückweg zum Hotel antraten. Ich komme gerne wieder, wenn es sich ergibt. Und die Runde sieht sich am 9. Oktober wieder in Rheine, für die nächste epochale Weinverkostung. Ich freu mich sehr darauf!
Es war ein schöner Abend im Basil!