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Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat schon einiges erlebt.
"Eine feste Burg ist unser Hof!" (frei nach M. Luther)
Er sollte damals die im Burgstil – auch Karlsruhe wollte endlich eine haben! – erbaute Privatbrauerei Hoepfner ergänzen und zur besseren Vermarktung des dort Gebrauten beitragen. Das war Ende des 19.Jahrhunderts und schon zu dieser Zeit wurde auch ein Biergarten angelegt, in dem bis zu 2000 Personen Platz fanden.
Da muss es früher unter den alten Lindenbäumen, die heute noch den lauschigen Freisitz begrünen, ja ganz schön trubelig zugegangen sein. Ganz im Gegensatz zu dem gemütlichen Dienstagabend, an dem ich Mitte Juni zusammen mit meinem Vater dort zum ersten Mal aufschlug. Nach einem gar nicht mal so trockenen Vortrag über Künstliche Intelligenz in den Räumlichkeiten einer Karlsruher Studentenverbindung, zu der mein Vater noch gute Kontakte pflegt, bedurfte es der flüssigen Nachbereitung. Mit anderen Worten: der Bierdurst forderte seinen Tribut!
Der Hoepfner Burghof war quasi um die Ecke und als Freund des dort produzierten Gerstensaftes war ich natürlich gespannt, wie es wohl im Inneren des traditionsreichen Gemäuers ausschauen möge. Doch das konnte ich an jenem Abend leider nicht herausfinden, da aufgrund der warmen Witterung nur der Biergarten geöffnet hatte.
Dort gab es allerdings noch jede Menge freie Plätze und so machten wir es uns auf den ungemütlichen Terrassenstühlen so bequem es eben ging. Ich war überrascht, wie ruhig und idyllisch es hier in diesem von Sandsteinmauern und Brauereigebäuden eingefassten Biergarten zuging.
Relaxte Abendstimmung im Biergarten
Selbst von der (tagsüber) vielbefahrenen Haid-und-Neu-Straße war kaum etwas zu hören.
Kaum hatten wir Platz genommen, war auch schon eine der geschäftstüchtigen Servicedamen mit osteuropäischem Akzent zugegen und überreichte uns die Sammlung laminierter Speise- und Getränkeinformationen. Gleich auf der ersten Seite waren die Hoepfner Fassbiere gelistet, die man unter freiem Himmel genießen durfte. Zwei exklusive, unfiltrierte Vertreter der Gattungen „Helles“ und „Dunkles“ hatte man ebenfalls am Start.
Zugegeben, das Hoepfner-Pils schmeckt mir besser als das heimische Bellheimer. Das Helle kannte ich noch gar nicht, aber allein seine Beschreibung – „süffig und erfrischend“ – reichte aus, um den ersten Schoppen (5,20 Euro) davon zu ordern. Es sollten noch zwei weitere folgen, was problemlos ging, da mich die S5 wieder sicher zurück nach Wörth bringen sollte.
Ich muss schon gestehen, dass mir dieses Bier wirklich verdammt gut schmeckte.
Das wirklich exzellente Burghof-Helle
Mit dem obligatorischen Nebeneffekt, dass sein Konsum bei mir wie immer appetitanregend wirkte. Vom eigentlichen Plan, hier nur etwas trinken zu wollen, wurde spätestens nach der ersten Halben abgewichen. Ich durchforstete „hopfengesteuert“ die risikoarme, auf die gängigen Klassiker beschränkte Auswahl an deftigen Gutbürgerlichkeiten der hiesigen Brauhausküche.
Der Burghof Bierbraten klang verlockend, hatte aber Rotkraut mit bei, was nicht so ganz zu einem lauen Sommerabend passen wollte. Nun gut, dann eben das Biergulasch vom Rind mit hausgemachten Spätzle für städtische 15,90 Euro. Meinen Vater animierte das zur Bestellung eines Flammkuchens „Elsässer Art“ (10,90 Euro), also einen mit Zwiebeln, Speck und Schmandcrème belegten Rustikalfladen, wie man ihn eigentlich nur in Grand Est essen sollte.
Zum zweiten Schoppen Burgbräu kam dann auch das Essen. Der Service war hier wirklich auf Zack, das musste man den Burgfäuleins lassen. Auf einem nicht gerade schüchtern portionierten Spätzlehügel – ja ich glaube die waren tatsächlich selbstgepresst – thronte die braune Gulaschmasse wie frisch aus der lange warmgehaltenen Kanone geschossen.
In dem Fall dann doch lieber Bier als Gulasch!
Dem Rindfleisch fehlte komplett das Saftige. Dafür war es so mürbe geköchelt, dass man das Messer getrost beiseitelegen konnte. Geschmacklich ging es im überwürzten Saucenbad unter. Heiliger Sankt Maggi, da wurde anscheinend ordentlich nachgeholfen. Ansonsten konnte ich mir diese hart an der Schwelle zur Penetranz stehende Salzwürze nicht erklären. Die dunkle Farbe der Gulaschtunke kündete von der Verwendung von Zuckercouleur, ihre eingedickte Textur von Soßenbinder.
Sicher ein beliebter Hauptgang in jeder AFD-Kantine...
Kurzum: für die knapp 16 Euro hätte ich da ein deutlich besseres „Handwerk“ erwartet. Kann sein, dass die gerade von Heidelberg auf der Durchreise befindlichen Touristen aus Japan das anders sehen, wenn sie tatsächlich auf überwürzte deutsche Hausmannskost auf durchschnittlichem Kantinenniveau stehen sollten, aber jeden etwas anspruchsvolleren Kostgänger packt bei solch liebloser Huschhusch-Küche das kalte Gaumengrausen.
Kein Wunder, dass ich noch eine dritte Halbe brauchte, um von diesem totgepulverten Soßeninferno wenigstens einen Teil verputzen zu können. Wäre ich noch länger gesessen, hätte sich Schoppen Nr. 4 gleich in den Dienst des Nachdurstes stellen können. Dazu kam es dann aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr.
Noch ein paar Worte zur optisch gar nicht so unappetitlich daherkommenden „Tarte Flambée“.
Badischer Flammkuchen
Mein Alter Ego, der Elsassinator, der mich bei meinen Besuchen im Grand Est immer begleitet, hätte wohl den zu dicken Boden und die viel zu üppige Auflage dieses massiv überzwiebelten Backwerks angemahnt.
Fast von allem zu viel...
Was die Petersilie darauf zu suchen hatte, wäre wohl seine zweite Frage an den „Flammkoch“ gewesen.
Dass man mit der wichtigsten Komponente, der cremigen Basis aus Schmand, Crème fraiche oder beidem, so verdammt sparsam umging, passte da natürlich ins Bild. Klar waren auch die Schinkenwürfel viel zu salzig. Dabei weiß jeder, der sich in diesem Metier nur halbwegs auskennt, dass die Wahl des Specks über das Gelingen dieser Elsässer Traditionsbackware entscheidet.
Da war von meinem Vater kulinarische Nachsicht verlangt. Keine Ahnung, ob ihm die salzige Schinkenauflage später am Abend noch zu schaffen machte. Darüber liegen mir keine Informationen mehr vor.
Zusammenfassend lässt sich der Besuch im Biergarten des Hoepfner Burghofs als geselliger Bierabend mit kulinarischer Fußfessel betiteln. Das dort genossene Helle hätte eine deutlich bessere Speisebegleitung verdient gehabt. Sollte ich mal wieder dort zugegen sein, würde ich mich mit einer Brezn zum Bier zufriedengeben. Zur Not eine selbst mitgebrachte vom Bäcker meines Vertrauens…;-)