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Ganze zwei Jahre blieb diese Immobilie also von außen so scheinbar als noch bestehende Bierstube erhalten, bis sich im Sommer 2024 endlich neue Pächter fanden, die den verstaubten aber irgendwie auch schon ehrwürdigen Räumen wieder neues Leben einhauchen und den genannten Schriftzug mit ihrem Namen "Meersalz" ersetzen wollten. Neue Restaurants wecken dann natürlich auch in mir mal wieder die Neugier und machten es nun zum Ziel für mein Mittagsmahl an diesem Freitag.
Die Beckergrube ist vor allem für Kulturliebhaber sicher eine bereits häufig bewanderte Straße. Hier befindet sich nicht nur das große Theater, sondern dies ist auch die kürzeste Verbindung von der Innenstadt zum größten Veranstaltungsgebäude Lübecks, der MuK (Musik- und Kongresscenter). Dementsprechend findet der gastronomische Bereich hier viel potentielle Kundschaft vor, weshalb sie in dieser Straße auch zahlreich vertreten ist. In Nachbarschaft zum bereits seit Äonen besternten "Wullenwever", aber auch zu italienischen und Sushi-Restaurants will das "Meersalz" laut eigenem Webauftritt nun mit "Grill.Fish.Fusion" Meeres- und Grillspezialitäten in internationaler Ausrichtung anbieten.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt befindet sich das Restaurant dabei in einem traditionsreichen und Dank seiner Architektur einprägsamen Haus. Das komplett weiß gestrichene Treppengiebelgebäude stammt aus dem Jahre 1600 und fällt durch die zahlreichen, hübsch segmentierten Fenster bereits sehr positiv auf. Das strahlt von Außen viel norddeutschen bzw. Hanse-Charakter aus und lädt somit durchaus ein, das ebenfalls weiße Portal unter dem hellblauen Schriftzug des neuen Restaurants zu betreten.
Das Interieur des zwei Etagen umfassenden Restaurants versprüht glücklicherweise keineswegs einen angestaubten, noch von früheren Zeiten verrauchten Charakter aus, den man bei der vormaligen Bierstube eventuell erwartet hätte. Erhalten hat man aber erfreulicherweise den historischen Geist des Hauses, welcher vor allem in den dunklen Holztönen des Bodens, einiger Oberbalken, sowie des Lambris und der schön polierten Tische und Holzstühle des Obergeschosses wiederzufinden ist.
Trotzdem sieht man dem Restaurant die Modernisierung seit der ehemaligen Bierstube z.B. bei den komfortablen Stoffstühlen im Erdgeschoss an.
Zusätzlich an Wert gewinnt die Inneneinrichtung in einem Raum im Obergeschoss durch eine erhaltene Deckenmalerei.
Ergänzt wird die Atmosphäre durch ein paar Blumenvasen und -kübel auf den Fensterbänken, sowie modernen als auch historischen Installationen und Bildern an den Wänden.
Die Beleuchtung besteht neben einem Kronleuchter an der Bar/Theke zumeist aus einfachen Decken- und Wandspots, die die Räume in eine wärmeren Farbton hüllen.
Wenn die Gestaltung der Inneneinrichtung auf eine gemütliche Atmosphäre, in der man entschleunigt und entspannt wird, ausgerichtet sein soll, die aber auch Hochwertigkeit ausdrückt, dann ist dies hier meiner Meinung nach wirklich sehr gut gelungen.
Auch ein Innenhof gehört zum Restaurant, doch in der prallen Mittagssonne schätzte ich die kühle Atmosphäre im Erdgeschoss mehr.
An der Sauberkeit gab es weder im gesamten Gastbereich noch auf den Toiletten etwas zu bemängeln.
Als ich nun an diesem späten Mittag das "Meersalz" betrat, begrüßte mich an der Bar sogleich ein junger Serviceherr. Er kümmere sich dabei während meiner kürzeren Aufenthaltszeit alleine um Restaurant, in dem neben mir aber auch nur ein weiterer Gast residierte. Sowohl Freundlichkeit als auch Aufmerksamkeit ließen dabei zu keiner Zeit nach und selbst eine zwischenzeitliche Frage nach der Zufriedenheit ließ er nicht vermissen.
Wie eingangs schon erwähnt, handelt es sich beim Umfang der feilgebotenen Speisen um eine durchaus moderne, internationale Vielfalt, die aber vereinzelt auch deutsche Klassiker integriert und sich somit nochmals deutlich von der einfachen Küche des Bierstuben-Vorgängers unterscheiden soll.
Auf den 3 Seiten der Speisekarte entdeckt man bei den Vorspeisen z.B. asiatisch angehauchtes Thunfisch-Tataki, mediterrane Tomaten-Ananas-Burrata-Crostini, aber auch Fish & Chips. Auch die Hauptgerichte umfassen vielerlei kulinarische Regionen der Welt, vom Spinat-Risotto über den Grillhähnchen-Burger bis zur klassischen Scholle oder dem Roastbeef findet hier mit Sicherheit jeder Gast etwas Ansprechendes, auch unabhängig von der Ernährungsform.
Das Angebot ist also keineswegs überfrachtet, und dabei geschmacklich mannigfaltig unterwegs, was natürlich auch gut durchdacht und beherrscht sein will, damit sich die Kreationen nicht nur von Zutaten her interessant lesen, dann aber eher fade oder nicht ausbalanciert daherkommen.
Preislich kann man die genannten Vorspeisen für Beträge in einem Bereich von ca. 10-16€ bestellen, während man bei den Hauptgängen eine Spannweite von 14 bis 35 € hat. Um 10 € herum bewegen sich auch die 3 angebotenen süßen Abschlüsse. ?Auch in diesem Bereich hebt man sich also sichtbar von einer sehr einfachen, eher nur die Getränke begleitenden Küche ab und suggeriert durchaus einen Anspruch hinsichtlich der verwendeten Zutaten und deren Zubereitung.
Zu diesem Mittag lachte meinen Appetit dabei das Cajun Hähnchen mit Salat von roter Bete, Tomaten, Gurken, Oliven und Balsamico für 14,5 € am meisten an.
Ca. 15 Minuten nach meiner Bestellung wurde mir dann folgender Teller serviert.
Auf einem üppig gefüllten, gut gewählten, tieferen Teller thronten auf einem Bett aus knackigen Blattsalaten sogleich einige Stücke des Hähnchens. Es war nicht scharf angebraten und nun auch kein Wunder an Saftigkeit, aber von staubtrocken auch noch weit entfernt. Gut war hingegen die Würzigkeit, denn sowohl eine gute Portion Salz, als auch die mediterranen Kräuter und Pfeffernote der Cajun-Mischung waren nicht nur sichtbar, sondern auch voll schmeckbar.
Rote Bete kam in Form von rohen, aromatischen Streifen (zusammen mit ein paar Möhrenstreifen), Gurke als Scheibchen, Tomaten als Cocktailhälften und Oliven in ihrer geschwärzten Form zum Salat zusammen. Alle Komponenten waren frisch und knackig und selbst die Tomaten nicht nur wässriges Füllmaterial.
Das Balsamicodressing wurde am Boden noch durch ein Joghurtdressing ergänzt. Das war aber ganz gut ausbalanciert, denn sowohl die Balsam-Säure als auch Joghurt-Cremigkeit kamen zum Tragen und machten das Gemüse somit gut an.
Dazu gesellten sich sogar noch 2 mit Kräuterbutter bestrichene Weißbrotscheiben, die zwar aromatisch, aber leider schon kalt und nicht mehr kross waren. Auf diesen Zusatz hätte die Küche also auch verzichten können.
Sehr gerne habe ich dieses Gericht verspeist, in dem es außer vielleicht den Brotscheiben keinerlei geschmacklichen oder qualitativen Ausfall gab. Eher verdient die Würze von Hähnchen und Dressings sogar Lob.
Zusammengefasst bleibt mir vom neuen "Meersalz"-Restaurant also folgender Ersteindruck.
Das Ambiente verdient für mich wirklich volle Punktzahl, da es sich stimmig an die Historie des Gebäudes anpasst und dabei gleichzeitig hochwertig ist. So fühlt man sich als Gast umgehend wohl, hat sowohl einiges zu bestaunen, kann sich aber begleitet von lässiger Jazz- und Soulmusik voll auf die Kulinarik und/oder seine Gesellschaft konzentrieren.
Der mich an diesem Mittag bedienende Servicemitarbeiter unterstützte dieses Wohlbehagen mit einem freundlichen und aufmerksamen Auftreten.
Auf der kulinarischen Seite hat mir das Küchenteam mit dem leichten Gericht um das „Cajun Hähnchen“ in mediterran angehauchter Begleitung ein schmackhaftes, leichtes Mahl beschert, in dem an Geschmack als auch Würze nicht gespart. Nur die weichen, kalten Kräuterbutter-Brotscheiben und vielleicht allgemein Raffinesse und Liebe (z.B. bei der Garung des Hähnchens) führen hier doch zu etwa Abweichung von der Höchstpunktzahl.
Der Preis von aktuell 14,5€ ist also für mich kein Wucher, aber angesichts der Einfachheit auch noch nicht besonders preiswert.
Unterm Strich stellt sich die Wiederbelebung dieses ehrwürdigen, gastronomischen Gebäudes mit dem "Meersalz" für mich aber durchaus als gelungen dar und würde gerade dank seiner Mittagsöffnungszeit einen Platz auf meiner Liste für empfehlenswerte Mittagstische in der Lübecker Altstadt erhalten..