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Mit gewisser Vorfreude gelangte ich durch eine Tordurchfahrt auf den namensgebenden, gepflasterten Hof, der ohne Gäste etwas steril wirkte.
Aber bei entsprechenden Temperaturen sitzt es sich unter den vielen Bäumen bestimmt sehr angenehm.
Schon auf den ersten Blick sehr gemütlich dagegen das Restaurant-Innere.
Weiß gestrichene Wände in grobem Wischputz lassen das alte Holzständerwerk des recht niedrigen Raumes schön hervortreten; die Terrakottafliesen und das warme Licht schaffen italienische Stimmung. Und endlich mal wieder bequeme Polstersessel mit dunkelblauem Samt, in denen es sich stundenlang gut sitzen lässt.
Und sich von Inhaberin Denise König umsorgen, die, unterstützt von einem Kollegen hinter der Theke, den ganzen Abend über gut gelaunt den Service erledigte, souverän Speisen und Weine empfahl und noch einen entspannten Smalltalk einflechten konnte. Auch Beschwerden waren kein Problem. Als mir die Jahrgangs-Flaschengärung von der Gargano-Traube überraschend flach, müde und über dem Zenit erschien, wurde flugs ein leicht zu warmer Ferrari Maximum Rosé geöffnet, der aber im Eis schnell weiter abkühlte.
Solche Gastgeberinnen (und Gastgeber) braucht das Land!
Schönes Ambiente und gastfreundlicher Service, jetzt musste nur noch die Küche liefern:
Das gelang mal sehr gut, mal etwas weniger, insgesamt aber doch sehr zufriedenstellend. Und, wieviel schon das wert ist, erfahren wir gerade sehr schmerzlich.
Von den selbst gebackenen Broten gefiel das Focaccia gut, das Ciabatta leider durch. Entweder gut backen oder gut zukaufen ist inzwischen meine Meinung.
Blass geblieben
Chili-Mayo und Trüffelbutter waren dagegen gefällige, kräftige Aufstriche fernab der Kräuterquark-Hölle.
Als Appetithappen erreichte uns ein kleiner Block Schwertfisch auf einem Stück wunderbar knusprig gebratenem Weißbrot.
Schwertfisch-Happen
Nur leider hielt sich der Fisch trotz Kräutermayo und zweierlei Sesam geschmacklich doch sehr zurück. Trotzdem eine nette Tramezzino-Spielart.
Inzwischen waren wir auf eine gefällige Burgunder-Cuvée umgestiegen, natürlich nicht aus dem Burgund, sondern aus der Pomino Bianco DOC, der in die eher übersichtlich und preiswert gehaltene Weinkarte passte. Dazu natriumarmes Liz Wasser aus der Wetterau, nicht alltäglich in der Gastro.
Statt Menü wählten alle kreuz und quer durch die Karte, manche weniger, einer mehr.
Dafür startete ich vermeintlich leicht in vegetarischer Mission, was häufig mit Überraschung verbunden ist. Meine Crème brûlée
Kürbis Crème brûlée mit Apfel und Feta
mag vielleicht das Missfallen des Puristen aus Rheine erregen, ließ aber geschmacklich neben der Süße deutlich die verarbeiteten Kürbiskerne erkennen. Große Apfelperlen steuerten ein fruchtig-frisches Aroma bei und hatten in der Pfanne gleich noch die in Solingen so belächelten „Röstaromen“ bekommen. Als weitere Komponente war mit Knoblauch, Chili, Zwiebel in Olivenöl eingelegter Feta am Start, was sich mir leider nicht erschloss. Die beigefügten feinen Kräuter hätten für ein stimmiges Gericht völlig gelangt. Nach etwas Diskussion unter den Tischgenossen baten wir nochmal um eine Probe des Schafskäses und - sieh an, sieh an - solo bzw. mit Brot schmeckte das auch fein.
Quasi als Zwischengang fungierte ein kleines konstruktivistisches Gemälde. Jedenfalls erinnerten mich die zwei Tranchen von der Taubenbrust mit Mandeln und Kartoffel schwer an Werke von Malejewitsch.
Wie gemalt...
Das schwarze Quadrat des Tellers tat ein Übriges. Auffällig, wie dieses Gericht gegenüber der Optik der anderen Gänge aus - nun ja, auch dieser müde Witz will gemacht sein - dem Rahmen fiel.
Zurück zum Wesentlichen: Toller Teller! Rosa und zart das Fleisch, leicht kross die Haut. (Gerade bei Taube habe ich da so einige Reinfälle erlebt, selbst mit Stern.) Mit dem Mandelcrumble gab es nicht nur was zum Kauen, sondern auch eine hinreichend kräftige Ergänzung des ja durchaus eigenwilligen Geflügels. Dritter im Bunde der starken Aromen war Trüffel, als Schaum und reichlich in der geilen (Entschuldigung!) gebackenen Kartoffelpraline. Außen knusprige Panade, innen saftiges Püree. Sehr schön.
Da hatte es die rohe Fjordforelle mit Pasta (eigentlich auch ein Zwischengang) natürlich schwer.
Fjordforelle Pasta Pakchoi
Aber für unsere wilde Reihenfolge kann die Küche ja nichts.
Der Fisch war erstaunlich geschmackvoll, unterstützt durch das Salz seines Kaviars. Die Nudeln tadellos mit Biss und wurden durch eine Buttersoße herrlich süffig. Für Frische sorgten Radieschen-Scheiben und sehr schön knackiger Pakchoi. So ein richtiger Wohlfühlteller und durch den nordischen Twist auch nicht zu schwer.
Der aufmerksame Leser erinnert sich: Es sollte heute mediterran-leicht zugehen, nicht thüringisch-deftig. Aber für Kalbsschaufel mit sautierten Pilzen und Laugen-Knödel machte ich dann doch eine Ausnahme.
Kalbsschaufel, Pilze, Laugenknödel
Ein blitzsauberes Fleischgericht, das Schulterstück saftig und zart geschmort, aber noch mit Struktur. Die Pilze konnten was und der zu einer Trommel gerollte und gebräunte Knödel mit seinen groben Brezelfetzen eignete sich hervorragend, die in mehrfacher Hinsicht glänzende Soße aufzunehmen. Ein paar Spielereien aus Brotteig als Deko und zum Knabbern. Kein Zauber-, aber sehr schönes Hand-Werk. Wie so oft etwas weniger kreativ als die ersten Gänge, aber ich denke man muss (nicht nur in Erfurt) auch Gerichte für mehr traditionell orientierte Gäste haben. Und ich freu mich auch von Zeit zu Zeit über gut Geschmortes...
Mangels Käse wollte ich schon aussteigen, ließ mich aber doch zu ein paar eingelegten Früchten überreden.
Obstsalat mal anders
Nett.
Schlauer wäre als krönender Abschluss diese offenbar von gestischer Malerei inspirierte wilde Kreation
Mango, Waldmeister, Mojito...
aus Schokolade, Mangovariationen, Waldmeister, Feige, Orange, Blaubeeren, Keks und Mojito-Schwamm gewesen. Hau raus!
Vor allzu großer Traurigkeit bewahrte mich aber die überraschend gezückte Kreditkarte meines Gegenübers. So kann ich zu den Preisen nichts schreiben. Zur Leistung schon: Die war in der Gesamtschau genussvoll. Daher: Gerne wieder!