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Letzteres ist bereits fachkundig und detailliert beschrieben worden, ich beschränke mich daher auf einige Bemerkungen.
Positiv auf jeden Fall, dass trotz der teilweise offenen Decke mit Blick auf die Lüftungsrohre auch dort absolute Sauberkeit herrschte. Keine Einblicke in staubige Ecken oder gar Spinnweben. So muss es sein. Die Toiletten, die sich im Hoteltrakt befinden, waren in jeder Hinsicht ansprechend und dieser Klasse angemessen.
Witzig und sinnvoll fand ich die an den Seiten offenen, nach oben jedoch geschlossenen "Waben", die Séparée-Atmosphäre vermitteln und mittels Rollen je nach Belegung im Raum positioniert werden können. Angenehme leise, entspannte Musik.
Der Übergang zum Hotel ist für meinen Geschmack sehr offen gestaltet. Das Licht mag dort gut sein, wie die brillanten Fotos von Siebecko beweisen, aber die dortigen Tische wären mir jedenfalls gefühlt zu zugig. Fast zwangsläufig, dass dem Einzelgast (mit Reservierung und bei zu maximal einem Drittel gefüllten Restaurant) genau dort der erste Tisch vorgeschlagen wird. Fernab von Fenstern, dafür direkt am Laufweg von Kellnern und Gästen. Vermutlich habe ich hier eine kleine Paranoia entwickelt, aber da es keinen Grund gibt, diesen Tisch anzubieten, sollen die besser platzierten offensichtlich Gruppen vorbehalten sein. Was Unsinn ist, denn wenn überhaupt für jemanden, dann ist doch für gut gelaunte Gruppen die Umgebung weniger bedeutsam, erst recht im Laufe eines Abends. Der Einzelesser lässt dagegen zwischen den Gängen mangels Gegenüber die Blicke schweifen und verfällt in Schwermütigkeit.
Wovor ihn ein aufmerksamer, zugewandter Service bewahren kann. Die im Kikillus gepflegte Lässigkeit bietet dafür durchaus eine Grundlage, sie muss nur stets mit Freundlichkeit und Respekt dem Gast gegenüber verbunden sein. Wie schon bei anderen Gästen, gab es dazu auch bei meinem Besuch teilweise noch Verbesserungsbedarf. Allerdings darf man diesen auch nicht überbetonen. Die zwei jungen Fachkräfte agierten fachlich bis auf einen Fauxpas auf angenehmen Niveau, einsetzen, nachschenken, ansagewn, alles ganz prima. Beeindruckend die Produktsicherheit des junges, im dunklen Dreiteiler gewandeten Herrn, der von den wohl fast 100 Zutaten des Menues alle, auch die nicht in der Karte verzeichneten beschreiben konnte. Bei einer einzigen bedurfte es eines Blickes in die Karte zu den Bestandteilen eines anderen Tellers. Beeindruckend. Angenehm auch seine Höflichkeit und die durchaus nicht unangenehme Beflissenheit. Auf Wunsch wird ein Kissen gebracht.
Beides fehlte leider seiner Kollegin, die mich schon beim Eintreffen mit der beliebten Gastro-Begrüßung "Wie ist der Name?" willkommen hieß. Ich antworte dann immer etwas verschüchtert mit dem Wunsch eines guten Abends, aber da hatte sich die junge Frau in Freizeitkleidung schon dem Reservierungsbuch zugewandt. Die Modernität des Auftritts wurde durch Jeans und Schlabberoberteil unterstrichen, das den Blick auf die Tätowierungen nicht behinderte. Aber geschenkt, ich gehe schließlich nicht zur Modenschau. Wenn der Service fachlich gut und mit dem Willen agiert, den Gast auch als solchen zu behandeln, kann er oder sie (fast) alles am, über oder im Körper tragen. Ich erinnere mich gern an die Belle de nuit im Hannoveraner 11A. Dementsprechend gibt es bei der Dame ansonsten nichts auszusetzen. Dass ihr eine Tomatenträne vom Amuse-Löffel plumpste, kann mal passieren (mit Julia Roberts: Schlüpfrige kleine Scheißerchen!).
Der einzige wirklich unangenehme Umstand war ein angetrocknetes Insekt an einem Besteckteil, das beim Einsetzen übersehen wurde. Das sollte nicht passieren. Und es MUSS eine Entschuldigung geben und nicht langatmige Erklärungen wie und warum es passiert ist.
Trotzdem, in den wesentlichen Punkten ein überdurchschnittlicher Service, den ich nur wg. der beschriebenen Mängel bei 3,5 Sternen sehe.
Überwiegend erfreulicher die Küchenleistung:
Ich wählte (als "ganz Verfressener", stimmt schon...) das große Degustationsmenue, das gegenüber der Karte im Internet um 2 auf 94€ angehoben worden war. Auch die Varianten mit 5 und 6 "Erlebnissen" waren teurer geworden, 4 Gänge standen nicht mehr als Menue zur Wahl.
Die inkl. Amuses 10 angekündigten Gänge werden für den vergesslichen Gast auf einem hohen, schmalen Faltblatt ausgedruckt präsentiert. Schön, man kann sich schon freuen und außerdem ersetzt es den (elektronischen) Notizblock. Schön wäre noch eine schnelle Personalisierung gewesen, durch die Reservierung war der Name ja bekannt. Aber das sind i-Tüpfelchen, deren Fehlen nicht stört, deren Auftreten nichts desto weniger gefreut hätte.
Die Menüfolge:
Auf die Hand...
Ungestopfte Gänseleber
Hamachi
Steinbutt
Tea Time
Etouffee-Taube (für Milchkalb eingetauscht)
Gewürzbanane
Schokolade
Rohmilchkäse von Affineur Eric Lefebvre
Süßes Finale
Den ersten Heißhunger - immerhin ging es von der Stadtbahn noch fast 15 Minuten zu Fuß am Friedhof entlang - stillten zwei schön krosse, dunkle Brotsorten, die mit toskanischen Olivenöl, Maldonsalz und geschmacklich flacher, aufgeschlagener französischer Butter zwar nicht begeisterten, aber doch gefielen.
Los ging es dann mit einem vierteiligen, farbenfrohen Gruß aus der Küche. Enttäuschend allein die Lachspraline auf Avocado, eigentlich eine sichere Bank, die hier aber muffig schmeckte. Gazpacho im Reagenzglas, mehr süß-fruchtig, als würzig-scharf. Gut. Ein knuspriger Cannellono, gefüllt mit Rindstartar und Frischkäse, knusprig außen, saftig innen, feiner Geschmack. Sehr gut. Und schließlich die molekulare Bloody-Mary, eine Sphäre aus Tomatengelee, gefüllt mit (reinem?) Wodka. Wumms hatte das Kunstwerk auf jeden Fall. Hab mich ja schon als Fan des Dekonstruierten geoutet.
Die folgende Gänseleber, die mit einem tadellosen, warmen Brioche serviert wurde, ist in den Kommentaren zu Siebeckos Bericht sehr kontrovers diskutiert worden. Ich gestehe, dass ich auch mit einem zwiespältigen Eindruck zurückblieb. Einerseits ein optisch, sensorisch und geschmacklich sehr harmonisches Potpourri mit feiner Himbeerschicht und -Tropfen, knusprigem(!) Kürbisschwamm, Perlen und "Blüten" aus Sanddorngelee sowie einer perfekten, cremigen Nocke Pistazieneis. Unter dem Eis eine sehr weiche, aber gerade noch schnittfeste Leber, aber eben nur unter dem Eis. Dort, wo diese Kühlung nicht wirkte, rutschte für meinen Geschmack die Konsistenz ins Schmierige ab, leider. Ich denke, an diesem Punkt wird Gänseleber vollends zur Einstellungsfrage. Ich würde das Produkt trotz der zuvor beschriebenen Vorzüge nicht wieder wählen.
Klar dagegen der folgende, asiatische Gang, in Bewertung - sehr gut - wie in Produkt. Zwei Scheiben roher Hamachi, Gelbflossenmakrele, schön ins rosa spielendes, fettfreies Fleisch mit dieser herrlich knirschenden Textur. In der Menüfolge war die dazu gereichte bekannte thailändische Tom Kha Gai erwartbar, bis ich auf dem Teller die entsprechende Eisnocke fand! Sehr kokosmilch-samtig und mit dem bekannten exotischen Geschmack der Suppe, u. a. Galgant tippe ich. Platziert auf einem Mandelcrumble. Während der Couscous etwas blass blieb, setzten Paprikagel-Tropfen und grüne Mango farbliche und fruchtige Akzente. Letztere nicht nur als Relish, sondern auch in kleinen Smileys. Witzige Idee, noch nicht gesehen.
Der eigentliche Fischgang folgte mit einem sensationell intensiven, saftigen Filet vom Steinbutt. Als Topping getrocknete Nussbutter, die den Fisch genauso fein ergänzte, wie der schön ausgestrichene Brokkoli. Perfekt wär's gewesen, aber es sollte noch eine Zitrusfrüchte-beurre-blanc säuerliche Noten beisteuern. Leider hatte die Küche wohl zweimal zu Yuzu, Limone oder was auch immer gegriffen. Mit der ersten Berührung der Säurerezeptoren zogen sich die Gesichtsmuskeln zusammen. Viel zu sauer. So vollständig, wie es nur ging, befreite ich den Fisch. Die Rückmeldung an die Küche, so sie denn angekommen ist, wurde von dort nicht kommentiert. Immerhin hatte Siebecko bei diesem Gericht keine Zitrusfrüchte mehr. Da hab ich mich gern geopfert... ;-))
Erfrischt wurde nun mit Röllchen und Relish von der Gartengurke, dazu passende Dillblüten. Der Namens gebende grüne Tee als Essenz und Staub. Schließlich Limonensorbet, um den Gaumen aufwecken. Als Clou wurde jedoch am Tisch aus der Stickstoffkartusche Espuma von Monkey47-Gin in die Schale gegeben. Eventuell etwas mehr als vorgesehen, wurde das Sorbet doch fast verdeckt, wer genau hinschaut, entdeckt die gleichfarbige Nocke in der Bildmitte. Erfreulich, dass der Schaum schön fest blieb. Der herbe Geschmack nicht zu stark. Molekular, ick liebe dir!
Anstelle des vorgesehenen Milchkalbs hatte ich als Hauptgericht die Taube. Auch bei mir zwei sehr saftige Tranchen der Brust, saignant. Krosse Haut gab's leider nicht, aber Salzflocken, die den kräftigen Geschmack hoben und eine tadellose Rotweinjus. Perfekt. Beilagen wurden für den Bremer Fußballfan überwiegend in grün-weiß gehalten: Miso-Schaum, grüner Spargel, Buchenpilze, Erbsen als Mousse und "im Ganzen".
Mit der Gewürzbanane ging es in die Zielkurve. Siebecko hat den sehr schönen, sehr individuellen Gang erschöpfend beschrieben. Unterschiedlich nur die Behandlung der Banane, hier sous vide und dann (etwas zu wenig) überflämmt. Dadurch leichte Röstnoten. Petersilie schien mir der Aromaträger des Schwämmchens zu sein. Den Inhalt des dazu gereichte Gläschens darf man sich als Smoothie vorstellen.
Zum Dessert gegen meine übliche Wahl Schokolade mit Früchten, Erdbeere, Rhabarber, Yuzu und Minze. Ein Feuerwerk der Texturen: Creme-Eis, Sorbet, Mousse, Luftschoko, Gel, Crumble, Schaum, Saft, Likör und schließlich Papier. Sehr kreativ, sehr gelungen.
Dagegen wurden die das Menü offiziell beschließende 6 Käse mit Gurkenrelish, Maldonsalz und Haselnuss-Früchtebrot recht einfallslos präsentiert. Geschmacklich gut, aber nicht überragend. Das Brot dagegen sehr reichhaltig.
Zum Finale wurden diverse süße Leckerlis gereicht, alle mehr oder minder nett, es gilt das zum Käse Gesagte. Präsentiert in zwei Holzkistchen auf bzw. überwiegend in Kaffeebohnen. Was für den klebrigen Marshmallow nicht zu Ende gedacht war.
So endete das Menü, wie es begonnen hatte, mit Schönheitsfehlern.
Bei den Getränken habe ich mich zurück gehalten, stand doch am nächsten Tag eine anstrengende Veranstaltung an.
Als Aperitif einen sommerlichen Cocktail verschiedener Spirituosen und Zitrusfrüchte, der den Namen des Chefs trug (naja).
Zu Banane und Ananas ein restsüßer Riesling aus der Pfalz, mehr blieb nicht in Erinnerung; für 0,1l wurden 4,2€ gebongt.
Zur Schokolade sollte es ein Portwein sein. Eine etwas schwere Geburt, bis an der Bar ein (einfacher) Sandeman gefunden war. Entweder der Port oder der Cocktail wurden unter "diverse" mit 5,5€ in Rechnung gestellt, das andere Getränk ging ohne Erwähnung (gewollt oder übersehen) auf's Haus.
Das Wasser mit 7,4€ gewohnt überteuert. Besonders ärgerlich war aber, dass aus den verschiedenen Angeboten ohne Nachfrage Evian serviert wurde, immerhin 1,5€ teurer, als das preiswerteste Apollinaris. Das gehört sich einfach nicht, ich wiederhole das (un)gern. Auf Nachfrage wurde etwas von "Hausmarke" gemurmelt, was für ein Unsinn bei diesem Massenprodukt. "Deckungsbeitrag" wäre wohl zutreffend gewesen. Was wohl auch bewusst passiert, denn hier muss mit den Getränken Geld verdient werden. Die Frage nach dem Aperitif kam jedenfalls schon, bevor ich mich ganz gesetzt hatte.
Das Team des Kikillus hat bei meinem Besuch nicht vollends überzeugt.
Als Gesamteindruck - der Küche - bleiben die hohe Kreativität, die schönen Präsentationen, die tadellosen Produkte.
Was für meine Fotos leider überhaupt nicht gilt, und ich nicht auf das schwindende Licht schieben will. Angesichts der brillanten Bilder von Siebecko habe ich mich daher auf eine Auswahl beschränkt.