"Und ewig lockt der nachbarschaftliche Holzkohlegrill: über erhofft entspannte Momente im „Paketo-Gewitter“"
Geschrieben am 31.12.2021 2021-12-31 | Aktualisiert am 01.01.2022
"Gelungene Italien-Balkan Liaison im sympathischen kleinen Familienbetrieb"
Geschrieben am 12.12.2021 2021-12-12 | Aktualisiert am 13.12.2021
"Alle Jahre wieder lockt die Gans – über winterliche Behaglichkeit, herzliche Gastlichkeit und ansprechendes Küchenhandwerk"
Geschrieben am 29.11.2021 2021-11-29 | Aktualisiert am 04.12.2021
"Tapas – für Menschen mit Geduld, finanzieller Leidensfähigkeit und nicht allzu hohen Ansprüchen im Detail"
Geschrieben am 25.07.2021 2021-07-25 | Aktualisiert am 25.07.2021
"Warum in die Ferne schweifen? Über gepflegte, nachbarschaftliche Gutbürgerlichkeit in erfreulicher Tagesform…"
Geschrieben am 18.07.2021 2021-07-18 | Aktualisiert am 12.02.2022
"Zeitgeistige, „aufgeweckte“ Frischeküche am Ohligser Markt– heute mit „Post-Lockdown“-Anlaufschwierigkeiten"
Geschrieben am 11.07.2021 2021-07-11 | Aktualisiert am 31.12.2023
"Se bastasse una bella „calzone“ – zu Gast in einer meiner kulinarischen Kinderstuben…."
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"Allez les Cordon Bleu! Über selten gewordenes, gutbürgerliches Küchenhandwerk mit Leib und Seele"
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"Glücklichsein kann so einfach sein, wenn man sich auf den Moment einlässt: Pizza Night am Jordan Foodtruck"
Geschrieben am 20.06.2021 2021-06-20 | Aktualisiert am 20.06.2021
"Heute war die Gleichung simpel: Sonnige Terrasse + gute Küche + fair kalkulierte gepflegte Weine = Freitagabendfreude²"
Geschrieben am 13.06.2021 2021-06-13 | Aktualisiert am 14.06.2021
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Geschrieben am 03.06.2021 2021-06-03 | Aktualisiert am 04.06.2021
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Geschrieben am 18.04.2021 2021-04-18 | Aktualisiert am 14.08.2021
Dass das Mykonos, bedingt durch seine Lage in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, sozusagen mein persönliches Pendant zum Akropolis der Lindenstraße darstellt, werden treue Stammleser sicher erinnern, schon 2012 schrieb ich - seinerzeit noch auf restaurant-kritik.de – eine damals bereits langjährig überfällige, wertschätzende kleine Empfehlung.
Nach der umfassenden Renovierung des Gastraumes und mit fast zehn Jahren Abstand war es mir seit Ende letzten Jahres ein Anliegen, noch einmal ein kleines Update liefern zu wollen, zumal wir in Sachen Abholgeschäft zu den langjährigen Hardcore-Stammkunden am Freitagabend zählen.
Leider machte mir der scheinbar nicht enden wollende zweite Corona Lockdown einen gehörigen Strich durch die Rechnung, sodass ich notgedrungen im Rahmen meiner „Lockdown-Chronicles“ im April einen Bericht zu ebendiesem Take-Away Angebot schrieb und mich schon hierbei darauf freute, auch wieder einmal vor Ort hellenisches Soulfood frisch und heiß vom Holzkohlengrill des Lokals auf den Tellern zu bekommen; ohne Umwege in Transportbehältern.
Denn es gibt einfach Dinge auf der Karte, die dabei nicht nur optisch leiden und die ich daher meist meide: die hausgemachten Beilagen-Kartoffelchips zum Beispiel, in glühend heiß und knusprig ein kleiner Hochgenuss, nach einiger Zeit im Aluminium-Gefängnis im „Paketo“, wie man die Take-Away-Bestellungen hier in der Muttersprache nennt, jedoch oft nur noch tauglich als umweltfreundliches Baumaterial, auch wenn sich das bedingt durch den maximal kurzen Transportweg in unserem Fall meist relativiert, sofern sie denn nicht schon minutenlang auf die Abholung warten mussten.
Daher stand für mich u.a. nicht nur im Fall des Mykonos fest, dass eine ordentliche Bewertung des Erlebens vor Ort im Restaurant lediglich aufgeschoben, mitnichten aber aufgehoben war.
Nachdem wir am Dienstag in einem anderen, überaus beliebten Solinger Lokal leider ein kleines kulinarisches Debakel (ausgerechnet am Geburtstag meiner Madame) erleben mussten und am Donnerstag gefürchtet stressige Silvester-Einkäufe in überfüllten Geschäften – gottlob war das Gegenteil der Fall, wider Erwarten alles sehr entspannt – anstanden, reservierte ich am Mittwoch kurzentschlossen einen Tisch für den nächsten Abend beim nahen Souvlaki-Supplier des Vertrauens und ergatterte mit viel Glück eine der beiden letzten freien Optionen.
Ich freute mich den ganzen Tag auf das entspannte Abendessen ohne das Auto bemühen und auf den Führerschein achten zu müssen, entsprechend gut aufgelegt war ich zusammen mit meiner ständigen Begleitung gegen 18 Uhr an der vertrauten Straßenecke zugegen. Vor dem Restaurant parkten zwei PKW mit geöffneten Heckklappen, am Eingang einige wartende Personen, Frau Topalidis reichte routiniert gut verpackte Speisen heraus, das Abholgeschäft brummte, von 2G zusätzlich befeuert, scheinbar auf Hochtouren.
Die erwähnte Renovierung beschränkte sich übrigens nicht nur auf den kompletten Gastraum, auch die Fassade und die Beschilderung hatten schon kurz vorher eine umfassende Frischzellenkur erhalten. Angesichts der winterlichen Abendstimmung macht der altehrwürdige Gastronomie-Standort, an dem schon Ende des 19. Jahrhunderts eine Restauration betrieben wurde, dank der gelungenen Beleuchtung einen einladenden wie behaglichen Eindruck.
Wir traten ein und trafen auf hektische Betriebsamkeit, Jannis Topalidis konnte aus traurigen familiären Gründen heute ausnahmsweise nicht zugegen sein, Frau Topalidis hatte den Laden aber trotzdem gut im Griff, begrüßte uns freundlich und bat noch um etwas Geduld bis wir Platz nehmen konnten, die Jahrzehnte der Erfahrung sind auch bei ihr zu spüren.
Bei der kurzen Wartezeit im Bereich der Theke im Eingangsbereich wurde mir abermals eindrücklich bewusst, wie beliebt das Lokal ist.
Der personell gut bestückte Service servierte unermüdlich unverschämt appetitlich duftende Leckereien im Gastraum und gleichzeitig fiel im hektischen griechischen Stimmengewirr des Teams schon jetzt ständig das Wort „Paketo“, wenn man wieder eine Bestellung zum Abholen bereit stand, die Schlagzahl der eingespielten Küchen-Crew ist beeindruckend.
Bei all dem Betrieb darf man sich das aber nicht wie ein chaotisches, überfülltes, lautes Treiben vorstellen, dass einem jegliche Chance auf Entspannung und Ruhe nimmt.
Ich sitze, wenn es sich machen lässt, zwar immer in einer geräumigen Nische rechts vom Eingang, ein kleines Séparée mit zwei Zweiertischen, das etwas mehr Intimität bietet als der sich daran anschließende Hauptgastraum, in dem sich die Gäste aber unter leicht folkloristischer Überdachung über angemessene Tischabstände und ein gemütliches Lichtkonzept freuen dürfen, welches u.a. nun pro Tisch m.E. spürbar mehr Behaglichkeit bietet, als vor der „Kernsanierung“.
Das gepflegte Ambiente hebt sich trotz der leichten, passenden Folklore-Akzente sehr wohltuend von den landläufigen, reinrassigen Fleischberg-Pommes-Griechen ab, die sich schon vor Jahrzehnten in ehemalige Kneipen und gutbürgerliche Lokale mit nie modernisierter Einrichtung der Abteilung „Gelsenkirchener Barock in Eiche Rustikal“ eingemietet haben und mit muffiger Atmosphäre, Pappmaché-Figuren aus der griechischen Mythologie und – must have! – Fischernetzen und Neptuns Dreizack an der Wand glänzen.
Da ich stickige, oder gar Küchengeruch-geschwängerte Luft nur schwer ertrage ist für mich auch die Tatsache erwähnenswert, dass jene im Mykonos einen sehr erfreulichen Umstand darstellt, die Belüftung des Gastraumes kann man als zugfreie, effiziente Vorbildlichkeit bezeichnen.
Da der im Service schwer mit anpackende, charismatische Chef nicht vor Ort war, hatte ich das Gefühl, dass man direkt zwei zusätzliche Aushilfen im Einsatz hatte. Eine freundliche Dame in den besten Jahren erfragte erste Getränkewünsche, woraufhin umgehend zwei Gläser mit halbierten Zitronenscheiben, zwei eiskalte Gläser Ouzo vom Haus, eine bestens gekühlte Flasche Gerolsteiner, die 0,75 Liter zu fairen 5 €, sowie eine kleine Karaffe Apfelsaft (0,2l @ 2 €) für meine Begleitung den Weg auf den Tisch fanden; die Dame schenkte Wasser ein und wir gaben unsere Bestellung auf.
Neben den fleischlastigen Klassikern bildet frischer (!) Fisch übrigens einen wichtigen Pfeiler der Karte und ich war kurz versucht, angesichts der hauseigenen „Charcoal-Pit“ eine gegrillte Dorade zu bestellen. Aber nur kurz, denn man trug gerade eine Grillplatte an mir vorbei…. :-)
Dass man im Mykonos – und auch das hebt es wohltuend von den vielen „besseren Pommesbuden“ in diesem Gastro-Genre ab – sehr brauchbare und dabei fair kalkulierte Flaschenweine bietet, bestellte ich einen mir mittlerweile wohlvertrauten Kandidaten und bat dabei um einen Tischkühler.
Und was folgen sollte hat Stil und wird selbst in der Sorte Gastronomie, in der man es in Sachen Selbstdarstellung und Preisniveau erwarten würde nur noch selten so ausgeführt.
Eine stilvolle Edelstahlsäule wurde neben dem Tisch platziert, darauf ein blitzblanker Eimer mit Eiswasser und ordentlicher Eiswürfel-„Einlage“. Ein, dank einer noch leichten Sprachbarriere etwas wortkarger aber sehr höflicher, junger Mann präsentierte mir den Wein und begann in stoischer Ruhe die Flasche mit einem Kellnermesser völlig unfallfrei zu entkorken und ich bekam einen Probeschluck. Alles fein, füll die Tassen junger Freund! Das tat er nur zu gerne.
Der perfekt temperierte Wein tat schnell sein gutes Werk, in wohliger Entspannung genoss ich den Moment, sah dem geschäftigen Service-Treiben zu, plauderte mit Madame und im Hintergrund hagelte es im Minutentakt Anrufe und dezente „Paketo!“ „Paketo?“ Befehle: willkommen im Mykonuniversum in der Hochsaison.
| Vorspeisen |
Tsatziki mit Brot – 4,00 €
Garides – 12,00 €
2021 Amethystos g.g.A., Assyrtiko & Sauvignon Blanc, Domaine Costa Lazaridi, Drama, Griechenland – die Flasche zu 22,00 €
Der die das Tsatziki wird von den allermeisten Gästen geliebt und ja, das ist durchaus nachvollziehbar, ich mag es auch sehr. Der griechische Joghurt sorgt für eine wunderbar sündhaft-befriedigende Textur, dazu die frischen Gurken in feinen, nicht zu großen Stücken gearbeitet, das Ganze mit ausreichend Knoblauch zubereitet – für mich könnte es gerne noch etwas mehr sein – und mit etwas Paprika sowie einer mittigen schwarzen Olive (leider keine Kalamata) ausgarniert.
Tsatziki / Brot
Leider vergaß ich, das Brot angegrillt zu bestellen, so wie es der Chef mir einst mit verschwörerischem und den griechischen Wirten so typischen „Das machen wir nur für gute Freunde“-Blick und begleitendem, leise gemurmelten „So schmeckt es doch viel besser!“ serviert hatte.
Tsatziki Close Up
Das frische Weißbrot ist leider „Griechen-Genre-Standard“ und damit eher geschmacksneutral und belanglos, das geht doch wesentlich besser und wäre dann auch dem sonstigen Niveau angemessener aber mit dem schönen Tsatziki dürfte mutmaßlich auch Styropor grundsätzlich genussfähig sein.
Garides Saganaki liebe ich über alles und auch in der heimischen Küche spielen sie durchaus hin und wieder eine Rolle. Nun fehlt aber das den Feta-Käse kennzeichnende „Saganaki“ in der Karte, somit kann man den geringen Anteil davon in der aromatischen, u.a. großzügig mit eingelegtem grünen Pfeffer versehenen Tomatensauce vielleicht noch entschuldigen, persönlich fehlte er mir aber trotzdem.
Garides
Auch hätte ich zu diesem Preis gerne noch eine Garnele mehr gesehen oder eine etwas größere Sortierung aber das sind verschmerzbare Details vor dem Hintergrund, dass es sich um gute Ware und insgesamt über eine sehr beglückende wie wohlschmeckende Vorspeise handelte.
Der begleitende, fair kalkulierte Wein war wie erwähnt kein Unbekannter und da der autochthone Assyrtiko auch ein wenig als Riesling Griechenlands gilt, machte mir seine frische Säure mit intensiven Primärnoten von Aprikose, Pfirsich, grünem Apfel und etwas exotischer Frucht wie erwartet viel Freude zu dem Gericht.
Frau Topalidis ließ es sich nicht nehmen, nach den Gängen nach der Zufriedenheit zu fragen, was der aufmerksame, immer präsente Service auch während dieser unaufdringlich erledigte, man fühlte sich jederzeit stimmig umsorgt.
| Hauptgerichte |
Salat mit gebackenen Schafskäse-Ecken – 12,00 €
Mykonos-Grillteller – 16,00 €
Meine Begleitung war nicht wirklich ausgehungert und sie entschied, dass etwas Tsatziki und Brot mit einem folgenden Salat mit ausgebackenen Feta-Ecken heute mehr als reichen würden.
Salat mit Feta-Ecken
Diesen Salat mag sie als Außer-Haus-Gericht sehr gerne und der frische Blattsalat-Mix mit Gurken- und Tomaten-Unterstützung wird mit dem Hausdressing des Restaurants bedacht, einer frischen, leicht zitrischen Vinaigrette, die auch bei den Beilagensalaten zum Einsatz kommt.
Ich argwöhne sicher nicht ohne Grund bei den Ecken hochwertige Convenience, was dem guten Geschmack aber keinerlei Abbruch tut, cremig in der Textur und kräftig genug im Geschmack um nicht zu glauben, man äße Placebo-Feta aus dem „Patros-Regal“ im Supermarkt.
Nach dem Debakel von Dienstag war ich in einer ausgewiesenen „Keine Experimente!“-Stimmung, das köstliche, mit Unmengen von geriebenem griechischem Schnittkäse gratinierte Gyros in Zwiebelsauce nach Art des Hauses war mir zu mächtig nach der Vorspeise und somit gewann einer der örtlichen Klassiker, der Mykonos Grillteller – was ganz Leichtes halt, räusper.
Mykonos Grillteller
Ahh, dieser Duft, der Holzkohlengrill ist sicher auch ein nicht unwichtiger Baustein im Erfolgskonzept des Lokals, nicht nur die Souvlaki Spieße und die Souzuki profitieren davon.
Die Souvlaki Spieße bestehen hier nicht aus staubtrockenen Quadern vom Schweinerücken sondern aus saftigen, kleinen Stücken aus dem Nacken, die in dieser Form die Grillaromen ideal aufnehmen.
Es gibt ja Leute, die behaupten, man schmecke keinen Unterschied zwischen der Garung auf Elektro-, Gas- oder Holzkohlegrill, was je nach den konkreten Umständen (Gargut, Kohletyp, Grill) sicher auch zutrifft, hier jedoch absolut nicht.
Fleisch Close Up
Die hellenische Frikadelle punktet bei mir auch mit Grillaromen und ihrem Mundgefühl. Sie ist natürlich hausgemacht und leicht krümelig im Gegensatz zu manchmal fragwürdigen, viel zu feinen und festen Konsistenzen, wie man sie gerne in Balkan-Grills findet.
Dazu die obligatorische Würzung: Petersilie, Knoblauch, Paprika und etwas Cumin, sehr schön.
Das Gyros war heute trotz der Auslastung der Küche in Topform, da man hier mehrere Spieße parallel betreibt, ist die Chance auf knuspriges Gyros hier sehr groß, was ich im Mykonos bei Hochbetrieb zwischenzeitlich mal deutlich vermisst hatte.
Eine generöse Portion von Gyros, so wie ich es liebe, fast jedes Stück war wunderbar knusprig und das Fleisch wie gewohnt tadellos zart, sehnenfrei und durch die hauseigene Würzung besitzt es einen eigenständigen Geschmack mit Wiedererkennungswert.
Dazu nach ausreichender Wässerung doppelt frittierte, definitiv hausgemachte Kartoffelchips, die im Idealfall leicht aufgehen und sich etwas aufblähen, was sie noch knuspriger macht.
Zusammen mit der stimmigen Würzmischung glühend heiß auf den Teller gebracht wie erwähnt ein kleines rustikales Gaumen-Fest.
Früher wurden diese je nach Gericht à part serviert wenn ich mich richtig erinnere, in einer absurd großen Menge, mit dem jüngst neu angeschafften Geschirr kommt das Ganze aber als Tellergericht, was nachvollziehbar und sinnvoll ist, davon gingen schließlich immer viele zurück.
Und selbst die Menge auf dem Foto habe ich nicht geschafft, die gesamte Portion ist immer noch sehr großzügig und dem Preis absolut angemessen.
Dazu gab es den Beilagensalat, der sich seit 30 Jahren nicht geändert zu haben scheint. Und warum auch? Die Mischung aus stets taufrischem grünem Salat in Streifen, angenehm säuerlichem Krautsalat, roter Zwiebel in hauchdünnen Ringen und der erwähnten Vinaigrette war wie immer eine willkommene Erfrischung zur nicht gerade ätherischen hellenischen Grill-Orgie.
Und während ich selig mein Gyros knusperte, die reschen Kartoffelchips in Tsatziki tunkte und gelegentlich mit etwas Wein nachspülte, wusste ich, heute genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben….
| Dessert |
Eine Kugel Vanille-Eis mit heißen Himbeeren – 3,00 €
Eigentlich waren wir beide schon mehr als gut gesättigt, nicht mal meinen Salat habe ich komplett bewältigt aber der sprichwörtliche „Dessert-Magen“ hat ja doch meist noch stille Reserven.
Vanille-Eis mit heißen Himbeeren
Für das beliebteste Dessert des Mykonos, dem Galaktoboureko mit Vanille-Eis, waren diese Reserven bei aller Verlockung aber dann doch nicht mehr ausreichend.
Aber so eine infantile Kugel Eis mit heißen Himbeeren schien gerade noch machbar und diese war ein stimmiger Schlusspunkt hinter dem kulinarisch eher unprätentiösen aber dennoch und vielleicht gerade deshalb sehr genussvollen Wohlfühlabend.
Dass man hier eine Eismaschine im Keller hat wage ich schwer zu bezweifeln, unzweifelhaft aber ist, dass dieses Vanille-Eis hervorragend geschmeckt hat, cremig und nicht im Ansatz kristallin war.
Will sagen: dieses Eis würde auch in jeder Eisdiele vor den Kunden bestehen und damit hat es alles erfüllt, was ich von einem Vanille-Eis auf der Karte eines gepflegten griechischen Lokals erwarte.
Jetzt war ich zwar gefühlt kurz davor, für die 100 Meter Heimweg ein Taxi rufen zu wollen, aber auch irgendwie sehr glücklich, ich zahlte mit Karte, gab das Trinkgeld in bar und wir machten uns auf gen heimische Sofas und unseren pelzigen Untermietern, die uns ob unserer nicht genehmigten abendlichen Abwesenheit etwas ungehalten empfingen.
Fazit
In dem Metier, in dem das Mykonos agiert, hebt es sich mit Konstanz, guten Produkten und einer ordentlichen Küchenleistung wohltuend von so manchem Mitbewerber ab. Der geringe Convenience Anteil fällt kaum ins Gewicht oder ist wie im Fall von Eis oder Feta-Ecken von bester Qualität und da selbst in der Sterne Gastronomie mitunter Convenience zum Einsatz kommt werde ich da sicher nicht drauf rumreiten. Im Kontext der familientauglichen griechischen Restaurants landläufiger Prägung gebe ich auch im Vor-Ort Geschäft 4,5 Sterne für die Küche.
Den Service wie erlebt kann man kaum verbessern, Frau Topalidis und das Team haben auch ohne den Kapitän an Bord einen tollen Job gemacht, 5 Sterne hierfür.
Das Ambiente hat sich mit der Renovierung auch deutlich verbessert, liebevolle Deko, schöne Bilder und Spiegel an den Wänden, heimelige aber nicht schummrig-spelunkige Lichtstimmung, 4,5 Sterne für das stimmige Gesamtpaket.
Die Sauberkeit in jeder Hinsicht tadellos, hier bräuchte man schon ein Raster-Elektronen-Mikroskop um Staub zu finden, 5 Sterne
Das Preis-Leistungs-Verhältnis variiert etwas je nach Gericht, es ist aber problemlos möglich, pro Gast mit einem Getränk unter 20 Euro zurechtzukommen, daher auch hier in Summe 4,5 Sterne für ein preislich familientaugliches, gepflegtes Angebot.
Ich als Kulinarik-affiner Stammgast würde mich zwar zumindest über eine, wenn auch sehr kleine, Auswahl von zwei oder drei wechselnden Gerichten außerhalb der Standard-Karte freuen.
Aber wenn man ehrlich ist, verhalten sich 80% - 90% der Gäste in Sachen Hauptgericht so, wie ich es heute tat und damit ergibt es vielleicht konzeptionell aus Sicht des Restaurants auch nicht so viel Sinn, den Aufwand zu rechtfertigen, auch wenn sich vielleicht aus solch einem „Special“ einst ein weiterer Evergreen entwickeln könnte, nur ein Gedanke aus meiner Perspektive.
Nach wie vor freue ich mich über die erfreulich verlässliche Nahversorgung, nette Mezze, Gutes vom Grill und zu wissen: Wenn alle Stricke reißen, gehen wir rüber zu Jannis oder holen uns ein „Paketo“.
Ein gutes Gefühl, auch in Zukunft.
Und damit besonders meinen hiesigen Weggefährten ein frohes neues Jahr. Auf ein genussreiches 2022, das hoffentlich nicht nur für die Gastronomie irgendwann wieder mehr Normalität ermöglicht.