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Unser kleiner, aber feiner „Essclub“, bestehend aus vier Kollegen, traf sich seit längerer Zeit mal wieder. Und diesmal war ich an der Reihe, eine geeignete Lokalität zu bestimmen. Nach dem letzten Treffen im Castell zu Leinsweiler (GG-Bericht vom März), sollte es an diesem Abend natürlich wieder etwas Besonderes sein. Mein „Ass im Ärmel“ in Sachen Pfalzwein, die Weinstube Kommerzienrat in Neustadt-Gimmeldingen, hatte an diesem Donnerstag leider Ruhetag. Somit musste ich mir tatsächlich was einfallen lassen. Ich erinnerte mich an einen Tipp von einem befreundeten Koch, der mir schon vor einiger Zeit den Kronprinz im südpfälzischen Weindörfchen Weyher (bei Rhodt) wärmsten empfahl.
Die Parksituation im Örtchen Weyher gestaltet sich etwas schwierig. Ein Gang durch die schönen Gassen entschädigt aber für das etwas abseits liegende Parkplatzangebot. Wir passierten die naheliegende Winzerstube, wo Volker Krug den Kochlöffel schwingt. Auch ein Lokal, das mal wieder besucht werden sollte. Die Auswahl an ambitionierten Restaurants ist in unserer Region in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Dann stehen wir vor unserem Ziel, einem altehrwürdigen Gasthaus mit neuem Anstrich, mit indirekter Beleuchtung gekonnt in Szene gesetzt. Das massive Eingangstor aus Holz stand offen und unser Blick fiel auf eine Tafel mit speziellen Angeboten und Bekanntmachungen (Silvester-Menü, Gans essen, usw.). Darunter das aktuelle Menü, bestehend aus 4 Gängen: einer Rotkohlsuppe, einem Beilagensalat, einem „Woi-Gockel“ (Coq au vin auf pfälzisch) und einer Crème brulée für sage und schreibe 19,90 Euro. Da waren wir alle erstmal sprachlos.
Wir betraten die Gaststube, die mit schlichtem, geradlinigem Interieur aufwartet, und hatten Gott sei Dank reserviert. Bequeme Polsterstühle mit einem Überzug aus Lederimitat, unaufdringliche Kunst an den Wänden, sparsam, aber stilsicher dekorierte Tische (runde Sets, warum nicht?) sowie - für meinen Geschmack - etwas zu hell eingestellte Deckenstrahler setzen gediegene Einrichtungsakzente. Frau Seiler im Service kümmert sich rührend um ihre Gäste; mit all der Routine jahrelanger Gastro-Erfahrung. Man spürt, dass hier ein eingespieltes Team in Küche und Ausschank am Werk ist.
Da es das Überraschungsmenü nur noch auf Vorbestellung gibt, studierten wir die übersichtlich angelegte Speisenkarte, die allerhand Kreatives beinhaltete ohne an Klassikern zu sparen. Drei Vorspeisen, zwei Suppen, dreimal Fisch und sechs Fleischgerichte, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Nun, bis auf unseren (Teilzeit-)Vegetarier in der Runde. Der hatte die Auswahl zwischen drei Veggie-Speisen, entschied dann aber für den St.Petersfisch (mit Linsen, Kartoffel und Kürbis für schlanke 16,90 Euro). Wer in Frankreich schon einmal St. Pierre gegessen hat, weiß, was man üblicherweise für diesen leckeren Meeresbewohner an Geld hinblättert. Ein anderer Kollege entschied sich für das 20-Euro-Menü. Da ich mir eigentlich nichts aus Rotkohl mache, und die Angebote in der Speisekarte (Meerwassergarnele mit Couscous, Kürbissuppe mit Ingwer und Wakame, Zander mit Blutwurst und Sauerkraut sowie Lammkeulenbraten mit Polenta und Chorizo…um nur einige der Leckerbissen zu nennen!) sehr verlockend klangen, war ich hin und her gerissen, entschied mich aber dann doch für das Menü, da mich interessierte, wie man vier Gänge zu einem solchen Preis auf den Tisch bekommt. Einer der Kollegen ist ausgewiesener Fachmann in Sachen Schnitzel. Kein Wunder, dass sein Hauptgang von „Wiener Art“ war. Als Vorspeisen wurden an unserem Tisch noch der karamellisierte Ziegenkäse (8,90 Euro) und die Rinderkraftbrühe mit Saumagenklößchen (3,90 Euro) bestellt.
Ein paar Sätze noch zur Weinkarte. Diese ist bestückt mit vielen ausgefallenen Weinen Pfälzer Jungwinzer aus der näheren Umgebung (Rhodt, Weyher, Hainfeld). Neben aufstrebenden Lokalgrößen wie Georg Meier, Michael Möwes, Jürgen Heußler und Klaus Meyer, finden sich auch bekannte Winzernamen wie Kleinmann (Birkweiler) und Bassermann-Jordan (Deidesheim) in der durchdacht zusammengestellten Karte wieder. Und auch beim Flaschenweinangebot kalkuliert man im Kronprinz äußerst fair. Die meisten Flaschen rangieren preislich zwischen 20 und 25 Euro. Eine gelungene Auswahl an Apéritifs (Traubensecco, Pfälzer Gin, Sekt mit Likör, usw.) erleichtert zudem das „Reinkommen“.
Ein Gruß aus Simon Seilers Küche kam auf einem Löffel à la „Taste“ daher. Forelle in zwei delikaten Aggregatszuständen (als Schaum und geräuchert) als Appetizer. Unsere Gaumen waren gekitzelt. Dann die Vorspeisensuppen. Die Rinderkraftbrühe fiel laut Aussage meines Kollegen ordentlich aus. Meine Rotkohlsuppe war wunderbar abgeschmeckt. Sie hatte diese feine Essigsäure, wie man sie vom Rotkraut her kennt. Eine mit etwas Sahne abgerundete, aromatisch duftende Suppe mit panierten Blutwurststücken auf dem Tellerrand. Diese fielen natürlich in den rötlichen Brodem und vollendeten so den Geschmack. Rein optisch war das schon ein Genuss. Ein wirklich gelungener Opener. Genau wie der Ziegenkäse mit Feigen, Chutney und Salat ein echter Hingucker war.
Schon ganz gut gesättigt machten wir uns bereit für die Hauptspeisen. Diese wurden mit einem knackig-frischen Beilagensalat gereicht, dessen schmackhaftes Joghurt-Dressing uns begeisterte. Auf meinem Teller befand sich eine ansehnliche Portion eines Weingockels mit Tagliatelle als Beilage und einer herrlich nach Weißwein duftenden Sauce à la crème. Genau genommen war es eine Hähnchenkeule sowie ein Stück Hähnchenbrust, was da butterzart gegart seiner Vertilgung harrte. Der St. Petersfisch meines Kollegen sah nicht nur ausgezeichnet aus, er schien ihm auch so zu schmecken. Zu seinen beiden erstklassig gewürzten und gebratenen Schnitzel „Wiener Art“ (mit Pommes für 11,90 Euro) orderte ein anderer Kollege noch etwas Sherry-Sauce, die eigentlich zur Kalbszunge gereicht wird. Er schwelgte im 7ten Schnitzel-Himmel und freute sich umso mehr auf seinen Wien-Urlaub im Herbst.
Zu den Schlemmereien aus der Küche tranken wir an diesem Abend zwei Flaschen Weißwein. Der erste war ein trockener Grüner Veltliner „vom Löss“ Jahrgang 2014 vom Weingut Klein aus Hainfeld. Diese in Österreich beheimatete Rebsorte wird in der Pfalz eher selten angebaut. Ein blumig duftender Exot, der bei uns Trinkfreude weckte uns seine 26,90 Euro auch wirklich wert war. Der zweite Weißwein war eine Cuvée namens „Back to the R..t“ von Klaus Meyer aus Rhodt (20,90 Euro). Die Abkürzung „AX-CH-WBG“ stand für die darin versammelten Burgundersorten (Auxerrois, Chardonnay und Weißburgunder). Herrlich mineralisch und frisch zupackend im Charakter. Ein Weißer mit Stil eben, der unsere Hauptgänge adäquat begleitete.
Den würdigen Schlusspunkt des Menüs setzte eine leckere Crème brulée, die von Sorbet aus Neuem Wein (!!!) und ein paar Früchten akkompagniert wurde. Was soll man sagen? Für so wenig Geld (19,90 Euro zur Erinnerung) habe ich wahrscheinlich noch nie so gut gegessen. Meinen Kollegen gefiel der Abend im Kronprinzen sehr gut und es würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere von ihnen den Weg dorthin mal wieder einschlagen wird. Mein Folgebesuch wird definitiv nicht lange auf sich warten lassen.