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Dem Vorteil des auffälligen Namens steht ein geographischer Nachteil gegenüber. Der Aussenbereich des Lokals ziegt nach Norden und sieht nur äusserst selten die Sonne. Auch sind die Spielregeln nicht ganz klar. Bereits im letzten Jahr sass ich einige Zeit vollkommen unbeachtet vor der Tür und habe so lange vergebens auf eine Bedienung gewartet, bis es mir zu fröstelig wurde und ich ein paar Häuser weiterzog, wo der Service bemühter und zugewandter war.
In diesem Jahr habe ich offenbar bessere Karten. Kaum nehme ich an einem der zierlichen Stühlchen vor der Türe Platz, erscheint auch schon ein Aprilmädchen – ob sie meiner ansichtig geworden oder nur durch das laute Kindergeplärre am Nebentisch aufgeschreckt worden war, weiss man nicht. Ich werde jedoch aufgeklärt, dass drinnen an der Theke bestellt werden soll. Eine Karte liegt nicht aus, meine Bestellung wird auch nicht gleich erhört, obwohl der Service mir doch schon gegenüber steht.
Der Innenbereich ist hübsch und hell möbliert, so wie man sich eine moderne Studenten-WG vorstellen würde, mit stylisher Kaffeemaschine und kleiner Kuchentheke und etlichen Grünpflanzen. Ein bisschen eng und gedrängt wird’s an der Theke – aber das Café ist auch gut bestuhlt und besucht. Ausserdem müssen sich alle Gäste, die zur Toilette wollen, hier vorbei bemühen. In Ermangelung einer Karte bestelle ich einen schlichten Kaffee (3,-- Euro) mit normaler Milch (letzteres betone ich laut und deutlich, da ich vermute, mich hier im Hafer- und Sojamilchkosmos zu befinden). Die Aprilmädchen im Service agieren zielgerichtet und tough und versprechen, meine Bestellung nach draussen zu bringen.
Das funktioniert auch prima. Ein Hingucker sind mintgrüne Tasse und rosafarbenes Milchkännchen im Töpferlook (ist jedoch englische Markenware, wie ich am Ende am Boden des Kännchens nachlese). Dazu tatsächlich ein gold(farben)ener Löffel. Ein Schelm, wem dabei Böses in den Sinn kommt… Der Kaffee schmeckt leider etwas schal und vollkommen unspektakulär, was sicherlich an der Normalmilch liegt. Naja, es hätte auch ChariTea Eistee und Viva con Aqua gegeben (was ich später der Homepage entnehme). Offenbar auch leckere Schnittchen mit Namen wie Hüttenheidi, Almöhi oder Clarabanana. Alles mit selbstgemachtem Sauerteigbrot und angesagten Zutaten wie Avocado, Hummus, Chiliflocken, Quittenmus, Erdnussbutter, Kichererbsen. Vielleicht sollte ich dem Lokal noch eine zweite Chance geben? Auch wenn mich Sätze wie dieser etwas verunsichern: „Aprilmädchen ist nicht der Platz an dem die schönsten Geschichten geschrieben werden, es ist der Platz, den du mit deiner besten Freundin besuchst und die schönsten & aufregendsten Geschichten deines Lebens teilst.“
Immerhin gelingt es mir noch, das Mysterium hinter dem Lokalnamen zu lüften. Die Chefin hat offenbar im April Geburtstag. So einfach! Nicht jedoch gelingt es mir, einen analogen Beleg zu erhalten. Man hätte keinen Drucker, erklärt man mir, ich könne den Beleg jedoch übers Handy oder per E-Mail erhalten. Huch, habe ich neue digitale Transformationen verschlafen? Etwas verstört schlage ich eine handschriftliche Variante vor, um den Stempel muss ich noch extra bitten. Derweil vergrössert sich die Schlange an der Theke. Auf einen Toilettengang verzichte ich letztendlich, um nicht für noch mehr Durcheinander zu sorgen. Eine öffentliche Toilette befindet sich nur wenige Häuser weiter.