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Im kleinen Aussenbereich sprich Biergärtchen der "Linde" wurden wir von einer sehr freundlichen Bedienung begrüßt; die angenehme Stimme war mir von etlichen Bestelltelefonaten her vertraut. Zunächst bat sie um Vorlage eines aktuellen Negativtests (hatten wir nicht) oder einer Bescheinigung über zwei Impfungen, wobei die zweite mindestens zwei Wochen zurückliegen müsse (hatten wir). Zwei Aussentische waren noch zu haben; beide fanden allerdings keine Gnade vor den Augen von Mme.Simba, also gings nach drinnen. Dort scheint ambientemässig die Zeit zu Beginn der fünfziger Jahre stehengeblieben zu sein: Viel Holz, viel Braun auch im Fliesenbereich, geschwungener Tresen mit angebautem erhöhtem Tisch auf einem Podest, Stehtisch mit Barhockern drumherum, Nebenzimmer. Viel Deko, beginnend bei zig auf "alt" getrimmten Reservistenkrügen über alte Fotos und nachgemachte Wandteller im "Delfter Blau", die allerdings keine niederländische Gebäude, Landschaften oder Szenen zeigen sondern ausschliesslich Objekte aus dem Saarbrücker Stadtgebiet wie die Ludwigskirche, die Stiftskirche, den St.Johanner Markt oder die Basilika. Was in anderen saarländische Gaststätten mit solch einem Ambiente gang und gäbe ist fehlt hier völlig: Grubenlampen und Brocken geförderter Kohle! Da geht auch die große Kuhglocke für mich nicht als Ersatz durch :-)) Völlig neuzeitlich sind die mit Blick auf die coronabedingten Abstands- und Hygieneregelungen zwischen die einzelnen Tische gestellten Paravents aus weißem Stoff; das erinnert mich irgendwie an die Notaufnahme des Klinikums Saarbrücken, wo solche Paravents zwischen den einzelnen Untersuchungspritschen platziert sind.Hier hat man die Paravents etwas aufgehübscht; auf jedem haben sich drei oder vier Schmetterlings-Aufkleber niedergelassen.
Rasch wurden die Karten gebracht; an Getränken bestellte ich für mich helles Franziskaner Weizen vom Fass (0,5l für volkstümliche EUR 3,60), mein Schatz bekam alkoholfreies Karlsberg Weizen (0,5l EUR 3,40). Als Vorspeise hatte er sich die hausgemachte Paté vorgstellt; nachdem diese nicht zu haben war gabs für uns beide als Vorspeise die "Hummercrêmesuppe mit Krabben und Sahnehaube" (EUR 6,30). Über das Hauptgericht hatten wir uns bereits während der Anfahrt verständigt: "Spaghetti mit Pfifferlingen, Zwiebeln und Speck alio olio" für EUR 13,90.
Die Biere kamen zügig, mein Franziskaner im "König-Ludwig-Glas", und während wir auf die Speisen warteten bekamen wir ungewollt Gratisunterricht über die Bischmisheimer Nachkriegsjahre und die Schicksale diverser Bischmisheimer Bürger. Ein einzelner Gast und ein altes Ehepaar, alle drei wohl "Rehböcke"- Urgestein (als Rehböcke bezeichnen sich die Bischmisheimer selbst und haben auch oft Rehbock-Aufkleber an ihren Fahrzeugen), zogen lautstark vom Leder und fühlten sich durch unsere Anwesenheit auch nicht gestört. Na ja, es war köstlich zuzuhören; was da in bestem Saarländisch auf den Tisch kam hätte reichlich Stoff für das nächste Soloprogramm des weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus vor allem als "Becker Heinz" in der TV-Serie "Familie Heinz Becker" bekannten saarländischen Kabarettisten Gerd Dudenhöffer geboten.
Wer wie die "Linde" Hummer nicht auf der Karte hat, hat natürlich auch keine Hummer-Karkassen, aus denen er einen entsprechenden Fonds ziehen kann. Also musste bei der Hummercrêmesuppe Hummerpaste für das Hummer-Feeling sprich so etwas wie Hummergeschmack sorgen. Sie war wohl von Jürgen Langbein, ohnehin die beste, und erledigte ihren Job ganz gut; die Sahnehaube war auf dem Weg von der Küche auf unseren Tisch ziemlich eingefallen, die angekündigten Krabben kamen wohl aus dem Lande Liliput, waren aber in grösserer Zahl am Start.
Mächtig waren die uns aufgetischten Portionen des Hauptgerichts. Hatte anfangs nach nicht sehr viel ausgesehen erwies sich im weiteren Verlauf allerdings als äusserst üppig. Die Pasta war genau al dente. Weder an Pfifferlingen noch am Speck war gespart worden, die Zwiebeln hielten sich mengenmässig dagegen zurück, was wir nicht als Manko ansahen. Ein absolut stimmiges und wohlschmeckendes Gericht, nur für uns beide von der Menge her zu viel. Natürlich wurde uns angeboten. das Nichtbewältigte einzupacken; das wollten wir aber nicht. Manche Speisen gewinnen, das wissen wir ja alle, wenn sie ein- oder mehrmals aufgewärmt werden; Spaghetti mit Pfifferlingen und Speck gehören aus unserer Sicht allerdings nicht dazu.
Fazit: Die "Linde" ist ein kleines Saarbrücker Gasthaus mit viel Tradition und einem gewissen Charme; der Anteil an Bischmisheimer Stammgästen dürfte groß sein und den Betrieb gut durch die widrigen Corona-Zeiten getragen haben und auch weiterhin tragen. Das Ambiente muss man mögen, die junge Frau im Service, auf der Rechnung als "Bediener 3" ausgewiesen, versieht ihren Dienst mit viel Engagement und Freude; großes Kompliment. Die Küche ist gut, manchmal sogar sehr gut. Die Nassräume haben wir nicht aufgesucht; sie dürften aber genau so sauber sein wie das was wir gesehen haben. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist stimmig, Punkt. Wir haben uns jedenfalls wohlgefühlt und kommen sicher mal wieder.
P.S. Fast vergessen hatte ich dass als ich meinen Beilagensalat zu meinem Schatz hinüberschob die Bedienung angeflitzt kam undd fragte, ob sie mir anstelle des Salats vielleicht etwas Gemüse bringen dürfte. Sie durfte und kam wenig später mit einem Tellerchen voll Blumenkohl, Buttererbsen und Butterböhnchen an.Respekt; das findet man nicht überall.