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Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch meine Nichte plus Anhang an jenem Abend zugegen. Das ergab zusammen mit unserer dreiköpfigen Familie eine gesellige Runde in dem von mir bis dato noch nicht besuchten Kalimera. Seine Beliebtheit fiel mir bei so manchem Spaziergang zwischen Dorschberg und Alt-Wörth auf. Der große, zur Bienwaldhalle gehörende Parkplatz vor dem Lokal war stets gut gefüllt und der vom Restaurant ausgehende Grilldunst warb um Gäste nach alter olfaktorischer Manier.
Selbstverständlich hatten wir im Vorfeld einen Tisch für sechs Erwachsene und ein Kleinkind reserviert. Die Begrüßung durch die Hausherrin fiel angenehm freundlich aus. Ja, ich muss sogar zugeben, dass es im Inneren des Lokals recht gemütlich zuging. Steht man vor der schmucklosen, zwischen 1974 und 1977 erbauten Mehrzweckhalle, die heute primär von den Wörther Handballern genutzt wird, würde man hier wohl kaum griechische Gastfreundschaft vermuten.
Außenansicht am Abend
Hat man jedoch das Restaurant einmal betreten, kann man in dem von verklinkerten Wänden, einer breiten Fensterfront und einer angenehmen Beleuchtung geprägten, an diesem Abend nahezu vollbesetzten Gastraum durchaus eine nette Zeit haben. Zur Entspannung tragen neben dem freundlich agierenden Service vor allem die wohlgehopften Gerstensäfte aus dem Zapfhahn bei. Diese stammen allesamt von der Privatbrauerei Hoepfner aus Karlsruhe, deren Erzeugnisse sich auch bei bierdurstigen Pfälzern großer Beliebtheit erfreuen.
Mein erklärter Favorit ist das naturtrübe Kräusen, dessen halber Liter hier für faire 4,20 Euro ausgeschenkt wird. Da griff ich doch gerne zu und erhöhte später noch um einen weiteren Schoppen. Mein Schwager blieb dagegen beim frisch gezapften Pils (0,4l für 3,80 Euro), während sich meine Gattin eine Flasche alkoholfreies Bier (0,33l für 3,20 Euro) genehmigte. Die obligatorische Apfelschorle (0,3l für 3,30 Euro) fürs Töchterlein durfte natürlich nicht fehlen.
Die Auswahl an Speisen wirkte keineswegs überladen ohne auf die gängigen Standards vom Grill zu verzichten. Neben den üblichen Verdächtigen im Vorprogramm – gegrillte Peperoni, Gigantes, Dolmades, Schafskäse und gefüllte Champignons lauteten einige der wenig überraschenden Vorabgerichte – wurde vornehmlich Schweinernes vom Drehspieß geschnitten, auf Spieße gesteckt oder in Form von Hacksteak mit Schafskäse gefüllt.
Lammfilet und Rumpsteak erhoben mit Preisen um die 25 Euro pekuniären Führungsanspruch. Lediglich ein gemischter Grillteller war in der Karte gelistet. Diesen in einer „Metropole“ wie Wörth frech „Dorfteller“ zu nennen, hatte fast schon entlarvende Züge. Lachs, Zander und Kalamari kamen in verlässlichen Garnituren aus dem ewigen Eis, wo auch die panierten Tintenfischringe ihrer letzten Ölung im Fritteusenbad harrten.
So weit, so vorhersehbar der hier zu Teller gebrachte kulinarische Reigen eingedeutschter „Hellenika“ vom Grill und aus der Pfanne. Nach den zuvor genossenen Preziosen aus dem Mittelmeer und den dazugehörigen Pasta-Exzessen im fernen Kalabrien wirkte der Besuch beim Wörther Griechen wie ein kleiner Kulturschock für den Gaumen. Nun, viel Fleisch hatte ich in Süditalien nicht gegessen, was mich schlussendlich zu einem mit Schafskäse gefüllten Bifteki (14,80 Euro) greifen ließ. Bei so viel weißem Käse vom Schaf störte es dann auch nicht weiter, dass die frittierten Kartoffeltaler ebenfalls generös „feta-isiert“ auf dem Beilagenteller landeten.
Meine Frau trat – wie meistens beim Griechen – die fleischlose Flucht nach vorne an, was ihr eine althergebrachte Vorspeisenkombination (12,80 Euro) aus gegrillten Peperoni, Champignons und – man ahnt es vielleicht – gegrilltem Schafskäse einbrachte. Dass auch noch eine Portion Grillpeperoni mit Knoblauch und Kräutersauce (5,80 Euro) geordert wurde, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Auch eine gemischte Salat-Platte (9,50 Euro) traf auf hungrige „Hors D’oeuvr‘ler“. Meine Schwester gönnte sich eine Portion Gyros mit Tzatziki (14,80 Euro), während sich mein werter Herr Schwager an das panierte Schweineschnitzel (13,80 Euro) wagte.
Bei den Fleischgerichten war neben den frittierten Goldtalern vom Erdapfel auch ein kleiner Beilagensalat im Preis enthalten. Der kam vorweg, bestand primär aus gemischtem Blattwerk und schmeckte hauptsächlich nach dem Joghurtdressing, das ihn großzügig benetzte.
Der Beilagensalat
Da man die essigsaure Salattunke durchaus essen konnte, habe ich das von diversen Rohkosthügeln flankierte Grünzeug mit Appetit verschlungen. Der Krautsalat ging einmal mehr als unverzehrtes Resultat meiner angeborenen Rohkostschwäche zurück.
Die gemischte Salatplatte, die sich meine Schwester und ihr Mann vorweg schmecken ließen, hatte beachtliche Ausmaße. Einige der gegrillten Pfefferschoten, an denen sich in erster Linie meine Nichte erfreute, brutzelten wohl etwas zu lange über dem heißen Feuer, wodurch ziemlich verkohlte Ergebnisse erzielt wurden.
Schwarz-grüne Peperoni-Koalition
Naja, Röstaromen gut und schön, aber hier wären weniger wohl mehr gewesen. Na wenigstens wurde am Knoblauch nicht gespart.
Die Wartezeit zwischen Vor- und Hauptspeisen vertrieb uns die Jüngste am Tisch. Besonders meine Schwester und meine Nichte standen im Fokus unserer aufgeweckten Zweijährigen, die mal wieder nur so vor Tatendrang strotzte.
Dann prasselte plötzlich das von Fleischgerichten dominierte Hauptspeisengewitter auf uns ein. Die beiden panierten Schweineschnitzel, die meinem Schwager vorgesetzt wurden, machten optisch nicht den schlechtesten Eindruck.
Zwei panierte Schweineschnitzel
Auch der Gyros-Hügel meiner Schwester hatte durchaus seine saftigen Momente.
Ein Gyros-Hügel
Dagegen wirkte die reichhaltige Vorspeisenplatte meiner Frau eher unansehnlich.
Die Vorspeisenkombination
Den gebackenen Schafskäse hatte man samt Alufolie, in der er noch vor sich hin schmurgelte, zu den gegrillten Champignons und Peperoni gepackt.
Appetitlich sieht für mich anders aus...
Eine Beleidigung für jedes mitessende Auge, zumal auch bei ihrer Vorwegkombi die grünen Schoten viel zu schwarz vom Grill geholt wurden. Ob hier öfter Stammtische des CDU-Ortsvereins abgehalten werden, traute ich mich dann doch nicht zu fragen…
Wenn ich da den kulinarischen Vergleich mit dem etwa gleichteuren, mit kalten und warmen Vorspeisen bestückten Teller aus dem nicht weit entfernten Bayerischen Hof in der Ottstraße anstelle, so fällt mein Urteil über die uninspiriert wirkende Kalimera-Version doch recht bescheiden aus. Na wenigstens schien meiner Frau die fleischlose Grillgemeinschaft halbwegs zu schmecken. Mich hätte sie überhaupt nicht abgeholt.
Musste sie auch gar nicht, denn zeitgleich stellte mir die Servierdame eine saftige Hackaufgabe in Form einer Dorschberger Riesenbulette.
Mein Bifteki
Diese fiel recht saftig aus und wäre auch ohne ihr schafskäsiges Innenleben als beachtlicher Sattmacher durchgegangen. Einziges Manko: dem hackfleischernen Bulettenoval hätte weniger Salzwürze gut zu Gericht gestanden! Kein Wunder, dass die pikante Fleischportion den Trend zum Zweitbier deftig unterfütterte. Wahrlich kein Essen für chronische Nachdurstphobiker!
Wenigstens konnten die geschmacksneutralen Kartoffelchips aus dem Fettbad die Wucht am Gaumen etwas lindern.
Griechische Bratkartoffeln ohne Gaumeninformation
In der höheren Küche würde man von einem kulinarischen Kontrapunkt sprechen, hier war es eher eine fadfrittierte Beilage, die lediglich auf ordinäre Sättigung gepolt war.
Während mein Schwager die Reste seiner beiden Schnitzel mit einem halben Liter Hefeweizen hinunterspülte, waren wir uns am Ende alle einig, dass ein Ouzo wohl das bessere Dessert darstellen würde. Da ließ sich das Serviceteam dann auch nicht lumpen und gab für jeden am Tisch einen aus.
Dennoch war es ein gelungener Abend im gut gelaunten Familienkreis. Die Wiedersehensfreude mit der Familie meiner Schwester und das sonnige Gemüt unserer Kleinen ließen über kleinere kulinarische Defizite locker hinwegsehen. Für ein solides Gyros mit Tzatziki kann man hier durchaus mal wieder einkehren. Wobei mich nicht nur die Fleischqualität beim nahegelegenen Bayerischen Hof in der Ottstraße mehr überzeugt.
Nachtrag zum Verständnis der Rechnung: Da ich meine Schwester und ihren Liebsten zum Essen einlud und unser Töchterchen mal wieder gepflegt „räuberte“, bezieht sich der angegebene Gesamtbeitrag lediglich auf vier Personen.