Ich bin ohne jeden gastronomischen Hintergrund, koche für mein Leben gerne und liebe es mich von jeglicher Küche kulinarisch verwöhnen zu lassen. Als Projektingenieur in der Erdöl- und Gasindustrie muss ich viel reisen und komme häufig in die erfreuliche (manchmal nicht so erfreuliche) Situation, außer Haus essen zu müssen und freue mich dann immer, wenn mir die Auswahl von Restaurants durch informative Kritiken erleichtert wird. Umgekehrt gebe ich meine Erfahrungen auch sehr gerne weiter.
Einige wenige meiner bisherigen Kritiken, die ältesten, stammen originär noch aus RK, aber nach dessen Verkauf an Yelp suche ich hier ein neues "Zuhause".
Zu meinen Bewertungskriterien ein kurzes Wort. Ich bin Relativbewerter, auch ein gut geführter Imbiss kann mal 4 Punkte bekommen, ebenso wie ein Sternerestaurant, es muss dem jeweiligen Anspruch entsprechen!
4 bis 5 Punkte bedeuten für mich, das das Restaurant seinen und meinen Anspruch erfüllt hat bei meinen Besuch. 3 Punkte bedeutet, gewissen Defizite in einzelnen Aspekten. Darunter bedeutet eine Bewertung erhebliche Mängel bei meinem Besuch.
Ich bin ohne jeden gastronomischen Hintergrund, koche für mein Leben gerne und liebe es mich von jeglicher Küche kulinarisch verwöhnen zu lassen. Als Projektingenieur in der Erdöl- und Gasindustrie muss ich viel reisen und komme häufig in die erfreuliche (manchmal nicht so erfreuliche) Situation, außer Haus essen zu müssen und... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 501 Bewertungen 743393x gelesen 14847x "Hilfreich" 14106x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 02.05.2022 2022-05-02| Aktualisiert am
02.05.2022
Besucht am 30.04.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Kulinarische Radtour 2022 die Zweite! 2021 hatte das Corona Virus einen Besuch verhindert. Nun aber bot sich das Wochenende des ersten Mai 2022 an, unsere Tradition von Frühjahrs-Radtouren nach Twist wieder aufzunehmen. Unkompliziert wurden Zimmer und Tisch für den Abend des 30. April 2022 per Mail reserviert und wir konnten am Morgen des letzten Apriltages 2022 in Rheine starten. Ca. 70 Kilometer waren zu bewältigen, um in das Dreiländereck Grafschaft Bentheim, Emsland und Drenthe zu gelangen. Früher war diese Gegend geprägt von der Förderung von Rohöl und Erdgas, und noch immer begleiten den Radfahrer auf seiner Tour durch die Moorlandschaft südwestlich von Meppen viele Nickpumpen und Erdgasfördersonden (in heutigen Zeiten lernt man es vielleicht wieder mehr zu schätzen, dass wir einen Teil unseres Energiebedarfs auch selber fördern können). Aber in den letzten Jahren wurden immer mehr Moorareale wieder vernässt, der Abbau von Torf geht merklich zurück und der Tourismus entdeckt die Gegend.
Davon profitiert auch das Ziel unserer Radtour nach Twist, der Landgasthof der Familie Backers in Twist-Bült. Schon immer haben Frau und Herr Backers in diesem Dorf einen qualitätsbewussten gastronomischen Betrieb geführt und sind damit auch in das Radar meiner Suche nach Genuss-Zielen geraten. Und da nun der junge Hendrik Backers aus Münster zurück gekehrt und in den Betrieb eingestiegen ist, wird dieses Haus auch langfristig weiter geführt werden können. Angesichts vieler Gasthöfe, die auf Grund mangelnder Nachfolge schließen müssen, eine gute Nachricht.
Am späten Nachmittag trafen wir ein, die Räder kamen in die neue Rad-Garage, und wir checkten uns nach einer freundlichen Begrüßung durch Frau Backers in unser Zimmer ein. Die gerade erst sanierten Zimmer laden immer dazu ein, einen Besuch im Restaurant mit einer Übernachtung zu kombinieren. Twist ist nicht gerade der Nabel der Welt und öffentlichen Nahverkehr gibt es dort nicht nennenswert. So spart man sich die "wer fährt zurück" Diskussion. Für 19 Uhr hatten wir den Tisch reserviert und so war ausreichend Zeit, zu regenerieren und sich in einen für den Abend angemessenen Zustand zu bringen. Die Satteltaschen waren zu diesem Zweck gepackt.
Seit unserem letzten Besuch war der Gastraum dezent, aber wahrnehmbar renoviert worden. Tritt man ein, offenbart sich Landhausstil ohne Kitschfaktor.
Hendrik Backers hat sich seine gastronomischen Meriten im Bereich von Cocktails und Barprodukten erarbeitet, und mit diesem Hintergrund ist es klar, dass das Angebot an entsprechenden Getränken kräftig gestiegen ist. Der Wagen mit den Digestif kündete unübersehbar davon.
Ein junger Mann aus dem Serviceteam nahm sich unser an und brachte uns direkt an unseren Tisch, vorstellen mussten wir uns nicht mehr. So geht perfekter Service. Frau Backers hat ihr Team gut im Griff.
Wir nahmen Platz an einem Tisch für Zwei vor der Tür zur Terrasse, auf der wir auch schöne Abende mit Genuss verbracht haben. Nur leider war das natürlich Ende April noch keine Thema, und so blieb es beim Blick nach draußen in den schön gestalteten Garten der Familie Backers. Die Karten kamen an den Tisch und ein Wasser wurde bestellt, ebenso zwei Aperitif.
Für meine Frau ein Pinot Rosé Sekt brut, klassische Flaschengärung, Weingut Th. Schätzle, Kaiserstuhl und für mich ein Quitten Gimlet, bestehend aus Quitten-Bergamotten Likör, Fords London Dry Gin, Lime Cordial. Wenn sich schon ein guter Barkeeper aufs Land verirrt, dann wird natürlich entsprechend geordert. Es gibt deswegen jetzt auch eine extra Barkarte bei den Backers im Restaurant. Wir studierten die Karte, einsehbar auf der HP. Die Karte ist wohltuend reduziert, Helmut Backers als Küchenchef kocht streng regional und saisonal, seine Küche unterstützt die Slow Food Vereinigung und setzt deren Ideen konsequent um. Es dauert dennoch immer etwas bis man ordern kann, denn als Genießer fällt die Entscheidung doch immer sehr schwer. Man kann nicht alles essen, was auf der Karte verlockt. Irgendwann waren wir durch, und sehr Service servierte uns Brot und eine Kräuter-Frischkäsecreme.
Na klar kommt der Käse von einem regionalen Hersteller, und das Brot wird selber gebacken. Zwei Sorten, eines mit Bärlauch veredelt und eines, dass von Kümmel und Koriander in seinem Aromen bestimmt war. Mit Aperitif und Brot verging dann die Zeit zur Vorspeise. Meine Frau hatte sich etwas sehr Besonderes bestellt. Französische Sardinen, original in der Dose serviert, mit Zitrone oder Schalotten, kleiner Salat und geröstetes Brot war ihre Order an den Service. Zitrone war ihre Wahl für die Sardinen. Gute bretonische Sardinen liegen auch immer bei uns zu Hause, wir haben zwei Hersteller aus dem Finisterre, bei denen wir regelmäßig einkaufen. Wir essen die im Ganzen, diese hier waren filetiert. Aber ich denke, dass ist hier bei uns eine gute Entscheidung, um Hemmschwellen abzubauen. Frau genoss ihre kulinarische Vorfreude auf unseren Bretagne-Urlaub im Juni. Meine Wahl war auch etwas aus dem Meer. Pulpo und Spargel in Olivenöl gebratenen mit Bärlauch-Mayonnaise war der schlichte Name für dieses Gericht. Spargel hat Saison, gebraten ist für mich die beste Zubereitung dieses Gemüses und die Kombination mit Pulpo und Bärlauch war äußerst gelungen. Großartiges Zusammenspiel von Röstaromen und frischen Noten aus der Mayonnaise. Ich war sehr glücklich mit meiner Wahl. Zu der Vorspeise gab es einen Silvaner.
Aus Franken, woher sonst, ein Ortswein des VDP Weingutes Bickel Stumpf, war dieser frische 2020er eine Entdeckung für uns Beide. Es wird wird wirklich langsam Zeit, dass wir endlich mal eine Weintour nach Franken machen. Perfekter Begleiter für unsere beiden Vorspeisen. Nach angemessener Wartezeit servierte uns Hendrik Backers unsere Hauptgänge. Zuerst die Wahl meiner Frau. Lamm vom Emsland-Moormuseum, geschmorte Schulter in Senfsaatsauce, Spitzkohl und Kräutergnocchi hatte sie bestellt. Wunderbar geschmortes Fleisch, ich durfte kosten! Großartiger Glanz der Jus. Das Stück Fleisch auf angeschwitzten Spitzkohl serviert. Und ein Knaller die etwas ungewöhnlich geformten Gnocchi, aromatisiert mit Bärlauch. Die waren sehr gut! Sauce blieb natürlich nicht auf dem Teller zurück bei dieser Beilage. Perfekt in die Jahreszeit passendes Gericht! Ich hoffte, meine Wahl würde mich auch so glücklich hinterlassen. Denn die war etwas außergewöhnlich. Der Service servierte zuerst ein Tablet mit drei Komponenten a part an meinem Platz.
Dazu kam ein Teller, der vor mich gestellt wurde.
Sehr schlicht, musste ich da noch selber Hand anlegen, um das zum erhofften Genuss werden zu lassen. Auf dem Tablett eine Sauce. Dampfend heiß im Glas serviert mit wunderbaren Aromen von Thymian und Oregano.
Im zweiten kleineren Glas noch geriebener Käse, der Geruch verriet, dass es ein Ziegenkäse war.
Nun machte ich mich ans Werk und baute das Ganze zu meinem Gericht zusammen. Denn meine Bestellung stand in der Karte unter dem Namen Unsere "Brot-Retter-Nudeln" mit Rehbolognese, kleiner Salat und geriebener Fehnland Ziegenkäse.
Helmut Backers verarbeitet liegen gebliebenes altes Brot aus der eigenen Herstellung zusammen mit einer Nudelmanufaktur aus dem nicht weit entfernten Wietmarschen zu dieser Pasta. Die Manufaktur kenne ich gut, sie verkauft ihre Waren auch an mich auf unseren Freitäglichen Wochenmarkt in Rheine. Die Bolognese kam perfekt abgeschmeckt über die Pasta, mit leichten, aber nicht zu dominanten Wildgeschmack. Dazu ein frischer Salat, war das ein schlichtes, aber wundervolles Gericht.
Der Wein zu diesen beiden Gerichten kein Roter, uns stand der Sinn weiter nach einem Weißwein. Ein frischer Silvaner wäre nach natürlich völlig überfordert gewesen bei den beiden Gerichten, aber ein Chardonnay aus dem Holz sollte gut dazu passen.
Südtirol, Cantina Terlan, Chardonnay aus dem Holzfass, Jahrgang 2020, war dieser Wein auch Begleiter unserer Desserts. Für mich Käse! Regionaler Käseteller mit eingelegten Walnüssen und Brot. Das Chutney verriet mir die Karte nicht, das passte aber sehr gut zu den Ziegenkäsen vom Fehnhof im Emsland und dem Käsehof Dennemann aus der Grafschaft Bentheim. Frau Carsten1972 orderte einen süßen Abschluss ihres Menüs. Panna cotta mit Rhabarberkompott und weißer Schokolade hatte es in der Karte geheißen. Ich habe nicht probiert, aber der Blick in die Augen meiner Frau verhieß vollste Zufriedenheit. Drei Gänge hatten wir bestellt und mit alles Gerichten unseres Abendessens waren wir vollauf zufrieden! Helmut Backers kocht sein Ding, jahreszeitlich, regional, hochqualitativ, mehr braucht es nicht, um eine wunderbare Kulinarik zu anzubieten. Wir orderten nach Beratung mit dem Junior noch zwei Digestif, einen spanischen Brandy (Carlos I Imperial XO) und einen finnischen Whisky (Kyro Malt aus Roggen, kräftige Raucharomen).
Mit dem Abendessen waren wir durch, zufrieden fielen wir dann für eine ruhige Nacht ins Bett. Der Genuss-Aufenthalt im Backers endet aber für die Zimmergäste nicht mit dem Abendessen, denn am nächsten Morgen erwartet den Gast eines der besten Hotel-Frühstücke, die ich persönlich kenne (und ich bin bei Hotel Frühstück wahrlich viel Leid gewohnt). Früher servierte Frau Backers das Frühstück im Restaurant. Aber nach einem Umbau verfügt der Gasthof im Bereich der Rezeption nun über eine behagliche Lounge als Aufenthaltsbereich für Gäste und für das Frühstück. Das Frühstück wird am Platz serviert, besteht konsequent aus Zutaten, die man selber herstellt oder lokal/ regional zukauft. Keine Industrieware kommt auf den Tisch und für das selbst gebackene Langzeit geführte Sauerteigbrot würde ich morden! Das ist für den nächsten Aufenthalt vorbestellt, nach dem nächsten Besuch geht ein Laib mit zurück nach Rheine.
Damit kann ich zu meinem Fazit kommen. Ihre Zahl wird immer kleiner, die der anspruchsvollen Landgasthäuser mit einer qualitativen Küche. Noch gibt es sie, aber man muss sie suchen. Und eines dieser Gasthäuser haben wir gefunden im Emsland, in Twist Bült. Und weil es wichtig ist, solche Häuser auf ihrem Weg zu unterstützen, strampeln wir einmal im Jahr 70 Kilometer hin und 70 zurück für diesen Genuss!
Kulinarische Radtour 2022 die Zweite! 2021 hatte das Corona Virus einen Besuch verhindert. Nun aber bot sich das Wochenende des ersten Mai 2022 an, unsere Tradition von Frühjahrs-Radtouren nach Twist wieder aufzunehmen. Unkompliziert wurden Zimmer und Tisch für den Abend des 30. April 2022 per Mail reserviert und wir konnten am Morgen des letzten Apriltages 2022 in Rheine starten. Ca. 70 Kilometer waren zu bewältigen, um in das Dreiländereck Grafschaft Bentheim, Emsland und Drenthe zu gelangen. Früher war diese Gegend... mehr lesen
4.5 stars -
"Kulinarischer Tanz in den Mai!" Carsten1972Kulinarische Radtour 2022 die Zweite! 2021 hatte das Corona Virus einen Besuch verhindert. Nun aber bot sich das Wochenende des ersten Mai 2022 an, unsere Tradition von Frühjahrs-Radtouren nach Twist wieder aufzunehmen. Unkompliziert wurden Zimmer und Tisch für den Abend des 30. April 2022 per Mail reserviert und wir konnten am Morgen des letzten Apriltages 2022 in Rheine starten. Ca. 70 Kilometer waren zu bewältigen, um in das Dreiländereck Grafschaft Bentheim, Emsland und Drenthe zu gelangen. Früher war diese Gegend
Geschrieben am 28.04.2022 2022-04-28| Aktualisiert am
28.04.2022
Da uns unser Küchenchef vom Restaurant FERMENT sehr überraschend und kurzfristig verlassen wird und wir dadurch leider nicht in der Lage sind adäquat reagieren zu können, müssen wir das Restaurant FERMENT mit sofortiger Wirkung schließen.
Wir haben sehr viel Herzblut in dieses Restaurant gesteckt und wir sind wirklich sehr traurig so handeln zu müssen.
Das Restaurant Ackermann ist selbstverständlich weiterhin in vollem Umfang für Sie da.
Mit knappen Worten verkündet Familie Ackermann das hoffentlich nur vorläufige Aus für Ihr fine dining Restaurant im Haus. Das ist wirklich schade, Laurin Kux gehörte für mich definitiv zu den talentiertesten Köchen im Münsterland. Ich hoffe, es gibt bei Familie Ackermann einen Neustart für fine dining und ebenso hoffe ich, das ich irgendwann wieder die Küche von Laurin Kux genießen kann.
PS Lieber Borgi, was machen wir jetzt im Sommer? Frederic und Elisabeth? Gina und Lars? Kesselhaus? Iko? Oder irgendwo außerhalb des Münsterland?
Da uns unser Küchenchef vom Restaurant FERMENT sehr überraschend und kurzfristig verlassen wird und wir dadurch leider nicht in der Lage sind adäquat reagieren zu können, müssen wir das Restaurant FERMENT mit sofortiger Wirkung schließen.
Wir haben sehr viel Herzblut in dieses Restaurant gesteckt und wir sind wirklich sehr traurig so handeln zu müssen.
Das Restaurant Ackermann ist selbstverständlich weiterhin in vollem Umfang für Sie da.
Mit knappen Worten verkündet Familie Ackermann das hoffentlich nur vorläufige Aus für Ihr fine dining Restaurant im... mehr lesen
Restaurant Ackermann
Restaurant Ackermann€-€€€Biergarten, Sternerestaurant, Partyservice025341076Roxeler Straße 522, 48161 Münster
stars -
"Das ist wirklich sehr schade!" Carsten1972Da uns unser Küchenchef vom Restaurant FERMENT sehr überraschend und kurzfristig verlassen wird und wir dadurch leider nicht in der Lage sind adäquat reagieren zu können, müssen wir das Restaurant FERMENT mit sofortiger Wirkung schließen.
Wir haben sehr viel Herzblut in dieses Restaurant gesteckt und wir sind wirklich sehr traurig so handeln zu müssen.
Das Restaurant Ackermann ist selbstverständlich weiterhin in vollem Umfang für Sie da.
Mit knappen Worten verkündet Familie Ackermann das hoffentlich nur vorläufige Aus für Ihr fine dining Restaurant im
Geschrieben am 19.04.2022 2022-04-19| Aktualisiert am
19.04.2022
Besucht am 16.04.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 99 EUR
Es gibt was zu berichten aus Bad Bentheim. Eine Kollegin hatte vom "neuen" Burg Café in der Bad Bentheimer Burg berichtet und das positiv. Und dann spitze ich ja immer die Ohren, wenn es um gute Erfahrungen in einem gastronomischen Betrieb geht. Das Ferdinands ist dem während Corona verblichenem Café im Torhaus der Burg Bentheim nachgefolgt und hat dort im letzten Jahr neu eröffnet. Der Ostersamstag-Abend war noch unverplant, das Wetter versprach gut zu werden und so besprach ich, letztendlich erfolgreich, mit meiner Frau den Plan, eine Radtour für ein Abendessen im Ferdinand anzusetzen. Reserviert wird unkompliziert über ein Tool auf der HP, die Bestätigungsmail erreichte mich kurz darauf.
Somit ging es mal wieder für ein Abendessen per Rad von Rheine aus nach Bad Bentheim. Kurz vor 18 Uhr trafen wir dort ein und wenn man den Höhenrücken erklommen hat, steht man vor der Burg der fürstlichen Familie von Bentheim und Steinfurt. Die bewohnt in Steinfurt ein wunderschönes Wasserschloss und ist manchmal auch in ihrer Burg auf dem Bentheimer Höhenrücken. Die Anlage ist sicher immer einen Besuch Wert.
Große Teile der Burg-Anlage stehen der Öffentlichkeit gegen Eintritt offen. Das Torhaus und den Vorhof kann man ohne Eintrittsgeld betreten und wie schon gesagt, befand sich im Torhaus schon immer ein Café. Fahrräder stellt man unten an der Straße ab, dann geht es die steile Kopfsteinpflaster Straße hinauf zum Torbogen. High Heels sollte Frau erst oben anziehen. Ist man durch den Bogen durch, geht es auf die verlockend schöne Terrasse, die links vom Torhaus liegt. Diese war aber am 16. April 2022 um 18 Uhr noch kein Thema für das Abendessen, weil im Schatten und deswegen zu kalt. Wir wandten uns der Tür zum Gastraum zu.
Angenehm zurückhaltend hatte man die Räume innen renoviert und mit einem maßvoll ausgeprägten Landhaus-Stil neu eingerichtet. Das konnte gefallen, durch die Fenster fiel viel Licht in den Raum und er war schön hell. Tische für 2 bis 6 Personen bestimmten den oberen Raum an der Bar. Unser Zweiertisch lag direkt am Fenster, dass auf den Innenhof schaute.
Von unserem Tisch aus konnten wir in den sogenannten Prinzessinnen-Garten schauen, einen Teil der Burg-Anlage, den man nicht betreten kann als Besucher.
Aber in diesem Garten befindet sich noch eine Art Anbau des Ferdinand. Eine Treppe geht es hinunter, dann steht man in einer Art Wintergarten, dessen große bodentiefe Scheiben sich in den Garten öffnen. Hier kann noch einmal eine große Zahl Gäste bewirtet werden. Der Raum dient aber auch als Bereich für größere Feiern.
Wir richteten uns an unserem Tisch ein, eine Garderobe gibt es bisher nur unten im Gartenteil. So jedenfalls wurde meine Frage danach beantwortet, was aber für den Service keine Veranlassung darstellte, sich unserer Garderobe anzunehmen und die dort an den Haken zu hängen. Also machte ich mich auf den Weg und Frau schaute schon mal in die Karte. Zurück am Tisch wurden wir erst einmal ignoriert und ich konnte den Schichtwechsel-Aktivitäten der Servicetruppe folgen. Irgendwann nahm man uns doch mal zur Kenntnis und wir konnten unsere Getränke und Speisen ordern.
Das Servieren des Georderten erfolgte dann aber recht zügig und der Service kümmerte sich über den weiteren Abend dann tadellos um uns. Wasser wurde bestellt und aus der recht minimalen Weinkarte wurde ein Rheingau Riesling vom Weingut Schumann Nägler serviert. Cooler Kühler für die Ferdinands Edition dieses recht sanften Kabinett (meine Einordnung) ohne große Ecken und Kanten. Eine ausgesprochene Vorspeisen Abteilung bietet die Karte nicht, wir teilten uns einen Flammkuchen. Salmon nannte der sich, Lachs | Crème fraiche | Frühlingszwiebeln | Dill sollten drauf sein. Der Teig vermutlich Convienience, aber es erwartet auch niemand von einem Restaurant mit dem Anspruch des Ferdinand, dass der selber hergestellt wird. Wichtig ist, dass die Küche dem oben drauf ein wenig Aufmerksamkeit schenkt. Die Karte des Ferdinands bietet auch einige sehr exotische Variationen von Flammkuchen an, dass war uns dann too much, so wurde es der mit Fisch. Alles was annonciert war, fand sich in annehmbarer Qualität auf dem Teig. Wir waren zufrieden, würden uns aber für die Zukunft ein paar kreative Vorspeisen wünschen. Die Küche sollte das hinkriegen, wenn man die folgenden Hauptgerichte als Maßstab betrachtet.
Meine Frau hatte sich Rind bestellt, Entrecote Irish Hereford Dry Aged, mit Fettauge | 21 Tage Dry Aged, Kartoffelgratin | Grillgemüse verriet die Karte zu Ihrer Wahl. Was Frau so bestellt, wenn sie während der Fahrradfahrt von Rheine nach Bentheim erklärt, richtig Lust auf ein gutes Stück Fleisch zu haben. Sah aber auch wirklich gut aus, was mir da gegenüber stand. Gargrad Medium war getroffen und das Fleisch war ausreichend gereift, ich durfte kosten. Wirklich Klasse war das Kartoffel Gratin als Beilage! Schön, dass einem Koch auch mal was anderes als Pommes zu einem Steak einfällt. Perfekt war das Gratin mit Sahne, Salz, Pfeffer und viel Muskat abgeschmeckt. Und auch die anderen Beilagen konnten gefallen. Auch auf meinem Teller fanden sich das wirklich gute Gratin und die Gemüsebeilage. Bentheimer Kräuter-Bratwurst, Grobe Kräuter-Bratwurst vom Bentheimer, Landschwein | Grillgemüse | Kartoffelgratin aus dem Klassiker Teil (großes Wort, wenn man ein Jahr auf hat) der Karte hatte ich der jungen Dame in ihren Block diktiert. Und auch wenn ich meine Frau beim Verzehr ihres Entrecote genussvoll schwelgen sah, meine Wahl musste ich nicht bereuen. Das war eine sehr gut abgeschmeckte grobe Kräuterbratwurst! In Kombination mit den leckeren Beilagen ein ebenso erfreuliches Gericht aus der Küche des Ferdinand. Wir waren nach den beiden Hauptspeisen zufrieden. Wer wie wir beide noch nicht gesättigt ist, kann aus ein paar Desserts wählen. Das ging aber nicht mehr bei uns. Wir schlossen mit einem Gin Tonic, die Auswahl der Bar ist gut sortiert.
Von Tanqueray kamen die beiden Gins, einmal der Rangpur und einmal der Flor de Sevilla, aufgegossen mit dem sehr ordentlichen Tonic Water von Thomas Henry. Dann waren wir durch und ich kann ein kleines Fazit ziehen.
Das neu gestaltete Ambiente ist sehr gut gelungen und bietet eine angenehme Atmosphäre. Wenn der Service seinen Schichtwechsel durch hat, agiert er konzentriert und aufmerksam. Genug Personal ist da, auch wenn der zum größten Teil aus Nebenverdienstkräften zu bestehen scheint. Das kann (muss aber nicht) zum Problem werden wenn die Routine ausgebildeter Restaurantfachkräfte nötig ist für einen angemessenen Service am/beim Gast. Unser Besuchsabend gab bis auf den Beginn keinen Grund zur Klage. Die Küche hatte ordentlich geliefert, Auswahl (bis auf fehlende Vorspeisen), Qualtät und Anrichte waren okay bis gut. Ich sehe keinen Grund warum wir nicht noch mal einkehren sollten. Auf jeden Fall mal im Sommer für einen Abend auf der Terrasse. Der Blick nach Süden ins Münsterland ist schon sehr schön.
Es gibt was zu berichten aus Bad Bentheim. Eine Kollegin hatte vom "neuen" Burg Café in der Bad Bentheimer Burg berichtet und das positiv. Und dann spitze ich ja immer die Ohren, wenn es um gute Erfahrungen in einem gastronomischen Betrieb geht. Das Ferdinands ist dem während Corona verblichenem Café im Torhaus der Burg Bentheim nachgefolgt und hat dort im letzten Jahr neu eröffnet. Der Ostersamstag-Abend war noch unverplant, das Wetter versprach gut zu werden und so besprach ich, letztendlich... mehr lesen
Ferdinands | Burgcafé & Bistro
Ferdinands | Burgcafé & Bistro€-€€€Restaurant, Cafe059229043056Schlossstraße, 48455 Bad Bentheim
4.0 stars -
"Erfreuliche Neueröffnung" Carsten1972Es gibt was zu berichten aus Bad Bentheim. Eine Kollegin hatte vom "neuen" Burg Café in der Bad Bentheimer Burg berichtet und das positiv. Und dann spitze ich ja immer die Ohren, wenn es um gute Erfahrungen in einem gastronomischen Betrieb geht. Das Ferdinands ist dem während Corona verblichenem Café im Torhaus der Burg Bentheim nachgefolgt und hat dort im letzten Jahr neu eröffnet. Der Ostersamstag-Abend war noch unverplant, das Wetter versprach gut zu werden und so besprach ich, letztendlich
Geschrieben am 18.04.2022 2022-04-18| Aktualisiert am
20.04.2022
Eigentlich kann ich ohne schlechtes Gewissen auf meinen Bericht von Mai 2021 verweisen, aber ein Aspekt bringt mich dazu, doch ein paar Worte zum Besuch im Ferment am Ostersonntagabend 2022 hier zu veröffentlichen. Dazu am Ende mehr. Unsere erste kulinarische (Tages)Radtour führte uns am an einem wunderbaren Frühlingstag mal wieder nach Münster Roxel. Für den Ostersonntagabend hatten wir uns einen Tisch im Ferment reserviert, dem fine dining Restaurant im Hause Ackermann. Und mit dem folgenden Bericht gibt es eine kompakte Reise durch das Menü, dass wir an dem Abend genießen durften.
Gegen 18 Uhr trafen wir ein, und das Wetter ließ es zu, den Aperitif noch draußen zu genießen. Im Windgeschützten Bereich zwischen dem Restaurant und dem in einem kleinen Nebengebäude liegenden Ferment genossen wir einen Champagner.
Serviert wurde je ein blanc und rose von Fresne Ducret 1er Cru Brut Reserve
Das sollte ein angemessener Start in einen hoffentlich genussreichen Abend sein. Die Zeit verging mit dem Studium der Weinkarte, einem kurzen Plausch mit dem Chef, Herrn Ackermann und viel vinophilen Fachsimpeleien zwischen dem Service, meiner Frau und mir. Letztendlich war der Aperitif geleert und entspannt ging es nach drinnen.
Große Fenster ließen die Abendsonne in den geschmackvoll eingerichteten Gastraum, der sich über den Abend komplett füllte. Münster weiß seine Sterneköche zu schätzen, sehr schön!
Der erste Wein des Abends fand seinen Weg an den Tisch und in unsere Gläser. Von der Nahe, ein wunderbar im Barrique ausgebauter Weißburgunder. Perfekt zu den ersten Grüßen und Gängen.
Laurin Kux servierte wie immer die Küchengrüße persönlich und fand Zeit für ein erstes persönliches Willkommen und einen kurzen Plausch.
Tatar, Rauch-Aal und Entenlebercreme (ungestopft) kamen in drei kleinen Fingerhappen-Portionen an den Tisch. Sanft das Tatar, cremig die fois gras de canard, sensationell der Happs mit dem Rauchaal, und natürlich immer eine deutlich saure Komponente in allen Gerichten. Kaltstart mit voller Beschleunigung in die Geschmackswelt von Laurin Kux.
Dazu Brot, ein Sauerteig- und ein Laugenbrot (meine württembergisch-schwäbische Tischgenossin war hin und weg vom Laugenbrot) wurde serviert mit einer Sauerkraut-Butter. Sagte ich schon was zu sauren Komponenten in der Küche von Herrn Kux? Das Laugenbrot wurde noch mal nachgereicht, so angetan waren wir von diesem Brot.
Gang 1, und erst einmal bestaunten wir die Keramik! Das Steckenpferd von Laurin Kux sind alle Produkte aus dem Wasser, und lässt man ihn seine Gerichte auf so schöner Keramik servieren, spornt ihn das sicherlich noch mal doppelt an. Makrele & Imperial Kaviar, Sellerie / Fenchel / Walnussöl servierte uns der Service am Tisch. Feinmechanisches, filigranes Anrichtewunderwerk aus kleinsten Fenchel Makrele Rouladen, kubistisch arrangiert. Wunderbares, säuerliches Aroma aus fermentierten Fenchel! Geräucherte Fjordforelle, Karotte / Estragon / geeistes Karottengrün war Gang 2 und mein absoluter Favorit des Abends. Der Fisch zwischen gegart und roh, filigran von den Aromen der Karotte begleitet, schloss ich die Augen und versuchte allen Geschmackseindrücken zu folgen.
Der Weißburgunder von der Nahe war genussvoll geleert. Und in der äußerst fair bepreisten, sehr attraktiven Weinkarte (siehe HP) fand sich ein Wein aus einer nicht ganz so bekannten Appellation aus dem Burgund. Perfekt für die Gänge drei und vier.
Gang drei war noch ein letztes Fischgericht, confiertes Skreifilet, Morcheln / Spinat / Sauerampfer / Zitrone wurde serviert. Na klar fand sich wieder Säure, prägnant in diesem Gericht durch den Schaum aus Zitrone. Und sicher steuerte auch der Sauerampfer etwas Säure bei. Die Morcheln setzten fettes Umami dagegen. So begleitet erfreut Dorsch immer aufs Neue. Salzwiesenlamm, Wacholder / Lauch / Kohlrabi / Merguez-Öl war meine Wahl bei den Fleischgängen. Wir hatten aus maximal 6 Gängen mit zwei Fleischgängen 5 geordert und ich hatte mich für das klassische Ostergericht entschieden. Das Lamm kurz gebraten und geschmort (unten drunter), begleitet von ganz leichter Schärfe und Säure. Presa vom Iberico, Topinambur / Apfel / Haselnuss / Kimchipuder war die Wahl meiner Frau. Das Fleisch hatte deutlich mehr Eigengeschmack als das Lamm, und meine Frau war ebenso zufrieden.
Predessert war eine Kombination aus süß und herzhaft, Sellerie war dabei, Aprikose und ein schönes Spiel aus Süße und Säure. Himbeere / Basilikum / Litschi / Mandelcreme schloss unser Menü ab. Laurin Kux hat das Glück, in der Küche von seiner Frau begleitet zu werden. Sie zeichnet für alle Backwaren (meine Verneigung für das Laugengebäck) verantwortlich und alle Desserts. Und das macht sie überzeugend gut. Nie langweilig eindimensional süß sind ihre Desserts, immer ergibt sich ein Spiel aus Säure und Süße, manchmal auch Salzigkeit.
Ein paar petit fous zum Espresso schlossen und beendeten einen genussreichen Abend im Ferment. Und ich komme zurück zu dem Grund, warum ich jetzt hier einen Bericht schreibe zu einem Abend der mich ebenso zufrieden hinterlässt wie der vorherige. Denn es gibt trotz allem Genuss doch etwas ganz wichtiges zu berichten. Und zwar eine wirklich sehr beeindruckende kulinarische Entwicklung der Küche von Laurin Kux seit 2019 sowie einer parallelen Fortentwicklung von Service und dem Ambiente. Alles was serviert wird, wirkt konzentrierter, fokussierter. Das darf sich gerne immer weiter so positiv entwickeln und ich würde gerne weiter davon berichten!
Eigentlich kann ich ohne schlechtes Gewissen auf meinen Bericht von Mai 2021 verweisen, aber ein Aspekt bringt mich dazu, doch ein paar Worte zum Besuch im Ferment am Ostersonntagabend 2022 hier zu veröffentlichen. Dazu am Ende mehr. Unsere erste kulinarische (Tages)Radtour führte uns am an einem wunderbaren Frühlingstag mal wieder nach Münster Roxel. Für den Ostersonntagabend hatten wir uns einen Tisch im Ferment reserviert, dem fine dining Restaurant im Hause Ackermann. Und mit dem folgenden Bericht gibt es eine kompakte... mehr lesen
Restaurant Ackermann
Restaurant Ackermann€-€€€Biergarten, Sternerestaurant, Partyservice025341076Roxeler Straße 522, 48161 Münster
5.0 stars -
"Kontinuierliche Steigerung in allen Aspekten" Carsten1972Eigentlich kann ich ohne schlechtes Gewissen auf meinen Bericht von Mai 2021 verweisen, aber ein Aspekt bringt mich dazu, doch ein paar Worte zum Besuch im Ferment am Ostersonntagabend 2022 hier zu veröffentlichen. Dazu am Ende mehr. Unsere erste kulinarische (Tages)Radtour führte uns am an einem wunderbaren Frühlingstag mal wieder nach Münster Roxel. Für den Ostersonntagabend hatten wir uns einen Tisch im Ferment reserviert, dem fine dining Restaurant im Hause Ackermann. Und mit dem folgenden Bericht gibt es eine kompakte
Geschrieben am 05.04.2022 2022-04-05| Aktualisiert am
06.04.2022
Besucht am 05.04.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
..so könnte man es beschreiben, die Küche dieses Restaurants in der Ochsenstraße in Nordhorn. Ich musste was erledigen in der Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim. Und weil es zeitlich passte, wollte ich noch was zum Mittag essen. Riesigen Hunger hatte ich nicht, ich überlegte in Richtung kleine Mahlzeit. Dabei fiel mir ein, dass in Nordhorn gerade ein Restaurant schwer angesagt ist, das An Nam. Ich war nicht weit entfernt, und offen hat man von Mittag bis Abend sieben Tage die Woche. Gehe ich also mal dahin und schaue was die so anbieten. Einen kurzen Spaziergang später stand ich vor der Tür.
Früher, zu der Zeit als ich in Nordhorn das technische Gymnasium besuchte, sehr lange her, war die Ochsenstraße der Wochenend-Party-Hotspot von Nordhorn. Hat sich geändert Heutzutage, alle die Kneipen, Clubs und Bars sind verschwunden, dafür gibt es jetzt Restaurants. Und eines dieser Häuser ist das An Nam. Von außen schon mal ganz ansprechend, gerade im Vergleich zu den äußerst kostenbewusst logierenden AYCE Asiaten, die jetzt bevorzugt in Gewerbeimmobilien auftreten. Das konnte schon mal gefallen und so trat ich ein.
Auch innen hob man sich wohltuend von asiatischem Restaurantdekoeinerlei ab. Der Innenraum war eher kühl und sachlich skandinavisch eingerichtet, nach hinten schließen sich ein Wintergarten und eine Terrasse zur Vechte an.
Im Wintergarten fand ich dann auch einen Platz an einem Tisch zur freien Auswahl. Eine junge Dame nahm sich meiner an und überreichte mir die Karten. Es gibt eine feste Karte, eine Sushi Auswahl sowie eine Mittagskarte. Es sollte sich also was finden lassen für den hungrigen Einkehrer. Ich vertiefte mich in die Karte. Die Betreiber sind offensichtlich vietnamesischer Herkunft, und so liegt ein Schwerpunkt auf der dortigen Küche. Was an Gerichten dieser Herkunft die Küche in Richtung Tische und Gäste verließ, schaute gut aus, auch bei der Präsentation gab man sich wirklich Mühe. Aber das war mir alles zu umfangreich, also schaute ich mal bei den angebotenen Sushi Variationen nach.
Zwischenzeitlich hatte die nette junge Dame mir meine Getränkeorder serviert. Eine Limonade Saigon, so hieß es auf der Karte. Orange, Minze und Limette fanden ich im Sprudelwasser, dass schmeckte. Ich hatte mich schließlich auch entschieden und orderte ANGRY TUNA, einfach weil ich mal sehen wollte, was sich so hinter einem bösen Thunfisch verbergen würde. Als meine Order in der Küche platziert war, kam erst mal Sushi Werkzeug an den Tisch, plus Schälchen für eine Industrie-Soja-Sauce zum selber nachfüllen.
Dann musste ich etwas sehr lange warten für einen Mittagstisch, aber selber schuld, wenn man nichts aus der Mittagskarte nimmt, sondern den Koch an den Sushi-Tresen schickt. Lieber so, mit etwas Zeitdruck beim zubereiten zuschauen, als was fertiges aus dem Kühlschrank schnell serviert. Acht Rollen mit flambiertem Thunfischfilet, Spicy Tuna Tatar, Korianderpesto, Gurken, Tuna Crème, Grill-Peperoni, Tomatensalsa & Avocado-Reduktion & Wakame, knackigem Gemüse, so wurde meine Wahl in der Karte beschrieben und so kam das an den Tisch. Anklicken
Ich war etwas geschockt, da war dem Kreativ-Chef vom An Nam wohl etwas der kreative Gaul durch gegangen, eine Blumenvase auf dem Teller, das war jetzt etwas dekorativer overkill. Ebenso wie die dampfende Trockeneis Kanne, die daneben stand. Der Rest aber wieder ansehnlich arrangiert. Ich bin ja eigentlich nicht so der Anhänger dieser Pseudosushi-Mayonnaise-Reisrollen, lieber mag ich es pur japanisch, aber Titel und Beschreibung hatten mich zur Bestellung vom bösen Thunfisch verleitet.
Zum Glück war die Küche beim ausbringen der Mayo nicht verschwenderisch, sondern wohltuend zurückhaltend. So konnte sich ein wenig von der Zutatenvielfalt in der Rolle bemerkbar machen in der sehr freien Interpretation einer Inside-Out-Roll. Das schmeckte in seiner Gesamtheit ordentlich, aber das eigentlich entscheidende an gutem Sushi lässt sich so nicht schmecken, der Reis, der Fisch, die Alge. Aber vielleicht ist das auch besser, denn dann wäre man enttäuscht. So aber war das eine dicke Aromenrolle, die durchaus gut schmeckt, aber die man einem Sushi-Meister besser nicht vorsetzt.
Natürlich gab es eingelegten Ingwer und Wasabipaste dazu.
Und weiterhin eine Art sehr milden Rettich und grüne, nicht getrocknete Algenblätter, begleitet von einer Sauce, die Assoziationen zu Erdnusssauce in mir weckte. Keine Ahnung was das war. Dann war ich durch mit meinem kleinen Mittagsteller. Im Großen und Ganzen war ich zufrieden. Das Sushi Angebot liegt auf dem erwarteten Niveau, nicht wirklich japanische Küche, aber schmackhaft und ausreichend frisch. Ich würde aber bei einer erneuten Einkehr aus dem vietnamesischen Teil der Karte wählen. Das liegt qualitativ der Optik nach näher an des Schusters Leisten des An Nam.
Die Junge Dame rechnete mit mir ab und verabschiedete mich mit einem freundlichen Lächeln. Und ich ziehe das Fazit, dass man hier durchaus mal gut einkehren und schmackhaft asiatische Crossover Küche genießen kann. Ich würde sicher noch mal einkehren bei Gelegenheit.
..so könnte man es beschreiben, die Küche dieses Restaurants in der Ochsenstraße in Nordhorn. Ich musste was erledigen in der Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim. Und weil es zeitlich passte, wollte ich noch was zum Mittag essen. Riesigen Hunger hatte ich nicht, ich überlegte in Richtung kleine Mahlzeit. Dabei fiel mir ein, dass in Nordhorn gerade ein Restaurant schwer angesagt ist, das An Nam. Ich war nicht weit entfernt, und offen hat man von Mittag bis Abend sieben Tage die... mehr lesen
An Nam Nordhorn
An Nam Nordhorn€-€€€Restaurant05921 7266666Ochsenstraße 6, 48529 Nordhorn
4.0 stars -
"From Saigon to Tokyo......" Carsten1972..so könnte man es beschreiben, die Küche dieses Restaurants in der Ochsenstraße in Nordhorn. Ich musste was erledigen in der Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim. Und weil es zeitlich passte, wollte ich noch was zum Mittag essen. Riesigen Hunger hatte ich nicht, ich überlegte in Richtung kleine Mahlzeit. Dabei fiel mir ein, dass in Nordhorn gerade ein Restaurant schwer angesagt ist, das An Nam. Ich war nicht weit entfernt, und offen hat man von Mittag bis Abend sieben Tage die
Geschrieben am 28.03.2022 2022-03-28| Aktualisiert am
28.03.2022
Besucht am 27.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Ich hatte schon mal einen Bericht geschrieben (2020 war das), aber der ist weg! Warum auch immer, ich weiß es nicht. Die Fotos vom Bericht sind aber noch da. Komisch! Na ja, egal, dann auf ein Neues.
Döner Buden gibt es in jedem Ort der Bundesrepublik Deutschland zu Hauf! Und es ist ja auch ein praktisches unkompliziertes Ding, die Fladenbrottasche auf die Hand. Wobei man angesichts der Preisgestaltung in einigen dieser Imbisse besser nicht allzu intensiv über die bei solchen VK Preisen mögliche Produktqualität nachdenkt. Seltener trifft man aber in unseren Gefilden auf wirkliche anatolische Restaurants, die sich Mühe geben mit ihrem gesamten Auftritt. Bei uns in Rheine wüsste ich unter unzähligen Döner Grills keinen einzigen, den ich mehr in Richtung Restaurant als Imbiss einordnen würde.
In Schüttorf aber, wahrlich nicht reichlich gesegnet mit anspruchsvoller Gastronomie, hat sich still und leise ein wirklich erfreuliches Angebot an anatolischer Küche etabliert, dass sich auch in der Levante beim Angebot bedient. Mitten drin in Schüttorf liegt er, der Harbali Holzkohlegrill, in der Windstraße, nahe beim alten Rathaus. Und der war am späten Sonntagnachmittag mal wieder Ziel einer Einkehr von meiner Frau und mir. Den frühlingshaften Sonntag Ende März hatten wir genutzt, die in voller Blüte stehenden riesigen Wald-Anemonen Teppiche in den fürstlichen Wäldern rund um Bad Bentheim per Rad zu erkunden. Und auf dem Rückweg bot sich Schüttorf an, den Hunger zu stillen. Süß im Schoko Hus ist dort immer eine Option oder was herzhaftes? Uns Beiden stand der Sinn nach herzhaft, und meine Frau schlug den Harbali Grill vor. Da war ich natürlich dabei. Das Timing war perfekt, um 16 Uhr standen wir vor der Tür und traten ein.
Einige Tische im Gastraum waren eingedeckt und dekoriert, offensichtlich erwartete man noch einige größere Gästegruppen zum essen. Aber es gab noch ein paar freie Tische für meine Frau und mich. Die Außenterrasse auf der Windstraße wird erst im April wieder eröffnet. Das macht aber nichts, denn beim Ambiente im Innenraum gibt sich die Betreiberfamilie wirklich viel Mühe.
Drinnen lässt es sich genauso angenehm sitzen wie im Sommer draußen auf der Terrasse. Im Laden waren zwei Herren, einer kümmerte sich freundlich zugewandt um den Service, ein weiterer Herr hinter der Theke war mit dem zubereiten der Speisen beschäftigt. Den Holzkohlegrill hatte er schon auf Temperatur gebracht.
Direkt an diesem angenehmen Wärmspender saßen wir und konnten zusehen, wie die Grillgerichte zubereitet wurden. Wir bekamen die Karte gereicht und da wir beide nicht das erste Mal da waren, schauten wir auch gleich mal in das Angebot in der Kühltheke.
Schaf, Rind und Hähnchen waren zu erkennen, in verschiedenen Arten vorbereitet für die Zubereitung auf dem Grill. Ich war mir sicher, meine Frau würde Schaf Fleisch erwählen, angesichts des entsprechenden Angebots, aber es kam anders. Zurück am Tisch ging sie noch mal in sich, ich hatte mich eigentlich schon entschieden. Als Getränk ordern wir immer Ayran.
Ist immer ein Genuss, besonders an warmen Tagen und Alkohol muss man in einem türkischen Restaurant auch nicht unbedingt ordern. Es gibt ihn aber, bis hin zu einer Flasche Wein serviert ihn der Service. Meine Frau hatte sich dann entschieden und wir starteten mit einer kleinen Vorspeise. Für sie eine Suppe. Türkische Linsensuppe war ihre Wahl. Und sie wurde nicht enttäuscht, an den Tisch kam eine sämige Suppe. Koriander schmeckte durch, ich denke auch Schwarzkümmel war dabei. Nicht zu viel Schärfe war in der Suppe, trotz eines Öls oben drauf. Perfekt wurde die Suppe mit der Säure durch ein Zitronenviertel, die man nach Gusto ausdrücken konnte. Gute Wahl bei meiner Frau, ich hatte gewählt, was ich fast immer wähle, wenn ich dort bin. Hummus kam für mich. Die Paste aus Kichererbsen und Sesampaste mit Knoblauch und Olivenöl liebe ich. Die Küche serviert dazu ein fingerverbrennend heißes Fladenbrot, dass direkt auf dem Grill vollendet wird.
Schlicht und einfach immer wieder ein Genuss, die Gemüse oben auf kann man machen, müsste aber gar nicht sein für mich. Der eingelegte Staudensellerie (säuerlich) war aber lecker. Wir genossen unsere Speisen, während in meiner Rücken Gemüse gegrillt wurde.
Ja, so muss türkische Küche daher kommen, alles mit fetten Röstaromen, so schmeckt das nach Anatolien. Für den Hauptgang hatte ich mir ein Tellergericht geordert. Und zu diesen gehört immer ein begleitender Salat.
Auch der macht eigentlich immer Freude. Tadellose frische Zutaten liegen drauf, die sind dann nicht groß mit einer Vinaigrette angemacht. Öl ist drauf und für die Säure drückt man ein Zitronenviertel aus. Zum Salat ein Gericht, dass ich bei einem vorherigen Besuch an einem Nachbartisch bewundert hatte und nun auch probieren wollte. Beyti Kebap nennt sich das. Die Rindfleischspieße lagen verheißungsvoll in der Kühlung und wanderten nach meiner Order auf die glühenden Kohlen. Vom Spieß befreit wurde das in Fladenbrot eingerollt und in mundgerechte Stücke geschnitten. Fein gewürzt präsentierte sich das Rindfleisch, trotz des scharfen angrillens schön saftig. Perfekte Ergänzung war der fette türkische Joghurt mit Tomatensauce drauf. Lecker, aber wenn man das auf hat ist man satt. Und das ist leider Schade, denn die Baklava auf der Theke kann man dann nicht mehr ordern.......
Satt war auch meine Frau, die sich eingedenk ihrer Suppenwahl ein Dürüm bestellt hatte, über denen steht "für den kleinen Hunger". Was der Anatole so als kleinen Hunger bezeichnet, meine Frau bekam die mit Hähnchen und Gemüse gefüllte Rolle nicht auf, eine Hälfte ging neu verpackt mit nach Hause.
Den freundlichen Service habe ich schon angesprochen. Zum Schluss war noch die Chefin mit ihrer Tochter mit im Gastraum. Man war immer Blick und immer überzeugte man sich beim Verzehr nach unserer Zufriedenheit. Geht nicht besser, wir waren glücklich als Gäste.
Fazit, wer mal Lust hat auf recht anspruchsvolle anatolische Grill Gerichte, dem kann man eine Einkehr in den Harbali Holzkohlegrill ohne Zweifel empfehlen. Wir haben für unter 40 Euro gut gegessen.
Ich hatte schon mal einen Bericht geschrieben (2020 war das), aber der ist weg! Warum auch immer, ich weiß es nicht. Die Fotos vom Bericht sind aber noch da. Komisch! Na ja, egal, dann auf ein Neues.
Döner Buden gibt es in jedem Ort der Bundesrepublik Deutschland zu Hauf! Und es ist ja auch ein praktisches unkompliziertes Ding, die Fladenbrottasche auf die Hand. Wobei man angesichts der Preisgestaltung in einigen dieser Imbisse besser nicht allzu intensiv über die bei solchen VK... mehr lesen
4.0 stars -
"Gut gegrillt!" Carsten1972Ich hatte schon mal einen Bericht geschrieben (2020 war das), aber der ist weg! Warum auch immer, ich weiß es nicht. Die Fotos vom Bericht sind aber noch da. Komisch! Na ja, egal, dann auf ein Neues.
Döner Buden gibt es in jedem Ort der Bundesrepublik Deutschland zu Hauf! Und es ist ja auch ein praktisches unkompliziertes Ding, die Fladenbrottasche auf die Hand. Wobei man angesichts der Preisgestaltung in einigen dieser Imbisse besser nicht allzu intensiv über die bei solchen VK
Geschrieben am 21.03.2022 2022-03-21| Aktualisiert am
21.03.2022
Eine der schönsten westfälischen Gaststätten in Münster und dem Kreis Steinfurt wird wieder eröffnet. Nach dem der letzte Betreiber vor drei Jahren verstarb, hat die Besitzerfamilie einen neuen Betreiber gefunden. Momentan öffnet man nur auf Voranmeldung. Aber zum Sommer hin geht es wieder los. Für ein paar Eindrücke hat der WDR Münster mal seinen Restauranttester los geschickt.
Eine der schönsten westfälischen Gaststätten in Münster und dem Kreis Steinfurt wird wieder eröffnet. Nach dem der letzte Betreiber vor drei Jahren verstarb, hat die Besitzerfamilie einen neuen Betreiber gefunden. Momentan öffnet man nur auf Voranmeldung. Aber zum Sommer hin geht es wieder los. Für ein paar Eindrücke hat der WDR Münster mal seinen Restauranttester los geschickt.
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/muensterland/videos/video-tiemann-testet-die-gaststaette-hoeltene-schluse-100.html
Hölt'ne Schluse | Gastwirtschaft am Max-Klemens-Kanal
Hölt'ne Schluse | Gastwirtschaft am Max-Klemens-Kanal€-€€€Biergarten, Gaststätte015142435430OT Sprakel, Am Max-Klemens-Kanal 303, 48159 Münster
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"Nach zwei Jahren Pause geht es nun wieder los!" Carsten1972Eine der schönsten westfälischen Gaststätten in Münster und dem Kreis Steinfurt wird wieder eröffnet. Nach dem der letzte Betreiber vor drei Jahren verstarb, hat die Besitzerfamilie einen neuen Betreiber gefunden. Momentan öffnet man nur auf Voranmeldung. Aber zum Sommer hin geht es wieder los. Für ein paar Eindrücke hat der WDR Münster mal seinen Restauranttester los geschickt.
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/muensterland/videos/video-tiemann-testet-die-gaststaette-hoeltene-schluse-100.html
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"Ein Stern!" Carsten1972Und auch hier ist ein Stern gelandet! Keine Überraschung! Konsequente Fortsetzung der Leistung aus der "olen Deele"! Herzlichen Glückwunsch!
Gina Duesmann und Lars Keiling haben mit ihrem Team einen Stern vom Guide Michelin bekommen. Keine Überraschung für mich! Herzlichen Glückwunsch!
Gina Duesmann und Lars Keiling haben mit ihrem Team einen Stern vom Guide Michelin bekommen. Keine Überraschung für mich! Herzlichen Glückwunsch!
Restaurant Friedrich
Restaurant Friedrich€-€€€Restaurant054196380899Lotter Straße 99, 49078 Osnabrück
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"Keine Überraschung!" Carsten1972Gina Duesmann und Lars Keiling haben mit ihrem Team einen Stern vom Guide Michelin bekommen. Keine Überraschung für mich! Herzlichen Glückwunsch!
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Davon profitiert auch das Ziel unserer Radtour nach Twist, der Landgasthof der Familie Backers in Twist-Bült. Schon immer haben Frau und Herr Backers in diesem Dorf einen qualitätsbewussten gastronomischen Betrieb geführt und sind damit auch in das Radar meiner Suche nach Genuss-Zielen geraten. Und da nun der junge Hendrik Backers aus Münster zurück gekehrt und in den Betrieb eingestiegen ist, wird dieses Haus auch langfristig weiter geführt werden können. Angesichts vieler Gasthöfe, die auf Grund mangelnder Nachfolge schließen müssen, eine gute Nachricht.
Am späten Nachmittag trafen wir ein, die Räder kamen in die neue Rad-Garage, und wir checkten uns nach einer freundlichen Begrüßung durch Frau Backers in unser Zimmer ein. Die gerade erst sanierten Zimmer laden immer dazu ein, einen Besuch im Restaurant mit einer Übernachtung zu kombinieren. Twist ist nicht gerade der Nabel der Welt und öffentlichen Nahverkehr gibt es dort nicht nennenswert. So spart man sich die "wer fährt zurück" Diskussion. Für 19 Uhr hatten wir den Tisch reserviert und so war ausreichend Zeit, zu regenerieren und sich in einen für den Abend angemessenen Zustand zu bringen. Die Satteltaschen waren zu diesem Zweck gepackt.
Seit unserem letzten Besuch war der Gastraum dezent, aber wahrnehmbar renoviert worden. Tritt man ein, offenbart sich Landhausstil ohne Kitschfaktor.
Hendrik Backers hat sich seine gastronomischen Meriten im Bereich von Cocktails und Barprodukten erarbeitet, und mit diesem Hintergrund ist es klar, dass das Angebot an entsprechenden Getränken kräftig gestiegen ist. Der Wagen mit den Digestif kündete unübersehbar davon.
Ein junger Mann aus dem Serviceteam nahm sich unser an und brachte uns direkt an unseren Tisch, vorstellen mussten wir uns nicht mehr. So geht perfekter Service. Frau Backers hat ihr Team gut im Griff.
Wir nahmen Platz an einem Tisch für Zwei vor der Tür zur Terrasse, auf der wir auch schöne Abende mit Genuss verbracht haben. Nur leider war das natürlich Ende April noch keine Thema, und so blieb es beim Blick nach draußen in den schön gestalteten Garten der Familie Backers. Die Karten kamen an den Tisch und ein Wasser wurde bestellt, ebenso zwei Aperitif.
Für meine Frau ein Pinot Rosé Sekt brut, klassische Flaschengärung, Weingut Th. Schätzle, Kaiserstuhl und für mich ein Quitten Gimlet, bestehend aus Quitten-Bergamotten Likör, Fords London Dry Gin, Lime Cordial. Wenn sich schon ein guter Barkeeper aufs Land verirrt, dann wird natürlich entsprechend geordert. Es gibt deswegen jetzt auch eine extra Barkarte bei den Backers im Restaurant. Wir studierten die Karte, einsehbar auf der HP. Die Karte ist wohltuend reduziert, Helmut Backers als Küchenchef kocht streng regional und saisonal, seine Küche unterstützt die Slow Food Vereinigung und setzt deren Ideen konsequent um. Es dauert dennoch immer etwas bis man ordern kann, denn als Genießer fällt die Entscheidung doch immer sehr schwer. Man kann nicht alles essen, was auf der Karte verlockt. Irgendwann waren wir durch, und sehr Service servierte uns Brot und eine Kräuter-Frischkäsecreme.
Na klar kommt der Käse von einem regionalen Hersteller, und das Brot wird selber gebacken. Zwei Sorten, eines mit Bärlauch veredelt und eines, dass von Kümmel und Koriander in seinem Aromen bestimmt war. Mit Aperitif und Brot verging dann die Zeit zur Vorspeise. Meine Frau hatte sich etwas sehr Besonderes bestellt.
Französische Sardinen, original in der Dose serviert, mit Zitrone oder Schalotten, kleiner Salat und geröstetes Brot war ihre Order an den Service. Zitrone war ihre Wahl für die Sardinen. Gute bretonische Sardinen liegen auch immer bei uns zu Hause, wir haben zwei Hersteller aus dem Finisterre, bei denen wir regelmäßig einkaufen. Wir essen die im Ganzen, diese hier waren filetiert. Aber ich denke, dass ist hier bei uns eine gute Entscheidung, um Hemmschwellen abzubauen. Frau genoss ihre kulinarische Vorfreude auf unseren Bretagne-Urlaub im Juni. Meine Wahl war auch etwas aus dem Meer.
Pulpo und Spargel in Olivenöl gebratenen mit Bärlauch-Mayonnaise war der schlichte Name für dieses Gericht. Spargel hat Saison, gebraten ist für mich die beste Zubereitung dieses Gemüses und die Kombination mit Pulpo und Bärlauch war äußerst gelungen. Großartiges Zusammenspiel von Röstaromen und frischen Noten aus der Mayonnaise. Ich war sehr glücklich mit meiner Wahl. Zu der Vorspeise gab es einen Silvaner.
Aus Franken, woher sonst, ein Ortswein des VDP Weingutes Bickel Stumpf, war dieser frische 2020er eine Entdeckung für uns Beide. Es wird wird wirklich langsam Zeit, dass wir endlich mal eine Weintour nach Franken machen. Perfekter Begleiter für unsere beiden Vorspeisen. Nach angemessener Wartezeit servierte uns Hendrik Backers unsere Hauptgänge. Zuerst die Wahl meiner Frau.
Lamm vom Emsland-Moormuseum, geschmorte Schulter in Senfsaatsauce, Spitzkohl und Kräutergnocchi hatte sie bestellt. Wunderbar geschmortes Fleisch, ich durfte kosten! Großartiger Glanz der Jus. Das Stück Fleisch auf angeschwitzten Spitzkohl serviert. Und ein Knaller die etwas ungewöhnlich geformten Gnocchi, aromatisiert mit Bärlauch. Die waren sehr gut! Sauce blieb natürlich nicht auf dem Teller zurück bei dieser Beilage. Perfekt in die Jahreszeit passendes Gericht! Ich hoffte, meine Wahl würde mich auch so glücklich hinterlassen. Denn die war etwas außergewöhnlich. Der Service servierte zuerst ein Tablet mit drei Komponenten a part an meinem Platz.
Dazu kam ein Teller, der vor mich gestellt wurde.
Sehr schlicht, musste ich da noch selber Hand anlegen, um das zum erhofften Genuss werden zu lassen. Auf dem Tablett eine Sauce. Dampfend heiß im Glas serviert mit wunderbaren Aromen von Thymian und Oregano.
Im zweiten kleineren Glas noch geriebener Käse, der Geruch verriet, dass es ein Ziegenkäse war.
Nun machte ich mich ans Werk und baute das Ganze zu meinem Gericht zusammen. Denn meine Bestellung stand in der Karte unter dem Namen Unsere "Brot-Retter-Nudeln" mit Rehbolognese, kleiner Salat und geriebener Fehnland Ziegenkäse.
Helmut Backers verarbeitet liegen gebliebenes altes Brot aus der eigenen Herstellung zusammen mit einer Nudelmanufaktur aus dem nicht weit entfernten Wietmarschen zu dieser Pasta. Die Manufaktur kenne ich gut, sie verkauft ihre Waren auch an mich auf unseren Freitäglichen Wochenmarkt in Rheine. Die Bolognese kam perfekt abgeschmeckt über die Pasta, mit leichten, aber nicht zu dominanten Wildgeschmack. Dazu ein frischer Salat, war das ein schlichtes, aber wundervolles Gericht.
Der Wein zu diesen beiden Gerichten kein Roter, uns stand der Sinn weiter nach einem Weißwein. Ein frischer Silvaner wäre nach natürlich völlig überfordert gewesen bei den beiden Gerichten, aber ein Chardonnay aus dem Holz sollte gut dazu passen.
Südtirol, Cantina Terlan, Chardonnay aus dem Holzfass, Jahrgang 2020, war dieser Wein auch Begleiter unserer Desserts. Für mich Käse!
Regionaler Käseteller mit eingelegten Walnüssen und Brot. Das Chutney verriet mir die Karte nicht, das passte aber sehr gut zu den Ziegenkäsen vom Fehnhof im Emsland und dem Käsehof Dennemann aus der Grafschaft Bentheim. Frau Carsten1972 orderte einen süßen Abschluss ihres Menüs.
Panna cotta mit Rhabarberkompott und weißer Schokolade hatte es in der Karte geheißen. Ich habe nicht probiert, aber der Blick in die Augen meiner Frau verhieß vollste Zufriedenheit. Drei Gänge hatten wir bestellt und mit alles Gerichten unseres Abendessens waren wir vollauf zufrieden! Helmut Backers kocht sein Ding, jahreszeitlich, regional, hochqualitativ, mehr braucht es nicht, um eine wunderbare Kulinarik zu anzubieten. Wir orderten nach Beratung mit dem Junior noch zwei Digestif, einen spanischen Brandy (Carlos I Imperial XO) und einen finnischen Whisky (Kyro Malt aus Roggen, kräftige Raucharomen).
Mit dem Abendessen waren wir durch, zufrieden fielen wir dann für eine ruhige Nacht ins Bett. Der Genuss-Aufenthalt im Backers endet aber für die Zimmergäste nicht mit dem Abendessen, denn am nächsten Morgen erwartet den Gast eines der besten Hotel-Frühstücke, die ich persönlich kenne (und ich bin bei Hotel Frühstück wahrlich viel Leid gewohnt). Früher servierte Frau Backers das Frühstück im Restaurant. Aber nach einem Umbau verfügt der Gasthof im Bereich der Rezeption nun über eine behagliche Lounge als Aufenthaltsbereich für Gäste und für das Frühstück. Das Frühstück wird am Platz serviert, besteht konsequent aus Zutaten, die man selber herstellt oder lokal/ regional zukauft. Keine Industrieware kommt auf den Tisch und für das selbst gebackene Langzeit geführte Sauerteigbrot würde ich morden! Das ist für den nächsten Aufenthalt vorbestellt, nach dem nächsten Besuch geht ein Laib mit zurück nach Rheine.
Damit kann ich zu meinem Fazit kommen. Ihre Zahl wird immer kleiner, die der anspruchsvollen Landgasthäuser mit einer qualitativen Küche. Noch gibt es sie, aber man muss sie suchen. Und eines dieser Gasthäuser haben wir gefunden im Emsland, in Twist Bült. Und weil es wichtig ist, solche Häuser auf ihrem Weg zu unterstützen, strampeln wir einmal im Jahr 70 Kilometer hin und 70 zurück für diesen Genuss!