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Mit einem riesigen Angebot vor Ort eine Fundgrube - und auch der Online-Handel überzeugt mich. Jede Woche – ich habe mich dazu (freiwillig) angemeldet - erhalte ich per Mail auch den lesenswerten Newsletter.
Der Kölner Cornelius Stüssgen betrieb in der Stadt einige Supermärkte und baute 1937 den Weinkeller mit Fasslager. Die Geschäfte wurden 1984 von REWE aufgekauft und als eigene Marke eingestellt; aber der Weinkeller blieb erhalten. In diesem Jahr feierte die Firma daher das 80jährige Bestehen.
Leider werden nicht mehr regelmäßig preiswerte themenbezogene Weinproben nur zum Verkosten angeboten; an diese Stelle sind nun hochwertige Seminare mit entsprechenden Fachleuten zu allerlei gastronomischen Fragen getreten. Auch die Veranstaltung von YouDinner gehört bzw. passt eigentlich dazu.
Auch unser „Referent“ ist als Sommelier und Mitarbeiter im Vendome für das Thema mehr als prädestiniert.
Motto
„IN 180 MINUTEN UM DIE WELT“ - Eine vinophile Reise mit Marco Franzelin.
Programm
Ein Abend mit Deutschlands Spitzensommelier Marco Franzelin aus dem Vendome.
Einführung, Erläuterung und Präsentation von Weinen aus aller Welt in fünf Durchgängen.
Ein „Worldwide-Vesper-Brett“ als Grundlage für die Wein-Weltreise.
Weinprobe in der Schatzkammer des Kölner Weinkellers.
Von den USA nach Chile, von Südafrika über Australien und Neuseeland zurück nach Deutschland lautet die Route.
Die Weine
Der Schwerpunkt der Wein-Exkursion lag bei Ländern, die oft als Übersee oder Neue Welt bezeichnet werden. Amerika, Australien und Südafrika werden damit meistens gemeint. Es kann nur ein Ausschnitt sein, weil die Vielfalt riesig ist. Aber durch die Informationen von Marco Franzelin und den Austausch unter den Teilnehmer*innen wurde mein Horizont erweitert. Wobei mir die Länder und Besonderheiten in groben Zügen schon bekannt waren. Auf jeden Fall habe ich den Abend genossen und als große Bereicherung für mich angesehen.
Weil die Weine alle aus dem Bestand des Kölner Weinkellers stammten, habe ich auch die Verkaufspreise in Klammer dazugefügt.
2014 Von Buhl Riesling Brut Magnum - Reichsrat von Buhl – Pfalz (36,90 €)
Der Start war natürlich in Deutschland. Und die Rebe, die für unser Land steht, ist sicher der Riesling. Auch wenn er in der Zwischenzeit in vielen Ländern angebaut wird, ist es das unser Vorzeigeprodukt. Auf allen Weinkarten in den führenden Restaurants der Welt sind deutsche Rieslinge gelistet.
Der Winzersekt hatte also 12,5 % Alkohol und bestand aus 100% Riesling. Gut gekühlt, kam er für mich leicht und fruchtig zart am Gaumen daher; mit einer cremigen
Textur sowie einer feinen Fruchtsäure. Er wirkte erfrischend und die Sinne für die weiteren Weine schärfend. Nicht übermäßig trocken.
2016 Chenin Blanc - Flotsam & Jetsam Heirloom - Western Cape (17,50 €)
Der Wein stammt aus sechs verschiedenen Weinbergen im Weinanbaugebiet Swartland. Sein Bukett erinnerte an reife Birnen, Quitten und etwas Zitrone. Eine angenehme Säure zeigte sich am Gaumen, die von einer weichen Textur abgerundet wurde. Die unbewässerten Chenin Blanc "Bushvines" ergeben laut Hersteller "lekker wine". Kein schwerer Stoff, sondern zart und süffig – trotz seiner 13,5 Umdrehungen. Das Etikett hat mir gut gefallen – direkt nachkaufen werde ich ihn aber wohl nicht.
2012 Kloof Street Syrah 'Bush Vines' - Mullineux & Leeuw Family Wines – Swartland (14,90 €)
Die Familie Mullineux hat einen guten Namen in der Weinwelt. Ich habe einen Swartland Syrah bei einer Weinbegleitung in einem Restaurant in Erinnerung, der mich mächtig überzeugt hat (er lag im Preis allerdings deutlich höher als dieser Syrah). Ebenfalls hatte er 13,5 % Alkohol. Auch hier war für mich der Geschmack eher zart und zurückhaltend. Für mich darf es etwas üppiger sein.
Aber Südafrika gehört durchaus zu den Gebieten, die ich schätze und einige Winzer, die mir sehr zusagen. Neben Syrah sind es einige im Bordeaux-Stil. Eigentlich tue ich mich nur mit einigen Pinotage-Weinen etwas schwer; sie riechen bzw. erinnern mich an alte Autoreifen oder Gummi (obwohl ich bewusst noch keine verspeist habe).
Der nächste Durchgang widmete sich Kalifornien.
2012 Chardonnay - Freemark Abbey Napa Valley (27,00 €)
14,5 % Alkohol und 15% des Weins wurde in französischen Barriques ausgebaut. Helle goldgelbe Farbe fürs Auge. Florale Nase mit Noten von Zitrone und Jasmin, sowie Aprikose und Kumquat. Am Gaumen üppig und gehaltvoll. - Das war dann schon meine Welt. Es darf für mich durchaus wuchtig sein.
2014 Eastbench Zinfandel - Ridge Vineyards – Dry Creek Valley (29,50 €)
Primitivo (in USA Zinfandel, in Kroatien Crljenak Kaštelanski genannt) ist eine ursprünglich aus Kroatien stammende Rotweinsorte.
Dieser Zinfandel stammt vom gleichnamigen Single-Vinyard, der zu den jüngsten Weinbergen des Gutes gehört. Bei der Neupflanzung Anfang der 2000er wurden die besten Zinfandelrebstöcke des Weingutes selektiert, um die passenden Voraussetzungen für einen großen Wein zu schaffen. Der eisenhaltige, schwere Lehmboden gibt dem Eastbench Zinfandel eine ausladende Statur mit pfeffriger Würze und mineralischem Noten.
Mit seinen 14,5 % hat er ordentlich Alkohol, der aber gut in die Komposition eingebunden war und nicht sprittig wirkte.
Ridge ist ein großer Produzent mit einem breiten Angebot. Das Gut kann sich durch seine guten Einnahmen bei den einfachen Weinen den Luxus erlauben auch Einzellagen zu pflegen.
Die USA bestehen für mich weintechnisch aber nicht nur aus dem Sonnenland; auch die gemäßigteren Zonen wie Oregon (z.B. Dundee Hills Pinot Noir) oder Washington (z.B. Eroica ein Riesling) sind mir schon sehr positiv aufgefallen.
Geografisch machten wir nun einen „Seitensprung“ nach Neuseeland. Marco Franzelin wollte uns einen Wein zeigen, der vor Jahren den Ruf von wuchtigen Produkten aus Übersee mit begründete.
2016 Sauvignon Blanc - Cloudy Bay – Marlborough (23,50 €)
Der Cloudy Bay ist vielleicht der bekannteste Sauvignon blanc-Wein der Neuen Welt und sicher der bekannteste Wein Neuseelands. Seit den ersten Jahrgängen Anfang der 90er Jahre wurde er der Inbegriff eines fruchtigen, aromatischen Weißweines, der auf eine Barriquetönung zusätzlich verzichtet.
Die Stachelbeernoten sprangen geradezu aus dem Glas. Das war so dominant wie ich es seit langen nicht mehr erlebt habe. Die anderen Früchte konnte ich gar nicht mehr ausmachen. Leider kann der Wein für mich jedoch diese Aromenfülle nicht bis zum Abgang halten.
Die nächsten Runden brachten uns nach Argentinien und Chile zurück nach Amerika.
2014 Barda – Pinot Noir - Bodegas Chacra, Marchese Piero Incisa – Patagonien (21,90 €)
Argentinien steht für mich überwiegend aus der Region Mendoza und die Rebe Malbec. Aber das Land hat noch mehr zu bieten.
Auf etwa 220 Metern Höhe am Rio Negro in der Wüste Patagoniens gelegen, sind hier noch alte und wurzelechte Reben zu finden. Der Wein wird heute sogar biodynamisch ausgebaut. Klarheit und Tiefe und eine gewisse Zartheit haben mich durchaus angesprochen und überzeugt.
2016 Reserva 347 Vineyards Sauvignon Blanc - De Martino – Casablanca (8,90 €)
Der 347 Vineyards Sauvignon Blanc stammt aus verschiedenen Parzellen im cool climate Anbaugebiet D.O Casablanca. Der Wein wird im Edelstahltank ausgebaut. – Im Vergleich zum Cloudy Bay eine Erholung. Die Früchtearomen und ein angenehmer Feuerstein-Geruch waren ausgewogener und nicht so stark. Das gefiel mir deutlich besser.
2014 Alto de Piedras - Carmenere - De Martino - Valle Central (31,90 €)
Alto de Piedras Carmenère von de Martino ist ein Einzellagenwein im D.O. Maipo. Das Weingut de Martino hat 1996 angefangen Einzellagen-Weine zu machen, um die besondere Identität und Herkunft der Produkte zu zeigen. Der Wein wird für zwei Jahre im großen Holzfass ausgebaut. Ähnlich wie Ridge in den USA, macht der Konzern das meiste Geld mit einfachen Weinen. Auch sie wollen zeigen, dass Größe keinen Verlust an Qualität zeigen muss.
Bis zur Reblauskatastrophe Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Rebsorte sehr häufig im Bordeaux angebaut.
In Chile fühlt sie Carmenere recht wohl, weil hier kaum Kälte auftritt. Diese Eigenheit haben die Winzer in Südamerika früh erkannt und den Anbau verstärkt bezrieben.
Geschmacklich erinnerte mich diese Rebsorte etwas an Merlot.
Marco Franzelin machte nebenbei auch noch einmal auf den Aspekt aufmerksam, dass das Lesegut nicht unbedingt auch vom Erzeuger verarbeitet werden muss. Es gibt viele Regionen auf der Welt, wo das sogar überwiegend getrennt ist: Die einen züchten die Reben (meist kleine Betriebe), die anderen haben das Verarbeiten im Sinn.
Allerdings haben die Aufkäufer dabei oft eine stärkere Position als die Winzer. Sie können den Preis bestimmen und schlechtere Qualitäten ablehnen.
Chile gehört durchaus zu den Ländern, deren Weine ich schätze. Für mich sind die Klassiker immer noch von Montes Alpha oder Errázuriz. Sie haben sicher nicht alle Tiefe oder Finessen, denn sie sind unkompliziert und gut zugänglich.
Natürlich ist eine Weltreise ohne Australien kaum vorstellbar.
Peppermint Paddock - Sparkling Chambourcin - d'Arenberg - McLaren Vale (19,00 €)
Chambourcin ist eine Rotweinsorte. Es handelt sich um eine Neuzüchtung.
Ein ungewöhnliches Getränk; denn es ist halb Sekt und auch noch ganz viel Wein.
Beim Einschenken ins Glas sieht man einen dunkel purpurfarbenen Wein und einen moussierenden, fast lila erscheinenden Schaum.
In die Nase steigt ein Hauch von schwarzer Johannisbeere. Auf der Zunge kommen noch Aromen von Himbeeren und weiteren süßen Früchten ins Spiel.
Die Damen rund um die Tafel waren begeistert. Mir ist es auf die Dauer etwas zu süß – aber erfrischend ist es allemal.
Die Firma d'Arenberg macht aber hauptsächlich Rotweine und einige Weiße.
2014 Kalimna - Shiraz "Bin 28" - Penfolds - Barossa Valley (29,90 €)
Penfolds ist auch eine großer Produzent. Die Spitze stellt natürlich der Grange (über 500 €) dar.
Das Wort „Bin“ bedeutet übersetzt „Kellerfach“ oder Kellerbucht“ und hat sich in Australien zur Identifikation eines bestimmten Weintypus eingebürgert. In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde viel mit Cuvées verschiedener Rebsorten und Regionen experimentiert. Aus einer Vielzahl von Versuchsweinen sollte herausgefunden werden, welche Rebsorten besonders gut miteinander harmonieren, um die Vorzüge der unterschiedlichen Regionen in einem Blend zusammen zu bringen. Um nicht für jeden unterschiedlichen Weintyp einen komplizierten Namen festzulegen, entschied man sich, ihn einfach nach den Nummern der Kellerbuchten zu benennen, in denen sie gelagert wurden. Diese Bin-Nummern sind bis heute beibehalten worden.
Der Kalimna wird sehr trocken ausgebaut (Restzucker: 1,0 g/l) und wirkt im Mund trotzdem ein ganz klein wenig süß. Marco Franzelin erklärte das mit dem relativ hohen Alkoholgehalt (14,5 %). So wie Fett den Geschmack bei Speisen verändert, ist dies beim Wein der Alkohol. So lange der Geschmack nicht sprittig wird, ist die Balance noch in Ordnung.
Der Bin 28 leuchtete mit kräftigem Purpurrot und zeigte Aromen von dunklen Beeren, Schwarzkirschen und Pflaumen. Am Gaumen war der Wein mundfüllend, warm und weich. Die Tannine waren gut bemerkbar, aber unaufdringlich und harmonisch eingebunden.
Ein australischer Rotwein sollte in meinen Augen auch mächtig und aromenreich sein.
2011 Riesling Kabinett - Magnum - J.J. Prüm (35,00 €)
Als Abschluss gab es einen letzten deutschen Riesling. Prüm ist für mich ein ganz großer Hersteller. Der Kabinett zeigte eine saftige Fruchtfülle. Seine immer noch frischen, anregenden und leicht fruchtigen Noten machten den Mund wieder frei von den üppigen Vorweinen. Ein Riesling muss nicht immer knochentrocken sein, sondern leicht (8,5 %) und darf einen Hauch von Süße aufweisen.
Fazit
5 – unbedingt wieder. Ich probiere gerne Weine. Und wenn dazu noch die Anmerkungen eines Spitzensommeliers einfließen, ist das Hochgenuss.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 18.09.2017 - eine Person - abends