Geschrieben am 15.05.2022 2022-05-15| Aktualisiert am
16.05.2022
Besucht am 22.07.2021Besuchszeit: Abendessen Rechnungsbetrag: 335 EUR
Der letzte Besuch des kulinarischen Super-Juli 2021 führte mich nach Dresden ins Caroussel, das seit seiner Wiedereröffnung nach der ersten Pandemie-bedingten Schließzeit mit dem Zusatz Nouvelle firmiert. Neu deswegen, weil auch hier Corona als Beschleuniger für eine bereits begonnene Entwicklung wirkte: In diesem Fall der Verzicht darauf, sich als Hotel der Spitzenklasse ein entsprechendes Restaurant zu leisten. Auch im Bülow-Palais hat daher ein neues Konzept Einzug gehalten, das einige Neuerungen mit sich brachte: Zum einen die Trennung vom schwäbischen Küchenchef Benjamin Biedlingmaier, der seit mehreren Jahren den seit Anfang der 90er Jahre durchgehend verliehenen Michelin-Stern verteidigte und damit von klassisch französisch basierten Gerichten, die auf Luxus, etwas Augenzwinkern und ab und an pronocierte Säure setzten. Die fast schon ehrenrührige Ankündigung, zukünftig werde es auf dem Teller weniger Komponenten, aber größere Portionen geben, ist inzwischen von der Homepage verschwunden. Erläutert wird nach wie vor das neue Konzept, dass für die Gäste keine Trennung mehr zwischen Gourmet- und Bistroküche vorsieht. Beides könne nach Gaumenlust kreuz und quer von der Karte bestellt werden. Dabei werden nach wie vor zwei 5-Gang-Menüs (für jeweils stramme 110€) angeboten und derzeit 12 „einfachere“ Positionen zzgl. der obligatorischen Spargelkarte. Oha. Keine leichte Aufgabe für den bisherigen Sous-Chef Sven Vogel.
Räumlich wird der Grüne Salon gar nicht mehr für das à-la-Carte-Geschäft genutzt und der wunderbare Wintergarten offenbar auch nur bei entsprechender Buchungslage - bei meinen insgesamt drei Besuchen war er geschlossen. Im ehemaligen Bistro sitzt man etwas enger, in einem Design, das auf Gold- und Brauntöne und eine (An-)Sammlung von Kunstwerken setzt.
Anderer Stil, nicht meiner, aber natürlich ein Stil. Ich freute mich trotzdem, zumindest am Beginn des Abends noch ein Plätzchen auf der aufgebockten Terrasse zu bekommen und von dort den Verkehr auf der ruhigen, aber nicht langweiligen Königsstraße beobachten zu können.
Es defilierten viele festlich gekleidete junge Menschen vorbei, Jugendweihe vielleicht?
Nicht geändert hatte sich der engagierte Service durch viele schon oder noch gut ausgebildete junge Menschen, die mit Elan, Freundlichkeit und Professionalität ihre Sache gut machen. Nicht immer wird genau zugehört, aber ich bin ja nun auch ein Gast, der sehr genau weiß, was er will. Die Leitung liegt weiterhin bei der ungekünstelten Jana Schellenberg und bei zwei geführten zwei Telefonaten konnten wir schon die Weinauswahl klären. Es wurde - Surprise! Surprise! - ein weißer Burgunder, der bei meiner Ankunft in den Dekanter kam.
Schön, dass das so gut geklappt hat. Während der Wein an die Luft kam, war im Anfang mal wieder das Letzte Wort (10,5€).
Man sitzt draußen auf solidem Gartenmobiliar aus Holz und hochwertigem Kunststoff, aber die Tische sind fein eingedeckt. Zweierlei gut zugekauftes Brot bekämpfte den Heißhunger, begleitet von schlichter Butter, Olivenöl und Salzflocken.
Mein Menü startete sommerlich mit Pulpo, Lardo, Artischocke und Paprika.
Der Oktopus-Tentakel war festfleischig und teilweise auch knusprig, ohne Tadel, aber das geht noch besser. Unglücklich eine lange Scheibe Lardo, von der Idee her wohl surf‘n‘turf, die sich zu einem zähen Streifen geringelt hatte, der kaum zu schneiden war. Einzelne Stücke wären gastfreundlicher gewesen.
Überzeugend dagegen die Gemüse: Artischocke als süffige Créme und kräftiges Ragout. Paprika war gekocht und dann geräuchert, süß-sauer eingelegt und als gelungener Chip vertreten. Abgesehen von der Texturen-Parade war das vor allem geschmacklich stark.
Unauffällig blieb dagegen die grüne Salsa. Über alles gesehen ein solider Auftakt.
Auf den nächsten Gang war ich gespannt: Kirsch-Gazpacho, grüner Spargel und Kapuzinerkresse ist ja kein alltägliches Gericht!
Die kalte Suppe überraschte mit einer säuerlichen Note von Balsamico, gegen leider, leider wenigen Kirschen überhaupt nicht ankamen. Solo „gelutscht“ war der Kirschgeschmack da, aber das ist ja wohl nicht im Sinne des Erfinders. Der Spargel hatte genügend Biss und konnte sich schon eher behaupten, gegen Ende mit einer durchaus angenehmen Bitterkeit. Auch die klare Senfnote des Kräuter-Öl gefiel mir gut. Mit einem exakteren Säure-Süße-Spiel wäre das ein spannender Teller gewesen.
Eigentümlicherweise gab es keinen Fischgang.
Aber Kalbsbries ist natürlich auch immer eine schöne Alternative.
Die leckeren Innereien waren paniert und leicht knusprig gebraten, tadellos und auch die Jus gelungen. Genauso gut die Pfifferlinge, denn nicht nur die Crème hatte einen eindeutigen Pilz-Geschmack, sondern trotz der Größe auch die gebratenen Exemplare. Diesen vielleicht als „zu schlicht“ empfundenen Komponenten, die das oben beschriebene Motto ja durchaus erfolgreich umgesetzt haben, sollte sich Salzzitrone und Thai-Spargel etwas Finesse eingehaucht werden. Nur leider waren von der Zitrone nur sehr wenige, winzige Stückchen in der Soße verarbeitet worden. Was das das Gemüse dem Teller „bringen“ sollte, habe ich leider nicht verstanden. Vielleicht eine Alternative zu den erwartbaren Erbsen? Aber das ist ja immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Auch hier also Licht und Schatten.
Der nächste Gang mit Bresse-Hahn gelang der Küche wieder deutlich besser. Während die Brust noch etwas zu lange gegart war, was die überragende Qualität der Ware weitgehend wettmachen konnte, begeisterte die Roulade vom Keulenfleisch, auch mit einer Füllung aus kräftigem Erbspüree. Die leckeren kleinen Hülsenfrüchte waren auch naturell und mit ihrem Grün vertreten. Letzter geschmacks- und farbstarker Akteur dann Karotte, deren intensiver Saft für mich der Gewinner des Tellers war.
Das passte und war eine schöne Umsetzung eines Drei-Komponenten-Tellers.
Einzig die zusätzliche Yuzu-Majonäse ließ mich rätseln: Ging es um Frische oder um Süffigkeit? Beide Ideen wurden in der Kombi nicht wirklich erfüllt.
Begeisterter war ich vom erfrischenden Apfel-Sorbet, das gegen Dehydrierung vorsorglich mit Wodka aufgegossen wurde (7€).
Statt eines weiteren, dann roten Fleischgangs hatte ich auf das vegetarische Hauptgericht gesetzt:
Gemüse-Mille-feuille, Bohne, Aubergine, Wildkräuter.
Die Schichten bestanden aus Aubergine, Zucchini, Karotte und Kartoffel. Leider nicht sehr fein gearbeitet (müssen ja nicht gleich tausend sein...), kaum gesalzen, weich und sehr kartoffellastig. Mit einem Wort: Langweilig.
Dafür glänzte die Pilzjus ebenso wie die ansehnlichen Toppings: Die gebackenen Auberginenscheiben genau richtig zum Knabbern, die gelben Tomberries mit feiner, frischer Tomatensäure und die Brechbohnen mit Biss und kräftigem Bohnenkraut. Das machte dann wieder Spaß. Die angekündigten Wildkräuter hätten sicher auch noch ätherische und bittere Akzente setzen können. Leider wurden sie von der Küchenmannschaft vergessen. Chef Vogel war im Nachgespräch zerknirscht, dass der Teller unvollständig über den Pass gegangen war, aber die Personalnot sei so dramatisch, dass er zwei Posten abdecken musste.
Wäre mir das vorher bewusst gewesen, hätte ich bestimmt auf meinen spontanen Wunsch nach etwas Käse (12€) verzichtet. So lieferte die Küche nach einer kurzen Wartezeit eine dünne Scheibe Fourme d‘Ambert (der durch Wärme noch gewonnen hätte), nicht nur optisch sehr hübsch begleitet von Aprikosen (getrocknet und als Marmelade), Pistazien, würziger Korianderkresse und vor allem knusprigem Buchweizen - endlich mal Crunch, auch dies war bislang weitgehend Fehlanzeige gewesen. Ein versöhnlicher Abschluss, dem noch ein Pimm‘s Cup für 10,5€ folgte.
Das Caroussel beschreitet neue Wege, aber die ersten Schritte waren doch unsicherer als gedacht. Natürlich hat man in der Dresdner Neustadt das Kochen nicht verlernt, aber ob die vereinfachte Richtung den Gästen gefällt, muss sich noch herausstellen. Der Guide Michelin war jedenfalls nicht überzeugt und entzog den Stern. Schade für das sehr sympathische und engagierte Team.
Der letzte Besuch des kulinarischen Super-Juli 2021 führte mich nach Dresden ins Caroussel, das seit seiner Wiedereröffnung nach der ersten Pandemie-bedingten Schließzeit mit dem Zusatz Nouvelle firmiert. Neu deswegen, weil auch hier Corona als Beschleuniger für eine bereits begonnene Entwicklung wirkte: In diesem Fall der Verzicht darauf, sich als Hotel der Spitzenklasse ein entsprechendes Restaurant zu leisten. Auch im Bülow-Palais hat daher ein neues Konzept Einzug gehalten, das einige Neuerungen mit sich brachte: Zum einen die Trennung vom schwäbischen Küchenchef... mehr lesen
3.5 stars -
"Auf neuen Pfaden..." DerBorgfelderDer letzte Besuch des kulinarischen Super-Juli 2021 führte mich nach Dresden ins Caroussel, das seit seiner Wiedereröffnung nach der ersten Pandemie-bedingten Schließzeit mit dem Zusatz Nouvelle firmiert. Neu deswegen, weil auch hier Corona als Beschleuniger für eine bereits begonnene Entwicklung wirkte: In diesem Fall der Verzicht darauf, sich als Hotel der Spitzenklasse ein entsprechendes Restaurant zu leisten. Auch im Bülow-Palais hat daher ein neues Konzept Einzug gehalten, das einige Neuerungen mit sich brachte: Zum einen die Trennung vom schwäbischen Küchenchef
Geschrieben am 15.05.2022 2022-05-15| Aktualisiert am
15.05.2022
Besucht am 25.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Während unseres letzten Besuches in der sächsischen Hauptstadt Dresden aßen wir im „Freiberger Schankhaus“ zum Abendbrot, nun schon zum zweiten Mal.
In der urigen Atmosphäre fühlen wir uns recht wohl. Die dunkle und ringsum stimmige Innenausstattung macht den Aufenthalt angenehm.
Die sehr aufmerksamen, fleißigen und immer netten Damen und Herren des Services tun ihr übriges dazu.
Nachdem wir ohne Vorbestellung erfreulicherweise auf Anhieb also ohne wirklich warten zu müssen einen freien Tisch gefunden hatten, bestellten wir zum Abendbrot erst einmal für jeden ein frisch gezapftes "Freiberger Bier", ein Glas gefüllt mit einen halben Liter einer der Freiberger Bierspezialitäten. Dass die richtig gut sind bedarf nicht wirklich einer Erwähnung.
Für uns waren folgende Fassbiere im Angebot:
~ Kellerbier, hell, naturtrüb kräftig und aromatisch – frisch,
~ Bockbier, dunkelbraun, caramelmalzbetont, süffig und vollmundig,
~ Pils, goldgelb, herb – frisch und hopfenbetont sowie ~ Schwarzbier, röstmalzaromatisch und vollmundig.
Die 2022er Preise sind 0,3 Liter für 3,90 €, 0,5 Liter für 4,90 € oder 1 Liter für 8,90 €.
Es gab aber auch das ganze Angebot auf einem Brett, das Freiberger PRO-BIER-SET mit Pils, Bockbier, Schwarzbier und Kellerbier, also 4 x 0,1 Liter für 8,50 € (2018 waren es noch 5,90 €, siehe Foto!) Darauf hatten wir aber keine Lust.
Da vor dem Essen die erste Runde von uns bereits geleert war, bestellte ich noch einmal einen Satz, mit deutlich weniger Luft als in den zurück gegebenen Gläsern.
Was wir genommen haben, könnt ihr an den Bildern sehen. Es hat uns erwartungsgemäß sehr gut geschmeckt.
Die relativ kurz gehaltene Karte bietet regional-rustikale, sächsische böhmische Küche und biete für fast jeden ein Mittags- oder Abendbrotangebot geschckvoll etwas gegen den Hunger zu tun.
Wir kehrten ja wie oben erwähnt Ende März 2022 zum zweiten Mal da ein, weil wir beim ersten Besuch mit Speisen und Trank sehr zufrieden waren. Beim ersten Besuch hatten wir neben einem Salat, einmal für meinen Schatz die rustikale Schankhaus-Pfanne mit Schweinebraten, geröstete Blutwurst und Grillwürstchen mit Speck und Sauerkraut und Bratkartoffeln. Auf meinem Teller waren eine Rossroulade mit Rotkohl und Klößen. Dazu kam für mich noch das, was mein Schatz nicht geschafft hat oder nicht schaffen wollte, dazu tauschte ich meinen leeren Teller gegen den fast leeren Teller von ihr. Beide Gerichte waren bei unserem letzten Besuch gerade nicht auf der Karte.
Bei unserem zweiten Besuch fand ich einen zarten Biergulasch mit Rotkohl an echten böhmischen Knödeln auf meinem Teller, mein Schatz war mit dem ihr servierten Schweineschnitzel "Wiener Art" an mit buntem Salatnest auf Pommes frites auch sehr zufrieden.
Das Kunden-Werkzeug im „Freiberger Schankhaus“ steckt in hellen Bierbembeln, die deren Hülle Strophen DER sächsischen Bergmannshymne „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“ in blauer Schrift tragen. Ich finde es eine tolle Idee, passend zur Silber- und Hauptstadt des sächsischen Bergbaues Freiberg, nebenbei bemerkt, meiner Heimatstadt.
Abschließend gab es für uns beide einen Freiberger Bockbierbrand aus der 1. Dresdner Spezialitätenbrennerei »Augustus Rex«, stolze 4,90 € für 0,2 cl....
Der Herd in der Küche ist bis eine Stunde vor Ende der Öffnungszeit heiß und einsatzbereit.
Die Toiletten befinden sich in der unteren Etage und sind angenehm sauber.
Von mir gibt es fast volle Punktzahl.
Während unseres letzten Besuches in der sächsischen Hauptstadt Dresden aßen wir im „Freiberger Schankhaus“ zum Abendbrot, nun schon zum zweiten Mal.
In der urigen Atmosphäre fühlen wir uns recht wohl. Die dunkle und ringsum stimmige Innenausstattung macht den Aufenthalt angenehm.
Die sehr aufmerksamen, fleißigen und immer netten Damen und Herren des Services tun ihr übriges dazu.
Nachdem wir ohne Vorbestellung erfreulicherweise auf Anhieb also ohne wirklich warten zu müssen einen freien Tisch gefunden hatten, bestellten wir zum Abendbrot erst einmal für jeden ein... mehr lesen
4.5 stars -
"Gute sächsisch-böhmische Küche im Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt" FalkdSWährend unseres letzten Besuches in der sächsischen Hauptstadt Dresden aßen wir im „Freiberger Schankhaus“ zum Abendbrot, nun schon zum zweiten Mal.
In der urigen Atmosphäre fühlen wir uns recht wohl. Die dunkle und ringsum stimmige Innenausstattung macht den Aufenthalt angenehm.
Die sehr aufmerksamen, fleißigen und immer netten Damen und Herren des Services tun ihr übriges dazu.
Nachdem wir ohne Vorbestellung erfreulicherweise auf Anhieb also ohne wirklich warten zu müssen einen freien Tisch gefunden hatten, bestellten wir zum Abendbrot erst einmal für jeden ein
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Räumlich wird der Grüne Salon gar nicht mehr für das à-la-Carte-Geschäft genutzt und der wunderbare Wintergarten offenbar auch nur bei entsprechender Buchungslage - bei meinen insgesamt drei Besuchen war er geschlossen. Im ehemaligen Bistro sitzt man etwas enger, in einem Design, das auf Gold- und Brauntöne und eine (An-)Sammlung von Kunstwerken setzt.
Anderer Stil, nicht meiner, aber natürlich ein Stil. Ich freute mich trotzdem, zumindest am Beginn des Abends noch ein Plätzchen auf der aufgebockten Terrasse zu bekommen und von dort den Verkehr auf der ruhigen, aber nicht langweiligen Königsstraße beobachten zu können.
Es defilierten viele festlich gekleidete junge Menschen vorbei, Jugendweihe vielleicht?
Nicht geändert hatte sich der engagierte Service durch viele schon oder noch gut ausgebildete junge Menschen, die mit Elan, Freundlichkeit und Professionalität ihre Sache gut machen. Nicht immer wird genau zugehört, aber ich bin ja nun auch ein Gast, der sehr genau weiß, was er will. Die Leitung liegt weiterhin bei der ungekünstelten Jana Schellenberg und bei zwei geführten zwei Telefonaten konnten wir schon die Weinauswahl klären. Es wurde - Surprise! Surprise! - ein weißer Burgunder, der bei meiner Ankunft in den Dekanter kam.
Schön, dass das so gut geklappt hat. Während der Wein an die Luft kam, war im Anfang mal wieder das Letzte Wort (10,5€).
Man sitzt draußen auf solidem Gartenmobiliar aus Holz und hochwertigem Kunststoff, aber die Tische sind fein eingedeckt. Zweierlei gut zugekauftes Brot bekämpfte den Heißhunger, begleitet von schlichter Butter, Olivenöl und Salzflocken.
Mein Menü startete sommerlich mit Pulpo, Lardo, Artischocke und Paprika.
Der Oktopus-Tentakel war festfleischig und teilweise auch knusprig, ohne Tadel, aber das geht noch besser. Unglücklich eine lange Scheibe Lardo, von der Idee her wohl surf‘n‘turf, die sich zu einem zähen Streifen geringelt hatte, der kaum zu schneiden war. Einzelne Stücke wären gastfreundlicher gewesen.
Überzeugend dagegen die Gemüse: Artischocke als süffige Créme und kräftiges Ragout. Paprika war gekocht und dann geräuchert, süß-sauer eingelegt und als gelungener Chip vertreten. Abgesehen von der Texturen-Parade war das vor allem geschmacklich stark.
Unauffällig blieb dagegen die grüne Salsa. Über alles gesehen ein solider Auftakt.
Auf den nächsten Gang war ich gespannt: Kirsch-Gazpacho, grüner Spargel und Kapuzinerkresse ist ja kein alltägliches Gericht!
Die kalte Suppe überraschte mit einer säuerlichen Note von Balsamico, gegen leider, leider wenigen Kirschen überhaupt nicht ankamen. Solo „gelutscht“ war der Kirschgeschmack da, aber das ist ja wohl nicht im Sinne des Erfinders. Der Spargel hatte genügend Biss und konnte sich schon eher behaupten, gegen Ende mit einer durchaus angenehmen Bitterkeit. Auch die klare Senfnote des Kräuter-Öl gefiel mir gut. Mit einem exakteren Säure-Süße-Spiel wäre das ein spannender Teller gewesen.
Eigentümlicherweise gab es keinen Fischgang.
Aber Kalbsbries ist natürlich auch immer eine schöne Alternative.
Die leckeren Innereien waren paniert und leicht knusprig gebraten, tadellos und auch die Jus gelungen. Genauso gut die Pfifferlinge, denn nicht nur die Crème hatte einen eindeutigen Pilz-Geschmack, sondern trotz der Größe auch die gebratenen Exemplare. Diesen vielleicht als „zu schlicht“ empfundenen Komponenten, die das oben beschriebene Motto ja durchaus erfolgreich umgesetzt haben, sollte sich Salzzitrone und Thai-Spargel etwas Finesse eingehaucht werden. Nur leider waren von der Zitrone nur sehr wenige, winzige Stückchen in der Soße verarbeitet worden. Was das das Gemüse dem Teller „bringen“ sollte, habe ich leider nicht verstanden. Vielleicht eine Alternative zu den erwartbaren Erbsen? Aber das ist ja immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Auch hier also Licht und Schatten.
Der nächste Gang mit Bresse-Hahn gelang der Küche wieder deutlich besser. Während die Brust noch etwas zu lange gegart war, was die überragende Qualität der Ware weitgehend wettmachen konnte, begeisterte die Roulade vom Keulenfleisch, auch mit einer Füllung aus kräftigem Erbspüree. Die leckeren kleinen Hülsenfrüchte waren auch naturell und mit ihrem Grün vertreten. Letzter geschmacks- und farbstarker Akteur dann Karotte, deren intensiver Saft für mich der Gewinner des Tellers war.
Das passte und war eine schöne Umsetzung eines Drei-Komponenten-Tellers.
Einzig die zusätzliche Yuzu-Majonäse ließ mich rätseln: Ging es um Frische oder um Süffigkeit? Beide Ideen wurden in der Kombi nicht wirklich erfüllt.
Begeisterter war ich vom erfrischenden Apfel-Sorbet, das gegen Dehydrierung vorsorglich mit Wodka aufgegossen wurde (7€).
Statt eines weiteren, dann roten Fleischgangs hatte ich auf das vegetarische Hauptgericht gesetzt:
Gemüse-Mille-feuille, Bohne, Aubergine, Wildkräuter.
Die Schichten bestanden aus Aubergine, Zucchini, Karotte und Kartoffel. Leider nicht sehr fein gearbeitet (müssen ja nicht gleich tausend sein...), kaum gesalzen, weich und sehr kartoffellastig. Mit einem Wort: Langweilig.
Dafür glänzte die Pilzjus ebenso wie die ansehnlichen Toppings: Die gebackenen Auberginenscheiben genau richtig zum Knabbern, die gelben Tomberries mit feiner, frischer Tomatensäure und die Brechbohnen mit Biss und kräftigem Bohnenkraut. Das machte dann wieder Spaß. Die angekündigten Wildkräuter hätten sicher auch noch ätherische und bittere Akzente setzen können. Leider wurden sie von der Küchenmannschaft vergessen. Chef Vogel war im Nachgespräch zerknirscht, dass der Teller unvollständig über den Pass gegangen war, aber die Personalnot sei so dramatisch, dass er zwei Posten abdecken musste.
Wäre mir das vorher bewusst gewesen, hätte ich bestimmt auf meinen spontanen Wunsch nach etwas Käse (12€) verzichtet. So lieferte die Küche nach einer kurzen Wartezeit eine dünne Scheibe Fourme d‘Ambert (der durch Wärme noch gewonnen hätte), nicht nur optisch sehr hübsch begleitet von Aprikosen (getrocknet und als Marmelade), Pistazien, würziger Korianderkresse und vor allem knusprigem Buchweizen - endlich mal Crunch, auch dies war bislang weitgehend Fehlanzeige gewesen. Ein versöhnlicher Abschluss, dem noch ein Pimm‘s Cup für 10,5€ folgte.
Das Caroussel beschreitet neue Wege, aber die ersten Schritte waren doch unsicherer als gedacht. Natürlich hat man in der Dresdner Neustadt das Kochen nicht verlernt, aber ob die vereinfachte Richtung den Gästen gefällt, muss sich noch herausstellen. Der Guide Michelin war jedenfalls nicht überzeugt und entzog den Stern. Schade für das sehr sympathische und engagierte Team.