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Zusammen mit seiner Frau Julitta, die auf sehr herzliche Art den Service leitet, hat er schon vor längerer Zeit das Thema Nachhaltigkeit auf seine kulinarische Agenda geschrieben. So bezieht er beispielsweise die Zutaten für seine Gerichte aus der Region. Die nahezu vollständige Verwertung der von ihm selbst zerlegten (ganzen) Tiere braucht keinen „Nose-to-Tail-Trend“, um auch mal Innereien als Empfehlung zu offerieren.
Aus vielen kleinen Mosaiksteinen setzt sich die nachhaltige Wirtschaftsweise des Landhauses Mischler zusammen. Das mit Kohlensäure aufbereitete heimische Tafelwasser, die hauseigene Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung oder die Nutzung von Regenwasser im Sanitärbereich seien beispielhaft für die vielseitigen Anstrengungen in Sachen Umweltschutz genannt.
Udo Mischler, der im benachbarten Lembacher Sternelokal „Cheval Blanc“ (damals unter der Leitung von Kochlegende Fernand Mischler, mit dem er verwandt ist) sein Handwerk gelernt hat und schon im Alter von 25 Jahren seine Meisterprüfung ablegte, hat schon beim ehemaligen Zwei-Sterne-Koch Gerhard Gartner in dessen damaligem Restaurant Gala in Aachen gewirkt. Der leidenschaftliche Küchenmeister greift demnach auf einen großen kulinarischen Erfahrungsschatz zurück. Er weiß um die Wünsche seiner Gäste und bietet eine geschmackvoll zubereitete deutsche Küche, die mit bürgernahen Preisen auch viele Gäste aus dem benachbarten Elsass anlockt.
Es war eine Spontaneinkehr an jenem kalten Sonntagabend Anfang Februar. Ein kurzer Anruf von unterwegs aus diente der Rückversicherung bezüglich eines freien Tisches. Und so kam es, dass ich nach vielen Jahren der Abstinenz - damals besuchte ich das Lokal im Sommer nach dem Klettern an einem der dortigen Sandsteinfelsen - wieder einmal bei Udo Mischler zu Gast war.
Etliche Tische waren in dem ca. 80 Personen fassenden, zweigeteilten Gastraum an diesem Abend unbesetzt. Über hellen Klinkerboden gelangten wir in dessen hinteren Teil, wo wir uns auf gut gepolsterten Gastrostühlen mit etwas gewöhnungsbedürftigen Rückenlehnen niederließen. Kurzer Blick in die Runde und uns wurde klar, dass mit unserem Eintritt der Altersdurchschnitt etwas nach unten korrigiert wurde. Aber erfahrene Esser wissen ja meist, wo es in der Region am besten schmeckt.
Das Innere des Landhauses machte einen äußerst aufgeräumten Eindruck. Crèmefarbene Tischdecken, raumteilendes Topfgrün, zurückhaltende Deko und angenehmes Licht, das von halbkreisförmigen Wandstrahlern indirekt unterstützt wurde, kündeten von aparter Gastlichkeit, die sich den Trends der vergangenen Jahre auf charmante Art entzogen hatte. Kurzum: eine typische Landgasthofatmosphäre wie aus ARD-Buffet-Bilderbuch.
Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte konnte sich der Gast über die gastronomische Vita des Küchenchefs und die ökologischen Anstrengungen der Mischlers informieren. Eine Seite weiter wurde mit einem viergängigen Valentinstagmenü (39,80 Euro) das anstehende Fest der Schwerverliebten beworben. Dem folgte ein umfangreiches Aperitifangebot, das neben Winzersekt, Sherry, Pernod und Co. auch sechs exquisite Trinkessige vom Venninger Doktorenhof gelistet hatte.
Die Gestaltung der bedruckten, in Klarsichtfolie gepackten Speiseauswahl hätte meines Erachtens etwas übersichtlicher ausfallen können. Unter dem Motto „Aus der Region für die Region“ fielen mir gleich „Mischlers Sauertaler“, zwei gebackene Kartoffel-Quark-Räucherforellen-Küchlein, ins Auge. Hausgemachte Gänseleberterrine und Jakobsmuscheln erinnerten an die Nähe zum Nachbarland. Putengeschnetzeltes, Käsespätzle und Schweinerückensteak versprachen deftige deutsche Hausmannskost.
Küchenmeister Mischler schlachtet gerne selbst. Da wundert es kaum, dass alle Wurstspezialitäten aus der eigenen Herstellung stammen. Auf den Teller kommen diese als gebratene Blutwurst auf Kartoffelrösti, Leberknödel mit Sauerkraut oder Pfälzer Saumagen (nach altem Hausrezept). Mit Hackbraten, Schnitzel und Rumpsteak werden auch fleischaffine Redundanzesser bedient. Daneben locken ein paar Wildgerichte. Das Fleisch von Reh, Hirsch und Wildschwein stammt natürlich aus der unmittelbaren Nachbarschaft.
Freunde des gesottenen Uhus und der gebratenen Elwetritsche, die hier ausschließlich am 1.April auf dem Teller „landen“ (natürlich wörtlich gemeint), dürfen sich an den übrigen Tagen des Jahres am sogenannten „Wasgau-Tritsche-Säckel“, einer mit Kohl gefüllten Wildroulade, erfreuen. Oder eben an Flääschknepp mit Meerrettichsoße. Da macht man in der Pfalz ja sowieso nie etwas falsch.
Erfreulich für die Weindrosseln ist die Tatsache, dass eine gute Auswahl an offenen Pfälzer Kreszenzen zu akzeptablen Preisen ausgeschenkt wird. Der Spätburgunder von Meßmer (Burrweiler), der St. Laurent von Kleinmann (Birkweiler) oder der Chardonnay von Koch (Hainfeld) sind mit Viertelpreisen um die 5 Euro keineswegs überteuert.
Wir blieben an jenem Abend abstinent und beließen es bei einer Flasche Mineralwasser (3,90 Euro). Als Vorspeisen fungierten eine Rotkohlcrèmesuppe mit knusprigen Speckwürfeln (5,80 Euro) sowie die bereits erwähnten „Sauertaler“ mit Meerrettichschmand und kleinem Salat (8,90 Euro), dem – wenn man es so will – „Signature Dish“ des Hauses Mischler. Unser Hunger erlaubte durchaus das Bestellen zweier opulenter Hauptgerichte, die in Form von Käsespätzle (9,50 Euro inkl. Salat) und Schweinelendchen in Waldpilzsoße, Pommes Frites und Salat (16,90 Euro) den zweiten Gang bildeten.
Für Suppen und Saucen mit Schmackes steht Udo Mischler mit seinem guten Nachnamen. Die violett schimmernde Rotkohlcrèmesuppe wurde erfreulicherweise nicht mit zu viel Sahne oder Crème fraiche ihres mild-süßlichen Eigenaromas beraubt. Knusprige Speckkracherle und ein grundsolider Gemüsefond verliehen ihr zusätzliche Würze. Meiner Verlobten schmeckte sie ganz ausgezeichnet.
Die beiden fein abgeschmeckten, wunderbar fluffigen Kartoffel-Fisch-Taler, deren Name von der Heimat der darin verarbeiteten Forellen kündete, lagen braun gebraten neben einem schön sauer angemachten Blattsalat (im Extraschälchen) und einem Klecks cremigen, leicht pikanten Meerrettichschmand. Eine gelungene Kombi, die ihre Vorspeisenfunktion richtig ernst nahm und für erste Sättigung sorgte.
Durch Schönau fließt ja bekanntlich die Sauer und nicht weit davon entfernt betreibt Familie Arenth am Ortsrand von Fischbach eine kleine Forellenzucht. Küchenmeister Mischler bezieht laut Speisenkarte seine geräucherten Schuppentiere zur Herstellung seiner herzhaften Küchlein vom Forellenhof Arenth, quasi aus der direkten Umgebung.
Die unter einer üppigen Gratinkäsehaube versteckte Käsespätzle-Portion war alles bloß nicht fade. Keine Ahnung wie die Dame gegenüber von mir diesen Backstein in Mehlspeisengestalt vom Teller bekam. Sie tat es sichtlich mit Genuss. Drei rosagebratene Tranchen von der Schweinelende teilten sich mit Waldpilzen das Porzellan. Die dunkle Sauce zeugte von handwerklichem Können. Von einer kräftigen Jus bzw. einer dezenten Weinnote geschmacklich unterfüttert verlieh sie dem „Landhausteller“ süffige Opulenz. Bürgerliche Küche in gut eben.
Kurzeitig dachten wir noch über einen rostigen Ritter mit Weinsoße und Kirschragout nach. Oder zwei Kugeln vom hausgemachten Quittensorbet. Aber der fortgeschrittene Sättigungsgrad forderte den Verzicht auf die verlockend klingenden Nachspeisen. Dafür hätten wir schon ein paar Kilometer mehr wandern müssen. Vielleicht beim nächsten Mal.