Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
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Ich nehme es gleich vorweg: meine Begleitung und ich haben uns vom Besuch des Culinariums in Bad Bergzabern mehr versprochen. Um jedoch ein noch profunderes Urteil über dieses Lokal fällen zu können, werden wir in den nächsten Wochen einen Zweitbesuch hinterherschicken und dann auch von der zweifellos ambitioniert klingenden Auswahl an Fleisch- bzw. Fischgerichten kosten. Leider lässt sich der Ersteindruck – was das Essen betrifft – nicht als positiv bezeichnen.
Als wir letzten Montag nach dem Schwimmen in der Kurstadt ein Restaurant suchten, zwang uns die momentane Sperrung der Hauptstraße (für anliegende Gastronomen ein echtes Dilemma) auf Umwegen bei der Südpfalz-Therme und dem nebenan sich befindenden Haus des Gastes aufzuschlagen. Dieses Kulturzentrum beherbergt neben einem großen Konzertsaal (mit über 400 Sitzplätzen) auch eine Reihe von Konferenz- und Tagungsräumen und ist somit ideal für Festlichkeiten und Veranstaltungen jeglicher Art. Das Anfang 2010 vollständig renovierte und im April desselben Jahres wiedereröffnete Culinarium befindet sich ebenfalls im Haus des Gastes.
Es finden sicherlich viele Touristen, Kurgäste und Thermalbadbesucher den Weg in das naheliegende Restaurant, äh… Weingalerie, äh… Café. Und damit möchte ich schon auf ein Hauptproblem dieser Gastro hinweisen. Hier wird eindeutig zu viel des Guten gewollt! Viele „Baustellen“ oder „Nebenkriegsschauplätze“, die wahrscheinlich das Gesamtkonzept tragen sollen, aber klar zu Lasten der Fokussierung auf eine Sache gehen, nämlich der Qualität, die aus der Küche kommt. Da hilft auch das gutgemeinte Gandhi-Zitat, bei dem sich alles um die Zufriedenheit des Gastes dreht, auf der Homepage nichts.
Klar stürzt man sich in erster Linie auf des Pfälzers Lieblingsgetränk und bietet in der integrierten Weingalerie mit über 70 Weinen von 14 Weingütern aus der unmittelbaren Region eine reiche Palette an guten Tropfen an. Daneben wird mit Küchen-Partys, Walking-Dinners, Themenabenden, Catering für Feierlichkeiten jeder Art sowie Home-Cooking geworben. Die beiden Geschäftsführer des Culinariums, Dieter Toffolo und Nico Krüger, sind da sicherlich ein gut eingespieltes Team, das auf Erfahrung (Toffolo) und jugendlichen Elan (Krüger) setzt und solche Events sehr gut planen und dann auch umsetzen kann. Mir ist das ganze „Event-Cooking“ schon immer suspekt. Da wird jede Jahreszeit, jede Tradition und jedes regionale Produkt touristisch ausgeschlachtet bis zum letzten Bissen. Wo da noch das Erlebnis ist? Mir jedenfalls völlig schleierhaft.
Der junge, ambitionierte Koch Nico Krüger hat ohne Frage etwas auf dem Kasten. Er gehört beispielsweise den „kulinarischen Komplizen“ an, die dafür sorgen, dass „die Junge Südpfalz auch weiterhin gut isst“ (im Rahmen des Tourismusvereines „Südliche Weinstraße“). Und seine Speisekarte verspricht eine exquisite Deutschlandreise der kulinarischen Art. Dabei spart er nicht an Regionalbezug und Zitaten aus der Küche der benachbarten „Grande Nation“. Warum auch? Die Grenze liegt schließlich keine 15 Minuten vom Kurort Bad Bergzabern entfernt.
Maronenschaumsüppchen (derzeit auf nahezu jeder saisonal geprägten Speisekarte in der Pfalz) mit hausgemachten Comtéravioli (6,50 Euro), knusprige Kalbskopfpraline mit Dijonnaise (12 Euro) und ein „Surf and Turf“ in der Light-Variante (Rindercarpaccio und gebratener Garnele für 12 Euro) markieren die Fixpunkte bei den Vorspeisen. Büsumer Nordseekrabben mit Kräuterrührei und Roter Beete (14 Euro) und gebratene Kalbsleber „Berliner Art“ (15 Euro) konkurrieren mit dem 6 Wochen gereiften Pfälzer Rumpsteak (mind. 220 g für 22 Euro) und dem Filet Wellington vom Rinderfilet (26 Euro). Allein 10 verschiedene Fleischgerichte bei den Hauptspeisen legen den Schwerpunkt von Krügers Küche deutlich dar. Zur Freude der Carnivoren, die sich zwischen Hirschrückenmedaillon, Gänsekeule und Cordon Bleu vom Kalb entscheiden dürfen. Und für ausgewiesene „Mehrgang-Esser“ gibt es das saisonal geprägte dreigängige Monats-Menü mit einer Wahlmöglichkeit beim Hauptgang (aktuell entweder Brust und Keule von der Gans oder gebratenes Lachsfilet) für 29 Euro.
Aber wie hat es schon Kochlegende Witzigmann treffend formuliert: „entscheidend ist, was auf dem Teller landet!“. Und das war an diesem Montagabend eher bescheiden. Nach einem viel zu scharf gewürzten Gruß aus der Küche, einer kleinen Tasse indisch angehauchtem Linsenschaumsüppchen, das eher einem Gruß aus der Curryhölle von Madras gleichkam, brachte der freundliche Service zeitnah den bestellten Pfälzer (?) Feldsalat. Gut, dass so ein Grünzeug auch aus pfälzischem Boden stammt, ist nun wahrlich keine außergewöhnliche regionale Besonderheit. „Brutal regional“ ist zwar en vogue wie selten, aber man sollte es auch nicht übertreiben, sonst heißt es womöglich irgendwann einmal „Rumpsteak vom Metzger Hasenbein mit Pfälzer Zwiebeln“.
Egal, zurück zum Salat. Außer der regionalen Herkunftsbezeichnung der in unseren Breiten auch als „Wingertsalat“ bezeichneten Blätter hatte er wenig Pfälzisches an sich. Vielmehr schwamm er in einer viel zu süß abgeschmeckten Himbeeressig-Pampe. So mag ich Salat überhaupt nicht. Rapunzel mag Essig und der darf ruhig auch ein wenig sauer sein. Der versprengte Haufen singulär auftretender Granatapfelkerne sah nett aus, konnte das Ganze aber auch nicht mehr retten. Da halfen selbst die würzigen Parmesankrümel nicht. Kurzum: seine stolzen 9 Euro (nein, da waren keine Putenstreifen, kein gewürfelter Südtiroler Bauernspeck und auch keine gerösteten Pinienkerne aus dem Reformhaus drauf!) war er nicht wert.
Dass man das im Culinarium auch besser hinkriegt, bewies der lecker angemachte Beilagensalat meiner Begleitung. Er kam zu den beiden hausgemachten Semmelknödeln, die sich in einer aromatisch duftenden Waldpilzrahmsauce tummelten (11 Euro). Die Waldpilzmischung war von der Portion her ordentlich und schmeckte frisch. Leider fehlte es der Sauce doch arg an Würze. Das „Zuviel“ beim Amuse bouche wurde durch ein „Zuwenig“ bei den Hauptgängen unnötigerweise fehlkompensiert. Ich verstehe das Argument, dass man in einem Kurhaus mit Salz etwas sparsamer umgeht, aber so charakterlose Saucen hatte ich schon lange nicht mehr auf dem Teller. Meine noch leicht bissfest gekochten frischen Fusilloni (=dicke Spiralnudeln) mit Kräutersaitlingen und Spinat (13 Euro) hatten zwar die richtige Konsistenz, wurden aber von einer derart langweiligen Pampe (das Wort “Soße“ erscheint mir hier eher unangebracht) umgeben, dass ich mich fragte, ob hier der Weißwein nur in homöopathischen Dosen an die Küche weitergegeben wird. Aber immerhin: ich hatte während des Essens zumindest den Hauch einer Vorstellung, wie das alles hätte schmecken können. „Imaginationsküche“ wäre an dieser Stelle wohl der passende Ausdruck. Man merkte den Gerichten an, dass es die Küche zwar handwerklich draufhat, aber an den Feinheiten, wie beispielsweise dem richtigen Abschmecken der Speisen, gnadenlos scheitert. Schade, hier ließe sich geschmacklich deutlich mehr herausholen!
Noch ein paar Worte zur Einrichtung des Culinariums. Sie ist modern, aber nicht ungemütlich. Viel indirektes Licht, das die Weinflaschen als Protagonisten in den Vordergrund stellt, dazu futuristisch anmutende, dimmbare Röhrenleuchten an der Decke sorgen für ein stimmungsvolles Ambiente. Man sitzt auf gut gepolsterten, mit Lederimitat überzogenen Stühlen bzw. Wandbänken. Eingezogene Trennwände wirken raumteilend und schaffen immer wieder gemütliche Nischen. Dadurch lassen sie den großen Gastraum behaglicher wirken. Großformatige, auf Leinwand gezogene Fotos von Kaffeebohnen und Kastanien zieren die pastellgelb gestrichenen Wände. Zweier-Tische sind „über Eck“ eingedeckt. Das erleichtert die Kommunikation und schafft ein engeres Beisammensein am Tisch.
Der Service hat seine Sache gut gemacht. Er war immer aufmerksam und zur Stelle ohne aufdringlich oder besserwisserisch zu agieren.
Die Weinkarte des Culinariums ist gut sortiert (man hat ja eine Vinothek im Haus) und offeriert viele gute Tropfen auch glasweise. Bei den Flaschenweinen kalkuliert man fair (Flaschenpreis ab Weingut + 10 Euro Korkgeldaufschlag), während man bei den Vierteln preislich etwas kräftiger hinlangt. Aber die Weine von der „Schweigener-Elite“ Friedrich Becker, Gert Bernhart und Johannes Jülg haben eben nicht nur eine hervorragende Qualität, sie haben auch ihren Preis. Da zahlt man auch mal über 6 Euro für die 0,25l-Karaffe und darf sich ganz mondän zurücklehnen. Für die einkehrenden Pfalzbesucher sind das wahrscheinlich „Normalpreise“. Nur der Pfälzer Weinstubenkenner rümpft da etwas verständnislos die Nase. Aber der geht ja sowieso dahin, wo es weniger touristisch zugeht, der Wein billiger und das Essen dafür deftiger ist.
Ich nehme es gleich vorweg: meine Begleitung und ich haben uns vom Besuch des Culinariums in Bad Bergzabern mehr versprochen. Um jedoch ein noch profunderes Urteil über dieses Lokal fällen zu können, werden wir in den nächsten Wochen einen Zweitbesuch hinterherschicken und dann auch von der zweifellos ambitioniert klingenden Auswahl an Fleisch- bzw. Fischgerichten kosten. Leider lässt sich der Ersteindruck – was das Essen betrifft – nicht als positiv bezeichnen.
Als wir letzten Montag nach dem Schwimmen in der Kurstadt... mehr lesen
Culinarium
Culinarium€-€€€Restaurant, Cafe, Biergarten063437007810Rötzweg 9, 76887 Bad Bergzabern
3.0 stars -
"Nico Krügers ambitionierte "Imaginationsküche", der es leider an dem nötigen Pepp fehlte" marcO74Ich nehme es gleich vorweg: meine Begleitung und ich haben uns vom Besuch des Culinariums in Bad Bergzabern mehr versprochen. Um jedoch ein noch profunderes Urteil über dieses Lokal fällen zu können, werden wir in den nächsten Wochen einen Zweitbesuch hinterherschicken und dann auch von der zweifellos ambitioniert klingenden Auswahl an Fleisch- bzw. Fischgerichten kosten. Leider lässt sich der Ersteindruck – was das Essen betrifft – nicht als positiv bezeichnen.
Als wir letzten Montag nach dem Schwimmen in der Kurstadt
Im April besuchte ich zusammen mit einem guten Freund zum ersten Mal die „Gourmetabteilung“ der „Krone“ im Tabakdorf Hayna bei Herxheim. Der weit über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannte Genusstempel stand schon immer ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“ und als „echter Herxheimer Genießer“ sollte man da schon einmal gewesen sein. Bei uns würde man sagen: „ma muss doch mitredde kinne“. Die „Krone“ ist nebenbei noch eine äußerst beliebte Hoteladresse und kann mit Fug und Recht als eine der wichtigsten Institutionen der gehobenen Pfälzer Küche bezeichnet werden. Der Hausherr der „Krone“ genießt einen überregionalen Bekanntheitsgrad. Es ist Sternekoch Karl-Emil Kuntz, der für seine Gourmetküche seit Jahrzehnten in allen Restaurantführern hohe Bewertungen erhält und von George W. Bush, über Jacques Chirac bis hin zu Helmut Kohl schon etliche Staatsmänner verköstigt hat. In seinem Zweitrestaurant, der sogenannten „Pfälzer Stube“ geht es etwas legerer zu. Hier widmet sich Kuntz verstärkt einer ambitionierten Regionalküche ohne dabei bei Qualität und Anspruch zu sparen.
Die Haynaer „Krone“ ist ein echter Familienbetrieb. Ihre Wurzeln gehen zurück auf das Jahr 1908, als die Großeltern Augustin und Katharina Kuntz eine Dorfwirtschaft und den größten Bauernhof von Hayna betrieben. Nachdem Wiederaufbau 1960 (ein Brand hatte das Anwesen heimgesucht) übernahmen die Eltern von Karl-Emil Kuntz den Betrieb und setzten immer mehr auf Gastronomie. Als 1982 Sohn Karl-Emil nach mit Bravour bestandener Kochausbildung zusammen mit seiner Frau Martina, die selbst gelernte Hotelfachfrau ist, im elterlichen Betrieb einstieg, kam es zu einer Zweiteilung: mit dem Gourmetrestaurant und der „Pfälzer Stube“ waren von nun an zwei Lokale unter einem Dach untergebracht. Im Jahr 1986 kam dann auch der ersehnte Michelin-Stern, dem viele weitere Auszeichnungen und der Ausbau der „Krone“ zu einem beeindruckenden Anwesen mit mittlerweile 66 Zimmern und allem Komfort folgten.
Wir waren die ersten an diesem Donnerstagabend und wurden von der Service-Brigade sehr herzlich in Empfang genommen. Der Gastraum für die Besucher des Gourmetrestaurants wirkt wie ein nobles Separée, das einem schon beim Betreten den Stress und die Hektik des Alltagslebens sofort vergessen lässt. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem Ankommen und Wohlfühlen der Gäste. Seichte Musik aus den Lautsprechern, warmes Kerzenlicht gepaart mit wohliger indirekter Beleuchtung. Dezente Kunst an den Wänden, eine klassisch elegante Eindeckung der Tische (selbstverständlich mit Stoffservietten und silbern glänzenden Untersetzern) sowie bequem gepolsterte Armlehnstühle in barocker Optik. Die ganze Einrichtung strahlte eine wunderbar gediegene Atmosphäre aus, derer wir uns nicht entziehen konnten. Wir waren gespannt wie ausgehungerte Michelin-Tester, welche Leckereien uns Marathon-Mann Kuntz heute auf die Teller zaubern würde.
Aus fahrtechnischen Gründen und in Anbetracht der Tatsache, dass wir zu diesem besonderen Essen sicherlich eine gute Flasche Rotwein zum Menü genießen werden, übte ich mich im Hinblick auf einen Aperitif in Verzicht. Die alkoholfreien Aperos sind ehrlich gesagt nicht so mein Ding. Um einen guten Einblick in die Kuntz’sche Kulinarik zu erlangen, bestellte mein Kollege das große Degustationsmenü (8 Gänge plus eine ganze Reihe kulinarischer „Gaumenkitzler“ als Amuse, plus süße Naschereien hinterher für 124 Euro), während ich mich mit dem kleinen „begnügte“ (für 116 Euro). Was heißt eigentlich „klein“? Gerade mal einen Gang weniger zählte die „Lightversion“ und hatte die gleichen Preziosen vorneweg in Form zahlreicher (es waren ca. 8, wenn ich mich recht entsinne!!!) Amuse-Happen, die auf kleinen Tellerchen nach und nach serviert wurden.
Ein wahrer Genuss-Reigen, der sich da noch vor der ersten Vorspeise über uns ergoss. Das Kurkumahörnchen mit Avocado und Curry-Gamberoni machte den Anfang. Es folgten ein Mini-Nordseekrabbenburger, ein Chorizo-Muffin mit Paprikafrischkäse und ein kleines Stück gebeizter Rinderrücken mit Pumpernickel und Rotweinschalotten. Die aromatische Würze des Räucheraals ging mit der säuerlichen Gurke und dem salzigen Fliegenfischkaviar eine spannende Aromenkomposition ein. Das Nori-Lachs-Sushi mit Tapioka-Vinaigrette sorgte dagegen für frische Geschmacksakzente. Neben einem Gläschen mit fein abgeschmecktem Cappuccino von der Petersilienwurzel lag ein Mini-Saumagen auf cremigem Rahmsauerkraut, ein absoluter Amuse-Klassiker von „Krone“-Wirt Kuntz. Hier merkt man, dass der Maestro mit Pfälzer Gerichten aufgewachsen zu sein scheint, denn er kennt die traditionelle Würze und behält bei aller Verfeinerung deren Grundstruktur bei.
Wohlgemerkt, das waren bisher alles Grüße aus der Küche und jede einzelne Kleinigkeit stimulierte unsere Geschmackspapillen auf wunderbare Weise. „Let the menu begin!“ Den Anfang machte ein perfekt angerichteter Teller mit Allerlei von der Wachtel. Kross-gebratene Wachtelbrust, eine kleine Keule in knuspriger Panade, eine Rolle mit Wachtelleber, die zu einer Art Farce verarbeitet wurde, eine Mini-Brioche gefüllt mit delikat gewürztem „Wachtelklein“, sowie ein Wachtelspiegelei wurden von Walldorfsalat und Mandarine-Tupfern kongenial begleitet. Ein erster Gang, bei dem einfach alles stimmte. Ein Gericht, das zweifellos als deutsche Adaption der Nouvelle Cuisine verstanden werden kann und bei dem aus einem Grundprodukt (Wachtel), das in verschiedenen Texturen auf dem Teller lag, ein komplexes Geschmacksgebilde, dessen Einzelteile in einer Beziehung zueinander standen, kreiert wurde. Warum solch eine avancierte Küche „nur“ einen Stern verdient, wissen wahrscheinlich nur die Michelin-Tester.
Gang 2 nahte. Ein in Pankomehl gewälzter Kaisergranat, der wirklich „granatenmäßg“ schmeckte, thronte auf einer abgefahrenen Vitello-tonnato-Variante, einer Art Tunfischcreme im Kalbfleischmantel und einem säuerlich-fruchtigen Tomatengelee, das wiederum auf knackigem Thai-Spargel lag. Wow!
Nun musste ich einen Gang pausieren, da mein Kollege ja einen mehr hatte aufgrund seines großen Degustationshungers. Ich blickte schon etwas neidisch auf seine rosa gebratene Taube, die mit Trompetenpilzen, Vadouvan (Pfeffersack) Sauce und Crème de Cassis ein echter Hingucker war. Mein dritter „Streich“ war ein perfekt auf der Haut gebratenes Stück Skrei (Winterkabeljau), der auf geräuchertem Apfelmark lag und zusammen mit dem Blutwurstgeröstel und dem Lauchgemüse eine feine Liaison einging. Auch dieses Gericht war extrem gut gelungen. Apfel und Blutwurst sind ja immer eine gute Kombi. Und der Fisch war von geradezu sensationeller Produktqualität.
Es ging in Runde 4, die den Hauptgang einläutete. Ein im Brotteig à point gebackener Lammrücken, bei dem der klare Fleischgeschmack im Vordergrund stand, lag auf einem orientalisch-mediterran angehauchten Bett aus Couscous, Ofenpaprika und Poweraden (Artischockenart). Dazu gesellte sich ein mit Kaffirblättern verfeinertes Schmorsößchen, dessen Aroma an die Küche allerbester Mütter und Großmütter erinnerte. Hier hat Kuntz wirklich allerbestes Material verwendet und so den Hauptgang zum würdigen Gipfel des Menüs erhoben.
Zeit zum kulinarischen Durchschnaufen schaffte ein Glas Champagnerbowle, die mit Sanddorn-Sorbet und Buttermilch für Erfrischung sorgte. Gelee und Mousse von Apfel, Minze und Koriander kam als Pré-Dessert und stimmte gekonnt auf den dekonstruierten Caipirinha à la Karl-Emil Kuntz ein, der das eigentliche Dessert des Menüs darstellte. Von der Anrichtung her war dieses Dessert – genau wie die Rhabarber-Butterkeks-Landschaft, die mein Kollege hatte – eine echte Augenweide. Eine herrliche Limettenfrische prägte diese aufwendige Dessertkomposition, die aus einer Kuchenschnitte, einem Sorbet, einer Trüffelpraline, einem Schaum sowie einem Gläschen Caipirinha-Cocktail bestand. Kurzum: ein Frühlingsdessert, das Gefühle weckte. Die süßen Naschereien (hausgemachte Trüffel) zum Abschluss beendeten unsere Marathon-Menüs und ließen uns pappsatt und hochzufrieden von dannen ziehen.
Noch ein paar Worte zum Service. Der ist einem Sternelokal entsprechend aufmerksam, jedoch nie aufdringlich. Wir fühlten uns total wohl und rundum sehr gut bedient und beraten. Die freundliche Sommelière brachte uns die 5cm dicke Weinbibel, in der wirklich das ganze Pfälzer Who-is-who vertreten war. Alle namhaften Weingüter sowie einige Underdogs tummeln sich in dieser Enzyklopädie. Daneben gibt es jede Menge französischer, italienischer und spanischer Tropfen zu entdecken. Wir entschieden uns an diesem Abend für einen Rotwein aus der Pfalz, nämlich den 2009er Cabernet Sauvignon „Kirchenstück“ vom Weingut Stachel aus Maikammer (48 Euro die Flasche). Ein Traum von einem Cabernet mit herrlich eingebundener Holznote und ordentlich Volumen dahinter. Dennoch nicht plump oder marmeladig, sondern samtig und finessenreich. Gerade zu meinem Lamm-Hauptgang machte dieser „Super-Pfälzer“ eine formidable Figur.
Abschließend sei bemerkt, dass beide Menüs ihr Geld wirklich wert waren. Da war kein einziger kleiner Schwachpunkt dabei. Diese derart perfekt zubereitete Menüfolge verschlug mir glatt die Sprache. Wohl so sehr, dass ich über dieses kulinarische Erlebnis im Anschluss noch nicht einmal schreiben konnte. Als ich letztens mit meinem GG-Kollegen, den man hier unter dem Namen „Daueresser“ kennt, bei Sternekoch Norbert Dobler saß und ihm von meinem Gastro-Highlight 2015 in der Krone berichtete, keimte in mir der Wunsch, diese Rezension nun doch noch (ein gutes halbes Jahr später) zu verfassen. Sie ist etwas länger ausgefallen und man braucht schon ein wenig mehr Zeit zum Lesen. Aber das passt ja dann wieder zum Menü von Karl-Emil Kuntz und seinem eingespielten Team, das wir an jenem Aprilabend sehr genossen haben.
Im April besuchte ich zusammen mit einem guten Freund zum ersten Mal die „Gourmetabteilung“ der „Krone“ im Tabakdorf Hayna bei Herxheim. Der weit über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannte Genusstempel stand schon immer ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“ und als „echter Herxheimer Genießer“ sollte man da schon einmal gewesen sein. Bei uns würde man sagen: „ma muss doch mitredde kinne“. Die „Krone“ ist nebenbei noch eine äußerst beliebte Hoteladresse und kann mit Fug und Recht als eine der wichtigsten... mehr lesen
Krone · Kronen-Restaurant
Krone · Kronen-Restaurant€-€€€Restaurant, Hotel, Sternerestaurant072765080Hauptstr. 62-64, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
5.0 stars -
"Optisch und geschmacklich brillant arrangierte Hochküche mit nahezu fanatischem Streben nach Produktqualität und ausgeprägter regionaler sowie traditioneller Authentizität" marcO74Im April besuchte ich zusammen mit einem guten Freund zum ersten Mal die „Gourmetabteilung“ der „Krone“ im Tabakdorf Hayna bei Herxheim. Der weit über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannte Genusstempel stand schon immer ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“ und als „echter Herxheimer Genießer“ sollte man da schon einmal gewesen sein. Bei uns würde man sagen: „ma muss doch mitredde kinne“. Die „Krone“ ist nebenbei noch eine äußerst beliebte Hoteladresse und kann mit Fug und Recht als eine der wichtigsten
Geschrieben am 29.10.2015 2015-10-29| Aktualisiert am
30.10.2015
Besucht am 02.10.2015
Im Gebäude einer ehemaligen Winzergenossenschaft aus dem 17.Jahrhundert kocht heute Volker Krug eine zeitgemäße Küche, die sowohl auf regionalen Wurzeln, als auch internationalen Einflüssen basiert. Im pittoresken Weinörtchen Weyher (bei Rhodt u. d. Rietburg) existiert die heutige Form der Winzerstube schon seit ca. 5 Jahren unter der Leitung von Küchenchef Krug und seinem Team. Neben dem Restaurant wird noch ein Catering-Service betrieben, weshalb man Krugs Kochkunst auch bei diversen Pfälzer Weinfesten im Sommer genießen kann. Das Restaurant genießt einen guten Ruf und ohne Reservierung wird es auch unter der Woche schwierig einen Platz zu bekommen. Generell gefällt mir die Schlichtheit ihrer Außendarstellung. Ein gut durchdachtes Logo mit hohem Wiedererkennungswert gibt die Richtung vor. Das macht nicht nur Pfalztouristen neugierig.
Das Lokal befindet sich im Ortskern. Es ist gut zu finden, denn man bleibt einfach auf der Hauptstraße und kommt ganz automatisch daran vorbei. Diverse Parkmöglichkeiten findet man in den umliegenden Straßen. Beim Betreten des Innenhofes durch den altehrwürdigen Rundbogen entdeckt man links den Toilettenbereich. Rechts geht es ins Hauptgebäude und dort erst einmal die Treppe hoch. Beim Eintritt in die Gaststube strömt einem sofort eine gehörige Brise Pfälzer Geselligkeit entgegen. Da kann es schon einmal etwas lauter werden am Tisch.
Hervorzuheben ist der tolle Ausblick gen Osten durch die Fensterfront über die Weinberge der Vorhügelzone hinweg in die Rheinebene. Mit zunehmender Dunkelheit wird es daher immer romantischer, da die Lichter der umliegenden Dörfer hervortreten. Ein Augenschmaus. So saßen wir an diesem Herbstabend inmitten der nahezu komplett gefüllten Winzerstube an unserem Zweier-Tisch neben einem steinernen Engel, der als Raumteiler fungierte. An den Wänden viele Bilder unterschiedlichster Maltechnik, bei denen die Betonung der weiblichen Körperform klar im Vordergrund zu stehen schien. Manche davon sollten (oder wollten?) wohl die Lust auf Wein auf recht sinnliche Art und Weise widerspiegeln. Vor allem die männlichen Gäste werden dies sicherlich nicht als störend empfinden. Alles in allem eher modern und schlicht gehalten mit stilsicher eingedeckten Tischen und unnötigen Schnörkel.
Das Service-Team war an diesem Abend zu dritt und hatte alle Hände voll zu tun. Die freundlich-charmante Art hat uns sehr gut gefallen. Auch größere Gruppen wurden mit der nötigen Gelassenheit bedient. Die Erklärung des Desserts wurde kompetent vollzogen. Auch die Weinberatung war fundiert und für diesen gastronomischen Rahmen angemessen.
Die normale Speisekarte wird Freitagabends durch ein dreigängiges Fischmenü (für 27,50 Euro) komplettiert. Die einzelnen Gänge klangen verlockend und somit war für mich die Entscheidung klar. Meine Begleitung hatte die Karotten-Ingwersuppe mit Seeteufelpraline (vom Fischmenü), jedoch als etwas größere Vorspeisenvariante. Als Hauptgang wählte sie das Wachtelkotelett mit Süßkartoffelblini auf Portweinjus für 12,50 € von der ausgezeichnet sortierten Speisekarte, bei deren Auswahl eigentlich jeder Geschmack bedient wird. Ambitioniert klingende Vorspeisen, klassische Fleischgerichte mit einem gewissen Etwas, vegetarische Schmankerl und allerhand Fein-Fischiges finden sich darin. Da ich meine Entscheidung bzgl. des Menüs recht schnell getroffen hatte, habe ich dieses Mal auf ein intensiveres Studium der Speisekarte verzichtet. Dennoch sei an dieser Stelle auf den Sauerbraten vom Wildschwein mit Maronen-Rotkohl, die rosagebratene Lammhüfte sowie das obligatorische Pfälzer Rumpsteak mit Röstzwiebeln, Bratkartoffeln und Salat (die beiden letzten Gerichte für 20,50 Euro) hingewiesen. Allesamt delikate Vertreter in Sachen Fleischeslust. Wer dieser noch ausgiebiger frönen möchte, hat donnerstags (nur von April bis Oktober, da sonst zusätzlicher Ruhetag, Anm.) beim wöchentlichen „Steak-Abend“ die Wahl zwischen Rib-Eye, iberischem Landschwein und gegrillten Fischsteaks (Thunfisch, Schwertfisch, Lachs etc.).
Bei der Weinkarte fielen mir die sehr fair kalkulierten Flaschenweinpreise auf. Zum Beispiel die Cuvée Carolus vom VDP-Weingut Dr. Wehrheim für 25 Euro die Flasche. Der Kenner weiß um den 10 Euro günstigeren Einkaufspreis ab Weingut. Hut ab! Auch viele weniger bekannte Namen tummeln sich auf der Weinkarte, die auch eine große Auswahl offener Weine anbietet. Ich entschied mich für ein Viertel Weißburgunder vom Weingut Dicker-Doll aus Birkweiler (mir vorher nicht bekannt), der das Fischmenü passend begleitete und zum Abschluss einen Merlot vom Weingut Karl-Ludwig Scherr aus Hainfeld, dessen dezente Barrique-Note in Duft und Geschmack richtig Klasse hatte.
Ein kleiner Küchengruß, eine stimmige Paste aus Tomaten und Mozzarella mit ordentlich Basilikum-Geschmack, kam vorweg. Dann wurde der Hunger durch das Hereintragen der lecker duftenden Teller für die Nachbartische weiter gesteigert. Die Vorspeise des Menüs verschaffte eine erste Abhilfe. Lachs in 3 verschiedenen Varianten: In Terrinenform, als Tartar und in Koriander gebeizt. Dazu ein frischer Wildkräutersalat mit leicht süßlichem Dressing. Die süße Thaisauce fungierte als asiatischer Akzent. Sehr frisch das Ganze und auch pfiffig arrangiert. Ein rundum gelungener Einstieg. Dann folgte eine Kaffeetasse voll Ingwer-Karotten-Suppe, die gerne etwas mehr Würze vertragen hätte, deren Ingwer-Geschmack jedoch im Abgang spürbar war. Das als Seeteufel-Praline bezeichnete Säckchen aus Reisteig war dagegen sehr gut abgeschmeckt und „rettete“ die für meinen Geschmack zu milde Suppe. Als Hauptgang wurde ein auf der Haut gebratenes Zanderfilet mit Rahm-Pfifferlingen auf einem Klecks Kartoffelpüree serviert. Oben drauf lagen frittierte Süßkartoffelraspel. Von der Menge her sehr gut portioniert und geschmacklich fein. Der Zander war gut gewürzt und die Pfifferlinge frisch. Ein richtig leckeres Fischgericht. Zum Nachtisch orderten wir die Dessertvariation. Intensiv schmeckendes Himbeersorbet, luftiges weißes Schoko-Mousse, ein warmes Schoko-Soufflée und Erdbeeren (für 7,50 Euro) auf einem Teller in vier unterschiedlichen Schälchen angerichtet. Ein Gaumen- und Augenschmaus zu einem sehr sachlich kalkulierten Preis.
Kein Wunder, dass bei einem solch stimmigen Preis-Leistungs-Konzept (jeden Montag gibt es ein dreigängiges Überraschungsmenü für 25 Euro), dem stilvoll-gemütlichen Ambiente und der herrlich platzierten Sommerterrasse inklusive grandiosem Blick auf die Weinbergslandschaft der Umgebung viele Besucher angelockt werden. Und wem das kulinarisch noch nicht reicht, der sollte sich bei einem der Termine für das 8-gängige Degustationsmenü (inkl. Weinbegleitung und Winzertalk) rechtzeitig anmelden. Die 75 Euro sind sicherlich gut angelegt.
Im Gebäude einer ehemaligen Winzergenossenschaft aus dem 17.Jahrhundert kocht heute Volker Krug eine zeitgemäße Küche, die sowohl auf regionalen Wurzeln, als auch internationalen Einflüssen basiert. Im pittoresken Weinörtchen Weyher (bei Rhodt u. d. Rietburg) existiert die heutige Form der Winzerstube schon seit ca. 5 Jahren unter der Leitung von Küchenchef Krug und seinem Team. Neben dem Restaurant wird noch ein Catering-Service betrieben, weshalb man Krugs Kochkunst auch bei diversen Pfälzer Weinfesten im Sommer genießen kann. Das Restaurant genießt einen guten Ruf... mehr lesen
Winzerstube Weyher
Winzerstube Weyher€-€€€Restaurant, Weinstube06323987818Kirchgasse 19, 76835 Weyher in der Pfalz
4.5 stars -
"Zeitgemäße Regionalküche mit internationalen Tupfern und Hang zu gutem Fleisch und Fisch" marcO74Im Gebäude einer ehemaligen Winzergenossenschaft aus dem 17.Jahrhundert kocht heute Volker Krug eine zeitgemäße Küche, die sowohl auf regionalen Wurzeln, als auch internationalen Einflüssen basiert. Im pittoresken Weinörtchen Weyher (bei Rhodt u. d. Rietburg) existiert die heutige Form der Winzerstube schon seit ca. 5 Jahren unter der Leitung von Küchenchef Krug und seinem Team. Neben dem Restaurant wird noch ein Catering-Service betrieben, weshalb man Krugs Kochkunst auch bei diversen Pfälzer Weinfesten im Sommer genießen kann. Das Restaurant genießt einen guten Ruf
Wer die Zitrone im Wappen trägt, bringt mit hoher Wahrscheinlichkeit Frisches auf die Teller. Unter dieser Prämisse besuchten wir die Osteria Limoni in der Mannheimer Neckarstadt. Das vom Betreiberpaar Martina und Mario Paba bereits 1995 eröffnete Ristorante in der Schimperstraße verbreitet schon von weitem südländisches Flair, dessen Charme man nur schwer widerstehen kann. Im Sommer lädt zudem der begrünte Außengarten zum genussvollen Verweilen bei einem Gläschen Vino blanco sowie diversen kulinarischen Klassikern aus den verschiedensten Regionen Italiens ein.
Im heimeligen Gastraum angekommen, erwartet einen pure Gemütlichkeit, die sich im Laufe des Abends mit geselliger Lebensfreude füllt. Die Tische sind schlicht, aber elegant eingedeckt. Durch die angenehm gedimmten Deckenstrahler, das romantisch flackernde Kerzenlicht und die indirekte Beleuchtung an den Wänden wird eine wohlige Atmosphäre geschaffen, die man so auch in manch einem italienischen Landhaus vorfindet. Dunkles Holz dominiert den Barbereich und vermittelt stilvollen Gastro-Schick. Diese aparte Handschrift bei der Raumgestaltung setzt sich in Form dezenter Kunst an den Wänden nahtlos fort. Kurzum: ein italienisches Kleinod mit ganz hohem Wohlfühlcharakter.
Auf den Tisch kommen in der Osteria Limoni traditionelle, aus frischen Zutaten gekochte, Regionalgerichte, wie man sie in dieser Form nicht beim „Otto-Normal-Italiener“ vorfindet. In erster Linie sind das leckere Fleisch- und Fischkreationen, die das Pasta- und Pizzaangebot vorzüglich erweitern. Auch die Antipasti-Auswahl kann sich sehen lassen. Ob karamellisierter Kürbis auf Ziegenkäsecreme (10,50 Euro) oder gebratener Oktopus auf Püree von weißen Bohnen und Oliven (12 Euro), alles klingt verdammt lecker und erschwert die Entscheidungsfindung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Verwendung saisonaler Produkte. Alle drei Monate wechselt deshalb, passend zur Jahreszeit, die Speisekarte.
Wir haben es uns an unserem Besuchsabend leicht gemacht und die gemischte Vorspeisenplatte für 2 Personen (19 Euro) zur Eröffnung gewählt. Darauf befanden sich ein paar Scheiben geräucherter Entenbrust, ein delikates Vitello tonnato, zwei in Pesto getauchte Mini-Mozzarellas, Garnelen auf einer Paste aus getrockneten Bohnen mit scharfer Salami, mit Ricottokäse gefüllte Wirsingtäschchen und ein mit Kartoffeln und Schnittlauch servierter Oktopussalat, dessen Frische man förmlich schmecken konnte. Die Antipasti-Platte gab uns einen guten Einblick in das variantenreiche Vorspeisenrepertoire der Küche und war von der Menge her gut bemessen.
Als eine Art Zwischengang fungierte die Pizza Bianca (10,50 Euro) mit frischen Tomatenstücken, feuriger Salsiccia und dem leckersten „Unkraut“ Italiens, dem bei uns auch als Rauke bekannten Rucola. Da wir uns die kross gebackene Rundbackware teilten, kam diese schon halbiert und auf zwei Teller verteilt zu uns an den Tisch. Sie verströmte genau diesen Duft, der das Zeug dazu hat, einen mental ins ferne Neapel zu katapultieren. Mit einem Spritzer Olivenöl versehen, hatte der Belag genau die richtige Saftigkeit um den fluffigen Boden subtil zu veredeln. Nur die Größe machte uns ein wenig zu schaffen. Da unsere Hauptgänge noch ausstanden, verzichteten wir auf den Komplettverzehr vor Ort und nahmen sie im Alu-Päckchen mit nach Hause.
Dann war Haupt-Speise-Zeit. Wir hatten zwei Gerichte aus der kleinen, aber feinen Pasta-Karte geordert. Zum einen waren das die gratinierten, mit Mozzarella und Steinpilzen gefüllten Crespelle (11,50 Euro). Das sind, mit den französischen Crêpes verwandte, hauchdünne Pfannkuchen, die in Norditalien gerne an die Stelle des Nudelgangs treten. Meine Wahl fiel auf die in Safran und Mascarpone geschwenkten Trofie mit Scampi (12 Euro). Eine spitzzulaufende, verdrehte Pastaspezialität ligurischer Herkunft, derer ich mich von diversen Italienurlauben her erinnerte.
Kleinere Schwächen bei den beiden Pastagängen wurden vom fulminanten Nachtisch mehr als wettgemacht. Der Bonet aus dem Piemont (6,50 Euro), eine mit unserem Pudding verwandte Nachspeise aus Schokolade und Haselnüssen, war vom Geschmack her schlichtweg sensationell. Die Zuppa inglese (5,50 Euro), eine Biskuitversuchung aus der italienischen Region Emilia-Romagna, wurde klassischerweise mit Alchermes-Likör verfeinert und kam mit einer sündhaft leckeren Vanillecreme daher. Ein absolutes Top-Dessert, das jedem Tiramisu-Vergleich locker standhält.
Der von Inhaber Paba geleitete Service erfährt zusätzliche Unterstützung durch Sebastiano Marseglia. Dieses Team wirkt gut eingespielt und agiert dementsprechend umsichtig, routiniert und unaufdringlich. Die Gäste werden herzlich begrüßt und mit Hingabe umsorgt. Besonders wenn es um die Auswahl der passenden Weine geht. Hier ist man um keine Empfehlung aus der gut sortierten Karte verlegen. Das Angebot an guten italienischen Tropfen – egal ob offen oder in der Flasche – ist wirklich bemerkenswert.
Fazit:
Nach den delikaten Vorspeisen und den leider eher mäßigen Hauptgängen, waren es die Desserts, die sich als wahre Leckereien erwiesen und jede Kalorie wert waren. Dieses Refugium italienischer Lebensart lässt sich jedoch nicht auf die Pizza-Pasta-Schiene reduzieren. Um der Osteria kulinarisch gerecht zu werden, kommt man nicht umhin, eine der erlesenen Fleisch- oder Fischkreationen zu probieren. Beim unserem nächsten Besuch wird das definitiv der Fall sein.
Wer die Zitrone im Wappen trägt, bringt mit hoher Wahrscheinlichkeit Frisches auf die Teller. Unter dieser Prämisse besuchten wir die Osteria Limoni in der Mannheimer Neckarstadt. Das vom Betreiberpaar Martina und Mario Paba bereits 1995 eröffnete Ristorante in der Schimperstraße verbreitet schon von weitem südländisches Flair, dessen Charme man nur schwer widerstehen kann. Im Sommer lädt zudem der begrünte Außengarten zum genussvollen Verweilen bei einem Gläschen Vino blanco sowie diversen kulinarischen Klassikern aus den verschiedensten Regionen Italiens ein.
Im heimeligen Gastraum... mehr lesen
4.0 stars -
"Ambitionierter Italiener mit Desserts zum Dahinschmelzen" marcO74Wer die Zitrone im Wappen trägt, bringt mit hoher Wahrscheinlichkeit Frisches auf die Teller. Unter dieser Prämisse besuchten wir die Osteria Limoni in der Mannheimer Neckarstadt. Das vom Betreiberpaar Martina und Mario Paba bereits 1995 eröffnete Ristorante in der Schimperstraße verbreitet schon von weitem südländisches Flair, dessen Charme man nur schwer widerstehen kann. Im Sommer lädt zudem der begrünte Außengarten zum genussvollen Verweilen bei einem Gläschen Vino blanco sowie diversen kulinarischen Klassikern aus den verschiedensten Regionen Italiens ein.
Im heimeligen Gastraum
Das schmucke Landhaus Herrenberg am Ortsausgang von Landau-Nussdorf befindet sich im Besitz des überregional bekannten Pfälzer Großwinzers Lergenmüller, der unlängst durch den Kauf des traditionsreichen Weingutes Schloss Reinhartshausen im hessischen Rheingau von sich reden machte. Nachdem früher die Pächter mehrmals gewechselt hatten, schien dort in den letzten Jahren mit dem italienischen Restaurant „La Vigna“ eine Ära gastronomischer Kontinuität Einzug gehalten zu haben. Leider ist diese voraussichtlich Ende Dezember diesen Jahres wieder beendet, da der Pachtvertrag für die jetzigen Betreiber nicht verlängert wird und dieser Ort italienischer Genüsse zu einem Fastenlandhaus mit reichlich Kohlsuppe verkommt. Eine fast schon zynische Funktionsumkehr dieses Anwesens.
Noch aber wird hier dem Genuss gehuldigt. Mit dem über die Grenzen der Südpfalz hinaus bekannten Koch Nicola Chinni (Da Gianni Mannheim, Schlosshotel Edesheim, Landhaus Sankt Laurentius Ramberg) und dem Service-Leiter Antonio Carbone haben sich zwei erfahrene Gastronomen gefunden, die das Konzept einer qualitativ hochwertigen und dennoch bodenständigen Mittelmeerküche mit Leidenschaft und Professionalität umsetzen und das Landhaus zu einer richtig guten Adresse italienischer Esskultur gemacht haben. Der schlichte Namen "La Vigna" bezeichnet dabei das Restaurant, während das Hotel weiterhin unter dem Namen "Landhaus Herrenberg" läuft.
Ob auf der bei gutem Wetter geöffneten mediterranen Weinbergterrasse mit Blick auf die Berge des Pfälzerwaldes, der rustikalen Weinstube im hinteren Bereich des Anwesens oder im verglasten „Wintergarten“ mit stilvoll integriertem Designerkamin und feurigem Rot an den Wänden, man sitzt hier äußerst angenehm und komfortabel. Genügend Platz zu den Nachbartischen, entspannte Hintergrundmusik, bequeme Rattanstühle und sauber eingedeckte Tische (Stoffservietten!) zeugen von Geschmack und Liebe zum Detail. Beste Vorzeichen also, um hier entspannte Abende bei südländischen Leckerbissen zu verbringen.
Chinni und seine Küchencrew legen viel Wert auf Produktfrische und Qualität ihrer Waren. Die selbstgemachte Pasta ist hierfür das beste Beispiel. Noch dazu sehen die von den freundlichen Servicekräften an den Tisch gebrachten Teller sehr ansprechend angerichtet aus. Deshalb begeistert mich dieses Restaurant bei jedem Besuch aufs Neue. Vorneweg grüßt die Küche mit den obligatorischen Schälchen (Olivenöl und Fleur de Sel) sowie einem extrem fluffigen Weißbrot, das die aromatische Salz-Öl-Mischung gefällig aufnimmt. Ein einfacher Appetitanreger, der wirklich wunderbar schmeckt und die Geschmacksnerven auf das Kommende adäquat vorbereitet.
Währenddessen studierten wir die Karte mit den Empfehlungen, welche die normale Speisenkarte saisonal ergänzt. Zusätzlich lauschten wir den Worten von Herrn Carbone, der an diesem Tag frische Steinpilze aus dem Pfälzerwald geliefert bekam und diese in mehreren Varianten (als Pasta bzw. mit Meeresfrüchten oder Fisch) anbot. Der reich gefüllte Korb mit Pilzen stand postwendend auf unserem Tisch und wir konnten uns selbst ein Bild von den frisch gesammelten Prachtexemplaren machen. Dies erleichterte meine Entscheidung für die Tagliatelle Porcini (mit Steinpilzen, 13 Euro) ungemein. Der einzigartige Geschmack dieser frisch zubereiteten Steinpilze machte aus meiner Pasta etwas Besonderes. Und natürlich waren die Nudeln keine Minute zu lange im Salzwasser.
Vorweg wählte ich mit dem lauwarmen Meeresfrüchtesalat an Olivenöl und Limonen (16,50 Euro) einen regelrechten „Chinni-Klassiker“. Ich gestehe, dass ich bei diesem Gericht extrem vorsichtig bin, was seinen Verzehr angeht. Wahrscheinlich ist diese Vorsicht in den allermeisten Fällen völlig unbegründet, aber sicherlich eine Erklärung für die Tatsache, dass ich es – außer in Meeresnähe – eigentlich nie bestelle. Und ich habe meine Wahl nicht bereut. Mehr Meer hatte ich selten auf dem Teller. Der lauwarme Pulpo war ein zarter „Poseidonsgruß“, die Scampis und die Jakobsmuscheln standen ihm in nichts nach. Dazu eine Art Vinaigrette aus feinstem Olivenöl mit ein wenig Zitronensaft aufgefrischt und ein paar Kapern für die Würze. So einfach und doch so gut.
Meine Begleitung orderte die mit Brasato (Rinderhackmasse) gefüllten Ravioli in einem köstlichen Tomaten-Basilikum-Sud (13 Euro) als Vorspeise und zog mit den Spaghetti frutti di mare (12,50 Euro) im Hauptgang - was den Meeresfrüchtekonsum an unserem Tisch betraf - gleich. Beide Pasta-Gerichte kamen mit würzigen, tadellos abgeschmeckten Saucen an den Tisch. Bei letzterer dachte ich gleich an meine hier verzehrten Miesmuscheln im April letzten Jahres. Auch diese waren mit einer herrlich aromatischen „Tomaten-Tunke“ ausgestattet und ließen mich den Brotkorb mehrfach leeren.
In der vom Angebot her überschaubaren Speisenkarte tummeln sich jeweils eine Handvoll Pizzen und Pastagerichte, die von vier Fleischklassikern (Piccata milanese, Saloppina Sorrentina, etc.) und ein paar Fischtellern (Lachs, Zander, Scampis) flankiert werden. Preislich überklettert man nur bei den exquisiten Fleisch- und Fischspeisen von der Extrakarte die 20-Euro-Hürde. Den Wolfsbarsch („Branzino“) aus dem Ofen an gegrilltem Gemüse gibt’s für 2 Personen (48 Euro), manchmal sogar in der Salzkruste. Sehr variabel zeigt sich dagegen die Auswahl an Vorspeisen. Daher für Unentschlossene ein Tipp: die Vorspeisen-Variation von der Empfehlungskarte (16,50 Euro). Da ist dann von fast allem ein kleiner Happen drauf und man kann sich einen guten Überblick verschaffen, was das Küchenteam so zu bieten hat.
Ich wünsche den beiden Betreibern vom „La Vigna“ für die Zukunft alles Gute und dass sie eine ähnlich ansprechende Location für ihre Auffassung von geradliniger, italienischer Frischeküche finden, wie das in Nussdorf der Fall war. Ihr im Juli letzten Jahres eröffneter „Zweit-Betrieb“ namens „Buonappetito“, ein italienisches Selbstbedienungsrestaurant im „Gillet-Hagebaumarkt“ des Landauer Gewerbegebiets Nord, scheint jedenfalls gut angelaufen zu sein. Von Montag bis Samstag wird hier zwischen 10 und 19 Uhr der Hunger der Baumarktbesucher mit italienischen Leckereien gestillt. Von der Qualität und der Auswahl der Gerichte lässt sich das Angebot dieses Italo-Imbisses nicht mit dem hohen Standard des „La Vigna“ vergleichen. Aber die selbstgemachte Pasta von Maestro Chinni kann man ja auch nach Hause mitnehmen…
Das schmucke Landhaus Herrenberg am Ortsausgang von Landau-Nussdorf befindet sich im Besitz des überregional bekannten Pfälzer Großwinzers Lergenmüller, der unlängst durch den Kauf des traditionsreichen Weingutes Schloss Reinhartshausen im hessischen Rheingau von sich reden machte. Nachdem früher die Pächter mehrmals gewechselt hatten, schien dort in den letzten Jahren mit dem italienischen Restaurant „La Vigna“ eine Ära gastronomischer Kontinuität Einzug gehalten zu haben. Leider ist diese voraussichtlich Ende Dezember diesen Jahres wieder beendet, da der Pachtvertrag für die jetzigen Betreiber nicht... mehr lesen
La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg
La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg€-€€€Restaurant, Weinstube0634160205Lindenbergstraße 72, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Frische Mittelmeerküche zwischen Weinreben und Wintergarten" marcO74Das schmucke Landhaus Herrenberg am Ortsausgang von Landau-Nussdorf befindet sich im Besitz des überregional bekannten Pfälzer Großwinzers Lergenmüller, der unlängst durch den Kauf des traditionsreichen Weingutes Schloss Reinhartshausen im hessischen Rheingau von sich reden machte. Nachdem früher die Pächter mehrmals gewechselt hatten, schien dort in den letzten Jahren mit dem italienischen Restaurant „La Vigna“ eine Ära gastronomischer Kontinuität Einzug gehalten zu haben. Leider ist diese voraussichtlich Ende Dezember diesen Jahres wieder beendet, da der Pachtvertrag für die jetzigen Betreiber nicht
Es sind diese kleinen urigen Weinstuben, die unsere Pfalz so liebenswert machen. Viele Urlauber wissen das und fallen zur Weinlese im Herbst in Scharen ein. Das geht bei vielen Lokalen dieser Art auf Kosten ihrer Gemütlichkeit, fördert aber ungemein den sozialen Austausch, da man nicht selten mit den verschiedensten „Regionalvertretern“ unseres Landes an einem Tisch sitzt. Auch das ist pfalztypisch und viele Besucher finden gerade diese unkomplizierte Art der Kontaktaufnahme des „einfach-dazu-Setzens“ reizvoll. In unseren Weinstuben ist das gang und gäbe, ja sogar manchmal Teil eines auf Geselligkeit basierenden Grundkonzeptes.
So auch im heimeligen Sandsteingemäuer von Harald und Margit Dyck aus Mühlhofen, einem ca. 500 Einwohner fassenden Ortsteil der Gemeinde Billigheim-Ingenheim in der Südpfalz. Überregionale Bekanntheit hat das kleine Dörfchen durch sein alljährliches Weinfest in den Winzerhöfen erlangt. Für Weinkenner gilt der Ort spätestens seit dem hier ansässigen, äußerst talentierten Jungwinzer Stefan Bietighöfer als Geheimtipp. Doch auch das Familienweingut Dyck, das schon seit 2004 dem Verband Bioland beigetreten ist und somit schon über 10 Jahre lang ökologischen Weinbau betreibt, setzt bei der Herstellung seiner Weine auf Qualität. Handlese, Selektion, traditionelle Maischegärung und Holzfass-Ausbau sprechen eine klare Sprache.
Wie bei vielen Pfälzer Winzern so üblich wird auch hier nebenbei noch eine kleine Weinstube betrieben. Diese besteht seit 1988 und wird von Margit Dyck geführt. Ihr Mann Harald kümmert sich dagegen als Kellermeister um die Qualität der roten und weißen Kreszenzen. Ein richtiger Familienbetrieb, der von Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr sein vinophiles Publikum empfängt.
Wenn ich von meinem Heimatort Steinweiler aus zu Fuß über die Feldwege nach Westen laufe, lande ich in einer guten Dreiviertelstunde vor dem rustikalen Holztor des Anwesens im Ortskern von Mühlhofen. Ein unbestreitbarer Vorteil, wenn es darum geht, sich auch mal durch Harald Dycks Weinprogramm zu probieren. Das hatten ein Kollege aus dem Badischen und ich am vergangenen Donnerstagabend gar nicht vor. Und doch waren wir vom Weinangebot und dem geradezu sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis beeindruckt.
Es war ein Spontanbesuch, weshalb wir auch nicht reserviert hatten, als wir gegen 19.30 Uhr den Gastraum betraten. Wo früher zwischen den alten Sandsteinmauern die Pferde standen und geschirrt wurden, sitzt man heute gemütlich an zünftigen Holztischen. Das ehemalige Kelterhaus und der frühere Tenne wurden sehr geschmackvoll umgebaut und schon beim Eintritt in die gute Stube empfängt einem diese urig-ländliche Gastfreundschaft, die zum Verweilen einlädt. Nur zum Verweilen war leider kein Tisch mehr frei. Also wurden wir kurzerhand irgendwo dazu gesetzt. Das störte nicht und gehört eben dazu, zumal eine der Parteien wenig später bezahlte und somit für mehr Platz sorgte.
Die Bedienung hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Viele Stammgäste waren scheinbar in der Weinstube zugegen, denn ich sah sie des Öfteren an dem ein oder anderen Tisch Platz nehmen, um dem geselligen Treiben aus nächster Nähe beizuwohnen. Dadurch verzögerte sich natürlich auch das Bestellen der Speisen und Getränke. Man sollte also schon etwas Zeit mitbringen, denn gerade der Bestellvorgang kann sich hier schon ein wenig in die Länge ziehen. Auch musste ich die nette Frau vom Service (sie managte den Abend in der Weinstube alleine!) an das bestellte Mineralwasser erinnern, was sicherlich dem allgemeinen Trubel im Lokal geschuldet war.
Unter modernen Hängeleuchten saßen wir auf bequem gepolsterten Holzstühlen (das Innere wurde scheinbar erst kürzlich renoviert) und bestellten eine sommerliche Chardonnay-Sauvignon-blanc-Cuvée (3,10 Euro für das gut eingeschenkte Viertel), deren fruchtige Frische überzeugte. Die Viertel-Preise sind beim Dyck wirklich sehr konsumentenfreundlich kalkuliert. Viele liegen noch unterhalb der 3 Euro-Marke (und das für Bioweine!!!), was mittlerweile eher eine gastronomische Ausnahme darstellt. Auf der Speisenkarte findet sich das altbekannte „Pfälzer-Weinstuben-who-is-who“ in Form von Bratwurst, Leberknödel, Saumagen und Rumpsteak. Letzteres hatte ich dort vor einigen Jahren schon gegessen und wusste deshalb um seine Qualität. Mit knusprigen Bratkartoffeln als Beilage und einem frischen Salat vorweg steht es für 14,80 Euro in der Karte und ist damit das teuerste Gericht der Weinstube. Für den kleineren Hunger stehen viele kalte Gerichte zur Auswahl. Wurstsalat, Weißer Käse, Schwartenmagen-Salat, Handkäse und Co. bieten eine solide Grundlage zum Wein.
Mein Kollege entschied sich für die Hausmacher Platte (6,50 Euro), auf der sich jeweils eine Scheibe Leber- und Blutwurst, sowie Schwartenmagen (woanders glaube ich als „Sülze“ bekannt) befand. Mit delikatem Bauernbrot ein überaus herzhafter Genuss und adäquater Weinbegleiter zugleich. Ich entschied mich für die „Italienischen Schnitzel“ (11,80 Euro inkl. Beilagensalat) von der Monatskarte. Statt Pommes sollten es die besagten Bratkartoffeln sein. Die beiden panierten Schnitzel waren sehr zart und saftig. Ihre „Kuvertüre“ aus fruchtig-pikanter Tomatensauce und zerlaufenem Käse eine schmackhafte und zugleich sättigende Ergänzung. Der Salat kam vorweg und bestand aus frisch geriebener Rohkost mit ein paar grünen bzw. roten Blättern oben drauf. Eine ausgewogen säuerliche Kräutervinaigrette fungierte als Dressing. Neben uns aß man Rumpsteak und Margit’s Spezial Toast (8,20 Euro), ein recht üppig anmutendes, mit Käse überbackenes Gericht, das hier scheinbar Kultstatus genießt. Doch dafür war in unseren Mägen natürlich kein Platz mehr.
Zum Abschluss teilten wir uns noch ein Viertel vom seltenen Frühburgunder (4,50 Euro), den man hier im Barrique ausbaut. Ein sanfter Schmeichler, der unsere bis dahin sehr gute Unterhaltung sogar noch etwas förderte. Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn ich in ein paar Wochen den Weg in diese Weinstube zu Fuß zurücklegen werde und dann keine Rücksicht auf meine Fahrtauglichkeit mehr nehmen muss. Im Weinportfolio von Harald Dyck gibt es nämlich noch so einiges zu entdecken.
Es sind diese kleinen urigen Weinstuben, die unsere Pfalz so liebenswert machen. Viele Urlauber wissen das und fallen zur Weinlese im Herbst in Scharen ein. Das geht bei vielen Lokalen dieser Art auf Kosten ihrer Gemütlichkeit, fördert aber ungemein den sozialen Austausch, da man nicht selten mit den verschiedensten „Regionalvertretern“ unseres Landes an einem Tisch sitzt. Auch das ist pfalztypisch und viele Besucher finden gerade diese unkomplizierte Art der Kontaktaufnahme des „einfach-dazu-Setzens“ reizvoll. In unseren Weinstuben ist das gang und... mehr lesen
4.0 stars -
"Öko-Pfalzwein und deftige Hausmannskost im rebenumrankten Sandsteingemäuer eines familiär geführten Weingutes" marcO74Es sind diese kleinen urigen Weinstuben, die unsere Pfalz so liebenswert machen. Viele Urlauber wissen das und fallen zur Weinlese im Herbst in Scharen ein. Das geht bei vielen Lokalen dieser Art auf Kosten ihrer Gemütlichkeit, fördert aber ungemein den sozialen Austausch, da man nicht selten mit den verschiedensten „Regionalvertretern“ unseres Landes an einem Tisch sitzt. Auch das ist pfalztypisch und viele Besucher finden gerade diese unkomplizierte Art der Kontaktaufnahme des „einfach-dazu-Setzens“ reizvoll. In unseren Weinstuben ist das gang und
Geschrieben am 11.09.2015 2015-09-11| Aktualisiert am
11.09.2015
Besucht am 23.08.2015
Bei meinem letzten Kurzbesuch in Bremen Ende August wandelte ich ganz entgegen meiner Natur auch einmal auf den ausgetretenen touristischen Pfaden der Weser-Metropole. Und dies in mehrfacher Hinsicht. Da durften weder die vier animalischen Stadtmusiker, noch der in Stein gehauene Schutzpatron Roland fehlen. Nach dem erfolgreichen Erklimmen des Bremer Doms, führte mich der Weg in das pittoreske Schnoor-Viertel, von wo ich – die nostalgische Böttcher-Str. durchquerend – um die Mittagszeit wieder auf dem Rathausplatz landete und zwar mit mächtig Hungergefühl im Bauch. Kein Wunder nach so viel Sehenswertem.
Meine Idee: wir speisen in einem UNESCO-Weltkulturerbe, das hat man ja nicht so oft! Das über 600 Jahre alte Gemäuer des Bremer Ratskellers passte ja ganz gut in die Reihe der unbedingt zu besuchenden Örtlichkeiten und die Schiefertafel mit dem Mittagsangebot versprach eine angemessene Auswahl zu moderaten Preisen. Beim Eintritt in das altehrwürdige Kellergewölbe kamen Erinnerungen an meinen damaligen Besuch des Auerbacher Kellers zu Leipzig hoch. Ein Hauch von Geschichte umweht solche gastronomischen Traditionshäuser und wären nicht die vielen Touristen (oh je ich war ja selbst einer…), man wäre fast geneigt zu sagen: hier scheint die Zeit noch still zu stehen.
Das tat sie im Bremer Ratskeller wahrhaft nicht. Dafür war es im mit dunklem Holz vertäfelten Inneren viel zu betriebsam. Man könnte durchaus von „Gewusel“ sprechen. Eine der reichlich unter Strom stehenden Bedienungen wollte uns einen Tisch in einer Art Separee (mich erinnerte die Holzkoje gleich an einen Beichtstuhl) andrehen, aber da hätten wir vom historischen Ambiente wenig mitbekommen. Etwas versteckt neben einem der großen Weinfässer fanden wir dann doch noch in der „Historischen Halle“ Platz. Wie schon erwähnt zieren rustikales Eichenmobiliar und riesige „Schmuckfässer“ das dreischiffige Gemäuer. 20 Säulen tragen dieses mächtige Gewölbe und wirken raumteilend. Viele kleine Nischen und Sitzecken entstehen. Verwinkelt und etwas schummrig beleuchtet, besitzt der Speisesaal durchaus antikes Flair. Die geschäftstüchtigen Bedienungen sind auf Besucher aller Herrenländer eingestellt und dementsprechend flott unterwegs.
Die Mittagskarte wechselt wöchentlich und steht dem Gast von 12 bis 14.30 Uhr zur Verfügung. Auf ihr befanden sich eine kleine Vorspeise (Salatteller), fünf Hauptgerichte und ein Dessert (Schokopudding). Die Hauptgänge waren sauber aufgeteilt in zweimal Fleisch bzw. Fisch und ein vegetarisches Gericht. Für jeden Geschmack war also etwas dabei. Preislich lagen die Mahlzeiten zwischen 7 und 10 Euro. Vor- und Nachspeise um die 4 Euro. Dennoch blätterte ich interessiert in der opulent bestückten Speisenkarte und stieß auf eine Auswahl saisonal inspirierter Pfifferlingsgerichte. Die Rahmsuppe von Pfifferlingen (stolze 5 Euro das Tässchen) sollte es als Vorspeise sein.
Hätte ich doch das Geld einem der Panflöte spielenden Peruaner ins Säckchen geworfen. Mit dem ersten Löffel war klar: hier hat sich einer beim Ablöschen mit Sherry gründlich vertan. Das Süppchen schmeckte so sehr nach dem südspanischen Starkwein, dass jede andere Geschmacksnuance am Pfifferlingsstiel erstickt wurde. Der ganze Mansch hatte aber auch gar nichts von einem fein abgeschmeckten, leicht moussierenden Schaumsüppchen, so wie ich das kenne. Nur Sahne- und Alkoholgeschmack. Was hätte da mein Bremer Kritikerkollege Borgfelder wohl gesagt? Sein „GastroGeist“ schwebte plötzlich über mir und hielt sich vor Lachen den Bremer Bauch. „Warum musstest du auch im größten Touri-Gasthaus der Stadt einkehren?“ hörte ich ihn sagen. Seine fein beschriebenen Bremen-Tipps glatt ignorierend (welch Fehler!!!) bin ich nun hier aufgeschlagen. Und mir schien, dass die kulinarische Retourkutsche gerade auf dem Rathausplatz vorfuhr. Oh je, mein Hauptgang: gebratenes Lachsfilet mit Zitronenbutter, Salzkartoffeln und Gemüsestroh (9,90 Euro) stand ja noch aus.
Ich nehm’s vorweg. Die grauen Haupt(gang)haare, die mir nach dem Süppchen wuchsen, waren dennoch unbegründet. Die beiden Lachsfilets waren ordentlich. Nicht zu trocken geraten und mit der Zitronenbutter als frischem Akzent durchaus lecker. Die vier Salzkartoffeln hatten noch genügend Biss. Das frittierte Gemüsestroh war mir etwas zu fettig. Da hätte knackig gebratenes Gemüse meiner Ansicht nach besser gepasst, aber die 9,90 Euro müssen ja auch betriebswirtschaftlich lohnend durchkalkuliert sein.
Meine beiden Begleiterinnen hatten die Filetspitzen „Stroganoff“ mit Reisrand und Roter Beete (8,90 Euro) sowie einen „Pfälzer Flammkuchen“ (die vegetarische Version mit Champignons für 9,95 Euro). Liebes Ratskeller-Team, es gibt keinen Pfälzer Flammkuchen. Dieser kommt ursprünglich aus dem benachbarten Elsass und ist normalerweise bzw. traditionell mit Zwiebeln, Speck und einer Masse aus Schmand und Sahne belegt. Eine „Pfalz-Variante“ mit Champignons ist ein Fantasie-Produkt, das mir im Ratskeller nicht besonders schmeckte. Zu dominant war hier der Kräuterschmand und zu wenig saftig die gesamte „tarte flambée“. Das kenne ich aus meiner Heimat besser. Im Elsass wäre diese Ovalbackware sicherlich unangetastet zurückgegangen. Das „Stroganoff“ war anständig, jedoch für 8,90 Euro hätte durchaus noch etwas davon mehr auf dem Teller landen können. Egal, es war eine Mittagsportion und deshalb wohl eher knapp bemessen.
Noch ein paar Worte zu den Weinen. Diese werden laut Karte als 0,2-Liter-Schoppen (was soll das denn sein bitte?) oder 0,5-Liter-Krüge angeboten und stammen aus verschiedenen Weinbauregionen unseres Landes (Mosel, Nahe, Rheingau, Württemberg, Franken und Pfalz). 10 Euro für einen halben Liter Pfälzer Dornfelder, der zudem noch von der Winzergenossenschaft (Massenwein) stammt, sind nicht gerade schüchtern kalkuliert. Und warum kein anständiges Viertel ausgeschenkt wird, bleibt mir sowieso ein ewiges Gastro-Rätsel.
Mein Fazit:
Bei meinem nächsten Bremen-Trip (und der kommt bestimmt…) werde ich im Vorfeld sorgsam die Berichte vom Mann aus dem Ortsteil Borgfeld studieren und sicherlich das „Schwarze Schaf“ mal ins kulinarische Visier nehmen. Mein Bedarf an Touri-Lokalen ist für dieses Jahr hinreichend gedeckt, was nicht heißt, dass mir der Besuch dort gänzlich missfiel. Schon allein wegen den einzigartigen Räumlichkeiten hat uns die kleine Stippvisite gut getan. Dass man in so bekannten Traditionshäusern auch richtig gut isst, scheint wohl eher doch eine Ausnahme. Aber vielleicht geht man da ja auch nicht nur wegen dem Essen hin…
Bei meinem letzten Kurzbesuch in Bremen Ende August wandelte ich ganz entgegen meiner Natur auch einmal auf den ausgetretenen touristischen Pfaden der Weser-Metropole. Und dies in mehrfacher Hinsicht. Da durften weder die vier animalischen Stadtmusiker, noch der in Stein gehauene Schutzpatron Roland fehlen. Nach dem erfolgreichen Erklimmen des Bremer Doms, führte mich der Weg in das pittoreske Schnoor-Viertel, von wo ich – die nostalgische Böttcher-Str. durchquerend – um die Mittagszeit wieder auf dem Rathausplatz landete und zwar mit mächtig Hungergefühl... mehr lesen
3.0 stars -
"Altehrwürdiges Bremer Touristen-Lokal,dessen historischer Schein sein kulinarisches (Da)-Sein locker in den Schatten stellt" marcO74Bei meinem letzten Kurzbesuch in Bremen Ende August wandelte ich ganz entgegen meiner Natur auch einmal auf den ausgetretenen touristischen Pfaden der Weser-Metropole. Und dies in mehrfacher Hinsicht. Da durften weder die vier animalischen Stadtmusiker, noch der in Stein gehauene Schutzpatron Roland fehlen. Nach dem erfolgreichen Erklimmen des Bremer Doms, führte mich der Weg in das pittoreske Schnoor-Viertel, von wo ich – die nostalgische Böttcher-Str. durchquerend – um die Mittagszeit wieder auf dem Rathausplatz landete und zwar mit mächtig Hungergefühl
Geschrieben am 05.09.2015 2015-09-05| Aktualisiert am
05.09.2015
Besucht am 10.08.2015
Ein Besuch im Europa-Park zu Rust hat uns eine Nacht nach Freiburg verschlagen. Unsere Airbnb-Gastgeberin hatte für den Abend (montags haben ja bekanntlich viele Restaurants geschlossen…) eine gute Empfehlung parat: das alteingesessene spanische Lokal „Casa Española“ in der Innenstadt nahe dem bekannten Martinstor in der Adelhauser Straße.
Die Casa steht seit 1962 (!!!) für spanische Esskultur im Herzen der Breisgau-Metropole. Sie erstreckt sich im Inneren auf zwei Etagen (unten das Comedor und oben die Bar). Im Sommer ist zusätzlich die Terrasse geöffnet. Bei so viel kulinarischer Konstanz erstaunt es nicht, dass selbst die Zeitschrift DER FEINSCHMECKER das ordentliche Speiseangebot, die ambitionierte Weinauswahl sowie die stimmige Tapas-Bar-Atmosphäre bei Freiburgs populärstem Spanier hervorhebt.
Das Tapas-Lokal war leicht zu finden und es waren draußen noch ein paar Plätze frei, welche sich jedoch sehr rasch füllten. Also machten wir es uns unter freiem Himmel gemütlich und studierten die auf dem Tisch ausliegende Speisenkarte. Sie wurde noch von zwei Schiefertafeln, die an der Hauswand der Casa angebracht waren, ergänzt. Darauf ein paar Salatvariationen (mit Pute, Fischfilet oder Gambas), lecker klingende Fleischgerichte (Kotelett vom Iberico-Schwein, gefüllte Poulardenbrust, Lammhüfte, Schweinlendchen und Entrecôte) sowie die obligatorischen Albondigas (Hackfleischbällchen, Portion für 4,20 Euro), ein Standard-Tapa in einer fruchtigen Tomatensauce. Auch auf der Tafel: die Muslos de Pollo (gegrillte Hühnerschenkel, Portion ebenfalls für 4,20 Euro). Na das Tagesangebot hörte sich doch schon einmal gut an. Also wurde davon jeweils eine Portion geordert. Der Vorteil bei den kleinen Tapas-Schälchen ist eben die geschmackliche Vielfalt auf dem Tisch. Das Teilen der Gerichte gehört hier dazu und erlaubt die unterschiedlichsten Gaumenfreuden.
Der Service bemühte sich die vielen Gäste möglichst schnell zu bedienen, was leider nicht immer gelang. Da landete auch mal ein Glas auf dem Kopfsteinpflaster. Aber egal, wir waren im Urlaub und hatten ja Zeit. Der kalte Verdejo (0,2l für 5,50) erschien mir der mediterranen Gesamtsituation angemessen. Meine Begleitung schlürfte einen spanischen Rosé („La Rosa“, 0,2l ebenfalls für 5,50 Euro). Dazu als Durstlöscher einen halben Liter Mineralwasser für 3 Euro.
Als zusätzliche Tapas bestellten wir noch die frittierten Calamares (5,50 Euro), die nicht aus der Packung, sondern frisch zubereitet mit kräftig-pikanter Aioli und etwas Zitrone auf dem Teller landeten. Sie waren ihr Geld wirklich wert. Ein Stück spanische Tortilla (2,80 Euro) sorgte daneben für eine angenehme Sättigung. Ihre Präsenz auf nahezu allen umliegenden Tischen machte mir die Bestellung leicht. Mit fluffiger Konsistenz landete die „spanische Torte“ fein abgeschmeckt auf dem Teller. Die sauer eingelegten Banderillas (die spanische Mixed Pickles-Variante, für 2,80 Euro) setzten zudem frische Akzente am warmen Sommerabend. Das alles kam uns angenehm „spanisch“ vor und dieser laue Abend in der Freiburger City wurde lediglich von ein paar Regentropfen eines – Gott sei Dank – vorbeiziehenden Gewitters gestört. Da ergriff die wasserscheue Klientel (das Wort „Gesindel“ wäre hier wirklich fehl am Platz) schnellstmöglich die Flucht, was den verantwortlichen Service-Chef ein wenig ins Rotieren brachte. Wir blieben sitzen. So ein paar Tröpfchen auf das warme Haupt schaden ja nicht.
Es ist ja immer schön wenn solche Tipps von Ortsansässigen sich auch als solche entpuppen. Bei der Casa Espanola traf dies absolut zu. Sollten wir mal wieder nach Freiburg kommen, gehört sie definitiv zum kulinarischen Rahmenprogramm dazu. Und die gebratenen Knöpfle (Freiburger Spezialität) gibt’s dann eben zum Mittagessen.
Ein Besuch im Europa-Park zu Rust hat uns eine Nacht nach Freiburg verschlagen. Unsere Airbnb-Gastgeberin hatte für den Abend (montags haben ja bekanntlich viele Restaurants geschlossen…) eine gute Empfehlung parat: das alteingesessene spanische Lokal „Casa Española“ in der Innenstadt nahe dem bekannten Martinstor in der Adelhauser Straße.
Die Casa steht seit 1962 (!!!) für spanische Esskultur im Herzen der Breisgau-Metropole. Sie erstreckt sich im Inneren auf zwei Etagen (unten das Comedor und oben die Bar). Im Sommer ist zusätzlich die Terrasse... mehr lesen
Casa Espanola
Casa Espanola€-€€€Restaurant, Weinstube07612023040Adelhauser Straße 9, 79098 Freiburg im Breisgau
4.0 stars -
"Delikate Tapas bei Freiburgs populärstem Spanier" marcO74Ein Besuch im Europa-Park zu Rust hat uns eine Nacht nach Freiburg verschlagen. Unsere Airbnb-Gastgeberin hatte für den Abend (montags haben ja bekanntlich viele Restaurants geschlossen…) eine gute Empfehlung parat: das alteingesessene spanische Lokal „Casa Española“ in der Innenstadt nahe dem bekannten Martinstor in der Adelhauser Straße.
Die Casa steht seit 1962 (!!!) für spanische Esskultur im Herzen der Breisgau-Metropole. Sie erstreckt sich im Inneren auf zwei Etagen (unten das Comedor und oben die Bar). Im Sommer ist zusätzlich die Terrasse
Das schöne Winzerdörfchen Pleisweiler-Oberhofen ist nicht gerade arm an guter ortsansässiger Gastronomie. Südpfalz-Kennern fällt da gleich „Reuters Holzappel“ im Ortsteil Oberhofen ein. Neben einigen anderen zünftigen Weinstuben, gibt es hier auch eine tolle italienische Küche zu entdecken. Etwas versteckt bzw. direkt am Übergang von den rebenbestockten Weinbergshügeln zum Pfälzerwald hin gelegen befindet sich das historische Anwesen der ehemaligen Wappenschmiedmühle. Das vor ein paar Jahren komplett renovierte Ristorante im schmucken Fachwerkhaus wird seit 1994 von der Familie Vaccarelli geführt. Mittlerweile hat schon die zweite Generation das gastronomische Ruder übernommen. Die Brüder Pier Domenico und Nicola Vaccarelli wollen ihren Gästen durch ihre mediterrane Frischeküche auch ein wenig apulisches Lebensgefühl näherbringen. Bei unserem Besuch an einem heißen Mittag im August waren die klimatischen Voraussetzungen dafür jedenfalls schon einmal gegeben.
Mein letzter Besuch lag schon eine Weile zurück. Damals war ich mit dem Fahrrad in der Gegend unterwegs gewesen und nahm die Wappenschmiede als willkommene Rastgelegenheit gerne an. An die leckere Bolognese-Sauce erinnere ich mich heute noch gerne. Auch diesmal saß ich auf der in verschiedenen Ebenen angelegten Außenterrasse, umrahmt vom nahegelegenen Fischteich und dem Mühlrad a. D. Anstatt unter den schattenspendenden Sonnenschirmen Platz zu nehmen, zogen wir es vor, im Schatten eines prachtvollen Baumes unser Mittagessen einzunehmen. Auf massiven Gartenstühlen lehnten wir uns gelassen zurück und inhalierten ein Stück mediterran geprägter Weinpfalz.
Der sehr freundlich und kompetent auftretende Service-Chef Nicola Vaccarelli versorgte uns bestens und wir bestellten als Aperitif zunächst einen gut gekühlten Crodino mit Prosecco für 4,50 Euro das Glas. Neben Pernod, Campari, Martini und Co. meine erste Wahl in Sachen Einstimmung aufs Essen. Dazu ein kaltes San Pellegrino (0,75 l für faire 3,90 Euro) und einen Apfelsaft (0,2 l für 1,70 Euro). Als Vorspeise bestellten wir einen italienischen Salat mit Tunfisch, Käse, Schinken, Ei und Oliven. Wie nahezu alle anderen Gerichte der erfreulich überschaubaren Speisenkarte wurde auch der Salat in zwei Größen angeboten. Die große Variante (8,50 Euro) war als Appetitmacher für zwei Personen absolut ausreichend und war genau das richtige für einen heißen Sommertag. Knackig frische Salatblätter, herrlich pikanter Tunfisch und dazu noch ein paar Käse- bzw. Schinkenstreifen für die erste Sättigung. Die leicht säuerlich Balsamico-Vinaigrette rundete das durchweg positive Geschmackserlebnis ab. Bei den Hauptgängen entschieden wir uns in beiden Fällen für die kleinere Portionsgröße. Einmal bei der schön scharfen „Pizza Speciale“ (6,50 Euro) mit Salami, Schinken, Champignons und Chilli sowie bei den „Penne con Rucola, Cipolla e Pomodorelli“ (6,90 Euro). Die Pizza hatte einen dünnen Teig und war kross gebacken. Ihr deftiger Belag war sehr lecker und die Chilli-Schärfe ließ mich zusätzlich schwitzen. Ein gutes Dutzend Pizzen wird in der Wappenschmiede angeboten. Preislich liegen zwischen „piccolo“ und „grande“ in der Regel 2 Euro, wobei sich das Gros der Rundbackwaren preislich zwischen 6 und 9 Euro ansiedelt. Zu den Pizzen gesellen sich auf der Karte noch etwa 12 verschiedene Pasta-Gerichte. Von „Carbonara“ über „al Salmone“ und „all’arrabiata“ ist hier alles Gängige vertreten. Und selbst die großen Portionen bleiben preislich meist unter der 10-Euro-Marke. Die herzhaft-frische hausgemachte Bolognese-Sauce habe ich ja schon eingangs erwähnt. Die Penne-Nudeln meiner Begleitung wurden in einer aromatischen Tomaten-Zwiebel-Rucola-Sauce geschwenkt und schmeckten ebenfalls leicht pikant. Eine fruchtige Chilli-Schärfe lag auch über diesem Gericht.
Neben Pizza und Pasta werden auch noch eine Handvoll Fleischgerichte (Saltimbocca, Schnitzel „milanese“ sowie 3 Rumpsteak-Varationen), zwei Suppen (Tomate und Minestrone), ein paar Antipasti und selbstverständlich mit Panna Cotta bzw. Tiramisu zwei absolute Italo-Dessert-Klassiker angeboten. Für deren Verkostung war es an diesem Tag aber einfach zu warm. Die Auswahl auf der Karte ist nicht ganz so umfangreich, wie man das vielleicht vom „Italiener ums Eck“ gewohnt ist. Dafür merkt man bei jedem Gericht die Produktfrische und die Sorgfalt, mit der hier gekocht wird.
Erfreulich auch die Tatsache, dass es neben Weinen von Winzern aus dem regionalen Umfeld (Leonhard, Brendel, Ullrich und Viermorgen), auch einige außergewöhnliche italienische Tropfen, wie z.B. den „Le Volte“, einen kräftigen Roten aus der Toskana oder den Barolo von Pio Cesare aus dem Piemont, zu entdecken gibt. Bei den Pfälzer Flaschenweinen liegt man preislich zwischen 11 und 16 Euro. Eine durchaus faire Kalkulation.
Daneben werden im Sommer italienische Grillabende (inkl. Vespa-Ausstellung) abgehalten sowie in Zusammenarbeit mit Winzern aus der unmittelbaren Region auch spezielle Weinmenüs angeboten. Die Räumlichkeiten im Inneren der Wappenschmiede sind stilvoll dekoriert und von der Einrichtung her als schlicht modern zu bezeichnen. Was jedoch nicht auf Kosten der Gemütlichkeit geht.
Und wem das alles noch nicht reicht an italienischem Lebensgefühl, kann sich die hausgemachten Feinkostprodukte (Öl, Salz, Olivenpaste) auch für die eigene „cucina italiana“ daheim mitnehmen. Wie auch immer, die Wappenschmiede passt in jeglicher Hinsicht hervorragend in die „Toskana Deutschlands“ – wie die Pfalz auch gerne betitelt wird – und bereichert unsere Gegend mit leckerer Küche süditalienischer Prägung und sehr herzlichen Betreibern.
Das schöne Winzerdörfchen Pleisweiler-Oberhofen ist nicht gerade arm an guter ortsansässiger Gastronomie. Südpfalz-Kennern fällt da gleich „Reuters Holzappel“ im Ortsteil Oberhofen ein. Neben einigen anderen zünftigen Weinstuben, gibt es hier auch eine tolle italienische Küche zu entdecken. Etwas versteckt bzw. direkt am Übergang von den rebenbestockten Weinbergshügeln zum Pfälzerwald hin gelegen befindet sich das historische Anwesen der ehemaligen Wappenschmiedmühle. Das vor ein paar Jahren komplett renovierte Ristorante im schmucken Fachwerkhaus wird seit 1994 von der Familie Vaccarelli geführt. Mittlerweile hat... mehr lesen
4.5 stars -
"Herzlich geführter Familienbetrieb mit Hang zu italienischer Frischeküche in romantischer Umgebung" marcO74Das schöne Winzerdörfchen Pleisweiler-Oberhofen ist nicht gerade arm an guter ortsansässiger Gastronomie. Südpfalz-Kennern fällt da gleich „Reuters Holzappel“ im Ortsteil Oberhofen ein. Neben einigen anderen zünftigen Weinstuben, gibt es hier auch eine tolle italienische Küche zu entdecken. Etwas versteckt bzw. direkt am Übergang von den rebenbestockten Weinbergshügeln zum Pfälzerwald hin gelegen befindet sich das historische Anwesen der ehemaligen Wappenschmiedmühle. Das vor ein paar Jahren komplett renovierte Ristorante im schmucken Fachwerkhaus wird seit 1994 von der Familie Vaccarelli geführt. Mittlerweile hat
Geschrieben am 30.07.2015 2015-07-30| Aktualisiert am
31.07.2015
Besucht am 17.07.2015
Dort wo sich der Modenbach in die Weinberge zwischen Weyher (i. d. Pfalz), Burrweiler und Hainfeld gegraben hat, steht heute die von Hans Hartlieb im Jahre 1686 erbaute Burrweiler Mühle. Ihr Bestehen und ihre Entwicklung zu einem Landrestaurant sind untrennbar mit dem Familiennamen „Wiss“ verbunden. In den 70er Jahren eröffneten Gertrud und Theo Wiss in der zu dieser Zeit bereits stillgelegten Mühle einen Gutsausschank, der vom heutigen Betreiber Christian Wiss im Jahre 1993 übernommen wurde. Er hat in den Folgejahren das komplette Anwesen zusammen mit seiner Frau Michaela liebevoll restauriert und zu einem Landrestaurant umgewandelt. Seinen überregionalen Bekanntheitsgrad verdankt die Burrweiler Mühle in erster Linie ihrer einzigartigen Lage, weshalb Pfalz-Besucher und Weintouristen besonders gerne in der warmen Jahreszeit einen Abstecher in die „Rebmeer-Mulde“ am Modenbach einplanen, um dort im idyllischen Mühlengarten – die sommerliche Open-Air-Weinlaube schlechthin – einen guten Pfälzer Tropfen aus der unmittelbaren Nachbarschaft zu genießen.
So hielten wir es auch am Freitag vor einer Woche. Kurz bevor die drückende Hitze von kräftigen Sommergewittern zumindest temporär verjagt wurde, reservierte ich einen Platz für Zwei im lauschigen Garten der Mühle. Eine den hochsommerlichen Temperaturen geschuldete Spontanaktion. Mein letzter Besuch lag zwar schon einige Jahre zurück und ich konnte mich kaum an das damalige Speisenangebot erinnern, wusste aber um das einzigartige Ambiente dieses beschaulichen Kleinods Pfälzer Rebromantik. Mit etwas Verspätung erreichten wir gegen 21.45 Uhr das Landrestaurant. Da die Küche normalerweise um 21.30 Uhr schließt, verdankte ich unsere späte Verköstigung mitunter der Tatsache, dass die meisten Gäste erst recht spät an diesem heißen Freitag zur Nahrungsaufnahme rings um den Karpfenteich erschienen. Schon erstaunlich, dass mich der nette Hausherr von meinen früheren Rezensionen auf einem heute bedeutungslos gewordenen Gastro-Portal her kannte. Sachen gibt’s…
Egal, wir wurden sehr freundlich empfangen und wählten einen Tisch in Teichnähe. Die dunkel heraufziehenden Gewitterwolken ignorierend, orderten wir aus der vom Küchenchef Fabien Quirin (dem Namen nach Franzose bzw. Elsässer) klassisch regional angehauchten Speisenkarte ein paar „kleine Weinbegleiter“ vorweg. Schön, dass man hier auch sogenannte „Mini-Portionen“ von Pfälzer Klassikern – ganz in spanischer Tapas-Manier – bestellen kann. Wir entschieden uns für das Carpaccio vom Pfälzer Saumagen und die Blutwurst-Lasagne (beides in der Micro-Ausgabe für knappe 4 Euro zu haben). Die schmackhafte Winzer-Vinaigrette verlieh den dünnen Saumagenscheiben eine angenehme Würze. Die hausgemachte Pfalz-Lasagne schmeckte fabelhaft. Sie war mit Äpfeln gefüllt und lag auf delikatem Sauerkraut. Diese Kombination aus Blutwurst, Apfel und Kraut bildete ein herzhaftes Aromengewand mit angenehm süß-saurer Note. Dazu bissen wir in leckeres Bärlauchbutterbaguette (3,50 Euro) und waren rundum zufrieden. Auch die Portionsgrößen waren gut bemessen. Sie waren zwar als Miniaturen deklariert, hatten aber dennoch nichts mit mikroskopischen Happen gemein.
Die Speisenkarte präsentiert deftig Bodenständiges mit viel Regionalbezug und kleineren „kulinarischen Ausreißern“ ins benachbarte Elsass. So stehen neben Fleisch-Klassikern wie beispielsweise Dornfelder-Lammhaxe mit Speckbohnen und Bratkartoffeln (15,90 Euro) oder geschmorte Ochsenbacken in Rotweinzwiebelsauce (16,50 Euro) auch die jenseits der Grenze traditionell angebotenen Froschschenkel Elsässer Art (in drei verschiedenen Portionsgrößen) sowie die Kalbsnieren in Dijon-Senf (15,90 Euro) auf dem Programm. Zwei Suppen, zwei Fischgerichte, eine Handvoll Pfälzer Spezialitäten (Saumagen, Leberknödel und Co.), ein paar rustikale Vesperteller für Zwischendurch, die üblichen Dessert-Verdächtigen sowie ein paar Salate und zwei vegetarische Gerichte komplettieren das reichhaltige Angebot in der Mühle.
Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass hier ein Rumpsteak der Spitzenklasse auf dem Teller landet. Das wird aus dem Roastbeef geschnitten, stammt vom Simmentaler Rind und wird mit Bärlauchbutter, Bratkartoffeln und kleinem Salatteller in zwei Varianten (220 g und 300 g) angeboten. Dieser Verlockung konnte ich an diesem Abend nicht widerstehen. Die 19,90 Euro war mir dieser Fleisch-Spaß aus süddeutschen Landen dreimal wert. Meine „220g-Spar-Portion“ (der Men’s cut war mir nach den üppigen Vorspeisen eine Nummer zu groß…) kam perfekt medium gebraten und mit aromatischem Pfeffer gewürzt an den Tisch. Die Bärlauchbutter lag auf einem Stück Zitrone, damit sie sich nicht sofort verflüssigt. Die Bratkartoffeln waren gut gesalzen und schön kross mit Butter angebraten. Meine Begleitung hatte den Schlemmersalat (mit zwei gebratenen Garnelenspießen für 12 Euro) geordert. Diese ordentliche Blatt-Salat-Portion stellte eine ideale Sommermahlzeit dar und war obendrein mit sehr leckerem Dressing versehen.
Die Nennung der Lieferanten sorgt beim Lesen der Speisenkarte für Transparenz und schafft Vertrauen beim Gast. Dass sich darunter auch bekannte Namen wie die vom Feinschmecker-Magazin ausgezeichnete Metzgerei Joachim aus Landau-Wollmesheim oder das Venninger Weinessiggut „Doktorenhof“ befinden, spricht für die Verarbeitung qualitativ hochwertiger Produkte. Infolge des Mitwirkens beim Genießerwettbewerb „So schmeckt die Südpfalz 2015“ wird während der Sommermonate Juli und August noch zusätzlich ein dreigängiges Tomatenmenü (für 29 Euro) angeboten.
Unser abendlicher Begleiter: ein gut gekühlter Sommerwein vom Weingut Klein aus dem Nachbarort Hainfeld. Es war ein ganz besonderer Rosé-Wein, denn er wurde reinsortig aus Cabernet Sauvignon-Trauben gekeltert. Ein fruchtiger, trocken ausgebauter 2014er, der uns am lauen Sommerabend erfrischte und mit der deftigen Pfälzer Hausmannskost gut harmonierte. Für 5,50 Euro das Viertel auch noch preislich im Rahmen. Einen Schoppen Rieslingschorle gibt es hier für 4,50 Euro, was preislich auch noch im Rahmen ist. Die Weine stammen primär aus dem Weingut Burrweiler Mühle, das von Gerhard Wiss (vllt. der Bruder?) betrieben wird. Viele sind im offenen Ausschank erhältlich und werden von Weinen benachbarter Winzer (Graf, Möwes, Scherr usw.) sinnvoll ergänzt. Auch die Flaschenweinkarte kann sich sehen lassen. Hier befinden sich auch ausgefallene Exoten wie beispielsweise der Hainfelder Tempranillo (39,50 Euro) oder der Grüne Veltliner (24 Euro) vom Weingut Klein aus dem Nachbarort Hainfeld.
Und so ging dann der Abend dahin, begleitet vom Plätschern der Wasserfontäne inmitten des Karpfenteichs, das die heimelige Wohlfühlatmosphäre im beschaulichen Mühlengarten noch verstärkte. Umsorgt von einem Service, der seine Sache wirklich gut machte und gut informiert von einem Gastgeber, der scheinbar Wert darauf legt, dass der Anteil von Convenience-Produkten in seiner Mühlenküche recht überschaubar bleibt. Das Gewitter hatte uns an diesem Abend – Gott sei Dank – verschont. Die stürmischen Windböen waren nur Vorboten. Und auf die nächste Freiluft-Session in der „Rebmeer-Mulde“ bei Burrweiler freuen wir uns jetzt schon.
Dort wo sich der Modenbach in die Weinberge zwischen Weyher (i. d. Pfalz), Burrweiler und Hainfeld gegraben hat, steht heute die von Hans Hartlieb im Jahre 1686 erbaute Burrweiler Mühle. Ihr Bestehen und ihre Entwicklung zu einem Landrestaurant sind untrennbar mit dem Familiennamen „Wiss“ verbunden. In den 70er Jahren eröffneten Gertrud und Theo Wiss in der zu dieser Zeit bereits stillgelegten Mühle einen Gutsausschank, der vom heutigen Betreiber Christian Wiss im Jahre 1993 übernommen wurde. Er hat in den Folgejahren... mehr lesen
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"Pfälzer Landidyll mit Anspruch und ganz viel Lebensgefühl" marcO74Dort wo sich der Modenbach in die Weinberge zwischen Weyher (i. d. Pfalz), Burrweiler und Hainfeld gegraben hat, steht heute die von Hans Hartlieb im Jahre 1686 erbaute Burrweiler Mühle. Ihr Bestehen und ihre Entwicklung zu einem Landrestaurant sind untrennbar mit dem Familiennamen „Wiss“ verbunden. In den 70er Jahren eröffneten Gertrud und Theo Wiss in der zu dieser Zeit bereits stillgelegten Mühle einen Gutsausschank, der vom heutigen Betreiber Christian Wiss im Jahre 1993 übernommen wurde. Er hat in den Folgejahren
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Als wir letzten Montag nach dem Schwimmen in der Kurstadt ein Restaurant suchten, zwang uns die momentane Sperrung der Hauptstraße (für anliegende Gastronomen ein echtes Dilemma) auf Umwegen bei der Südpfalz-Therme und dem nebenan sich befindenden Haus des Gastes aufzuschlagen. Dieses Kulturzentrum beherbergt neben einem großen Konzertsaal (mit über 400 Sitzplätzen) auch eine Reihe von Konferenz- und Tagungsräumen und ist somit ideal für Festlichkeiten und Veranstaltungen jeglicher Art. Das Anfang 2010 vollständig renovierte und im April desselben Jahres wiedereröffnete Culinarium befindet sich ebenfalls im Haus des Gastes.
Es finden sicherlich viele Touristen, Kurgäste und Thermalbadbesucher den Weg in das naheliegende Restaurant, äh… Weingalerie, äh… Café. Und damit möchte ich schon auf ein Hauptproblem dieser Gastro hinweisen. Hier wird eindeutig zu viel des Guten gewollt! Viele „Baustellen“ oder „Nebenkriegsschauplätze“, die wahrscheinlich das Gesamtkonzept tragen sollen, aber klar zu Lasten der Fokussierung auf eine Sache gehen, nämlich der Qualität, die aus der Küche kommt. Da hilft auch das gutgemeinte Gandhi-Zitat, bei dem sich alles um die Zufriedenheit des Gastes dreht, auf der Homepage nichts.
Klar stürzt man sich in erster Linie auf des Pfälzers Lieblingsgetränk und bietet in der integrierten Weingalerie mit über 70 Weinen von 14 Weingütern aus der unmittelbaren Region eine reiche Palette an guten Tropfen an. Daneben wird mit Küchen-Partys, Walking-Dinners, Themenabenden, Catering für Feierlichkeiten jeder Art sowie Home-Cooking geworben. Die beiden Geschäftsführer des Culinariums, Dieter Toffolo und Nico Krüger, sind da sicherlich ein gut eingespieltes Team, das auf Erfahrung (Toffolo) und jugendlichen Elan (Krüger) setzt und solche Events sehr gut planen und dann auch umsetzen kann. Mir ist das ganze „Event-Cooking“ schon immer suspekt. Da wird jede Jahreszeit, jede Tradition und jedes regionale Produkt touristisch ausgeschlachtet bis zum letzten Bissen. Wo da noch das Erlebnis ist? Mir jedenfalls völlig schleierhaft.
Der junge, ambitionierte Koch Nico Krüger hat ohne Frage etwas auf dem Kasten. Er gehört beispielsweise den „kulinarischen Komplizen“ an, die dafür sorgen, dass „die Junge Südpfalz auch weiterhin gut isst“ (im Rahmen des Tourismusvereines „Südliche Weinstraße“). Und seine Speisekarte verspricht eine exquisite Deutschlandreise der kulinarischen Art. Dabei spart er nicht an Regionalbezug und Zitaten aus der Küche der benachbarten „Grande Nation“. Warum auch? Die Grenze liegt schließlich keine 15 Minuten vom Kurort Bad Bergzabern entfernt.
Maronenschaumsüppchen (derzeit auf nahezu jeder saisonal geprägten Speisekarte in der Pfalz) mit hausgemachten Comtéravioli (6,50 Euro), knusprige Kalbskopfpraline mit Dijonnaise (12 Euro) und ein „Surf and Turf“ in der Light-Variante (Rindercarpaccio und gebratener Garnele für 12 Euro) markieren die Fixpunkte bei den Vorspeisen. Büsumer Nordseekrabben mit Kräuterrührei und Roter Beete (14 Euro) und gebratene Kalbsleber „Berliner Art“ (15 Euro) konkurrieren mit dem 6 Wochen gereiften Pfälzer Rumpsteak (mind. 220 g für 22 Euro) und dem Filet Wellington vom Rinderfilet (26 Euro). Allein 10 verschiedene Fleischgerichte bei den Hauptspeisen legen den Schwerpunkt von Krügers Küche deutlich dar. Zur Freude der Carnivoren, die sich zwischen Hirschrückenmedaillon, Gänsekeule und Cordon Bleu vom Kalb entscheiden dürfen. Und für ausgewiesene „Mehrgang-Esser“ gibt es das saisonal geprägte dreigängige Monats-Menü mit einer Wahlmöglichkeit beim Hauptgang (aktuell entweder Brust und Keule von der Gans oder gebratenes Lachsfilet) für 29 Euro.
Aber wie hat es schon Kochlegende Witzigmann treffend formuliert: „entscheidend ist, was auf dem Teller landet!“. Und das war an diesem Montagabend eher bescheiden. Nach einem viel zu scharf gewürzten Gruß aus der Küche, einer kleinen Tasse indisch angehauchtem Linsenschaumsüppchen, das eher einem Gruß aus der Curryhölle von Madras gleichkam, brachte der freundliche Service zeitnah den bestellten Pfälzer (?) Feldsalat. Gut, dass so ein Grünzeug auch aus pfälzischem Boden stammt, ist nun wahrlich keine außergewöhnliche regionale Besonderheit. „Brutal regional“ ist zwar en vogue wie selten, aber man sollte es auch nicht übertreiben, sonst heißt es womöglich irgendwann einmal „Rumpsteak vom Metzger Hasenbein mit Pfälzer Zwiebeln“.
Egal, zurück zum Salat. Außer der regionalen Herkunftsbezeichnung der in unseren Breiten auch als „Wingertsalat“ bezeichneten Blätter hatte er wenig Pfälzisches an sich. Vielmehr schwamm er in einer viel zu süß abgeschmeckten Himbeeressig-Pampe. So mag ich Salat überhaupt nicht. Rapunzel mag Essig und der darf ruhig auch ein wenig sauer sein. Der versprengte Haufen singulär auftretender Granatapfelkerne sah nett aus, konnte das Ganze aber auch nicht mehr retten. Da halfen selbst die würzigen Parmesankrümel nicht. Kurzum: seine stolzen 9 Euro (nein, da waren keine Putenstreifen, kein gewürfelter Südtiroler Bauernspeck und auch keine gerösteten Pinienkerne aus dem Reformhaus drauf!) war er nicht wert.
Dass man das im Culinarium auch besser hinkriegt, bewies der lecker angemachte Beilagensalat meiner Begleitung. Er kam zu den beiden hausgemachten Semmelknödeln, die sich in einer aromatisch duftenden Waldpilzrahmsauce tummelten (11 Euro). Die Waldpilzmischung war von der Portion her ordentlich und schmeckte frisch. Leider fehlte es der Sauce doch arg an Würze. Das „Zuviel“ beim Amuse bouche wurde durch ein „Zuwenig“ bei den Hauptgängen unnötigerweise fehlkompensiert. Ich verstehe das Argument, dass man in einem Kurhaus mit Salz etwas sparsamer umgeht, aber so charakterlose Saucen hatte ich schon lange nicht mehr auf dem Teller. Meine noch leicht bissfest gekochten frischen Fusilloni (=dicke Spiralnudeln) mit Kräutersaitlingen und Spinat (13 Euro) hatten zwar die richtige Konsistenz, wurden aber von einer derart langweiligen Pampe (das Wort “Soße“ erscheint mir hier eher unangebracht) umgeben, dass ich mich fragte, ob hier der Weißwein nur in homöopathischen Dosen an die Küche weitergegeben wird. Aber immerhin: ich hatte während des Essens zumindest den Hauch einer Vorstellung, wie das alles hätte schmecken können. „Imaginationsküche“ wäre an dieser Stelle wohl der passende Ausdruck. Man merkte den Gerichten an, dass es die Küche zwar handwerklich draufhat, aber an den Feinheiten, wie beispielsweise dem richtigen Abschmecken der Speisen, gnadenlos scheitert. Schade, hier ließe sich geschmacklich deutlich mehr herausholen!
Noch ein paar Worte zur Einrichtung des Culinariums. Sie ist modern, aber nicht ungemütlich. Viel indirektes Licht, das die Weinflaschen als Protagonisten in den Vordergrund stellt, dazu futuristisch anmutende, dimmbare Röhrenleuchten an der Decke sorgen für ein stimmungsvolles Ambiente. Man sitzt auf gut gepolsterten, mit Lederimitat überzogenen Stühlen bzw. Wandbänken. Eingezogene Trennwände wirken raumteilend und schaffen immer wieder gemütliche Nischen. Dadurch lassen sie den großen Gastraum behaglicher wirken. Großformatige, auf Leinwand gezogene Fotos von Kaffeebohnen und Kastanien zieren die pastellgelb gestrichenen Wände. Zweier-Tische sind „über Eck“ eingedeckt. Das erleichtert die Kommunikation und schafft ein engeres Beisammensein am Tisch.
Der Service hat seine Sache gut gemacht. Er war immer aufmerksam und zur Stelle ohne aufdringlich oder besserwisserisch zu agieren.
Die Weinkarte des Culinariums ist gut sortiert (man hat ja eine Vinothek im Haus) und offeriert viele gute Tropfen auch glasweise. Bei den Flaschenweinen kalkuliert man fair (Flaschenpreis ab Weingut + 10 Euro Korkgeldaufschlag), während man bei den Vierteln preislich etwas kräftiger hinlangt. Aber die Weine von der „Schweigener-Elite“ Friedrich Becker, Gert Bernhart und Johannes Jülg haben eben nicht nur eine hervorragende Qualität, sie haben auch ihren Preis. Da zahlt man auch mal über 6 Euro für die 0,25l-Karaffe und darf sich ganz mondän zurücklehnen. Für die einkehrenden Pfalzbesucher sind das wahrscheinlich „Normalpreise“. Nur der Pfälzer Weinstubenkenner rümpft da etwas verständnislos die Nase. Aber der geht ja sowieso dahin, wo es weniger touristisch zugeht, der Wein billiger und das Essen dafür deftiger ist.