"Seit nunmehr 35 Jahren ein Garant für Pfälzer Gast- und Herzlichkeit"
Geschrieben am 19.11.2024 2024-11-19
"Vietnamese mit Licht und Schatten"
Geschrieben am 19.11.2024 2024-11-19
"Ramen & mehr"
Geschrieben am 19.11.2024 2024-11-19
"KEIN öffentliches Restaurant."
Geschrieben am 18.11.2024 2024-11-18
Das ist nicht nur wegen der besonders schmackhaften Pfalzküche, bei der Inhaber und Chefkoch Marc Wendel nicht mit mediterranen Akzenten geizt, äußerst schade. Nein, auch die leckeren Tropfen vom hauseigenen Weingut sind es allemal wert, zur feinen Hausmannskost genossen zu werden. Und dass es sich im Ortskern von Kapellen auch ausgezeichnet nächtigen lässt, weiß man selbst im schönen Bergischen Land zu schätzen.
Kurz vor dem 35-jährigen Betriebsjubiläum kreuzte ich an einem angenehm warmen Sonntagabend Mitte Mai nach getaner Kletterei an den Schafsfelsen bei Erfweiler ganz spontan dort auf und wurde von Manuela Wendel, der Mutter des Küchenchefs, mal wieder wie ein guter Freund der Familie empfangen.
Stolz berichtete mir die Servicechefin von den Planungen, denn am 28. und 29. Juni sollte der 35.Hopfestubb-Geburtstag gebührend gefeiert werden. Das besondere Geburtstagsmenü hatte Marc Wendel an meinem Besuchsabend schon im Kopf, wie er mir später beim lockeren Plausch augenzwinkernd verriet.
Ein paar Wochen später wurde dann u.a. mit in Aperol gebeiztem Lachs, hausgemachten Pfifferlingsravioli und rosa gebratenem Rinderfilet das Jubiläum in Form eines 5-Gang-Menüs zelebriert. Ach wäre ich da gerne dabei gewesen. Na vielleicht klappt’s ja zum Vierzigsten…
Zurück zu meiner Soloeinkehr im Wonnemonat Mai. Man wies mir einen Platz im hinteren Gastraum, den man passiert, wenn man zur lauschigen Terrasse gelangen möchte, zu. Dieses mit bequemen Polsterstühlen und wertigem Holzmobiliar ausgestattete, sonnendurchflutete „Nebenzimmer“ füllte sich nach meiner Ankunft recht schnell.
Mit einem Pärchen aus dem Badischen kam ich schnell ins Gespräch. Es waren – wie sich schnell herausstellen sollte – langjährige Stammgäste, die es sich bei Familie Wendel regelmäßig schmecken lassen, wenn sie in der Nähe oder auf Durchreise sind. Natürlich war auch der Fußball ein Thema, hatte doch der KSC an jenem Sonntag zu Hause gegen Hannover 96 verloren. Mein Trost für den Herren vom Nachbartisch hielt sich jedoch in Grenzen.
Ein Aufsteller auf dem Tisch lockte mit kühlen Aperos für warme Tage. Gerne hätte ich mir die ein oder andere „Jubiläums-Schorle“ – eine mit Bitter Lemon, Limette und Eiswürfel aufgefrischte Weißweinschorle – gegönnt, was jedoch zu Lasten meiner Fahrtauglichkeit gegangen wäre. Dann halt eben einen alkoholfreien Traubenbitzler (4 Euro) mit geeisten Weintrauben wie ihn meine Frau hier gerne zu trinken pflegt. Ein kleines Mineralwasser (Bellaris Classic, 0,25l für 2,80 Euro) gesellte sich prickelnd dazu.
Aus der überschaubaren Auswahl saisonaler Empfehlungen lachte mich das Spargelsüppchen (6,80 Euro) am meisten an. Es sollte die Erste ihrer Art in diesem Jahr für mich werden und natürlich durfte auf die Stangenterrine noch ein ordentlicher Hauptgang folgen. Nur wegen einem Süppchen besuche ich doch kein Speiselokal („Geh‘ mer fort!“ würde man wohl im Saarland sagen…).
Schließlich befand ich mich in der heimischen Pfalz, wo handfeste Hausmannsköstlichkeiten auf den Tellern keine Seltenheit sind. Ach ja, und satt werden wollte ich natürlich auch. Also warum nicht mal wieder die Schweinemedaillons an pikanter Pfeffersauce mit selbstgemachten Spätzle und gemischtem Beilagensalat (19,80 Euro) probieren?
Klar, wären auch ein wunschgerecht gebratenes, 250 Gramm schweres Rumpsteak oder die legendären Saumagen-Ravioli an Regentjus eine Option gewesen, aber irgendwie stand mir an diesem Sonntagabend der Sinn nach einer besserbürgerlichen, unter feiner Sauce schlummernden „Schweinerei“ samt schwäbischer Teigwarenbeilage wie ich sie früher bei meiner Mutter nur allzu gerne genoss. Auch die Chance auf den dazu servierten, immer sehr schmackhaft angemachten Beilagensalat wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Noch bevor mir die Suppe vom Königsgemüse kulinarische Frühlingsgefühle entlocken sollte, begrüßte mich der Küchenchef mit einer Nocke hervorragend abgeschmecktem Hummus, zu dem ich mir sogar das hausgebackene Olivenbrot – wer mich kennt, weiß, wie sehr ich diese Steinfrucht normalerweise meide – gefallen ließ.
Die Küche grüßte diesmal orientalisch
Ich habe die orientalische Kichererbsenpaste selten so stimmig gewürzt vorgesetzt bekommen. Nicht übertrieben „kreuzkümmelig“, aber doch mit wahrnehmbarer Cumin-Note und der richtigen Menge an Knoblauch und Zitronensaft ausgestattet, war das ein fein ausbalancierter Aufstrich nach Maß. Davon hätte ich locker noch eine Nocke verputzen können, aber es sollte ja noch einiges folgen.
Die leicht aufgeschäumte Suppe kam mit weißer und grüner Spargeleinlage - nicht zu heiß (!) - in die Tasse, was an einem ohnehin schon warmen Abend im Mai absolut kein Fehler war.
Knackige Suppeneinlage in weiß und grün
Die Spargelschnipsel waren tadellos auf Biss gegart und in ausreichender Menge vorhanden. Aber auch das flüssige Weiß überzeugte am Gaumen. Fachmännisch abgeschmeckt und keinesfalls „totgesahnt“ war dies ein gelungenes Beispiel für saisonale „Suppkultur“ mit Anspruch. Kurz gesagt: die Stangen der Erde – veredelt am Herde!
Das leicht aufgeschäumte Spargelglück
Aber diese Qualität bin ich von Suppenmeister Wendel ja gewohnt. Ob kalte, andalusische Gazpacho im Sommer, getrüffelte Schwarzwurzelsuppe in der kalten Jahreszeit oder pikante Currysuppe am mehrmals im Jahr stattfindenden Genussausflug nach Thailand, der Mann am Herd weiß genau, wie er die Liebhaber aromatischer Löffelspeisen glücklich und zufrieden in Richtung Hauptgang schickt. Auch bei meiner Spargelsuppe gelang ihm dies - mal wieder - auf eindrucksvolle Art und Weise.
Mein mit köstlichem Essig-Öl-Dressing angemachter Beilagensalat folgte zeitnah und geizte nicht mit frischem Blattwerk.
Tadelloser Beilagensalat
Immer wieder beeindruckend, wie eine gut austarierte, feinsäuerliche Salatsoße die ansonsten doch recht faden Blätter geschmacklich auf Kurs bringen kann. Aber auch der hausgemachte Karottensalat war ein kleingeraspeltes Vergnügen der knackigen Art.
Der erste Hunger war gerade ein wenig gezähmt, da folgten nach einer kleinen Verschnaufpause die mit reichlich Rahmsoße nappierten Medaillons vom Schweinefilet.
Saftige Schweinemedaillons mit reichlich Beiguss
Außen knusprig gebraten und innen noch herrlich saftig. Da hatte ich aber mal so richtig Schwein gehabt! Auch die Spätzle gerieten so fluffig wie bei Muttern. Sie glänzten leicht gebuttert aus einem separat gelieferten Schälchen und erfüllten spätestens beim ersten Saucenkontakt ihre Beilagenfunktion „summa cum laude“.
Spätzle wie bei Muttern
Wie viel Mühe und Arbeit in dieser einfachen Rahmsauce steckte, verriet bereits der erste, mit ihr benetzte Schweinehappen.
Da wurde gewiss kein Helferlein in Pulverform verwendet. Marc Wendel zieht seine Saucen aus ehrlich angesetzter Jus. Ein Aufwand, den man schmeckt. Und den ich mit Hilfe meiner Spätzle durchaus zu würdigen versuchte. Kein Tröpfchen dieser vollmundig-sämigen Genusstunke sollte auf dem Teller zurückbleiben.
Leider musste ich danach schweren Herzens auf einen süßen Abschluss – die Sorbets von Marc Wendel gehören hier normalerweise zum Pflichtprogramm! – verzichten. Die fortgeschrittene Sättigung ließ im Grunde keine weitere Nahrungsaufnahme mehr zu.
Doch da hatte ich die Rechnung ohne die freundliche Wirtin gemacht. Manuela Wendel nahm sich gerne etwas Zeit, um mit ihrem nur noch selten erscheinenden Stammgast ein wenig zu plaudern. Und wenn der Pfälzer gemütlich sitzt und es ihm gut gefällt, vergisst er gerne auch mal die Zeit. Oder wie in meinem Falle, das Vorhaben, nicht allzu spät aufzubrechen.
Irgendwann war ich dann der letzte Gast im Hause. Da gesellte sich dann auch der sympathische Küchenchef dazu und bestand darauf, dass ich unbedingt sein Schokoladensorbet probieren müsse.
Schoko-Dessert (Schoko-Sorbet und weiße Schokomousse)
Was tut man nicht alles in bester Gesellschaft? Dass dann aber neben dem zarten Schoko-Eis-Traum (in dunkel) noch eine genauso große Nocke Schokomousse (in weiß) auf der rechteckigen Keramik gelandet war, machte die ungeplante Nachtischportion zu einer echten Aufgabe. Aber bei einem Dessert dieser Güteklasse „quält“ man sich doch gerne.
Meine Frau kam – keinesfalls überraschend – bei der Betrachtung der Fotos zu diesem Bericht auf die durchaus nachvollziehbare Idee, in nicht allzu ferner Zukunft der Hopfestubb endlich mal wieder einen Besuch abzustatten. Auch sie ist ein großer Fan der Wendel’schen Küche und zählt diese liebenswerte Einkehradresse seit Jahren zu ihren Favoriten. Wäre schön, wenn wir es in diesem Jahr noch hinkriegen würden.
Der Familie Wendel wünsche ich für die Zukunft alles Gute und hoffe auf noch viele weitere Jahre. Wer seit so langer Zeit die berühmte Pfälzer Gastlichkeit auf solch ehrlich sympathische Art und Weise praktiziert und dabei dem eigenen, hohen Qualitätsanspruch über Jahre hinweg gerecht wird, der weiß eben, wie man seine Gäste glücklich macht. Und dazu braucht es kein Chi-Chi und auch keine teuren Produkte auf dem Teller. Bleibt euch treu, ihr Wendels! Ihr macht das genau richtig.