Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 26.09.2016 2016-09-26| Aktualisiert am
26.09.2016
Besucht am 24.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Dass es in Frankfurt gute asiatische Küche zu entdecken gibt, ist kein Geheimnis. Gerade im Zentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofs wird einem nicht nur Haschisch angeboten, sondern eben auch hervorragende japanische („Ichiban“), koreanische („Yuyumi“) und thailändische Kost. Letztere genoss ich zusammen mit einem Kollegen, um uns vor einem Konzertbesuch noch etwas zu stärken. Soviel mal vorweg: das zweistündige Parken im Parkhaus des Hauptbahnhofs bewegt sich preislich auf dem Niveau eines Hauptgangs bei dem von uns besuchten Thailänder „Toh Thong“, kann also gut und gerne als dritter (Nach-)Gang mit eingerechnet werden.
Das Thai-Restaurant befindet sich direkt am „Platz der Republik“ (ja den gibt es auch in Frankfurt), am Ostrand des Gallus-Viertel und erfreut sich laut „Reiseberater“ einer großen Beliebtheit. In meinem Primärziel, dem „Moriki“, war an diesem Samstagabend kein Platz mehr zu bekommen, nicht einmal über das OpenTable-Reservierungsportal. Also musste kulinarisch Ersatz geschaffen werden. Da lob ich mir doch die Listen vom „Advisor“, bei dem das „Toh Thong“ in den „Top Ten“ rangiert. Und das unter knapp 2000 Restaurants. By the way: in unserer GG-Community war der Laden noch nicht mal gelistet.
Soweit, so gut. Den Anruf zur Platzsicherung hätte ich mir schenken können, da man hier grundsätzlich keine Tische reservieren kann. Ob die „Reserviert-Schildchen“ auf den Tischen nun zur Deko gehörten oder lediglich ein paar Tische zur Überfüllungsprofilaxe „scheinreserviert“ waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann man ja doch reservieren, aber eben nicht jeder.
Der erste Eindruck des verglasten, zweistöckigen Thai-Restaurants war ein richtig guter. Landsleute standen am Herd, was ein kurzer Blick in die Küche verriet. Einige von ihnen arbeiteten im Service und saßen als Gäste an den Tischen. Ein gutes Zeichen. Es war noch deutlich vor 19 Uhr, als wir das „Toh Thong“ betraten und sowohl im Außenbereich (etwas lärmig wegen der vielbefahrenen Kreuzung zwischen Mainzer Landstr. und Düsseldorfer Str.) als auch im 1.OG noch reichlich Plätze frei. „Der frühe Esser sitzt beim Thai!“ – ein Motto, das auch hier funktionierte. Wir nahmen in der nicht ganz so belebten oberen Etage Platz. Durch die Verglasung konnte man am bunten Großstadttreiben von gediegener Warte aus teilhaben.
Mein Blick fiel über die Balustrade nach unten. So konnte ich den Gästen im Erdgeschoss direkt auf die Teller schielen. Hmm, was die da für herzhafte Leckereien in sich hinein schaufelten. Ich war gespannt auf die Speisenkarte, die sich auch online hervorragend einsehen lässt, worauf ich im Vorfeld jedoch bewusst verzichtet habe.
Schnell wird uns klar, dass unsere Essenswahl keine einfache wird. Die Palette an wohlklingenden Thai-Gerichten ist beachtlich. Dazu lässt sich nahezu jedes Gericht mit Tofu, Huhn, Schwein, Rind, knuspriger Ente oder Garnelen kombinieren. Salate, Suppen, Fingerfood, diverse Currys, Wokgerichte und ein paar Spezials ergeben ein reichhaltiges Programm, das die Entscheidung erschwert. Was tun? Zuerst einmal einen thailändischen Eistee mit Zitrone (2,70 Euro) gegen die allgemeine Unterzuckerung. Und dann als Vorspeise die „Toh Thong Platter“ für 2 Personen (12 Euro). Darauf befanden sich hausgemachte Mini-Frühlingsrollen, Hähnchenspieße, frittierte Chickenwings und Schweinerippchen. Ein guter Fingerfood-Querschnitt, der mit Chili- und Erdnuss-Sauce gereicht wurde und für beiderseits fettige Fingerchen sorgte. Von der Menge her war das wirklich eine Vorspeise, die im Magen noch genügend Platz für die Hauptgänge ließ.
Mein Kollege hatte sich für das „Yellow Curry“ (8 Euro) in der Hühnerversion entschieden. Das kam in einem kleinen Tontöpfchen und in seiner delikat duftenden Sauce aus Kokosmilch waren neben den Hühnerstückchen noch Bohnen, Zwiebeln und Kartoffeln enthalten. Von der Schärfe her war das leicht pikant, einem gelben Curry durchaus würdig. Hinter meiner Nummer 51 verbarg sich ein lecker duftendes Wokgericht namens „Phad-Gaphao“, das ich mit knusprig gebratener Ente orderte (9 Euro). Unter der in saftigen Tranchen obenauf liegenden Entenbrust tummelte sich allerlei in pikanter Sojasauce gebratenes Gemüse (grüne Bohnen, Paprika, Sojabohnen), das geschmacklich kraftvoll umami war. Gut, dass ich bei der Frage nach der Schärfe die sanftere Gangart gewählt hatte. Sie reichte mir völlig aus. Genau wie die Portionsgrößen, die uns angenehm gesättigt in die Frankfurter Nacht entließen. Würde ich in der Mainmetropole leben, wäre die Düsseldorfer Straße sicherlich mein „Food-Revier“.
Dass es in Frankfurt gute asiatische Küche zu entdecken gibt, ist kein Geheimnis. Gerade im Zentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofs wird einem nicht nur Haschisch angeboten, sondern eben auch hervorragende japanische („Ichiban“), koreanische („Yuyumi“) und thailändische Kost. Letztere genoss ich zusammen mit einem Kollegen, um uns vor einem Konzertbesuch noch etwas zu stärken. Soviel mal vorweg: das zweistündige Parken im Parkhaus des Hauptbahnhofs bewegt sich preislich auf dem Niveau eines Hauptgangs bei dem von uns besuchten Thailänder „Toh Thong“,... mehr lesen
Restaurant Toh Thong
Restaurant Toh Thong€-€€€Restaurant06925538453Düsseldorfer Str. 22, 60329 Frankfurt am Main
4.0 stars -
"Legerer Thai in Frankfurts Stadtmitte, der mit frischen Produkten authentischen Geschmack erzeugt" marcO74Dass es in Frankfurt gute asiatische Küche zu entdecken gibt, ist kein Geheimnis. Gerade im Zentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofs wird einem nicht nur Haschisch angeboten, sondern eben auch hervorragende japanische („Ichiban“), koreanische („Yuyumi“) und thailändische Kost. Letztere genoss ich zusammen mit einem Kollegen, um uns vor einem Konzertbesuch noch etwas zu stärken. Soviel mal vorweg: das zweistündige Parken im Parkhaus des Hauptbahnhofs bewegt sich preislich auf dem Niveau eines Hauptgangs bei dem von uns besuchten Thailänder „Toh Thong“,
Besucht am 23.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Das ländliche Italien mitten in der Pfalz. Passender hätte da die Namensgebung des vor knapp 10 Jahren eröffneten Ristorantes im Wein- und Erholungsort Gleisweiler gar nicht ausfallen können. Aber statt einem schlagkräftigen, schlitzohrigen Priester („Don Camillo“), der sich in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit (Bürgermeister „Peppone“) befindet, erwartet hier den Gast eine besondere italienische Küche, welche von der kalabresischen Heimat der beiden Gastgeber, Laura Cesario und Pasquale Cuscuná, geprägt ist.
Und endlich haben wir es geschafft, hier einmal vorbeizuschauen. Von befreundeten „Foodies“ empfohlen, stand der Besuch schon lange auf dem Programm. Vorher bot sich ein Abstecher ins benachbarte Örtchen Burrweiler an. Ein kleiner Spaziergang hinauf zur aussichtsreich gelegenen Anna-Kapelle lohnt immer. Von hier oben liegt einem die Rheinebene zu Füßen und es kostet schon einige Überwindung am sehr einladend wirkenden Restaurant „Sankt Annagut“, das sich unmittelbar neben dem Parkplatz befindet, vorbeizulaufen. Aber wir hatten ja schließlich bei „Don Camillo“ reserviert und freuten uns auf einen lauschigen Pasta-Abend im Herbst.
Wir trafen kurz nach 20 Uhr im Ristorante, das sich - von der Landstraße her kommend - quasi direkt am Ortseingang von Gleisweiler befindet, ein. Und ja, der erste Eindruck ist der eines Landgasthofes, wie man ihn in südlicheren Gefilden oftmals außerhalb der Ortschaften bzw. in der Nähe viel befahrener Straßen antrifft.
Anscheinend gibt es mehrere Möglichkeiten das Restaurant zu betreten. Wir wählten den Weg über die Außenterrasse, der uns zuerst am Bar- bzw. Thekenbereich vorbeiführte, um dann die Pizza-Back-Station samt Monstersteinofen rechts liegen zu lassen und im hinteren Bereich des Hauptgastraumes Platz zu nehmen. Die Chefin führte uns an unseren reservierten Tisch, der zwar etwas im Durchgangsbereich zum angrenzenden „Wintergarten-Zelt“ lag, aber dafür den Vorteil hatte, dass es immer was zu schauen gab. Um uns herum waren noch ein paar Tische besetzt. Die locker freundliche Art, mit der die beiden Inhaber im Service ihre Gäste umsorgten, ließ auf einen hohen Anteil an Stammklientel schließen. Da wurde auch mal die Flasche Grappa auf den Tisch gestellt, damit sich jeder einen eingießen konnte.
Die Atmosphäre im Inneren des Ristorantes lässt sich als warm und unprätentiös beschreiben. An den Wänden hängen jede Menge italienische Landschaften und Lebensart in Öl. Daneben ein paar eingerahmte Schwarzweißfotografien der beiden Namensgeber (wahrscheinlich aus diversen Nachkriegsfilmen). Von der Decke baumeln vereinzelt ein paar Hängeleuchten, die für eine angenehm warme Beleuchtung sorgen. Der Boden ist von Raum zu Raum unterschiedlich gefliest, die Decke des hinteren Gastraums komplett mit Holzpaneelen verkleidet. Im vorderen Bereich lässt die nur von einzelnen Balken durchzogene weiße Decke das Innere schon etwas freundlicher wirken. Wobei hier die Wand in Klinkeroptik an längst vergessene Wohn- und Einrichtungssünden der 70er und 80er Jahre erinnert. Das mutet nicht nur antiquiert und altmodisch an, es ist es auch. Aber es ist so gewollt und hat durchaus seinen Reiz. Schlichte Holzstühle mit Loch in der Rückenlehne und einfache, aber saubere Tischwäsche komplettieren das unscheinbare Interieur, das einen ganz eigenen zeitlosen Charme ausstrahlt.
An diesem Abend wurde der zweijährige Geburtstag eines Mitglieds der Großfamilie ausgiebig gefeiert und wer denkt, dass die kleinen Bambini um 22 Uhr schon alle in ihrem Bettchen bzw. Maxi cosi lagen, der irrt gewaltig. Den Kids gefiel das ungezwungene Herumlaufen im Lokal, das ohne Geschrei, aber mit ganz viel Spaß und Neugier ausgetragen wurde. Manchmal hatte ich etwas Sorge um unseren Kellner, der mit seinem vollen Tablett durchaus über eines der Kinder hätte stolpern können, was jedoch nicht geschah. Die Geburtstagsgesellschaft saß im Zelt, das in der kühleren bzw. kalten Jahreszeit einen gemütlichen Wintergarten beherbergt. Im Sommer werden die Planen hochgekrempelt und die Überdachung ist Teil eines mediterranen Außenbereichs mit Blick auf die nahegelegenen Weinberge und den angrenzenden Pfälzerwald. Die Gastgeber verstehen es, ihre Räumlichkeiten saisonal bestmöglich zu nutzen.
Bei der leckeren Pasta dieses Italieners hätten wohl selbst Don Camillo und Peppone einträglich am Tisch nebeneinander gesessen und ihre Streitigkeiten bei einem mediterranen Nudelteller und einem Gläschen Vino kurzzeitig ausgesetzt. Wobei Peppone sicherlich das für zwei Personen gedachte Bistecca Fiorentina vom Chianina Rind als Porterhouse Steak alleine verdrückt hätte. Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte wurden wir auf diese toskanische Fleischspezialität mit dem typischen t-förmigen Knochen aufmerksam.
Sowieso scheint man sich hier gerne der italienischen Fleischtöpfe zu bedienen. Lammkrone, Saltimbocca, Scaloppina und Entrecôte warten in verschiedenen Ausführungen auf den Gast mit Fleischhunger. Neben einer guten Auswahl an Pasta-Gerichten stellen diese zweifellos den kulinarischen Schwerpunkt im „Don Camillo“ dar. Eine überschaubare Auswahl an Vorspeisen (Salate, Suppen, Antipasti) sowie diverse Pizzen runden das Angebot ab. Fisch und Meeresgetier sind in Form von gegrillten Riesengarnelen und Thunfischfilet ebenfalls vorhanden. Außerdem steht eine Tafel mit Tagesempfehlungen bereit. Diese bemerkten wir leider zu spät, da sie von unserem Tisch aus nicht einsehbar war. Die Bedienung hatte scheinbar vergessen, uns auf dieses Angebot aufmerksam zu machen. Nicht schlimm – beim nächsten Besuch wird diese dann eben genauer studiert.
Ein Gesicht kam mir gleich beim Eintritt in das Lokal bekannt vor. Patrone Cuscuná wird nämlich im Service vom Oberkellner des mittlerweile nicht mehr existierenden Landauer Ristorantes „Raffaele“ unterstützt. Die italienische Gastro-Community hält eben zusammen. Eine Flasche San Benedetto (0,75l für 4,50 Euro), ein kleiner Apfelsaftschorle (0,2l für 2,00 Euro) und ein Viertel Montepulciano (4,50 Euro) fanden umgehend den Weg an unseren Tisch. Ein größeres Angebot an italienischen Flaschenweinen wird auf Nachfrage offeriert. Als gemeinsame Vorspeise entschieden wir uns für die „Gamberoni Piccanti“ (10,50 Euro). Aus dem Holzofen kamen vier Garnelen, die in zischend heißem Olivenöl badeten. Sie lagen in einer Art Keramikpfanne und wurden mit Tomaten, Kräutern, Knoblauch, Zwiebeln und scharfen Peperoncinistückchen im Ofen gebacken. Kein Wunder, dass uns das feine Aroma gleich in die Nase stieg. Und natürlich tunkten wir das Kräuter-Knoblauch-Öl-Gemisch mit dem typisch italienischen Weißbrot scheibchenweise auf.
Der Montepulciano schmeckte etwas flach. Normale Durchschnittsware, welche da offen ausgeschenkt wurde. Wir hatten beide von der hausgemachten „Pasta Ripiena“ bestellt. Einmal waren das die mit frischem Pecorino, Kalbfleisch und Kartoffeln gefüllten „Ravioli al Pecorino fresco“ (10,50 Euro) meiner Begleitung. Sie dufteten ordentlich nach Salbei-Butter, in der sie vorher geschwenkt worden waren, und hatten genau den richtigen Biss. Meine „Roselline di Pesce“ (10,50 Euro), mit Edelfischragout gefüllte Nudeltaschen, schwammen in einer Curry-Sahne-Sauce. Diese schmeckte sehr dezent, wurde mit ein paar Shrimps verfeinert und gab den mit Fisch gefüllten Nudeln genug Geschmacksraum zur Entfaltung. Etwas weniger Sauce hätte es jedoch auch getan.
Beiden Pasta-Gerichten schmeckte man ihre frische Zubereitung an. Von der Portion her fand ich die Pecorino-Ravioli meiner Begleitung etwas sparsam bemessen, während mein Nudeltaschenteller – wohl auch dank der üppigen Sahnesauce – etwas fülliger ausfiel. Für ein Dessert war also noch genug Platz. Ein im Kern noch flüssiges Schokosoufflée (6,00 Euro) läutete an diesem Abend das Finale ein. Natürlich war das Convenience, aber richtig gute. By the way, es gibt ganz viele Restaurants, die beim Schokoküchlein auf Fertigware zurückgreifen und das wird von den Gästen keinesfalls moniert, denn die Dinger bekommt man selbstgebacken auch nicht viel besser hin.
Unser Abend endete mit einem netten Plausch mit Servicechef und Inhaber Pasquale Cuscuná, der noch einen selbstgemachten Limoncello auf Kosten des Hauses ausgab. Ach, ich mag sie einfach, diese unkomplizierte, dafür aber umso köstlichere italienische Küche. Auch wenn das „Don Camillo“ vom Ambiente her eher schlicht daher kommt, so ist es dort trotzdem sehr gemütlich und in Kombination mit den frisch zubereiteten Nudel- und Fleischgerichten auch absolut authentisch. Beim nächsten Mal kommt dann aber Fleisch auf den Tisch. Das Bistecca Fiorentina wäre sicherlich einen Versuch wert.
Das ländliche Italien mitten in der Pfalz. Passender hätte da die Namensgebung des vor knapp 10 Jahren eröffneten Ristorantes im Wein- und Erholungsort Gleisweiler gar nicht ausfallen können. Aber statt einem schlagkräftigen, schlitzohrigen Priester („Don Camillo“), der sich in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit (Bürgermeister „Peppone“) befindet, erwartet hier den Gast eine besondere italienische Küche, welche von der kalabresischen Heimat der beiden Gastgeber, Laura Cesario und Pasquale Cuscuná, geprägt ist.
Und endlich haben wir es geschafft, hier einmal vorbeizuschauen. Von befreundeten... mehr lesen
Don Camillo e Peppone
Don Camillo e Peppone€-€€€Restaurant6345942257Weinstr. 21a, 76835 Gleisweiler
4.0 stars -
"Rustikaler Italiener mit tollem Pasta-Angebot am Ortsrand von Gleisweiler" marcO74Das ländliche Italien mitten in der Pfalz. Passender hätte da die Namensgebung des vor knapp 10 Jahren eröffneten Ristorantes im Wein- und Erholungsort Gleisweiler gar nicht ausfallen können. Aber statt einem schlagkräftigen, schlitzohrigen Priester („Don Camillo“), der sich in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit (Bürgermeister „Peppone“) befindet, erwartet hier den Gast eine besondere italienische Küche, welche von der kalabresischen Heimat der beiden Gastgeber, Laura Cesario und Pasquale Cuscuná, geprägt ist.
Und endlich haben wir es geschafft, hier einmal vorbeizuschauen. Von befreundeten
Geschrieben am 11.09.2016 2016-09-11| Aktualisiert am
11.09.2016
Besucht am 24.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 128 EUR
Ich war ganz selten in einem Restaurant, bei dem der Name so Programm ist wie im modern-ambitionierten „SoulFood“ von Christine Heß und Michael Laus. Der Name „SoulFood“ steht hier – mitten im Oberpfälzer Provinzstädtchen Auerbach – für ein Konzept, das sowohl Hobby-Hedonisten als auch Ganztags-Gourmets zum Schwärmen bringt. Essen als Futter für Seele, bei dem eines definitiv nicht zu kurz kommt: der Spaßfaktor. Und dass beide Wörter im Namen großgeschrieben werden, ist keine zufällige Gastro-Legasthenie, sondern – so habe ich das zumindest interpretiert – soll die Bedeutsamkeit von gutem Essen für unser Innenleben noch unterstreichen.
Aufmerksam geworden bin ich auf das von außen eher unscheinbare Restaurant im Herzen von Auerbach in einer Beilage des Magazins „DER FEINSCHMECKER“. Wenn ich ehrlich bin, kaufe ich das ansonsten eher dröge Magazin eigentlich nur noch wegen seinen regelmäßigen „Reisetipps“, die als Extraheftchen in jede Tasche passen und in denen immer ein paar gute Anregungen zu finden sind. Von charmant-kompetentem Service und einer Küche, die trotz allem Anspruch noch genügend Bodenhaftung besitzt, war da die Rede. Mein Interesse war geweckt. Als ich mich dann ein paar Monate später durch deren Homepage klickte, war da schon die Nachricht vom Michelin-Stern zu lesen. Die Herren Inspektoren des einflussreichsten Restaurant-Guides sprachen von einer Küche voller Finesse, die zudem mit einer mehr als fairen Preispolitik auf sich aufmerksam macht. Das ist doch mal eine Ansage. Da musste ich unbedingt mal hin!
Wenn das alles stimmen sollte, würde mich in Auerbach eine Sterneküche der völlig anderen Art erwarten. Ungezwungen, leger, locker und wahnsinnig lecker. Genau nach meinem Geschmack. Denn was mich an den feinen Sternehäusern immer am meisten stört, ist diese etwas steife Atmosphäre, die scheinbar zur Spitzenküche dazu gehört wie die Zitrone zur Auster. „Sorry guys, but who the f**** is Lafer?“ Gut, in den letzten Jahren hat sich da Gott sei Dank einiges getan und heute wird doch viel öfter mal „casual-fein-diniert“ als früher. Eine Tatsache, die auch mal jüngeres bzw. lässigeres Publikum in solch gute Häuser verschlägt. Dass der Abend im „SoulFood“ exakt einer solchen kulinarischen Win-Win-Situation gleichkam, war natürlich im Vorfeld nicht zu ahnen.
Unseren diesjährigen Kurztrip nach Franken habe ich ganz bewusst in die Nähe von Auerbach platziert. Bei Pegnitz, das gerade mal gute 20 km von der ehemaligen Bergbaustadt (bis 1987 wurde hier jahrhundertelang Eisenerz abgebaut) entfernt liegt, bezogen wir Quartier. Eine Woche vorher rief ich im „SoulFood“ an und reservierte einen Tisch für zwei an einem Mittwochabend. Nach der deftigen fränkischen Hausmannskost sollte der Besuch bei Michael Laus ein kleines kulinarisches Kontrastprogramm im Rahmen unseres diesjährigen Sommerurlaubs werden.
Es war noch gut warm als wir durch das Zentrum von Auerbach marschierten und etwas überrascht vor dem eher unscheinbar wirkenden Lokal Halt machten. Hätte ich nicht die Adresse im Hinterkopf gehabt, wäre ich vielleicht sogar daran vorbei gelaufen. Das Understatement im äußeren Erscheinungsbild gehört sicherlich mit zum Konzept. Das „SoulFood“ möchte gefunden werden. Oder doch eher zufällig entdeckt? Egal, an den Tischen im Außenbereich war jedenfalls alles besetzt, als wir das kulinarische Epizentrum der Oberpfalz betraten. Drinnen sah es auf den ersten Blick nicht viel anders aus. Auch hier alle Tische belegt. Und dabei hatte ich doch reserviert…
Die freundlichen Damen vom Service schienen jedoch schon auf uns gewartet zu haben. Etwas abseits des Trubels befand sich ein sehr romantischer Zweiertisch, dessen Nähe zu Küche und Tresen uns überhaupt nicht störte, sondern wie geschaffen war für einen lauschig-genussvollen Abend, bei dem man ganz bei sich und den Gourmandisen aus der Küche von Michael Laus sein konnte. Der Empfang war wirklich überaus herzlich, keine Spur von Affektiertheit oder guter Miene zu stressigem (Gastro)spiel. Wir fühlten uns von Anfang an willkommen und über den gesamten Abend hinweg sehr fürsorglich bedient. Man merkte, dass hier ein gut eingespieltes Service-Team am Werk ist. Sicherlich auch ein Verdienst von Chefin Christine Heß, die alles dafür tat, dass wir uns rundum wohlfühlten und diese Art von gehobener Gastronomie äußerst ungezwungen genießen konnten. Die ausgebildete Restaurantfachfrau und ehemalige stellvertretende Restaurantleiterin in der Frankfurter Feinschmeckerbutze „Villa Merton“ umsorgte uns zusammen mit ihren beiden Kolleginnen nicht nur auf eine locker-charmante Art und Weise, sie beriet uns auch in Sachen Menü und Weinbegleitung äußerst kompetent.
Die Speisenkarten wurden uns gereicht. Und schon auf der ersten Seite war sie wieder, die Philosophie des Hauses, die in einem knappen Zweizeiler passt: „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst.“ Schon interessant, dass diese Worte ausgerechnet von einem französischen Moralisten des 17. Jahrhunderts namens François de La Rochefoucauld stammen. Wir waren bereit, diesen Abend nach allen Regeln der Küchenkunst von Maître Laus und seinem Team zu genießen. Vorweg ein Blick in die Aperitif-Auswahl. Mein Magen war einfach noch zu leer für alkoholische Ingredienzen im Eröffnungsgetränk, weshalb zunächst eine hausgemachte Holunder-Limonade (3,50 Euro) für etwas Erfrischung sorgte. Für meine Begleitung sollte es der Pfirsich-Secco (4,80 Euro), bei dem Pfirsichpüree und –likör mit Riesling-Sekt aufgegossen wurden, als Apéro sein.
Die Auswahl beschränkt sich im „SoulFood“, neben einer Handvoll zusätzlicher „A-la-Carte-Gerichte“, im Grunde auf zwei 4-Gang-Menüs. Das eine heißt auch tatsächlich so, nämlich „DasEine“, während man sich den Namen des anderen Menüs jetzt vielleicht denken kann. Mit 59 für „DasEine“ bzw. 49 Euro für „DasAndere“ lässt sich hier von äußerst erschwinglicher Sterneküche sprechen. Daneben besteht die Möglichkeit, auch mal einen Gang aus dem Zusatzangebot mit in das Menü zu nehmen bzw. gegen einen auszutauschen. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, da die Leckereien neben den beiden Menüs auch sehr verheißungsvoll klangen: Short-Rib vom US-Beef, Soft-Shell Crab und „Bayrischer Surf and Turf“ (Schweinebach mit Wildfanggarnelen) ließen mir schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch meiner Neugier auf „DasEine“ musste ich einfach stattgeben. Auch meiner Extrawurst, die hier ein Short-Rib vom US-Beef war, wurde entsprochen und gegen den eigentlichen Hauptgang des Menüs, den rosa gebratenen Kalbsrücken, anstandslos ausgetauscht. Meine Begleitung machte es nicht ganz so kompliziert und entschied sich für das zweite Menü. Da im „SoulFood“ das Austauschen von Geschmackserlebnissen am Tisch nicht nur geduldet, sondern sogar ausdrücklich erwünscht war, konnten wir so im Laufe des Abends nahezu das volle Speisenprogramm durchprobieren. Geht das eigentlich besser? Wohl kaum.
Bevor ich mich in den Aromentiefen der beiden Menüs verliere, noch ein paar Worte zur Einrichtung. Diese verströmt, unterstützt von puristisch-modernen Elementen, wie etwa der von der Decke baumelnden Designerlampe oder dem hinterleuchteten Wandbild von Jakobsmuschel, Garnele und Calamaretti (das gleiche Bild war auch im Beiheft des FEINSCHMECKERS, Anm.), eine Art gehobenes Bistroflair, in das man als Gast sehr gerne eintaucht. Jeder Tisch wird von den passenden Deckenstrahlern perfekt ausgeleuchtet. Bestmögliche Voraussetzungen also, um sich auf das Wesentliche, nämlich die Hauptdarsteller auf den Tellern, zu konzentrieren. Chefkoch Michael Laus, dessen Gastro-Vita bereits beindruckende Stationen vorzuweisen hat (Demi-Chef im Schlosshotel Kronberg, Chef Tournant im Silk und Sous-Chef in der Villa Merton, beide Frankfurt) weiß um die Wirkung des passenden Lichteinsatzes am Tisch. Diese unterstreicht er mit dem Einsatz ungewöhnlicher Keramik bei der Präsentation seiner Gerichte. Klar, dass da ein schlicht in Weiß eingedeckter Tisch völlig ausreicht und man sich auch sonst bzgl. ablenkendem Schnick-Schnack bei der Dekoration weitgehend in Verzicht übt. Glänzendes Gastrobesteck, zwei pinke Gerbera in einer schlanken Porzellanvase, ein Extratellerchen zum Brotschmieren und jede Menge Platz für die toll angerichteten Teller, die bald aus der Küche kamen. Wir saßen superbequem auf den gut gepolsterten Armlehnenstühlen und hatten von unserem Platz aus einen guten Rundblick auf die Geschehnisse im Lokalinneren. Die Theke war in unmittelbarer Reichweite, was die Versorgung mit „Flüssignahrung“ sicherlich erleichtern würde.
Da setzte die Küche zum ersten Gruß an. Zwei mit Tatar von der Jakobsmuschel und Avocado-Crème gefüllte „Joints“ steckten in den Löchern eines globigen Basaltbrockens. Ein erster gelungener Opener, der unsere Geschmacksnerven angenehm kitzelte. Im „SoulFood“ grüßt man gerne doppelt, was in Form von selbstgeräucherter Forelle, Birne und Meerrettich geschah. Der sanfte Rauch des Fischfleisches ging dabei mit der Birnensüße und der leichten Schärfe des Meerrettichs einen sehr gelungenen Geschmacksakkord ein. Chapeau et Merci für dieses zweite Amuse. Zusätzlich wurden braune Butter und ein Ziegenkäseaufstrich im kleinen Keramiktöpfchen gereicht. Mit einer einfachen, aber geschmacklich einwandfreien Auswahl an verschiedenen Brotsorten rückten wir dem ersten Hunger mit aller „Schmierkraft“ zu Leibe.
Dann kamen unsere ersten Gänge vom jeweiligen Menü. Der auf einem halben Teller servierte bunte Melonensalat mit gebeiztem Zitronensaibling, ein paar Kleksen Topfencreme und frischem Grün aus dem Garten sah fantastisch aus. Diese leichte Vorspeise war wie gemacht für solch einen warmen Sommerabend wie diesen. Auch hier vertrug sich die Melonensüße hervorragend mit den säuerlich-frischen Noten des Saiblings, der durch den zarten Schmelz der Topfencreme zusätzliche geschmackliche Einbindung erfuhr.
Zu meinem in einer Schale servierten Pulpo „Tokio Style“ fehlten eigentlich nur noch die Stäbchen und ich hätte mich in einem besseren asiatischen Restaurant in irgendeiner westlichen Metropole (vielleicht London?) gewähnt. Das war wirklich großartige Fusionsküche asiatischer Prägung, die hier mein Schüsselchen füllte. Die perfekt gebratenen Pulpostücke wurden mit Mango, Papaya, grünem Spargel und gerösteten Erdnüssen veredelt. Die süßliche Würze Ostasien machte aus ihnen einen wahren Hochgenuss. Das geht von der Anrichtung her vielleicht spektakulärer, aber vom Geschmack her sicherlich nicht besser. Ganz großes Kompliment an diesen großartigen Eröffnungsgang.
Noch ganz entzückt von der Tatsache, die erste kulinarische Hürde derart enthusiastisch genommen zu haben, zauberte das Küchenteam den zweiten Menü-Streich auf die Teller. Bei meiner Begleitung hieß der „Gazpacho“. Die aus Südspanien bzw. Portugal stammende kalte Gemüsesuppe wurde etwas unorthodox, aber umso einfallsreicher in einer „ausgebeinten“ Glühbirne (ohne Glühfaden und Stützdrähte!) serviert. Dieses merkwürdige Suppengefäß befand sich samt kleiner Büffelmozzarella-Kugel und bunten Tomatenstückchen in einer Art Schale. Die Service-Dame gab noch den Ratschlag, man könne dieses Gericht essen „wie man wolle“. Soso. Meine Begleitung kippte die mit fruchtigem Olivenöl versehene kalte Suppe in die Schale und hatte damit eine Gazpacho mit Einlage. Hätte ich das Gericht im Menü gehabt, wäre ich wohl auf die Idee gekommen, die spanische Gemüsesuppe schluckweise auf dem Löffel zu portionieren, um damit verschiedene Aromen im Mundraum (mit Mozzarella oder/und den mit geröstetem Knoblauch und anderen Gewürzen bestreuten Tomaten) zu ermöglichen.
Stichwort Aroma. Mein zweiter Gang, die hausgemachten Mais-Ricotta-Ravioli, sah nicht nur sensationell aus, er hatte trotz der eher neutralen Grundzutaten (Mais/Ricotta) eine ungeahnte Aromentiefe. Knuspriges Curry-Popcorn und etwas Parmesanschaum sorgten für würzige Akzente bei einem Gericht, bei dem Chefkoch Laus deutlich machte, was man aus einfachen Produkten herausholen kann, wenn man im Vorfeld das Ganze kulinarisch gut durchdenkt und geistig so miteinander kombiniert, dass auf dem Teller harmonische Geschmackssynergien entstehen. Dabei stach vor allem die Mais-Ricotta-Füllung der Ravioli als besonderes Erlebnis am Gaumen hervor. Zweiter Gang. Zweiter Volltreffer.
Nun wurde der kulinarische Spannungsbogen weiter gespannt, denn es folgten die beiden Hauptgänge. Bei meiner Begleitung war das ein auf der Haut gebratenes Lachsfilet mit Karotte, wildem Brokkoli, Zuckerschoten, Ingwer und Zitronengrasschaum. Auch dieses Fischgericht hatte etwas asiatischen Touch abbekommen. Wenn Fusion, dann so: perfekt gebratener Fisch in Kombination mit kurz angebratenem, wunderbar leichtem Gemüse, ein paar frischen Kräutern aus dem chinesischen Garten und einer unaufdringlichen Zitronengrassphäre. Südostasien kann so nah sein.
Bei meinem Hauptgang hatte ich den Kalbsrücken durch zwei Scheiben vom US-Short-Rib, das zuvor 48 Stunden lang bei 61 Grad im Ofen gegart wurde, ersetzen lassen. Dass man für dieses Fleisch eigentlich kein Messer brauchte, war keine Überraschung. Seine feine, durch Fettfasern hervorgerufene Marmorierung sorgte für eine Saftigkeit, wie ich sie selten auf dem Teller hatte. Dazu lag ein ansehnlicher Klecks Petersilien-Kartoffel-Püree sowie unterschiedlich aufbereitete bunte Karotten (darunter auch die leckeren Urkarotten) auf der dunklen, an Schiefer erinnernden Keramikplatte. Ergänzt von einer leicht nach Thymian duftenden Jus war das im Prinzip Hausmannskost auf wirklich ganz hohem Niveau. Die Jus schmeckte zum Niederknien. Ich fragte also ganz schüchtern nach einer kleinen Extra-Portion. Wenig später stand Chefkoch Laus neben mir und löffelte mir direkt aus dem Soßentöpfchen so viel ich wollte auf meinen Teller. Noch unkomplizierter geht das gar nicht.
Mann, Mann, Mann, wir waren richtig „geflasht“! Um hier nicht gleich völlig durchzudrehen, zuerst einmal ein paar Sätze zu den beiden begleitenden Weinen. Wir verzichteten auf eine Flasche (was sehr schade war, denn die von Fr. Heß zusammengestellte Auswahl hatte richtig tolle Kreszenzen zu bieten, die zudem preislich sehr freundlich kalkuliert waren), da mein Navi den Boliden nicht komplett allein nach Pegnitz bugsieren konnte. Dies wird sich aber beim nächsten Besuch (dann übernachten wir garantiert im Nachbarort Königstein!) garantiert ändern. Aber auch der „Nur-ein-Glas-Wein-Trinker“ kann zwischen sieben verschiedenen offenen Rebsäften wählen. Diese werden alle im 0,1-l-Format angeboten und rangieren preislich zwischen 3,50 und 4,50 Euro. Wir entschieden uns für eine Riesling-Sauvignon-Blanc-Cuvée namens „Werkstoff“ von Jungwinzer Max Pfannebecker aus Worms-Pfeddersheim (Rheinhessen), die besonders zum Asia-Lachs eine gute Figur machte. Zum Short-Rib bevorzugte ich einen ausgewogenen Tempranillo von der Iberischen Halbinsel. Da macht man so gut wie nie etwas falsch.
Ach so, da war doch noch was…das Dessert stand ja noch aus. Der Dessert-Tausch war die eigentliche Bedingung dafür, dass sich meine Begleitung nach langem Überlegen doch für „DasAndere“-Menü entschied. Hätte ich geahnt, wie außerordentlich lecker mein Mohnkuchen mit frischen Heidelbeeren und Heidelbeer-Quark-Eis ist, ich wäre wahrscheinlich nie darauf eingegangen. So ein saftiges Stück Mohnkuchen hatte ich vorher noch nie probiert. Im Gespräch mit Michael Laus verriet er uns, dass den nur seine Mutter so hinbekommt. Außerdem habe man sehr lange daran getüftelt und ausprobiert, bis man die gewünschte Saftigkeit so hinbekommen hat. Auch sehr fein schmeckte die leichte Kokos-Panna-Cotta, die ich als „Tauschware“ für den Sensations-Mohnkuchen von meiner Begleitung erhielt. Die Nocke Yuzu-Basilikum-Sorbet verlieh dem Ganzen eine säuerlich-frische Note, die von der Süße der marinierten Ananas gut aufgefangen wurde. Als kleines Nachdessert gab es noch zwei kleine Sorbetkugeln auf einer Mini-Waffel. Alles in allem stellten die beiden Desserts würdige Schlusspunkte ihres jeweiligen Menüs dar. Auch das hat, wie alles andere an diesem Abend sehr gut gepasst.
Da wir noch etwas saßen, kamen wir, nachdem die Küchenschlacht an diesem Abend geschlagen war, mit dem sehr sympathischen Betreiber-Duo, Christine Heß und Michael Laus, ins Gespräch. Dass ich beim ersten Besuch Eintritt in die Küche inklusiver Erklärung, was wo und von wem gemacht wird, erhielt, war schon eine große Geste. Der sehr pfalzverbundene Küchenchef, der selbst ein großer Fan von Pfälzer Weinen ist (das merkte ich gleich an der Weinkarte), ist ein richtig cooler Typ, mit dem es großen Spaß machte, noch ein wenig zu quatschen. Ich hoffe, dass wir es in diesem Jahr noch einmal ins „SoulFood“ schaffen. Allein der Besuch dieses Lokals wäre eine Reise in die Oberpfalz wert. Klingt nach Empfehlung, oder?
Ich war ganz selten in einem Restaurant, bei dem der Name so Programm ist wie im modern-ambitionierten „SoulFood“ von Christine Heß und Michael Laus. Der Name „SoulFood“ steht hier – mitten im Oberpfälzer Provinzstädtchen Auerbach – für ein Konzept, das sowohl Hobby-Hedonisten als auch Ganztags-Gourmets zum Schwärmen bringt. Essen als Futter für Seele, bei dem eines definitiv nicht zu kurz kommt: der Spaßfaktor. Und dass beide Wörter im Namen großgeschrieben werden, ist keine zufällige Gastro-Legasthenie, sondern – so habe ich... mehr lesen
Restaurant SoulFood
Restaurant SoulFood€-€€€Restaurant, Biergarten, Gasthof096432052225Unterer Markt 35, 91275 Auerbach in der Oberpfalz
5.0 stars -
"Besternte Fusionsküche in angenehm unprätentiöser Atmosphäre, die uns richtig Spaß machte" marcO74Ich war ganz selten in einem Restaurant, bei dem der Name so Programm ist wie im modern-ambitionierten „SoulFood“ von Christine Heß und Michael Laus. Der Name „SoulFood“ steht hier – mitten im Oberpfälzer Provinzstädtchen Auerbach – für ein Konzept, das sowohl Hobby-Hedonisten als auch Ganztags-Gourmets zum Schwärmen bringt. Essen als Futter für Seele, bei dem eines definitiv nicht zu kurz kommt: der Spaßfaktor. Und dass beide Wörter im Namen großgeschrieben werden, ist keine zufällige Gastro-Legasthenie, sondern – so habe ich
Besucht am 21.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
Nach der Fischküche Norddeutschlands hatten wir in der Fränkischen Schweiz das volle kulinarische Kontrastprogramm. Deftige Fleischgenüsse und selbstgebrautes Bier in nahezu jedem noch so kleinen Örtchen und das Ganze zu Preisen, die deutschlandweit Ihresgleichen suchen. So haben wir während unseres diesjährigen Urlaubs in der Nähe von Pegnitz einige gutbürgerliche Gasthöfe kennengelernt und sind bei den Rechnungen immer (und z.T. auch sehr deutlich) unter 25 Euro (wohlgemerkt für zwei Personen!) geblieben.
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier servierten Gerichten nicht um Mini-Portionen handelt, sondern vor allem der stramme Esser auf seine Kosten kommt. Selten habe ich die deutsche Wirtshauskultur intensiver genossen wie in den Tagen in Franken bzw. der Oberpfalz. Da man dort auch vielen sportlichen Aktivitäten (Wandern, Klettern, Kanufahren) nachgehen kann und wir dadurch unseren Kalorienverbrauch ganz schön vorantrieben, versteht es sich von selbst, dass die verloren gegangene Energie dem Körper sowohl in fester, als auch in flüssiger Form wieder zugeführt werden musste.
So haben wir in diesen vier Tagen die Küche von so manchem Landgasthof kennen und schätzen gelernt. Unsere liebste Einkehrmöglichkeit stellte dabei das im Dörfchen Willenberg, einem Ortsteil der Stadt Pegnitz im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, ansässige Landgasthaus Diersch dar. Es wurde uns von unseren Vermietern empfohlen und lag von unserer Ferienwohnung eine gute Stunde Fußmarsch entfernt.
Das Landgasthaus wird als Familienbetrieb bereits in 5. Generation geführt. Gegründet als „Bierwirtschaft“ im Jahre 1900 wurde das Haus im Jahre 1929 neu erbaut und im Jahre 1974 um den jetzigen Speisesaal mit Kachelofen erweitert. Seit 1992 betreibt Hermann Diersch (von Beruf Metzger) zusammen mit seiner Frau Gaby den Gasthof. Kulinarisch steht Fränkische Hausmannskost auf dem Speiseplan. Die selbstgemachten Klöße erfreuen sich genau wie das Fleisch aus der eigenen Schweinezucht einer großen Beliebtheit. Donnerstags und freitags zieht die kesselfrische Schlachtschüssel viele Gäste schon zur Mittagszeit an. Wir wunderten uns nicht schlecht über den Andrang, der hier auch unter der Woche herrschte. Mit Sohn Matthias steht nun auch ein gelernter Koch mit am Herd. Unter seinem Einfluss scheint sich die Speisenkarte etwas „modernisiert“ zu haben ohne die bewährten Traditionsgerichte zu vernachlässigen. Wir waren sehr gespannt, was da an gutbürgerlicher Küche auf uns zukam.
Am ersten Abend unseres Frankenurlaubs kamen wir gegen 19 Uhr am Gasthof an. Es war ganz schön was los beim „Diersch“. Sowohl im Biergarten als auch in den Gaststuben waren nur noch wenige freie Plätze auszumachen. Die Chefin erklärte uns, dass aufgrund des Hochbetriebs die Wartezeit für das Essen über eine Stunde betragen würde. Grund genug, um einen kleinen Abendspaziergang durch das idyllische Brandtal ins benachbarte Örtchen Willenreuth zu tätigen. Fast eineinhalb Stunden später wurden wir als die „weggeschickten Wanderer“ von der Hausherrin wiedererkannt und durften unter der Pergola im Außenbereich direkt vor dem Lokal Platz nehmen. Nun war es deutlich ruhiger geworden, denn wir hatten ja auch schon fast halb neun Uhr abends. Der große „Run“ war vorüber und wir bekamen zügig die Speisenkarten gereicht.
Den Durst löschten wir natürlich mit frischem Gerstensaft vom Fass. Zwei Halbe, darunter ein süffiges Weismainer Urhell (0,5 l für ausgesprochen freundliche 2,30 Euro) sowie ein würziges Weismainer Kellerbier (0,5 l für 2,50 Euro), waren schnell geordert. Die taten nach der kleinen Wanderung so richtig gut und stimmten uns auf ein deftiges Abendessen ein. Die Karte bot vor allem eines: Fleischküche in allen erdenklichen gutbürgerlichen Facetten. Angefangen von etlichen kalten Gerichten aus der fränkischen Wurstküche (Preßsack, Sülze, Göttinger, Bauerngeräuchertes und hausgemachte Stadt- und Hirnwurst), die hier unter „Brotzeiten“ geführt wurden, über rustikale Hausmannskost, wie z.B. „Strammer Max“ und „Bauernfrühstück“, werden auch die Liebhaber kleinerer bodenständiger Schmankerl zufriedengestellt.
Die paar „Alibi-Salate“ mit Dressing nach Wahl (Haus-/Balsamico-/Honig-Senf-Dressing) gab es mit gebratenen Scampis, Roastbeefstreifen und Putenbruststreifen. Also auch hier befand sich der Vegetarier auf fränkisch-fleischlustigem Feindesland und musste schauen, dass er seinen Hunger nach Pflanzlichem irgendwie anders gestillt bekam. Aus der Pfanne und vom Grill kam mit Schnitzel, Cordon Bleu, Bauernsteak, Schweinelendchen, Rumpsteak und Co. nahezu das komplette „who-is-who“ deutscher Fleischeskost. Und das zu unglaublich günstigen Preisen. Am Nachbartisch versuchte eine junge Dame ihrer beiden panierten Schnitzel auf ihrem Teller Herr(in) zu werden. Die sahen wirklich sensationell knusprig aus. Für 7,80 Euro mit einer Beilage nach Wahl und einem kleinen Salat vorweg war das ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.
Und so mutierte ich an jenem Abend zum „Schnitzel-Paten von Willenberg“. Da die Pommes gerade aus waren, fiel es mir umso leichter, mich für die Kroketten-Variante zu entscheiden. Ein wenig helle Madagaskar-Pfeffersoße zusätzlich sollte für die nötige Tellerfeuchte sorgen. Das Fleisch der beiden Schnitzel war schön platt geklopft und gut gewürzt bevor es sein Paniermehl-Korsett erhielt. Man schmeckte, dass die panierten Fleischfladen in einer Pfanne mit ordentlich guter Butter (oder Butterschmalz) gebraten wurden. Das Ergebnis war von einer würzig krossen Beschaffenheit, wie man es nur von wahren Könnern ihres Faches, den sogenannten „Schnitzeliers“, kredenzt bekommt. Die Luftblasen zwischen Panade und Fleisch ließen keine Zweifel auf: ein besseres Schnitzel habe ich selten gegessen!
Meine Begleitung wählte von der Tageskarte das Schweinerückensteak auf Grillgemüse mit Country-Potatoes (9,80 Euro). Letztere waren selbstgemacht und dazu noch hervorragend gewürzt. Außerdem war eine leichte Knoblauchsauce zum Tunken dabei. Das Schweinefleisch aus eigener Schlachtung schmeckte herrlich saftig. Das Grillgemüse war nicht totgebraten, sondern noch leicht knackig. Da passte also auch alles.
Der schlicht mit Essig und Öl angemachte kleine Salatteller wurde mit ein paar dünnen Radi-Scheiben obendrauf serviert und kam als Vorspeise. Schade, dass in allen Gastwirtschaften, die wir in diesen Tagen in der Fränkischen Schweiz besucht haben, der Rohkostanteil immer eingelegt aus dem Glas kommt. Doch dies blieb die einzige kulinarische Besonderheit, mit der ich mich nicht anfreunden konnte.
Nach acht Kroketten, zwei stattlichen Schnitzeln, einem Beilagensalat und einer halben Kanne Pfeffersauce machte mein Magen einen auf Croupier: „rien ne va plus“. Und da uns die Fahrt nach Franken noch etwas in den Knochen steckte, machten wir uns auch so langsam auf in Richtung Ferienwohnung (Hollenberg bei Körbeldorf). Der Entschluss, nochmals diesen supergutbürgerlichen Gasthof aufzusuchen, war längst gefasst.
Am letzten Tag, quasi kurz vor Abreise, wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein los. „Gnombrünnlein“, „Zwergenhöhle“ und Burgruine Hollenberg lagen als regionale „Highlights“ aus Natur und Kultur auf unserem Weg, der uns um die Mittagessenszeit an unserem Ziel in Willenberg ankommen ließ. Es war ein Donnerstag. Der aufmerksame Leser wird sich an die kesselfrische Schlachtschüssel erinnern, denn es war Schlachttag. Diesmal bekamen wir jedoch gleich einen Platz, wobei sich das Lokal (und sein Biergarten) während unseres Aufenthalts gut füllten. Viele ältere Semester verschlug es zum „Diersch“. Bei ihnen stand anscheinend Frischgeschlachtetes auf dem Speiseplan. Am Tisch gegenüber mischte jemand eine Art frisch gebrühte Leberwurst (hieß dort anders, aber der Name fällt mir gerade nicht mehr ein…) unter sein Sauerkraut. Lediglich der Wurstdarm lag am Ende etwas lieblos am Tellerrand.
Diesmal wollte ich es wirklich wissen. Nach der Einstiegs-Schnitzelei vom Erstbesuch sollte es nun die Königsdisziplin sein, das Cordon Bleu. Es hatte die Masse von zwei Schnitzeln, war im Innenraum überaus großzügig mit Emmentaler und Kochschinken ausgestattet und hatte die gleiche Knusperpanade wie der Schweinerückenfetzen Wiener Art. Da lag also ein schätzungsweise 300 bis 350 Gramm schweres, kross in Butterschmalz ausgebackenes „Blaues Band“ auf meinem Teller und wollte verzehrt werden. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Daueresser aus der Rittersport-Metropole, wie er sich über diese „winzige“ Portion bei der Bedienung beschwerte und mit nacktem Wurstfinger auf mich zeigte, wie ich an diesem Fleischberg mein Carnivoren-Waterloo einleitete. Kalter Schweiß brach mir aus und ich machte mich ans Werk.
Ich gebe zu, dass ich ohne Hilfe meiner Begleitung, die schon wieder zum saftigen Schweinerückensteak mit gebratenem Gemüse griff, dieses Monster von einem Pfannengericht nicht geschafft hätte. Allein die Käsefüllung war derart mächtig und sättigend, dass es eigentlich von Normalessern kaum zu schaffen war. Auch diesmal gab ich Kroketten den Vorzug. Zusammen mit einer leichten Bratenjus (ja ich bin Saucenjunkie!) rutschten die dann auch hervorragend. Auch hier war natürlich wieder ein Salätchen vorweg am Start. Das Ganze hatte natürlich auch seinen Preis. 9,80 Euro erschienen mir für das Gebotene jedoch äußerst preisgünstig. Gerade wenn man bedenkt, dass hier Fleisch aus der eigenen Zucht auf den Teller kommt.
Solche bodenständigen Gastro-Perlen wie das Landgasthaus Diersch, bei denen eine tolle Qualität zu wirklich sensationellem Preis geboten wird, gibt es in der Fränkischen Schweiz noch einige zu entdecken. Wir freuen uns jedenfalls schon auf die nächste Entdeckungstour.
Nach der Fischküche Norddeutschlands hatten wir in der Fränkischen Schweiz das volle kulinarische Kontrastprogramm. Deftige Fleischgenüsse und selbstgebrautes Bier in nahezu jedem noch so kleinen Örtchen und das Ganze zu Preisen, die deutschlandweit Ihresgleichen suchen. So haben wir während unseres diesjährigen Urlaubs in der Nähe von Pegnitz einige gutbürgerliche Gasthöfe kennengelernt und sind bei den Rechnungen immer (und z.T. auch sehr deutlich) unter 25 Euro (wohlgemerkt für zwei Personen!) geblieben.
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier... mehr lesen
4.5 stars -
"Ein fränkischer Landgasthof wie er im gutbürgerlichsten Buche steht" marcO74Nach der Fischküche Norddeutschlands hatten wir in der Fränkischen Schweiz das volle kulinarische Kontrastprogramm. Deftige Fleischgenüsse und selbstgebrautes Bier in nahezu jedem noch so kleinen Örtchen und das Ganze zu Preisen, die deutschlandweit Ihresgleichen suchen. So haben wir während unseres diesjährigen Urlaubs in der Nähe von Pegnitz einige gutbürgerliche Gasthöfe kennengelernt und sind bei den Rechnungen immer (und z.T. auch sehr deutlich) unter 25 Euro (wohlgemerkt für zwei Personen!) geblieben.
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier
Besucht am 18.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Während unseres diesjährigen Kurzurlaubs an der Küste (Neuharlingersiel) suchten wir ein paar leckere Fischadressen, um den Flossentierhunger ausreichend zu stillen. Als erstes stand das Restaurant „Wattkieker“, direkt am Harlesieler Außenhafen gelegen, auf dem Programm. Der „Wattkieker“ gehört zur Küsten-Räucherei Albrecht, deren Hauptgeschäft sich etwas weiter landeinwärts in Carolinensiel befindet. Das Fisch-Büffet, was wir dort zu uns nahmen, war lecker und zeugte für 15,90 Euro pro Person von fairer bzw. touristenfreundlicher Preisgestaltung. Von der Terrasse genießt man einen sensationellen Blick auf Nordsee und Wattenmeer. Man kann gar nicht genug „Watt kieken“, wenn man dort am Abend der Sonne beim Untergehen zuschauen darf.
Nun ja, ich bin kein richtiger Fan von Büffetessen, sei sie auch noch so lecker und ansprechend arrangiert. Aber der Besuch beim „Wattkieker“ war schon allein wegen dieser einzigartigen Abendstimmung die Fahrt nach Harlesiel wert. Außerdem kamen wir auf dem Weg dorthin am „Muttergeschäft“, der regional bekannten Küsten-Räucherei Albrecht vorbei. Da wir unser Auto dort parkten und die Speisenkarte eine sehr verlockende Auswahl an Fisch-, Schalen- und Krustentiergerichten feilbot, beschlossen wir am darauffolgenden und leider auch letzten Abend unserer „Küstentour“ den (Futter-)Anker vor dem alteingesessenen Fisch- und Feinkostrestaurant in Carolinensiel zu werfen.
Das seit 1977 bestehende, schon in der dritten Generation geführte Familienunternehmen ist scheinbar eine äußerst beliebte Adresse bei den Touristen und Fischessern der Region. Hinter der über 20 Meter (!) langen Theke lauert ein riesiges Sortiment an Frischfisch, Räucherfisch bzw. Fisch- und Feinkostsalaten auf die Gunst der Kunden. Neben der Verkaufstheke bietet das hauseigene Restaurant die Möglichkeit den Fisch frisch zubereitet vor Ort zu verzehren. Und genau davon haben wir Gebrauch gemacht.
Im lichtdurchfluteten, von hohen Fenstern gesäumten (Haupt-)Gastraum war kein Platz mehr zu bekommen. Glücklicherweise befanden sich noch ein paar freie Tische direkt gegenüber der gigantischen Fischtheke, wo wir es uns gemütlich machten. Durch die Bullaugen-Fenster versorgte uns die Abendsonne mit angenehmem Licht. Nachdem wir die Karte ausgiebig studiert hatten, ging es ans andere Ende der Theke, um die Bestellung durchzugeben, zu bezahlen und die dort ausgeschenkten Getränke auf einem Tablett an den Tisch zu transportieren. Die Gerichte werden frisch zubereitet, weshalb man den auch „Pager“ genannten Flachvibrator für aufs Essen wartende Zeitgenossen auch gleich mitnimmt. Es gab natürlich Jever vom Fass (der halbe Liter für 3,50 Euro), Erdinger Hefeweizen und ein paar dubiose Weine aus Rheinhessen bzw. der heimischen Pfalz. Keiner der Tropfen sagte mir etwas bzw. zu. Und da ich auch kein Fan des flüssig-herben Friesenbrotes bin, wurde ein Schoppen Bonaqua (2,70 Euro) geordert.
Vorweg teilten wir uns die nach „rheinischer Art“ zubereiteten Miesmuscheln (8,90 Euro) von der Sonderkarte. Der damaligen Flussschifffahrt sei Dank wurde diese Liaison aus Nordseemuscheln vom Rheindelta und dem trockenen Riesling des Ober- bzw. Mittelrheines schnell zu einer wahren Institution klassischer deutscher „Meeresküche“. Es waren die wohlproportionierten Vertreter von der Insel Föhr, die im emaillierten Muscheltopf zwischen Gemüsewürfeln, Zwiebelringen und Weißwein ihre Schalen bereitwillig öffneten. Sie waren mit Lorbeer und Piment fein abgeschmeckt und hatten einen pikant würzigen Sud, in den wir unser Weißbrot gerne tunkten. Eine leichte Vorspeise, die auch in einem Monat mit „r“ nicht hätte frischer ausfallen können. Und direkt an der See schmecken Muscheln ja sowieso um einiges besser als daheim im Mittelgebirge.
Die reichhaltige Speisenkarte, auf der aber auch wirklich gar kein Fleisch zu finden war, stellte mich vor die Qual der Wahl. Alle gebratenen Fischfilets gab es entweder mit Pommes frites, Salzkartoffeln oder Kartoffelsalat. Preislich überschritt nur das Thunfischfilet (15,90 Euro) und die Seezungen (18,90 Euro) die 10-Euro-Grenze. Ein paar Salate und Suppen (z.B. Krabben-Crème-Suppe nach „Sylter Art“) sowie diverse Fischteller und Gebackenes aus der Fritteuse (Backfisch, Kibbeling) bildeten zusammen mit einer Handvoll Heringsgerichten (Matjes, Brathering) das Rückgrat der Karte. Dazu noch ein paar Schalen- und Krustentiergourmandisen und ein paar Kinderteller. Es wird also dem „eingefleischten“ Fischfan nicht gerade leicht gemacht, denn alles klingt doch sehr verlockend. Und was da an den Nebentischen für unter 10 Euro aus der Pfanne auf die Teller kommt sind schon ordentliche Portionen.
Auch wenn der Tag sich langsam dem Ende neigte, konnte ein aus Nordseekrabben, Rührei und Bratkartoffeln bestehendes „Fischerfrühstück“ (11,90 Euro) durchaus nicht schaden. Meine Begleitung entschied sich dagegen für die gebratenen Lachsstreifen auf Bandnudeln mit Krebssoße (8,90 Euro). Beide Gerichte waren von der Portion her absolut ausreichend und für das Gebotene waren die Preise mehr als fair. Meine gut gesalzenen Bratkartoffeln erreichten fast „Pfalz-Niveau“, das Rührei mit Nordseekrabben war dagegen etwas zurückhaltender gewürzt, was aber in der Summe wieder passte. Eine im Fächer aufgeschnittene Essiggurke verlieh dem Gericht die nötige Säure bzw. Frische.
Als wir an diesem Abend nach einem erneut wunderschönen Sonnenuntergang unseren Spaziergang am Harlesieler Deich beendet hatten und ca. 2 Stunden später nochmals mit dem Auto an der Küsten-Räucherei vorbeifuhren, brannte dort immer noch Licht, da noch geputzt und gesäubert wurde. Für uns war der Besuch bei Albrecht ein gelungener Abschluss unseres Küstentrips und steht bei der nächsten Reise an die Nordsee definitiv auf der „To-Eat-Liste“.
Während unseres diesjährigen Kurzurlaubs an der Küste (Neuharlingersiel) suchten wir ein paar leckere Fischadressen, um den Flossentierhunger ausreichend zu stillen. Als erstes stand das Restaurant „Wattkieker“, direkt am Harlesieler Außenhafen gelegen, auf dem Programm. Der „Wattkieker“ gehört zur Küsten-Räucherei Albrecht, deren Hauptgeschäft sich etwas weiter landeinwärts in Carolinensiel befindet. Das Fisch-Büffet, was wir dort zu uns nahmen, war lecker und zeugte für 15,90 Euro pro Person von fairer bzw. touristenfreundlicher Preisgestaltung. Von der Terrasse genießt man einen sensationellen Blick auf... mehr lesen
Küsten-Räucherei Albrecht
Küsten-Räucherei Albrecht€-€€€Schnellrestaurant, Take Away, Dienstleistung04464384Friedrichsschleuse 17, 26409 Wittmund
3.5 stars -
"Von erfahrenen Bratfischessern empfohlen" marcO74Während unseres diesjährigen Kurzurlaubs an der Küste (Neuharlingersiel) suchten wir ein paar leckere Fischadressen, um den Flossentierhunger ausreichend zu stillen. Als erstes stand das Restaurant „Wattkieker“, direkt am Harlesieler Außenhafen gelegen, auf dem Programm. Der „Wattkieker“ gehört zur Küsten-Räucherei Albrecht, deren Hauptgeschäft sich etwas weiter landeinwärts in Carolinensiel befindet. Das Fisch-Büffet, was wir dort zu uns nahmen, war lecker und zeugte für 15,90 Euro pro Person von fairer bzw. touristenfreundlicher Preisgestaltung. Von der Terrasse genießt man einen sensationellen Blick auf
Besucht am 16.08.2016Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Manche Einkehrtipps sind wirklich Gold wert. So geschehen vor ein paar Wochen, als wir auf der Durchreise nach Neuharlingersiel in Wilhelmshaven haltmachten, um dessen Hafengegend ein wenig in Augenschein zu nehmen. Ein Kenner der norddeutschen Frischfisch-Küche aus Bremen-Vahr riet uns, das Seglerheim am Nassauhafen zu besuchen. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Deiches liefen wir am Deutschen Marinemuseum vorbei in Richtung Aquarium Wilhelmshaven. Von dort ist das Lokal nur einen Steinwurf entfernt und dennoch wähnt man sich hier in einer nicht ganz so trubeligen Ecke des Hafengebietes. Etwas abseits der örtlichen Hotellerie, die sich entlang der Strandmeile erstreckt, geht es am Nassauhafen ein wenig beschaulicher zu. In Anlehnung an die Seglersprache lässt sich von der touristischen Lee-Seite Wilhelmshavens sprechen.
Ein ausgesprochen lauschiges Fleckchen mit direktem Blick auf den Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Flut- und Pontonhafen, von dessen mittig liegender Brücke („Nassaubrücke“) sich der Name des Hafens abgeleitet hat. Hier ist der Wilhelmshavener Segelclub zu Hause und sein Clubheim, das Seglerheim am Nassauhafen, ist ein Anziehungspunkt für Freunde maritimer Genüsse. Der leicht gedrungen wirkende Klinkerbau liegt etwas verdeckt hinter diversen nautischen Devotionalien, wie etwa einem riesigen Anker und einem Segelmast sowie den obligatorischen Strandkörben. Das Wetter war hervorragend und so ließen wir uns auf einem der wenigen freien Plätze auf der idyllischen Terrasse nieder. Auch im Inneren des Lokals sitzt man ausgesprochen apart. Beim Besuch der Toiletten staunte ich nicht schlecht über die sehr gepflegte Holzeinrichtung des Gastraumes, in dem man dank der breiten Fensterfront den Ausblick auf den Hafen sowie den Jadebusen völlig wetterunabhängig genießen kann.
Da wären wir schon beim Thema „genießen“. Wir lehnten uns ganz relaxed in unsere bequemen Gartenstühle, auf deren Geflecht aus Polyrattan weiche Kissen für ein angenehmes Sitzgefühl sorgten. Die freundliche, zuvorkommende Bedienung brachte uns recht zügig die Speisenkarten. Das Angebot passt auf zwei Seiten, was einem den Überblick erleichtert. Die dritte Seite der Karte ist den Desserts vorbehalten. Ergänzt wird das Ganze noch durch ein paar Tagesangebote auf einer Schiefertafel im Inneren des Seglerheims. Selbstverständlich dominieren Fisch und anderes Meeresgetier die Auswahl der Speisen. Dennoch ist man bemüht, auch den Fleischesser zufriedenzustellen. Neben Steinbeißer, Scholle und Matjes tummeln sich also auch Bratwurst, Schnitzel und Rinderrouladen auf der mit Bedacht zusammengestellten Karte. Einige der Gerichte werden explizit auch als kleinere Portion angeboten.
Das gut gekühlte Alster (0,5 l für 4 Euro) stand schon auf dem Tisch, als wir uns für die große Fischsuppe (6,30 Euro) als Vorspeise zum Teilen entschieden. Da unser Hunger nicht ganz so groß war, wählten wir auch für den Hauptgang die „share-version“. Es sollte der Fischteller „Seglerheim“ (19,80 Euro) sein, mit dem wir wenig später das erste kulinarische Segelhighlight unseres Küstentrips hissten. In der wunderbar aromatisch duftenden Fischsuppe lag ordentlich Meeresmaterial, an dem ich mir zunächst gehörig die Zunge verbrannte, da die Temperatur der Lachs- und Kabeljaustücke noch zu heiß war. Wir löffelten also die Suppe mit Bedacht und waren uns einig, dass diese „See-Brühe“ mit all ihren kleingeschnittenen Filetstückchen und Gemüsestreifen einen wirklich vortrefflichen Auftakt darstellte. Umso mehr freuten wir uns auf den bestellten Fischteller. Dieser hatte einen kleinen Beilagensalat inklusive und man konnte sich im Vorfeld zwischen Salz- und Bratkartoffeln entscheiden. Der Salat war mir etwas zu fad angemacht (wahrscheinlich Fertigdressing), während die Salzkartoffeln genau die richtige Würze abbekommen hatten. Auf dem reichhaltigen Fischteller tummelten sich gebratene Lachs-, Steinbeißer-, Seelachs- und Goldbarschfiletstücke sowie ein paar Garnelenschwänze. Der Fischberg war garniert mit einer Handvoll Nordseekrabben, Paprikastücken und Schnittlauch und sah nicht nur fantastisch aus – er schmeckte auch so. Um auch wirklich pappsatt zu werden, bestellte ich noch eine Portion Bratkartoffeln extra dazu (2,50 Euro). Alle Filets waren auf den Punkt gebraten und schön saftig. Dazu mit der nötigen Würze versehen. Der „Smutje“ vom Seglerheim hatte seinen Job richtig gut erledigt und uns einen Meeresteller der Extraklasse kredenzt.
Gut gestärkt traten wir nach einem kleinen Verdauungsspaziergang die Weiterfahrt in Richtung Neuharlingersiel an. Besten Dank an dieser Stelle an unseren Ratgeber in Sachen norddeutscher Fischküche, den „Thomas von der Küste“, der eigentlich aus Bremen kommt. Wenn wir mal wieder nach Wilhelmshaven kommen sollten, ist ein Besuch im Seglerheim gesetzt.
Manche Einkehrtipps sind wirklich Gold wert. So geschehen vor ein paar Wochen, als wir auf der Durchreise nach Neuharlingersiel in Wilhelmshaven haltmachten, um dessen Hafengegend ein wenig in Augenschein zu nehmen. Ein Kenner der norddeutschen Frischfisch-Küche aus Bremen-Vahr riet uns, das Seglerheim am Nassauhafen zu besuchen. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Deiches liefen wir am Deutschen Marinemuseum vorbei in Richtung Aquarium Wilhelmshaven. Von dort ist das Lokal nur einen Steinwurf entfernt und dennoch wähnt man sich hier in einer... mehr lesen
Seglerheim am Nassauhafen
Seglerheim am Nassauhafen€-€€€Restaurant0442143143Schleusenstr. 23, 26382 Wilhelmshaven
4.5 stars -
"Maritimes Kleinod mit Hafenblick und sehr leckerer Fischküche" marcO74Manche Einkehrtipps sind wirklich Gold wert. So geschehen vor ein paar Wochen, als wir auf der Durchreise nach Neuharlingersiel in Wilhelmshaven haltmachten, um dessen Hafengegend ein wenig in Augenschein zu nehmen. Ein Kenner der norddeutschen Frischfisch-Küche aus Bremen-Vahr riet uns, das Seglerheim am Nassauhafen zu besuchen. Nach einem kleinen Spaziergang entlang des Deiches liefen wir am Deutschen Marinemuseum vorbei in Richtung Aquarium Wilhelmshaven. Von dort ist das Lokal nur einen Steinwurf entfernt und dennoch wähnt man sich hier in einer
Besucht am 15.08.2016Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
Mitte August war ich mal wieder in meiner zweiten kulinarischen Heimat – dem zweitschönsten Bundesland gleich nach Rheinland-Pfalz – der auch „Stadtstaat“ genannten Hansestadt und Wesermetropole Bremen. Den Weser-Gourmet und ausgewiesenen „Maître des Mots“ dieser Community, dessen Nick-Name von seiner Herkunft aus dem berühmten Stadtteil Borgfeld kündet, konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht konsultieren. Ein Umstand der im Winter sicherlich korrigiert wird.
Schon bei meinem letzten Besuch an Ostern hatten wir dem „Jaya“ zur Mittagszeit einen Besuch abgestattet. Damals saßen wir im Inneren des Lokals. Räumlich eingepackt zwischen dem überdimensionierten „El Mundo“ und dem leger-trendigen „Hansen“ wirbt das Restaurant mit „authentic asian cuisine“ und leckeren Cocktails. Unter dem stilvoll gestalteten, in apartem Magenta gehaltenen Logo prangt das Credo aller Kantinenesser: „Selbstbedienung“. Der Ausblick auf den Europahafen lässt sich besonders gut von der Terrasse aus genießen. Hier ist das Ambiente etwas angenehmer als im meist sehr vollen Inneren der Curry-Klause.
Über die mit schlichten Holzdielen bebretterte Terrasse, auf der es zwischen unkonventionell hergestelltem Sitzmobiliar aus Europaletten und massiven Gartenstühlen besonders donnerstagabends beim After-Work besonders „laun-schick“ zuzugehen scheint, betritt man das mit hellem Holz ausgestattete Innere des Asialadens. Auch hier setzt sich mit der Telekom-Farbe Magenta das Farbkonzept an der Decke fort. Ein paar erhöhte „Tresentische“ mit den obligatorischen, leider selten bequemen „Barhockern“, sowie mehrere schlicht moderne Sitzgelegenheiten um geschmackvoll designte Holztische im hinteren Bereich stehen zur Auswahl. Zunächst reiht man sich allerdings in die Schlange der Hungrigen entlang der Theke ein.
Auf dieser befinden sich allerlei kulinarische Accessoires aus dem fernen Asien. Ein paar Schälchen mit unterschiedlichsten Gewürzen verströmen bereits erste Gerüche aus Fernost. Neben ein paar Fläschchen Pfirsich-Thymian-Limonade verkündet ein Plastikaufsteller das „Asian Street Food“ der Woche, das an diesem Tag durch eine zusätzlich angebotene Gemüse-Cocos-Curry-Suppe (4,50 Euro) ergänzt wurde. Die Schlange löste sich recht schnell auf, weil die Leute hinter dem Tresen dem mittäglichen Ansturm mit freundlich routinierter Gewandtheit begegneten. Dennoch hatte ich genügend Zeit, um die aus fünf Gerichten bestehende Wochenkarte zu inspizieren. Darunter waren ein paar verlockend klingende Currys, deren kulinarischer Schwerpunkt eindeutig der Insel Sri Lanka zuzuschreiben war. Die Klassiker der kleinen Speisenkarte, das „Ceylon Chicken Curry“ (8,50 Euro) oder das „Madras Dhal Curry“ (5 Euro), einem mit scharfer Madras-Gewürzmischung zubereiteten Linsen-Curry, sind gängige Vertreter der Straßenküche Ceylons, die hier äußerst lecker zubereitet wird.
Das wissen auch viele, die hier im Bereich des Europahafens arbeiten. Gerade in der Mittagszeit ist ein leichtes asiatisches Gericht ein beliebter Sattmacher. Es liegt nicht allzu schwer im Magen und seine angenehme Schärfe wirkt eher anregend statt ermüdend. Für die nachmittägliche Arbeitsverrichtung sicherlich kein Nachteil. Und das zu Preisen, die deutlich unter der 10-Euro-Marke rangieren. Das Konzept von Herrn Subry Bin Ahamed, dem Inhaber des „Jaya“, scheint gut aufzugehen, denn es war einiges los auf der Terrasse.
Ich tat mir etwas schwer bei der Entscheidung zwischen dem bereits erwähnten Sri-Lanka-Huhn-Curry und dem als „Keema Naan“ betitelten Steinofenbrot mit würziger Rinderhackfüllung und pikantem Linsencurry (7,50 Euro). Nach dem Motto: „never change a delicious curry“ fiel meine Wahl – genau wie beim ersten Besuch im März – auf den ceylonesischen Huhn-Klassiker. Meine beiden Begleiterinnen waren weniger hungrig, weshalb sie sich mit der Gemüse-Cocos-Curry-Suppe vom Tagesangebot zufrieden gaben. Und ja, warum nicht? Probierten wir doch glatt so ein Fläschchen Pfirsich-Thymian-Limonade (2,50 Euro), die aus Klüver’s Delikatessenmanufaktur (Gleschendorf) stammte. Eine wohl eher ungewöhnliche Kombi, die jedoch ein interessantes Geschmackserlebnis darstellte.
Das dazu gereichte Naan-Brot hatte ich vom letzten Mal etwas fluffiger und frischer in Erinnerung. In der leicht pappig wirkenden Ausführung war es diesmal nicht ganz so lecker. Egal, der Curry-Teller hatte ja noch eine ordentliche Portion Duftreis zu bieten. Zur Art und Weise seiner Anrichtung sei nur so viel vermerkt: das geht sicherlich auch ansehnlicher. Den Reis als zentrales Element in Tellermitte zu platzieren halte ich persönlich für unangemessen, dass es sich ja eigentlich „nur“ um eine Beilage handelt. Die beige-braune Soße vom Curry umschloss die Reis-Insel fast vollständig. Ein paar Blätter Koriander wirkten wie spärliche Vegetation auf dröger Reislandschaft. Die Hühnerstücke waren sehr zart, was auf eine lange Garzeit schließen ließ - so wie man es auch von indischen Restaurants her kennt. Die Soße war sehr harmonisch abgeschmeckt und duftete nach orientalischen Gewürzen (Kreuzkümmel, Kumin). Ihre Schärfe hielt sich in Grenzen, wohingegen die Kokosmilch angenehme Geschmacksakzente setzte und damit ein gut ausbalanciertes Hintergrundaroma lieferte. Ob das jetzt wirklich authentisches asiatisches Street Food ist, sei mal dahingestellt. Lecker war es jedenfalls.
Die Suppe meiner beiden Begleiterinnen fiel deutlich pikanter aus als mein Curry und hatte diese fruchtige Schärfe, die vor allem in der indischen Küche stark ausgeprägt ist. Schön, dass man die Gerichte im „Jaya“ selbst „entschärfen“ (Joghurt) oder „befeuern“ (Chili) kann. Direkt an der Theke stehen dazu verschiedene Saucen bereit. Hier kann man sich auch noch zusätzlich mit Naan-Brot eindecken. Für einen rachenberuhigenden Mango-Lassi zum Dessert reichte der Schärfegrad des Currys nicht aus.
Gut gesättigt traten wir nach einem Pflicht-Besuch beim Bremer Weinhändler meines Vertrauens, Ludwig von Kapff (gerade gegenüber gelegen), per Fahrrad die Heimreise an. Natürlich nicht ohne vorher beim Bremer Gewürzhandel in der Leipziger Straße vorbeigeschaut zu haben. Dort gibt es übrigens auch eine große Auswahl verschiedener Curry-Gewürzmischungen.
Mitte August war ich mal wieder in meiner zweiten kulinarischen Heimat – dem zweitschönsten Bundesland gleich nach Rheinland-Pfalz – der auch „Stadtstaat“ genannten Hansestadt und Wesermetropole Bremen. Den Weser-Gourmet und ausgewiesenen „Maître des Mots“ dieser Community, dessen Nick-Name von seiner Herkunft aus dem berühmten Stadtteil Borgfeld kündet, konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht konsultieren. Ein Umstand der im Winter sicherlich korrigiert wird.
Schon bei meinem letzten Besuch an Ostern hatten wir dem „Jaya“ zur Mittagszeit einen Besuch abgestattet. Damals... mehr lesen
4.0 stars -
"Fernöstliche Curry-Kajüte mit preiswertem Mittagstisch direkt an der Überseepromenade" marcO74Mitte August war ich mal wieder in meiner zweiten kulinarischen Heimat – dem zweitschönsten Bundesland gleich nach Rheinland-Pfalz – der auch „Stadtstaat“ genannten Hansestadt und Wesermetropole Bremen. Den Weser-Gourmet und ausgewiesenen „Maître des Mots“ dieser Community, dessen Nick-Name von seiner Herkunft aus dem berühmten Stadtteil Borgfeld kündet, konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht konsultieren. Ein Umstand der im Winter sicherlich korrigiert wird.
Schon bei meinem letzten Besuch an Ostern hatten wir dem „Jaya“ zur Mittagszeit einen Besuch abgestattet. Damals
Das Team rund um Pizza-Bäcker Angelo zieht nach 37 Gastrojahren einen Schlussstrich. Aus gesundheitlichen Gründen war zu hören. Doch in der pittoresken Pizza-Scheune, die sich nach wie vor einem überregionalen Bekanntheitsgrad erfreut, wird auch weiterhin italienische Küche serviert. Die neuen Betreiber scharren jedenfalls schon mit den Hufen. Mal gespannt, wo die Reise für Hatzenbühls Kult-Pizzeria hingeht. Ab Mitte September wird unter neuer Leitung wiedereröffnet. Wer Lust auf eine Abschluss-Pizza verspürt, kann seinen Nostalgietrieb noch bis zum 29.08. stillen.
Danke Angelo (inkl. Team) für all die schönen Abende in deiner Pizzeria in Hatzenbühl (und vorher in Hayna).
Das Team rund um Pizza-Bäcker Angelo zieht nach 37 Gastrojahren einen Schlussstrich. Aus gesundheitlichen Gründen war zu hören. Doch in der pittoresken Pizza-Scheune, die sich nach wie vor einem überregionalen Bekanntheitsgrad erfreut, wird auch weiterhin italienische Küche serviert. Die neuen Betreiber scharren jedenfalls schon mit den Hufen. Mal gespannt, wo die Reise für Hatzenbühls Kult-Pizzeria hingeht. Ab Mitte September wird unter neuer Leitung wiedereröffnet. Wer Lust auf eine Abschluss-Pizza verspürt, kann seinen Nostalgietrieb noch bis zum 29.08. stillen.
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Pizzeria Da Angelo
Pizzeria Da Angelo€-€€€Restaurant, Eiscafe, Pizzeria0727561290Lindenstr.1, 76770 Hatzenbühl
stars -
"Nach 37 Jahren ist Schluss. Hatzenbühls Kult-Pizzeria ab September unter neuer Leitung" marcO74Das Team rund um Pizza-Bäcker Angelo zieht nach 37 Gastrojahren einen Schlussstrich. Aus gesundheitlichen Gründen war zu hören. Doch in der pittoresken Pizza-Scheune, die sich nach wie vor einem überregionalen Bekanntheitsgrad erfreut, wird auch weiterhin italienische Küche serviert. Die neuen Betreiber scharren jedenfalls schon mit den Hufen. Mal gespannt, wo die Reise für Hatzenbühls Kult-Pizzeria hingeht. Ab Mitte September wird unter neuer Leitung wiedereröffnet. Wer Lust auf eine Abschluss-Pizza verspürt, kann seinen Nostalgietrieb noch bis zum 29.08. stillen.
Danke Angelo (inkl. Team) für all die schönen Abende in deiner Pizzeria in Hatzenbühl (und vorher in
Besucht am 09.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Wäre die Pfälzer Weinkultur ein seismographisches Phänomen, so würde die Gimmeldinger Weinstube Kommerzienrat sicherlich ihr Epizentrum darstellen. Die Gründe hierfür liegen in erster Linie bei Gastgeber und Weinenthusiast Bernd Hagedorn. Er hat vor rund 25 Jahren zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gisela Weber im beschaulichen Örtchen Gimmeldingen bei Neustadt eine Wallfahrtsstätte für Weintrinker geschaffen, bei der wie in keinem anderen Lokal der Umgebung des Pfälzers Leib- und Seelentrunk im Vordergrund steht.
Wie uns Herr Hagedorn stolz mitteilte zählt sein Weinvorrat unfassbare 380 (kein Tippfehler!) Positionen an Flaschenweinen aus der Pfalz zuzüglich 250 ausländischer Kreszenzen. Darunter befindet sich ein landesweit einmaliges Angebot an Raritäten, die man selbst in der Spitzengastronomie kaum findet. Doch der Superlative nicht genug. Von den Pfalzweinen sind sogar 90% im offenen Ausschank erhältlich. Für Weinfreunde eine önologische Fundgrube, die natürlich auch ihren Preis hat.
Auf Geschmack trifft man hier in jeder Ecke des über 300 Jahre alten Anwesens. Schon beim Eintritt in den gewölbeartigen Gastraum wird einem schnell klar, dass man hier länger verweilen wird. Man möchte sich schließlich erst einmal an der gepflegt niveauvollen Einrichtung sattsehen. Seidig glänzt das schwarzbraune Holz der Tische und Sitzbänke. Dezente Strahler setzen die Hauptdarsteller aus den Weinhäusern Christmann, Bernhart, Schmitt und Wehrheim ins rechte Licht. Man bewegt sich auf aparten Perserteppichen, sitzt kultiviert auf eleganten orangefarbenen Polstern. Der Hauch weinseliger Exklusivität ist dabei geradezu omnipräsent.
Alles dreht sich um den Saft der Reben, den Herr Hagedorn seit knapp einem Viertel Jahrhundert seinen Gästen auf unnachahmliche Art und Weise näherbringt. Dabei entstehen meist neue Bekanntschaften, die nicht selten in enge Freundschaften münden. Der erfahrene Wein-Aficionado weiß, womit er seiner Gästeklientel Tränen der Freude ins Gesicht treiben kann, weshalb ihn viele Winzer, Gastronomen und Pfalz-Touristen regelmäßig aufsuchen, um sich von ihm inspirieren zu lassen.
So hat er mich nun schon zum zweiten Mal vortrefflich in Sachen Wein beraten. Bei meinem letzten Besuch Anfang August kredenzte er mir einen wunderbaren Riesling Kabinett Deidesheimer Paradiesgarten vom Weingut Dr. Deinhard (6,80 Euro fürs Viertel), den ich zusammen mit einem Kollegen auf der lauschigen Weinterrasse in vollen Zügen genoss. An jenem Abend war es in der Weinstube sehr ruhig. Außer uns, saß lediglich ein Pärchen nicht weit entfernt in einer gemütlichen Sitznische des schön angelegten Außenbereichs. Patrone Hagedorn, der am Nachbartisch sein Abendessen (Rumpsteak mit angebratenen Pfifferlingen) zu sich nahm, geriet mit uns in einen lockeren Plausch, der sich über den ganzen Abend erstreckte. Gelegentlich nahm er auch von den anderen beiden Gästen Notiz und verschwand kurz in der Küche, um die fertigen Gerichte an die Tische zu bringen.
Solch leckere Tropfen, wie beispielsweise die vorzüglich mundende Rotwein-Cuvée „Konstantin“ vom Hainfelder Winzer Bernhard Koch (etwas zu hoch angesetzte 7,80 Euro fürs Viertel) wollen nicht ohne die passende Grundlage genossen werden. Wir bestellten aus der vornehmlich von klassischen Pfälzer Gerichten dominierten Speisenkarte zweimal das Rumpsteak, einmal mit angebratenen Zwiebeln und einmal in der Kommerzienrat-Version (beide jeweils 21,80 Euro). Letzteres gilt als das „signature dish“ des Hauses, sozusagen eine Gimmeldinger Rumpsteak-Legende. Auf den Punkt gebraten versteckt es sich unter einer delikaten Zwiebel-Dijonsenf-Mousse und wird von knusprigen „Gebreedelten“ (=Bratkartoffeln, Anm.) kongenial begleitet. Beim Fleisch vertraut man auf bewährte argentinische Block-House-Qualität. Die mit Speck, Zwiebeln sowie ordentlich Butter in der Pfanne kross gebackenen Bratkartoffeln schmecken wie gemacht vom „Verband deutscher Prädikatsmütter“.
Die Vorhut machte ein lecker angemachter Blattsalat (5,40 Euro), dessen Sahnedressing die selige Maggiewürze der 80er besaß. Eine feine, vegetabile Kleinigkeit, die ruhig auch ein paar Euro günstiger hätte ausfallen dürfen. Generell muss angemerkt werden, dass die offenen Weine hier gerne etwas höher kalkuliert werden. Die Flasche Mineralwasser medium (irgendeine No-Name-Quelle aus der Umgebung) war mit 4,80 Euro auch nicht gerade gästefreundlich bepreist. Vielleicht ist das ja so gewollt, denn Bernd H. aus G. schenkt eben am liebsten seine edlen Tropfen aus.
Und je länger wir so saßen und die entspannte Atmosphäre dieser Weinstube genossen, umso klarer wurde uns auch, was Inhaber, Sommelier, Serviceleiter und Gästeunterhalter Hagedorn dazu bewogen haben könnte, sich diesen Lebenstraum vor über zwei Dekaden zu erfüllen und ihn bis heute mit Leidenschaft und Hingabe auszuüben. Hier kann er seine hedonistische Liebe zum Wein voll ausleben bzw. sie anderen näher bringen. Wie Recht er damit hat!
Zugegeben, seine etwas schelmische, manchmal auch kauzig wirkende Art ist nicht jedermanns Sache. Aber sein profundes, selbst angesoffenes Weinwissen macht schon Eindruck. Sein Humor ist dabei so trocken wie die Rebensäfte, die er ausschenkt. Er kennt alle „seine Babies (=Weinflaschen) beim Namen“ und hat immer eine kleine Anekdote oder Lebensweisheit auf den Lippen. Eine echte Type eben, die in der heutigen Gastronomie eigentlich kaum noch zu finden ist.
Im Gimmeldinger Kommerzienrat findet man es noch, das gelungene Zusammenspiel von gediegenem Ambiente, unterhaltsam-beratendem Service und gehobener Qualität bei Essen und Trinken. Das alles jenseits der heute oft üblichen „Geiz-ist-geil-Attitüde“ zu gehobenen, wenn auch nicht abgehobenen Preisen. Denn kann jemand, der so viel für das Gemeinwohl seiner Gäste tut, den Ehrentitel im Namen zu Unrecht tragen?
Wäre die Pfälzer Weinkultur ein seismographisches Phänomen, so würde die Gimmeldinger Weinstube Kommerzienrat sicherlich ihr Epizentrum darstellen. Die Gründe hierfür liegen in erster Linie bei Gastgeber und Weinenthusiast Bernd Hagedorn. Er hat vor rund 25 Jahren zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gisela Weber im beschaulichen Örtchen Gimmeldingen bei Neustadt eine Wallfahrtsstätte für Weintrinker geschaffen, bei der wie in keinem anderen Lokal der Umgebung des Pfälzers Leib- und Seelentrunk im Vordergrund steht.
Wie uns Herr Hagedorn stolz mitteilte zählt sein Weinvorrat unfassbare... mehr lesen
Weinstube Kommerzienrat
Weinstube Kommerzienrat€-€€€Restaurant, Weinstube0632168200Loblocher Str. 34, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.0 stars -
"Rumpsteak mit Bratkartoffeln wie bei Muttern im Weinwohnzimmer des Bernd Hagedorn" marcO74Wäre die Pfälzer Weinkultur ein seismographisches Phänomen, so würde die Gimmeldinger Weinstube Kommerzienrat sicherlich ihr Epizentrum darstellen. Die Gründe hierfür liegen in erster Linie bei Gastgeber und Weinenthusiast Bernd Hagedorn. Er hat vor rund 25 Jahren zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gisela Weber im beschaulichen Örtchen Gimmeldingen bei Neustadt eine Wallfahrtsstätte für Weintrinker geschaffen, bei der wie in keinem anderen Lokal der Umgebung des Pfälzers Leib- und Seelentrunk im Vordergrund steht.
Wie uns Herr Hagedorn stolz mitteilte zählt sein Weinvorrat unfassbare
Besucht am 07.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Die Weinstuben in unserer Umgebung werden langsam weniger. Allein im Nachbarort Rohrbach hat es in den letzten Jahren zwei renommierte Adressen erwischt. Nach der Weinstube Jede, die schon seit längerem geschlossen hat, wurde auch der Pachtvertrag der Weinstube Mandelpfad – einer meiner früheren Lieblingsadressen, da in unmittelbarer Nähe befindlich – nicht verlängert. Gott sei Dank befindet sich im nicht weit entfernten Örtchen Mühlhofen das Weingut von Harald Dyck, dessen urige Gaststube ich hier schon beschrieben habe. Hier kehren wir mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein, liegt sie doch mit dem Fahrrad nur eine gute Viertelstunde entfernt und bietet eine anständige Pfälzer Küche zu den leckeren Bio-Weinen.
Wie viele andere Weinstuben auch, haben die Dycks nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Eine kleine Radtour sollte uns am letzten Sonntagabend mal wieder dort vorbeiführen. Eine Woche vorher tobte ja in Mühlhofen der Bär beim alljährlichen Top-Event, dem überregional bekannten Weinfest in den Winzerhöfen. Als wir nun vor dem verschlossenen Holztor standen und die Worte „kleine Sommerpause“ auf dem daran festgemachten Zettel lasen, war uns klar, dass sich die Winzerfamilie eine wohlverdiente Auszeit nach dem Weinfest gegönnt hatte. Unser Speiseziel musste kurzerhand umdisponiert werden.
Mir kam sofort der „Schneiderfritz“, direkt an der Billigheimer Hauptstraße gelegen und keine fünf Minuten Fahrzeit entfernt, in den Sinn. Auch das ein alteingesessenes Familienunternehmen, das neben dem Weingut, eine rustikale Weinstube unterhält. Diese ist allerdings nur am Wochenende geöffnet. Es war an diesem Sonntagabend schon kurz nach acht Uhr als wir zum ersten Mal den gut gefüllten Innenhof der Weinwirtschaft Scheiderfritz betraten. Bis auf einen Tisch war alles belegt. Dieser war noch nicht abgeräumt, was mich dazu veranlasste in die Gaststube zu gehen, um dort beim Service nachzufragen, ob denn draußen noch Platz wäre. Der etwas konfus wirkende junge Mann wusste es anfänglich selbst nicht so genau, gab aber nach Rückfrage grünes Licht.
Was gibt es Schöneres als an einem warmen Sommerabend in einem idyllischen Innenhof zu sitzen? Neben uns plätscherte ein kleiner Brunnen, die große Gesellschaft am Nachbartisch brachte ordentlich Leben ins Lokal. Die restlichen Gäste – vornehmlich Pärchen – saßen verstreut um dieses muntere Treiben. Man reichte uns die Speisen- und Getränkekarten. Angenehm überrascht war ich von der recht großen Auswahl an Aperitifen, was für eine Weinstube eher ungewöhnlich ist. Da lässt es sich doch mit einem Sekt-Holunder (0,1 l für 3,90 Euro), ein mit Riesling-Sekt aufgefüllter Sirup, gut reinkommen. Die obligatorische Flasche Mineralwasser (Gerolsteiner Classic für 3,90 Euro die 0,75 l Flasche) und eine erfrischende Rieslingschorle (der Schoppen für ebenfalls 3,90 Euro) bildeten die Flüssigkeitsgrundlage dieses Abends. Klar war Versuchung groß, ein oder zwei Gläschen von den gutseigenen Weinen – vor allem die der „Schwarzen Linie“, welche die Qualitätsspitze darstellte – zu probieren. Besonders die Weißburgunder Spätlese aus der Billigheimer Lage „Venusbuckel“ hätte ich gerne probiert. Aber Wein und Radfahren verträgt sich eben nur in geringer Dosierung, weshalb ich mich in Verzicht übte.
Die Speisenauswahl bietet den gängigen Weinstubenstandard unserer Region. Die typische Fleischlast bei der gutbürgerlichen Hausmannskost, daneben ein paar Pfälzer Alltime-Classics. Von der knappen Handvoll an Vorspeisen fielen lediglich die Reh-Cannelloni an Blattsalat (10,50 Euro) etwas aus dem üblichen kulinarischen Rahmen. Der Vegetarier greift dann wohl zu den „Crespelles“ (13,80 Euro), den mit Blattspinat und Frischkäse gefüllten Pfannkuchen, die zusätzlich noch mit Käse überbacken werden. Mir fiel auf, dass bei der Preispolitik etwas die klare Linie fehlte. Wenn ein ordinärer Wurstsalat mit Pommes frites genauso viel kostet wie ein Schweinerückensteak mit derselben Beilage und einem zusätzlichen Salat vom Büffet, nämlich 12,80 Euro, dann wundert man sich schon.
Auf der Tafel vor dem Haus wurde ich schon bei der Ankunft auf den Sonntagsbraten hingewiesen. Der befand sich auch in der Karte und wurde dort mit Burgunderbraten vom Schweinekamm (13,80 Euro) bezeichnet. Dieser Braten wurde angeblich stundenlang im Spätburgunder geschmort und mit Spätzle und Salat angeboten. Das roch ja förmlich schon nach einer delikaten Soße klassischer Prägung. Ich fragte nach, ob denn noch was von dem Braten übrig sei, immerhin hätten wir ja Sonntagabend und der Andrang war ja scheinbar beträchtlich. Der etwas verwirrt wirkende Service-Novize sagte, er würde sofort Bescheid geben, wenn es zu einem Engpass im Bratenbereich kommen würde. Und ja, er gab Bescheid. Wenn auch nicht sofort. Lediglich eine Portion wäre noch im burgunderfähigen Zustand. Die Frau an meiner Seite, die sich nicht minder auf das deftige Fleischgericht freute, switchte kurzerhand um, noch ehe ich auch nur in Reichweite einer Cordon-Bleu-Alternative geriet. Die Salatplatte mit gebratenen Pfifferlingen (12,50 Euro) wurde schlicht mit Essig und Öl anstatt mit Joghurtdressing geordert. Gut, Pfifferlinge stellen nicht gerade die preisgünstigste Zutat eines Salates dar, aber 12,50 Euro war schon eine Ansage. Wir waren gespannt, was der Aushilfskellner uns wohl bringen würde.
Das mit dem Salatholen vom Büffet verriet mir unsere Bedienung erst nach dem Verzehr meines Hauptganges, als ich auf den fehlenden Salat hinwies. Nun gut, vieles lässt sich ja auch in der Pfalz mit einem Schnäpschen aufs Haus regeln. In meinem Falle war es ein Obstbrand der Marke Williams Christ. Doch der Reihe nach. Die kleinen Bratenscheiben kamen in kräftig dunkler Soße schwimmend auf den Tisch. In einem extra Schälchen, die noch leicht wässrigen Spätzle. Die Soße war wundervoll breit und voluminös am Gaumen. Sie hatte bei all ihrer Würze noch diese subtilen Röstaromen, die mit einer leichten Rotweinnote im Abgang zu einem ausgewogenen Mundgefühl führten.
Ganz anders leider das Bratenfleisch selbst. Es stand wohl zur Mittagszeit in seinem texturellen und geschmacklichen Zenit. Am Abend war es leider schon zu trocken und hatte viel Aroma eingebüßt. Aber das hatte ich im Vorfeld meiner Bestellung schon geahnt, weshalb das keine Kritik an der Zubereitung sein soll. Die Spätzle hätte man dagegen etwas sorgsamer abgießen können. Meine Begleitung war mit ihrem Salat sehr zufrieden. Die Pfifferlinge waren kurz angebraten, hatten eine gute Qualität und sorgten mit anständigem Pilzgeschmack für würzige Akzente. Die etwas ausgefallene Kombination von Staudensellerie und Erdnüssen trug zusätzlich zu einem in sich stimmigen Geschmacksbild bei.
Mittlerweile waren wir die einzigen verbliebenen Gäste im Hof. Der an diesem Tag scheinbar völlig überforderte Servierjüngling dachte gar nicht daran, auch nur einen Tisch abzuräumen. So saßen wir sicherlich über eine Stunde mit Blick auf halbleere Gläser und entleerte Wasser- bzw. Bierflaschen. Aber das ist der Preis, den man bei Aushilfskräften häufig zahlt. Und viele Gastronomen sind froh, dass sie überhaupt jemanden haben. In etlichen Restaurants, die ich in letzter Zeit besucht habe, waren Mitarbeiter im Service dringend gesucht.
Dass dann auch noch mein Hauptgericht doppelt gebongt auf meiner Rechnung erschien, bestätigte meinen Eindruck von der nicht vorhandenen Professionalität im Service-Bereich, die jedoch mit ehrlicher Freundlichkeit und jugendlicher Lockerheit ganz gut aufgefangen wurde. Wenn eine Bedienung, die erst 4 Wochen diesen Job aushilfsweise macht, an einem stressigen Sonntag mit großem Andrang gegen Ende hin die Übersicht verliert, so ist das durchaus nachvollziehbar und nicht weiter tragisch. Vorausgesetzt sie steht zu ihren Fehlern und geht konstruktiv damit um. Auf einen zweiten Schnaps aufs Haus (wegen der falschen Rechnung) habe ich dann natürlich nicht bestanden und habe rundum gut gesättigt per Fahrrad den Heimweg angetreten.
Die Weinstuben in unserer Umgebung werden langsam weniger. Allein im Nachbarort Rohrbach hat es in den letzten Jahren zwei renommierte Adressen erwischt. Nach der Weinstube Jede, die schon seit längerem geschlossen hat, wurde auch der Pachtvertrag der Weinstube Mandelpfad – einer meiner früheren Lieblingsadressen, da in unmittelbarer Nähe befindlich – nicht verlängert. Gott sei Dank befindet sich im nicht weit entfernten Örtchen Mühlhofen das Weingut von Harald Dyck, dessen urige Gaststube ich hier schon beschrieben habe. Hier kehren wir mit... mehr lesen
3.0 stars -
"Wochenend-Weinwirtschaft mit verlässlicher Küchenleistung und leckeren gutseigenen Weinen" marcO74Die Weinstuben in unserer Umgebung werden langsam weniger. Allein im Nachbarort Rohrbach hat es in den letzten Jahren zwei renommierte Adressen erwischt. Nach der Weinstube Jede, die schon seit längerem geschlossen hat, wurde auch der Pachtvertrag der Weinstube Mandelpfad – einer meiner früheren Lieblingsadressen, da in unmittelbarer Nähe befindlich – nicht verlängert. Gott sei Dank befindet sich im nicht weit entfernten Örtchen Mühlhofen das Weingut von Harald Dyck, dessen urige Gaststube ich hier schon beschrieben habe. Hier kehren wir mit
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Das Thai-Restaurant befindet sich direkt am „Platz der Republik“ (ja den gibt es auch in Frankfurt), am Ostrand des Gallus-Viertel und erfreut sich laut „Reiseberater“ einer großen Beliebtheit. In meinem Primärziel, dem „Moriki“, war an diesem Samstagabend kein Platz mehr zu bekommen, nicht einmal über das OpenTable-Reservierungsportal. Also musste kulinarisch Ersatz geschaffen werden. Da lob ich mir doch die Listen vom „Advisor“, bei dem das „Toh Thong“ in den „Top Ten“ rangiert. Und das unter knapp 2000 Restaurants. By the way: in unserer GG-Community war der Laden noch nicht mal gelistet.
Soweit, so gut. Den Anruf zur Platzsicherung hätte ich mir schenken können, da man hier grundsätzlich keine Tische reservieren kann. Ob die „Reserviert-Schildchen“ auf den Tischen nun zur Deko gehörten oder lediglich ein paar Tische zur Überfüllungsprofilaxe „scheinreserviert“ waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann man ja doch reservieren, aber eben nicht jeder.
Der erste Eindruck des verglasten, zweistöckigen Thai-Restaurants war ein richtig guter. Landsleute standen am Herd, was ein kurzer Blick in die Küche verriet. Einige von ihnen arbeiteten im Service und saßen als Gäste an den Tischen. Ein gutes Zeichen. Es war noch deutlich vor 19 Uhr, als wir das „Toh Thong“ betraten und sowohl im Außenbereich (etwas lärmig wegen der vielbefahrenen Kreuzung zwischen Mainzer Landstr. und Düsseldorfer Str.) als auch im 1.OG noch reichlich Plätze frei. „Der frühe Esser sitzt beim Thai!“ – ein Motto, das auch hier funktionierte. Wir nahmen in der nicht ganz so belebten oberen Etage Platz. Durch die Verglasung konnte man am bunten Großstadttreiben von gediegener Warte aus teilhaben.
Mein Blick fiel über die Balustrade nach unten. So konnte ich den Gästen im Erdgeschoss direkt auf die Teller schielen. Hmm, was die da für herzhafte Leckereien in sich hinein schaufelten. Ich war gespannt auf die Speisenkarte, die sich auch online hervorragend einsehen lässt, worauf ich im Vorfeld jedoch bewusst verzichtet habe.
Schnell wird uns klar, dass unsere Essenswahl keine einfache wird. Die Palette an wohlklingenden Thai-Gerichten ist beachtlich. Dazu lässt sich nahezu jedes Gericht mit Tofu, Huhn, Schwein, Rind, knuspriger Ente oder Garnelen kombinieren. Salate, Suppen, Fingerfood, diverse Currys, Wokgerichte und ein paar Spezials ergeben ein reichhaltiges Programm, das die Entscheidung erschwert. Was tun? Zuerst einmal einen thailändischen Eistee mit Zitrone (2,70 Euro) gegen die allgemeine Unterzuckerung. Und dann als Vorspeise die „Toh Thong Platter“ für 2 Personen (12 Euro). Darauf befanden sich hausgemachte Mini-Frühlingsrollen, Hähnchenspieße, frittierte Chickenwings und Schweinerippchen. Ein guter Fingerfood-Querschnitt, der mit Chili- und Erdnuss-Sauce gereicht wurde und für beiderseits fettige Fingerchen sorgte. Von der Menge her war das wirklich eine Vorspeise, die im Magen noch genügend Platz für die Hauptgänge ließ.
Mein Kollege hatte sich für das „Yellow Curry“ (8 Euro) in der Hühnerversion entschieden. Das kam in einem kleinen Tontöpfchen und in seiner delikat duftenden Sauce aus Kokosmilch waren neben den Hühnerstückchen noch Bohnen, Zwiebeln und Kartoffeln enthalten. Von der Schärfe her war das leicht pikant, einem gelben Curry durchaus würdig. Hinter meiner Nummer 51 verbarg sich ein lecker duftendes Wokgericht namens „Phad-Gaphao“, das ich mit knusprig gebratener Ente orderte (9 Euro). Unter der in saftigen Tranchen obenauf liegenden Entenbrust tummelte sich allerlei in pikanter Sojasauce gebratenes Gemüse (grüne Bohnen, Paprika, Sojabohnen), das geschmacklich kraftvoll umami war. Gut, dass ich bei der Frage nach der Schärfe die sanftere Gangart gewählt hatte. Sie reichte mir völlig aus. Genau wie die Portionsgrößen, die uns angenehm gesättigt in die Frankfurter Nacht entließen. Würde ich in der Mainmetropole leben, wäre die Düsseldorfer Straße sicherlich mein „Food-Revier“.