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Zuletzt im "La Paella" bewirtet worden waren wir im vergangenen September (am 06.09.); damals hatten wir auch vom Corona-Tod des Wirts Tico und seines Vaters erfahren gehabt, was uns ziemlich mitgenommen hatte; zumindest Tico hatten wir ja gut gekannt. Zuletzt Essen abgeholt hatten wir Mitte Mai; damals hatte die "Aussengastronomie" aus zwei Stühlen, einem kleinen runden Tisch und einem Aschenbecher bestanden und wurde, man kann es sich fast denken, ausschliesslich für Zigarettenpausen von Gästen genutzt. Deshalb waren wir bei unserer gestrigen Ankunft auch sehr überrascht, auf dem kleinen umzäunten Areal fünf eingedeckte Zweier-Tische vorzufinden. Ein uns unbekannter Service-Mensch war gerade dabei, einen weiteren großen Sonnenschirm aufzubauen, also warteten wir, bis er sich uns widmen konnte. Dann sagte ich brav unsere Namen auf und dass für uns ein Tisch reserviert sei; wir hatte die Wahl zwischen draussen und drinnen. Meine Senora wählte drinnen, wo wir die Wahl zwischen mehreren Tischen hatten.
Kaum hatten wir uns gesetzt, kam Senora Guzman aus ihrer kleinen Küche geeilt, begrüsste uns wie immer sehr freundlich und schenkte uns einige Minuten ihrer Zeit; wir unterhielten uns sehr nett, wobei natürlich die Themen Corona, Gesundheit und Neuigkeiten nicht ausgespart wurden. Zwischenzeitlich hatte die Servicekraft die Karten überreicht und wir begannen mit dem Aussuchen von Speis und Trank. Dabei musste ich leider feststellen, dass mein Lieblingsweißwein Condesa von der Karte verschwunden war; dagegen leider nicht verschwunden war das vermaledeite Bitburger als einziges Fassbier. Umgekehrt wäre es mir weitaus lieber gewesen! Immerhin ist Benediktiner Weißbier, zu dem ich griff, eine nicht zu verachtende Alternative. Als die Getränkewünsche aufgenommen wurden (für mich zunächst besagtes Weißbier (0,5l EUR 3, 80), für meine heute Fahrdienst habende Holde eine große Apfelsaftschorle (0,4l EUR 3,50). Als ich beim Service nachfragte warum es "meinen" Stammwein Condesa nicht mehr auf der Karte gäbe, fiel die Antwort nicht sehr überzeugend aus. Immerhin brachte man mir, begleitend von vielen "Pregos", ein Probegläschen vom derzeit ausgeschenkten "Nekras Viura Chardonnay". Na ja; an meinen Condesa kommt er nicht ganz heran aber in der Not frißt der Teufel Fliegen und trinkt der Simba eben mal einen Chardonnay. Die vielen seinen Dienst begleitenden "Pregos" des Servicemenschen, die an meinen Schatz gerichteten "Signoras", die sich im Verlauf unseres weiteren Aufenthalts zu "bella Signoras" steigerten, der Akzent und nicht zuletzt ein von dem guten Mann beim Hinausgehen zur Aussengastro leise geflötetes "Una festa sui prati" brachten mich zu der festen Überzeugung, dass dieser muntere Geselle keinesfalls von der iberischen Halbinsel sondern ganz eindeutig aus "Bella Italia" stammte. Ein "Trojaner" hatte also im erzspanischen "La Paella" Einzug gehalten. Wir konnten ein Gespräch am Nebentisch, das völlige Klärung brache mithören; der dort sitzende Gast kam aus Palermo und der Kellner aus Messina. Brutstätten vom Ndrangheta und Mafia; seis drum!
Mein Schatz bestellte sich als Vorspeise "Serrano Schinken mit Melone" (EUR 10,50) und als Hauptgericht "Garnelen gegrillt mit Brandy" (EUR 22,50), dazu ein Glas Sangria für EUR 6,50. Für mich wurde es einmal mehr die von mir geliebte "Sopa de Pescado" (EUR 6,50), als Hauptgericht "Medio Conejo" (EUR 16,50) dazu ein Glas des bereits erwähnten Nekeas Viura Chardonnay (0,2l EUR 6,50) und als Digestif einen "Orujo de Hierbas" für EUR 4,00; ich musste ja nicht fahren.
Meine Frau war mit ihren beiden Gerichten mehr als zufrieden; davon dass die Vorspeise fast schon üppig war profitierte ich; drei der großen gegrillten Gambas fanden den Weg von ihrem auf meinen Teller. Meine Fischsuppe, die eigentlich Meeresbewohnersuppe heißen müsste, da Senora Guzman neben diversem Fisch eine große Vielzahl an Muscheln, Garnelen und Kopffüßlern hineingibt, war wie immer über jeden Zweifel erhaben und geradezu ein Gedicht.
Da musste das Langohr einfach ein wenig abfallen. Medio Conejo bedeutet "halbes Kaninchen" und ein halbes Kaninchen besteht anatomisch aus Keule, Vorderlauf und einem halben Rückenstück. Das lässt sich aber eben nicht immer in die Praxis umsetzen; es hängt vielmehr davon ab was der Lieferant liefert. Wie mir Pico früher einmal erklärt hatte, können das entweder ganze Kaninchen, halbe Kaninchen oder auch einmal nur Keulen und Vorderläufe sein. Wie es wohl diesmal der Fall war, denn auf meinem Teller fand sich kein Rückenstück; schade. Keule und Vorderläufe schmeckten in Kombination mit den "Patatas de Casa", die auch mein Schatz zu seinen Gambas hatte, prächtig. Als ich im "La Paella" erstmals Conejo ass, und zwar mit Messer und Gabel, verwies mich Tico darauf, dass man in Spanien und vor allem in Katalonien die Kaninchenteile in die Hand nimmt, davon abbeißt und zuletzt die Knochen abnagt, so wie wir das im Bierzelt mit den halben Hendl machen. Den Rat habe ich seither befolgt; war mein gelbes Lacoste-Polo gestern eigentlich bereits nach der Suppe reif für die Waschmaschine gewesen, dann spätestens nach dem Verzehr der Hoppler-Teile.
Sehr lange kann der Italo-Trojaner noch nicht im "La Paella" arbeiten; als er zusammen mit der Rechnung und dem Karten-Maschinchen eine unetikettierte Flasche mit hellbraunem Inhalt nebst zwei Gläsern an den Tisch brachte, unterzog ich ihn einem kleinen Test, indem ich ihn nach dem Inhalt der Flasche fragte. Mir war die Antwort klar; ihm nicht und er musste deshalb in die Küche und bei Senora Guzman nachfragen. Die Lösung des "Rätsels" war natürlich klar: "Sol y Sombra"! Auch wenn er es nicht wusste, kann ich ihm bescheinigen, dass er einen guten Service gemacht hat; ein paar "Pregos" und "bella Signoras" weniger und er wäre noch besser gewesen. P.S. "Sol y Sombra" sprich Sonne und Schatten gibt es im Handel nicht zu kaufen; dieses Mixgetränk wird überall in Spanien in den Lokalen zusammengemixt; die Standardvariante besteht zu gleichen Teilen aus spanischem Brandy und Anisette. Geht aber auch mit Anislikör, Zitronensaft und Sodawasser; diese Variante gilt zwar generell als "Mädelsgetränk", schmeckt aber auch Knaben.
Fazit: Im "La Paella" mit seiner ausgezeichneten Küche fühlen wir uns immer bestens aufgehoben, die neue Aussengastronomie gefällt uns sehr gut; unser kleiner Kritikpunkt, dass die Bestuhlung im Innenbereich ein wenig bequemer sein sollte, ist nicht neu. Der neue Servicevertreter könnte ein bisschen mehr Spanisch und ein bisschen weniger Italienisch daherkommen; das würde sicher besser zum Stil ds Hauses passen.
Und selbstverständlich kommen wir wieder; das "La Paella" mit Senora Guzman ist und bleibt unser Referenz-Spanier.