"Der Stern ist zurecht verliehen worden"
Geschrieben am 22.11.2017 2017-11-22 | Aktualisiert am 22.11.2017
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"Für Liebhaber von spezieller Fastfood"
Geschrieben am 21.11.2017 2017-11-21 | Aktualisiert am 22.11.2017
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"Indischen Spezialitäten vom Streetfood-Händler"
Geschrieben am 08.11.2017 2017-11-08 | Aktualisiert am 08.11.2017
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"BRUNCH IST TOT - LANG LEBE FRÜHSTÜCK!"
Geschrieben am 23.10.2017 2017-10-23 | Aktualisiert am 23.10.2017
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"Wär hätte gedacht, dass man in einem Bahnhof ein Brauhaus findet?"
Geschrieben am 27.09.2017 2017-09-27
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"Köstliche Tapas und noch mehr in einer außergewöhnlichen Bar"
Geschrieben am 24.09.2017 2017-09-24 | Aktualisiert am 24.09.2017
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"In 180 Minuten um die Welt"
Geschrieben am 20.09.2017 2017-09-20
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"Lässig und gut im Industriechic"
Geschrieben am 30.08.2017 2017-08-30 | Aktualisiert am 30.08.2017
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"Authentische peruanische und spanische Küche"
Geschrieben am 28.08.2017 2017-08-28 | Aktualisiert am 28.08.2017
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"Die kultigste Kölsch-Kneipe - es ist was Besonderes...."
Geschrieben am 27.08.2017 2017-08-27
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"Die Street-Food-Adresse in Köln und Umgebung"
Geschrieben am 14.08.2017 2017-08-14 | Aktualisiert am 14.08.2017
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"Barfood aus der Sterneküche"
Geschrieben am 09.08.2017 2017-08-09 | Aktualisiert am 09.08.2017
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"Wenn Altstadt dann maiBeck"
Geschrieben am 05.08.2017 2017-08-05
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"Steffen Kimmig gestaltet Evants aller Art"
Geschrieben am 30.07.2017 2017-07-30 | Aktualisiert am 30.07.2017
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"Französische Tapas im Veedel"
Geschrieben am 29.07.2017 2017-07-29 | Aktualisiert am 29.07.2017
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"Kölsch ist die einzige Sprache, die man auch trinken kann"
Geschrieben am 22.07.2017 2017-07-22 | Aktualisiert am 01.11.2018
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"Hier kann man gut einen Stopp oder eine Pause einlegen"
Geschrieben am 21.07.2017 2017-07-21 | Aktualisiert am 21.07.2017
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"Klassisch und schörkellos"
Geschrieben am 21.07.2017 2017-07-21 | Aktualisiert am 21.07.2017
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"Nette Leute und super leckeres Essen"
Geschrieben am 14.07.2017 2017-07-14
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"Cross-Over zum Zweiten..."
Geschrieben am 10.07.2017 2017-07-10
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In Porz-Langel, einem idyllischen früher selbständigen Rheinort mit über 1000 Jahren Geschichte, liegt das Restaurant – sehr weit ab von der Innenstadt Kölns und auch noch auf der Schäl Sick gelegen, aber ganz nah am Rheinufer.
Zu seinem Namen kam das schon 1849 urkundlich erwähnte Gasthaus, weil es von einer alleinstehenden Dame geführt wurde und im Dorfe hieß es deshalb: „Wir gehen zur Tant".
Die Bezeichnung blieb auch erhalten als 1976 Familie Hütter das Haus übernahm und Zug um Zug zu einem Treffpunkt für Feinschmecker machte.
Es handelte sich um eine eher klassische französische Küche mit merklichem österreichischem Einschlag.
Am 1. Mai 2014 übergab der alte Betreiber das Unternehmen in die Hände des langjährigen Mitarbeiters Thomas Lösche.
Das Lokal holte unter Franz Hütter (* 1955 in Feldbach in der Steiermark) über lange Jahre die Michelin-Auszeichnung. Der Stern ging aber 2010 verloren (doch von 2011 bis 2013 kam der BIP ins Haus).
Kritiker warfen der Küche damals oftmals vor, dass es keine Weiterentwicklung gegeben hätte und die Karte über Jahre gleich geblieben sei. Die Stammgäste störte das aber nicht.
Unter der neuen Führung sollte unbedingt an alte Erfolge angeknüpft werden.
Im Herbst 2016 konnte Thomas Lösche tatsächlich die Rückkehr feiern und den Stern auch halten; denn der neue Führer für 2018 zeichnet das Lokal weiterhin aus.
Ambiente
Am Mittag wird im kleineren Raum serviert – also dem Piccolo. Dieser ist relativ einfach eingerichtet. Die Abstände zu anderen Tischen waren aber großzügig bemessen. Das Besteck war ein schnörkelloses Edelstahl-Produkt von WMF. Das Wasserglas war ebenfalls recht einfach. Für den Wein wurde jeweils das Gabriel-Glas verwendet. Ich mag dieses Glas recht gerne, weil fast alle Weine darin gut zur Geltung kommen.
Sauberkeit
Alles war gut gepflegt.
Sanitär
Sauber und ordentlich.
Service
Zwei Männer und eine Frau waren für die Gäste tätig. Die beiden Kellner (einer davon der Restaurantleiter und Sommelier Mario Fitz) waren locker drauf bzw. gesprächig und zu Auskünften jederzeit bereit. Die junge Frau war fachlich auch voll auf der Höhe – aber etwas sachlicher bzw. ruhiger im Auftreten doch ebenfalls freundlich.
Über die Vor- und Nachteile von Riedel-Gläsern und dem Einsatz des Gabriel Glases haben wir uns zwischendurch kurz mit Mario Fitz unterhalten.
Am Ende des Menüs kam auch Thomas Lösche (Chefkoch und Geschäftsführer) zu uns an den Tisch und wir hatten ein informatives und ausführliches Gespräch. Selten hat ein Chefkoch so offen und interessiert mit uns gesprochen und unsere Meinung erfragt.
Wir merkten dabei, dass er seine Arbeit liebt und seine Augen glänzten, wenn er darüber sprach.
Hochwertige Zutaten mit Herz zubereitet und mit Freude serviert, waren sein Credo.
Die Speisen orientieren sich an der jungen, frischen, kreativen, deutschen Küche.
Die Karte(n)
Man kann A la carte wählen oder das Menü von vier bis sechs Gängen bestellen.
Wir entschiedne uns für das 6–Gang Menü € 95,00 pro Person - 20 % = € 76,00 (Das Angebot für einen Preisnachlass gilt für das Menü exklusive Getränke am Montag & Dienstag.)
Brot und zwei Aufstriche wurden gleich gereicht.
Dann kam ein Gruß aus der Küche. Den Namen habe ich vergessen, aber ich habe noch im Ohr, dass der Keller erkläre, dass es eine Art „Obazda“ ohne Camembert auf Apfelbasis sei.
Das Gericht war erfrischend und hatte ansprechende süße und säuerliche Noten in den Apfelscheiben und eine Cremigkeit in der hellen Paste darunter.
Menü
Kalbszunge I Kalbsbries I Wurzelgemüse I Kürbiskernöl I Croutons
* Neumeister / Steiermark / Österreich Gemischter Satz / 2015 / QbA / trocken / Glas 0,125 € 7,00 €
Die Kalbszunge war in dünne runde Scheiben geschnitten und wie ein Carpaccio großzügig auf dem ganzen Teller verteilt. In der Mitte war wie ein Ring das Gemüse aufgeschichtet und darauf thronte das Briesstück. Öl und Croutons waren reichlich auf dem Teller vorhanden.
Meinem Kollegen sagte der eigenwillige Geschmack der Zunge nicht zu. Auch ich habe noch nicht oft dieses Grundaroma verkostet; es war leicht fremdlich für meine Zunge. Es wird wohl nicht zu meinen „Lieblingsfleisch“ werden. Aber Inneren sind eben so eine Sache. Das Bries zum Beispiel gehört nämlich zu meinen Top-Produkten. Und diese Innerei hatte die Küche auch tatsächlich etwas anders zubereitet als für mich üblich: sie wirkte etwas „roher“ als sonst, was wohl den Eigengeschmack noch stärker zum Ausdruck bringt.
Der frische fruchtige Wein passte gut dazu, durch seine Zusammensetzung inklusive Traminer kommt leichte Kraft und sanfte Reife dazu.
○●○
Steinbutt I Meeräsche-Rogen I Meerrettichsauce I Rote Bete
* Georg Seiler / Burgenland / Österreich Riegelband / Chardonnay / 2015 / QbA / trocken / Glas 0,125 l € 7,60 €
Auf dem Teller war zuunterst eine Schicht Rote-Bete-Creme. Darauf war die Rogenmasse aufgetragen und zuoberst war das Steinbuttfilet. Ein Stück Rote Bete lag ebenfalls auf dem Teller. Kräuterblättchen und kleine Körner befanden sich um dieses Zentrum herum verteilt. Dann wurde vorsichtig die Meerrettichsauce vom Service in drehenden Bewegungen aufgetragen. Das machte der Keller perfekt, aber niemand konnte es so locker wie Miguel Calero im Vendome (manche sagen, dass er diese Tätigkeit beim Gast in deutschland zumindest eingeführt hat).
Gebratener Steinbutt gehört für mich zu den Top-Produkten. Das Fleisch ist relativ fest und herrlich nussig. Er war perfekt zubereitet. Den Rogen habe ich überwiegend mit den anderen Komponenten zusammen verkostet; also mit Bete oder Meerrettich. Das passte gut.
Der im großen Fass gereifte Chardonnay war ein guter Begleiter zu allen Zutaten.
○●○
Kürbissuppe I Steirisches Kürbiskern-Öl I Kürbiskerne I Speck
* Weingut Kolkmann / Wagram / Niederösterreich / 2014 / Roter Veltliner Scheiben Reserve / Glas 0,125 l € 10,80 €
Auch hier wurde der Teller angegossen. Hier „fehlte“ also die Suppe. Der feine krosse Speck lag auf dem Boden. Die gerösteten Kerne und das grün-dunkle Öl dazwischen. Das sah schon lecker aus und hätte auch pur sicher geschmeckt. Aber erst mit der Kürbissuppe war der Teller komplett. Sie war vorher stark aufgeschäumt worden und die Luftbläschen machen den Anblick recht appetitlich.
Eigentlich braucht eine Suppe keinen Wein. Aber der Sommelier meinte, er hätte schon einen schönen Tropfen dazu. – Was soll der Geiz! Ich habe ein Glas genommen – und es auch nicht bereut. Der Rote Veltliner ist trotz des Namens ein Weißwein. Mir gefielen besonders die Noten von Feuerstein im Geschmack, den ich auch zum Beispiel bei Chablis, Pouilly-Fumé oder Sancerre schätze.
○●○
Oldenburger Ente I Portweinsauce I Maronen I Schwarzwurzel I Birne I Grammel-Knödel
* Georg Seiler / Burgenland / Österreich Cabernet / 2011 / Cabernet –Franc & Cabernet Sauvignon / QbA / trocken Glas 0,125 l € 10,80 €
Der Hauptgang war also Ente. Da ich Entenbrust auch selber koche, habe ich mir die Haut genau angesehen. Sie war gut gebraten, aber nicht besonders kross. Das tat dem Geschmack aber keinen Abbruch.
Das Fleisch war von erlesener Qualität (auf dem Markt bei meinem Händler bin ich gute Ware gewöhnt, diese war aber deutlich besser). Das Fleisch war zart und hatte eine großartige Aromatik.
Das Maronenpüree war in einer Pastete untergebracht. Die Schwarzwurzelstücke (der Winter-Spargel) waren noch knackig im Biss.
Die Birne war in der Küche leicht angeräuchert worden und gab dadurch diese Noten auch leicht an die Ente ab.
Zusammen schmeckte mir das sehr gut.
Aber der Knödel war für mich die Überraschung: Dieser Speckknödel war sicher der beste Knödel, den ich bisher verkosten konnte. Auch hier kommt der Geschmack durch die Zutaten. Beim Gespräch mit dem Koch verwies er darauf, dass seine Schweine-Fleisch-Produkte von Hofgut Silva kommen. Die Besitzer setzen auf extreme Freilandhaltung ( http://www.hofgut-silva.de ).
Die Portweinsauce wurde natürlich auch am Tisch zugefügt. Sie verlieh dem Entenfleisch eine angenehme Süße.
Der Rotwein – wieder aus Österreich – schmeckte mir pur und zusammen mit den Gerichten ausgezeichnet. Der Wein hatte feine Vanilletöne, sanfte Tannine und viel dunkle Frucht im Vordergrund.
●○●
Käse von Maître fromager Affineur Antony
Was ist ein „Maître fromager affineur“? Immerhin wird dieser Titel der Käser-Gilde nur einigen Mitgliedern zuteil, auch wenn es keine offizielle Bezeichnung ist. Es sind weltweit keine hundert Firmen. Der „Maître“ muss also warten können und ein Gespür besitzen, wann ein Käse „perfekt" ist. Sie kommen frisch und jung aus der Käserei und reifen beim „Veredler“ dann bis zum Höhepunkt. Und Bernard Antony aus dem Elsass gilt dabei als einer der besten weltweit (in Deutschland zählt wohl Volker Waltmann aus Erlangen zur Spitze).
* PORT LBV Quinta do Tedo / 2011 Glas 5cl € 8,00
Vier Stücke Käse lagen sinnvollerweise ohne Dressing oder Sauce pur auf dem Teller. Guter Käse braucht keine Unterstützung (für mich). Von sanft nach eigenwillig habe ich sie verkostet. Der Roquefort (als letzter in der Runde) hat mir am besten zugesagt. Er hatte kaum noch Schärfe, sondern war sehr ausgewogen. Davor war der Munster. Wir werden wohl auch keine Freunde; denn er hat mir eigentlich noch nie besonders zugesagt. Ich weiß nicht woran das liegt; denn Epoisses, der ja nicht gerade lecker aussieht und auch seinen Duft nicht für sich behalten kann, ist mein absoluter Lieblingsweichkäse.
Die beiden sanften zu Beginn der Runde haben mir geschmeckt, aber ich habe mir die Namen nicht gemerkt; aber der zweite hat mir auch sehr zugesagt.
Ach ja, die gerösteten Kürbiskerne am Rand habe ich am Ende auch aufgegessen. Ich mag Kürbis eben.
Käse und Port sind Freunde und haben daher gut zusammen gespielt.
○●○
Schokolade I Passionsfrucht I Blaubeeren
* Georg Seiler / Burgenland / Österreich Traminer Beerenauslese/ 2014/ Prädikatswein / süß Glas 5cl € 8,50
Der „Schokoladen-Riegel“ war innen in verschiedenen Schichten durchzogen, die ich jetzt nicht näher untersucht habe, sondern einfach Stück für Stück verzehrt und mich an den Aromen erfreut. Das cremige Eis passte gut als Kontrast dazu. Passionsfrucht und Blaubeeren rundeten den Teller ab.
Da ich Süßweine zu Käse und Dessert sehr schätze, passte die Beerenauslese für mich perfekt. Ein Wein darf für mich beim Nachtisch nicht mit Cremigkeit und Süße geizen. Ich weiß, dass es andere gibt, die einen Champagner an dieser Stelle bevorzugen.
Zum Ende haben wir noch Kaffee getrunken und dazu auch Petit fours erhalten. Da ich Haselnuss und Mandeln nicht vertrage blieb schon beim Dessert das „Nusssegel“ auf meinem Teller weg. Und auch der erste Teller mit süßen Kleinigkeiten hatte überwiegend Teile von Nougat und Marzipan. Aber der Pâtissier bemerkte das und legte einen zweiten Teller nach.
So hatten wir wirklich einen großartigen Nachmittag mit köstlichen Speisen und passenden Getränken.
Getränke
Wasser – 6,60 €
Weinbegleitung (siehe oben)
Kaffee – 2,50 €
Preis-Leistungs-Verhältnis
Das Menü war für 76 € ein Schnäppchen; aber mit dem Wein und der entsprechenden Kalkulation (zum Beispiel kostet eine Flasche vom ersten Wein im Internet etwa 10 Euro und das Glas hier 7 Euro – es wird aber großzügig eingeschenkt) relativierte sich das am Ende doch etwas. Aber das nur am Rande; denn das machen ja alle Restaurants heute so (oder nicht?).
Fazit
5 – unbedingt wieder – Besonders im Sommer könnte man das mit einem Spaziergang am Rhein verbinden. Auf jeden Fall ist in unseren Augen das Konzept gute Zutaten und gute Stimmung voll aufgegangen.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 21.11.2017 – mittags – zwei Personen